Villa Wunderbar: Ein Waschbär zieht ein, Linnea Svensson,
gelesen von Martin Baltscheit, Der Hörverlag
In der alten Villa Wunderbar wohnen alle unter einem Dach:
Matilda mit ihren Eltern und dem großen Bruder, ihr Freund Joschi mit seiner
Mama und dem schrägen Erfinderpapa sowie Oma Hilde und Opa Günther. Im
Erdgeschoss der Villa betreiben Matildas und Joschis Mama zusammen einen
Waschsalon mit Café. Dort nistet sich eines Tages in einer der
Waschmaschinentrommeln ein kleiner Waschbär ein. Er wird Henri getauft, nach
Uroma Henriette – die kennt zwar keiner mehr, mit ihren Augenringen auf dem
Foto im Flur sieht sie dem Waschbären aber verdächtig ähnlich. Und eins steht
fest: In diesem Haus ist kein Tag wie der andere! Matilda und Joschi gehen
zusammen in die gleiche erste Klasse und da ist es selbstverständlich, daß sie
nach der Schule gemeinsam Hausaufgaben machen. Natürlich ist dann auch immer
Henri dabei, der immer genau aufpasst, daß er auch ja genug gekrault wird. Aber
heute ist es irgendwie anders, Henri ist gar nicht da und taucht auch erst mal
gar nicht auf! Da fehlt er ihnen sogar beim Spielen, weil niemand mehr
schummelt oder nicht verlieren kann! Gerade als sie ihn so richtig stark
vermissen, sehen sie, wie er einen geheimnisvollen Karton vor sich herschiebt,
den er offensichtlich verstecken will. Da ist die Neugierde der Kinder geweckt!
Ganz klar, schon allein diese ausgeklügelte Verpackung ist
der reinste Hingucker! Meine Jüngste hat es während sie krank im Bett lag, hoch
und runter gehört und dabei immer wieder die Villa Wunderbar aufgebaut und mit
kleinen Ü-Ei-Tierchen darin gespielt. Eine wirklich ganz hinreißende Idee,
nicht nur für ganz Kleine, die auch wirklich ganz toll die Illustrationen
von Nikolai Renger wiedergibt. Natürlich
sieht man so nicht alle Illustrationen des Buches, aber es vermittelt ein
tolles Gefühl für diese ganz besondere Villa und seine Bewohner. Dabei erleben
die Bewohner ganz unterschiedliche Abenteuer. Mal versucht sich der freche
Waschbär als Ziehvater für Findelkinder, mal verdächtigt er eine Frau im Café
eine gemeine Diebin zu sein, so daß er mit den Kindern die Ermittlungen
aufnimmt, oder ein Flohmarkt im Café für Gäste und Freunde sorgt für mancherlei
Überraschung. Sehr gut gefiel meiner Tochter die Schwäche von Henri beim
Spielen zu verlieren, während sie über „Waschbär-ärgere-Dich-nicht!“ lachen
kann, kann sie als Kind sehr gut verstehen, daß es Henri bisweilen sehr schwer
fällt, sich an Regeln zu halten. Manchmal erscheinen diese ja auch langweilig
und doof, bis man mal genauer darüber nachdenkt. Ein wirklich wichtiges
Kinderthema. Aber natürlich wäre Henri kein Waschbär wenn er nicht
leidenschaftlich gerne waschen würde, mit den eigenen Händen und nicht mit der
alten Miele, die er sein Zuhause nennt. Hier passt einfach der Inhalt zur
Verpackung. Ebenso liebevoll wie die Verpackung, sind auch die Geschichten
erdacht und erzählt. Es ist einfach ein rundum gelungenes Paket, auch wenn die
Geschichten nur gekürzt wiedergegeben werden. In der Villa Wunderbar ist die
Welt noch in Ordnung, egal wie viele Verbrechen Henri auch vermuten mag.
Hinter Linnea Svensson verbirgt sich das Autorenduo Sandra
Grimm und Ann-Katrin Heger, die viel Spaß beim Erfinden dieser warmherzigen
Geschichten hatten und dort am liebsten auch wohnen würden.
Martin Baltscheit, geboren 1965 ist Illustrator, Sprecher
und Autor von Kinderbüchern und sogar Kindertheaterstücken. Er liest die
Geschichte sehr lebendig und in einem sehr kinderfreundlichen, warmen Tonfall,
so daß dieses Hörbuch schon ab 4 Jahren empfohlen wird, auch wenn Matilda und
Joschi ja schon in die erste Klasse gehen. Bei einigen Geschichten insbesondere
als es um abstrakte Kunst und ihren Erfolg auf dem Markt ging, habe ich mich
schon gewundert, wie so junge Kinder das denn wirklich verstehen können, aber
ich denke, sie verstehen die Geschichte einfach auf einer völlig anderen Ebene,
als meine Achtjährige oder ich. Die Geschichten wandeln sich einfach mit dem
Erfahrungsschatz des Zuhörers, sind aber niemals grausam oder angsteinflößend,
sondern humor- und fantasievoll. Da die Konzentrationsspanne in dem Alter
bisweilen noch nicht so lange ist wie dieses Hörbuch von 1 h und 26 min, kann
man die 10 Geschichten auch einfach einzeln hören, so lange die Konzentration
eben mitspielt. Für ältere Kinder ist das natürlich kein Problem, durch die
Trackliste mit Angabe der jeweiligen Geschichte ist jedoch ein Wiedereinstieg
nach einer Pause, deutlich erleichtert.
Richtig schöne Geschichten voller Fantasie und Abwechslung
für aufgeweckte Kinder ab 4 Jahren.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Der Hörverlag für dieses
zauberhafte Hör- und Spielerlebnis.
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