Montag, 30. September 2019

Herzensbruder – Bruderherz, Andrea Schomburg, ungekürzte Lesung mit Camilla Renschke, Headroom Sound Production, 3 CDs 3 h 13 min



Herzensbruder – Bruderherz, Andrea Schomburg, ungekürzte Lesung mit Camilla Renschke, Headroom Sound Production, 3 CDs 3 h 13 min

Luise meint, sie wäre eine ganz normale Zwölfjährige, zwar Einzelkind, aber mit netten Freundinnen und liebevollen Eltern. Nun gut, sie sind etwas übervorsorglich, aber sie meinen es ja nur gut, auch wenn sie es manchmal übertreiben. Doch dann geschehen zwei Dinge die ihr Leben verändern: Ihre Mutter will, daß sie für den Besuch eines Freundes des Vaters das Haus aufräumen, wobei sie ein altes Fotoalbum findet. Dabei entdeckt sie, daß sie einen Zwillingsbruder namens Felix hatte, der wohl kurz nach der Geburt gestorben ist. Ist das der Grund für ihre Sorge um sie? Warum haben sie ihr nichts davon erzählt? Die Frage beschäftigt sie unentwegt. Auch noch als sie sich heimlich zum Jugendtheater-Workshop anmeldet, den ihre Eltern ihr aus Angst vor seltsamen Subjekten am Theater verboten haben. Als dort alle bei der Vorstellungsrunde nach Geschwistern gefragt werden, erzählt sie von ihrem coolen Zwillingsbruder Felix, dem Jugendtheaterstar und Hip-Hop-Champion. Alle wollen ihn kennen lernen und so gerät Luise in echte Erklärungsnot, aus der sie ausgerechnet Viktor, ihr verschlossener Klassenkamerad befreit.

Eine unglaublich einfühlsame und humorvolle Geschichte über den Mut zur Wahrheit und dem Mut seine Träume zu verwirklichen. Es ermuntert die Gedankenmauern einzureißen und als die Kreidestriche zu entlarven, die sie eigentlich nur sind. Ja, Luise lügt ganz schön viel, aber erst, nachdem sie merkt, daß ihre Eltern ihr etwas verheimlichen und sie fühlt sich dabei immer und immer unwohler, vor allem weil sie merkt, daß jede Lüge die nächste hinterher zieht. Meine Tochter (10) mag eigentlich keine Romanhelden, die lügen, betrügen oder stehlen, aber bei Luise geschieht dies mit so vielen Gewissensbissen und auch nur, weil sie etwas unbedingt machen möchte, daß ihr zwar verboten wurde, aber völlig zu unrecht. Sie ist eine gute Schülerin und erfüllt all ihre Pflichten, hat nette Freundinnen und eigentlich spricht nichts gegen eine Teilnahme. Das Schauspiel als solches ist weder verboten, noch hat es einen schlechten Einfluss, ihre Eltern machen sich nur Sorgen, weil die Gruppe nicht direkt in der Nachbarschaft probt. Doch wer in der Großstadt lebt, muss seinen Kindern auch mal etwas zutrauen, wenn sie älter werden. So erfüllt sich Luise ihren eigenen Traum, den vom Theater, den davon, mal etwas ganz alleine auf die Beine zu stellen, und den von einem großen Bruder, auch wenn Viktor nicht älter ist als sie. Aber Viktor hat Lebenserfahrung und sie kann nicht nur ihn kennenlernen, sondern auch viel von ihm. Für beide ist es ein Gewinn und beide gewinnen durch den Anderen an Mut und Selbstvertrauen hinzu. Allerdings müssen sie feststellen, daß ehrlich doch am längsten währt, da selbst in der Großstadt man solch eine Posse nicht unendlich durchziehen kann, ohne aufzufliegen und es ist auch ganz schön anstrengend! Das hat uns beiden sehr gut gefallen. Kinder und Eltern werden ermutigt: miteinander zu reden, ehrlich zu sein, einander mehr zu zutrauen und die Ängste im Kopf zu besiegen!

Dabei ist der Schreibstil von Andrea Schomburg wunderschön leicht und selbstverständlich, trotz des ernsten Themas. Durch die Ich-Erzählform fühlt man sich sofort angesprochen und die jungen Zuhörerinnen können sich leicht mit ihr identifizieren. Meine Tochter wollte immer wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Wie das Theaterstück sich entwickelt und ob Luise und Viktor auffliegen. Die Autorin hat jahrelang als Gymnasiallehrerin gearbeitet, was sich an der guten Verständlichkeit der Geschichte zeigt. Kein unbekanntes Wort, nichts, was ein Kind nicht auf Anhieb versteht, dafür aber Gefühle, die direkt ins Kinderherz gehen. Diese Geschichte ist in Prosa verfasst, was bei der Lyrik liebenden Autorin ungewöhnlich ist. Die Lyrik kommt daher bei den Liedern ins Spiel, die Luisa für das Musical singt.

Camilla Renschke als Interpretin war mir kein Begriff, aber ihr Foto auf dem Cover kam mir bekannt vor. Klar, sie spielte die Tochter von Kommissarin Inga Lürsen im Bremen Tatort mit Sabine Postel und Oliver Mommsen! Sie klingt jung, verletzlich und doch entschlossen, genau wie wir uns Luise vorgestellt haben. Dabei hat sie eine warme sympathische Stimme der man gerne stundenlang zuhört.


Da uns der Roman so gut gefallen hatten, haben wir uns unbedingt auch das Hörbuch gewünscht, um diese Herzensmomente immer wieder hören zu können.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Autorin für dieses wunderbare Rezensionsexemplar.

Sonntag, 29. September 2019

Blogtour zum Roman "Ein Reines Wesen" von Isabella Archan



Cassandra Carpers fabelhaftes Café – magische Cupcakes aller Art, Mona Herbst, Boje Verlag



Cassandra Carpers fabelhaftes Café – magische Cupcakes aller Art, Mona Herbst, Boje Verlag

Die 11-jährige, etwas pummelige Emma ist gerade erst mit ihren Eltern nach London gezogen. Ihre Eltern sind beide Schauspieler und ziehen daher ständig um. Freunde hatte Emma deshalb noch nie und auch ihre Eltern habe keine Zeit für sie. So ist sie ziemlich einsam und liest viel. Das lenkt von ihren Sorgen und Problemen ab, wie den Clark Brüdern, die sie in der Schule und dem Schulweg ärgern und ihr auflauern. An einem windigen Herbsttag flüchtet Emma vor ihnen in eine kleine Bäckerei, die auf dem Weg liegt. Die Inhaberin ist sehr freundlich und bietet ihr einen Cupcake an, der ihr Leben verändern soll. Dass dies ein magischer Cupcake ist und Cassandra Carper eine Hexe, die sich auf die Kunst des Backens magischer Cupcakes versteht, ahnt sie nicht. Noch viel weniger, daß Cassandra nach diesem Treffen verschwindet und nun das mächtigste Hexenbuch überhaupt, in Emmas Tasche steckt. Es ist mit einem Folgezauber belegt, der es Emma unmöglich macht, es loszuwerden. Denn sie ist seine neue Hüterin und muss es mit zwei Vertrauten vor den immer mächtigeren Schergen der Mume beschützen. Besonders kniffelig, wenn man noch nie Freunde hatte.

Dies ist ein magisches Fantasyabenteuer für junge Leser ab 10 Jahren, die abenteuerliche, unheimliche Geschichten voller Freundschaft und Zusammenhalt lieben!
Denn der magische Cupcake verändert in der Tat Emmas Leben, er verhilft ihr zu den Fähigkeiten, die sie benötigt, um die entführte Cassandra wiederzufinden und das ihr anvertraute Buch zu beschützen. Natürlich kann sie das nicht alleine und so findet sie erstmalig in ihrem Leben eine Freundin in der exzentrischen Paula aus dem Dachgeschoss. Soooo eine Freundin wollte sie eigentlich gar nicht haben, denn Paula ist echt schräg, aber nicht so leicht abzuschütteln und noch dazu ziemlich unerschrocken. Uns hat Paula im Sturm erobert! Bei ihrem großen coolen Bruder hat es etwas länger gedauert. Außerdem begegnen Emma und Paula auch noch einigen merkwürdigen Gestalten, bei denen sie nicht immer auf Anhieb wissen, was sie von ihnen halten sollen. Sie geraten in einen Strudel aus Ereignissen und stehen ständig vor der Frage: Wer ist Freund, wer ist Feind, wem kann ich trauen? Hier lernt man wirklich interessante Typen und noch abgefahrenere magische Wesen kennen, denen man nicht unbedingt im wahren Leben begegnen möchte.


Die Ausgangssituation ist etwas traurig, denn Emmas Eltern nehmen sie gar nicht richtig wahr und empfinden sie eher als lästiges Anhängsel. Ganz anders bei der etwas merkwürdigen Paula, deren Eltern völlig normal, besorgt und liebevoll sind und dennoch eine nicht durchschnittliche Tochter großziehen. Die Gleichgültigkeit Emmas Eltern, die im krassen Kontrast zur Fürsorge von Paulas Mutter steht, haben meine Töchter dann doch etwas nachdenklich gemacht, so sollen für sie Eltern auf keinen Fall sein, dann doch lieber etwas übervorsorglich ;) Da lachte natürlich mein Mutterherz! Auch hat das Buch ein Eigenleben, das Emma so gar nicht in den Kram passt, dennoch macht es Emma ganz schnell klar: daß sie Bücher anständig und sorgsam behandeln soll! Paula liest auch total gerne, ist aber auch ein großer Fan des Internets und es ist erstaunlich, was sie dort alles für Infos aus längst vergangenen Zeiten findet. Während sie staunt, ist Emma eher skeptisch, das kann doch gar nicht sein, nur weil es im Internet steht, muss es doch nicht stimmen, oder? Ein wunderbares Für- und Wider für die Internetnutzung mit verblüffenden Ausgang für Emma und liebe Eltern: das Internet schadet Euren Kindern nicht zwangsläufig! Eine wunderbare Mischung aus Fantasy und Abenteuer, daß klassische und moderne Elemente mischt. Mal witzig, mal einfach nur spannend und auch bisweilen unheimlich! Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, bietet aber Raum für eine Fortsetzung, über die wir uns sehr freuen würden!

Meine Töchter 12 und 10 Jahre, fanden beide das Buch unheimlich cool und spannend und empfehlen es unbedingt weiter. Mir hat es übrigens auch Spaß gemacht, es lässt sich unglaublich gut vorlesen, was nicht nur an dem unheimlich augenfreundlichen Druckbild mit relativ großer Schrift für das Alter und deutlichem Zeilenabstand liegt. Die Sprache ist einfach gefällig, da stolpert nichts, da klemmt nichts. Gerade beim lauten Vorlesen bemerkt man da oft große Unterschiede, die einem sonst nicht auffallen würden.

Mehr für Mädchen, als für Jungs, aber nicht zwingend, ab 10 Jahren.

Vielen Dank an die Lesejury, bei der wir uns dieses Buch dank unserer Bonuspunkte ertauschen konnten!

Freitag, 27. September 2019

Ein reines Wesen, Isabella Archan, Conte Roman Erscheint am 1. Oktober 2019



Ein reines Wesen, Isabella Archan, Conte Roman Erscheint am 1. Oktober 2019

Dies ist der 4. Fall der Grazer Inspektorin Willa Stark, die über Interpol zur Kripo Köln gelangt. Auch dort waren ihre engagierten Ermittlungen sehr erfolgreich, aber auch folgenreich, denn der finale Abschluss ihres letzten Falles „Anton zaubert wieder“ versetzt Willa in ein längeres Koma. Während ihre Mutter und ihre Kollegen bangend und zitternd ihr Erwachen erwarten, sitzt der Leiter der Kölner Rechtsmedizin Dr.Harro deNärtens Abend um Abend an ihrem Krankenhausbett und versucht sie ins hier und jetzt zurück zu holen. So auch, als ein Schrei durch das evanglische Krankenhaus im Weyertal gällt. Er stürzt zur Tür heraus, doch für die erdrosselte Krankenschwester kommt jede Hilfe zu spät.
Ein Jahr später hat Willa noch immer an den inneren und äußeren Verletzungen nach Erwachen aus dem Koma zu kämpfen. Auf Harros Rat hin, sucht sie eine Privatklinik in Saarbrücken auf. Eine Krankenschwester mit österreichischem Einschlag spricht sie auf ihre gemeinsame Grundschulzeit an, an die Willa sich nicht mehr zu erinnern vermag. Auch, daß sie einen Todesengel in der Klinik beobachtet hat, vertraut sie ihr an. Damit werden sämtliche Ermittlerinstinkte in Willa wieder geweckt, die derzeit in den Innendienst versetzt ist. Sie setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um diesen Vorgängen in der exklusiven Privatklinik auf den Grund zu gehen. Dabei soll ausgerechnet Kollege Zauber, der die Ermittlungen in der Kölner Klinik vermasselt haben soll, als ihr Kontaktmann dienen. Beide lechzen nach Rehabilitation.

Ganz nah am Geschehen, und doch keine Hilfe bei der Ermittlungen, dank des Komas. Für Willa eine komische Situation, nicht so sehr jedoch, wie der Unwille ihres Körpers ordentlich zu funktionieren. Die Schmerzen quälen sie ständig und beim Laufen versagt ihre Hüfte auch immer wieder den Dienst. Die junge Ermittlerin fühlt sich gestrandet, um ihren Elan und ihren Biss gebracht. Doch ihre Instinkte erwachen wieder, auch wenn sie die „Schulfreundin“ noch nicht einmal mag, oder sich überhaupt an sie zu erinnern vermag.
Eine sehr interessante Perspektive, mit einer Ermittlerin im Koma und einer offensichtlich psychisch gestörten Person, die in ihrer unmittelbaren Umgebung einen Mord begeht. Einer, der erkaltet und nicht aufgeklärt wird. Ein derartiger Vorfall wiederholt sich dort nicht nochmal, der Täter scheint davonzukommen. Aber es ist nicht Willas Fall, anders, als der saarländische Todesengel, den sie unbedingt zu Fall bringen will, sie spürt es ganz tief in sich drin, das da was nicht stimmt und so steigt sie in den Klinikalltag mit all seinen Intrigen, Klatsch und Tratsch ein und tritt auf der Stelle! Erst mal zu ihrem Bedauern nur als externe Beraterin.

Man spürt ihre Frustration richtig, daß nicht klar ist, ob überhaupt ein Fall vorliegt, oder ob sie riskiert sich vollends lächerlich zu machen. Dies macht einen Teil des Spannungsbogens aus. Verbrechen oder Hirngespinnst? Die Autorin spielt mit der Erwartungshaltung der Leser. Immer wieder hat sie mich an einem Punkt erwischt, an dem ich denke „och nö!“ und dann dreht sich der Plot und ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, denn ich fühle mich in meiner Voreingenommenheit ertappt! Ein herrliches Spiel mit unseren Vorurteilen und Klischees. Obwohl lange Zeit kein offizieller Fall vorliegt, ist man doch in den Bann des Klinikgeschehens und der „Vielleicht-Ermittlungen“ gezogen. Dieser Fall liest sich leicht und flüssig, aber ohne die humorigen Elemente, die andere Krimireihen von ihr haben. Der Gedanke, daß eventuell ein Mord geschehen sein könnte, den noch nicht einmal erfahrene Pathologen feststellen können, ist auch ein wenig gruselig. Es nagt an unseren Manifesten der Wissenschaftsgläubigkeit. Gibt es den perfekten Mord etwa doch? Während die eigenen Gedanken Karrussel fahren, versteht man langsam Willas verzweifelte Verbissenheit. Sie will sich beweisen, aber auch auf keinen Fall einen Täter oder eine Täterin ungeschoren entwischen lassen.

Willa ist ein kantiger Charakter, keiner bei dem man sofort denkt, daß man mit der unbedingt mal Kaffee trinken gehen muss. Aber sie ist interessant, selbstkritisch und wächst einem mit der Zeit ans Herz. Ihr Verhältnis zu Männern scheint etwas kompliziert zu sein. Da wir uns noch nicht so lange kennen (es ist mein erster, aber sicher nicht letzter Fall von ihr) weiß ich nicht warum, oder was dahinter steckt. Eine Ermitterlin mit Persönlichkeit und Profil, das mag ich gerne, ebenso wie ihr Gewissen, daß sie immer mal wieder daran hindert, die eine oder andere Dummheit zu begehen, oder eben gerade deswegen. Ein Krimi mit dem man gut ohne Vorkenntnisse in die Reihe starten kann, der aber auch nicht zuviel über die Vorgängerbände verrät.

Ein sehr ungewöhnlicher Krimi, den ich gerne weiterempfehle, nicht nur für Saarländer, Kölner oder steirische Sturköpfe ;)

Vielen lieben Dank an Isabella Archan und das Team vom Conte-Verlag, die mir das Manuskript anvertraut haben. Am Freitag 18.10.19 könnt Ihr Isabella am Stand des Conte Verlags in Halle 4.1/G38 treffen, Euch die in der Blogtour verloste Geschichte abholen und signieren lassen. Schaut unbedingt auf der Verlagsseite nach, dort findet Ihr alle Links zu den Stationen der Tour, wo ihr die einzelnen Buchstaben findet, die Euch zum Lösungswort führen. Denn es gibt einen ganz uns gar einzigartigen Gewinn: eine Rolle in einer Geschichte, die Isabella für den Namen Eurer Wahl schreibt. Das kann Euer Name sein, oder der einer anderen Person, die ihr mit diesem ganz besonderen Geschenk überraschen wollt! Viel Glück!

Donnerstag, 26. September 2019

Interview mit Isabella Archan zu „Ein reines Wesen“ Willa Starks 4. Fall, Conte Verlag mit Gewinnspiel!



Interview mit Isabella Archan zu „Ein reines Wesen“ Willa Starks 4. Fall, Conte Verlag mit Gewinnspiel!

Liebe Isabella, ich freue mich ja immer wieder von Dir zu lesen. Deine Krimiheldinnen sind zwar von dieser Welt, aber nicht so ganz durchschnittlich. Welche Deiner Heldinnen enthält am meisten Isabella?
Ich glaube, dass alle meine Helden Teile von mir mitbekommen. Als Schauspielerin bin ich es gewohnt, meine eigenen Tiefen auszuloten und dort nach Charakterzügen zu suchen, die ich ihnen mit auf ihre Reise durch meine Geschichten geben kann. Natürlich spielen auch andere Personen eine Rolle, die mich faszinieren oder beeindruckt haben.
Genauso ist es auch bei Opfern und den dunklen Charakteren, den Tätern. Ich recherchiere über psychologische Beweggründe und gehe an die Randzonen des Möglichen. Und auch bei ihnen spüre ich in meine eigenen verborgenen Schreckenskammern hinein.
Bei allen füge ich, wie in einem Puzzle, Stück für Stück die Eigenschaften und Verhaltensweisen zu einer Figur zusammen. Und – jetzt wird es etwas magisch – während des Schreibens entwickeln die Menschen in meinen Krimis ein Eigenleben und werden damit auch zu ganz eigenständigen Persönlichkeiten.
  
Zu Beginn von Willas neuesten Fall liegt Willa noch eine ganze Zeit im Koma und doch geschieht ganz in ihrer Nähe ein Mord, welcher sie auch nicht aufzuwecken vermag. Wie kamst Du auf die Idee, den Krimi erst einmal „ohne“ Deine Heldin zu beginnen?
Das hat mit dem Ende von Willas 3. Fall zu tun. „Anton zaubert wieder“. Es ist ein sogenannter Cliffhanger, der zu „Ein reines Wesen“ überleitet.
Dass Willa so nah bei einem Mord anwesend ist, aber durch die Umstände nichts davon mitbekommen kann, fand ich spannend und auch ein wenig unheimlich. Als sie sich viel später wieder auf Verbrecherjagd begibt, spielt dieser Mord ebenfalls eine Rolle.
Mehr verraten wird nicht J

In Willas neuem Fall brodelt die Gerüchteküche in den Kliniken. War es Dir ein Anliegen mal über Risiken und Nebenwirkungen von Klatsch und Tratsch zu schreiben, um zum Nachdenken anzuregen?
Es wird viel über Mobbing geredet. Dazu gehört auch böser Klatsch, der Betroffene oft in schwere psYchische Nöte bringt. Ein wenig Tratschen gehört vielleicht zur Natur des Menschen, aber, wo Gerüchte und Verleumdungen unter die Gürtellinie gehen, werden sie zu einer Waffe. Mit Worten kann man verletzen und großen Schaden anrichten. Jeder sollte sich dessen bewusst werden. Und sich in die Lage des Opfers versetzen. Wie wäre es, wenn über mich gelästert würde?
  
Du bist Schauspielerin und Autorin. Wie hast Du Dich auf das Kliniksetting vorbereitet? Warst Du auch schon mal in einer Pathologie?
Eine meiner Recherchepartnerinnen ist Rechtsmedizinerin und beantwortet meine Fragen. Auch war ich schon einmal in einem Sektionsraum und habe mir alles zeigen lassen.  Die Idee für den Krimi ist mir bei einem eigenen kurzen Klinikaufenthalt gekommen. Dort konnte ich hautnah die Umgebung, die Menschen und auch das Ambiente studieren und erfühlen.
Wenn ich schreibe ist es immer, als würde ich mich mitten in einer Filmhandlung bewegen. Ich bin die Spinne in der Ecke, die Maus unter dem Regal oder die Fliege, die um die Nasen der Akteure fliegt. Ich beobachte und sauge auf, dann schreibe ich es nieder.
  
Willa ist ein steirischer Sturkopf der nicht genug von Kaffee bekommen kann. Wie trinkst Du Deinen Kaffee am liebsten?
Mit viel Milchschaum. In einer großen Tasse. Vielleicht mit Kakaoflocken obendrauf. (Oh, jetzt hab’ ich Lust auf einen bekommen, mach’ ich mir gleich…)

Magst Du eigentlich Schmetterlinge und hat sich Deine Haltung zu ihnen nach diesem Buch geändert, so wie Daphne Du Maurier die Angst vor Vögeln schürte?
Ich liebe Schmetterlinge und bin glücklich, wenn ich im Garten von einem umflattert werde.
Ganz im Gegenteil, mag ich diese wunderbaren Wesen nun umso mehr, und die Transformation der Raupe in einen Schmetterling finde ich unglaublich faszinierend. 
Aber ich mochte auch noch Katzen, nachdem ich Stephen Kings Kurzgeschichte „Die Höllenkatze“ gelesen habe. Kennt ihr die? Gruselig – genial.

Bei Dir als Schauspielerin sind Live-Lesungen immer ein Erlebnis der besonderen Art. Gibt es einen Ort an denen Du Dir sehnlichst eine Lesung wünschst?
Keinen bestimmten. Meine MordsTheaterLesungen führen mich an ganz viele unterschiedliche Orte. Ob Buchhandlung, Kino, Theater, Restaurant, Feinkostladen, Café, Wohnzimmer, Bunker, Saal, Weinhaus, Schwimmbad, Schloss oder auch Gartencenter – es ist immer toll vor Publikum meine Krimis zu präsentieren. Hier verbinden sich die Schauspielerei und das Schreiben. Gewürzt mit meinem schwarzen österreichischen Humor. Den auch Inspektorin Willa Stark hat. Hier schließt sich der Kreis.
Vielen liebem Dank!

Und hier geht es zum Gewinnspiel: Euch ist sicherlich aufgefallen, daß im Interview ein Buchstabe aus dem Rahmen fällt, es ist der letzte Buchstabe unseres gesuchten Lösungswortes.
Was es zu gewinnen gibt?
Es gibt eine Rolle in einem Kurzkrimi von Isabella Archan, die Euch auf den Leib geschrieben wird! Der Kurzkrimi soll dann auch schon bereits auf der FBM 19 verteilt werden, damit er auch genügend Aufmerksamkeit erhält! Natürlich werden Eure Daten nicht veröffentlicht, aber Ihr werdet Euren Wunschnamen wiedererkennen, versprochen!
Dies ist der letzte Beitrag, daher, jeder der mitmachen will, sollte daher schon das ganze Lösungswort kennen.
Teilt das Lösungswort bitte bis zum 2.10.19 an presse@conte-verlag.de mit, zusammen mit Eurem Wunschnamen für die Rolle. Eine Kontaktmöglichkeit ist dann auch gegeben, damit Euch Euer „persönlicher“ Krimi zu geschickt werden kann! Die Geschichte wird es als kostenloses ebook und als print geben. Mit der Teilnahme bestätigt Ihr, daß Ihr mit der Veröffentlichung des Namens als Figur in einer Kurzgeschichte. Ausgelost wird am 4.10.19. Der Gewinner wird per mail benachrichtigt und über die Verlagskanäle bekannt gegeben.

Teilnahmebedingungen:
1.             Dies ist ein Gewinnspiel das Teil der Blogparade ist. Facebook und Instagram haben nix damit zu tun. Mitarbeiter des Conte-Verlages und deren Angehörigen sind leider von der Teilnahme ausgeschlossen
2.             Der Gewinn ist einzigartig und kann nicht ausbezahlt werden.
3.             Es gibt nur einen Gewinn und keinen Rechtsanspruch auf diesen, möge Fortuna mit Euch sein!
4.             Es wäre super, wenn Ihr mir, den anderen Blogs der Blogparade und dem Conte-Verlag folgen würdet, on-off-Aktionen sind aber extrem uncool. Dadurch würde man auch eine Menge verpassen!

Mittwoch, 25. September 2019

Wieso, Weshalb, Warum? Profiwissen Altes Ägypten, Hörspiel, Jumbo Verlag 1 h 26 min.



Wieso, Weshalb, Warum? Profiwissen Altes Ägypten, Hörspiel, Jumbo Verlag 1 h 26 min.

Die vier Freunde von der Schulbuchredaktion Finn (11), Ben, (10) Jette (11) und Lilli (9) fliegen gemeinsam mit Finns Eltern nach Kairo. Doch statt sich direkt an den Hotelpool zu legen, wollen sie erst einmal auf Recherchetour gehen und die Fragen ihrer Mitschüler für die nächste Zeitungsausgabe beantworten. Ihre Mitschüler haben Ihnen eine Menge Fragen in den Redaktionsbriefkasten geworfen. So geht es erst einmal grundsätzlich um die Frage, wo Ägypten liegt und wann die Alten Ägypter lebten. Zum Glück lernen sie noch im Flugzeug eine Archäologin kennen, die Ben von seiner Flugübelkeit mit interessanten Geschichtsfakten zur Einteilung der Perioden der ägyptischen Hochkultur und einem Überblick über die wichtigsten Pharaonen, also Herrscher Ägyptens gibt. In Kairo gibt es dann ein hochmodernes Museum, in welchem sogar die Einbalsamierung der Toten multimedial aufbereitet wird. Für die Hörer gibt es daher in der Hülle eine Illustration (keine Sorge, nicht ekelig), die die Einbalsamierer bei der Arbeit zeigt. Aber auch alte Artefakte und Schmuckstücke aus den Grabkammern Tutanchamuns sind dort zu bestaunen. Am nächsten Tag fahren sie ins Tal der Könige, um die Pyramiden zu bestaunen und eine Grabkammer von innen zu besichtigen. Dabei werden sie von einem Gleichaltrigen geführt, dessen Mutter Deutsche ist, so daß er perfekt Deutsch spricht. Bereitwillig erklärt er, an welche Götter die Ägypter glaubten, ob ihre Mumien für die Ewigkeit gemachte waren und wie das Grab des Tutanchamuns im Jahre 1922 entdeckt und als Weltsensation gefeiert wurde. Der Anblick all seiner Schätze wirft die Frage auf, wo der Reichtum der Ägypter eigentlich herkam, immerhin sind 2/3 des Landes von Wüste bedeckt. Die Frage stellen heißt hier aber auch, dass man sicher sein kann, daß sie beantwortet wird. Dann darf man die Freunde noch an eine echte Ausgrabungsstätte begleiten (immerhin haben sie ja schon im Flugzeug eine deutsche Archäologin kennengelernt). Dort erhalten die Kinder beim Anblick der Reste eines Wohnhauses einen Einblick in das Leben einer ägyptischen Familie, und erfahren, woher man heute eigentlich noch so viel über diese untergegangene Hochkultur weiß. Dabei ist natürlich das Alphabet der Ägypter nicht zu vernachlässigen und im Booklet findet sich daher noch zusätzlich zum Hörspiel ein Überblick über die wichtigsten Hieroglyphen. Erst nachdem alle ihre Fragen beantwortet sind, springen die Freunde zum Schluss doch noch in den Hotelpool.


Meine Älteste liebt diese Reihe, da sie über ein auditives Gedächtnis verfügt, und sie sich mit dieser Reihe auf spannende und unterhaltsame Weise nicht nur wichtiges Schulwissen aneignet, sondern auch die Welt um sie herum, mit jedem Thema etwas besser versteht und Zusammenhänge erkennt. Die vier Wissensprofis sind schon fester Bestandteil ihrer Hörkultur, wobei sie gerade den Hörspielcharakter abwechslungsreich findet. In diesem Band hat sie sich besonders über ein Wiederhören mit ihrem Lieblingssprecher Robert Missler gefreut. Denn neben den wirklich frisch und authentisch klingenden Kindersprechern, werden immer wieder sehr bekannte Sprecher verpflichtet, die dem Hörspiel seine akustische Selbstverständlichkeit vermitteln. Dabei ist alles gut verständlich, inhaltlich, sprachlich, als auch von Aussprache und Lautstärke her.

Wirklich überzeugend finde ich die Struktur und den didaktischen Aufbau des Hörspiels. Das fällt den zuhörenden Kindern nicht so auf, aber beim bewussten mehrmaligen Zuhören, bzw. bewussten Lesen der Trackliste, wird es offensichtlich. Erst einmal bekommen die Zuhörer einen geographischen Überblick, dann die historische Einordnung der Zeitperiode, die hier behandelt wird, da es ja nicht um die aktuelle Situation in Ägypten geht, was sicherlich auch spannend wäre, aber vielleicht weniger für Kinder. Erst nachdem das Grundgerüst steht, wird auf die drängenden Fragen, die Kinder neugierig machen, eingegangen. Dabei ist alles stets in den Forschergeist der Kinder eingebettet, die erläutern was sie erleben/sehen oder die Gelegenheit nutzen und ihre drängendsten Fragen an die Experten richten, die sie gerade treffen. Bisweilen  geschieht dies geplant, bisweilen ungeplant, wie die Archäologin, die sie zufällig im Flugzeug kennen lernen. Dabei werden die Freunde stets als ganz normale Kinder dargestellt, mit Stärken und Spezialgebieten, aber auch mit Schwächen, wie z.B. Flugübelkeit. Es werden bei den einzelnen Themen diese nicht nur angerissen, sondern diese auch ineinander verzahnt, so daß mithörende Eltern immer wieder über einzelne bislang unbekannte Details staunen können. So war mir bisher nicht bewusst, daß das frühere Theben nunmehr Luxor heißt.

Diese Reihe vermittelt nicht nur alles erforderliche Wissen für Grundschule und Unterstufe, es zeigt auch, dass Lernen Spaß macht, auch auf konventionellem Weg. Wissensaneignung durch Museen, vor Ort, durch Fragen, aus Büchern oder Internetrecherche ist spannend und somit auch irgendwie mehr als nur nützlich – es ist cool.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei dem Jumbo Verlag für dieses Hörexemplar.

Dienstag, 24. September 2019

Die Nachtflüsterer (2) – Die Bedrohung, Ali Sparkes gelesen von Oliver Rohrbeck, der Hörverlag, 4 CD s gekürzte Leseung 4 h 54 Minuten



Die Nachtflüsterer (2) – Die Bedrohung, Ali Sparkes gelesen von Oliver Rohrbeck, der Hörverlag, 4 CD s gekürzte Leseung 4 h 54 Minuten

Noch immer wachen Elena, Tima und Matt jede Nacht um 1.34h auf. Noch immer bleiben sie wach und treffen sich und oft auch, ihr „Vertrauenstier“. Auch wenn der Schlafmangel steigt, wollen sie auf keinen Fall auf ihre neuen Fähigkeiten verzichten und schon gar nicht auf ihre neuen Freunde. Eines nachts finden sie den Vampir, oder was immer Spin sein mag, verletzt im Gestrüpp. Er ist völlig benommen und weiß nicht genau, was ihm passiert ist, reagiert aber ungehalten und aggressiv. Vorerst denken sie sich nicht so viel dabei. Auch nicht als sie nacheinander alle einer fremden jungen Frau begegnen, die ihnen ganz merkwürdige Fragen stellt und bei jeder Begegnung merkwürdiger und gefährlicher wird. Außerdem bemerken sie eine neue Gabe an sich, die zwar praktisch, aber auch etwas unheimlich ist. Vorerst unbemerkt bleibt die sich langsam aber sicher ausbreitende Atemnot. Es werden schon die Bestände an Asthmamitteln in den Apotheken knapp. Woran das aber liegt, weiß keiner so genau.

Dieser Band setzt unmittelbar am Folgeband an, als die Zufallsfreunde eine große unbekannte Gefahr von ihrer Heimatstadt abwendeten. Leider gibt es weder eine kurze Zusammenfassung, noch ein Personenverzeichnis. Es lohnt sich wirklich Band 1 noch mal schnell vor Start von „Die Bedrohung“ zu hören, denn es ist sofort von Anfang an ziemlich spannend und unheimlich. Ausgerechnet der undurchschaubare „Vampir“ Spin wird von den drei Freunden ausgeknocked und verletzt aufgefunden, angeblich kann er sich nicht mehr erinnern, was ihm passiert ist. Ganz langsam braut sich eine bedrohliche Atmosphäre zusammen, während die Alltagsschwierigkeiten der „Nachflüsterer“ um sie herum weitergehen. Elenas Mutter ist nach wie vor manisch-depressiv und das junge Mädchen muss sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um ihre alleinstehende Mutter kümmern. Matt wird immer noch von seinem alkoholkranken Vater verprügelt und in der Autopflege eingebunden, während seine alten Schlägerfreunde nun ihm nachstellen. Tima findet nach wie vor keinen Anschluß in ihrer Privatschule und soll nun gemeinsam mit ihrer Erzfeindin ein Duett in der Schulaufführung singen, was bei dieser natürlich gar nicht gut ankommt. Diese Alltagserzählstränge gefallen mir ausgesprochen gut und sie entwickeln sich auch in einem angemessenen Tempo weiter. Leider schaltet diese Geschichte irgendwann von Fantasy auf Dystopie/Science-Fiction um. Dabei nimmt sie nicht nur stark an Geschwindigkeit zu, sondern wird auch wieder schwerer zu durchdringen. Ich empfinde es etwas als einen Bruch, daß der Vampir wohl nicht „nur“ ein Vampir ist.... Der Showdown ist für mich auch nach mehrmaligem Hören etwas undurchdringlich, auch wenn ich ihn wohl intellektuell wohl verstanden habe, ging es mir emotional etwas zu schnell. Allerdings, auch wenn ich hier von Vampir schreibe, nein, allen Klischees zum Trotz, ist dies ein Abenteuer ab 10 Jahren, es gibt keinen schmachtenden, lakonischen Vampir, in der Tiefe dessen seelenvollen Blickes man sich verlieren könnte. Nein, es ist vor allem spannend und unheimlich, es geht aber auch um Freundschaft, Zusammenhalt und Aufopferung. Wichtig ist auch die Kommunikation mit der jeweiligen Tierart, mit der jeder einzelne Nachtflüsterer sich verständigen kann. Sehr gut gefällt mir, daß nicht nur die süßen, „schönen“ Tiere wichtig sind, sondern es am Ende vor allem, die unansehnlichen, die man meistens Ausrotten will, das Ruder rumreißen. Das hat schon starke emotionale Momente, es ist aber weder Liebesgeschichte, noch Romanze, auch wenn ich ja immer noch an Spins-Vampirdasein zweifle...

Auch dieser Folgeband wird wieder unverkennbar von Oliver Rohrbeck  (die Stimme von Justus Jonas, Richard Fish von Ally McBeal, Ben Stiller, Chris Rock....) gelesen. Stark im Ausdruck und wandelbar, kann man ihm wirklich gut folgen und hört gerne zu. Er schafft es Emotionen auszudrücken, nur über die Stimmlage und nicht über die Lautstärke, das finde ich prima, da man die Lautstärkeregler einmal für das ganze Hörbuch einstellt. Ebenso mag ich die regelmäßig gesetzten Tracks, die nie länger als 5 Minuten sind, so daß ich bei jeder überraschend längeren Hörpause schnell wieder an die richtige Stelle springen konnte. Wenn man sich die Cover genau ansieht, kann man immer in der rechten unteren Ecke eine Tierskizze erkennen. Jedes Tier steht für die Tierarten, mit denen einer der Dreien kommunizieren kann.

Dieses Genre-Cross-over hat mich dieses Mal etwas mit gemischten Gefühlen zurück gelassen, doch auch wenn ich stets den Anfang stärker finde als das Ende, will ich auf jeden Fall noch den Abschlussband „Die Verschwörung“ dieser Triologie hören, die mir insgesamt durchaus gut gefällt.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Hörverlag für diese spannende Hörunterhaltung.

Montag, 23. September 2019

Der Fall der linkshändigen Lady – Ein Enola Holmes Krimi, Nancy Springer, Knesebeck



Der Fall der linkshändigen Lady – Ein Enola Holmes Krimi, Nancy Springer, Knesebeck

Nachdem die 14 jährige Enola Holmes, die kleine Schwester von Sherlock und Mycroft eine Betrügerin entlarvt hat, hat sie inkognito deren Büroräume übernommen und residiert dort nun als Dr. Ragostin, wissenschaftlicher Perditor. Denn solange ihre Brüder sie suchen und in ein Internat für höhrere Töchter schicken wollen, ist dies ihre einzige Möglichkeit in Freiheit zu leben. Ihr erster potenzieller Kunde ist ausgerechnet Dr. Watson, der Dr. Ragostin beauftragen möchte Sherlocks kleine Schwester zu finden. Dabei verrät er Enola unabsichtlich, daß der große Sherlock die Übernahme des Falles der verschwundenen 14-jährigen Lady Cecily abgelehnt hat. Solche Fälle seinem ihm zu langweilig, nicht jedoch seiner Schwester, die neugierig ist, was mit ihrer Altersgenossin geschehen ist. In einer weiteren Identität sucht sie die Mutter des verschwundenen Mädchens auf. Ein Blick in deren Zimmer ist wie ein Blick in ihre geheime Seele. Genau wie sie, sehnte sie sich nach Freiheit und sollte dennoch in die Zwänge ihres Geschlechts in der damaligen Zeit gepresst werden. Ganz klar ein Fall für sie!

Wie auch schon im ersten Fall, werden immer wieder die Rolle der Frau in der Gesellschaft im Jahre 1889 in den verschiedenen Schichten thematisiert. Egal welcher Schicht man als Mädchen oder Frau angegehörte, so war man doch immer in eine Rolle gepresst. Nun wird die Gesellschaftskritik jedoch erweitert, denn nicht nur Frauen und Mädchen waren ohne Rechte, eigentlich der Großteil der Gesellschaft. Ein Grund für Karl Marx sein monumentales „Das Kapital“ zu verfassen. Wie die junge Perditorin nun erleben muss, gibt es noch viel mehr Menschen, die sich über die Klassenunterschiede und Zwänge in London aufregen, als nur sie. Doch viele greifen zu anderen Mitteln, die nicht immer friedlich sind. So gerät sie in große Gefahr. Je mehr sie diese am eigenen Leib spürt, desto mehr bangt sie um die junge Cecily, die spurlos verschwunden zu sein scheint.

Der zweite Band ist deutlich spannender als der erste und konzentriert sich auch wirklich mehr auf den Fall, als auf seine Ermittlerin. Auch kommt das Verschwinden der jungen Adeligen viel früher zur Sprache. Zwar sind die familiären Hintergründe im Auftaktband interessant gewesen, haben für meinen Geschmack aber zu viel Raum eingenommen. Diesmal sind sie wie ein roter Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ohne diese jedoch zu erdrücken. Dabei reagieren sowohl die Perditorin, als auch der Meisterdetektiv diesmal sehr emotional, wodurch ihnen Fehler unterlaufen. Doch wer wird wird durch diese Fehler mehr Schaden nehmen, Bruder oder Schwester? Sehr untypisch die Mitglieder der Familie Holmes von der Logik abweichen zu sehen, aber durchaus reizvoll, gerade für die Zielgruppe junger Damen. Für diese finde ich sehr gut, die sozialen Misstände dieser bisweilen verklärten Zeit und die sozialen Errungenschaften, die wir seitdem erfahren durften klar und deutlich vor Augen zu führen. Sprachlich ist es für die Zeit und die Zielgruppe angemessen und gut verständlich zu lesen. Einen erläuternden Anhang zu den angerissenen politischen Ereignissen und Anschlägen hätte ich aber noch ganz schön gefunden.

Ich bin etwas hin- und hergerissen, was ich von der Auflösung des Falles halten soll. Einerseits finde ich es etwas unglaubwürdig, andereseits passt es aber gedanklich und von der Weltsicht her zur damaligen Zeit und zu den klassischen Holmesfällen. Auch die Vielzahl an Tarnidentitäten und Verkleidungen passt zu dem klassischen Detektivroman. Ganz eindeutig ist dieser Band aber kurzweiliger als der erste  und auch spannender. Er hat mir wirklich gut gefallen!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für diese spannende Fortsetzung.

Samstag, 21. September 2019

Henning, Ein Elch reist ins Glück, Antje Szillat, Jan Birck, dtv Verlag



Henning, Ein Elch reist ins Glück, Antje Szillat, Jan Birck, dtv Verlag

Henning ist ein stolzer, junger, edler Elch aus den tiefsten Wäldern Schwedens. Dummerweise ist er Tierfängern ins Netz gegangen und lebt seither in einem Filmtierpark in der Nähe von Berlin. Da er von seiner Familie, seinen Freunden und seiner großen Liebe Finja getrennt ist, wird er immer melancholischer. So kommt es, daß er als toter oder kranker Elchdarsteller für Filmaufnahmen sehr gefragt ist. Gegen seine Traurigkeit steckt man eines Tages, seinen ehemaligen Waldgefährten Ole in sein Gehege. Der erzählt ihm den neuesten Klatsch aus der alten Heimat, unter anderem, daß „seine“ Finja, sich nun mit dem Angeber Boris verloben will. Finja lebt und wurde nicht vom Grizzly gefressen?! Bei nächster Gelegenheit macht sich Henning aus dem Staub, um die anstehende Verlobung seiner Finja zu verhindern.


Es folgt ein abenteuerlich – nachdenklich – witziger Roadtrip! Henning hat es eilig, alleine käme er niemals rechtzeitig in seinen Heimatwald, um die Katastrophe zu verhindern, aber immer wieder nimmt ihn jemand im Auto mit. Dabei bekommt der Mitfahrer Henning, stets alle Sorgen und Nöte seines jeweiligen Fahrers erzählt. Henning stellt sich artig vor, wird aber stets falsch verstanden. Daher lauscht er und ist damit der beste Therapeut. Die Fahrer fühlen sich von ihm verstanden, er ist so ein guter Zuhörer! Beim Erzählen stellen sie fest, daß sie eigentlich schon selbst die Lösung all ihrer Probleme kennen, sie müssen sich nur trauen. So wie Henning sich traut und auf die Erfüllung seines Glücks hofft. Jeder der Reisegefährten ist anders, vom Alter, Geschlecht und von den Wünschen her, doch allen kann Henning in seiner stillen Freundlichkeit helfen. Jeder traut sich sein eigenes persönliches Glück in Angriff zu nehmen. Denn auch wenn jeder den Weg zum Glück finden kann, fällt es einem nicht in den Schoß. Man muss auch mal was wagen. Es gibt keine Garantie. Manchmal ist der Weg auch holpriger und nicht immer sonnig, doch die nächste Lichtung kommt bestimmt.

Man merkt, daß Autorin Antje Szillat selbst an das Glück und an die Liebe glaubt, die mal mehr Arbeit macht und manchmal nur genossen werden muss, aber immer ein Risiko wert ist. So kommt es, daß trotz Hennings Melancholie, diese Geschichte sehr aufmunternd ist. Sie schenkt Mut und macht Spaß. So gibt es neben allen Denkanstößen auch jede Menge Spaß und Abenteuer, sowie running-gags. Denn so unterschiedlich seine Weggefährten auch sind, so haben sie doch alle etwas gemeinsam. Sie verstehen ihn nie richtig! Sehr schön finde ich, daß selbst die schrägsten Typen hier noch liebevoll dargestellt werden und auch das Alter in Person von Phine nicht nur mit Respekt, sondern Wärme präsentiert wird. Man muss diese Helden einfach lieben.

Jan Birck ist auch der Illustrator von Antje Szillats erfolgreichen Flätscher-Comic-Romanen. Diese sind als gefährliche Verbrecherjagden aber viel düsterer illustriert. Trotz aller Sorgen und ungewissenem Bangen, sind die Bilder lichtdurchflutet und warm. Dabei sind die Elchblicke bisweilen unbezahlbar! Aber auch jenseits der Blicke lassen sich viele witzige Details finden, die das gemeinsame Lesen mit Kindern zu einem großen Spaß werden lässt.

Dieses Buch passt in keine Schublade. Da es das Geheimnis des Glücks offenbart, ist es eigentlich eine Geschichte, die in jedes Alter passt, zeitlos zauberhaft, offenbart es die verschiedenen Facetten von Glück und die geschwungenen Pfade, die man bisweilen gehen muss, um die Wegrichtung tief verborgen in seinem Innersten zu finden; denn Glück ist ein ganz persönliches Gefühl.  Zitat; „Und was ist mit der Liebe?“ „Liebe, oh ja, die kommt gelegentlich auch darin vor.“

Ein Buch, daß man zusammen lesen kann, aber auch wunderbar verschenken. Zum Aufmuntern, gemeinsamen Lachen, oder einfach glücklich sein. Eine Geschichte, die man gut mehrmals lesen kann und in der man immer wieder schöne neue Gedanken und Zitate entdecken kann, oder eben lustige illustrierte Details.

Dieses Buch ist Balsam für die Seele! Es macht einfach glücklich.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Antje Szillat, Jan Birck und dem dtv Verlag für diese vergnüglichen Stunden mit Henning, Phine & Co.

Freitag, 20. September 2019

Die Hinerks im Teufelsmoor, Christa Warncke & Barbara Thiel, Illustration Lea Fröhlich



Die Hinerks im Teufelsmoor, Christa Warncke & Barbara Thiel, Illustration Lea Fröhlich

Diesmal nehmen die Hinnerks, das sind Esel Eduard von Egon, Fohlen Sarah Fee, Kater Kralle, Rabe Helmut und Zauberer Wurzel das Teufelsmoor unter die Lupe. Das Teufelsmoor klingt schaurig, ist aber ein ganz zauberhaft magischer Ort in Niedersachsen, nördlich von Bremen, im Landkreis Osterholz. Lange Zeit wurde er von den Menschen gefürchtet und dennoch ist es seit rund 270 Jahren besiedelt, wenn auch recht dünn. Es ranken sich Sagen und Legenden rund um das Moor, die mal schaurig, mal schön sind. Daher werden auch gleich einige davon erzählt, z.B. wie man das Regenbogenglück einfängt, oder die Geschichte vom Nebelsuppenspringen, ein Spiel, das sich die Hinnerks ausgedacht haben. Danach wird der Aufbau des Moores gezeigt, und einige fröhliche kindgerechte doppelseitige Illustrationen mit Sprechblasen folgen. Man sieht die Moorbewohner und mit Gedichten zu Spinnen und Ringelnattern soll den Kindern die Angst vor ihnen genommen werden. Dass auch nachts im Moor so einiges los ist, kann man auf einem Nachtbild mit Suchsel erfahren. Das Bilderbuch endet mit dem Expertenwissen zum Moor, das seine Entstehung in einfachen Worten und Bildern erklärt, sowie seine Bedeutung. Nun ist klar, warum es so wichtig ist, die Moore zu erhalten und zu schützen z.B. indem man darauf achtet, nur torffreie Blumenerde zu kaufen! Denn das Torf wächst nur ganz langsam, nur 1 mm im Jahr und wird es gestört werden große Mengen Treibhausgase freigesetzt! Das ist ganz schlecht fürs Klima. Also Augen auf, beim Erden-Kauf!

Die Geschichten rund ums Moor sind sehr fantasievoll und muten märchenhaft an. Dazu gibt es auf den wunderschönen Illustrationen eine Menge zu entdecken. Gerade nachdem ich das Buch aufgeschlagen habe und die Illustration zu Stille und Dunkelheit betrachtete, wollten mir mein Mann und meine Jüngste das Buch aus der Hand nehmen und jeder es betrachten. Ich liebe es, wenn man merkt, daß ein Bilderbuch Kinder sofort fasziniert. Es wechseln sich reine Doppelseiten mit farbigen Illustrationen mit textlastigen Geschichtenseiten ab, so daß es ein ausgewogenes Gesamtbild gibt. Dabei wird auf den übrigen Seiten gerne gereimt und es gibt kleine Hinweiskästchen zu Besonderheiten der Gegend. Diese sind recht kurz und knapp und überfordern auch die Konzentrationsspanne von Kindergartenkindern nicht.


Für Nicht-Norddeutsche hätte ich mir ein paar Worte zu Ort und Lage des Teufelsmoores gewünscht, ich musste es tatsächlich googeln. Ich konnte meiner Tochter nicht 100 % sicher sagen, daß es das überhaupt gibt. Hier hätte ich mir eine Karte oder einfach einen Hinweis gewünscht. Auch das Frau Sonnentau eine realexistierende fleischfressende Pflanze ist, die im Moor wächst und nicht eine bloße Geschichtengestalt, hätte ich mir deutlicher herausgestellt gewünscht, da Kinder dazu neigen, Fakten und Geschichten in ihrer Vorstellung zu vermengen. So werden die vorlesenden Eltern dies wohl erklären müssen. Aber gerade wenn Frau Sonnentau ein Gesicht hat und gierig mit geöffneten Mund sich nach proteinreicher Nahrung im Moor streckt, bleibt dies haften. Natürlich ist die Entstehung und die Bedeutung des Moores etwas komplexer und so ist hier auch eine andere, aber immer noch recht einfache und gut verständliche Darstellung gewählt, bei der nicht nur die Kinder, sondern auch die vorlesenden Eltern etwas lernen, wie sie ganz persönlich einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.

Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Expertenexemplar bei den Hinnerks.