Dienstag, 29. August 2017

Fabelhafte Feline Bd. 1, Antje Szillat, Angela Glökler, Coppenrath



Fabelhafte Feline Bd. 1, Antje Szillat, Angela Glökler, Coppenrath
Feline ist kreuzunglücklich als sie mit dem Wagen auf ihrem neuen Zuhause im Norden ankommen. Anders als ihre schöne ordentliche Wohnung in Bamberg ist der „Glückkleehof“ ein reines zugewachsenes heruntergekommenes Chaos, der reinste Rumpelhof! Hier soll ihr Vater die Tierarztpraxis des Onkels wiedereröffnen? Noch ehe sie die Schönheit des verwilderten Gartens entdeckt hat, spürt sie eine unheimliche Präsenz, trifft den Nachbarsjungen Tom von einem angrenzenden Pferdehof und einen riesigen Kater mit Leopardenfell, der sich ihr als Paulo von Panama vorstellt. Bitte was? Ein Kater der mit ihr spricht? Aber nur mit ihr, es ist ihr Seelenverwandter der sie beschützt und ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Paulos Rat ist auch schon schnell gefragt, als kaum, das der Umzugswagen auf den Hof gerollt ist, eine bärbeißiger Bauer mit einem Alpaka auftaucht, das sich nicht von dem neuen Tierarzt, Felines Vater aus dem Anhänger führen lassen will. Während alle Menschen ratlos vor dem Hänger stehen, weiß Paulo sofort was Sache ist, doch wie soll Feline seinen Rat unbemerkt weitergeben?
Der Auftakt zu dieser neuen Mädchenbuchreihe vo Antje Szillat ist ebenso gelungen wie das dezent schillernde Cover und die Illustrationen von Angela Glökler, mit der wir eine uns bis dato unbekannte, sehr ansprechende Illustratorin kennenlernen durften. Die Schwarz/Weiß-Zeichnungen sind wirklich warmherzig und ansprechend, genau wie diese Geschichte, die mit einer wirklich ausgewogenen Mischung an Freundschaft, Geheimnis, Tierliebe und Grusel überzeugt. Ja, tatsächlich Grusel, was das Cover jetzt nicht unbedingt erahnen lässt. Denn diese unheimliche Präsenz, die Feline bereits zu Beginn spürt, ist sehr real und noch sehr geheimnisvoll. Wir möchten unbedingt mehr darüber wissen und sind sehr zuversichtlich, daß Paulo im nächsten Band Feline noch mehr über diesen seinen Widersacher verraten wird. Dieser Erzählstrang baut eine echte Spannung über mehrere Bände auf, zusätzlich zu den spannenden Fragen, was denn den einzelnen Tieren fehlen mag, der Frage ob Feline neue Freunde finden wird, oder ob Bauer Knutson dem neuen Tierarzt nun das Leben schwermachen wird. Die Geschichte ist daher eigentlich auch für Jungen geeignet, allerdings werden diese sich von dem wunderschönen Cover wahrscheinlich nicht angesprochen fühlen.
Für Kinder sehr gut nachvollziehbar ist Felines Traurigkeit über den Verlust ihrer alten Freunde und ihrer Heimat. Zum Glück ist ihre Mutter sehr einfühlsam. Der Umgang innerhalb der kleinen Familie ist überhaupt sehr vorbildlich. Über die Ordnungsliebe der Familie konnten meine Töchter aber nur kichern.
Die Sätze sind bisweilen etwas länger und vor allem für Mütter, die die Namen durcheinanderbringen etwas schwieriger (die Töchter hatten aber stets den Durchblick und korrigierten mich mit einem überhaupt nicht vorwurfsvollen „Mama!“). Aber nein, unbekannte Wörter werden im Text nebenbei erklärt und für die Zielgruppe ab 8 Jahren weisen die Sätze durchaus eine sinnvolle Länge auf. Die Sprache ist auch wirklich der Altersgruppe angemessen, die Kinder sollen sich ja auch mit ihren Büchern entwickeln. Durch die angenehme Buchlänge von knapp 140 Seiten hat Feline auch eine echte Chance bei jungen Leserinnen zu punkten, die nicht so gerne lesen. Daher habe ich es auch bereits meiner Freundin empfohlen, die ihrer Lesemuffeltochter zur Einschulung des kleinen Bruders ein 240 Seiten-Buch schenken wollte. Ich bin fest überzeugt, mit dem richtigen Buch, bekommt man auch echte Lesemuffel zum Lesen und diese Reihe hat wirklich das Potenzial einige tierliebe Mädchen zu Bücherwürmern zu machen.  Ein tolles Geschenk zum Start ins neue Schuljahr und bei dem Einführungspreis von 4,99 € kann man es auch einfach mal so verschenken.
5 von 5 Sternen, da sind wir 3 uns absolut einig.

Burg Schreckenstein, Filmhörspiel, Der Hörverlag



Burg Schreckenstein, Filmhörspiel, Der Hörverlag
Ich liebe die Schreckenstein-Bücher von Oliver Hassencamp. Als ich sah, daß diese verfilmt wurden, war mir sofort klar, meine Töchter müssen den Film unbedingt sehen!
Trotz anfänglicher Zweifel waren sie völlig begeistert und haben sofort einige der Streiche nachgemacht. Was habe ich mich über all die Zahnpaste unter den Türklingen kaputtgelacht! (na gut, gegrinst habe ich schon). Da ich das Filmhörspiel sofort haben wollten, hörten sie erst einmal mein Hörbuch gelesen von Rufus Beck zu einem der Originalbände. Das gefiel ihnen gut, aber nicht so gut, wie dieses Filmhörspiel.
Warum? Die Bücher werden hier ein wenig „entstaubt“:
Der elfjährige Stephan ist entsetzt: Er soll aufs Internat in die alte Burg Schreckenstein, um seine Noten zu verbessern. Der Direktor dort ist ein alter Freund seiner Mutter, die nach der Scheidung berufsbedingt (sie ist Stewardess) sich nicht genug um ihn kümmern kann. Zum Glück nehmen die Schreckensteiner Jungs Ottokar, Mücke, Strehlau und Dampfwalze ihn schon bald in ihren Rittergeheimbund auf, der regelmäßig in der verborgenen Folterkammer tagt. Hiermit beginnt der Internatsspaß für Stephan erst richtig beginnt! Gemeinsam wird in den alten Gemäuern des Jungeninternats eifrig an Streichen verschiedenster Art getüftelt, um den arroganten Mädchen des benachbarten Internats Rosenfels eins auszuwischen. Einer ihrer Streiche hat jedoch zur Folge, daß der Klassenraum einer der Mädchenklassen, als einsturzgefährdet eingestuft wird und diese Klasse (inklusive Mückes Schwester Inga) kurzweilig auf Burg Schreckenstein untergebracht wird. Doch die Mädels sind keineswegs auf den Kopf gefallen und lassen sich allerhand einfallen, um es den „Schreckies“ heimzuzahlen. Doch manchmal kommt alles ganz anders, als man denkt …
Dieses Filmhörspiel ist wirklich Kino für die Ohren! Es sind die Originalstimmen aus dem Film und auch die Filmsongs werden eingespielt, wenn auch leider nicht ausgespielt. Das Vokabular wurde entstaubt, das Wort Drahtesel wurde natürlich nicht mehr verwendet und sogar die Mädchennamen wurden modernisiert. Warum Mückes Schwester nun Inga statt Ingrid heißen muß und Sophie plötzlich Alina, werde ich nicht begreifen, denn Ottokar durfte seinen komischen Namen immerhin behalten. Was bei mir einen Sternabzug kostet, ist dass das Thema Ritterlichkeit in dieser Modernisierung für meinen Geschmack zu kurz kommt. In den Büchern sind die „Ritter“ nicht „Schreckis“ stets ehrlich, dürfen nicht fuschen und lügen. Ihre Streiche dürfen nichts zerstören und keinem wirklich schaden, sie rauchen und sie trinken nicht, anders als die „Hühner“ von Rosenfels. Hier sind die Kinder erst 11 Jahre alt, da wird Tabak und Alkohol nicht thematisiert, in der Vorlage sind sie deutlich älter, was auch Sinn macht. Denn der Ritterrat muß natürlich aus Oberstufen- und nicht aus Unterstufenschülern bestehen. Filmisch sind 11 Jährige für einen Kinderfilm aber durchaus besser. Die Burg Schreckenstein hat ein besonderes pädagogisches Konzept, das auf Vertrauen und Eigenverantwortung basiert, weshalb der Direktor „Rex“ ein wirklich gutes Verhältnis zu seinen Schülern hat. Bei der Verfilmung/Filmhörspiel kommt mir das etwas zu kurz, es wirkt auf mich eher wie das antiautoritäre „Summer Hill“ und ich bekomme bisweilen tatsächlich Verständnis für Frau Dr. Horn die Leiterin des Mädcheninternats, was in den Buchvorlagen nie der Fall war. Dennoch ist das Hörspiel wirklich kurzweilig und gut zu verstehen (bei Hörspielen habe ich oft das Gefühl, daß sie beim 1. Hören verwirrend sind, ein Problem, das hier nicht entstand). Auch die Lautstärke ist hervorragend ausbalanciert. Henning Baum und Sophie Rois hört man sofort heraus und beide spielen ihre Rollen wirklich hervorragend, man hört richtig die Ruhe und Ausgeglichenheit des „Rex“ und die überspannte Überkorrektheit von Frau Dr. Horn. Harald Schmidt habe ich nicht herausgehört (psst, das darf mein Mann, ein riesiger Harald Schmidt-Fan, nicht wissen). Die Kinder klingen natürlich alle jung, aber sie nennen sich so oft gegenseitig beim Namen, daß keine Verwechslungen aufkommen können.
Meine Kinder, die ja nun auch mein Hörbuch hören durften, finden das modernere Filmhörspiel viel besser und den Film hammerstark. Sie geben dem Filmhörspiel glatte 5 von 5 Sternen. Das ist ein Phänomen, daß ich immer wieder beobachte, denn auch andere Kino-Neuadaptationen, finden sie viel besser, als die von mir geliebten Originale. Der Filmemacher wußte also genau was er tat, er wollte ja die Kinder und nicht nur die Eltern ins Kino locken. Die Kinder sollen einen zweiten Teil fordern! Da aber durchaus noch Ähnlichkeit mit der literarischen Vorlage besteht, finde ich es wirklich gut gemacht und werde mir dann auch mal den Film anschauen (meine Kinder haben mir ernsthaft versichert, daß das Hörspiel dem Film entspricht) und bin auch Fortsetzungen gegenüber offen. Sie finden, das Hörspiel sei, als würde man den Film nochmal sehen! Klar, das Cover entspricht ja auch dem Filmplakat! Anders als bei Hörfilmen von Disney-Filmen ist das auch völlig ausreichend, uns haben keine Bilder gefehlt.
Sie sagen 5 Sterne, ich sage 4 Sterne, aber sie sind die Zielgruppe und ich bin Puristin…..

Samstag, 26. August 2017

Befreiungsschlag, Stefan Gemmel, Uwe Zissener, Arena Verlag



Befreiungsschlag, Stefan Gemmel, Uwe Zissener, Arena Verlag
Der 17 jährige Maik hat sein Leben bislang versemmelt. Sein Hauptschulabschluß ist so schlecht, daß an einen Ausbildungsplatz nicht zu denken ist. In einer Berufsfördermaßnahme sitzt er seine Zeit ab, wenn er sie nicht schwänzt. Sein Leben scheint darin zu bestehen, mit seinen Kumpels abzuhängen und auf den nächsten Ärger zu warten. Kommt ihm einer dumm, schlägt er zu. Doch das zu oft und zu heftig, daher verurteilt ihn die Jugendrichterin zu 1 Jahr und 6 Monaten auf Bewährung. Während der 3 jährigen Bewährungszeit hat er 80 Sozialstunden und anschließend ein Antigewalttraining (AGT) zu absolvieren.
Damit steht er mit einem Bein in Haft, doch auch das rüttelt ihn nicht wach. Seine verzweifelte Mutter und sein wütender Großvater verlangen von ihm, das AGT auch wirklich anzutreten. Doch bis dahin muß er erst noch binnen zwei Wochen die Sozialstunden ableisten, weil er sich mal wieder um nichts gekümmert hat. Die Ableistung der Bewährungsauflagen werden für Maik zu einer riesen Herausforderung. Nach und nach muß er sich sich selbst, seinen Ängsten, Nöten und Taten stellen. Das AGT und seine Teilnehmer werden zu einem festen Bestandteil seines Lebens und zu seiner Reise zu sich selbst.
Ich wollte ja schon immer wissen, wie so ein AGT abläuft, aber meine verurteilten Mandanten, haben mir immer nur sehr ausweichend geantwortet. Als ich von diesem Buch erfuhr, wollte ich es daher unbedingt lesen und es hat sich gelohnt! Als Leser begleitet man Maik zu 30 AGT-Terminen keinen einzigen darf er verpassen, egal wie schmerzhaft die Erkenntnisse sind, die er über sich selbst gewinnt. Denn das AGT ist letztendlich ein Verhaltenstraining. Um sein Verhalten zu ändern, bedarf es nicht nur der Einsicht, daß es falsch ist, man muß verstehen warum man so handelt, warum man bisher wie zwanghaft in ein Verhaltensmuster fiel, um es zu durchbrechen und zu ändern. Man dringt tief in Maiks Kopf, der anfangs nicht sympathisch ist. Seine Gedanken befremden und stoßen ab. Nach und nach beginnt er zu hinterfragen. Warum er so geworden ist. Man stößt auf eine Spirale des Mobbens und der Gewalt. Sehr gut gefielen mir die Einblicke in die Entstehung des Mobbings und die Nöte die es bei den Betroffenen auslöst. Wie die Opfer nicht selten, um den Druck, den sie erleiden, endlich rauszulassen, selbst zu schlagen. Wie die Opfer zu Gewalttätern werden, um ihre Opferrolle endlich zu durchbrechen. Dies ist sehr eindrucksvoll und nachvollziehbar beschrieben. Aber es entschuldigt nicht, es erklärt. Zudem zeigt Maik am Ende die Einsicht auf, wie er sich selbst aus dieser Spirale der Gewalt befreien kann.
Viele Leser mögen denken, ja das betrifft mich nicht, mit solchen Leuten habe ich nichts zu tun. Wirklich? Noch nie aus gefühltem Gruppenzwang einen Mitschüler verächtlich gemacht, oder einen Dritten grundlos respektlos behandelt? Dies könnte schon ein Mosaik in der Abwärtsspirale des Betroffenen sein. Bei sämtlichen Amokläufen werden die Täter als Außenseiter beschrieben, doch wie sind sie dazu geworden? Meist trägt die Umgebung eine Mitschuld und so sollte sich der Leser fragen, was kann ich tun, um mich nicht mitschuldig zu machen? Warum kann ich nicht jemanden der anders ist, einfach anders sein lassen, ohne einen blöden Spruch oder einen abschätzigen Blick.
Dieses Buch macht nachdenklich, es rüttelt wach und führt hoffentlich auch bei den Lesern zu einer eventuell nötigen Verhaltensänderung.
Das Autorenduo besteht aus dem erfolgreichen Kinder- und Jugendbuchautor Stefan Gemmel, selbst Vater zweier schulpflichtiger Kinder. Seine Lesungen sind legendär, man sollte ihn unbedingt man live erleben, denn nicht umsonst ist er bereits zum Lesekünstler des Jahres gekürt worden. Wer aus NRW kommt hat demnächst im Oktober ihn im Rahmen des rheinischen Lesefestes Käptn Book in Bonn live zu erleben.
Uwe Zissener ist Dipl. Sozialarbeiter, Erlebnispädagoge, Mediator und AGT-Trainer. Ihn und seinen Kollegen hat Stefan Gemmel fast ein Jahr zu dem damaligen AGT-Kurs begleitet und die Höhen und Tiefen, die Erfolge und das Versagen dort hautnah miterlebt.
Durch diese Kooperation ist ein äußerst anschaulicher Einblick in die Seele von „Maik“ gelungen. Sehr flüssig und realitätsnah geschrieben. Ich mußte einfach immer weiterlesen, ich litt mit seiner Mutter und bekam wieder eine Wut, auf das Mobbing, das an den Schulen einfach nicht in den Griff bekommen wird.
Ein wirklich tolles, wichtiges Jugendbuch, das hoffentlich noch oft in Schulen als Lektüre eingesetzt wird. Ein Buch, das nicht nur Jugendliche, sondern auch ihre Eltern und Lehrer lesen sollten, denn oft genug tragen auch Lehrer ihren Teil zu dieser Abwärtsspirale bei. Absolut verdiente 5 von 5 Sternen.
Gewinnspiel:
Damit das Buch sich noch etwas verbreitet, verlose ich von heute bis zum 2. September ein vom Autor Stefan Gemmel signiertes Exemplar von „Befreiungsschlag“. Da ich das Porto selber trage, kann ich nur Bewerbungen innerhalb Deutschlands berücksichtigen. Kontaktiert mich einfach hier auf dem Blog, auf Facebook oder auf LB, schreibt mir Euren Namen, Stichwort „Befreiungsschlag“ und ihr seid dabei. Viel Erfolg!

Donnerstag, 24. August 2017

Die Zeitdetektive 34: Barbarossa und der Raub von Köln, Fabian Lenk, gelesen von Stephan Bernd, Jumbo Verlag



Die Zeitdetektive 34: Barbarossa und der Raub von Köln, Fabian Lenk, gelesen von Stephan Bernd, Jumbo Verlag
Köln - 1164 nach Christus. Kaiser Barbarossa hat der Stadt die Gebeine der Heiligen Drei Könige geschenkt. Pilgermassen strömen herbei, um die kostbaren Reliquien zu bewundern. Doch dann sind die Gebeine plötzlich verschwunden und auf den Erzbischof wird ein Mordanschlag verübt.
Nach einer Stadtführung in Köln erzählt der wissbegierige Julian ganz aufgeregt von den Gebeinen der heiligen drei Könige, die als Reliquien im Kölner Dom, der wertvollste Schatz der Stadt sei, der früher ganze Pilgerscharen und damit Wohlstand in die Stadt spülte. Doch angeblich lägen die Gebeine nicht mehr im Dom, wurden sie wirklich gestohlen? Der Frage wollen Leon, Julian, Kim und die ägyptische Katze Kija nachgehen und reisen daher mit Hilfe des Zeitraumes Tempus nach Köln in das Jahr 1164.
Dort werden die Gebeine im alten Dom zu Köln aufbewahrt, der jedoch dem Pilgerstrom nicht gewachsen ist. Daher ist ein neuer, größerer Dom in Arbeit, in welchem künftig die Reliquien ruhen sollen. Die Großbaustelle bietet den Kindern eine Möglichkeit während ihres neuen Abenteuers für ihren Unterhalt zu sorgen, sie heuern an. Der Aufseher hat keine Skrupel den Kindern schwerste Arbeiten zu übertragen, sollten sie diese nicht schaffen, würden sie keinen Lohn erhalten. Unterschlupf bietet ihnen eine junge Wahrsagerin, die sich nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes mehr schlecht als recht durchschlägt.
Auf der Dombaustelle gehen merkwürdige Dinge von statten und die Freunde können gerade noch einen Überfall auf den Erzbischof von Dassel verhindern, doch die Reliquien sind irgendwie dennoch unbemerkt samt ihrer goldenen Truhe verschwunden…
Sehr schön und liebevoll ist wieder das Booklet zu diesem Hörbuch gestaltet. Auf der ersten Seite gibt es eine Einführung für Neueinsteiger in die Reihe, so daß man auch problemlos mit Band 34 starten kann.
Anschließend gibt es Ausführungen zur Geschichte des Dombaus und der dort aufbewahrten Reliquien zum Nachlesen und Vertiefen. Zuletzt folgt ein ausführliches Glossar in welchem sowohl Begriffe aus dem Sakralbau wie Apsis oder Langhaus erklärt werden oder das Habit, die Kleidung der Mönche.
Für mich als ehemalige Zugfahrerin war es sehr spannend zu erfahren, wer denn der Namensgeber der Dasselstraße am Kölner Südbahnhof ist. Aber nicht nur für Köln-Kenner ist dieses Abenteuer spannend. Gerade im Luther Jahr kommt man um viele katholische Bräuche und Riten nicht herum, zu denen auch die Pilgerreisen gehörten, die für die Katholiken damals wohl mindestens so wichtig waren, wie die Reise nach Mekka für Moslems heute. Sicherlich ist es aber damals schon deutlich angenehmer gewesen, nach Köln, als ins Heilige Land zu pilgern. Insofern müssen die Gebeine der heiligen 3 Könige für die Gläubigen, die sich durch die Pilgereise einen Platz im Himmel erhofften, eine enorme Anziehungskraft gehabt haben, die den Reichtum Köln begründeten (Das Erzbistum Köln dürfte noch heute das zweitreichste Bistum nach Chicago sein).
Den Einstieg in die Geschichte fand meine Tochter (10) schon sehr ansprechend und gelungen, durch die Frage nach dem Wertvollsten in Köln. Nein, nicht der 1. FC ! Für Kinder sehr gut verständlich und anschaulich wird anhand dieses spannenden Abenteuers Geschichte begreiflich gemacht. Sie hat richtig mit gefiebert und auch ich wollte wirklich wissen, was denn nun dahinter steckt….
Bernd Stephan liest sehr lebhaft und betont. Man kann ihn wirklich gut verstehen und meine Tochter mag seine Stimme sehr gerne. Ich persönlich bevorzuge Stephan Schad, aber das ist einfach Geschmackssache, weil ich eine jüngere Stimme für ein Kinderhörbuch passender finde, die Jugend sieht es aber anders. Meine Tochter scheint Bernd Stephan zu bevorzugen, was eigentlich ein sicheres Zeichen ist, daß beide ihre Aufgabe wirklich gut bewältigen.
Wieder eine gelungene Zeitreise, spannend und wirklich informativ, wir sind auf weitere Abenteuer gespannt und es regnet wieder 5 von 5 Sternen für dieses rundum gelungene Infotainment.
Vielen lieben Dank auch an @Jumboverlag für dieses tolle Hörexemplar!

Mittwoch, 23. August 2017

Agatha Christie, Das Geheimnis der Goldmine, gelesen von Regina Lemnitz, der Hörverlag



Agatha Christie, Das Geheimnis der Goldmine, gelesen von Regina Lemnitz, der Hörverlag
Rex Fortescue ist das Familienoberhaupt und der Leiter einer Vermögensverwaltungsgesellschaft, die immer skrupellos und hart an der Grenze der Legalität agiert. Inzwischen ist er in zweiter Ehe mit der deutlich jüngeren und unglaublich erotischen Adele verheiratet und auch sonst hat er in den letzten 1, 5 Jahren einen ganz erschreckenden Verhaltenswandel an den Tag gelegt. Nur seinen Ernährungsgewohnheiten blieb er treu. Als er eines Morgens im Büro über seinem Tee vergiftet zusammenbricht, fällt der Verdacht zuerst auf seine Sekretärin, doch dann stirbt auch noch seine Frau Adele und das einfältige Hausmädchen Gladys. Scotland Yard steht vor einem Rätsel, da diese Morde keinerlei Gemeinsamkeiten aufzuweisen scheinen. Doch Gladys war einst kurz nach ihrer Entlassung aus dem Waisenhaus bei Miss Jane Marple zur Ausbildung im Haushalt und diese kann natürlich nicht still in St. Mary Mead vor sich hin stricken, während woanders der Mord an ihrem ehemaligen Mädchen aufzuklären ist. Aufgrund ihrer gepflegten Erscheinung und ihrer höflichen Art erhält sie sofort Zutritt ins Haus, wo ihr die Schwägerin des Verstorbenen ihr Gästezimmer überlässt. Schnell weiß der ermittelnde Inspektor die Beobachtungsgabe und den wachen Verstand dieses selbsternannten Hausgastes zu schätzen.
Im Original heißt dieser Fall „A pocket full of rhye“ und ich habe ihn vor Jahren gelesen, konnte mich aber überhaupt nicht mehr erinnern. Milena Moser möchte ich jedoch ein dickes Kompliment für diese gelungene Übersetzung aussprechen, da sie den trockenen Humor der Vorlage wirklich gut getroffen hat. Die Schweizer Schriftstellerin die 8 Jahre in San Francisco lebte, macht mit dieser Übersetzung ihrem Sprachgefühl alle Ehre. Nicht zuletzt das trocken ironische Personenverzeichnis im Inlet ( z.B. „Percival Fortescue, genannt Val, ältester Sohn von Mr. Fortescue, mit farblosem Haar und einer etwas pedantischen Ausdrucksweise“) das wirklich jeden noch so unbedeutenden Charakter aufzählt, hat mir echt Spaß gemacht zu lesen. Hier möchte ich ein ganz dickes Lob an den Verlag aussprechen. Gerade bei Hörbüchern mit einer Vielzahl von Personen ist es bisweilen schwierig der Geschichte zu folgen, weil man nicht weiß, wer wer ist und wie die Leute heißen und gerade Krimis hören die meisten nur einmal. Dieses Personenverzeichnis ist gerade wegen der bisweilen merkwürdigen Namen wirklich Gold wert und vereinfacht es dem Hörer ungemein dem Fall zu folgen und mit zu rätseln.
Regina Lemnitz liest und spielt wirklich toll, da aufgrund der Kürzung Bemerkungen wie „sagte XY“ wegfielen, oder dies nur im Text optisch ersichtlich ist, war ich mir nicht immer ganz sicher wer was sagt. Dabei schafft sie es wirklich verschiedenen Personen verschiedene Stimmen zu verleihen, wobei ihre Synchrontätigkeit ihr dabei zu Hilfe kommt. So habe ich mich total gefreut „Whoopy Goldberg“ „Diane Keaton“ und „Kathy Bates“ herauszuhören, aber auch ganz andere Charaktere wie die einfältige Gladys sind wirklich toll herausgearbeitet. Noch ein wirklich zu lobender Punkt ist die gleichbleibende Lautstärke, die ohne störende Schwankungen auskommt.
Der Fall, den ich ja vollkommen vergessen hatte, ist für Deutsche etwas schwieriger nach zu vollziehen, da er auf einem englischen Kinderreim basiert, der uns hier nicht geläufig ist. Die Auflösung hat ein paar kleinere Schwächen, ist aber dann doch im Großen und Ganzen zufriedenstellend gelöst, auch wenn ich Miss Marples Schlussfolgerungen nicht unbedingt offensichtlich finde. Toll ist aber, daß Jane Marple entspannte am Rande des Geschehens sitzt und strickt, während sich Inspector Neele das streng frisierte Haar rauft. Denn als alte Beobachterin überlegt Miss Marple, welcher der Anwesenden denn die entsprechende Persönlichkeit für diese Verbrechen hätte und wie das dann zu bewerkstelligen gewesen wäre?
Wer mit diesem Fall seinen ersten Miss Marple Fall kennen lernen will, wird feststellen, daß Agatha Christies Heldin wenig mit den 4 Margarethe Rutherford Filmen zu tun hat. Diese Ermittlerin ist die Ruhe selbst und fällt kaum auf. Dadurch sprechen viele Menschen mit ihr und verraten ihr Details, die sie der Polizei gegenüber nicht erwähnen. Sie wirkt so harmlos und ist doch blitzgescheit. Wie auch in einigen anderen von Miss Marples Fällen, tritt sie erst auf Mitte der CD 2 in Erscheinung, was ich aus heutiger Sicht sehr interessant finde. Dieser Superstar unter den Ermittlern ist eigentlich die Bescheidenste ihrer Art und drängt sich nie in den Vordergrund, daher hat sie es auch gar nicht nötig von Anfang an dabei zu sein, oder die Vorgänge aus ihrer Sicht zu schildern. Dennoch versprüht sie unglaublich viel Menschenkenntnis und Erfahrung.
Das Ende dieses Falles, der unbefriedigend zu enden scheint, hat es dann aber doch in sich, so daß man das Hörbuch mit einem kleinen feinen Lächeln beendet. Very british!
Auch wenn es nicht mein Lieblingsfall der charmanten Jane Marple ist, wurde er jedoch unschlagbar vom Hörverlag umgesetzt. Ein ganz großes Kompliment an die Produktion.
Gerne gebe ich diesem wirklich guten Hörkrimi 4 von 5 Sternen und bedanke mich ganz herzlich für dieses mehrfach gehörte Rezensionsexemplar beim @Hörverlag.

Dienstag, 22. August 2017

Abenteuer & Wissen: Martin Luther, Rebell und Reformator, Ulrike Beck, Headroom



Abenteuer & Wissen: Martin Luther, Rebell und Reformator, Ulrike Beck, Headroom
Passend zum Luther Jahr ist das Wissenshörbuch aus den Headroom Sound Productions für den Beo in der Altersklasse ab 12 Jahren nominiert.
Natürlich habe ich auch in meiner Schulzeit Martin Luther durchgenommen, aber das liegt schon eine Weile her und daher war es Zeit das Wissen wieder aufzufrischen.
Statt mit der Geburt von Martin Luther der als Martin Luder in Eisleben geboren wurde, beginnt die Aufnahme mit der Fahrt zum Reichstag nach Worms, wo Martin Luther seinen Lehren abschwören soll, um so die Verhängung der Reichsacht durch Karl V zu verhindern. Doch Martin Luther bleibt seinem Gewissen treu und wird nicht nur von Papst Leo X, sondern nun auch vom Kaiser geächtet. Normalerweise käme dies einem Todesurteil gleich. Doch Martin Luther hat mit seinem Landesherren Friedrich dem Weisen einen mächtigen Beschützer, er wird entführt und kann sich als Junker Jörg auf der Wartburg verstecken. Der einst so asketische Mönch übersetzt dort in der Einsamkeit die Bibel in Rekordzeit aus dem Griechischen, fürchtet jedoch seinen Verstand an den Teufel zu verlieren und gibt sich der Völlerei hin. Wie konnte es so weit kommen?
Gespannt kann man den Hintergründen des Lebens und des Werdeganges Martin Luthers als gelehrigen Erstgeborenen einer wohlhabenden Familie folgen. Eigentlich sollte er Jurist werden, doch durch eine Nahtoderfahrung, wurde er der erste Bestsellerautor, der noch dazu die Beliebtheit eines Megastars genoss. Er schenkte den Menschen Glauben und Hoffnung auf einen barmherzigen Gott, ein Leben nach dem Tod bei Gott, durch den Glauben, frei von Ablasskäufen.
Sehr gut gefällt mir die Verknüpfung des Lebens Luthers mit anderen Größen seiner Zeit. Nicht nur des Papstes und des Kaisers, sondern auch Johannes Gutenbergs, dessen gerade aufkommender Buchdruck die Verbreitung von Luthers Lehren überhaupt erst ermöglichte, als auch Lucas Cranachs, der die Luther Bibel illustrierte und so auch Analphabeten den Zugang ermöglichte.
Mir war nicht bewußt, daß es Luther war, der erstmals deutschsprachige Kirchenlieder in den Messablauf integrierte, er keine Probleme mit den Heiligenbildern in den Kirchen hatte, da diese ja meist Szenen aus der Bibel darstellen, was gerade in Zeiten, in denen nicht jeder Lesen und Schreiben kann, fantastisches Anschauungsmaterial darstellt, auch wenn Luther von der Fürsprache von Heiligen bei Gott und der Heiligenverehrung Abstand nahm.
Sehr sympathisch fand ich auch seine Einstellung zur Kindererziehung, da er als Kind unter der Gewalt und den Wutausbrüchen seines Vaters gelitten hatte. Seine eigenen Kinder würden dieses Schicksal nicht teilen müssen. So wurde ich beim Hören der CD als Katholikin fast schon ein Luther-Fan, wäre da nicht ein dunkler Punkt in Luthers Geschichte bei der Niederschlagung der Bauernaufstände. Ein blutiger Punkt in der Geschichte, die ihm auch damals viele Sympathien im Volk kostete.
Die Produktion empfinde ich als sehr durchdacht, da sie auf das Verstehen des Werkes Luthers in seiner Zeit und durch seine Zeit setzt. Man kann ihn nicht verstehen, ohne ihn in einen historischen Kontext zu setzen, was hier nicht zuletzt durch Einschübe des Theologen und Historikers und ehrenamtlichen Geschäftsführers Dr. Martin Treu gelungen ist.
Durch die Trackliste im farbigen Cover ist das Auffinden einiger Zeitabschnitte zum noch mal gezielten Nachhören deutlich erleichtert und das Booklet enthält nicht nur einen ausführlichen Lebenslauf von Martin Luther, sondern widmet sich auch der Cranach-Werkstatt und Kaiser Karl V.
Die Darstellung durch mehrere hochkarätige Sprecher wie Frauke Poolmann und Daniel Werner als Erzähler Ralf Drexler als Martin Luther u.a. wird das Leben von Martin Luther deutlich lebendiger und somit auch für jüngere Hörer interessant.
Gerade durch diese Komplexität der Zusammenhänge finde ich die Empfehlung ab 12 Jahren, wie dies vom Beo-Nomminierungs-Komitee angenommen wird, sehr passend, auch wenn der Verlag dieses Werk bereits ab 8 Jahren empfiehlt. Sicher werden 8 Jährigen keinen Schaden erleiden, wenn sie dieses Wissenshörbuch bereits früher hören, doch das Verständnis wird wohl er ab 12 Jahren noch deutlich tiefer gehen.
Ein Muss quasi während des Luther Jahres, egal welcher Konfession oder welchen Glaubens man anhängt.
Ich bedanke mich ganz herzlich @Headroom Sound Production für diese kurzweilige Auffrischung meiner Luther Kenntnisse mit 5 von 5 Sternen.

Samstag, 19. August 2017

Lilo auf Löwenstein 2: Ponyzähmen leicht gemacht, Mara Andeck, Illustrationen von Eleni Livanio, Boje



Lilo auf Löwenstein 2: Ponyzähmen leicht gemacht, Mara Andeck, Illustrationen von Eleni Livanio, Boje
Lilo und Anni kennen sich nun schon 2 Wochen und ihre Feundschaft wächst immer weiter zusammen. Klar so ein Geheimnis verbindet! Entgegen all ihrer Vorsätze, können sie den geheimen Raum auf dem Speicher nicht vergessen. Sie wollen dem Geheimnis auf dem Grund gehen, aber auf jeden Fall ohne die anderen, die dürfen nichts davon mitbekommen, damit nicht nachher noch dem Grafen ein Schatz in die Hand fällt und der sie nun alle aus den tollen Schlosswohnungen wirft. Doch wie das so ist, wenn man ganz in eine Sache vertieft ist, man nimmt seine Umwelt nicht wahr und so verplappern sie sich ausgerechnet in Gegenwart von Golo, dem Enkel des Grafen! Der folgt ihnen fortan überall hin. Damit er sie endlich in Ruhe lässt, schließen sie einen Packt: Lilo und Anni helfen ihm beim Ausmisten und Golo lässt sie fortan in Ruhe. Doch ausgerechnet Abenteurerin Lilo hat Angst vor Pferden. Anni liebt sie, hat aber wenig Ahnung, Golo weiß Bescheid, hat aber Angst. So kommen sich die drei doch noch näher, ganz zum Erstaunen von Lilos und Annis Geschwistern.
Der Untertitel des zweiten Bandes ist an die erfolgreiche Reihe „Drachenzähmen leicht gemacht“ angelehnt. Da besteht durchaus ein gewisser Bezug, aber der Untertitel ist wirklich das einzige, was uns an diesem Buch nicht voll und ganz überzeugt hat. Denn dies ist kein Pferdebuch! Es geht um Abenteuer, Geheimnisse, Freundschaft, Streit und Versöhnung. Es geht um Freundschaft auf den zweiten Blick und darum, daß man wenn man sich besser kennt, man auch mal frotzeln kann und sagen kann, wenn man etwas doof findet.
Das Pony von Golo ist aber durchaus wichtig. Für Lilo die aus Freundschaft lernt sich ihren Ängsten zu stellen, für die Leser um zu sehen, daß Wünsche durchaus unterschiedlich sein können. Anni wünscht sich so sehr ein Pony, von Golo wird es aus Standesdünkel erwartet zu reiten, obwohl er es schrecklich findet. So wird aus der Not des einen und den geheimen Wünschen der anderen echte Freundschaft. Weil sie hinter die Fassade blicken. Ja, auch wenn wir es nach Band 1 nicht erwartet hätten, ist Annis große Schwester Helli nicht nur ein Biest! Aber immer noch eine Diva, selbst beim Übernachten im Freien. Denn das Tolle an Schloss Löwenstein sind die ungeahnten Möglichkeiten im Schloss und um das Schloss herum! Lager bauen, Floßfahrten auf dem Fluß, Schatzsuchen im Schloss und natürlich wie bei Asterix und Obelix endet die Geschichte mit einem obligatorischen Feuer im Schlosspark und einer großen Babybeschwörungsfeier. Wenn man in einem Schloss wohnt, ist schließlich alles möglich. Ach ja, das Ende ist wieder ein Cliffhanger! Ein Teil des Rätsels wird gelöst, aber es bleibt spannend für den 3. Band.
Während meine Töchter sich über Annis kleine Schwester Anni kaputt gelacht haben, gefiel mir als Mutter besonders gut, wie die Kinder, die sich fast schon anfingen zu bekriegen wieder zusammenraufen und das Kriegsbeil begraben. Nicht nur um eine Familienkonferenz zu vermeiden, gehen sie aufeinander zu, sondern weil es gemeinsam einfach schöner ist.
Die Illustrationen von Eleni Livranios sind wieder sehr schön, aber leider viel zu wenige. Immer wieder schauten meine Töchter nach, ob nicht doch noch ein Bild zu finden wäre. Diese Reih soll an Bullerbü erinnern. Aber wir finden, auf Schloss Löwenstein ist mehr los! Die Abenteuer sind viel gruseliger und witziger. Diese Reihe richtet sich an Mädchen ab 9 Jahren, da der Satzbau auch einfach schon komplexer ist (merkt man besonders, wenn man das Buch laut vorliest). Inhaltlich können es aber Achtjährige auch schon richtig genießen und mitfiebern. Ach ja, Golo bringt den anderen eine Geheimsprache bei, die ist schon etwas kniffelig, meine Töchter versuchen es nun auch. Um die zu erlernen, braucht es Zeit, Geduld und man muß ziemlich schnell buchstabieren können (möglichst fehlerfrei). Sollte das nicht klappen, gibt es zum Trost noch ein Stockbrotrezept, damit sich auch die Leser am Lagerfeuer fühlen können wie auf Löwenstein. Das heißt aber auch, runter von der Couch, ab in die Natur und Schnitzmesser gezückt!
Mara Andrack schreibt so nah an der Kinderrealität, weil sie durch ihre Töchter inspiriert wird und diese natürlich die ultimativen Kritiker sind. Wer mehr über Mara Andrack ihrer Inspiration zu Lilo auf Löwenstein wissen möchte, der erfährt mehr über sie im Verlagsinterview.

Freitag, 18. August 2017

Der Esel (P)Ferdinand – Volle Pferdestärke voraus! Suza Kolb, gelesen von Boris Aljinovic, DAV



Der Esel (P)Ferdinand – Volle Pferdestärke voraus! Suza Kolb, gelesen von Boris Aljinovic, DAV
In diesem dritten Band kommt der kleine Esel Pferdinand seinem Traum, wie ein Pferd zu sein schon wieder einen großen Schritt näher. Nachdem sein Rücken mit Lastsäcken gestärkt und auf das Gewicht von Kindern vorbereitet wurde, stehen bald erste Reitversuche mit seinem Lieblingsmenschen Emmy bevor. Pferdinand freut sich total. Doch es kommt alles anders. Der blöde Hengst Pitt vom Klausenhof macht sich noch immer über ihn lustig, weil sein Fell so struppig ist und er nicht wiehern kann. Pitt tut gerade so, als hätte ihn Pferdinand nicht schon zweimal gerettet! Aber so leicht lässt Pferdinand sich nicht unterkriegen, auch wenn die nächste Katastrophe ins Haus steht. Bei einem schweren Sturm neigt sich ein alter Baum gefährlich nah zum Dach des alten Hauses von Opa und Oma Hoppe. Pferdinand stürmt ins Haus und weckt die Bewohner, damit sie sich in Sicherheit bringen können, ehe der Baum stürzt. Emmy ist wahnsinnig stolz auf ihren heldenhaften Freund, doch wie sollen Opa und Oma Hoppe von ihre Rente die Dachreparatur bezahlen?
Ein Spendenritt soll die finanzielle Not lindern und Pferdinand darf an den Start. Kann er zeigen, daß in ihm nicht nur ein Held sondern auch ein Galopper steckt?
Wieder einmal haben uns (P)ferdinand und Boris Aljinovic verzaubert. Da wir aber auch die Vertonungen der Haferhorde von Bürger Lars Dietrich toll finden, ist die Autorin Suza Kolb, die meine Töchter schon auf der Leipziger Buchmesse verzaubert hat, wohl auch mitverantwortlich für diese Begeisterung. Denn kaum war (P)ferdinand bei uns eingetroffen, lief er schon im CD-Spieler.
Wir lieben diesen Mix aus Witz und tierischen Abenteuern, gelesen von Stimmen die den Ohren schmeicheln.
(P)Ferdinand steht so kurz vor der Erfüllung seines aller größten Traumes und dennoch macht sich der arrogante Hengst Pitt über ihn lustig! Dass der das überhaupt wagt, immerhin hat Pferdinand ihn schon zweimal gerettet! Aber auch bei Tieren ist es wie bei Menschen, bisweilen sind einige ganz schön eingebildet und arrogant, die eigentlich keinen Grund dazu haben. Die wirklich tollen, wie Pferdinand, sind zum Glück zu liebenswürdig um selbstgefällig zu werden. Wir hatten da echt Mitleid mit Pferdinand, der sich so anstrengt und arbeitet, um seinen Traum wahr werden zu lassen und wird für etwas ausgelacht, für das er nichts kann: seine Abstammung. Mit Pferdinand können Kinder sehr gut verstehen lernen, daß sich niemand aussucht wie und als was er geboren wird, aber für sein Verhalten ist jeder selbst verantwortlich. So ist Pferdinand nicht nur ein tolles Abenteuer mit echten Gefahren und einem spannenden Rennen, nein, es ist ein wunderbares Lehrstück zum Thema Toleranz und Anstand, ohne daß es den Kindern wirklich bewußt ist. Aber wer sich so herrlich über den unfairen Pitt aufregen kann, wie meine Töchter, der hat die Lektion wohl doch verstanden – so ganz ohne erhobenen Zeigefinger.
Immer wieder für einen Lacher gut, ist das Duo aus Pferdinand und seinem besten Freund Paule, dem Ziegenbock. Zusammen sind sie unschlagbar und ihre Sicht der Welt ist wirklich erfrischend.  Aber auch der Zusammenhalt mit Emmy, Pferdinands Zweibeinerfreundin und die Solidarität der Nachbarn mit dem schwer gebeutelten Hoppe-Hof ist wirklich nicht nur vorbildlich, sondern auch sehr schön anzuhören.
Wir können diesen Band und eigentlich die ganze Reihe nur aus vollem Herzen empfehlen, vielen lieben Dank für dieses ersehnte Rezensionsexemplar.

Ein MORDS-Team 17: Spiel mit dem Feuer, Andreas Suchanek



Ein MORDS-Team 17: Spiel mit dem Feuer, Andreas Suchanek
Billy Tarnowski der lange Zeit totgeglaubte Schriftsteller der 84er ist verschwunden. Er erwacht gefesselt auf einer Liege auf. Alles schwankt, ein Monitor zeigt einen Countdown. Der Graf, der die Unterwelt kontrolliert und den Gegenpart zu den Dynastien darstellt, hat gemerkt, daß Billy ihm mit seinen Recherchen zu nahe kam. Er will von Billy die Unterlagen herauspressen.
Mason, Olivia, Danielle und Randy werden von Socke zum Tarnowski Haus geführt, wo sie im Geheimen Raum auf Billys neueste Ermittlungsergebnisse stoßen. Doch wo ist Billy? Sie ahnen, daß er entführt wurde und daß der Schlüssel zu seinem Verbleib in den Unterlagen stecken muß. Als sie feststellen, daß Thompkin, der fiese Handlanger des Grafen, daß Haus über ihnen durchsucht, sitzen sie fest. Sie bitten Reporterin Sonja und ihren Freund Ken sich auf der Zirkusinsel Angel Island nach Spuren des Grafen und Billys umzusehen. Doch an der Küste tobt wieder ein furchtbarer Sturm und die Landbrücke zur Insel kaum passierbar.
Randy versucht verzweifelt Billys Unterlagen zu digitalisieren und in seinen geheimen Clouds zu speichern, sollte der beschränkte Thompkins mit seinen Gehilfen den Weg in den geheimen Raum finden und sie nicht mehr entkommen können.
Die Staffelhalbzeit mit der Bürgermeisterwahl naht, das Tempo zieht an, damit es sich im nächsten Band wie ein Feuerwerk entladen wird.
Dieses Mal dreht sich alles um die Identität des Grafen, dem nach Danielles Mutter Shannon nun wohl auch Billy zu nahe kam. Wieder macht ein Unwetter die Rettung schwierig, aber zum Glück sind die Freunde gut vernetzt, IT-mäßig wie auch mit Freunden.
Natürlich geht es auch diesmal nicht ohne Katastrophen vor sich, wobei Mason viel nackte durchtrainierte Sportlerhaut zeigt. Das entgeht auch Danielle nicht, die ihn deswegen natürlich foppen muss, auch wenn es sie nicht kalt lässt. Das wird spannend, was sich da denn nun anbahnt, da auch Masons Ex-Freundin Cat aus den Katakomben feststellen muß, daß Mason wirklich cool ist.
Dieser Band legt schon einen deutlichen Schwerpunkt auf die vier ungleichen Freunde und ihre jeweiligen Stärken. Danielle als Little-Miss-Fix-it mit ihrer Wunderhandtasche, die nach der Gefangenschaft im Internat nie wieder wehrlos sein will, Olivia aus den Favelas mit dem eigenwilligen Fahrstil, den auch geübte Rallyefahrer nicht toppen können, der aber den Mägen und Nerven ihrer Freunde nicht immer gut bekommt. Randy als echter Neek ermittelt natürlich anhand von Billy Unterlagen und seines Handys die Koordinaten an denen sie erhoffen, neue Hinweise zu finden. Und tatsächlich machen Sonja und Ken genau an dieser Stelle eine gruselige Entdeckung.
Es ist wieder wahnsinnig spannend. Das Netz um den Grafen zieht sich enger und dennoch ist man auch nach 17 Bänden noch immer am Rätseln wer des denn nun sein könnte. Klar gibt es einen neuen Hinweis und ich habe da so meinen Verdacht, aber ob der so stimmt?
Auch Band 17 ist wieder rasant, kurzweilig, witzig und einfach richtig tolle Unterhaltung. Realitätsnähe erwartet wohl kein Liebhaber dieser Serie und ich denke, daß man mit dieser Reihe mit Suchtfaktor durchaus so manchen 14 Jährigen zum Lesen bringen kann! Keine unnötigen Beschreibungen, Spannung und Spaß pur! 5 Sterne für diesen All-Age-Krimi

Dienstag, 15. August 2017

Die unsinkbaren Drei – Die unglaublichen Abenteuer der besten Piraten der Welt, Wilhelm Nünnerich, cbj



Die unsinkbaren Drei – Die unglaublichen Abenteuer der besten Piraten der Welt, Wilhelm Nünnerich, cbj
Kapitän Flitschauge ist ein gewiefter alter Seebär und als seine Piratencrew meutert, wirft er sie kurzerhand über Bord. Nun sitzt er ganz alleine auf seiner „Sturmhölle“ bis ihm das Schicksal zwei neue Piraten zwei neue Besatzungsmitglieder über den Ozean schickt. Smutje Gräte treibt in einem riesigen Suppenkessel auf ihn zu und kurz danach kommt der rundliche, wortkarge „gelernter Dritter“ Bumskopf auf einer Schiffsplanke mit Suppenkelle angepaddelt. Ihre Geschichten sind so abenteuerlich, das kann doch eigentlich nur Seemannsgarn sein! Aber nein, es ist alles wahr, denn so ungewöhnlich auch ihre Geschichte ist, so ungewöhnlich und speziell sind sie auch als Piraten! Nun hat Flitschauge wieder eine Crew, aber was für eine. Bumskopf denkt langsam, aber meistens richtig, Gräte ist ein echter Forscher, voll mit Weisheiten seiner Tante Pumpa und forscht auch schon mal gerne dort, wo er es besser bleiben lassen sollte. Fischstäbchen sind seine Leidenschaft! Auch wenn es mit der Schulbildung der zwei nicht weit her ist und Flitschauge das unbedingt ändern will, so sind sie doch Weltmeister im Reparieren, insbesondere der von ihnen selbst verursachten Schäden. Aber sie haben Mut und Elan und das macht ihnen keiner so schnell nach. 
Dieses Buch wird ab einem Lesealter von 6 Jahren empfohlen und basiert auf den Geschichten aus dem WDR-Kinderradio. Aus diesem Grunde sind die Kapitel auch jeweils ungefähr gleich lang, da sie sich an der Länge der Radiobeiträge orientiert.
Wir haben es aber auch wegen der Schrift, die keine Fibelschrift ist, als Vorlesebuch empfunden und daher bereits ab dem Vorschulalter geeignet.
Bumskopf hat ein sehr eingeschränktes Vokabular, das ist beim Vorlesen sehr witzig, aber Kinder müssen schon lernen, dass „Vollzack“ und „Öh“, jetzt kein Schriftdeutsch ist und daher bitte nicht in eigenen Schulaufsätzen verwendet werden sollte. Das Vokabular ist für Leseanfänger einfach oft zu kompliziert. Oft werden Begriffe aus der Seefahrt verwendet, welche sehr kindgerecht hinten im Glossar erläutert werden. Das ist ganz super zur Bereicherung des Vorschatzes und zur Horizonterweiterung, für Leseanfänger zum Selberlesen, aber zu aufwendig und anstrengend.
Die Geschichten sind haarsträubend und völlig skurril, dadurch sind sie für Kinder aber auch sehr lustig und unvorhersehbar. Bumskopf und Gräte bringen nicht nur ihren Kapitän bisweilen zur Verzweiflung, sondern auch die Kinder zum Kichern und das ist beim Vorlesen soooo süß. Meine Jüngste hat auch wirklich gut zugehört und mitgedacht, den Faden weitergesponnen. Kurz, sie war wirklich im Geschehen drin. Als Mutter gefiel mir, daß Flitschauge schon die Notwendigkeit schulischer Bildung für seine zwei Piraten erkannte und erklärte warum. Die Lernfähigkeit der zwei ist nun leider etwas begrenzt auf ihre eigenen Denkschemata und die Beschulbarkeit daher fraglich. Doch haben sie das Herz am rechten Fleck und das ist wichtiger als alles andere. Eine Lektion zur Wertschätzung anders gestrickter Mitmenschen, die hier sehr schön vermittelt wird. „Jeder Jeck is anders!“ wie man im Rheinland sagen würde.
Die Lieder-CD kam bei der Großen überhaupt nicht an, sie war ganz enttäuscht, daß es kein Hörbuch war, ihr gefiel schon das erste Lied nicht, da wollte sie nicht mehr weiterhören. Mich persönlich hat der Piratengesang zu bekannten Melodien auch nicht überzeugt, die werden wir nicht mehr hören. Das Ende des Buches, daß ich dann eigentlich nur der Kleinen vorlas, gefiel ihr dann aber auch. Auch wenn es sprachlich zwischen komplizierter (die verworrenen Gedankengänge der Piraten, sind bisweilen in ebensolchen Sätzen wiedergegeben, die einen Vorleser benötigen, um sie vernünftig vorzulesen) und ganz einfach „Vollzack“ „Bumms“ „DingDong“ variierte, war es doch sehr kurzweilig und die farbigen Illustrationen fanden beide Mädels klasse.
Es ist ein schönes Buch zur Einschulung, denn zur Einschulung darf man ruhig noch vorgelesen bekommen, um Spaß an Geschichten und Büchern zu entwickeln.
Wir geben gerne 4 von 5 Sternen, denn man kann das Buch auch super anschauen und lesen, ohne die Lieder zu hören.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei cbj für dieses piratige Leseexemplar.

Summer Switch, Stefanie Gerstenberger & Marta Martin, Arena Verlag



Summer Switch, Stefanie Gerstenberger & Marta Martin, Arena Verlag
Catherine (genannt Catta) hat bei einem Arztbesuch als Begleitung ihrer schwer krebskranken Mutter der Künstlerin Marlene, an einem Preisausschreiben teilgenommen und 2 Wochen Urlaub für 2 Personen in der Villa Paradiso auf der traumhaften Insel Elba gewonnen. Perfekt zur Erholung für ihre Mutter, um nach den grauenvollen Chemos wieder Kraft und Lebensfreude zu tanken. Allerdings sind sie nicht zu zweit. So ihrer herzlichen und chaotischen Künstler Familie gehören noch Stiefvater Otto ein Autor, ihr großer gutaussehender Bruder Jacques und ihre 5 jährigen Halbgeschwister die Zwillinge Emile und Eliese für die sich Catta stets verantwortlich fühlt. Aber Künstler sind kreativ, also sollen die Eltern in der Villa wohnen und die großen Geschwister mit den Kleinen im VW-Bus auf dem Camping-Platz. Aber es kommt natürlich alles ganz anders.
Die Villa Paradiso ist traumhaft, aber das Arbeitsklima ist schlecht. Die Eltern Roberto und Antje (aus Hamburg, daher spricht Fé Deutsch) stehen völlig unter Strom. Ihre 16 jährige Tochter Félicia, die in den Internatsferien zurück im Familienbetrieb ist, steht tagsüber an der Rezeption und abends in der Küche. Dazwischen darf sich die gertenschlanke Fé noch anhören, sie müsse auf ihre Figur aufpassen. Bei Fé ist es Liebe auf den ersten Blick, als der exotische Jacques mit seiner Mutter im Hotel eincheckt. Als kurz darauf Catta ihm um den Hals fällt und Fe die Zwillinge aus dem Pool wirft, ist die Feindschaft zwischen den gleichaltrigen Mädchen scheinbar in Stein gemeißelt, bis die zwei durch die Magie einer uralten Pinie den Körper tauschen….
Zwei wie Feuer und Wasser. Catta und Fé scheinen nichts gemeinsam zu haben, außer ihrer Zweisprachigkeit, beide sprechen fließend Deutsch und Italienisch. Dennoch neidet jede der beiden der anderen etwas, aber nur so lange, bis sie in der Haut der anderen stecken. Als sich dann auch noch Catta in Fé’s Cousin verliebt, so wie Fé in Jacques, wird es ganz schön kompliziert. Nicht nur, daß sie sich nicht verraten dürfen und so tun müßten, als wüßten sie Bescheid. Catta muß auf einmal an die Rezeption und in die Küche und Einzelkind Fé ist ständig von zwei Fünfjährigen umgeben, die auch noch total unordentlich sind!
Catta ist sportlich, quirlig, musikalisch, temperamentvoll und Fé beherrscht, ständig auf ihre Figur achtend, zurückhaltend und versucht stets die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen.
Schön ist, daß jedes Mädchen so präsentiert wird, das die Leserin mit ihr mitfühlen kann und beide mag, auch wenn sie noch so gegensätzlich sind. Mal hatte ich mehr Mitleid für Catta, die in ständiger Sorge um ihre Mutter lebte, nachdem doch schon ihr Vater bei einem Autounfall starb, oder Fé, die trotz zwei gesunder Eltern total einsam war, an der ständig kritisiert und rumgemeckert wird und die an den Rand der Magersucht getrieben wird. Gerade die sehr unterschiedlichen Figuren sind für Catta und Fé erst mal gewöhnungsbedürftig, was mich immer wieder schmunzeln ließ. Aber für mich war es auch ein klares Zeichen, liebe Leserinnen, lasst Euch bitte nicht durch ewiges Genöhle Eurer Mütter in die Magersucht treiben, auch Kurven haben Liebhaber. Gerade Catta’s Szenen in der Gemüseküche haben etwas durchaus Sinnliches. Dank der Hotelfachkenntnisse von Stefanie Gerstenberger habe ich noch einige Küchentipps nebenbei gelernt. Aber keine Sorge, es ist kein Kochbuch, aber irgendwie schon eine Liebeserklärung an gutes Essen und das savoir vivre auf Elba. Perfekt für diesen regnerischen April-Sommer in Deutschland. Leicht und beschwingt wie ein Lüftchen im Pinienwald und dennoch nicht flach. Catta’s und Fés Sorgen sind durchaus real und ernst zu nehmen. Um das besser nachfühlen zu können sind die Kapitel mal aus der einen, dann aus der anderen Sicht geschrieben. Damit man nicht durcheinanderkommt, ist unten auf der Seite stehst mit den „Kolumnentiteln“ der Name derer vermerkt, die gerade ihren Teil der Geschichte berichtet. Bei aller Leichtigkeit wir man dazu angeregt darüber nachzudenken, ob man wirklich jemand anderes sein möchte, oder ob es nicht doch besser ist, man selbst zu sein.
Im Anhang findet sich ein Glossar mit den wichtigsten italienischen Begriffen, für alle, die nicht wie Catta auf einer italienischen Schule waren.
Neben dem angenehm fließenden Stil hat mir auch sehr gut gefallen, daß alle Personen liebevoll ausgearbeitet wurden und nicht nur die vier Hauptpersonen.
Das Autorinnenduo ist ein Mutter-Tochter-Gespann, das wohl nicht nur ihre Liebe fürs Schreiben und die wunderschöne Insel Elba teilt. Geschrieben ist das Buch in einem Guss, man merkt nicht, daß unterschiedliche Personen am Werke waren. Ob sie wohl auch mal die Körper getauscht hatten?
Herrliche sommerliche Lektüre fürs Herz mit Niveau für Mädchen von 12 bis 15 Jahren, perfekt für diesen Regensommer, um sich in den warmen Süden zu träumen. Romantisch witzige 5 von 5 Sternen.

Sonntag, 13. August 2017

Sherlock Holmes und das Geheimnis des weissen Bandes, Hörspiel nach Anthony Horowitz, Bearbeitung und Regie Bastian Pastewka, WDR & Radio Bremen, Goya Lit



Sherlock Holmes und das Geheimnis des weissen Bandes, Hörspiel nach Anthony Horowitz, Bearbeitung und Regie Bastian Pastewka, WDR & Radio Bremen, Goya Lit
Dr. Watson liegt im Sterben und so bricht er nach dem Tod seines Freundes Holmes ein 25 Jahre altes Schweigen und berichtet von einem besonders abscheulichem Fall, der Sherlock besonders unter die Haut ging, weil er sich für den Tod eines Kindes verantwortlich fühlt. Dieser Fall führte Holmes und Dr. Watson sowohl in die Niederungen der Londoner Slums, als auch in höchste gesellschaftliche Kreise, als eines kalten Abends der wohlhabende Kunsthändler Edmund Carstairs in voller Abendgarderobe in der Baker Street 221b erscheint und folgendes Problem schildert: aufgrund eines Großauftrages eine beachtliche Sammlung des englischen Maler Constable an die amerikanische Westküste zu einem reichen Amerikaner Cornelius Stillman zu bringen, kam er in Kontakt mit einer irisch-amerikanischen Verbrecherbande. Als diese bei einem Eisenbahnüberfall die Kunstsammlung verbrannte, schwor Stillman Rache. Die Bande wurde bis auf einen der Anführer in einem Hinterhalt ausgelöscht. Dieser O’Donaghue ermordete daraufhin Stillman und scheint nun hinter ihm, Carstairs her zu sein. Sherlock macht sich so seine eigenen Gedanken, auch weil in dem Carstairs Haushalt so einige Merkwürdigkeiten in den letzten Monaten auftraten. Er scheint nicht weiter zukommen. Auffällig ist jedoch, daß er bei seinen Ermittlungen stets auf weiße Seidenbänder stößt, selbst an der Leiche eines ermordeten Straßenjungen.
Gerade bei CD 2 wurde mir siedendheiß bewußt, warum ich bislang lieber den Abenteuern des jungen Sherlock Holmes folgte, da der Erwachsene ja den Hang zu einer 7 % Kokainlösung intravenös hat. Aber meine Befürchtung Holmes in einen Drogenrausch folgen zu müssen, wurde nicht erfüllt. Zwar führten die Ermittlungen in eine der damals legalen Opiumhöhlen, in denen die Oberschicht bisweilen auf völlig aufgezehrte Vertreter der Unterschicht trifft, aber das Verbrechen, daß Holmes aufdeckt ist viel abscheulicher und die darin Verwickelten unantastbar, so daß es trotz Aufklärung nie enden wird. Die Mächtigen sind beteiligt und halten schützend ihre Hände über die Täter. Dies ist definitiv kein Jungendhörbuch, aber voller Gedankenspiele und besonders auf CD 2 wirklich spannend. Gerade die musikalische Hörspieluntermalung überzeugte mich, die Geschichte besser nicht mehr zum Einschlafen zu hören, sondern bei unliebsamen Haushaltstätigkeiten. Der musikalische Spannungs- und Atmosphärenaufbau hat bei mir wirklich seine Wirkung gezeigt.
Wie Holmes es gelingt sich mal wieder aus der größten Not zu befreien, fand ich zwar etwas konstruiert, aber die vollständige Auflösung des Rätsels habe ich so nicht kommen sehen. Es lohnt sich daher definitiv das Hörspiel mehrmals zu hören und sich in der Wiederholung an all den kleinen Hinweisen zu erfreuen, die man entdeckt, wenn man die Auflösung bereits kennt.
Eine wirklich gelungene Hommage an Sir Arthur Conan Doyle und seine Schöpfung Sherlock Holmes. Die nebeligen Londoner Straßen, die Slums, sehr gut ist die Atmosphäre der damaligen Zeit eingefangen worden. Die Anknüpfung an bekannte Geschichten mit der Erläuterung, wo denn dieser neue Fall herkommt und weshalt Holmes und Dr. Watson nach dessen Heirat noch mal ermitteln, ist wirklich gut gelungen und für Fans ein echtes Schmankerl. Der Autor Anthony Horowitz der für seine eigene Krimiserie Bestsellerstatus erlangte, hat sich wirklich gut in die Vorlagen hereingedacht und den Ton gut getroffen.
Mit Frank Röth wurde Sherlock Holmes meines Erachtens stimmlich hervorragend besetzt, wie auch die Wahl von Gerhard Garbers als Dr. Watson. Beide Stimmen setzen sich gut in Klangfarbe und Tonhöhe von einander ab, so daß eine Verwechslung ausgeschlossen ist.
Oft habe ich bei Hörspielen Probleme der Geschichte zu folgen, entweder weil die Lautstärke zu stark schwankt, oder ich Schwierigkeiten habe, die Stimmen den Personen korrekt zu zuordnen. Bei dieser Produktion wurde für jede Person ein eigener Sprecher gewählt und dabei wirklich renommierte Stimmen, bis in die kleinste Nebenrolle (der kleine Drache Kokosnuss = Philipp Schepmann als verkommener Adelspross, herrlich!), die es wirklich vereinfachen, die Personen akustisch zu unterscheiden. Man merkt, daß WDR und Radio Bremen keine Kosten und Mühen gescheut haben und daß mit Theresia Singer als technischer Leitung ein Profi am Start war.
Da es sich um eine 3-teilige Sendereihe handelt, beginnt jede CD auch tatsächlich mit einer Einführung und einem ganz kurzen Rückblick. Als ich CD 2 einlegte dachte ich, ich hätte vergessen den Tonträger zu wechseln, bis mir dämmerte, daß ich ja der Radioversion folge.
Auch wenn für die Hörspielbearbeitung Kürzungen vorgenommen werden mußten, ist Bastian Pastewka wirklich geschickt mit der Textvorlage umgegangen, so daß ich es nie bedauert habe, mich für das Hörspiel statt für das Hörbuch, daß ebenfalls bei Goya Lit erschien, entschieden zu haben.
Eine toll produzierte Hommage an das wohl berühmteste Ermittlerduo, dem ich gerne 5 von 5 Sternen gebe.

Samstag, 12. August 2017

Resistance, Val McDermid, BBC-Radio 4 full-cast drama, Penguin



Resistance, Val McDermid, BBC-Radio 4 full-cast drama, Penguin
Es ist die Zeit der Sommersonnenwende. Um die 150.000 Menschen kommen auf einer Farm in Nord-Osten Englands zu einem Open-Air Festival zusammen. Zusammen mit einigen anderen Reportern berichtet die Journalistin Zoe Meadows von dem Event. Der Dauerregen, der Matsch und Schlamm, gehen ihr aber ziemlich auf den Keks. Immerhin kann sie aus dem Imbisswagen ihrer Freunde Sam und Lisa berichten. Als einige von Sams Kunden und Sam selbst auch, krank werden, sieht es zu Beginn aus, wie ein 24-h Magen-Darm-Infekt. Anfangs wird der Matsch und die mangelnden hygienischen Verhältnisse für die schnelle Ausbreitung verantwortlich gemacht; bis die Betroffenen 2 Wochen später plötzlich seltsame Hautausschläge und Geschwüre entwickeln, die sich entzünden. Die Betroffenen brechen bisweilen auf offener Straße zusammen und sterben.
Als Vegetarierin ist Zoe von dem Infekt nicht betroffen. Anfangs ermittelt sie um Sams willen, damit er in der Presse nicht mehr als der Verursacher da steht. Doch schon bald stellt sie fest, das da viel mehr dahinter steckt und die Gefahr viel größer als gedacht ist. Doch die Politik und das Gesundheitswesen verschließt die Augen, Forscher die vor der Gefahr warnen und Forschungsgelder beantragen, werden abgewimmelt und mundtot gemacht.
Der Start beginnt schon sehr authentisch in Art einer Radioübertragung vom Festival mit Zoe, die sich mit Lisa und Sam austauscht. Gerade in Sams nördlichen Einschlag muß man sich zu Beginn hinein hören. Wenn aber alle Personen feinstes Oxbridge sprechen würden, würde die Geschichte an Unmittelbarkeit und Glaubwürdigkeit verlieren. So fand ich es eine tolle Hörverständnisübung für den Ernstfall „Urlaub in England“.
Es ist eine Vielzahl von Personen, die im Booklet aufgezählt, aber leider nicht näher erläutert wurde. Bei Hörspielen würde ich mir schon meistens ein Personenverzeichnis mit kurzer Charakterisierung wünschen und nicht nur die Nennung der Sprecher. Dies ist vor allem bei BBC-Hörspielen wichtig, weil einige Sprecher mehrere Personen übernehmen, was einen schon mal in die Irre führen kann. Da ich die Geschichte aber super aktuelle und total spannend fand und ich ja sehr gerne Englisch höre, habe ich dann die CD’s einfach mehrfach gehört, so ist mir dann nichts entgangen und es ist ja auch wirklich mit der Geräuschkulisse und den Einblendungen auch von Fernsehsendungen oder Funk- und Skypeverbindungen unglaublich gut gemacht worden.
Das Thema ist brandaktuell und ich wünschte, daß doch einige Lobbyisten der Pharmaindustrie und dem Gesundheitswesen, sowie der Politik zuhören und etwas ändern. Durch den massenhaft Verbrauch von Antibiotika in der Tiermast und der bisweilen schnellen Griff zu diesen potenziellen Lebensrettern in der Humanmedizin entstehen oft Resistenzen durch Mutation, ohne daß schnell genug neue Wirkstoffe entwickelt werden. Da Antibiotika nicht täglich genommen werden, sind sie für die Pharmaindustrie nicht interessant genug in der Entwicklung, da nicht gewinnversprechend genug. Doch was ist, wenn diese Lobbyisten mal von einem gegen alles resistenten Keim befallen werden. Ein unglaublich beängstigendes Scenario, das oft die dunkelsten Seiten der Menschheit ans Tageslicht befördert. Während des Hörens hatte ich ständig „It’s the end oft the world as we know it“ im Ohr, ein wirklich passender Song zu dieser spannenden Zukunftsvision, die gar nicht mal abwegig ist. Spannung, die nachdenklich machen sollte, mit einem wirklich schlüssigen Ende.
Die Sprecher sind echte Profis, die im BBC-Sendegebiet wohl auch sehr bekannt sind, mir aber nichts sagen. Sie vermitteln aber super englisches Lebensgefühl, das Grauen geht direkt ins Ohr.
Geschrieben von der Thrillermeisterin Val McDermid. Da diese unmittelbar das Hörspiel schrieb und nicht erst einen Roman, ist es wirklich gut nachvollziehbar, ohne Kürzungen die für mich Hörspiele bisweilen schwer verfolgbar machen.
Da haben die tollen Sprecher, die BBC und Penguin fast alles richtig gemacht. Da es nur Kleinigkeiten sind und ich wirklich positiv überrascht von der Verständlichkeit des Hörspiels bin: begeisterte 5 von 5 Sternen.

Donnerstag, 10. August 2017

Blogtour vom 24.07. - 29.07.2017 zu "Ein unmöglicher Mord" von Rob Reef, Dryas Verlag







Die Blogtour zu „Ein unmöglicher Mord“ von Rob Reef wurde ausgelost und der Gewinner Jens Kleine kann sich schon bald über seinen Gewinn freuen. Herzlichen Glückwunsch Jens und viel Spaß mit Deinem Gewinn!

Minus Drei & die wilde Lucy: Das große Dunkel, Ute Krause, szenisch gelesen von Andreas Fröhlich, cbj audio



Minus Drei & die wilde Lucy: Das große Dunkel, Ute Krause, szenisch gelesen von Andreas Fröhlich, cbj audio
Minus Drei ist ja inzwischen ziemlich mutig, nach all den Abenteuern, die er mit seinem Urzeitmädchen Lucy inzwischen so erlebt hat, aber vor der Dunkelheit hat er noch immer Angst. Nachts wird es in Farnheim stockduster und ganz besonders in den Höhlen.
In Minus Klasse gibt es zwei neue Mitschüler, die sind ganz schön fies und tyrannisieren ihre Klassenkameraden Mignus und Magma, insbesondere Minus, den sie für einen Streber halten, jetzt wo er Dank Lucy so große Fortschritte im Rechnen gemacht hat. Aber Lucy, die unerlaubt mit in die Schule gekommen ist, rächt ihren Freund Minus.
Als Eltern Drei mal wieder in die Wildnis müssen um Ur-Farn-Nachschub für den Laden zu ernten, bietet Minus ihnen an, für sie den Laden zu hüten. Erst zögern sie, doch da Minus in letzter Zeit so vernünftig war und nun so gut rechnen kann, darf er beweisen, was in ihm steckt. Doch so spannend, wie er sich die Arbeit vorgestellt hat, ist sie doch nicht. Da macht er sogar freiwillig Hausaufgaben. Bis es langsam immer später und dunkler in der Ladenhöhle wird und er Lucy nicht mehr finden kann.
Neben dem großen Thema Angst im Dunkeln, widmen sich Ute Krause in dem neuen Band von Minus Drei und seinem Urzeit-Mädchen Lucy (seinem Haustier) dem Problem des Mobbings in der Schule und seinen Ursachen. Aber keine Sorge, es ist keine schwere Kost, sondern gewohnt lustig und spannend. Meine Jüngste ist ja sehr sensibel und hatte kein Problem die CD selbst beim ersten Hören zum Einschlafen zu hören. Die Stimme von Andreas Fröhlich ist einfach sehr warm und angenehm, so daß alle Ängste schwinden. Seine szenische Lesung mit Geräuschen und Musik ist wirklich total lebendig. Da ist nicht nur Autorin und Illustratorin Ute Krause begeistert, sondern auch wir. Ute Krause ist nämlich nicht nur eine meiner Lieblingskinder- und Jugendbuchautorinnen, die illustriert ihre Bücher auch meistens selbst. Das die Illustrationen so gelungen sind, hat sich cbj audio auch viel Mühe gegeben möglichst viele davon auf dem Cover und dem Tonträger unterzubringen. Urzeitmädchen Lucy mit Keule und Fellkleidung auf Minus Dinobauch sieht wirklich witzig aus. So zeugt aber auch die ganze Reihe mit wirklich originellen Einfällen, wie dem Mädchen al Haustier eines Dinos. Durch diesen Trick kommen die Geschichten aber auch bei Jungs und Mädchen gleichermaßen an.
Dass Minus schon in die Schule geht und dort geärgert wird, macht die Geschichte für Kindergarten- und Vorschulkinder nicht weniger interessant, denn auch im Kindergarten gibt es unter den Kindern Zank und Streit, den sie irgendwie lösen sollten.
Minus Drei, Lucy, Mignus und Magma bekommen ihre Probleme hier natürlich auch in den Griff. Wenn man den anderen besser kennt und versucht ihn zu verstehen, klappt es meistens viel besser. Es ist ja auch immer doof, wenn man irgendwo neu ist. Das Ende ist daher wieder sehr kindgerecht und sowohl für Kindergartenkinder als auch Grundschüler bis einschließlich 3. Klasse gut geeignet (die Große kommt in die 5. Und mag es auch immer noch). Eine wirklich wertvolle und unterhaltsame Reihe, die einen lange begleiten wird.
Mal wieder wohlverdiente 5 von 5 Sternen! Ute Krause und Andreas Fröhlich sind ein tolles Team!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei cbj audio für dieses wunderbare Hörbuch im Dauereinsatz!