Freitag, 28. Februar 2020

So ein verflixtes Erbe! Andrea Schomburg, Illustrationen Maja Bohn, Hummelburg Verlag



So ein verflixtes Erbe! Andrea Schomburg, Illustrationen Maja Bohn, Hummelburg Verlag

Malina ist 12 Jahre alt und liebt ihren Opa sehr. Der alte Karnevalist ist immer für einen Scherz und eine Überraschung gut. Als er stirbt ist selbst die Beerdigung anders als andere und das Testament erst recht. Dieses verfügt, dass Malinas Familie die halbe großväterliche Villa erbt, sofern sie mit Tante Rosemarie und deren Sohne Alexander (bald 13) dort einziehen. Von diesen Verwandten hat Malina noch nie was gehört! Aber bei der Beerdigung sahen sie schon so komisch aus, dass es nicht ganz so erstaunt, dass ihr etwas exzentrischer Erfindervater sich mit seiner esoterischen Schwester nicht so gut versteht. Doch der Umzug kommt für beide Seiten gerade recht und man kann sich ja aus dem Weg gehen, denken sie sich. Malina liebt das Haus sofort, dass Alexander aber ausgerechnet in ihre Klasse kommt, findet sie weniger gut. Muss er immer so ein Klugscheißer sein und sich dann auch noch mit dem Mathemies anlegen, weil er alles besser weiß? Dieser Mathelehrer ist auch der Grund, warum eines Vormittags Malina und Alexander beide unerwartet zu Hause sind und sich dadurch alles ändert...

Eine sehr schöne Geschichte, über Familie, Andersartigkeit und Gemeinsamkeit und daher auch Toleranz. Dabei ist sie witzig erzählt und sobald der Krimiteil beginnt, richtig spannend. Die Kapitel sind sehr schön kurz, so dass auch jeder Lesemuffel mal brav ein Kapitel lesen kann, ohne dass es ihn überanstrengt und vielleicht noch freiwillig eines anhängt. Denn jedes Kapitel beginnt mit einer Überschrift, die klarstellt aus wessen Sicht die folgenden Seiten geschildert werden, Malina oder Alexander und untendrunter steht in kleinerer Schrift eine kleine neugierig machende Andeutung, auf das, was da kommen mag.

Sehr schön finde ich den Gedanken, dass so eine Beerdigung auch ein Anfang sein kann und dass diese so fröhlich ist, weil der Opa ja immerhin fast 100 geworden ist und damit viel Zeit für Unfug und Scherze hatte, an die man sich erinnern kann. So kann man mit einem Lächeln auf den Lippen Abschied nehmen. Den größten Scherz hat sich Opa aber bis zum Schluss aufbewahrt und bis seine Familie dahinter kommt, dauert es noch eine Weile und es wird richtig turbolent.

Mit viel Liebe sind die bisweilen recht skurrilen Charaktere ausgearbeitet, immer kurz davor, sie in ihrer Eigentümlichkeit zu verspotten, aber doch nicht ganz, denn irgendwie spürt man schon beim Lesen, dass die Autorin jedes ihrer geistigen Kinder liebt, die Esotheriktante ebenso wie den scheinbar rein rationalen Vater.... Aber der Schein kann trügen und jeder macht sich ja gerne mal was vor. Auch die Kinder, die dann aber, als Not an Mann ist, zusammenhalten und sich endlich gegenseitig eine Chance geben. Der Krimiteil wird somit spannend, denn es sind wirklich Aktionen, die im Bereich der Kinderlogik und des Möglichen liegen, als auch wirklich altersgerecht, da die Handlungen für Kinder nachvollziehbar sind. Man merkt aber auch, dass es echt schwierig ist in Zeiten von Handys und Festnetz einen spannenden Fall zu entwickeln, da hilft eigentlich nur noch menschliche Schwäche. Von dieser ist hier mit einem kräftigen Augenzwinkern eine Menge zu spüren und so kann man mit viel Spaß das Buch genießen und sich über das rundumgelungene Happy End freuen.

Ein sehr schönes Kinderbuch, über das was bleibt wenn einer geht und was man gewinnt, wenn man aufeinander zu geht.

Donnerstag, 27. Februar 2020

Lacroix und die Toten vom Pont Neuf, Alex Lépic, gelesen von Felix von Manteuffel, DAV, 5 CDs 6 h 18 min. ungekürzt



Lacroix und die Toten vom Pont Neuf, Alex Lépic, gelesen von Felix von Manteuffel, DAV, 5 CDs 6 h 18 min. ungekürzt

Commissaire Lacroix ist der wohl bekannteste Ermittler von Paris und seine Schrullen sind legendär, ebenso wie sein Spitzname Maigret. Ja, er liebt seinen Mantel, seinen Hut und seine Pfeife, gutes Essen und seine Frau, die Bürgermeisterin des 7. Arrondissement. Vor allem liebt er es sich in die Fälle hineinzuspüren und sie mit Köpfchen, statt mit Technik zu lösen. Von Technik hält er wenig, allen voran von Handys, sie nehmen einem die Ruhe zum Nachdenken, wenn man immer und überall erreichbar ist, handelt oder redet man auch bisweilen ein wenig vorschnell. So sind seine Eigenheiten und Routinen bekannt und wer ihm etwas mitteilen möchte hinterlässt eine Nachricht in den Bistros und Bars in denen er regelmäßig verkehrt. Dabei kann er Informanten auch gleich mit einem guten Essen auf Kosten der Préfecture bezahlen. In diesem Fall gibt es eine Menge von ihnen, die schon lange nichts Gutes mehr auf einen Teller bekommen haben. Denn ein Clochard Mörder scheint unter Pont Neuf umzugehen, so wie damals vor 30 Jahren. Doch Lacroix hat auch dann noch Zweifel an der These, als ein weiterer Clochard und ein versoffener Handwerker am Ufer der Seine ermordet werden.

Lacroix vertraut auf sein Bauchgefühl und damit dieses ihn nicht trügt, muss er es regelmäßig füttern, meistens in stilvollen oder urigen Pariser Lokalen, denn seine Frau kann bei weitem nicht so gut Kochen, wie die von Maigret, aber selbst Dominique ist nicht perfekt. Während ganz Paris in Hysterie verfällt, behält Lacroix einen kühlen Kopf. Er wägt die Gemeinsamkeiten der Toten und die Unterschiede ab, die der Presse zu entgehen scheinen. Bis zur Lösung des Falles, will er sich nicht festlegen, sondern bleibt für alle Möglichkeiten offen, insbesondere, da sich so kleine Ideen in seinem Gehirn verbeißen, sich aber für lange Zeit nicht so recht zeigen möchten. Mit Entschleunigung lassen sich solche Gedankenblitze besser packen, daher ist er ein leidenschaftlicher Fußgänger, der beim Fahrstil seiner Mitarbeiter regelmäßig zu beten beginnt, auch wenn das eigentlich der Job seines Zwillingsbruder Pierre Richard, einem Priester ist. Da Lacroix die Métro meidet und meist zu Fuß oder mit dem Bus unterwegs ist, bekommt man eine Menge des Pariser Flairs und seiner schönsten Ecken mit. Man taucht mit ihm mitten ins Pariser Leben ab, nicht nur Bistros und Restaurants, auch die Kirche, die Pont Neuf, unter der sich nachts die von der Gesellschaft verstoßenen versammeln, das noch immer nach einem Brand geschlossene Nobelkaufhaus Samaritaine, die Seine... es vermittelt einem das Gefühl von Urlaub für die Ohren. Auch wenn Lacroix mit moderner Technik nichts anfangen kann und er nicht gerne Auto fährt, ist dies kein Cosy Crime und auch nicht altmodisch. Es ist ein Krimi im klassischen Stil, aber mit modernen Problemen und Verbrechen, tradiert und doch auch zeitgemäß. So wird immer wieder auf Aufnahmen von Überwachungskameras zurückgegriffen, die allerdings nachts in dunklen Ecken die fehlenden Augenzeugen nicht ersetzen können. Da passt Sprecher Felix von Manteuffel prima als Sprecher. Wie Lacroix ist er nicht mehr ganz jung, aber alles andere als tatterig, flexibel und immer für eine Überraschung gut. So klingt der erfahrene Schauspieler ganz nach einem französischen Bon Vivant mit Esprit, oder eben nach einem kasachischen Ganoven, einem eingewanderten Mechaniker, einem Priester.... Er ist ausgesprochen vielseitig, ohne zu übertreiben, sondern trifft genau den Ton. Dabei klingt er lebendig und vermag die Stimmung einzufangen und das Kniffelige und kaum Lösbare hörbar zu machen. Ein richtig interessanter Fall mit mindestens ebenso interessanten Charakteren und jeder Menge Pariser Flair. Es hilft sicherlich, wenn man wenigstens ein bißchen Französische spricht, um sich die Namen und Orte besser merken zu können.
 
Autor Alex Lépic wurde 1980 in Paris geboren, wuchs in Deutschland auf und fährt so oft wie möglich nach Paris, wo stets ein Zimmerchen auf ihn wartet. An seinen neuen Fällen arbeitet er dann aber doch lieber in den dortigen Cafés.

Ein kniffliger Krimi mit viel französischem Flair, hervorragend gelesen, den ich sehr gerne weiterempfehle.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Der Audio Verlag für mein Rezensionsexemplar. 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

Mittwoch, 26. Februar 2020

Die Wunderfabrik (1) – Keiner darf es wissen! Stefanie Gerstenberger, Carolin Sophie Göbel, Argon Verlag, 1 MP3 8 h 23 min. ungekürzt



Die Wunderfabrik (1) – Keiner darf es wissen! Stefanie Gerstenberger, Carolin Sophie Göbel, Argon Verlag, 1 MP3 8 h 23 min. ungekürzt

Die Eltern von Winnie (12), Cecilia und Henry (5) sind Forscher und immer viel unterwegs und ständig am Umziehen. Logisch, dass die Geschwister richtig gut zusammenhalten, wenn immer wieder neue Nannys auf sie aufpassen, während ihre Eltern unterwegs sind. Doch dieser neue Forschungsauftrag in Brasilien kommt so überraschend, dass auf die Schnelle keine Nanny in London aufzutreiben ist und die Kinder erstmals zu ihren Großeltern nach Wales gebracht werden. Dieses Kaff am Meer ist wirklich das Letzte! Ohne Internet und fast ohne Bewohner, weil die meisten bereits weggezogen sind, doch könnte es dennoch ganz nett werden, wenn sie nicht ständig unter Bewachung, zu ihrem eigenen Schutz stünden! Wovor bitte schön, sollen sie denn hier geschützt werden, da verirrt sich doch nun wirklich niemand hin! Außerdem ist alles, was interessant erscheint, in der riesigen Villa verboten: der 1. Stock, der 3. Stock, der 4. Stock, der Schuppen, der Taubenschlag, der Garten….. Natürlich lassen sich die drei nicht so einfach von ihren Erkundungen abbringen und als sie erwischt werden, müssen sie fortan in der großelterlichen Lakritzfabrik schuften, stets unter dreifacher Aufsicht, durch die eigenwilligen Hausangestellten, von denen eine blind, einer kleinwüchsig und eine taub und stumm ist. Bei diesen Arbeiten bekommt Winnie plötzlich das unwiderstehliche Bedürfnis selbst Süßigkeiten zu kreieren, mit einem überraschenden Ergebnis!
Man lernt eine außergewöhnliche Familie kennen und stellt fest, dass deren drei Kinder so oft auf sich allein gestellt sind, dass sie schon sehr früh selbstständig und äußerst pfiffig geworden sind. Wie sie selbst so treffend feststellen: Sie haben sich selbst ausgesprochen gut erzogen!

Die alte Villa ihrer Großeltern ist riesig und die meisten Räume sind extrem verboten. Doch nicht nur das, jeglicher Spaß scheint ihnen verboten zu sein, nur Regeln, keine Freuden und noch nicht einmal gutes Essen oder herzliche Worte oder Gesten. Es ist schlichtweg unerträglich!  Daher ist es umso erstaunlicher, dass ausgerechnet Henry der Jüngste anfangs nicht zurück nach London möchte. Er scheint das Urvertrauen in Oma und Opa noch nicht verloren zu haben. Anders steht es mit seinen älteren Schwestern, die sich die Einschränkungen nicht gefallen lassen wollen und so den Zuhörer mit auf eine spannende Reise durch die verbotenen Gänge und Räume des Anwesens nehmen. Jeder Versuch ihre Situation zu verbessern, scheint sie nur noch schlimmer zu machen, bis eines der Kinder eine ungeahnte Fähigkeit an sich entdeckt. Mittels dieses Talents können sie alles an ihrem Aufenthalt ändern, aber dafür dürfen die Großeltern nichts davon wissen! Denn das Familiengeheimnis hat den Kindern bislang niemand verraten und komplett erfahren sie es auch in diesem Auftaktband noch nicht. Offengelegt wird lediglich das besondere Talent, das einige Familienmitglieder auszeichnet, aber bis zum Schluss bleibt es spannend, wer die Familie bedroht und warum. So scheint sich dieser Band zu schließen und alles in Wohlgefallen aufzulösen, doch so einfach ist es nicht, die unbekannte Bedrohung bleibt, auch wenn die Identität offenbart wird und mit ihr das Warten auf eine Fortsetzung.
Die Geschichte mutet etwas märchenhaft mystisch an. Es werden Elemente des Fantasyromans geschickt mit Märchen verknüpft, so dachte ich sogleich an Hänsel und Gretel, als die Kinder zu den kaum bekannten Großeltern geschickt wurden, ohne Möglichkeit zur Flucht. Mit leichter Hand erzählt Stefanie Gerstenberger diese Fantasy für Kinder, so dass die Spannung zwar aufgebaut wird, aber ohne Brutalität, so dass Kinder es gut aushalten können. Gut, der Hunger ist schwer zu ertragen und die Großeltern sind so barsch und hart zu Beginn, dass ich ihnen als Kind sicher nicht verziehen hätte, aber schnell finden die Kinder Abhilfe. Die junge, stets freundliche Stimme von Carolin Sophie Göbel hat es etwas Magisches, Traumhaftes, das einen für sie einnimmt. Sie ist wunderbar wandelbar und passt sich den Charakteren an, die durchaus sehr verschieden sind. So gelingen ihr die emotionale Winnie, der zurückhaltende, süße Henry, die verkniffene Großmutter und die spanische, blinde Hausangestellte/Bewacherin gleichermaßen gut. Sie fühlt sich stimmlich in sie hinein, mit dem richtigen Maß, ohne sie zu überzeichnen.
Ein geheimnisvoll magischer Auftakt, der neugierig auf die Fortsetzung macht!
Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Wunschhörbüch beim Argon Verlag.

Ein Hörprobe findet Ihr hier: 

Dienstag, 25. Februar 2020

Amulett (1) Die Steinhüterin, Kazu Kibuishi, Adrian Verlag



Amulett (1) Die Steinhüterin, Kazu Kibuishi, Adrian Verlag

Dieser #1 New York Times Bestseller ist bereits mit acht Bänden in den USA in den Bestsellerlisten vertreten, nun ist der Auftaktband dieser Graphic Novel Reihe ab 10 Jahren auch in Deutschland erhältlich.

In einer frostigen Winternacht verunglückt das Auto mit Emily und ihren Eltern, der Vater stirbt. Ohne ihn, hat die Mutter es schwer sich und die Kinder Emily und Navin alleine durchzubringen. Die Mieten in der Stadt sind einfach zu hoch. Als Ausweg ziehen sie in das seit Jahren verlassene Haus von Emilys Urgroßvater Silas, der nach dem Tod seiner Frau spurlos verschwand. Als sie in der Kleinstadt ankommen, stellen sie fest, dass das Haus nicht nur unglaublich dreckig, sondern auch echt unheimlich ist. Sie fühlen sich irgendwie beobachtet. In der Bibliothek des Hauses findet Emily in einem Geheimversteck ein geheimnisvolles Amulett, das sie sich gleich umhängt. Navin schwankt zwischen Neid und Grusel. Als sie gemeinsam in den Keller des Hauses gehen, wird ihre Mutter von einem ekeligen Monster entführt. Das Amulett spricht nun Emily an, dass sie und ihr Bruder unbedingt zusammen bleiben müssen und ihr folgen, wenn sie ihre Mutter noch mal wieder sehen wollen. Völlig überfordert nehmen die zwei die Verfolgung auf und landen in einer unbekannten Welt voller Gefahren und unheimlicher Wesen.

Für meine Tochter (10) und mich, war es unsere erste Graphic Novel, aber da sie nicht gerne liest, dachte ich mir, probieren wir es mal. Tatsächlich hat sie Amulett ohne zu Mnurren binnen zwei Tagen beendet. Da war ich dann doch auch neugierig. Es ist wirklich eine Graphic Novel, das heißt, dass ein Großteil der Geschichte nur über die Bilder und ohne Text erzählt wird. Dafür sind die Illustrationen auch wirklich ausdrucksstark und ausgearbeitet, nicht unbedingt die Gesichter, aber die Umgebung, mit all seinem Grusel. Die düstere Stimmung wird unglaublich eindrücklich eingefangen und auch sonst merkt man, dass auf die Illustration viel Wert gelegt wird. Viele Comic-Romane finde ich etwas lieblos illustriert, hier merkt man, dass diese gerade im Vordergrund steht und die Gefühle erzeugen soll.

Die Geschichte ist richtig unheimlich, geheimnisvoll und gruselig. Empfohlen wird sie ab 8 Jahren, das finde ich doch etwas früh, 10 Jahre fände ich besser. Meine Tochter, die Bilderbücher liebt und auch sonst recht schreckhaft ist, hatte allerdings erstaunlicherweise keinerlei Probleme mit den zum Teil recht grausamen Szenen. Das rosa Kaninchen auf dem Cover führt einen da vielleicht etwas in die Irre, die Tentakel die sich ihren Weg durch die sich öffnende Tür bahnen, unterhalb des Titels, treffen die Stimmung der Geschichte besser. Übrigens handelt es sich bei dem rosa Wesen nicht um das Plüschtier eines der Kinder, sondern um einen hochkomplexen Computerassistenten: sehr hilfreich, aber nicht niedlich.

Mit diesem Band beginnt das Abenteuer in der unbekannten Welt von Alledia und es endet mit einem Cliffhanger, der alles offen lässt, für die Folgen der Entscheidung, die Emily als die neue Hüterin des Steins gerade getroffen hat.

Meine Tochter fand es super. Sie klappte den Deckel zu und meinte gleich: Und jetzt Band 2. Der erscheint aber erst Ende März. Den darf sie auch lesen, ein richtiges Buch mit mehr Text wäre mir aber lieber. Die Sätze sind recht kurz, oft werden nur Geräusche dargestellt und die Rahmenerzählung wird komplett von der Grafik übernommen. Sehr spannend, sehr gruselig, ein guter Einstieg in die Welt der Graphic Novels, aber ich persönlich mag Bücher mit komplexerer Sprache lieber. Dennoch war ich sehr beeindruckt, wie konzentriert meine Tochter vor dem Buch sitzen blieb, die Seiten betrachtete und der Geschichte folgte.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Adrian Verlag für dieses Rezensionsexemplar, das meine Tochter wirklich gefesselt hat.

Sonntag, 23. Februar 2020

Vier zauberhafte Schwestern, Das Original-Hörspiel zum Film, Jumbo Verlag



Vier zauberhafte Schwestern, Das Original-Hörspiel zum Film, Jumbo Verlag

CantripTowers ist kein gewöhnliches altes Haus, nein in seinem Keller wohnt die Quelle der Magie, die Quelle des Elbenstaubs, die Macht über die vier Elemente hat. Sobald vier Geschwister dieses Haus bewohnen und das jüngste Kind 9 Jahre alt wird, ist die Kraft vollständig erwacht, sofern die vier Geschwister zusammen halten. In der Vergangenheit wohnte dort die pinkhaarige Brenda, die stärkere Kräfte hatte, als die anderen der Familie und alle Macht an sich reißen wollte. So funktioniert Magie nicht und die Quelle versiegte, bis eine neue Familie dort ihr Heim einrichtete. Die Schwestern Flame, Marina, Flora und Sky verstehen sich super und harmonieren auch beim Singen bestens zusammen, weshalb sie ihre Acappella Formation Sista Magic nennen. Am 9. Geburtstag der Jüngsten haben sie einen Auftritt bei einem Gesangswettbewerb und Sky entdeckt ihre Magie. Doch auch Brenda bleibt das Wiedererwachen des Zaubers nicht verborgen und sie versucht mit allem, was in ihrer Macht steht, bzw. worüber sie Magie hat, Cantrip Towers und die Elbenstaub Quelle in ihren Besitz zu bekommen. Hierfür ist ihr jedes Mittel recht und sie streut Zwietracht....

Wir kennen die Buchvorlage nicht, so dass wir nicht beurteilen können, inwiefern der Film mit demBuch korrespondiert. Aber alle Mädels die bei mir im Auto mithörten (12, 11 und 10) fanden es cool und wollten es gleich ausleihen... Das Hörbuch zum Film enthält auch alle Filmsongs, wobei diese bis auf den Schlusssong gekürzt sind. Sie kommen aber dennoch bei der Zielgruppe gut an und ich konnte auch mit ihnen leben: kein Autoverbot! Gefällig harmonischer Pop mit deutschen Texten zu Themen von Kindern an der Schwelle zur Pubertät. 

Die Mitschnitte vom Film mit den Originalstimmen u.a. von Katja Riemann als Brenda und Justus von Dohanyi als ihr verhexter Chauffeur wider Willen, sowie Anna Thalbach als der ehemaligen Haushälterin von Cantrip Towers Mrs. Duggery sind lebendig, können einem aber nur den Film vor Augen führen, dank Erzählerin Inga Reuters, die für die Ohren die Lücken dessen füllt, was man ihm Film sehen, aber nicht hören kann. Das macht sie sehr geschickt, so dass man den Film zu sehen scheint, ohne dass sie sich ins Bewusstsein drängt. 

Neben der Magie und der Spannung sorgt ein wenig Slapstick für Aufheiterung, ohne allzusehr ins Klamaukfach abzudriften. Es ist eine sehr Youngster-gerechte Dosis, damit das Kichern die Spannung lockert. Diese Schwestern sind einfach magisch, aber das ist gar nicht mal so sehr das Besondere an ihnen, sondern vielmehr, dass sie so gut miteinander harmonieren, nicht nur stimmlich. Sie streiten sich kaum, haben sie selben Ziele und streben so einen Sieg mit selbstkomponierten Songs im Talentwettbewerb an. Ja, Schwestern, die nicht streiten sind schon eine Seltenheit. Allerdings kann Brenda das so nicht lassen, doch letztlich wissen die vier was sie aneinander haben und was ihre Prioritäten sind. Das ist schon beeindruckend, wie sie sich letztendlich entscheiden. 

Ach ja, natürlich gibt es auch wieder ein kleines Booklet mit Fotos von Filmszenen, um sich diese noch besser vorstellen zu können, oder um in Erinnerungen zu schwelgen. 

Hörkino für Kids mit eingängiger Musik und einer magischen Geschichte um Zusammenhalt.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Jumbo Verlag für unser Hörerlebnis.

Hier findet Ihr die Hörprobe: 

Samstag, 22. Februar 2020

Ich habe ein Licht und fürchte mich nicht! Brigitte Weninger, Laura Bednarski, Annette Betz



Ich habe ein Licht und fürchte mich nicht! Brigitte Weninger, Laura Bednarski, Annette Betz

An einem herrlichen Herbsttag besucht der kleine Bär seinen Opa ganz alleine, denn er ist ja schon groß. Sie haben zusammen viel Spaß, mit den durch die Luft wirbelnden Blättern, beim Angeln und Knabbern... Doch es wird früh dunkel und der kleine Bär muss auch nach dem schönsten Tag wieder nach Hause. Da er doch schon groß ist, will er sich erstmals trauen, alleine durch die Dunkelheit zu gehen und nimmt sich eine Laterne dafür mit. Als er mit seinem Licht durch den großen Wald geht, hört er unheimliche Geräusche. Soll er sich fürchten? Aber er hat doch ein Licht! Dieses zeigt ihm, dass noch andere Tierkinder alleine unterwegs sind, allerdings ohne Laterne und sich fürchten. Also bietet er ihnen an, ihn und seine Lampe zu begleiten...

Zuerst war ich etwas skeptisch, ob ich es so gut finden soll, dass da so viele Kinder im Dunkeln alleine unterwegs sind... und dann nimmt der kleine Bär auch noch jeden Fremden mit! Aber das ist der völlig falsche Ansatz! Es sind alles nur Kinder, die Angst im Dunkeln haben und gemeinsam machen sie sich Mut und sind tapfer, denn mit einer Laterne braucht man natürlich keine Angst im Dunkeln zu haben. Dass ist zwar irrational, entspricht aber absolut der kindlichen Sorge: wenn es hell ist, kann man besser zwischen Freund und Feind unterscheiden, das gibt Sicherheit, weil man frühzeitig entscheiden kann, was zu tun ist. Auch wenn ein Kind alleine nicht viel ausrichten kann, so können sie gemeinsam doch eine Menge bewirken! So ist es sehr schön, dass der Bär offen ist für neue Freunde und verständnisvoll auf ihre Sorgen und Ängste eingeht, auch wenn er nicht zugibt, dass er sie auch hat. Der Opa ist auch nicht verantwortungslos, dass er seinen Enkel ganz alleine losschickt, nein, das ist wohl überlegt, wie sich am Ende herausstellt, so kann ich das Buch nur loben. Es soll Kindern die Angst vor der Dunkelheit nehmen, das Unbekannte und Unsichtbare stellt sich meist nach genauen Hinsehen bei Licht als völlig harmlos heraus. Das macht Mut und der macht stark, besonders, wenn man sich anfangs noch gar nicht so mutig fühlte... So geht es auch über das Selbstvertrauen, das Kinder entwickeln, wenn man ihnen auch mal etwas zutraut und sie lässt ihre eigenen Wege zu gehen. So kann ein aufregender Tag in einen wundervollen Abend enden.

Die farbigen Illustrationen von Laura Bednarski sind einfach zauberhaft. Sehr stimmungsvoll und freundlich, fangen sie die Stimmung ein und geben einfach ein gutes Gefühl! Jede Seite ist gespickt mit liebevollen Details, die es zu entdecken gibt!

Sprachlich ist es auch für Kinder ab 4 Jahren gut verständlich und emotional absolut nachfühlbar.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Annette Betz Verlag für diesen schönen Adventskalendergewinn.

Freitag, 21. Februar 2020

Spellslinger (1) – Karten des Schicksals, Sebastien de Castell, gelesen von Dirk Petrick, Der Audio Verlag, 2 MP3, 10 h 53 Minuten ungekürzt



Spellslinger (1) – Karten des Schicksals, Sebastien de Castell, gelesen von Dirk Petrick, Der Audio Verlag, 2 MP3, 10 h 53 Minuten ungekürzt
 
Kellen gehört einem mächtigen, magischen Volk an und sein Vater ist einer der Clanlords und höchsten Magiermeister mit Hoffnung Nachfolger des kinderlosen Fürsten zu werden. Doch Kellen hat ein Problem, er ist clever und wortgewandt, schafft es immer sich überall durchzumogeln, doch seine magischen Kräfte schwinden, statt zu wachsen. Er hat keine Ahnung woran das liegt. Er weiß nur, wenn er nicht bald die Magierprüfungen besteht, wird er zu seinem 16. Geburtstag in wenigen Tagen nicht seinen Magiernamen bekommen, sondern aller Magie beraubt werden und fortan dem Dienervolk angehören und niedere, unwürdige Aufgaben übernehmen müssen. Mit List und ohne Magie besteht er seine erste Prüfung, doch seine hochbegabte, jüngere Schwester Schalla entlarvt ihn und in ihrem irregeleiteten Vertrauen auf seine vermeintlichen magischen Fähigkeiten bringt sie ihn an den Rand des Todes. Keiner der umstehenden Magier und Magierinnen/Heilerinnen vermag es ihn zurück ins Leben zu holen. Da taucht auf einmal Ferius Parfax, eine Kartenspielerin mit roter Wallemähne und ohne jegliche Magie auf und schafft, was allen anderen nicht gelingt. Dennoch sind alle außer Kallen misstrauisch ihr gegenüber und halten sie für eine Spionin. Als sich die Lage für Kellen immer mehr zuspitzt, schließt er sich Ferius und der gefürchteten Baumkatze Reichis an, um den ihn bedrohenden Geheimnissen auf den Grund zu gehen.

Dies ist der Auftakt zu einer Fantasyreihe, die im Englischen bereits mit allen 6 Bänden vollständig erschienen ist. Sie entführt in eine Welt der Magie, der Intriegen, des Verrats, der Stände und der Volksdünkel. Toleranz gegenüber scheinbar unterlegenen Völkern oder Ständen ist nicht vorgesehen. Es ist der Nährboden für Krieg und Untergang. Aber erst einmal lernt man diese Welt kennen, Kellen, den Unglücksraben innerhalb eines der mächtigsten Clans, seine Familie, seine Freunde seine Feinde und lernt damit auch indirekt die Eigenheiten dieser Welt kennen. Auch wenn seine Magie zu wünschen übrig lässt, so doch nicht sein Geschick mit Worten und seine Fingerfertigkeit. Es lässt schmunzeln, dass ausgerechnet ein Volk, dass der Magie vertraut, Karten gegenüber so misstrauisch ist. Kellens Geschick mit seiner Zunge sind daher auch mit die besten Pointen zu verdanken, wobei ich Feirius trockene Art auch immer wieder einfach cool finde. Kellens Schwester Shalla ist da ganz anders, als ihr verunsicherter Bruder. Sie ist so überzeugt von sich und ihrer außerordentlichen Begabung, dass sie es nicht schafft, sich die Probleme ihres Bruders auch nur ansatzweise vorzustellen. In dieser Hinsicht ist Kellen ihr weit überlegen und so lernt man mit ihm viele mächtige Persönlichkeiten kennen, die allein der Kraft seines Verstandes vertrauen und ihm die Macht dieser seiner Gabe zeigen. Das macht ihn unglaublich sympathisch, auch wenn viele ihnen als Loser verachten. Doch sein Mut lernt sie das Fürchten. Wenn man sich ganz auf die Geschichte einlässt, merkt man, dass sie auch eine Menge Gesellschaftskritik über Privilegierung, Gleichheit und Toleranz enthält, denn es geht um Macht und Unterdrückung. Eine interessante Kombination aus Spannung, Action, Charakter- & Weltenstudie und Wortwitz prägt diesen Auftaktband, ab 12 Jahren.
Dirk Petrick klingt jung und hat eine emotional ausdrucksstarke und wunderbar wandelbare Stimme. Mal klingt er erstaunt, verunsichert, verängstigt oder entschlossen. Man hört es ihm an und nicht nur den von ihm erzählten Worten, besonders den trockenen Humor vermag er geschickt zu vermitteln.
Die schlanke Pappklapphülle ist ein echter Hingucker. Die Spielkarte auf dem Cover zeigt die beiden Protagonisten dieses Bandes und durch ihre Anordnung auf dem Blatt, erkennt man, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Kartenspiel handelt. Natürlich hat es mir ganz besonders das abgedruckte Zitat von Ferius Parfax angetan „Ich bin eine Frau, mein Junge. Wahrscheinlich bist Du in diesem zurückgebliebenen Kaff noch nie einer begegnet. Aber eine Frau ist genauso wie ein Mann, bloss schlauer und mit mehr Mumm.“ Auf diese besondere Frau trifft es absolut zu, eine starke Heldin und Antiheldin zugleich.
Ein spannendes Abenteuer in einer fremden Welt, voller Magie, Ungleichheit und Verrat. Spannend und wortwitzig, nicht nur für Kartenspieler.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Der Audio Verlag für das ersehnte Hörexemplar.
Hier findet Ihr die Hörprobe:

Donnerstag, 20. Februar 2020

Witzige Tiere zeichnen. Von Alpaka bis Waschbär – mit vielen individuellen Varianten – für Comic-, Cartoon und Handlettering- Fans, Heegyum Kim, Bassermann Verlag



Witzige Tiere zeichnen. Von Alpaka bis Waschbär – mit vielen individuellen Varianten – für Comic-, Cartoon und Handlettering- Fans, Heegyum Kim, Bassermann Verlag

Auf der Suche nach einem Zeichenbuch für Mangafans bin ich über dieses Werk hier gestolpert und ich fand es so süß, dass ich ganz sicher war, dass es bei uns Fans finden würde. Zum einen, weil die eine Tochter gerne zeichnet und zum anderen, weil die andere überzeugt ist, es nicht zu können, es jedoch gerne könnte. Hier wird auf 128 Seiten Schritt für Schritt erst gezeigt wie man mit wenigen, einfachen Strichen die typischen Merkmale eines Tieres einfängt und auf der nächsten gibt es dann Beispiele wie man dieses Grundmuster einfach und witzig abändern kann.
 
Die Auswahl an Tieren ist wirklich riesig und es sind auch Arten dabei, wie z.B. das Schnabeltier oder der Narwal, auf die ich nie gekommen wäre. Ja, ich gebe zu, dass es gerade das Faultier und das Erdmännchen auf dem Cover waren, die mich reizten, aber alle Beispiele haben ihren Charme und so war ich auch wirklich erstaunt über die erste Auswahl, die meine Tochter (12) traf. Wir waren alle von ihren Versuchen beeindruckt, sie hat es mit der Anleitung ganz genau geschafft, den vorgegebenen Ausdruck zu treffen. Mit etwas mehr Übung wird sie dieses Tier auch bald aus dem Kopf doodeln und abwandeln können. Es hat ihr richtig viel Spaß gemacht, auch das schnelle Erfolgserlebnis, mit dem wirklich schönen Resultat.
Dieser Zeichenband ist wirklich ansprechend aufgebaut, jeder (sogar die Kunstlehrerfreundin) nimmt es sofort in die Hand, blättert es durch und man hört: oh wie süß! Ist ja eigentlich gar nicht so schwer! Aber wie willst Du das denn rezensieren?
Ganz einfach: Ausprobieren, nur der Selbsttest kann mir verraten, ob es überzeugt oder nicht!
Weil es so einfach ist, stärkt es auch schnell das Selbstbewusstsein derer, die bislang dachten über keinerlei Zeichentalent zu verfügen.
Für ganz Eilige lässt jedes Tier auch noch einen kleinen Freiraum, um es unmittelbar daneben zu zeichnen, damit man immer gut die einzelnen Schritte im Blick hat.

Die Autorin zeichnet selbst seit frühester Kindheit, hat aber inzwischen einen Abschluss in Kommunikationsdesign einer renommierten New Yorker Schule und kocht nun in ihrer Freizeit, wenn sie nicht mit ihrem Corgi unterwegs ist.

Fazit: für uns eine super neue Beschäftigungsidee für die Ferien und ich bin sicher, dass ich diese süßen kleinen Kerlchen sicherlich demnächst auch noch auf diversen Schulheften wiedersehen werde. Ein Eindruck der haften bleibt und Werke, die stolz machen!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Bassermann Verlag für diese schönen Zeichenstunden.

Montag, 17. Februar 2020

Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht! Jo Simmons, Schneiderbuch Egmont



Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht! Jo Simmons, Schneiderbuch Egmont
Jonny, (9, fast 10 Jahre) ist frustriert. Sein großer Bruder Ted (13) kann alles besser und zeigt ihm deutlich wie genervt er von ihm ist. Seit er nun 13 ist, will er auch nicht mehr mit ihm Spielen, so wie früher, sondern wimmelt ihn mit Sprüchen ab, oder zeigt ihm offen seine Überlegenheit, ganz besonders beim Klettern. Seit der Trennung ihrer Eltern, war Ted ihm ein großer Halt gewesen, aber irgendwie hat sich das geändert. Sein bester Freund George ist Einzelkind und kann Jonnys Frust nicht so ganz verstehen. Aber dann entdeckt Jonny die Internetplattform „Geschwistertausch.com“. Das scheint die Lösung zu sein, sagt er sich, als er sich von Ted mal wieder besonders gedemütigt fühlt. Er kann sich nun einen Bruder wünschen und wenn er ihm nicht gefällt einfach wieder umtauschen! Am besten sollte er etwas jünger sein als er, damit er sich auch mal überlegen fühlen kann! Aber so ganz hat er nicht alles bedacht, was er hätte anklicken können, was sich ziemlich schnell zeigt, als Ted auf einmal weg ist und ein freundlicher neuer Bruder namens Mervyn vor der Tür steht. Auch wenn sie viele Gemeinsamkeiten zu haben scheinen, muss sich jetzt erstmals Jonny um einen Bruder kümmern und sorgen und nicht umgekehrt. Eine lange Schar neuer, potenzieller Brüder gibt sich fortan die Klinke in die Hand!
Welches Geschwisterkind träumt nach einem Streit nicht davon, Einzelkind zu sein oder „bessere“ Geschwister zu haben, die einfach irgendwie anders sind, mehr so wie man selbst. Als sich dieser Wunsch erfüllt, stellt Jonny fest, dass die Erfüllung eines Wunsches auch echt Nachteile haben kann und sein Wunsch wird mit jedem neuen „Bruder“ kleiner und unbedeutender….. Die Ausgangslage hat ein wirklich hohes Identifikationspotenzial für die Zielgruppe, egal ob ältere oder jüngere Geschwister. Niemand kennt einen so gut, wie die eigene Familie und kann einen daher so effizient nerven/ärgern/provozieren/demütigen… aber immerhin weiß man auch ganz genau, was man erwarten kann. Diese neuen Verwandten können einen ganz schön überraschen und das kann ganz schön peinlich werden, für Jonny und witzig für den Leser. Wobei man nicht fies und schadenfroh lacht, man fühlt schon mit ihm, aber einige Situationen sind einfach zu absurd! 
Im Mittelteil zeigten sich bei mir dennoch Ermüdungserscheinungen, wenn auch nicht bei meiner Tochter. Ich dachte, dass ein paar „Brüder“ weniger schon gereicht hätten, um das Prinzip zu verstehen, das sei doch nun etwas übertrieben. Aber nein, die Anzahl der Brüder und auch ihre schrägen Macken, kann man nicht missen, es ist kein unnötiges In-die-Länge-ziehen der Geschichte. Alle werden gebraucht, versprochen! Ja, Jonny erlangt eine überraschende Einsicht und es gibt ein Happy End, aber eines, dass für meine Tochter (10) völlig überraschend kam, wobei ich nicht meine, dass Jonny seinen Bruder wieder zu schätzen weiß. Während es zuerst vor allem witzig war, wird es letztendlich spannend und dramatisch! Gut, witzig bleibt es dennoch, auch weil einige Elemente immer wieder in neuem Kontext auftauchen und dadurch sowohl überraschen, als auch amüsieren. 
Die Geschichte richtet sich an eine Leserschaft von 9 – 11 Jahren und auch wenn das Buch immerhin rund 300 Seiten umfasst, ist es gut zu schaffen. Die Kapitel sind angenehm kurz und werden mit einer witzigen Kapitelansage angekündigt. Die zahlreichen Illustrationen sind zwar schwarzweiß und ziemlich überzogen, aber sie lassen schmunzeln und drücken sehr gut nicht nur Jonnys Gefühle, sondern auch den Spaß an der Geschichte aus! Die Sätze sind gut verständlich, die Schriftgröße angenehm und in Kombination mit dem komfortablen Zeilenabstand perfekt für die Zielgruppe. Aufgelockert wird das Druckbild zudem durch immer wieder fettgedruckte und hervorgehobene Emotions- oder Lautausdrücke.
Eine witzige spritzige Geschichte, die jedem klar macht, dass Geschwister das beste sind, was einem passieren kann!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Schneiderbuch Egmont und der Agentur Buchcontact für unser Rezensionsexemplar.

Sonntag, 16. Februar 2020

Die Nachtflüsterer (3) – Die Verschwörung, Ali Sparkes, gelesen von Oliver Rohrbeck, der Hörverlag, 4 CDs 4 h 57 Min. gekürzt



Die Nachtflüsterer (3) – Die Verschwörung, Ali Sparkes, gelesen von Oliver Rohrbeck, der Hörverlag, 4 CDs 4 h 57 Min. gekürzt

Dies ist der finale Band der Reihe um Tierflüsterer und Aliens, in dem das Geheimnis um den geheimnisvollen und beängstigenden Spin gelüftet wird und die Welt ein für alle Mal gerettet wird.

Ein kosmischer Strahl geht quer durch die Schlafzimmer von Matt, Tima und Elena, jede Nacht um die gleiche Zeit. Seither erwachen sie jede Nacht, zur Zeit des Strahls und sie können nicht mehr schlafen. Aber nicht nur dass, sie haben seither auch besondere Fähigkeiten: sie verstehen jede menschliche Sprache, ohne darüber nachzudenken und verständigen sich mit Tieren; sie können diese nur in Gedanken herbeirufen. Bei Tima (11) sind es vor allem Insekten und Spinnentiere, bei Elena (14) Wildtiere und bei Matt (14) die Vögel. Jeder der drei hat ein Tier, das stets in ihrer Nähe ist. Bei Elena eine Füchsin, bei Matt die Krähe Gluck und bei Tima ist es Spinne Spencer. Als sie, die Neue der Privatschule, ausnahmsweise auf einer Party bei der ungekrönten Schulkönigin eingeladen ist, kommt heimlich auch Spencer mit. Sein Auftauchen führt zu einem Tumult und macht es Tima, die gerade den Schützling des Hauses, eine Waise mit roten Haaren kennenlernt, nicht leichter. Matts Schultyrann Liam hat ebenfalls rote Haare und bricht in der Turnhalle zusammen. Anschließend landet er zeitgleich mit Spin im Krankenhaus. Während Spin, den alle für eine Vampir halten das Blut getauscht bekommt, verstirbt Liam an einem Herzinfarkt und auch die Waise von der Party ist wohl in diesem Krankenhaus verstorben. Heimlich belauscht Spin nachts ein Telefonat seines Arztes und ihm wird schnell klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht. Auf Liams Beerdigung versucht die Füchsin Elena auf Ungereimtheiten hinzuweisen, aber bis die Nachtflüsterer verstehen worum es geht, stecken sie tief in einem Plan, der das Ende dieses Planeten bedeuten könnte. Ob sie das verhindern können und ob Spin ihnen helfen wird?

In dieser Reihe treffen Tierflüsterer auf Ausserirdische, eine recht ungewöhnliche Kombination, aber für die Logik der Geschichte unentbehrlich. Das war mir bisher soweit klar, unklar war mir Spins Rolle und was eigentlich genau mit ihm los ist. Ein Vampir in der Geschichte, war mir dann doch ein wenig zu viel des Guten. Tatsächlich ist Spin ein ganz normaler Junge, der lediglich mit seinem Image spielt, daß er sich aufgrund einer ausgesprochen seltenen und schmerzhaften Krankheit zugelegt hat, als seinen persönlich Ausweg mit den dazugehörenden Problemen umzugehen. Die Informationen zu dieser Krankheit EPP sind sehr geschickt in die Geschichte eingewoben, wer aber gerne mehr über sie wissen möchte, findet dazu mehr im beiliegenden Booklet, ebenso über Sam, den Jungen der Ali Sparkes zu der Figur des Spin inspiriert hat. Diesmal erstreckt sich das Abenteuer über die Dauer von fast einem Jahr, die die Freunde brauchen, um die Welt diesmal endgültig zu retten, wobei sich der Kreis der Geschichte schließt. In diesem Jahr lernen die Nachtflüsterer sich besser kennen und in ihre neuen Fähigkeiten zu vertrauen, so sehr, dass die Anfeindungen andererer ihnen nicht mehr so viel ausmachen. Allerdings liegt hier der Schwerpunkt nicht auf der Persönlichkeitsentwicklung der 4 Kids, sondern auf der Spannung und dem unterschwelligen Grusel. Man grübelt gerne mit, wie denn diese merkwürdigen Phänomene zusammen hängen könnten. Das Tempo steigert sich immer weiter, bis zum Showdown. Doch endet die Geschichte dann nicht abrupt, sondern fügt noch alle losen Enden zusammen. Insgesamt fand ich es wieder stimmiger und schlüssiger, als den zweiten Teil, so dass es für mich eine runde Sache ist.

Oliver Rohrbeck (die Stimme von Justus Jonas, von den ???, Synchronsprecher von Ben Stiller, Chris Rock und verantwortlich für unzählige Hörbücher) ist ein Meister seines Faches und mit seiner prägnanten Stimme immer sofort zu erkennen. Er ist stark im Ausdruck und vermag es Spannung und Emotionen alleine mit seiner Stimme hervorzurufen, ohne die Lautstärke zu variieren, sondern lediglich ihren Ausdruck. Dadurch kann man ihm sehr gut folgen und immer gut verstehen, während die Spannung innerlich wächst und man der Aufklärung entgegenfiebert. Sowohl für die Nachtflüsterer, Spin oder die Tiere findet er immer das passende Timbre. Da macht das Zuhören einfach Spaß!

Ab 10 Jahren.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Hörverlag für das langerwartete Hörexemplar des Abschlussbandes.