Donnerstag, 28. Februar 2019

Gespensterponychaos (2) – Wäschegeister und Gekleister, Karin Müller, Stéffie Becker, Schneiderbuch Egmont



Gespensterponychaos (2) – Wäschegeister und Gekleister, Karin Müller, Stéffie Becker, Schneiderbuch Egmont

Vorgestern ist Mira Morgenschön, mit ihrem Vater Bjarne und der Katze Frau Morgenschön in eine alte Villa mit Schuppen gezogen. Da ihre Mutter auf einer Grabung in Kuala Lumpur für Monate beschäftigt ist, hat sie Frau Fiedler als Haushälterin engagiert. Diese ist eine ausgezeichnete Köchin und liebt belgische Pralinen, aber Tiere mag sie nicht und die stehen auch nicht in ihrem Vertrag. Katze Frau Morgenschön findet zum Glück Gnade in ihren Augen, doch das 413,5 Jahre alte Gespensterpony Belle, das Mira schon kurz nach dem Einzug entdeckte, darf sie auf keinen Fall kennenlernen. Doch Belle hat schon seit über 100 Jahren niemanden mehr zum Spielen gehabt und sich so lange gelangweilt, daß sie nun zu Übermut neigt. Mira und Frau Morgenschön haben alle Hände und Pfoten voll zu tun, ihre Schäden zu beseitigen und Spuren zu verwischen. Denn sollte Frau Fiedler kündigen, muss Mira ins Internat. Mit ihrem vergeistigten, lebensuntüchtigen Vater kann sie unmöglich alleine in dem großen Haus leben. Belle muss dringend Regeln lernen, damit Mira nicht weg muss. Doch zuerst muss Mira mehr über Belle erfahren. Zum Glück macht sie in ihrem Zimmer eine aufregende Entdeckung.

Ein unsichtbares Pony, das man Füttern, Streicheln und Striegeln kann, nur für sich allein, das klingt doch super! Zu dumm, daß es ein Geheimnis bleiben muss, weshalb Mira wirklich alle Hände voll zu tun hat. So bleibt kaum Zeit zu verschnaufen, oder ihr Gespensterpony zu genießen. Zu schnell folgt eine Katastrophe auf die nächste. Glücklicherweise können die Tiere untereinander sich verstehen, wenn auch Mira lediglich mit Belle sprechen kann. Aber auch wenn Frau Morgenschön ein wenig verstimmt ist, weil Mira dem Pony so viel Aufmerksamkeit schenkt, ist sie Miras engste Verbündete und sorgt immer mal wieder für Rettung in letzter Sekunde! Kaum zu glauben, daß auch diese Geschichte lediglich den Zeitraum von 2 Tagen umspannt, so viel wie in der Villa gerade los ist! Mira kommt kaum zum Atmen, die jungen Leserinnen haben dafür aber umso mehr Grund zu kichern. Für Langeweile bleibt da keine Zeit. Es ist aber super, wie Kinder beim Lesen merken, daß ohne Regeln das reinste Chaos ausbricht und zwar in einem Maße, daß es einfach keinen Spaß mehr macht. Nicht nur Kinder brauchen Regeln, auch Tiere ;) Eine Erkenntnis, die Mira ganz von alleine kommt und über die ihre Katze, als Stimme der Vernunft sehr erfreut ist. Auch wenn Frau Morgenschön so vernünftig und auch etwas überheblich ist, immerhin ist sie eine Schnurrkatze von Welt, muss man sie einfach gerne haben. Egal wie angefressen gerade ihr Ego sein mag, sie steht ihrer Mira treu zur Seite und rettet sie aus den schlimmsten Miseren. Doch zwischen all den Katastrophen hat Mira auch einen geheimen Lichtblick auf den es sich freuen kann. Im Möbelhaus hat sie ein Mädchen in ihrem Alter kennen gelernt, das sie zu einem Mondscheinturnier eingeladen hat. Oh je, bis dahin muss sie noch viel darüber lernen, wie man Belle sichtbar und wieder unsichtbar macht und noch manch anderes Geheimnis lüften. Bislang ist sie auf Belle ja noch nicht einmal geritten. Aber das ist das Abenteuer für mindestens Band 3.

Das Cover von Stéffie Becker ist wunderschön mit UV-Lackierung für den Titel und die Buchhelden auf matten Grund. Gespensterpony Belle glitzert sogar, um zu verdeutlichen, daß sie durchscheinend ist, wenn sie zu zwei Vierteln sichtbar ist. (uiuiui, wann und wie sie sichtbar bzw. unsichtbar ist, ist wirklich eine Wissenschaft für sich!). Auch innen ist das Buch durchgehend 3 farbig illustriert. Mit süßen kleinen Blümchenvignetten, pinken Geräuschchaoswörtern und auch mit Bilder von der empörten Frau Fiedler, der verzweifelten Mira oder der trotz allem hinreißenden Belle. Zusammen mit den größeren Drucktypen, dem großen Zeilenabstand und den kurzen Kapiteln ist es ideal für junge Leserinnen ab 8 Jahren. Sprachlich ist die Ausdrucksweise dem Lesealter angepasst, ohne Anglizismen oder recht ungebräuchliche Begriffe. So können sie sich schnell über Leseerfolge mit einer witzigen Pferdeabenteuergeschichte freuen. Für die Eltern hat es den Vorteil, daß es kein klassisches Pferdebuch ist. Ein Gespensterpony kann man nicht kaufen, da kann man die Geschichte mehr genießen, ohne gleich selbst die Eltern zu bestürmen, daß man doch dringend selbst ein Pony braucht (Mira darf ja auch keines haben). Da hat Autorin Karin Müller, die auch Autorin der wunderbar magischen Nordlicht-Reihe ab 12 Jahren, ein Herz für Eltern und Kinder bewiesen. Eine vergnügliche Mädchenreihe ab 8 Jahren, für alle jungen Leserinnen, die vergeblich von einem Pony träumen und Chaos und Spuk lieben!

Wir sind schon auf das nächste Abenteuer gespannt und bedanken uns ganz herzlich beim Schneiderbuch Egmont Verlag für dieses aufregend-chaotische Rezensionsexemplar.

Mittwoch, 27. Februar 2019

Die Richterin und die tote Archäologin, Ein Südfrankreich Krimi, Liliane Fontaine, Piper



Die Richterin und die tote Archäologin, Ein Südfrankreich Krimi, Liliane Fontaine, Piper

Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt erholt sich langsam von den Schrecken des Anschlags auf ihr Leben, als sie sonntags an einen neuen Tatort gerufen wird. Ihre alte Schulfreundin, zu der der Kontakt abgebrochen war, die Archäologin Flavia Leone, wurde erstickt auf einer Grabungsstätte in der Nähe von Montpellier aufgefunden. Nachträglich wurde ihr die Replik einer antiken Totenmaske auf ihr Gesicht gelegt. Mathilde entdeckt ein Nest des Ehrgeizes, der Missgunst und der geheimen Liebschaften. Keines der augenscheinlichen Motive vermag Mathilde und ihr Team zu überzeugen. Außerdem ist ihr junger Cousin Sébastien mit Downsyndrom verschwunden. Weil anscheinend keiner für ihn Zeit hatte, hat er sich auf den Weg nach Deutschland gemacht. Commandant Rachid Bouraada plagen ganz eigene Dämonen, die ihn in einen tiefen Gewissenskonflikt zwischen seiner Familie und seinem Beruf stürzen. Nur der junge Lieutenant Felix Tourrain schwebt im 7. Himmel, er ist verliebt, wie nie zuvor.

Ein Krimi mit ganz viel Südfrankreich-Feeling, wobei sich diesmal der geographische Schwerpunkt vom Hinterland von Nimes die Küste entlang Richtung Montpellier, La Grande Motte und Sète verlagert. Das sonnige Feriengefühl wird hier wirklich um sehr interessante Infos und Fakten zu der Gegend, die wunderbar beschrieben ist, bereichert. Gerade durch das Setting der archäologischen Grabungen gibt es immer wieder Anlass, in die Geschichte des Landes Einblick zu nehmen. Ich empfinde es als sehr schönen Rahmen für diesen Krimi, der durch die persönlichen Probleme der Protagonisten zusätzlich gewürzt wird. Auch der erste Fall der Reihe, der nicht vollständig abgeschlossen werden konnte, da die Reichen und Mächtigen sich gegenseitig zu schützen wissen, wird wieder in Erinnerung gerufen. Es ist offensichtlich, daß Mathilde und ihr Team so schnell nicht aufgeben werden, aber derzeit gibt es keine neuen Spuren und als ein zweiter Toter aufgefunden wird, wird die Situation noch verwirrender. Die Autorin streut immer wieder Fragmente von Motiven und Möglichkeiten ein, doch keine mag recht zu passen und mancher anfangs verheißungsvoll erscheinende Ermittlungsansatz verläuft dann doch im staubigen Sande der Grabungen. Genügend unsympathische Gestalten, denen man eine Enttarnung als Täter wünschen könnte, sind auf jeden Fall vorhanden. Dennoch ist dies, trotz des sehr ernsthaften Themas, daß der Tat zugrunde liegt, eher ein Wohlfühlkrimi. Er ist mehr vom Sonnenschein, Weingenuss und der Landschaft, als von Grausamkeiten und Blutströmen geprägt. Selbst der Showdown erinnert mehr an Agatha Christie, und kommt gänzlich ohne Verfolgungsjagden und quietschende Reifen aus. Die Lösung steckt im Detail, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich den entscheidenden Hinweis, im Eifer um Aufklärung überlesen habe, oder ob dieses Detail nicht benannt wird. Diesen Fall konnte ich nicht lösen, ich hatte nur so ein merkwürdiges Bauchgefühl. Die Lösung führt allerdings die Brisanz des Falles wieder vor Augen und bindet den Prolog irgendwie in die Geschichte mit ein, auch wenn man ihn sich meiner Meinung nach hätte sparen können. Für mein Empfinden hat er mehr atmosphärischen Nutzen und regt zum Nachdenken über viel zu wenig beachtete Verbrechen an, ist für den eigentlichen Krimi allerdings ohne Belang.

Liliane Fontaine, die auch als Liliane Skalecki Krimis mit historisch-kritischem Bezug veröffentlicht, schreibt die Südfrankreich Krimis unter ihrem Mädchennamen. Aufgrund ihrer französischen und deutschen Wurzeln kennt sie sich in beiden Welten sehr gut aus und lässt ihre Beobachtungen immer wieder in den Roman mit einfließen. Da ich diese Gegend ebenfalls sehr liebe, empfinde ich es als wirkliche Bereicherung, die mich immer mal wieder schmunzeln lässt. Der Stil ist angenehm fließend und dabei sehr bildlich. Die Beschreibungen von Land und Leuten finde ich sehr treffend.

Ein guter Krimi mit sympathischen Ermittlern in einer traumhaften Gegend. Ich hoffe, ich werde der Reihe noch lange folgen können, denn der Schluss lässt Großes erwarten!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei #netgalley für das Rezensionsexemplar, daß mir auch im Winter angenehmes Sommerurlaubsfeeling verschaffen konnte.

Deutsche Heldensagen Teil 2, Willi Fährmann, gelesen von Peter Kaempfe, audiolino Verlag



Deutsche Heldensagen Teil 2, Willi Fährmann, gelesen von Peter Kaempfe, audiolino Verlag

Teil 2 der Deutschen Heldensagen bilden die Sagen von Elsa und dem Schwanenritter Lohengrin, Gudrun und Wieland dem Schmied.
Elsa sagte mir irgendwas, aber bei Lohengrin regte sich mein Gedächtnis noch mehr. Nach dem Tod ihrer Mutter wird Elsas Vater von unsäglicher Melancholie heimgesucht und sucht sein Glück im Heiligen Land mittels eines Kreuzzuges. Der Verwalter soll solange die Geschicke des Reiches lenken. Als der Vater stirbt, zeigt der Verwalter sein wahres Gesicht und will sie zur Ehe zwingen, doch auch ihr Onkel erhebt Ansprüche auf das Reich. Elsa ist verzweifelt, sie will weder den Verwalter heiraten, noch das Reich an den Onkel abgeben. In ihrer Not ruft sie Gott um Hilfe an und über den Fluss kommt Lohengrin, auf einem von Schwänen gezogenen Schiff.
Die Schönheit der zeeländischen Königstochter Gudrun ist so legendär, daß der Sohn des Königs der Normannen sich unsterblich in sie verliebt und um ihre Hand anhält (ohne sie je gesehen zu haben). Doch Gudrun lehnt ab, liebt sie doch schon einen anderen, den Freund ihres Bruders Ortfried (oder Ortwin? Die damaligen Namen innerhalb der Clans werfe ich gerne durcheinander), dem sie die Ehe versprochen hat. Die Normannen entführen daraufhin Gudrun, ihre Hofdame und 60 weitere Frauen….
Wieland der Schmied findet bereits in Teil 1 immer wieder Erwähnung, als Schmiedelehrling mit Siegfried und dessen Feind, als Schmied des einzig wahren Wunderschwertes außer des vom Zwergenkönig Alberich und auch bei Dietrich von Bern taucht Wieland auf. Willi Fährmanns Deutsche Heldensagen basieren sowohl auf dem Nibelungenlied, als auch auf der Edda. Beide haben Überschneidungen, als auch Unterschiede, das macht die Wiederbegegnung mit Wieland und der Ungerechtigkeit, die diesem Enkel des schwedischen Königs widerfährt, so faszinierend.
Dieses Hörbuch erklärt für mich, was mich bei Teil 1 verwirrte. Das Booklet erklärt die Rüstung der Ritter im 13. Jahrhundert. Die Nibelungen spielten aber bereits zu Zeiten der Völkerwanderung also rund 500 n. Chr. Allerdings wurde das Nibelungenlied ebenso wie die Edda erst später im 13. Jahrhundert aufgeschrieben, damals, als die Rüstungen wie abgebildet aussahen. In der Geschichte Gudruns, die tatsächlich auch später, erst im 13. Jahrhundert spielt, wird auf immer wieder auf die Brünne Bezug genommen. Da wären wohl nicht nur Kinder beim Zuhören überfordert, auch ich hätte nicht gewusst was es ist. Auch wenn ich es interessant finde, daß sich mit Wieland dem Schmied der Heldenkreis zu schließen scheint, so sind mir persönlich Elsa und Gudrun die Liebsten. Elsa, die Aufrechte, die nicht den einfachen Weg wählt, sondern an ihrer Überzeugung festhält. Elsa, die für ihre Rechte als Frau und Königstochter einsteht und sich nicht einfach als Heiratsgut betrachten lassen will, ist ebenso eine Heldin wie ihr Lohengrin. Der edle Ritter unbekannter Herkunft, der nicht nach dieser befragt werden darf. Immer wieder kommen in diesen Heldensagen biblische Themen vor, so erinnert mich Elsa an die Frau Lots. Sie kennt die Regeln, doch vermag sie sie nicht einzuhalten, um ihrer Söhne Willen. Es regt zum Nachdenken an über die Frage, was macht einen Menschen aus, seine Herkunft oder seine Person?
Gudrun hingegen ist treu und standhaft und nicht bereit ihr Eheversprechen zu brechen, um in Gefangenschaft ein einfacheres Leben zu haben. Bei ihr musste ich immer an die heilige Ursula und ihre 80 Jungfrauen von Köln denken, wobei ja auch die Sabinerinnen geraubt wurden, oder die schöne Helena… Während mich nicht nur ihre Standhaftigkeit anrührt gefällt mir auch, daß die Schwester des Räubers stets gut zu ihr war.
Die Sagen von Teil 2 empfinde ich als weniger kriegerisch und dafür milder. Es werden sie Schwerter gezückt, aber es rollen nicht so viele Köpfe. Auch sind die weiblichen Helden einfach sympathischer als die rachsüchtige Kriemhild. Elsa und Gudrun sind deutlich gerechter. Doch sie sind sehr modern in ihren Ansichten, besonders Elsa. Bei Wieland hat mich fasziniert, daß ein Königssohn eigentlich keine Alternative hatte als Ritter und somit Krieger zu werden. Die Idee nicht in den Krieg ziehen zu wollen, schien absurd zu sein. Auch dass der Beruf des Schmiedes so hochangesehen war, war mir neu…
Ein wirklich vielschichtiges Hörbuch, daß man unbedingt mehrfach hören sollte.
Mittlerweile habe ich festgestellt, daß Willi Fährmanns Werk immer noch das Standardwerk der deutschen Sagen ist, auch wenn der Autor schon längst verstorben ist. So kam es, daß die ehemalige Klassenlehrerin meiner Tochter nach einer Klassenfahrt nach Xanten, die Kindern der 4. Klasse anschließend Siegfried und Kriemhild aus dem zugrunde liegenden Buch vorlas. Die Viertklässler fanden es nicht zu brutal, sondern haben gebannt gelauscht.
Vielleicht mag meine Tochter deshalb den Sprecher Peter Kaempfe nicht so gerne, er klingt nicht wie die Ursprecherin (aus ihrer Sicht) Frau Müller, bei Sprecherwechseln ist sie sehr eigen. Ihrer Freundin, die nicht mit ihr in der Grundschule war, findet Peter Kaempfe als Sprecher gut. Allerdings versucht er auf diesem Hörbuch Gudrun und Elsa eine weibliche Stimme zu verleihen. Das ist nicht ganz so gelungen, mir wäre weiterhin sein Sagenonkelvortrag lieber. Er hat in der Tat die passende Stimme zum Vortrag von Sagen und Märchen, die ja bisweilen miteinander verschmelzen. Er spricht sehr klar und deutlich.
Auf diesem Hörbuch sind die Clans nicht ganz so weit verzweigt wie bei den Nibelungen, Burgundern, Hunnen, …. in Teil 1, das erhöht das Verständnis beim erstmaligen Hören ungemein.
Auch wenn meine Tochter immer noch ein großer Siegfried-Fan ist, hat mir der 2. Teil der deutschen Heldensagen deutlich besser gefallen. Er verdient das mehrmalige Hören ebenso wie Teil 1, ist aber leichter verständlich für Ersthörer.


Ich bedanke mich ganz herzlich bei audiolino für dieses Rezensionsexemplar.

Sonntag, 24. Februar 2019

Zombert und die Zahnfee Pupsinella, Kai Pannen, Tulipan Verlag



Zombert und die Zahnfee Pupsinella, Kai Pannen, Tulipan Verlag

Zombert, der kleine Zombie, der seine Arme, Beine, Kopf und Nase abnehmen kann, ist gerade in seiner Gruft und jongliert. Da fliegen schon mal die Gliedmaßen, als sein Freund Konrad zu Besuch kommt. Der hat gerade einen Wackelzahn, der trotz aller Bemühungen von Konrad, einfach nicht ausfallen will. Kein Problem für Zombert und seine Zahnziehmaschine! Die hilft sofort und schon taucht ein kleines stinkendes Etwas auf: Zahnfee Pupsinella! Die ist eigentlich eine Rosenfee, aber weil sie unerlaubten Schabernack getrieben hat, muss sie nun Milchzähne einsammeln. Mit Konrads verlorenem Zahn, ist ihr Beutel nun aber so schwer, daß sie nicht mehr fliegen kann. Was nun? Die zwei können sie nicht riechen und wollen sie nur loswerden!

Nein, keine Sorgen, hier geht es nicht um Feenmobbing, es ist einfach eine sehr lustige Leseanfängergeschichte, die mit alten Klischees aufräumt! Die Zahnfee ist nicht niedlich, sie stinkt, weil sie ständig pupsen muss. So sehr, daß es noch nicht mal ein kleiner Zombie erträgt! Pupsinella ist natürlich rosa und niedlich, aber sie müffelt eben auch und findet Konrad zu alt für Geschenke von der Zahnfee! (hihi, ein tolles Argument für die Eltern, sollten sie mal eins vergessen haben. Steht ja sogar im Buch, dann muß es ja auch stimmen!) Leider ist Pupsinella nicht so lustig, wie Fußballspiele oder Verstecken auf dem Friedhof. Da müssen die zwei mal ganz kräftig nachdenken, was sie da machen können. Hier kommen nun auch die übrigen üblichen Zombert Mitspieler zum Zug. Papagei Plapperkai und Hund Waldi machen sich gemeinsam mit ihnen auf zum Friedhofswächter Ignaz, möglichst weit weg mit den Püpsen von Zomberts Gruft....

Meine Tochter liest auch mit 9 Jahren total gerne Zombert, dann aber in einem Rutsch, auch wenn diese Leseanfängergeschichte in mehrere Kapitel unterteilt ist, damit die Anfänger nicht überfordert werden. Wer aber schon gut lesen kann, kann natürlich auch mal ganz schnell ein ganzes Buch lesen. Die Geschichte ist wirklich lustig. Sie greift altbekannte Kindermythen und Gruselgeschichten (klar, ein Zombie) auf und stellt die Klischees mal locker flockig auf den Kopf! Eine rosa pupsende Fee, die für eine dicke Libelle gehalten wird... Solche Scherze lieben Kinder, da merkt man vor lauter Kichern gar nicht, daß man ja immer weiterliest und empfindet es gar nicht so anstrengend. Klar, daß auf Anglizismen und wirklich schwierige Wörter hier verzichtet wird. Dennoch klingt es sprachlich nicht platt, sondern kindgerecht. Dieses Buch ist durchgängig farbig illustriert und zwar auf jeder Seite! Dabei sind die Bilder nicht nur farbig sondern auch fröhlich und bisweilen witzig, wenn z.B. Zombert beim Jonglieren aus Versehen seine Arme mit durch die Luft wirbelt oder die Zahnfee die Luft in der Gruft vernebelt. Plapperkai reisst wieder reimende Scherze, die nicht nur Spass machen, sondern auch das Sprachgefühl schulen. Dabei ist die Schrift schöne deutliche Fibelschrift in einem größeren Schrifttypus und mit nur wenig Textanteil pro Seite. So bleibt schon viel Raum für die herrlichen Illustrationen des Autors, der Malerei und Film in Köln studierte. Heute arbeitet er als Autor, Illustrator und Trickfilmer. Wem Zombert gefällt, es aber zu kurz findet, dem legen wir gerne die Reihe um Spinne Karl-Heinz und Stubenfliege Bisi ans Herz, beginnend mit „Du spinnst wohl!“.

Ach so, auch wenn hier eine rosa Zahnfee mitspielt, es ist kein Mädchenbuch, sondern definitiv für beide, aber wenn schon, dann eher Jungs als Mädchen, denn die Fee ist alles andere als kitschig süß ;) Dies ist bereits das 3. Zombert-Abenteuer, aber durchaus auch eigenständig lesbar.

Eine ganz tolle Reihe für Leseanfänger, auf die sich meine lesemuffelige jüngste Tochter immer wieder bei jedem neuen Band stürzt. Dicke Leseempfehlung von der Jüngsten mit 5 Sternen.

Wir bedanken und ganz herzlich beim Tulipan Verlag, für dieses heißgeliebte Rezensionsexemplar.

Samstag, 23. Februar 2019

Wühl dich glücklich, Schaff Dir einen Biogarten zum Ernten, Freuen und Teilen, Andrea Heistinger, Löwenzahn Verlag.



Wühl dich glücklich, Schaff Dir einen Biogarten zum Ernten, Freuen und Teilen, Andrea Heistinger, Löwenzahn Verlag.

Ein Bio-Garten als ganzheitliches Erlebnis, als Ort zum Leben und Genießen und nicht, um seinen Ehrgeiz auszuleben. So ist dieses Buch nicht auf Perfektionismus angelegt, sondern als Anregung gedacht. Es spendet Ideen und ermutigt mal neue Wege zu gehen und die Grenzen des Bekannten zu überschreiten. Blumen und Kräuter haben die gleichen Bedürfnisse, aber der Platz ist begrenzt? Macht nichts, man kann sie auch mixen, erlaubt ist was gefällt und warum auf etwas verzichten, was man liebt, nur weil es nicht in gängige Schemata fällt.

Daher gibt es hier Tipps für ganz viel Handarbeit, eben zum Wühlen, Buddeln und Mulchen. Es werden Gartenlieblinge vorgestellt, aber eben auch unbekanntere Sorten, an deren Entdeckung man seine Freude haben kann, sowohl bei Gemüsesorgen Pak Choi, als auch bei den Früchten, wie der nackten Mini-Kiwi. Dabei geht es um Beispiele, die nie abschließend gemeint sind. Bei der Kiwi haben ja einige ihre Zweifel, daß man die hier so anbauen kann, aber Neuseeland ist ja auch keine tropische Insel. Wenn man sich aber schon an die Kiwi wagt, könnte man ja auch mal über Feigen nachdenken (vorausgesetzt man lebt in entsprechenden Gebieten wie dem Breisgau, dem Nahetal, dem Rheintal... also durchaus klimatisch milde Gebiete ohne allzu harte Fröste).

Das es den Garten als ganzheitliches Erlebnis sieht, ist das mit der Struktur des Buches auch so eine Sache. Ja, es gibt eine Struktur, ja es gibt ein Inhaltsverzeichnis, aber einige Pflanzen stehen nicht da, wo ich sie erwarte. So findet sich der Salbei nicht im Kapitel Tea-Time-Beet sondern gemeinsam mit dem Rosmarin (hier wird Rosmarintee für seine belebende Wirkung empfohlen, statt Kaffee und es gibt ein ganz einfaches Rezept für Rosmarin-Pinienkern-Salz) bei „Langzeitbeziehunge: einmal pflanzen – mehrmals ernten“, was auch für den Thymian gilt, aber der steht dann auch wieder bei dem Tea-Time-Beet. Tja, Pflanzen lassen sich ebenso ungern in Schubladen stecken, wie Gärtnerinnen. Dabei sind hier durchaus auch verschiedene Beettypen, für verschiedene Gärtnerpersönlichkeiten empfohlen. Auch hier gilt, fühlt man sich gleich zu mehreren Typen hingezogen, z.B. sowohl ein Einfach-Losleger als auch nachhaltiger Netzwerker, so genau weiß man nicht immer. Aber es ist so amüsant und kurzweilig geschrieben, dass das Verschwimmen der Grenzen nichts macht. Ich habe es tatsächlich völlig unstrukturiert gelesen, einmal durch, was ich normalerweise bei Sachbüchern eher meide, weil ich ja nicht alles gleich spannend finde... Andrea Heistinger schreibt sehr locker und humorvoll. Sie betont immer wieder, daß man die lieben Pflänzchen auch mal in Ruhe wachsen lassen sollte, wofür sie nicht dringend eines Gärtners benötigen und gibt ironische Ratschläge zur Pflanzenpflege. Sollte die Leserin hier die Ironie nicht erkennen, die nicht gekennzeichnet ist, ist ihr Garten ganz schnell hinüber. Allerdings ist die Ironie wirklich offensichtlich, wenn empfohlen wird, frisch gesetzte Pflanzen nicht zu gießen.

Neben der Beetanlage und der Bodenbeschaffenheit, legt dieses Buch einen großen Schwerpunkt auf die Pflanzenpflege. Dabei gefällt mir sehr gut, daß sie den Einsatz von Rasenschnitt zum Mulchen empfiehlt, damit Boden und Pflanzen nicht austrocknen, statt Rindenmulch. Rasenschnitt hat man eigentlich immer und weiß nie wohin damit. Sowohl Rasen mag kein Kompost, aber meine Kartoffeln und Erdbeeren werden sich von nun an darüber freuen. Auch hier ist mir bei der Pflege der Kartoffeln siedend heiß aufgefallen, daß ich ja immer das gleiche Kartoffelbeet nehme. Das werde ich dieses Jahr wohl dann doch mal sein lassen. Meine Kräuter bleiben aber weiterhin wo sie sich bisher glücklich gefühlt haben, da möchte ich kein Risiko eingehen. Da der Deutschen Lieblingsgemüse die Tomate ist, bekommt diese auch ein ganzes eigenes Kapitel mit Anbau, Pflege und Wuchs- und Sortentipps. Die Richtigkeit dieser Empfehlungen kann ich aufgrund der Fehler der vergangenen Jahre, aus denen ich gelernt habe, durchaus bestätigen.

In grün unterlegten Kästchen mit weißer Schrift werden jeweils wertvoll Tipps gegeben, während die wichtigsten Pflanzenfakten mit zartgrünen Ranken markiert werden.

Blumen und Obstbäume kommen sehr kurz, die hätte man sich fast sparen können, wären sie nicht wieder für das ökologische Ganze und die Nützlinge von Interesse. Was blüht lockt nützliche Insekten an, diese fressen nicht nur viele Schädlinge, sondern befruchten auch unsere Wunschgewächse. Insofern haben sie in dieser Kombination dann doch eine Erwähnung verdient.
Am Ende des Buches findet sich ein hilfreiches Glossar, mit Begriffen, die mir z.T. bisher nicht geläufig waren, die aber im Text verwendet werden. Es handelt sich um Begriffe wie „einschlämmen“, die sich zum Teil, wenn man sie nicht kennt, doch erahnen kann. Beim Lesen hatte ich stets das Gefühl, das ich alles verstände und es insgesamt sehr verständlich formuliert ist. Sprachlich ist es so ansprechend geschrieben, daß ich, gerade ich Buddellaune, gerne noch mehr gelesen hätte. Autorin Andrea Heistinger hat aber bereits eine Vielzahl weiterer Gartenbücher im Löwenzahn Verlag veröffentlicht, so daß Nachschub unproblematisch möglich ist. Abschließend gibt es eine Liste mit Bezugsquellen, nach deutschsprachigen Ländern geordnet. Außerdem werden zur weiteren Veranschaulichung Schaugärten und offene Privatgärten aufgeführt und die Mitwirkenden am Buch vorgestellt.

Haptik und Optik gefallen mir auch bei diesem Buch aus dem Löwenzahn Verlag wieder ausgesprochen gut. Das blaue Lesebändchen garantiert, daß man nie sein Augenmerk verliert. Der matte Druck ist umweltbewusst. Durch die wirklich ansprechenden Fotos aus bisweilen ungewöhnlichen Perspektiven nimmt man dieses Gartenbuch gerne auch nur zum Durchschauen in die Hand, wird sich aber wahrscheinlich dabei festlesen.

Wieder ein ausgesprochen schönes Gartenbuch, dass man sehr gerne in die Hand nimmt und anschaut und durchliest. 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Andrea Heistinger und dem Löwenzahn Verlag für die anregende Leserunde und das wunderschöne Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 21. Februar 2019

Klassenreise mit Miss Braitwhistle, Sabine Ludwig, Dressler Verlag



Klassenreise mit Miss Braitwhistle, Sabine Ludwig, Dressler Verlag

Dies ist der 5 Band mit Abenteuern der 4a wie Albtraum, der Klasse der englischen Grundschullehrerin Miss Braitwhistle, die zwar keine Umlaute beherrscht und bisweilen noch andere Kämpfe mit der deutschen Grammatik verliert, die aber auch immer ein Hauch von Magie umgibt. Miss Braitwhistle hat nämlich nicht nur einen Sonnenschirm, sondern auch eine Handtasche, aus der sie zu gegebenen Zeiten die wundersamsten Dinge hervorzaubern kann.
Inzwischen hat die Klasse die Schule verlassen und ist über die Stadt in unterschiedliche Schulen zerstreut. Doch Aki und sein Freund Franz, der Ich-Erzähler, treffen sich immer noch. Diesmal erinnern sie sich aus gegebenen Anlass, an ihre Abschlußfahrt, die eigentlich gar nicht hätte stattfinden sollen. Im Gegensatz zur 4b von Frau Sauermann, hat Miss Braitwhistles Klasse nicht schon das ganze Jahr für eine Klassenfahrt gespart. Doch die nette Hausmeisterin hat Erbarmen mit den im Hochsommer schwitzenden Schülern und lädt sie ein. Nun dürfen sie auch auf Ekis Erlebnishof, gemeinsam mit der 4b fahren. Die hatte ihnen schon mit den Hochglanzprospekten die Nase lang gemacht. Doch Eki ist seiner Bäuerin davon gelaufen und diese hat das Konzept nun auf Arbeiten im Einklang mit der Natur umgestellt. Leider ist auch das Essen angeblich im Einklang mit der Natur und muss erst geerntet oder sonst wie erarbeitet werden, wie gut, daß Miss Braitwhistle ihre Handtasche mitgebracht hat!

Für uns war es das erste Miss Braitwhistle Abenteuer, auch wenn es bereits der 5. Band ist. Auch wenn wir die Protagonisten aus der 4a und 4b und ihre Lehrerinnen bislang nicht kannten, war dies völlig unproblematisch. Sabine Ludwig erzählt immer nur von einigen wenigen Kindern aus den jeweiligen Klassen, also deutlich weniger als Klassenstärke. Anfangs waren wir etwas enttäuscht, daß Miss Braitwhistle so selten auftaucht. Sie scheint sowohl ihrer Kollegin, als auch der Bäuerin gezielt aus dem Weg zu gehen. Dabei fand meine Tochter (9) ihre Sprache sehr lustig. Dass andere Nationen unsere Umlaute nicht aussprechen können, ist für Kinder bisweilen unvorstellbar. Auch die Grammatikfehler fand sie lustig. Ein prima Sprachtraining übrigens, weil sie mir stets verkündete, wie es richtig hätte heißen sollen. Auch mit dem Vokabular hat die englische Miss bisweilen Schwierigkeiten, weshalb sie dann englische Begriffe einfließen lässt, die dann sofort erklärt werden wie z.B. fire fly für Glühwürmchen oder shooting star für Sternschnuppe. So lernt man zwischen all dem Unsinn, den diese zwei Schulklassen anstellen, ein paar englische Begriffe und auch ein paar Fakten über das Landleben. Das finde ich als Mutter sehr geschickt gelöst und die Kinder fanden es spannend. Eigentlich wollte ich nur mit der jüngsten Tochter lesen, doch die Große (11) schien von der Geschichte magisch angezogen zu werden und spitzte stets die Ohren. Auch sie fand die Geschichte lustig und hätte gerne von Anfang an mitgehört (auch wenn sie sich für das Cover von Susanne Göhlich zu alt fand, weswegen ich es nur der Jüngeren vorlas). Meine jüngere Tochter mochte sowohl das Cover, als auch die Illustrationen im Buchinneren sehr gerne und fand sie witzig.
Die zwei Parallelklassen stehen in ständiger Konkurrenz zu einander. Die 4b mag wohl ihre Frau Sauermann auch nicht wirklich, aber immerhin ist sie „normal“. Die 4a findet ihre Lehrerin überhaupt nicht normal, liebt dafür aber ihre lustige und zauberhafte englische Miss. Durch die ewigen Reibereien lassen sich gerade die „schlimmen Jungs“ Aki und Franz immer wieder neue Streiche und Herausforderungen einfallen. Manchmal gehen die Aktionen nach hinten los, aber solange man selbst nicht betroffen ist, kann man herzhaft darüber lachen. Es ist eine moderne Mischung aus Mary Poppins und dem Krieg der Knöpfe. Sowohl für Jungen als auch für Mädchen sehr unterhaltsam. Nicht immer zum Nachmachen geeignet, aber wehr hat schon eine Lehrerin mit solch speziellen Fähigkeiten?

Sabine Ludwig verfasst seit Jahren erfolgreich Kinderbücher, die z.T. („Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft!“, „Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft!“) auch bereits fürs Kino verfilmt wurden. Außerdem übersetzt sie Werke andere Autoren vom Englischen ins Deutsche. Auf ihre kleinen eingebauten Englischlektionen ist also Verlass. Neben dem Spaß verpackt sie auch gerne noch eine Botschaft mit in ihre Geschichten. So ist die 4a kein wirklicher Albtraum und keinen Deut schlimmer als die gelobt 4b.

Wir fanden es etwas schade, daß die namensgebende Miss Braitwhistle anfangs fast gar nicht auftauchte. Gelangweilt haben wir uns aber auch in diesen Kapiteln nicht, doch kam mit Miss Braitwhistle einfach mehr Magie in die Geschichte und noch mehr Humor.

Eine wirklich schöne Geschichte, von der wir allerdings befürchten, daß sie tatsächlich der Abschlußband der Reihe ist.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Dressler Verlag für die unterhaltsame Leserunde und das Rezensionsexemplar.

Dienstag, 19. Februar 2019

Wildhexe (2) Die Botschaft des Falken, Lene Kaaberbol, Reihe Hanser dtv



Wildhexe (2) Die Botschaft des Falken, Lene Kaaberbol, Reihe Hanser dtv

Clara ist zu Besuch bei ihrem Vater. Der hat sein altes Haus in der Pampa verkauft und lebt nun in einer schicken neuen Wohnung in ihrer Stadt. So richtig kann sie sich nicht darüber freuen und grübelt in ihrem neuen Zimmer vor sich hin, als sie ein Falke ihr eine Nachricht überbringt. Sie soll die junge Wildhexe Shanaia eine Stunde vor Sonnenuntergang im Park treffen. Trotz ihrer Schüchternheit beschließt Clara dieser Aufforderung zu folgen und bricht gemeinsam mit ihrem besten Freund Oscar und dem schwarzen Kater Kat auf. Doch Shanaia scheint gar nicht zu dem Treffen zu erscheinen, ob es eine Falle war? Da werden sie von einer Horde wild gewordener Vögel angegriffen, doch sie verletzen nur Oscar und Kater, aber nicht Clara. Da entdecken sie auch stark verletzt und versteckt Shanaia und ihren Wildfreund das Frettchen. Sie fleht Clara an, ihr bei der Rückeroberung von ihrem Heim Vestmark, aus dem ihre Familie vertrieben wurde, bei zu stehen. Doch Clara zögert, sie traut sich das nicht zu, sie ist noch viel zu unerfahren. Doch dann verschwindet Oscar und Clara folgt ohne zu Zögern seiner Spur.

Meine Große war anfangs sehr empört: Das Cover sieht anders aus, als das Mädchen auf dem Filmbuch und wo kommt denn nun Claras Vater her? Dass der nun auftaucht fand sie völlig unpassend im Hinblick auf Band 1. Die Kleine und mich störte es nicht. Uns gefiel das Clara mutiger wird, aber in der Schule immer noch ihre beste Waffe in ihrer Unscheinbarkeit zu finden glaubt. Dummerweise ist Oscar so stolz auf ihre Wildhexeneigenschaft, daß er sich verplappert und damit gerät Clara in den Fokus, was ihr sehr unangenehm mit. Doch mit ihren Wildhexenfähigkeiten wächst Clara auch charakterlich und diesmal ist sie richtig stark gefordert. Sehr interessant fanden wir, was Clara so mit der Zeit alles über ihre besonderen Wildhexen-Fähigkeiten erfährt. Chimära scheint sie zu fürchten, aber Clara, die kaum eine Ausbildung genossen hat, weiß überhaupt nicht warum. Langsam beginnt Clara eine Ahnung zu bekommen, auch davon, warum Shanaia ausgerechnet ihre Hilfe angefordert hat. Doch Clara ist erst ganz am Anfang der Entdeckung all ihrer Talente. Es ist aufregend mit ihr gemeinsam den erwachenden Wildsinn zu erleben und der Herausforderung durch die erfahrene und hinterhältige Wildhexe Chimära zu folgen. Diese fühlt sich an keine Regel und keine Gesetze gebunden, nur ihrem eigenen vermeintlichen Wohl verpflichtet. Doch etwas an Clara bereitet ihr Kopfzerbrechen, auch wenn sie darauf genauso wenig Rücksicht nimmt, wie auf das Wohl der Tiere, die zu verstehen sie das Glück hat.
Auch dieser Band ist trotz seiner Kürze von knapp 200 Seiten packend geschrieben. Er vereint bekannte Gefühle und Erfahrungen von 12 Jährigen, sowohl mit Eltern, Freunden und Schule, mit dem unbekannten der wilden Welt. Einer Welt voller Magie, unbekannter Gefahren und doch auch verlässlichen Freunden. Dieser Kontrast ist sehr reizvoll und drängt dazu der Geschichte weiter zu folgen, denn wir sind gewiss, daß Chimära sich neue Herausforderungen für Clara ausdenken wird, wie man auch den kommenden Titeln ablesen kann.
Für eine Fantasy-Reihe sind die Einzelbände ziemlich kurz, ähnlich wie bei Narnia und der Erdseereihe. Das empfinden meine Töchter und ich als großen Pluspunkt. Das Abenteuer verzettelt sich nicht in epischen Beschreibungen, sondern kommt auf den Punkt: Spannung und Magie! Für Kinder die nur mäßig gerne Lesen erfordert der Beginn eines Buches mit überschaubarem Umfang keine große Überwindung. Dabei ist der Zeilenabstand sehr augenfreundlich und auch die Schriftgröße ist größer als bei Harry Potter (die finden meine Töchter unangenehm klein). Das Setting in Dänemark ist auch mal erfrischend anders, auch wenn gar nicht so viele landestypischen Eigenheiten erwähnt werden, klar, wer kennt schon die wilden Wege? Sprachlich ist es gefällig und unaufdringlich. Die Sprache folgt vor allem der Funktion des Spannungsaufbaus, ohne besondere lyrische Brillianz. Das finden wir aber völlig in Ordnung, da der Stil durch aus ansprechend ist und ein gutes Vorbild für den eigenen schriftlichen Ausdruck liefern kann, aber nicht vom Inhalt ablenkt.

Eine spannende Reihe um Freundschaft, Verbundenheit und die Kraft der Natur, die auch zu leseunwilligere Kindern zu einem Blick ins Buch verlocken kann. Wir sind schon ganz gespannt, wie es weitergeht!

Wir bedanken und ganz herzlich bei Reihe Hanser im dtv für dieses fesselnde Rezensionsexemplar.

Iron Flowers (2) – Die Kriegerinnen, Tracy Banghart, gesprochen von Coco Plümer und Theresa Horeis, Goya libre



Iron Flowers (2) – Die Kriegerinnen, Tracy Banghart, gesprochen von Coco Plümer und Theresa Horeis, Goya libre

Nachdem Asa bei dem Putschversuch Nomi hintergangen hat, lässt er sie, Maris und den schwerst verletzten Malachi auf den Berg des Verderbens die Gefängnisinsel bringen. Doch die Wachen werden Malachi kurz vor Erreichen des rettenden Ufers ins Meer. Zumindest für Nomi und Serina gibt es ein glückliches Wiedersehen in brenzliger Lage. Nomi hatte sich unter Asas Versprechen andere, glücklichere Umstände vorgestellt. Die Enttäuschung über Asas Verrat tut weh. Er stimmt sie aber auch nachdenklich, ob nicht Malachi vielleicht doch die Wahrheit gesagt hat und er der bessere Verbündete gewesen wäre.  Serina ist sich hingegen Val Unterstützung immer sicherer und ihr Misstrauen ihm gegenüber schwindet. Mit ihrer Organisation des Aufstandes auf der Gefangeneninsel und ihrer Reihe als Anführerin der Rebellen, erstaunt sie ihre Schwester sehr. Das hätte ihr ihre Schwester, nie zugetraut. Immerhin hat diese ihr Leben lang davon geträumt als Grace dem Thronfolger zu gefallen. Doch beide Schwestern wachsen an ihren Herausforderungen und passen sich ausgezeichnet der neuen Situation an. Ihnen ist klar, daß ihre Tage auf der Insel gezählt sind. Sobald Asa erfährt, daß die Gefangenen sich befreit haben, würde er ganze Armeen schicken. Die ehemaligen Kampfrivalinnen bereiten, geeint unter Serinas Kommando, ihre Flucht von der Insel vor. Ihnen ist bewußt wie riskant ihr Vorhaben ist, aber nur wer wagt, kann Freiheit finden.

Das Cover ist wieder wunderschön und passt fast spiegelgleich zu dem von Teil 1 „Iron Flowers – Die Rebellinnen“. Doch damit die Rebellinnen den Berg des Verderbens überhaupt verlassen können, müssen sie erst einmal kämpfen. Kampflos lässt man sie nicht ziehen und die letzten verbliebenen Wachen können überall lauern und nach ihrem Blut dürsten. Nicht umsonst sind auch sie auf die Gefängnisinsel verbannt worden. Es ist unglaublich spannend geschrieben, wie die Frauen einerseits zwischen ihrem Gewissen und ihrem Überlebenswillen hin und hergerissen werden. Die Nahrung wird knapp. Wollen sie sie wirklich mit ihren Gefangenen teilen? Aus vier verfeindeten Clans wächst langsam ein Team zusammen, wobei ihnen allen klar ist, dass die bevorstehenden Kämpfe nicht alle überleben werden. Ist Ihnen die Freiheit das wert? Diese Ausweglosigkeit und der Preis der Freiheit wird den Hörerinnen deutlich vor Augen geführt. Auch wenn wir noch keine völlige Gleichbehandlung erreicht haben, ist Freiheit für uns inzwischen selbstverständlich, ebenso wie eine unabhängige Justiz mit öffentlichen Verfahren. Nicht wie die meisten Gefangenen, die einfach ohne Prozess auf die Insel verfrachtet wurden. Anders als im ersten Teil bekommen inzwischen so viele der Clanmitglieder Namen und Eigenschaften, daß man etwas überfordert ist, zu allen eine emotionale Verbindung aufzubauen. Während ich in Band 1 noch um die im Kampf sterbenden Frauen trauern konnte, ist hier das Tempo und die Todesrate so hoch, dass die Spannung die Emotionen ein wenig ausblendet. Man bangt vor allen mit den vier Hauptfiguren, dass sie ihr Ziel, die Errichtung einer neuen Gesellschaftsordnung und Rettung ihrer Familie, erreichen mögen. Man fragt sich zudem, wie dieses neue System eigentlich aussehen soll und wer es regieren wird?  Diese Fragen blitzen immer wieder zwischen den Kampfszenen auf, die eindringlich von den zwei jungen Sprecherinnen aus wechselnden Sichten gesprochen werden. Coco Plümer schildert hierbei Nomis Sicht, während Serinas Part von Theresa Horeis übernommen wird. Beide haben klare, junge Stimmen, die sich auch in ihrer Weiblichkeit ähneln. Wenn man gut hinhört, kann man beide auseinanderhalten, aber auch inhaltlich werden die Perspektiven deutlich. Es ist nur ein größeres Hörvergnügen, wenn man die Sprecherwechsel mitbekommt. Es lohnt sich daher mal wieder genau hinzuhören und die Geschichte nicht an sich vorbei plätschern zu lassen. Durch die unterschiedlichen Stimmen kann man emotionaler in jeweils Nomis und Serinas Welt eintauchen, an ihre Ängsten und Hoffnungen teil haben.

Den Sternabzug kann ich leider nicht begründen, ohne zu spoilern. Natürlich ist in Romanen nicht immer der wahrscheinlichste Weg, der den die Helden wählen. Aber das Überleben einer Person finde ich so realitätsfern, daß ich mir darüber beim Hören echt geärgert habe und mir dadurch einige wichtige Informationen entgangen sind, die erst in der Wiederholung haften blieben.
Was mir ausgesprochen gut gefällt ist, das Ende. Es endet nicht einfach in einer letzten Schlacht und dann ist Friede, Freude, Eierkuchen. Nomi und Serina haben für eine gerechtere Welt gekämpft, eine Welt die den Wert der Frauen anerkennt. So etwas geht nicht über Nacht, alles andere wäre plump und unglaubwürdig. Stattdessen haben sie einfach einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Es geht voran, aber es liegt noch ein langer Weg vor ihnen. Aber sie sind nicht allein, sie haben starke Verbündete an ihrer Seite, die ihnen und der Leserin hoffnungsvolles Vertrauen in die Zukunft ermöglichen.

Eine spannende und emotionale Hörfassung von Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit und ein würdiges Finale dieser Diologie.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Jumbo Verlag/Goya libre für dieses heiß ersehnte Rezensionsexemplar.

Sonntag, 17. Februar 2019

Dönerröschen, Jaromir Konecny, digital publishers



Dönerröschen, Jaromir Konecny, digital publishers

Der 16 jährige Jonas zieht wegen des neuen Nachtwächterjobs seines Vaters Dok, mit ihm, Mutter Anne und dem schokosüchtigen Schoßhund Napoleon von Haching ins „Ghetto“ nach Neuperlach. Doch sind die Wohnungen günstig. Jonas hat Schulferien und als er am Bolzplatz ein Fußballspiel beobachtet, hat er den Eindruck, in einer anderen Welt gelandet zu sein, die allerdings auch tief in den Abgründen seines Gedächtnisses etwas zu erwecken scheint, irgendeine unbestimmte Erinnerung, die dort seit Jahren vergraben ist. Bis ihm einfällt was es ist, freundet er sich mit Schnauze, dem einzigen anderen Blonden dort an. Ein blonder Türke? Kann das sein? Nein, Schnauze hat sich nur so assimiliert, daß er schon selbst in den Neuperlacher Türkenslang verfallen ist. Vor lauter Staunen über die neue Welt in welcher er gelandet ist, tritt Jonas von einem Fettnapf in den nächsten und wird dabei ausgerechnet von einer hübschen Türkin ausgelacht. Diese tut fast so, als müsse er sie kennen, aber er hat keinen blassen Schimmer – findet sich aber gegen seinen Willen immer anziehender! Als ihn ein anderer Fußballkumpel nach Hause, auf die besten Burger der Stadt einlädt, brechen seine Vorurteile zusammen und der Clash der Kulturen spielt zum Liebesreigen!

Nein, nicht alle Männer sind Schweine! Ich kann ja diese Bad Boy turns Mr. Right-Bücher nicht leiden, aber zum Glück kann ich mich da bei Jaromir Konecny verlassen, daß er mir so einen Quatsch nicht präsentiert. Seine Helden sind ganz normale Jungs. Mit Hirn, Hang zum Fettnapf und ganz viel Herz. Liebe Mädchen lest mehr solche Bücher und merkt, nette, witzige Jungs sind der Hit und nicht irgendwelche verwegenen, ach so geheimnisvollen Brutalos, die sich nur für Dich in Schmusebären verwandeln. Quatsch, man ist, wer man ist, und das bei anderen zu entdecken ist spannend! Jonas taucht in einen für ihn völlig fremden Kosmos ein, obwohl, da war doch mal was, warum kann er sich nicht erinnern? Die gesammelten Peinlichkeiten seines Vaters würde aber sehr gerne vergessen, doch auch hier gilt. Ein anderer Blickwinkel kann manchmal Wunder wirken.

Übrigens, auch wenn Jonas mal nackt durchs Bild rennt, ob er ein Six-pack hat, wird nicht verraten, ist ja auch völlig unerheblich. Jeder Leser darf sich Jonas so vorstellen wie er mag, allerdings steht fest: er ist blond und blauäugig. Jaromir Konecny ist für mich der König der gefühlvollen Screwballkomödien. Seine männlichen Helden sind eigentlich die totalen Romantiker, aber ohne Kitsch, aber einer Menge Unsicherheiten. Auch wenn sie blank ziehen, oder anfangs im Neuperlacher-Jugendslang daherreden, kennt der Autor immer gut die Grenze der Leserbelastbarkeit. So empfinde ich die Nacktheitspannen in der Geschichte durchaus als sehr lustig und nie vulgär. Sprachlich ist der Einstieg von Jonas der auf die geballte Neuperlacher-Sprachschule trifft etwas prollig, aber auch hier gilt, ehe es anfing mich zu nerven, musste Schnauze Jonas versprechen normales Deutsch mit ihm zu sprechen und die Türken in ihrem Freundeskreis, sprechen ohnehin ganz normal. So liebt er es mit Vorurteilen zu spielen. Er übertreibt die Klischees, bauscht sie auf, um sie dann zu zerstören und neu wieder zusammen zusetzen. Das ist sowohl witzig, als auch entlarvend, denn bei der einen oder anderen Platitüde mag man sich fragen: „Na, wäre ich da wirklich besser?“. Der Autor als ehemaliger Flüchtling kennt sich sicher bestens mit Vorurteilen aus. Wer weiß, wie viele Bananen man ihm anfangs in Bayern wohl angeboten haben mag? Gabs doch im Osten nicht, oder? Dabei treffen die Klischees alle, auch den semmelblonden Schnauze, den deutschen Mittelschüler, der stets Geld in der Tasche hat. Ein 16 jähriger der nie pleite ist? Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen.... Immer wieder wird mit Erwartungen gespielt... Und nein, für dieses Buch mußten keine Tiere leiden, dem Autor ist bewußt, daß Hunde keinen Schokokuchen essen sollten und in diesen Mengen, wie sie im Buch vorkommen auch sicherlich nicht überleben würden. In dieser Geschichte entwickeln sich alle fort, von Jonas, über seinen Vater über den Hund bis zur gefürchteten anatolischen Oma. Es ist nie zu spät um sich zu verändern und weiterzuentwickeln!

Drum Mädels, gebt den Jungs, der Liebe, Euren peinlichen Eltern und dem Leben ein Chance und lacht, was das Zeug hält!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Jaromir Konecny und den DigitalPublishers für die lebhafte Leserunde und diese herrliche Liebeskomödie!

Samstag, 16. Februar 2019

Deutsche Heldensagen I, Willi Fährmann, gelesen von Peter Kaempfe, audiolino Verlag



Deutsche Heldensagen I, Willi Fährmann, gelesen von Peter Kaempfe, audiolino Verlag

Dieser erste Teil enthält die Sagen von Siegfried dem Drachentöter, seiner rachsüchtigen Ehefrau Kriemhild, die den Mord an ihrem Ehemann nicht verwinden kann und eine Blutsfehde anzettelt und des tapferen, loyalen und zugleich weisen Dietrich von Bern, der stets erst nachdachte, ehe er handelte und der seinen Waffenbrüdern zuliebe sogar sein Königreich bis auf die Stadt Bern aufgab.

Meine 11 jährige Tochter ist ein großer Niebelungenfan, doch so genau war uns die Geschichte von Siegfried, dem Königssohn aus Xanten, der es vorzog in die Welt hinaus zu ziehen und Abenteuer zu erleben, statt sich auf die Nachfolge im Reich der Burgunder vorzubereiten nicht bewußt. Dass die Burgunder überhaupt irgendwas mit Siegfried zu schaffen hatten, war uns überhaupt neu. Das war umso erstaunlicher, als meine Tochter mal eine Klassenfahrt nach Xanten machte und seine Drachenhöhle quasi bei uns vor der Haustür liegt.

Die Sagen sind eigentlich recht verständlich erzählt, allerdings so komplex und gespickt mit Personen mit heutzutage völlig ungebräuchlichen Namen, das es echt schwierig ist, den Überblick zu behalten. Dabei ist das dringend erforderlich, da alle drei Sagen miteinander verknüpft sind und die Hauptfiguren immer wieder vorkommen. Aber die Waffenmeister, Berater und Brüder, Schwäger, Söhne, Neffen.... auch wenn man aus einer weitverzweigten Familie stammt wie ich, wären hier Stammbäume der Familien von Siegfried, Kriemhild, Etzel und Dietrich Booklet ausgesprochen hilfreich gewesen. Sie waren alle weit davon entfernt Einzelkinder zu sein, wobei Könige damals wohl hauptsächlich Söhne hatten und Töchter echte Raritäten, die die es aber gab, waren von atemberaubender Schönheit, Mut, Intriganz, Rachsucht und Loyalität (vielleicht waren Frauen ohne diese Eigenschaften für die Erzähler auch ohne Interesse, wer weiß). Die Söhne hatten aber leider oft Namen, die dem des Vaters ähnelten Dietrich, Dietmar, Diet.... In Seifenopern den Überblick zu behalten ist dagegen ein Kinderspiel. Denn ehrlich, bei der Intriganz, die die edlen Damen und Herren hier an den Tag legen, sind Fernsehdynastien Kasperltheater dagegen. Daher auch der Kommentar meiner Tochter: Ja, es interessant, aber so blutrünstig, daß ich es nicht zum Einschlafen hören kann. Das kann ich verstehen, das ging mir genauso, dabei höre ich bisweilen Thriller zum Einschlafen, die aber weit weniger komplex sind. Man muß ganz genau zu hören und das am Besten mehrfach. Mit jeder Wiederholung entdeckt man mehr und merkt sich mehr Zusammenhänge. Sehr beeindruckt hat mich Dietrich von Bern, den ich nun als den Ur-Schweizer-Diplomaten betrachte, stets um Neutralität bemüht.
Das Booklet bildet die Ritterrüstung des 13. Jahrhunderts ab und erklärt sie. Warum ist mir allerdings nicht ganz klar, da die hier wiedergegebenen Sagen alle grob um 500 n Chr. spielen. Da hätte ich mir auch einen genaueren zeitlichen Überblick gewünscht. Ganz stark tritt hier immer wieder König Etzel auf, ein Kerl von dem ich noch nie gehört habe und doch muß er wohl der mächtigste Mann seiner Zeit gewesen sein und über ein riesiges Reich geherrscht haben. Wie kann es sein, das wir so jemanden denn nicht kennen? Ganz einfach, im Booklet wird erklärt, daß es sich bei König Etzel wohl um den legendären Hunnenkönig Attila handeln dürfte. Zu diesem gibt es ebenso weitere Informationen im Booklet, wie zu Dietrich von Bern bei dessen Eintrag sogar Auszüge aus dem mittelhochdeutschen Niebelungenlied stehen. Für Kinder sicherlich sehr interessant, daß das heutzutage kaum verständlich ist, so sehr hat sich die Sprache im Laufe der Zeit verändert. Sprachlich gibt es trotz der Schilderungen der Morde und Schlachten Zugeständnisse an das Alter der potenziellen Zuhörer wenn es um Sex bzw. Vergewaltigung geht. Auch wenn auf dem Schlachtfeld die Köpfe rollen, ist hier die Schilderung sehr zurückhaltend. Im Übrigen klingt in der Wortwahl bisweilen der Charme vergangener Zeiten an, was für Kinder zwar etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber zum Thema sehr passend.
Peter Kaempfe hat meiner Tochter als Sprecher nicht zugesagt. Ihre Freundin Rebecca (11) fand ihn aber gut. Ich persönlich finde ihn eine sehr passende Wahl zum Thema, da es sich um Sagen handelt und er durchaus eine warme, wohlklingende Märchenonkel mit klarer Aussprache und sehr passender Betonung hat. Bei Sagen erwarte ich keine stimmliche Schauspielerei. Leider empfinde ich die Tonaufnahme als sehr leise. Wenn ich von CD-Spieler auf Radio wechsle, brüllt es mir entgegen! Die Aufnahme selbst hat aber keine Lautstärkeschwankungen und ist gut verständlich.

Ein Hörbuch, daß man wirklich genau und am Besten mehrmals hören sollte. Aufgrund seines Anspruchs ist es nicht zum nebenbei Hören oder sich berieseln lassen geeignet. Ab 10 Jahren nur sehr bedingt, für Kinder, die sich für Schlachten interessieren. Es bedarf unbedingt der Bereitschaft zum mehrmaligen und genauen Hinhören, es lohnt sich aber.

Ein besonderes Hörbuch, für das ich mich ganz herzlich bei audiolino bedanke, wir sind nun wieder schlauer!

Mittwoch, 13. Februar 2019

Venuswalzer – Eine Ruhrpott-Krimödie mit Stella Albrecht, Lotte Minck, Droste Verlag



Venuswalzer – Eine Ruhrpott-Krimödie mit Stella Albrecht, Lotte Minck, Droste Verlag

Die junge Astrologin Stella Albrecht lebt in Bochum mit ihrer Großmutter Maria Schmidt auch bekannt als Wahrsagerin Madame Pythia und ihrer Mutter der ehrenwerten Lehrerin Felicitas Albrecht in einer herrschaftlichen Villa im Grünen. Nach ihrem Ausflug in das Ermittlerleben ist nun wieder Alltag einkehrt, bis ihr bester Freund Ben, der Lokalreporter sie aufgeregt um Hilfe bittet. Seine IT-Expertin Andrea „Ruby“ Rubikon steckt in echten Schwierigkeiten. Nachdem die Maler, die auf dem Fassadengerüst vor ihrem Arbeitszimmerfenster rumturnten, sie Wochenlang schickaniert und massivst belästigt haben, ist nun der Schlimmste von ihnen vor ihrem Fenster abgestürzt. Kurz nachdem sie zuvor drohte, dass sie ihn umbringen werde. Stella eilt herbei um sie zu beruhigen und entdeckt dabei, daß der Absturzschutz angesägt war. Das macht die Situation für Ruby nicht besser. Dennoch sind Ben und Stella fest von ihrer Unschuld überzeugt und beginnen mit den Ermittlungen dort, wo Kommissar Arno Tillikowski niemals legal ermitteln darf... Natürlich ist Oma Maria und deren alter Freund Otto bald mit von der Partie, sehr zum Leidwesen des Kommissars, der Stella ja sehr anziehend fände, wenn da nur ihr komischer Beruf nicht wäre....

Jaaa, Stellas Beruf mag befremdlich wirken, insbesondere wenn sie ihren Glauben an Rubys Unschuld mit irgendwelchen interstellaren Konstellationen erklärt. Für mich fast wie Chinesisch, aber unterhaltsam. Das ist der ganz große Trumpf dieser Reihe: sehr unterhaltsam und sympathisch. Die Helden dieser Reihe sind etwas exzentrisch und das sind sie gerne und von ganzem Herzen. Nur der eigentlich ganz normale Kommissar, kann nicht so recht fassen, daß sein Herz immer für ein paar Schläge aus dem Takt gerät, wenn er die junge Astrologin trifft, die natürlich überall ihre neugierige Nase hineinstecken muss! Das Katz und Maus Spiel zwischen Stella und Arno zieht sich wie ein roter Faden durch die Reihe, ebenso wie die Extravaganzen von Oma Maria, die früher ihr Geld auf dem Rummel verdiente und das nicht zu knapp. Auch wenn es der zweite Band der Reihe ist, kann man ihn ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lesen, schöner ist es dennoch mit Band 1 Planetenpolka zu beginnen. In dieser Krimödie stehen die Menschen und ihre Schicksale im Vordergrund, noch vor dem Fall. Da Kevin, der gestürzte Maler abgrundtief unsympathisch war, gibt es auch mehr als einen Verdächtigen, der ihm den Tod wünschen könnte, doch wer hatte außer einem Motiv auch die Gelegenheit? Gar nicht so einfach, wenn sich der Malertrupp vorher verschworen hat, damit niemand ihre üblen Machenschaften aufdecken kann. Aber so leicht lassen sich Ben und Stella nicht abwimmeln und so ist es diesmal Oma Maria die einen Plan hat, wie sie verdeckt ermitteln können und dabei nach Herzenslaune schauspielern können. Das ist schon sehr amüsant, wie Maria und Stella in ihren Tarnidentitäten alle Register der Arroganz ziehen. Der leichte, lockere Erzählstil von Lotte Minck macht einfach Spaß. Schon bald hat man das Gefühl sich unter Freunden zu befinden und man hegt mit Stella einen Verdacht. Ob der wohl stimmt? Die Spannung ist neben dem Wohlfühlcharakter der Geschichte eher Nebensache, auch wenn man sich schon fragt, ob und wie Stella und Co. Ruby vor einer Inhaftierung schützen können. Da Stella und Oma ausgesprochen unkonventionell sind, stecken sie auch ihre Mitmenschen nicht sofort in Schubladen, sondern schauen lieber mal hinter die Fassade, oder über Rubys schroffe Art und ihren stacheligen Iro hinweg. Wahrscheinlich ist es die emotionale Offenheit der zwei Frauen das, was ich an diesen Krimödien so gerne mag. Ruhrpott-Feeling kommt in der Loretta Luchs Serie mehr auf, aber Stella und Maria verbreiten einfach mehr Wohlgefühl, das einen diese Reihe auf seine eigene Art genießen lässt. Eine Reihe, so unterhaltsam und entspannend, wie ein Abend beim Lieblingsitaliener, denn den Suchen die Romanhelden hier nur allzu gerne auf! Lustige Unterhaltung, die ich gerne weiterempfehle!

Vielen lieben Dank an den Droste Verlag und Lotte Minck für die engagierte Teilnahme in der Leserunde!