Freitag, 31. Mai 2019

Ein Fall für Wells & Wong (6) Tödliches Spiel in Hongkong, Robin Stevens, Knesebeck Verlag



Ein Fall für Wells & Wong (6) Tödliches Spiel in Hongkong, Robin Stevens, Knesebeck Verlag

Hazels geliebter Großvater ist gestorben und so reist sie nach fast 2 Jahren in England wieder nach Hause nach Hongkong. Doch sehr zum Unwillen ihres Vaters besteht sie auf der Begleitung ihrer besten Freundin und Vorsitzenden der Detektei der ehrenwerten Daisy Wells. Bei der Ankunft staunen beide Mädchen nicht schlecht. Hazels Familie ist viel reicher und bedeutender als Daisy es je erahnte und da sie kein Chinesisch spricht, ist sie auf Hazels Übersetzungen angewiesen. Hazel ist richtig gehend erschüttert. Nicht nur ihr Großvater ist gestorben, die zweite (inoffizielle) Frau ihres Vaters hat einen Sohn geboren, um den sich nun alles dreht! Endlich ein Sohn! Ihm wurde die Ehre zu Teil, Su Li, die bislang Hazels Kindermädchen und Vertraute war zu gewiesen zu bekommen. Hazel fühlt sich als älteste Tochter entthront und verraten. Bis es einen Mord und eine Entführung innerhalb des Haushalts gibt. Die Spuren sind verwirrend, weisen sie doch sowohl auf die gefürchteten Triaden, als auch auf Hazel hin. Dass Wells & Wong heimlich die Ermittlungen aufnehmen steht außer Frage!

Diesmal lässt das Verbrechen länger auf sich warten, als in einigen Vorgängerbänden, doch das Staunen zu Beginn bleibt. Mit der englischen Aristokratin Daisy taucht man in die exotisch fremde Welt des Hongkong zu Beginn der 30er Jahre ein. Dieses ist geprägt von dem unfassbaren Reichtum der Oberschicht, der Angst vor den mächtigen Triaden und großer Armut im Großteil der Bevölkerung. Sitten, Sprache, Kleidung, Speisen, alles ist anders, faszinierend und auch etwas verwirrend. Da hilft es, daß mal wieder Übersichtspläne sowohl von der Villa Wong, als auch vom Tatort zu Beginn des Buches gibt. Da Hazel eine sehr strukturierte Berichterstatterin ist, folgt ein Personenverzeichnis mit engl. Und chinesischen Namen inkl. Schriftzeichen und Funktion. Das ist gerade im Hinblick auf die chinesischen Titel und Kosenamen sehr hilfreich. Für alles was es sonst noch an fremden und exotischem innerhalb des Abenteuers gibt, folgt am Ende des Buches das Hongkong Glossar, ausnahmsweise von Hazel als Hongkong-Expertin verfasst. Gerade diesen Rollentausch zwischen Daisy und Hazel finde ich sehr reizvoll. Daisy landet in einer völlig anderen Welt mit neuen Regeln, die sie nicht immer begreift, somit verschieben sich die Machtverhältnisse innerhalb des eingespielten Teams und Daisy bekommt den Hauch einer Ahnung wie Hazel sich wohl in Europa fühlt. Und auch der Leser bekommt eine Ahnung von den anderen emotionalen Empfindungen und Werten dieses Ortes und was es für Hazel bedeuten muss, zwischen diesen „Welten zu wandeln“. Vielleicht bekommen einige der jungen Leserinnen durch Hazel auch etwas mehr für Mitschüler mit Migrationshintergrund.
Dieses Mal konzentriert sich alles auf Hongkong und das brodelnde Familiendrama, die aufziehende politische Lage in Europa spielt keine Rolle, was ich gut finde, was es auch einfach nicht in diese Welt passt und den Fokus verlieren würde.
Anfangs wirkt der Fall ganz einfach. Eigentlich kommt nur ein Täter in Frage und die Zahl der möglichen Auftraggeber ist sehr begrenzt. Doch je mehr Hazel und Daisy nachforschen, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich, während andere entlastet werden können. Es macht einfach Spaß die zwei bei ihren Ermittlungen zu begleiten und mit ihren zu rätseln. Zwischendurch findet man immer wieder Hazels Listen mit möglichen Verdächtigen, eventuellen Motiven und Gelegenheiten, die immer wieder ergänzt oder durchgestrichen werden. Das hilft sehr bei den eigenen Ermittlungen, so daß man gut mit den Mädchen die richtigen logischen Schlüsse ziehen und am Ende stolz sein kann den Fall gelöst zu haben, ganz ohne kriminaltechnischen Schnickschnack.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig. Die Geschichte konzentriert sich vor allem auf die Entwicklung der Charaktere, aber auch auf die Darstellung des ungewohnt exotischen Setting, so daß man beides sehr gut nachvollziehen kann, ohne das Gefühl zu bekommen, von den Entwicklungen überrumpelt zu werden, jedoch auch nicht von Anfang an den Fall glasklar vor Augen zu haben.

Ein wirklich wunderbarer neuer Fall für Wells & Wong, deren Ermittlungen mit von Fall zu Fall mehr Spaß machen! Empfohlen ab 12 Jahren.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für diesen exotischen Spruch durch Ort und Zeit!

Donnerstag, 30. Mai 2019

Finns Fantastische Freunde (1) Trollangriff und Einhornschinken, Rüdiger Bertram, Illustration Ute Krause, Rowohlt rotfuchs



Finns Fantastische Freunde (1) Trollangriff und Einhornschinken, Rüdiger Bertram, Illustration Ute Krause, Rowohlt rotfuchs

Finn (10) ist ein Sachensucher, aber eigentlich eher ein Finder und Behalter! Während einer seiner „Schatzsuchen“ im Park fällt ein zankendes Fass vom Himmel und Finn wehrt es mit einem rostigen Schälmesser ab, wodurch es in den Teich rollt und dort in Flammen steht. Heraus steigen ein merkwürdiger alter Mann, in einem pinken Pelzmantel mit Zauberhut und ein sprechender Chamäleon-Drache namens Attila. Lange hören Attila und Zauberer Zackarius nicht auf zu streiten, denn sie wurden von der fiesen Infamia aus ihrem Land ohne Namen verbannt und fühlen sich nun von hinterhältigen Trollen verfolgt. Klingt ziemlich verrückt und Finn fühlt sich leicht überfordert. Daher versteckt er die zwei besser mal in seinem Gartenschuppen, zwischen all seinen Fundstücken. Da Finn mit seinem Hobby aber nicht allein ist, kommt ihnen Finns Erzrivalin Marie-Lou ziemlich schnell auf die Schliche und klinkt sich in dieses wahnwitzige Abenteuer mit ein. Denn die Trollgefahr entpuppt sich als real und auch ein wichtigtuerischer Professor wittert seine Chance auf schnellen Ruhm. Auch wenn Attila und Zackarius recht anstrengend sind, haben sie das nicht verdient und Finn und Marie-Lu verbünden sich für die Freiheit der Gefundenen!

Ein irrer Plot mit noch irrwitzigeren Ideen, einem toughen Mädel und einem liebenswürdig, eigenwilligen Helden. Eine Geschichte, bei der man nicht den Eindruck hat, daß man sie schon mal gelesen hat, nur etwas abgewandelt. Es ist wirklich originell, und stellt auch einige Klischees auf den Kopf, die es natürlich verdient haben! Damit meine ich nicht nur den Einhornschinken, sondern auch Rollenverständnisse. Finn darf Angst haben, während Marie-Lu zur Tat schreitet. Finns Mutter ist die ständig arbeitende, gut verdienende Anwältin, während sein Vater im Keller vor sich hinbastelt und Brote schmiert (obwohl er eigentlich auch mehr könnte). Es hat mich in der letzten Zeit oft genervt, wenn ich in Kinderbüchern las, daß der Vater Arzt und die Mutter Arzthelferin ist. Ich mag es, wenn diese Strukturen aufgebrochen werden, ohne daß gleich alle Kinder gleichgeschlechtliche Eltern haben (das war mal eine Zeit lang so verbreitet, dass mir das auch zu viel wurde).  Sehr gut hat mir gefallen, daß Finn, trotz der erfolgreichen Mutter, so exzentrisch/eigenbrötlerisch sein darf wie er will. Seine Eltern lieben und akzeptieren ihn, wie er ist, ohne daß es ihnen gleichgültig ist was er macht oder sie nicht auf ihn achten. Sie vertrauen ihm einfach, ohne ihn verbiegen zu wollen. Seine Mitschüler sind leider nicht so verständnisvoll.
Auf sehr lustige Weise verarbeitet Rüdiger Bertram aktuelle Modeerscheinungen, wie z.B. allgegenwärtige Einhörner oder pinke Flamingos, mit einem Augenzwinkern, daß auch Kinder verstehen. Anderseits bringt er Kindern aber auch mittels des schrulligen Zauberers den Wert des Lesens nahe! In seiner Welt, kann man nicht lesen, es ist alles verschlüsselt. Das Glück, Lesen zu lernen und es zu dürfen, ist nicht allen Kindern bewußt, gerade nicht in Zeiten der Digitalisierung, wo es für fast alles sicherlich auch eine audio-Datei gibt. Aber auch um die Suchmaschine zu bedienen, muß man Lesen und Schreiben können. Während dieser abenteuerlichen Flucht werden auch ganz viele weitere Themen aus dem Schulalltag angesprochen, wie Mobbing, stinkende Umkleiden, sanierungsbedürftige Schulgebäude und fehlende Hausmeister. Kurzweilig verknüpft mit flotten Sprüchen und skurrilen Situationen. Dabei bringen die schwarz-weiß Zeichnungen von Ute Krause (ja, genau, die Autorin) mit wenigen Strichen die Situationen auf den Punkt bzw. auf den Chamäleon-Drachen.
Meine Tochter (9) fand es sehr lustig und spannend. Sowohl die Sprüche und kreativen Flüche der zwei Findlinge, die einander richtig gerne haben (wie Geschwister), als auch die zwei eigenwilligen Sachensucher, die zu einem echten Team zusammenwachsen. Die Schriftgröße fand sie entspannt und auch die Wortwahl bereitete ihr keine Schwierigkeiten.Wir sind schon sehr gespannt, wie es mit diesen vier ungleichen Freunden weitergeht im 2. Band.

Rüdiger Bertram verbindet diesmal Themen, die ihm auf den Nägeln brennen, mit skurrilem Witz, Abenteuer und nicht alltäglichen Helden. Diese haben ein hohes Identifikationspotenzial für Jungen, Mädchen und Drachen ab 8 Jahren.

Dienstag, 28. Mai 2019

Berlin on Tour, 15 individuelle Touren durch die Hauptstadt, Manuela Blisse & Uwe Lehmann, Polyglott



Berlin on Tour, 15 individuelle Touren durch die Hauptstadt, Manuela Blisse & Uwe Lehmann, Polyglott

Jedes Jahr sind wir in Berlin und ich schleppe dann Reiseführer und Kindle (man könnte ja mal zwischendurch Zeit zum Lesen haben) im Rucksack durch die Gegend. Da wäre doch mal ein Reiseführer als ebook fürs Kindle ganz praktisch und Polyglott ist ja auch ein seriöser Reiseführer Verlag, wer weiß, was wir da noch so entdecken können.

Ich konnte vor allem mein Alter entdecken! Es startet mit einem QR-Code. Dieser führt mich zur elektronischen Erweiterung des Polyglott on tour. Links auf einen externen Kartendienst vereinfachen das Auffinden von Adresse. Yo, ich habe keine QR-Code-App und will auch keine. Und wenn, wie sollte ich mit der App auf dem Kindle Fire, den QR-Code auf dem gleichen Gerät lesen? Ein externer Kartendienst ist für mich auch unpraktisch. Das Kindle ist offline, sobald ich meinen Wlan-Bereich verlasse. Karten sind also nicht in diesem Reiseführer inklusive. Aber ohne Karten machen Reiseführer für mich wenig Sinn.

Dann kommt: 6 Typisch.
Seitenblick
25 Stadtführungen & - touren (ich dachte es wären nur 15, wofür steht also die 25?)
29 Berlin persönlich.....

Ein paar Seiten später kommt:
SYMBOLE ALLGEMEIN Erstklassig: Besondere Tipps der Autoren
Seitenblick: Spannende Anekdoten zum Reiseziel.

Gut, jetzt weiß ich was der Seitenblick sollte, aber nicht so ganz, denn da stand bei Seitenblick kein Text. Bei Symbolen waren keine Symbole abgebildete.

Dann kommt weiter roter Text, orangener Text (wofür die Farbunterschiede), dann schwarze Schrift mit grauen Fußnoten. Ich bin nun bei 6 % des Ebooks hoffnungslos verwirrt! Das was ich von Reiseführern erwarte: Fotos, Karten und Fließtext und dann noch zwischendurch ein paar Öffnungszeiten und Preise (ja ich bin bescheiden und konventionell) habe ich noch nicht gefunden.
Bei 10 % des Buches finde ich Platzierung in der Faltkarte a1, Preissympbole Hotel DZ...
Eine Faltkarten auf dem EBOOK? Ich bin noch verwirrter..... Es kommen  nun tatsächlich Preissymbole mit Erläuterung, nur daß ich nicht ahne, wo ich sie wiederfinden werde.

Dann kommen 2 Fotos und Fließtext zu Touren und Hinweise auf Seiten. Das ist doof, mein Kindle zeigt mir immer Prozente, wie ich auf Seitenzahlen umstelle, weiß ich nicht. Also, denke ich, ich könnte da vielleicht über das Touch-pad durch Antippen auf S. 106 gelangen? Nein, geht leider auch nicht. Und dann verliere ich die Lust. Sorry, ich bin wohl zu alt dafür, da schleppe ich lieber ein paar hundert Gramm Reiseführergewicht mehr mit mir herum, dafür weiß ich dann auf einen Blick, was ich wissen will, habe viele bunte Bilder und Karten für mein Gemüt und fühle mich nicht alt und verloren! 

 
Die Autoren sind beide erfahrene Journalisten und widmen sich hauptsächlich den Themen Reise, Essen und Trinken, Hotellerie und Gastronomie sowie Lifestyle. Sie dürften sogar älter sein als ich, dennoch ist das Format nicht für mich geeignet. Ich will einen Reiseführer aufschlagen und ihn sofort und automatisch verstehen und mir nicht mein Gehirn zermartern darüber, wie denn der Text und die Zeichen zu verstehen sind. Schon gar nicht möchte ich auf externe Online-Quellen angewiesen sein müssen, da ich auch ganz gerne mal offline bin.

Auch wenn ich Ebooks durchaus auch zu schätzen weiß, sind Reiseführer wohl in Printform doch deutlich besser für mich. Ich habe dem Format eine Chance gegeben, es lag nicht am Inhalt, daß es mir nicht zusagte, sondern an Technik und Format.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei netgalleyde, ich wollte ja schon immer mal einen ebook-Reiseführer testen, nun habe ich es getan und festgestellt, daß ich noch nicht so weit bin.

Samstag, 25. Mai 2019

MäcMief (4) und das Gruselgewusel im Spukschloss, Carola Becker, gelesen von Julian Greis, Audiolino Verlag



MäcMief (4) und das Gruselgewusel im Spukschloss, Carola Becker, gelesen von Julian Greis, Audiolino Verlag

Dies ist bereits das 4. Abenteuer des vorwitzigen Schafs Mäc Mief und seiner zwei und vierbeinigen Freunde von der Olifant Farm:
Mäc Mief ist ganz verzückt, der Tag ist herrlich. Sein Lieblingszweibeiner Finn krault ihn, das Wetter ist gut und abends werden sie gemeinsam „das Superschaf“ im Fernsehen schauen. Aber Moment, was hat Finn gerade gesagt? Schlagartig wird ihm bewusst, daß der Tag überhaupt nicht so toll ist, heute sollen die Schafe geschoren werden! Mäc Mief hasst die Schur, sie macht ihm Angst, noch mehr als fiese Gewitter, seine Beine werden ganz kribbelig. Verstecken hilft nicht, das hat er schon mal versucht, Finns Mutter kennt all seine besten Verstecke und es bringt Finn nur Ärger. Also beschließt er wegzulaufen, nur bis abends, pünktlich zum Superschaf will er wieder zurück sein, dann sind die Helfer schon alle weg und er wäre in Sicherheit. Soweit der Plan und zum Glück folgt ihm seine beste Freundin Hütehündin Bonnie, denn als er endlich weit genug weg ist, daß ihm keiner mehr folgt, stehen sie vor einer gruseligen Schlossruine, Tannenzapfen prasseln auf sie nieder und ein furchtbares Gewitter zieht auf. Mäc Mief und Bonnie müssen all ihren Mut zusammen nehmen!

Viele lehnen ja heute den Struwwelpeter als zu brutal ab, aber zum Glück gibt es ja Mäc Mief. Der will sich auch nicht seine herrlich wuschelige Wolle abrasieren lassen, obwohl Finns Vater meinte, das sei nötig, weil.... naja, bei der Erklärung hat er sich die Ohren zugehalten, denn er wollte sie nicht hören. Macht nix, in diesem Gruselabenteuer erlebt Mäc Mief die Antwort! Wer sich nun fragt, was denn bitteschön der Struwwelpeter mit Schafschur und Gruselschlössern zu tun hat, der sollte einfach diese Geschichte hören, am besten mit Kindern, der Spaß wird Belohnung genug sein. Es ist nämlich herrlich, wie Kinder sich brüsten, „pah, Mäc Mief ist ja feige, was stellt der sich so an!“. - Eine Runde Haarewaschen oder Kämmen gefällig? Tja, manchmal hilft es, die Dinge in die richtige Relation zu bringen. Das muss Mäc Mief diesmal auch lernen, aber auf die gruselige Tour, denn der Mutigste ist er nur manchmal, und das auch nur, wenn er nicht allein ist. Aber den Grund für das Erfordernis der Schafschur zu lernen macht den Zuhörern richtig viel Spaß, zum einen wegen des unglaublichen Sprach- und Wortwitzes, der für eine Geschichte dieser Altersklasse wirklich ungewöhnlich ist (ich will hier aber nicht spoilern, das Buch ist ja recht kurz und da möchte ich nicht schon die Knaller vorab bringen), zum anderen wegen der unglaublich liebevollen und witzigen Interpretation von Julian Greis. Mit seiner warmen, lebendigen Stimme erweckt er Mensch und Tier zum Leben. Man fühlt sich mitten im Gruselschloss, aber ohne daß es für die Kinder unterträglich gruselig wird. Durch sie Wärme der Stimme, wird schon beim Zuhören ganz klar: alles wird gut, es ist alles gar nicht so schlimm. Trotzdem ist es nie langweilig, denn MäcMief ist zwar etwas vorlaut, aber auch frech, witzig und liebenswert und das alles hört man Julian Greis auch schon an. (Weil auch andere Julian Greis, der als Schauspieler am Hamburger Thalia Theater so super als Kinderbuchinterpret finden, hat er 2017 und 2018 den Kinderhörbuchpreis BEO erhalten). Dabei ist die Sprache für Kinder sehr gut verständlich. Die Sätze sind kurz und nie verschachtelt und auf Fremdwörter wird verzichtet und wenn dann werden sie „Deutsch“ gesprochen, was wirklich lustig klingt, so wie der Name des fiesen Nachbarn Eddingbörg mit Leithammel Trabbel.
Auch wenn Mäc Mief sich hier seinen eigenen Ängsten und seiner trügerischen Fantasie stellen muss, so findet er wieder neue Freunde, fühlt sich wie ein wahrer Held und sieht ein, daß so eine Schafschur auch durchaus etwas für sich hat. Bonnie hat das ja gleich gewusst, aber sie lässt ihren Freund Miefi natürlich nicht im Stich und liebt Abenteuer!

Wir lieben diese Mischung aus Witz, Abenteuer, Grusel, Freundschaft und irrwitzigen Ideen gepaart mit dem lebendig humorigen Vortrag von Julian Greis und sind gespannt, was Mäc Mief und Bonnie wohl als nächstes so erleben. Ein tolle Mischung und ein Hörspaß für die ganze Familie!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim audiolino Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 23. Mai 2019

Vom gleichen Blut, Alexander Hartung, Edition M,



Vom gleichen Blut, Alexander Hartung, Edition M,

Dies ist der zweite Fall für den Ex-Kripobeamten Nik Pohl, der an den Schatten seiner Vergangenheit zu zerbrechen droht und die Ermittlungszwänge im Staatsdienst nicht mehr ertragen hat. Seit dem ersten Fall ist der einsame Wolf nun Privatermittler im Auftrag von Jon, einem jungen Privatier, der sein Vermögen mit der App-Entwicklung erworben hat. Diesmal ist die Entführung der 14 jährigen Bauunternehmerstochter Greta Jon ein Dorn im Auge. Er wird den Eindruck nicht los, daß die offiziellen Ermittlungsmöglichkeiten nicht ausreichen werden, und seine Hackerkünste, sowie Niks Schnüfflerinstinkt gefordert werden, um das Mädchen zu retten. Der exzentrische Pathologe Balthasar ist ebenfalls mit von der Partie. Bei den Versuchen an die verdeckten Hintergründe der Tat zu gelangen, stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens, und eine Schlägertruppe krallt sich Balthasar. Schon bald ahnt Nik, daß es sich nicht nur um Greta, sondern um das Geheimnis ihrer Geburt geht, denn auch ein weiterer Junge mit ihrem Geburtsdatum wird entführt. Alle Ermittlungsansätze scheinen im Sande zu verlaufen, die Frustration der privaten Ermittler ist nahezu greifbar.

Diesmal offenbart der knallharte und desillusionierte Nik, was sich im ersten Band bereits ankündigte, den Grund für seinen Ausstieg, warum er, der einst die Hoffnung der Kripo war, auf alle Regeln pfiff und ihm alles egal zu werden schien. Denn der einsame Wolf hat einen weichen Kern und ein verwundetes Herz. Hacker Jon gibt deutlich weniger von sich preis, während auch Balthasar offenbar einige ungeahnte Talente seiner Kindheit im gutbürgerlichen Elternhaus zu verdanken hat. Eine ziemlich schräge Truppe. Datenschutz ist für sie ein Fremdwort, ebenso Privatsphäre. So sehr ich ihr Bestreben die entführten Kinder zu retten verstehe, so sehr widerstreben mir durchaus viele ihrer Ermittlungsmethoden. Warum diese zu Recht ungesetzlich sind, zeigt sich an der Schneise der Verwüstung, die Nik hinter sich lässt. Es gibt einige Tote als „Kollateralschaden“ zu beklagen, die nicht alle den Tod verdient haben, sondern eigentlich das Herz am rechten Fleck hatten oder einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Nik gefährdet ganz bewußt das Leben einiger, die er in die Ermittlungen mit hineinzieht. Auch am Ende nach dem furiosen Showdown kann ich daher nicht wirklich aufatmen, sondern frage mich, ob es das wirklich wert war? Es ist kein Ende wie bei Donna Leon, bei dem am Ende, das Böse zwar in einem Fall überführt ist, es aber dennoch keinen Unterschied macht, da es nie schläft und es immer so weiter gehen wird. Es ist mehr, ein sehr teuer erkaufter Sieg, der für mich kein Triumphgefühl zulässt, sondern einen schalen Geschmack hinterlässt.

Alex Hartung streut immer wieder Hinweise ein und legt ablenkende Nebelbomben, damit das Rätsel, was hinter der Tat eigentlich steckt und somit die Frage geklärt wird, wer dafür verantwortlich ist, bis zum Ende offen bleibt. Das ist sehr geschickt und auch sehr spannend. Logisch und in sich schlüssig, arbeitet sich das Team durch jeden Hinweis, jede Finte. Dabei ist vor allem der schrille Balthasar mit seinem nicht minder exzentrischen Papagei ein Lichtblick, der die Düsternis von Niks Seele erhellt. Ich hoffe jedoch, daß Geldgeber und Hacker Jon in Zukunft mehr Kontur bekommt. Für mein Empfinden ist er als Charakter noch ausbaufähig. Dennoch ist auch dieser Thriller wieder absolut packend und spannend geschrieben, ohne unnötige Längen.

Ein actiongeladener Kampf eines einsamen Wolfes, einer geschundenen Seele, der die Grenzen der Bürgerlichkeit und des Beamtentums hinter sich gelassen hat.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei netgalley für dieses Rezensionsexemplar!

Mittwoch, 22. Mai 2019

Papanini Pinguin per Post, Text und Illustration Ute Krause, Edel Kids Books



Papanini  Pinguin per Post, Text und Illustration Ute Krause, Edel Kids Books

Emma (10) ist ziemlich unglücklich. Ihre Eltern sind wegen Mamas neuem Job ganz weit weg gezogen und nun ist sie die Neue und hat keine Freunde. Geschwister hat sie leider auch nicht, so daß sie sich richtig einsam fühlt, wenn sie aus der Schule nach Hause kommt und niemand da ist, mit dem sie reden kann. Na ja, immerhin kamen heute mal wieder Paketzusteller und liefern eine riesige, stinkige Kiste für Papa ab, die sofort ab in den Keller muß! Doch irgendwie ist diese Lieferung anders, sie macht komische Geräusche. Als sie nachsieht entdeckt sie einen sprechenden Pinguin mit einem halben Krimi! Total niedlich, nur leider wollen Mama und Papa auf keinen Fall Haustiere. Also muss Emma „Papanini“ verstecken und heimlich mit Fischstäbchen füttern. Das ist natürlich nicht ganz unauffällig und bringt Emma immer wieder in peinliche Situationen und nicht nur das. Es tauchen sehr seltsame Gestalten auf, die um das Haus schleichen und ihren Müll durchwühlen. In was für ein Abenteuer ist Emma da nur hineingeraten?

Ein sprechender Pinguin? Das klingt ja niedlich! Ist es auch, vor allem, wenn er dann noch so einen süßen Sprachfehler hat! Da kann Emma ihm gar nicht böse sein, egal in was für schwierige Situationen er sie bringt. Sie will ihn auf keinen Fall verlieren, denn er ist ihr einziger Freund. Da nimmt sie lieber unverdienten Ärger auf sich und eine Lüge folgt auf die nächste. Das hat meine Tochter (9) echt fuchsig gemacht, sie wollte unbedingt, daß Emma mit der Wahrheit heraus rückt, so schlimm wird es nicht werden, aber diese Lügen! Ja, das ist eine Lektion, die Emma erst noch lernen muß und den jungen Lesern wird es am Beispiel der Buch-Emma viel deutlicher, als wenn sie sich selbst reflektieren müssten. Dabei wird die Geschichte auch immer noch spannender, denn Emma sucht nicht nur die 2. Hälfte von Papaninis Lieblingskrimi, es suchen auch noch üble Gestalten nach dem sensationellen Pinguin. So bleiben die Emotionen beim Lesen oder Zuhören ganz schön in Wallung! Es ist immer was los und Spannung, Chaos oder Knuddelfaktor jagen einander. Da will man einfach wissen wie es weitergeht. Soviel darf verraten werden: es kommt immer anders als man denkt! Mit den zahlreichen farbigen Illustrationen der Autorin eignet sich dieses Buch sowohl hervorragend zum Vor- als auch Selberlesen. Ute Krause ist nämlich nicht nur Bestsellerautorin, sie ist auch viel gefragte Kinderbuchillustratorin, der das Erwecken der Leselust ausgesprochen am Herzen liegt. Sie trifft hier wieder mit gekonntem Strich die Situation auf den Punkt und fängt die Gesichtsausdrücke herrlich ein! Diese feine Ironie findet sich auch in der Namensgebung zahlreicher Figuren wieder, so heißt der spaßfreie Nachbar, der ihr hinterher spioniert Herr Trockenbrodt, der, dessen Pool seinen Garten überragt ist Herr Wiedhopf. Klingt alles schon mäßig sympathisch. Trotz der kleinen feinen Spitzen, ist die Sprache für die Zielgruppe gut verständlich und auch gut lesbar. Auch wenn der Pinguin noch so niedlich ist, ist es wirklich auch für Jungs geeignet, denn Papanini ist ein Junge, ein Krimifan und sein eigenes Abenteuer ist ganz schön rasant!

Ein wirklich spannendes, witziges und knuddeliges Pinguinabenteuer für Grundschulkinder zum Vor- und Selberlesen!

Dienstag, 21. Mai 2019



Mein Lotta-Leben (15) Wer den Wal hat, Alice Pantermüller, Daniela Kohl, Jumbo Verlag, szenische Lesung mit vielen Stimmen und Geräuschen, 1 CD 86:53 Minuten

Dies ist bereits der 15. Band von Lottas-Comic-Tagebuch-Roman-Abenteuer und das ist Grund zum Feiern, denn Lotta feiert ihren 12. Geburtstag. Ganz schön aufregend, tagelang überlegt sie mit ihrer besten Freundin Cheyenne, ob sie wohl ihren Herzenswunsch zum Geburtstag bekommt? Den süßen Hund Anton aus dem Tierheim? Altersentsprechend gibt es eine Übernachtungsparty im engsten Kreis mit Zelten im Garten. Doch auf die Geschenke, die es dann wirklich gibt, wäre Lotta nie gekommen! Einen Koffer, einen sicherheitsverstärkten Geldgürtel, ein Smartphone (Yippie!) und eine 14-tägige Sprachreise nach England! Da kann Lotta den ganzen Tag Englisch reden und hören und wird dann sicher ganz viel lernen! Doch da haben die Eltern die Rechnung ohne Lotta und Cheyenne gemacht, denn die kommt natürlich mit auf die „Isle of Sheepy!“ zum Erlebnisurlaub! Und sowas, wie diesen Urlaub, hat die „Isle of Sheepy“ sicher noch nicht erlebt, er wird unvergesslich, für alle, auch den Wal!

Lotta soll ihre Englischkenntnisse verbessern! So kurz vor den Sommerferien kommt dieser Elternwunsch sicherlich einigen Lotta-Fans bekannt vor. Wobei dieses Anliegen bei Cheyenne natürlich noch dringender ist als bei Lotta! So reisen die zwei begeisterten Tierfreundinnen auf eine Insel voller Schafe, mit Kanufahren, Klettern, und Survival-Training. Wie gewohnt lösen die zwei Mädels die Aufgaben mit Bravour der besonderen Art. Das ist immer chaotisch und ziemlich schräg und vor allem saukomisch! Es ist eine szenische Lesung mit vielen Stimmen und Geräuschen, d.h. es klingt eigentlich wie ein Hörspiel, denn jeder Charakter hat eine eigene Stimme bzw. einen eigenen Interpreten und die Geräusche (immerhin hat man ja die klasse Illustrationen von Daniela Kohl nur bedingt vor Augen) lassen es richtig lebendig wirken, so als wäre man mit Lotta im Camp Lakeside. Anders als in einem Hörspiel ist der Text aber nicht gekürzt, sondern mit Ausnahme von kleinen wenigen Änderungen zum besseren Hörverständnis, unverändert. Dadurch geht kein Gag verloren und auch beim ersten Hören gibt es keine Verständnisprobleme. Wer einfach nur neugierig ist, weil Lotta ja demnächst ins Kino kommt, kann unbesorgt mit dem 15. Band beginnen, denn alle wichtigen Infos finden sich im Booklet der CD. Die Stimmen sind prägnant und so bestehen nie Schwierigkeiten heraus zu hören, ob nun gerade Lotta, Cheyenne oder ihre neue Freundin Maya spricht. Die junge Katinka Kultscher spricht Lotta herrlich jung, frisch, unbekümmert, einfach Lotta-mäßig.

Und was soll der Wal diesmal? Ja, das will ich nicht spoilern, nur so viel, es kommt auch wirklich ein Wal in der Geschichte vor und man kann sich auf Lotta und Cheyenne verlassen, dass Ihnen das Wohl des Wals am Herzen liegt! Da muss man einfach Prioritäten setzen, und vielleicht die Sprachkünste etwas vernachlässigen. Sicherlich werden Lottas Fortschritte niemanden frustrieren (bis auf ihre Eltern vielleicht), dafür aber umso mehr belustigen. Bei meiner Tochter hat es übrigens den Willen zum Vokabeln lernen geweckt. So einen Unsinn wie Lotta und Cheyenne möchte sie auf keinen Fall reden! Keine Sorge, dieses Hörerlebnis ist ab 9 Jahren, es ist auch für geringe Englischkenntnisse oder keine (so wie bei Cheyenne) verständlich. Diesmal muß man auf die Bande der wilden Kaninchen zwar verzichten und auch Oberzicke Berenike pausiert, aber wie das in dem Alter so ist, gibt es natürlich Zicken-Ersatz im Camp. Es gibt Dinge im Lotta-Leben-Universum auf die ist einfach Verlass!

Johannas Meinung: Mir hat dieser Band sehr gut gefallen, da es bei Lotta immer was zu lachen gibt.  Dennoch spricht die Autorin nebenbei auch ernste Themen, wie den Tierschutz an. Außerdem kann man mit dieser CD auch seine Englischkenntnisse aufbessern, was ich sehr praktisch finde. Lotta ist so schlecht in Englisch, da werden die meisten Zuhörer echt beruhigt sein, was ihre eigenen Englischkünste betrifft. Die vielen Stimmen und Geräusche finde ich richtig lustig.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Jumbo-Verlag für dieses lustige Hörerlebnis!

Sonntag, 19. Mai 2019

Meine Checkliste zum Verlieben, Anja Janotta, Magellan Verlag



Meine Checkliste zum Verlieben, Anja Janotta, Magellan Verlag

Naomis (13) Leben steckt gerade fest und das nicht gerade in einem Alltag, den man festhalten möchte. Ihre Eltern haben sich getrennt. Seither umsegelt ihr Vater die 7 Weltmeere und ihre Mutter musste mit ihnen in eine billigere Wohnung, weit weg ziehen. Seither macht sie Yoga und liest Ratgeberliteratur am laufenden Meter. Darin gibt es auch eine Checkliste mit 36 Fragen des Psychologen Arthur Aron, die, wenn zwei Menschen, sie sich gegenseitig stellen, sie ehrlich beantworten und sich dann 4 Minuten lang still in die Augen schauen, sich verlieben. Ehrlich! Sie würde das ja gerne mit dem süßen Gustav aus ihrer Klasse ausprobieren, aber der ist angesagt und sie als die „Neue“ ist nur die Nummer 15 unter den 16 Mädchen der Klasse. Der schaut sie sicher nicht an. Nur die stille, aggressive Juli, die gerne mal zuschlägt, ist noch unbeliebter. Dann wird ihr für ein Bioexperiment Adrian, der unbeliebteste Junge und Asperger Autist zugeteilt. So gefühllos wie er seziert, könnte man doch mit ihm das Experiment wagen, so einer verliebt sich doch nicht, aber interessant wäre es schon. Bei Juli riskiert sie auch nichts außer Schlägen und die bekommt sie eh ab, was hat sie also zu verlieren? Ein Experiment, mit erstaunlichen Folgen.

Als Kind dachte ich, es wäre doch sicher mal cool, die Neue zu sein. Man ist neu, man ist anders, sicher für alle spannend und man kann sich neu erfinden, weil einen ja noch nicht jeder seit dem Kindergarten kennt. Aber sowohl bei Anja Janotta, als auch Ute Krause, die selbst als Kinder viel umzogen, steht zwischen den Zeilen ihrer Bücher, daß es alles andere als cool ist. Also glaube ich ihnen. Auch ansonsten kann ich Naomi gut verstehen, daß sie gefrustet ist, selbst ohne ihre ständigen Streitereien mit ihrem 9 jährigen Bruder Tim, für den sie immer Verständnis haben soll, weil er ja jünger ist. Doch wer hat Verständnis mit ihr und damit dass sie alle ihre Freunde verloren hat und ihr Vater sich nie meldet und wenn nur mittels Postkarte an Tim? So stellt Naomi ihre Fragen an die zwei unbeliebtesten Klassenkameraden und die Fragen zeigen Wirkung, nachvollziehbar. Nein, Naomi trifft keine gute Fee, aber die Fragen bringen zum Nachdenken, über sich und das Gegenüber und beim Lesen auch dem Leser selbst, wenn er ehrlich mit sich selbst ist. Für das Experiment hat sie sich harte Nüsse ausgesucht, Menschen bei denen sie bezweifelt, daß sie zu Gefühlen überhaupt in der Lage sind! Dies ist kein Märchen, Naomi wird nicht Ballkönigin, sie spielt auch keine Hauptrolle in der Schulaufführung, lediglich in dem Abenteuer, das ihr Leben ist. Den Soundtrack dazu, hat sie ja schon mit Crowded House, der Lieblingsband ihres Vaters und nun auch von ihr schon gefunden. „Don't dream it's over“ lässt sie nicht mehr los und schleicht sich in ihre Träume und in mein Ohr. Ebenso lassen sich Naomis Fragen nicht ohne weiteres abschütteln, nicht von ihr und nicht von Adrian oder Juli.
Naomi ist 13, sie hat die Sorgen und Nöte von vielen Mädchen dieses Alters. Sie handelt, denkt und fühlt wie eine 13 Jährige und ist daher auch bisweilen ebenso kindisch. Ihre Hoffnungen entsprechen dem Alter und daher wird nein, nicht wild geknutscht. Es ist kein Märchen, es ist ein, so-könnte-sein-Buch und dabei wunderschön. Es vermittelt der Zielgruppe nebenbei auch den Wert dessen was zählt und motiviert hinter die Fassade zu gucken. Auf nicht ganz angenehme Weise lernt Naomi auch zu schätzen was sie hat, statt nur nach etwas zu streben was sie nicht hat. Dabei gerät sie mit Adrian fürchterlich in Streit über die emotionale bzw. wissenschaftliche Frage, was denn Liebe ist und wie sie funktioniert (Absolut lesenswert!).

Ist das wirklich ein Buch für Mädchen ab 12, oder doch eher für die Mütter, die gerne hätten, daß ihre Töchter das lernen? Nee, es ist wirklich für Mädchen, denn man fühlt mit Naomi. Nicht nur sie, auch die stille Juli, in der innerlich ein Vulkan aus Frust und Angst brodelt und Adrian, der in seiner emotionalen Wahrnehmung nicht dem Durchschnitt entspricht, sind sehr gut und nachvollziehbar beschrieben. Leider ist auch sehr nachvollziehbar, wie seine Mitschüler auf Adrian reagieren, auch wenn sie wissen, das er anders ist. Gerade Asperger Autisten werden gerne in Regelschulen inkludiert und 2 h die Woche Hilfe durch einen Sonderpädagogen hilft da nicht, gegen die allgegenwärtigen Besonderheiten in der Wahrnehmung und im Verhalten. Daher hat Anja Janotta in altersgerechter Sprache (die Vorbilder stellen ihre Füße unter ihren Tisch) eine Geschichte erzählt, die zwar ein wunderbares Ende hat, aber keines, an dem Hollywood interessiert wäre, zu subtil. Gerade das gefällt mir. Im Leben sind es meist nicht die großen Bling-Bling-Momente, die das Leben verändern, sondern die kleinen, feinen Momente des Glücks, das zarte Erwachen. Sie ermutigt hinter die Fassaden der Mitschüler zu blicken, um verborgene Freundschaftsjuwelen bergen zu können. „Now we're getting somewhere“!. Den Soundtrack zum Buch von Crowded House kann ich nur empfehlen, ebenso wie dieses Jugendbuchjuwel.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Anja Janotta, für diese Einblicke in Naomis, Julis und Adrians Seelenwelt.

Und wer nun neugierig auf den Soundtrack zum Buch ist, kann ihn hier hören. Viel Spaß!

Freitag, 17. Mai 2019

Emilia und der Junge aus dem Meer, gelesen von Sascha Icks, DAV



Emilia und der Junge aus dem Meer, gelesen von Sascha Icks, DAV

Dieses Hörbuch beginnt mit einem Zitat aus Andersons kleiner Meerjungfrau und Berthold Brechts Drei-Groschen-Oper, das ist durchaus berechtigt, da inhaltliche Ähnlichkeiten sicherlich auch bewußt in Kauf genommen wurden.

Emilia ist 10 Jahre alt und die Tochter des Leuchtturmwächters. Nachdem sie gerade 2 Wochen lang zur Schule ging, wurde sie wieder herausgenommen, da ihre Mutter schwer erkrankte und sie sie pflegen sollte. Nach ihrem Tod, musste sie sich um ihren Vater kümmern. Der ertränkte seinen Kummer über den Verlust seiner Frau und seines Unterschenkels (über diesen Vorfall schweigt er sich aus) in Schnaps. So ist Geld stets knapp und Nahrung auch. Als ein Sturm aufzieht, stellt Emilia fest, daß sie keine Streichhölzer mehr haben. Sie zieht trotz des Unwetters los, doch die Hölzer werden ins Meer geweht und ein Unglück geschieht. Da der Leuchtturmwächter seiner Aufgabe nicht nachkam, muß er für den Schaden aufkommen. Er wird für 7 Jahren im Turm eingesperrt und Emilia muß im Gruselhaus des schwarzen Admirals arbeiten, als Dienstmädchen. Das Haus ist herunter gekommen. Genau zu ihrer Ankunft wird der langjährige Diener Josef zu Grabe getragen und fast alle Dienstboten verlassen fluchtartig das Haus. Denn Josef versorgte seit Jahren das Monster im Turmzimmer. Nun traut sich niemand mehr in dieses Zimmer, nur Emilia, die die Sehnsucht nach dem Leuchtturm in das höchste Zimmer des Hauses zieht. Was sie dort entdeckt, verändert ihr Leben, ihres und das aller Mitglieder des Haushalts.

Die Geschichte beginnt über eine lange Zeit skandinavisch traurig melancholisch. Nur die Stimme von Sascha Icks und die Zusicherung der Bloggerbetreuerin des Verlages, daß es eine wunderschöne Geschichte sei haben mich weiterhören lassen (meine Familie zeigte da mehr Durchhaltevermögen). Geschichten in denen Kinder in großer Armut leben und von den Verantwortlichen rücksichtslos und gemein behandelt werden, sind nicht so mein Fall. Doch nach und nach zog mich diese märchenhafte, merkwürdige, ungewöhnliche Geschichte in ihren Bann. Die Härte und die Kälte, die Emilia, genannt Lämpchen in dem Admiralshaus entgegenschlägt, hat mich schon etwas mitgenommen. Doch nach und nach schafft es das Mädchen mit ihrer Herzensgüte und ihrer Freundlichkeit aus ihren Mitmenschen das Beste heraus zu kitzeln. Immer mehr Menschen, denen sie begegnet lassen sich von ihrer entwaffnenden Art anstecken. Auch das „Monster“ dessen Geheimnis sie nach und nach lüftet und das sie dadurch befreit, vertraut sich ihr an.

Bei dem Titel hatte ich mir etwas völlig anderes vorgestellt. Es ist immerhin ein niederländisches Kinderbuch und die niederländischen Filme auf Kika sind immer echte Mutmacher und spenden Trost. Anfangs spendet niemand Emilia Trost und gerade diese Trostlosigkeit fand ich schwer erträglich. Bei den angekündigten Piraten dachte ich eher an Peter Pan, aber es ist doch eher der eingangs zitierte Anderson der zum Tragen kommt und in eine fantastische Welt voller Abscheu und Liebe entführt. Auch wenn das Cover eher an kleine Kinder denken lässt, ist es für solche nicht geeignet. Bisweilen ist die Geschichte ganz schön gruselig und ab 10 Jahren ist wirklich absolut passend. Die Autorin ist wohl selbst von dem Märchen der kleinen Meerjungfrau fasziniert und der Frage nachgegangen, was wohl so aus einer Meerjungfrau noch hätte werden können, wenn sie nicht das gar zu garstige Ende von Anderson ereilt. Dieses Märchen geht hart aber herzlich aus. Nein, niemand heiratet, aber Freiheit und Wiedersehen sind auch Werte, die keineswegs geringer sind.

Sascha Icks ist absolut faszinierend in ihren sanften gleitenden Übergängen von sanft, über bedrohlich zu verängstigt oder selbstsicher. Ihre Stimme beherrscht die gesamte Klaviatur der Emotionen, aber auch der Charaktere in ihrer Vielschichtigkeit. Auch die russischen siamesischen Zwillinge bekommt sie absolut überzeugend hin, ohne daß es aufgesetzt oder übertrieben klingt. Sie klingt einfach so, wie diese Geschichte klingen muss! Zudem ist ihre Stimme wunderschön warm, weich und wohlklingend. Es ist ein Genuss ihr zuzuhören.

Diese Geschichte ist ganz anders, völlig eigen, einfach unvergleichlich. Die Schönheit von Sascha Icks Vortrag lässt mich fast meine persönlichen Animositäten vergessen, die aber meine persönlichen sind. Meine Große mochte gerade die gruseligen, unheimlichen und spannenden Stellen sehr, während mein Mann vor allem die leisen, sensiblen Stellen mochte.  Die Jüngste fand es geheimnisvoll.

Ein Hörbuch das absolut im Gedächtnis bleibt und aus der Masse heraussticht, sowohl stimmlich, als auch inhaltlich.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim DAV-Verlag für über 7 Stunden ungekürzte Höremotionen.

Mittwoch, 15. Mai 2019

Das grosse Mix-Backbuch über 100 Rezepte für den Thermomix (für TM5 und TM31), Daniela & Tobias Gronau, Südwest Verlag



Das grosse Mix-Backbuch über 100 Rezepte für den Thermomix (für TM5 und TM31), Daniela & Tobias Gronau, Südwest Verlag

Meine Jüngste und ihr Sandkastenfreund haben beschlossen gemeinsam zu backen. Dummerweise steht das Kind auf Konditorrezepte in Backbüchern. Daher bekommt sie von mir aktuell nur Backbücher mit essbaren und machbaren Rezepten, aus Sicht von fast 10 - jährigen.

Die Mix-Bücher von Daniela & Tobias Gronau haben sich da immer als sehr praktisch erwiesen, obwohl wir nur diverse Küchenmaschinen und keinen Thermomix haben, genauso wie seine Eltern. Bis auf die Varoma-Rezepte klappt auch alles mit Köpfchen.

Dies ist ein Grundbackbuch für den Thermomix TM5 und TM31, die aktuell gängigsten Typen. Daher wird zu Beginn im Kapitel: Hilfe beim Backen erst einmal das Gerät mit Funktionen und Reiniungstipps, kleiner Warenkunde wichtigen Arbeitsschritten, Backformen, Hilfsmittel und Zubehör und Achtung! Erst mal grundsätzliches geklärt. Finde ich prima! Wahrscheinlich kann man diese Rezepte auch alle mit dem neuesten Gerät nachmachen, es wird nur nicht alle neuen Zusatzfunktionen ausschöpfen.

Nach diesen wichtigen Anfangsschritten kommt mein fast Highlight: Grundteige aus dem Thermomix! Solche Grundlagen sollten erfahrene Bäcker später aus dem FF bzw. aus dem Gefühl können, aber bei uns fangen ja die Kinder erst an.

Es folgt mein ehrliches Highlight: Kuchen & Torten aus dem Thermomix, bisweilen mit Schwipps. Es ist nicht unbedingt ein Familienbackbuch, aber bei Bechertorten mit Baileys oder schnellen Mini-Cheesecakes im Glas werde sogar ich schwach (ich backe nur gerne, mag aber eigentlich keinen Kuchen).  Diese glutenfreien Mini-Küchlein haben auch aus der Hand einer 9-Jährigen nur 10 Minuten benötigt und ohne Vorheizen, haben es auch die Brotaufstrichgläser im Backofen ausgehalten! Ich finde diese Glas-/Tassenrezepte herrlich praktisch, sie gehen superschnell und sind irre praktisch für spontan Besuche, ohne das man tagelang an den Resten essen muss.... Es werden aber auch noch Kuchen und Torten wie Nutella-Krokant-Torte oder passend zur Saison Erdbeer-Rhabarber-Kuchen, Low-Carb-Kuchen, Schoko-Nuss-Guglhupf u.ä. Präsentiert. Zu jedem Anlass einfache und schnell Mund-wässrig-Macher.

Das Kapitel süßes Gebäck aus dem Thermomix bietet dann leckere Muffin-Rezepte, Cupcakes, Party-Amerikaner (prima Idee, meine Tochter liebt sie, ist sie aber immer nur zur Hälfte, weil sie ihr zu groß sind, hier sind sie einfach kleiner und bunter!), Eiswaffeln-Rezept und direkt noch Quark-Erdbeer-Eis (bei 4 Eigelb als Emulgator muss man aber wirklich frische Waren verwenden). Modernes Gebäck wie Whoopies oder die wiederentdeckten Klassiker Macarons sind ebenfalls mit von der Partie.

Um das Buch All-Jahres-tauglich zu machen gibt es auch das Kapitel Weihnachtsbäckerei welches Klassiker wie Vanille-Kipferl und Lebkuchen, mit Schmankerl wie Adventskonfekt und Low-Carb-Kugeln kombiniert. Es ist das kürzeste Kapitel, aber die Adventszeit ist ja auch begrenzt.

Das Kapitel „Herzhaftes Gebäck aus dem Thermomix“ lässt mir das Wasser im Mund zusammen laufen, wenn ich mir Rezepte wie Kartoffelpizzini oder Basilikumpizzini anschaue. Wir haben daraufhin gleich mal Pizzini für jeden nach eigenem Geschmack gebacken, mit dem Grundteig. Aber auch die Quiche, Tarte und Gemüsekuchenrezepte werden uns in der nächsten Zeit mittags erfreuen, während Chili-Käse-Schnecken, Zitronen-Dinkelbrot-Stangen, Salz-Cracker, Grissini abends und als Party-Food locken.

In den Alltagsbereich fällt dann wieder das Kapitel Brot & Brötchen, das wirklich vielfältige Rezepte mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen für Anfänger und Profis (die, die eh viele Körner- und Mehlsorten auf Vorrat haben) und sogar wieder in der dunklen Low-Carb-Brot Variante oder als Low-Carb-Brötchen (leider nicht glutenfrei, da es Weizenkleie enthält und mir noch kein Austauschstoff eingefallen ist). Sogar Burgerbrötchen, Laugenbrezel, 2 Stockbrot-Rezepte, Express-Brot, Baguette mit Knoblauchbutter, Superfood-Brot und meine persönlichen Lieblinge: Ofenzupfbrot und Brot im Glas. Außerdem zeigt sich dieses Kapitel international mit indischem Naan-Brot, Dinkelfladenbrot, südtiroler Schüttelbrot, italienischem Ciabatta, Knäckebrot, Alpenwurzelbrot.... Dank Dauerbrennern wie Weißbrot, Bauernbrot, Sonntags- und Milchbrötchen spielen Ladenöffnungszeiten keine Rolle mehr.

Sehr gut gefällt mir, daß die Rezepte mit gängigen Zutaten auskommen, so daß man vieles sofort aus dem Stehgreif nach backen kann, weil man die Zutaten vorrätig hat, wenn nicht, weiß man immer sofort woher man sie bekommt, wie z.B. frischen Quark für Käsekuchen. Auch die verwendeten Backformen sind Standardformen, die man meistens eh schon hat.

Ein wirklich gut durchdachtes Grundbackbuch, für alle die einen Thermomix haben und sich nun ans Backen wagen wollen oder mehr Abwechslung auf dem Tisch wünschen. Die meisten Rezepte funktionieren auch mit herkömmlichen Küchenmaschinen, mit Ausnahme der Varoma-Rezepte. Basisbackvergnügen ohne Langeweile!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Südwest Verlag, für diese leckere Bereicherung unseres Speiseplans!