Mittwoch, 6. Dezember 2017

Der Weihnachtosaurus, Tom Fletcher, Lesung mit Musik mit Simon Jäger, DAV



Der Weihnachtosaurus, Tom Fletcher, Lesung mit Musik mit Simon Jäger, DAV
Auch wenn auf dem Cover ein süßer Saurier ist,  ist dies keine Weihnachtsgeschichte für Kleinkinder!
Der kleine William Trudel ist ein glückliches Kind, auch wenn seine Mutter vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam und er nun alleine mit seinem Vater in einem windschiefen Haus in London in bescheidenen Verhältnissen lebt. Er hat Freunde, sein Vater ist der Weltgrößte Weihnachtsfan und er der weltgrößte Dinosaurier Fan. Als sich sein Leben 3 Jahre später zum Schlechten gewandelt hat, weil die fiese Brenda Pein ihm nun an der Schule das Leben zur Hölle macht und er erstmals wahrnimmt, wie traurig sein Vater aussieht, gibt dieser ihm für seinen Weihnachtswunsch einen Rat: er solle sich das wünschen, was er am liebsten hätte, erst durch den Glauben werden Wünsche wahr! Also wünscht er sich einen Dinosaurier!
Der Weihnachtsann ist bei dem Wunsch etwas ratlos, einen echten Dinosaurier wird sich der kleine William Trudel in seinem Rollstuhl wohl kaum wünschen, aber was will er dann für einen? Wie gut, daß die Wichtel ein Dinosaurier-Ei im ewigen Nordpol-Eis gefunden haben, das der Weihnachtsmann mit seinem gigantischen Po ausgebrütet hat. Die perfekte Vorlage für einen Kuscheldino. Doch bei der Geschenkübergabe kommt alles anders, denn ein böser Jäger hat es auf die magischen, fliegenden Rentiere des Weihnachtsmannes abgesehen. Eine magische, aberwitzige und spannende Jagd beginnt!
Diese Geschichte steht in der britischen Erzähltradition von C.S. Lewis und J.K. Rowling. Fantastisch, abenteuerlich und sehr spannend. Die Weihnachtswichtel sprechen bzw. singen ausschließlich in Reimen, bei deren Übersetzung es des ganzen Sprachgefühls von Franziska Gehm bedurfte, diese bisweilen recht umfangreichen Botschaften in sinnvolle Reime zu verpacken. Alle Achtung für diese Leistung, ein wenig eigen wirken sie trotzdem. Beim Kürzen des Buches, sind auch einige dieser Wichtelreime entfallen. Das finde ich sogar ganz gut, da die Wichtel oft gemeinsam sprechen. Das liest sich völlig unproblematisch, aber das akustisch umzusetzen ist nicht so ohne. Der Audio Verlag nahm hierfür extra weitere Wichtelsprecher mit auf. Das klingt zwar sehr süß, wenn man wie ich es aber leise zum Einschlafen hört, finde ich es schwer verständlich, weil mehrere zarte Stimmen übereinander gelegt worden zu sein scheinen.
Neben den Wichteln gibt es natürlich noch die Hauptstimme von Simon Jäger. Mich hat er anfangs etwas an die Synchronstimme von Tom Hanks erinnert, aber das hat sich gegeben. Ich finde seine Stimme sehr angenehm, weniger allerdings in seiner Tonlage des Vaters. Als Engländer ist er ein recht junger Vater und ich finde, daß er einfach zu alt und schrullig als Vater klingt. Die übrigen Stimmfarben von Simon Jäger finde ich allerdings sehr gelungen. Meine Jüngste 8 Jahre fand ihn auch sehr gut, die Große 10 Jahre, war mit ihm nicht zufrieden. Das dürfte am Alter liegen, ich habe oft den Verdacht, daß Sprecher mehr Gnade in ihren Ohren finden würden, wenn man kein Bild von ihnen abdrucken würde, dabei ist Simon Jäger optisch nicht zu beanstanden, sieht aber schon älter aus als 10 oder 12. Was sie allerdings wirklich störte, war daß in der Hörbuchfassung, das fiese Mädchen „Pein“ auf Deutsch ausgesprochen wurde, während ich mir die Freiheit genommen hatte sie englisch „Pain“ zu taufen und die Bedeutung  als Schmerz zu erklären. Daß die Hörfassung von meiner dichterischen Freiheit abwich, fand sie nicht gut, vor allem weil das gute alte Wort „Pein“ Kindern heute wohl kein Begriff mehr ist. Sehr gelungen finde ich hingegen die Musikeinspielungen, die wirklich sehr atmosphärisch geglückt sind. Ebenfalls toll ist die Umsetzung der wunderbaren Zeichnungen auf Cover und Tonträger. Die Illustrationen von Shane Devries sind wirklich ganz hinreißend und so gefällt es mir umso besser, daß die Zeichnungen von der Nordpolranch auf dem Klappcover abgebildet sind.
Meine Kinder waren von dieser Geschichte ganz verzaubert und so widersprüchlich die Begriffe Weihnachten und Dinosaurier auch zu sein scheinen, es passt eigentlich schon gut zusammen, denn neben aller Magie und Fantasy geht es auch um weihnachtliche Botschaften wie Versöhnung, die Macht der Liebe und des Glaubens. „Wichtig ist allein, dass das, was immer du auch glaubst, dich zu einem glücklicheren, besseren Menschen macht.“ Es hat bei Ihnen echte Emotionen hervorgerufen, sie haben an den passenden Stellen gelacht und Tränen verdrückt. Meinen Mann hat es auch sehr begeistert, daß Williams sehnlichster Wunsch es nicht war, wieder laufen zu können, denn solange er Freunde hatte, hat ihn sein Rolli nicht weiter gestört, denn er war voll in die Klasse integriert. Ein wirklich schöner Punkt ist in dieser Geschichte, daß für William weder sein Rolli, noch seine kraftlosen Beine ein Problem sind, das Problem ist Brenda, die die anderen, die zuvor seine Freunde waren, gegen ihn aufbringt und ihn aufzieht.
Bei Online Buchhändlern lese ich immer schlechte Kritiken, wenn ein Weihnachtsbuch keine 24. Kapitel hat. Hat dieses Buch wirklich nicht. Ich habe auch so meine Zweifel, dass es die meisten Vorleser schaffen würden, dieses Buch an 24 Tagen in einheitlich langen „Portionen“ vorzulesen, selbst das gekürzte Hörbuch kommt auf deutlich mehr Kapitel. Es muss auch einfach mal schöne Weihnachtsgeschichten geben. Diese Geschichte ist richtig magisch und voller Poesie, die zwischen den Zeilen steckt, von daher haben wir uns nachdem ich das Buch vorgelesen habe, entschieden, daß wir dringend das Hörbuch brauchen, weil ich das Buch sicher nur einmal vorlese, die Kinder diese Geschichte aber öfter hören wollen.
Dieses Buch ist für Jungen und Mädchen die die Narnia-Chroniken oder Harry Potter lieben gleichermaßen geeignet, also ab 8 Jahren.
Allerdings: Ja, es geht um Verzeihung und Versöhnung, aber nicht im Hinblick auf den Bösewicht! Dessen Ende hat mir in einer weihnachtlichen Kindergeschichte ab 8 Jahren nicht gefallen. Ich kann ja mit Weihnachtsdinos um Gottes Willen leben, aber das Schicksal des Schurken war mir wirklich zu unweihnachtlich. Irgendwo ist dann meine Grenze überschritten und so gibt es trotz der totalen Begeisterung meiner Töchter und meines Mannes „nur“ gute 4 von 5 Sternen.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim DAV-Verlag für dieses Hörexemplar, denn es ist eine Geschichte, die man immer wieder gerne hört und bei der man immer wieder wunderbare Gedanken neu entdeckt.

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