Der Weihnachtosaurus, Tom Fletcher, Lesung mit Musik mit
Simon Jäger, DAV
Auch wenn auf dem Cover
ein süßer Saurier ist, ist dies keine
Weihnachtsgeschichte für Kleinkinder!
Der kleine William Trudel ist ein
glückliches Kind, auch wenn seine Mutter vor Jahren bei einem Autounfall ums
Leben kam und er nun alleine mit seinem Vater in einem windschiefen Haus in
London in bescheidenen Verhältnissen lebt. Er hat Freunde, sein Vater ist der
Weltgrößte Weihnachtsfan und er der weltgrößte Dinosaurier Fan. Als sich sein
Leben 3 Jahre später zum Schlechten gewandelt hat, weil die fiese Brenda Pein
ihm nun an der Schule das Leben zur Hölle macht und er erstmals wahrnimmt, wie
traurig sein Vater aussieht, gibt dieser ihm für seinen Weihnachtswunsch einen
Rat: er solle sich das wünschen, was er am liebsten hätte, erst durch den
Glauben werden Wünsche wahr! Also wünscht er sich einen Dinosaurier!
Der Weihnachtsann ist bei dem Wunsch
etwas ratlos, einen echten Dinosaurier wird sich der kleine William Trudel in
seinem Rollstuhl wohl kaum wünschen, aber was will er dann für einen? Wie gut,
daß die Wichtel ein Dinosaurier-Ei im ewigen Nordpol-Eis gefunden haben, das
der Weihnachtsmann mit seinem gigantischen Po ausgebrütet hat. Die perfekte
Vorlage für einen Kuscheldino. Doch bei der Geschenkübergabe kommt alles
anders, denn ein böser Jäger hat es auf die magischen, fliegenden Rentiere des
Weihnachtsmannes abgesehen. Eine magische, aberwitzige und spannende Jagd
beginnt!
Diese Geschichte steht in der
britischen Erzähltradition von C.S. Lewis und J.K. Rowling. Fantastisch,
abenteuerlich und sehr spannend. Die Weihnachtswichtel sprechen bzw. singen
ausschließlich in Reimen, bei deren Übersetzung es des ganzen Sprachgefühls von
Franziska Gehm bedurfte, diese bisweilen recht umfangreichen Botschaften in
sinnvolle Reime zu verpacken. Alle Achtung für diese Leistung, ein wenig eigen
wirken sie trotzdem. Beim Kürzen des Buches, sind auch einige dieser
Wichtelreime entfallen. Das finde ich sogar ganz gut, da die Wichtel oft
gemeinsam sprechen. Das liest sich völlig unproblematisch, aber das akustisch
umzusetzen ist nicht so ohne. Der Audio Verlag nahm hierfür extra weitere
Wichtelsprecher mit auf. Das klingt zwar sehr süß, wenn man wie ich es aber
leise zum Einschlafen hört, finde ich es schwer verständlich, weil mehrere
zarte Stimmen übereinander gelegt worden zu sein scheinen.
Neben den Wichteln gibt es natürlich
noch die Hauptstimme von Simon Jäger. Mich hat er anfangs etwas an die
Synchronstimme von Tom Hanks erinnert, aber das hat sich gegeben. Ich finde
seine Stimme sehr angenehm, weniger allerdings in seiner Tonlage des Vaters.
Als Engländer ist er ein recht junger Vater und ich finde, daß er einfach zu
alt und schrullig als Vater klingt. Die übrigen Stimmfarben von Simon Jäger finde
ich allerdings sehr gelungen. Meine Jüngste 8 Jahre fand ihn auch sehr gut, die
Große 10 Jahre, war mit ihm nicht zufrieden. Das dürfte am Alter liegen, ich
habe oft den Verdacht, daß Sprecher mehr Gnade in ihren Ohren finden würden,
wenn man kein Bild von ihnen abdrucken würde, dabei ist Simon Jäger optisch
nicht zu beanstanden, sieht aber schon älter aus als 10 oder 12. Was sie
allerdings wirklich störte, war daß in der Hörbuchfassung, das fiese Mädchen
„Pein“ auf Deutsch ausgesprochen wurde, während ich mir die Freiheit genommen
hatte sie englisch „Pain“ zu taufen und die Bedeutung als Schmerz zu erklären. Daß die Hörfassung
von meiner dichterischen Freiheit abwich, fand sie nicht gut, vor allem weil
das gute alte Wort „Pein“ Kindern heute wohl kein Begriff mehr ist. Sehr
gelungen finde ich hingegen die Musikeinspielungen, die wirklich sehr
atmosphärisch geglückt sind. Ebenfalls toll ist die Umsetzung der wunderbaren
Zeichnungen auf Cover und Tonträger. Die Illustrationen von Shane Devries sind
wirklich ganz hinreißend und so gefällt es mir umso besser, daß die Zeichnungen
von der Nordpolranch auf dem Klappcover abgebildet sind.
Meine Kinder waren von dieser
Geschichte ganz verzaubert und so widersprüchlich die Begriffe Weihnachten und
Dinosaurier auch zu sein scheinen, es passt eigentlich schon gut zusammen, denn
neben aller Magie und Fantasy geht es auch um weihnachtliche Botschaften wie
Versöhnung, die Macht der Liebe und des Glaubens. „Wichtig ist allein, dass
das, was immer du auch glaubst, dich zu einem glücklicheren, besseren Menschen
macht.“ Es hat bei Ihnen echte Emotionen hervorgerufen, sie haben an den
passenden Stellen gelacht und Tränen verdrückt. Meinen Mann hat es auch sehr
begeistert, daß Williams sehnlichster Wunsch es nicht war, wieder laufen zu
können, denn solange er Freunde hatte, hat ihn sein Rolli nicht weiter gestört,
denn er war voll in die Klasse integriert. Ein wirklich schöner Punkt ist in
dieser Geschichte, daß für William weder sein Rolli, noch seine kraftlosen
Beine ein Problem sind, das Problem ist Brenda, die die anderen, die zuvor
seine Freunde waren, gegen ihn aufbringt und ihn aufzieht.
Bei Online Buchhändlern lese ich
immer schlechte Kritiken, wenn ein Weihnachtsbuch keine 24. Kapitel hat. Hat
dieses Buch wirklich nicht. Ich habe auch so meine Zweifel, dass es die meisten
Vorleser schaffen würden, dieses Buch an 24 Tagen in einheitlich langen
„Portionen“ vorzulesen, selbst das gekürzte Hörbuch kommt auf deutlich mehr
Kapitel. Es muss auch einfach mal schöne Weihnachtsgeschichten geben. Diese
Geschichte ist richtig magisch und voller Poesie, die zwischen den Zeilen
steckt, von daher haben wir uns nachdem ich das Buch vorgelesen habe,
entschieden, daß wir dringend das Hörbuch brauchen, weil ich das Buch sicher
nur einmal vorlese, die Kinder diese Geschichte aber öfter hören wollen.
Dieses Buch ist für Jungen und Mädchen die die
Narnia-Chroniken oder Harry Potter lieben gleichermaßen geeignet, also ab 8 Jahren.
Allerdings: Ja, es geht um
Verzeihung und Versöhnung, aber nicht im Hinblick auf den Bösewicht! Dessen
Ende hat mir in einer weihnachtlichen Kindergeschichte ab 8 Jahren nicht
gefallen. Ich kann ja mit Weihnachtsdinos um Gottes Willen leben, aber das
Schicksal des Schurken war mir wirklich zu unweihnachtlich. Irgendwo ist dann
meine Grenze überschritten und so gibt es trotz der totalen Begeisterung meiner
Töchter und meines Mannes „nur“ gute 4 von 5 Sternen.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim DAV-Verlag für dieses
Hörexemplar, denn es ist eine Geschichte, die man immer wieder gerne hört und
bei der man immer wieder wunderbare Gedanken neu entdeckt.
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