Donnerstag, 28. November 2019

GRETA – wie ein kleines Mädchen zu einer großen Heldin wurde, Jeannette Winter, Knesebeck



GRETA – wie ein kleines Mädchen zu einer großen Heldin wurde, Jeannette Winter, Knesebeck

Dies ist ein Bilderbuch ab 6 Jahren, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kindern zu erklären, wer Greta Thunberg ist, was sie macht und warum sie macht, was sie macht. Es ist ein Weckruf an Kinder, dass sie sich nicht klein und machtlos fühlen sollen, jeder Mensch zählt, auch wenn er noch klein ist.


Mit 15 Jahren kannte Greta Thunberg aus Stockholm, Schweden, noch niemand. Damals war sie still und unscheinbar und fiel in der Klasse nicht auf. Doch dann berichtete ihre Lehrerin vom Klimawandel und seinen Folgen. Das Thema ließ sie nicht mehr los und sie las viel darüber und sah sich Filme an. Die Bilder und Informationen packten sie, sie machten ihr Angst und verfolgten sie. Sie beschloss etwas dagegen zu tun, doch was kann man mit 15 Jahren schon groß machen? Also setzte Greta sich am 20. August 2018 in Stockholm mit einem selbstgemalten Plakat vor das Parlamentsgebäude, statt in die Schule zu gehen und streikte. Zuerst beachtete sie niemand und sie blieb unsichtbar. Doch sie ließ sich nicht beirren und setzte sich fortan jeden Freitag vors Parlament, statt in die Schule zu gehen und nach und nach setzten sich immer mehr Schüler mit selbstgemalten Plakaten neben sie und sie waren nicht mehr unsichtbar, sondern wurden wahrgenommen. Über die sozialen Netzwerke verbreitete sich die Nachricht von den Schulstreiks fürs Klima. Überall auf der Welt schlossen sich Schüler an und auf einmal wurde die stille Greta wahrgenommen. Das Mädchen, dass nur sprach, wenn es nötig ist, machte den Mund auf und fand Gehör, vor den Mächtigen dieser Welt. Doch bislang wird ihr nur zugehört und es folgen wenig Taten und so bleibt sie nicht stumm, sondern macht weiter, aber nicht alleine.


Meine Töchter finden das Thema Klima auch spannend und bedrückend. Doch was tun? Im Kleinen anfangen und sich informieren, was man ändern kann. Dabei stößt man natürlich immer wieder auf den Namen Greta Thunberg, aber wie ist sie eigentlich so in den Fokus geraten? Dieses Bilderbuch erklärt es mit ausdrucksstarken, plakativen Bildern und verständlichen Worten. Greta hatte Angst, um ihre Zukunft, dass es diese nicht geben würde. Sie war entschlossen und beharrlich. Beharrlichkeit kann eine Menge bewirken, wie viele Menschen wissen, die mal ein trotziges Kind gesehen haben, oft erreichen sie ihr Ziel doch. Ich möchte jetzt Greta Thunberg nicht mit einem bockigen Kleinkind vergleichen, aber der Begriff „Beharrlichkeit“ ist für Kinder oft nicht fassbar. Deswegen wird er in diesem Buch nicht verwendet, sondern stattdessen eine Menge anschaulicher Seiten, die in ihrer Vielzahl den Kindern von 6 – 8 Jahren unbewusst verdeutlichen, was denn Beharrlichkeit ist. Die Bilder, die Greta im Kopf haften bleiben, verwendet sie in der Sprache, sehr bildlich und für Kinder ganz deutlich, z.B. das Bild vom brennenden Haus. Es zeigt auch, wie viel Mut man haben muss, wenn man stets übersehen wurde, um sich plötzlich in den Mittelpunkt zu stellen, vor allem, wenn man nicht gerne spricht. Ein Gefühl, das sicher viele Kinder nachvollziehen können, die es vielleicht auch nicht so angenehm finden z.B. vor der ganzen Klasse vorne zu stehen und zu reden. Hier kann man Greta sehen, wie sie ganz alleine, vor einem riesigen Saal mit völlig fremden Erwachsenen z.B. auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos steht und klare, einfache und unmissverständliche Forderungen formuliert.

Ein Buch, dass Kindern nicht nur die Person Greta Thunberg und den Klimaschutz nahe bringt, sondern das auch Mut macht, für seine Überzeugungen einzustehen und sich zu engagieren! Deshalb steht ganz am Ende des Buches, ganz plakativ, wie bei einer Demo auf den Transparenten: „Was wirst Du tun?“. Denn nach dem Buch gibt es keine Frage nach dem ob, sondern nach dem „Was“ und „Wie“.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für dieses Rezensionsexemplar zur Unterstützung der Aktion Blogger for future!

Mittwoch, 27. November 2019

Désirée, Annemarie Selinko, gekürzte Lesung mit Martina Gedeck, DAV, 1 MP3 10h 8 min



Désirée, Annemarie Selinko, gekürzte Lesung mit Martina Gedeck, DAV, 1 MP3 10h 8 min

Bernardine, Eugénie, Désirée Clary wurde 1777 als 3. Kind eines erfolgreichen Marseiller Seidenhändlers geboren. Mit 14 Jahren begleitet sie ihre Schwägerin in die nachrevolutionäre Préfecture, um sich für die Freilassung ihres Bruders einzusetzen. Sie geht verloren und wird von dem Sekretär Joseph Bonaparte nach Hause begleitet. Zum Dank lädt sie ihn und seinen jüngeren Bruder den jungen General Napoleone für den kommenden Tag zum Abendessen ein. Ihre Mutter ist nur mäßig begeistert, ihre Töchter umso mehr. Diese verlieben sich in die Brüder und verloben sich mit diesen. Doch mit 14 Jahren ist Eugénie noch zu jung um zu heiraten, so daß Napoleone verspricht zu warten, bis sie 16 Jahre alt ist. Sein Ehrgeiz führt ihn nach Paris. Als seine Briefe immer seltener werden, reißt die inzwischen erblühte Eugénie aus, um ihn in Paris zu suchen. Um Einlass in einen feinen Salon zu erhalten, spricht sie einen reiferen General an, der ihr bereitwillig hilft und mit ihr Zeuge der Verlobung Napoleons mit Joséphine Beauharnais, der schönsten Frau ihrer Zeit, wird. Eugénie, die sich fortan Désirée nennt, ist verzweifelt, Jean-Baptiste Bernadotte entzückt von ihr und empört über Napoleon, der ihm stets unsympathisch war. Während Napoleon stets eine Schwäche für seine reizende ehemalige Verlobte und Schwägerin seines Bruders behält, wird Bernadotte sein größter Rivale, unverzichtbar und unerbittlich. Er soll es sein, der seine Träume von ewiger Größe und Kaiserehre zu Fall bringen wird.

Désirée gilt als einer der erfolgreichsten historischen Liebesromane. Dabei basiert er auf dem wahren Leben der späteren schwedischen Königin Desideria und ist so facettenreich, daß er Teenager ebenso bannt, wie ältere Semester. Denn auch wenn er als Liebesroman gilt, seien wir ehrlich, die Frau eines der mächtigsten und wichtigsten Kriegsherren und Regenten zu sein, ist nicht wirklich romantisch, sondern vor allem in Kriegszeiten unglaublich einsam. Krieg herrschte dank Napoleon und seinen Träumen und Plänen lange Jahre im Anschluss an die Revolution. Beide Männer die sie liebten, wissen  ihre Schönheit zu schätzen, nehmen sie jedoch nie für ganz voll. Mit 10 Jahren beendete sie ihre Bildung und strebt danach auch nicht unbedingt nach geistiger Größe. Doch so dumm und naiv, wie Napoleon und Bernadotte sie gerne hinstellen ist sie auch nicht. Sie eignet sich viel Lebensweisheit an, die sie oft zum Wohle der Völker einsetzt, soweit es ihren Möglichkeiten entspricht. Ihr Interesse an Kriegstaktiken ist jedoch gering, da sie den Krieg verabscheut, der nur Leid bringt und ihr den Mann weit weg führt. Da sie trotz ihres mangelnden Interesses an Politik immer irgendwie am Puls der Macht lebt, immerhin heiratete ihre Schwester Julie tatsächlich Joseph Bonaparte, erlebt man mit ihr entscheidende Momente europäischer Geschichte. Denn wie Talleyrand und Beethoven (ja auch er hat einen Gastauftritt, der die Namensgebung der Eroica erklärt) ist Bernadotte ein Mann mit Weitblick, der nicht nur das Wohl Frankreichs, sondern des ganzen Kontinentes im Blick hat. Er hält Napoleon für die größte Bedrohung Europas und ist daher sein erbittertster Gegner. Die Geschichte fasziniert mich noch immer. Nicht nur, wie ein normales Mädchen, das sich überhaupt nicht für Politik interessiert, dennoch in die Geschicke ihrer Zeit wiederholt eingreift, sondern auch die Strategien und Intrigen, die damals die Belange der alten Welt beherrschen. Bernadotte versucht seiner Frau stets das Große und Ganze zu erklären, auch wenn sie nicht so sehr an seinen Ausführungen interessiert ist, wie ich!


Annemarie Selinkos Schreibstil ist so leicht und elegant, daß ich tatsächlich Tränen in den Augen über Napoleons Verrat an der jungen Eugénie hatte, auch wenn mir bereits mit 14 Jahren (beim ersten Lesen) klar war, dass es eigentlich nur zu ihrem Besten war.

Martina Gedeck hat eine sehr ungewöhnliche, prägnante Stimme, die schön und irgendwie auch verführerisch ist. Ihr haftet eine gewisse Sexiness und Intelligenz an. Es ist eine Freude sie zu hören, auch wenn ich mich stets fragte, ob es wirklich die richtige Stimme für Désirée ist. Diese ist gewiss anziehend, aber weniger sexy und lockend, als liebenswert und Beschützerinstinkte weckend. Eine naive, junge Stimme, hätte aber weder zu Napoleon, noch Bernadotte gepasst und auch nicht zu der erstaunlichen Entwicklung, die Eugénie, über Désirée bis hin zur Königin Desideria von Schweden durchlebte. Insofern ist sie doch eine gute Wahl für dieses Hörbuch und ein Ohrenschmeichler, den man sich gerne mehrfach anhört, um nochmal in die Feinheiten des politischen Kalküls, auch von Fouché und Talleyrand hinzuhören. Insofern ist es teilweise spannender als romantisch und auch eher tragisch, und doch auch wieder nicht. Denn Désirée lernt ihr Schicksal anzunehmen und damit zu leben.

Ein zeitloser Klassiker, der nichts von seinem Charme, seiner Spannung und seinem Reiz verloren hat. Meine Empfehlung lautet ganz klar: Anhören! Es ist nach wie vor eines meiner Lieblingsbücher.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim DAV für dieses Herzenshörbuch.

Dienstag, 26. November 2019

Schiefer die Socken nie hingen, Ulrike Herwig, dtv



Schiefer die Socken nie hingen, Ulrike Herwig, dtv

Julia und Frank, beide Mitte 50, leben ein geruhsames Leben in Weimar, ebenso wie Franks Mutter, die rüstige Elisabeth (80), die gerne mal mit ihren exzentrischen Ideen, ihr Altersheim ein wenig aufmischt. Ihre drei Töchter sind weit verstreut. Die älteste Charlotte lebt mit Mann Rob und Säugling Connor, direkt neben den Schwiegereltern in Seattle. Anne ist erfolgreich in London und will erstmals mit ihrem Freund dem erfolgreichen Investmentbanker Jason traditionelle englische Weihnachten feiern, Die jüngste, die blauhaarige Emily, lebt ein wenig planlos in einer alternativen WG in Berlin und versucht die Welt zu retten und sich selbst zu finden. Als nach den beiden Älteren nun auch Emily ihre Teilnahme am besinnlichen elterlichen Weihnachtsfest absagt, um mit ihrer WG eine anti-Konsum-Terror-Party zu veranstalten, sind ihre Eltern sehr geknickt. Sie hatten doch schon so viel vorbereitet! Doch es kommt völlig anders. Nach und nach rufen die Töchter schluchzend an und klagen darüber, daß sie ihre Eltern zu Weihnachten vermissen, aber nicht weg können. Da entschließen Julia und Elisabeth spontan alle Töchter nacheinander zu besuchen und einfach drei mal Weihnachten zu feiern dieses Jahr. Problematisch ist dabei nur Franks legendäre Flugangst, die bislang jeden Besuch bei den Auslandstöchtern verhindert hat. Doch wo ein Wille, da auch ein Weg und Elisabeth kann sehr überzeugend sein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat!

Dies ist ein Familienroman, um Eltern, die ihre Kinder über alles lieben und für sie die Welt aus den Angeln heben würden und als Dank dafür, von ihren Töchtern zurück geliebt werden, wenn auch z.T. vom anderen Ende der Welt. Ach ja, Oma Elisabeth sollte man da nicht vergessen, denn sie bringt mit ihren teilweise sehr listigen und einfallsreichen Ideen richtig Schwung in diesen Weihnachtsroadtrip. Dieser zeichnet sich vor allem durch 3 Eigenschaften aus: 1. er ist irrsinnig witzig, ich habe immer wieder Tränen gelacht, 2. er ist unglaublich abwechslungsreich, bei dieser 3 tägigen Weihnachtstour hagelt es nur Pleiten, Pech, und Familienliebe denn er ist auch 3. sehr warmherzig und gefühlvoll, ohne kitschig zu sein.

Die sechs Familienmitglieder sind mit Ausnahme von Emily, Oma Elisabeth und Frank eigentlich ziemlich normal. Frank hat so ein paar kleine Schrullen, wie die Flugangst und die Überzeugung, dass Weihnachten nirgendwo so schön ist, wie in Weimar, ein bisschen unflexibel und spießig ist er über die Jahre geworden, aber immer noch sehr liebevoll, großzügig und mit einem noch größeren Herzen für seine Töchter. Elisabeth ist mit ihren 80 Jahren weder auf den Kopf, noch auf den Mund gefallen und fest entschlossen, die Zeit, die ihr noch bleibt aus vollem Herzen zu genießen. Dabei kennt sie ihre Heimbewohner und auch ihr Lieben ganz genau und weiß bisweilen welchen emotionalen Knopf sie nur drücken muss, um ihr Ziel zu erreichen. Emily ist noch etwas planlos. Doch sie ist wie ihre WG sehr engagiert, ausgesprochen tierlieb und will die Welt verbessern. Gänsebraten und Flugreisen sind für sie also eigentlich völlig ausgeschlossen, außerdem ist sie unsterblich in ihren Mitbewohner Jannik verliebt..... Anne liebt Jason und hofft auf einen Antrag von ihm, während Charlotte längst glücklich verheiratet ist, mit dem Sohn der wahrscheinlich größten Weihnachtsfans der vereinigten Staaten. Ein ganz schönes Kontrastprogramm zur besinnlichen deutschen Weihnachtszeit. Julia ist die gute Seele, mal Ruhepol, mal treibende Kraft und manchmal der Verzweiflung nahe.

Man mag einiges in diesem Roman überspitzt finden, ja, das macht ihn ja so lustig, aber es steckt viel selbst beobachtete Wahrheit dahinter. Autorin Ulrike Herwig wuchs in Jena in der DDR auf, lebte später längere Zeit in London, inzwischen aber mit Mann und Töchtern in Seattle. Sie kennt sich also mit Weihnachten in den beschriebenen Gegenden aus und auch mit den uns Deutschen in den Staaten angedichteten Bräuchen. Ich war mindestens so überrascht und amüsiert wie sie, zu erfahren, was wir denn so Weihnachten alles suchen (ja, die Amis sind überzeugt, dass wir Weihnachten suchend verbringen, Weihnachten, nicht Ostern).


Ach ja, damit man dieses turbolente Chaos so richtig nachfühlen kann, gibt es hinten im Anhang noch ein paar weihnachte Rezepte aus den USA, England und Deutschland, für internationale Feiertage, aber wirklich interessante Rezepte, die man nicht überall findet.

Ich wünschte, dieses Buch würde verfilmt, das könnte ich mir richtig gut vorstellen und würde es mir auch sofort ansehen... Ein Buch das rundum gute Laune und glücklich macht, wenn das nicht für die Vorweihnachtszeit wie gemacht ist!

Ich bedanke mich bei Ulrike Herwig und dem dtv für diese Leserunde bei Lovelybooks.

Sonntag, 24. November 2019

Tief eingeschneit, der zweite Fall für Gamache, Louise Penny, gelesen von Hans-Werner Meyer, gekürzte Lesung, 7 CDs, 9 h 40 min.



Tief eingeschneit, der zweite Fall für Gamache, Louise Penny, gelesen von Hans-Werner Meyer, gekürzte Lesung, 7 CDs, 9 h 40 min.

Weihnachten naht, in Three Pines, ebenso wie in Montreal, Québec. Rund ein Jahr ist es her, seit die Unternehmerin Ceci den Poitiers in das alte Headley Haus auf dem Hügel zog, in dem sich damals so schreckliche Szenen abgespielt hatte. In all der Zeit hat die neue Bewohnerin keinen Weg in die Herzen ihrer warmherzigen, offenen, neuen Nachbarn gefunden. Sie wirkt kalt und abweisend. Ruth Sardo, die Dichterfürstin des Dorfes hat eine Lesung in der Provinzhauptstadt und all ihre Freunde fahren natürlich hin. Dabei ahnen sie nichts davon, dass sich fast vor ihren Augen ein tragischer Mord an einer Obdachlosen abspielt. Ein Fall, der sofort zu den Akten gelegt würde, wäre diese nicht zufällig Gamache in die Hände gefallen, der der Verstorbenen zumindest ihre Würde in Form ihres Namens zurückgeben möchte. Doch viel Zeit bleibt ihm hierfür nicht, denn er wird wieder nach Three Pines gerufen, als dort auch ein unnatürlicher Todesfall für Entsetzen sorgt. Ceci de Poitiers erliegt beim traditionellen Weihnachtscurling Turnier einem Stromschlag. Dank ihres abstoßenden Charakters vermag niemand zu trauern, doch wer hatte ein Motiv und die Gelegenheit?


Offiziell ist dies der zweite Fall für Gamache, aber das ist natürlich bei so einem erfahrenen Ermittler Unsinn! Es ist schlicht und ergreifend der zweite Fall, der ihn und sein Team in das ebenso beschauliche wie außergewöhnliche Three Pines verschlägt. Denn mindestens ebenso wie der Polizei-Chef der Sureté ist die recht eigenwillige Dorfgemeinschaft Hauptperson dieser Reihe. Die Charaktere sind liebenswert verschroben, ohne dabei wie Abziehbilder oder lächerlich zu wirken. Louise Penny schafft es, jedem ihrer Dorfbewohner ein Herz und unantastbare Würde zu schenken, selbst der toten Obdachlosen, wenn auch nicht der gierigen, selbstverliebten Ceci. Da es ein Charakterkrimi ist, entwickelt er sich behutsam und gründlich. Jedes Detail zählt, es geht nicht um Tempo, sondern um Persönlichkeit, die Spannung erzeugt. Auch wenn auf Klamauk durch Skurrilität verzichtet wird, ist diese Reihe nicht ohne Humor. Es sind die kleinen, feinen bissigen Pointen, die mich bisweilen zum Lachen brachten. Es sind die Schicksale, in ihren Feinheiten und ihrer Ausarbeitung, die mein Herz berührten. Ein klassischer Krimi, in einem Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, ebenso zeitlos ist auch dieser Fall mit seinen Figuren. Klar, in dieser Gegend gibt auch das Klima das Tempo vor. Bei für uns unvorstellbaren – 30 Grad Celsius verlangsamt sich das Leben automatisch. Doch auch die idyllisch scheinenden weißen Schneemassen, können nicht über die Grausamkeit der gewaltsamen Morde hinwegtäuschen, so grausam, wie auch diese weiße Pracht sein kann. Dennoch gehören Wind und Wetter in die abgelegenen Wälder von Québec und verleihen der Reihe weiteren unnachahmlichen Charme. Man muss gut und sehr genau hinhören, um die Hinweise nicht zu verpassen. Ich hatte so meine Vermutungen, aber irgendwie sprach immer etwas gegen meine Theorie... so dass ich bis zum Ende mitgerätselt habe, gemeinsam mit den vergnüglichen Dorfbewohnern, die wieder ihren Teil zur Aufklärung beitragen, dank ihrer Beobachtungsgabe und ein paar zufälligen Begebenheiten und seltsamen Angewohnheiten.

Diese winterlich-eisige Folge wird wieder von Hans-Werner Meyer (dem Chefermittler der ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“) gelesen. Seine Stimme passt sehr gut zu Armand Gamache, der in seinem Alter ist, besonnen und empathisch. Seiner wohlklingenden, ausdrucksstarken Stimme höre ich gerne zu. Lebendig spricht er die Charaktere, die er ausarbeitet, was ihm wirklich gut gelingt, bis auf Claras Ehemann Peter, der zum Glück keine besonders große Rolle spielt. Die schroff-schräge Dichterfürstin Ruth Sardo trifft er meines Erachtens aber auf den Punkt!
Auch sehr gefällt mir, dass ein Film-Klassiker auf VHS-Kassette eine Rolle spielt und klar wird, manchmal kann alte Technik sehr verräterisch sein.

Winterlich, nostalgisch, eigenwillig und manchmal gleichzeitig bissig-böse und liebevoll zugleich. Ich liebe diese Mixtur einfach und könnte auch noch länger zuhören. So hoffe ich einfach auf die Vertonung von Fall 3 ;)

Vielen lieben Dank an den DAV für dieses Hörexemplar einer meiner Lieblingskrimireihen aus Kanada.

Hier könnt Ihr schon mal hineinhören:

Samstag, 23. November 2019

Liliane Susewind (13) – Ein Seehund taucht ab, Tanya Stewner, Illu. Eva Schöffmann-Davidson, KJB



Liliane Susewind (13) – Ein Seehund taucht ab, Tanya Stewner, Illu. Eva Schöffmann-Davidson, KJB

Dies ist der 13. Liliane Susewind Band und wir kennen und lieben sie alle! Familie Susewind fährt klimaneutral an die Nordsee, mit der Bahn, mit Oma, Hund Bonsai, Lillis bestem Freund Jesahja und dessen Katze Frau von Schmidt. Die Pension hat Oma ausgesucht. Sie gefiel ihr direkt auf Anhieb, da der Besitzer Orlando solch ein schillernder Paradiesvogel ist und somit alles andere als langweilig. Leider sehen das die restlichen Bewohner des Küstenortes nicht ganz so positiv, sondern empfinden ihn als eine Schande für den Ort. Aber das ist nicht alles, wobei die Einheimischen ganz klare Vorstellungen haben, die Lilli so nicht nachvollziehen kann. Als sie mit Jesahja zum Strand gehen will, lernen sie nicht nur einen hinreißenden, etwas zerzausten Austernfischer (Vogel) kennen, der sich auf Anhieb unsterblich in Lilli verliebt, sie biegen auch falsch ab. Was sie dort erwartet erschreckt die Tierfreunde sehr. Das Seehundschutzgebiet ist total vermüllt, voller Touristen und ein Junge hat sogar seinen Ghettoblaster voll aufgedreht! Das tut Lilli in der Seele weh, vor allem, als sie eine Robbenmutter findet, die verzweifelt nach ihrem Jungen sucht.

Diesmal hat es Lilli mit einem ganzen Berg voll Problemen zu tun! Pensionswirt Orlando wird aufgrund seiner schillernden Art und seiner Vorliebe für Glitzerkleidung, Make-up und eine exzentrische Frisur, offen angefeindet. Aber auch sein junger Koch Sven hat das Missfallen der Dorfbewohner auf sich gezogen, weil er nicht, wie in seiner Familie üblich, als Fischer zur See fährt. Dabei ist das ja absoluter Unsinn, nicht nur weil er so toll kochen kann, sondern auch, weil die Nordsee dermaßen überfischt ist, dass sowohl die Existenz der Fischer, als auch der Robben bedroht ist. In diesem Ort scheint die Zeit still zu stehen, aber Lilli und Jesahja wollen unbedingt, den Lebensraum der Robben erhalten. Hier stoßen zwei völlig unterschiedliche Denkmodelle aufeinander und es ist fraglich, ob sie einen Konsens finden können. Sehr gut finde ich, dass daher das  Problem der Vermüllung in den Hintergrund tritt, so dass Kinder nicht von der Vielzahl der Probleme erschlagen werden. Sie werden einfach an das altbekannte Problem erinnert. Das reicht und ist gut so, finden wir. Dafür stehen natürlich wieder die tierischen Freunde von Lilli im Mittelpunkt. Auch diesmal ist es weniger der titelgebende Seehund der Liebling der Leser, sondern der schwer verliebte Lotterich, der stets im Müll nach dem absolut besten Geschenk für seine Lilli sucht. Es ist zum Teil zum Brüllen, was er alles für seine Angebetete anschleppt und ihr vor die Füße fallen lässt. Es macht aber auch auf traurige Weise offensichtlich, was die Leute alles so einfach in die Natur werfen. Neben dem Umweltschutz geht es vor allem um das Thema Toleranz. Dass ein Leben miteinander deutliche Vorteile gegenüber einem Leben gegeneinander hat. Das Leben muss bisweilen an neue Gegebenheiten angepasst werden, denn Stillstand bedeutet keinen Schutz, sondern bisweilen die größte Gefahr. 
 
Pensionswirt Orlando ist nach dem Helden von Virginia Woolf benannt, einem Wesen das zwischen Raum, Zeit und Geschlecht wandert. Auch bei Orlando ist es nicht unbedingt offensichtlich, was er nun ist, aber man muss ja nicht in eine Schublade passen, um ein gutes Herz zu haben und interessant zu sein. So kann er selbst in Glitzerkleidung besser anpacken, als so mancher kernig wirkende Seemann, der sich für voll den Kerl hält. Es ermutigt Kinder, Menschen so zu nehmen wie sie sind. Angeblich ist Orlando Transgender, aber auch das ist mir eine Schublade zu viel für ihn. Er ist halt einfach er selbst und ermutigt auch Lilli und die Leser zu dem zu stehen, was man ist. Es ist leichter mit den Anfeindungen zu leben, als sich ständig zu verstellen. Frei von fixen Ideen und offen für neue Einfälle findet sich auch am Ende eine gute Lösung für die Probleme aller Dorfbewohner, sofern alle mithelfen und dazu sind dann auch wirklich alle bereit.

Lilli kann mit Tieren sprechen und ihr Lachen bringt Blumen zum Blühen und Pflanzen zum wachsen. Sie ist einfach magisch. Klar, dass die Geschichten nicht unbedingt realistisch sind. Aber muss das denn sein? Sie sind spannend, witzig und fantastisch. Über das Geplänkel der Tiere können sich meine Töchter kaputt lachen und bei ihren Rettungsaktionen, bringt sich Lilli immer wieder selbst in Gefahr. Aber diese Gefahr ist offensichtlich, ebenso wie es offensichtlich ist, dass die Rettung, die Lilli zu teil wird, für normale Kinder nicht zu erwarten ist. Was aber bei Kinder ankommt ist, dass man nicht aufgeben darf, an seine Ziele glauben muss und für sie eintreten darf. Dabei greift sie bei allzu großer Ignoranz auch schon mal zu zivilem Ungehorsam, aber nur in großer Not, wenn andere Wege um Leben und Glück eines Tieres zu retten nicht greifen. So, kann ich damit leben, da sie auch niemandem schadet.

Die großen Illustrationen  und Vignetten von Eva Schöffmann-Davidov sind wieder hinreißend. Wir betrachten sie alle drei unglaublich gerne. Sie strahlen so viel Freundlichkeit und Harmonie aus, selbst, wenn Lilli angefeindet wird. Das stärkt die Gewissheit, dass am Ende alles gut wird und das wird es ja.

Diese Reihe richtet sich an Leser ab 8 Jahren und zeichnet sich durch ein unglaublich schönes, klares Schriftbild mit augenfreundlichem Zeilenabstand aus. Das hilft Kindern ungemein beim Lesen lieben lernen.

Auch nach 13 Bänden, lieben meine Töchter noch Lillis Welt, in der Umwelt- und Naturschutz zählt und jeder so sein darf, wie er möchte, solange er anderen nicht schadet.

Wir bedanken uns ganz herzlich, bei Tanya Stewner, ihrer Assistentin Jana und dem Fischer Verlag, für die lebendige Leserunde auf Lovely Books.

Freitag, 22. November 2019

Ich kenn ein Land, das du nicht kennst...Martin Badstüber, gelesen von Anne Moll, 1 CD 74 Minuten, audiolino



Ich kenn ein Land, das du nicht kennst...Martin Badstüber, gelesen von Anne Moll, 1 CD 74 Minuten, audiolino

Dies ist eine abenteuerliche, lustige Reise in 20 ganz unterschiedliche Länder der Erde und über jedes dieses mal bekanntere mal unbekanntere Land erfährt man spannende, kuriose, witzige und/oder unglaubliche Dinge! Die Länder werden jeweils zum Beginn des Tracks benannt und dann kann man sie auf der Karte im Booklet suchen, dort sind auch nur die hier aufgeführten Länder und Deutschland eingezeichnet, damit sich Kinder schneller zurecht finden. Es sind die Länder: Kanada, USA, Mexiko, Venezuela, Island, Norwegen, Großbritannien, Frankreich, Schweiz, Ungarn, Russland Marokko, Ägypten, Kenia, Madagaskar, China, Indien, Thailand, Indonesien, Japan und Australien.


Da gibt es wirklich Fakten zum Staunen! Wusstet Ihr, dass zum Beginn der Jagdsaison die Wildschweine im Osten Frankreichs in die Schweiz flüchten, wo sie unter Schutz stehen und nach Ende der Saison nach Frankreich an ihre Futterstellen zurückkehren? Oder dass es in Russland so kalt wird, dass man gefrorene Milch am Stück kaufen kann, und die Euter der Kühe mit extra isolierenden BHs ausgestattet werden? Oder dass es in Thailand ein Elefantenkrankenhaus gibt? Dort fällt soviel Elefantenmist ab, dass man, daraus sogar Papier herstellt, da sich ja die Elefanten von pflanzlicher Nahrung ernähren? Ganz unglaublich fand ich ja, daß jede Kuh in Norwegen ein Anrecht auf eine Schlafmatratze hat. Diese kostet im Schnitt 200,- €, doch die Kühe die darauf schlafen, fühlen sich so wohl, dass sie deutlich mehr Milch geben und somit nach knapp einem Jahr, der Kaufpreis durch diesen Vorteil wieder erwirtschaftet wurde.


Anne Moll klingt hier reifer und älter, als auf den Mia-Hörbüchern. Sie klingt wie die nette Tante oder Großmutter, die aus ihrer Erfahrung erzählt, ein bisschen wie eine Märchentante und genauso unglaublich und aufregend ist ja auch was sie erzählt! Dabei erzählt sie nicht nur, es gibt auch immer wieder den Produzenten als Stimme aus dem Off, oder Geräusche passend zu dem jeweiligen Thema und natürlich Musik! Bei Frankreich denkt man ja so an einiges, aber dass die Franzosen traditionell Akkordeonmusik mögen, ist den Wenigsten so bewusst, hier kann man schon etwas hineinhören oder eben auch in schnelle ungarische Tänze. Das macht diese Kuriositätensammlung unglaublich lebendig und noch aufregender!

Natürlich vermittelt dieses Hörbuch kein allumfassendes Wissen über diese Länder, sondern es vermittelt einen ersten Eindruck, der bleibt und sagt: jedes Land ist besonders, jedes Land ist spannend, in jedem Land gibt es eine Menge zu entdecken! Es weckt Neugier und Interesse aber es vermittelt auch Respekt. Denn jedes Land verdient Beachtung und kann ungeahnt aufregende Seiten haben. Da staunen sogar noch mithörende Erwachsene!


Meine Tochter (10) fand es unglaublich lustig und aufregend. Sie wollte kaum eingeschaltet unbedingt noch den Rest der CD hören. Klar konnte sie sich nicht alles auf einmal merken, aber es ist so unterhaltsam, da hat sie es einfach immer wieder gehört!

Ab 6 Jahren und wirklich zu empfehlen, es ist wirklich ein richtiges Hörerlebnis für die ganze Familie!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei audiolino für diese witzige und informative Weltreise!

Hier könnt Ihr schon mal reinhören:

Donnerstag, 21. November 2019

Interview mit Sandra Regnier



Interview mit Sandra Regnier
Liebe Sandra, dies ist Dein Abschlussband der „Anderwelt“ einem Spin-off Deiner erfolgreichen Pan-Triologie. Schließt Du es tatsächlich aus, Dich noch mal mit diesen Welten zu beschäftigen, oder ist nur ganz definitiv die Geschichte von Allison und Finn auserzählt?

Die Geschichte um Allison und Finn ist erzählt. Die Zeit der Anderwelt geht weiter, ganz bestimmt. Da gibt es noch so viele andere Ideen, die mit Avalon, Anderwelt, Drachen, Nymphen und Korrekturen der Zeit zu tun haben, dass ich noch lange nicht damit fertig bin. Aber vorerst müssen diese Geschichten und Figuren wieder reifen.

2. Wenn Du einen Tag in einer Deiner geschaffenen Welten verbringen dürftest, welche würdest Du Dir aussuchen und warum?
Ich würde wahnsinnig gern einen Tag auf Avalon verbringen. Zwischen den Apfelhainen spazieren, den Berg zum Steinkreis erklimmen, die Bibliothek aufsuchen und darin stöbern- nur zum Abendessen will ich wieder zu Hause sein. Ich mag warmes Wasser und gutes Essen.
  
3. Mit welcher Deiner fantastischen Gestalten würdest Du am liebsten mal den Tag verbringen und warum?
Wenn ich diese Gestalt jetzt aus der »Anderwelt«, »Pan«-Welt nenne, wisst ihr sofort, welche Geschichte mir am ehesten als nächstes vorschwebt. ?
Ich würde gern mal einen Tag mit Brandon aus der Zeitlos-Trilogie verbringen. Er müsste mir alles von seinem Zeitalter erzählen. Das wäre sehr spannend und lehrreich. Andererseits … wenn ich zu ihm reisen dürfte, wäre ich auch wahnsinnig gern mal für einen Tag bei Etienne. In Paris oder Versailles.

4. Welche Besonderheit aus diesen Welten hättest Du gerne für Dich in Deinem Leben?
In der Zeit springen zu können, wäre wundervoll. Man könnte so viel erfahren und lernen und ich stelle immer wieder fest, wie gern ich lerne und Neuigkeiten aufsauge wie ein Schwamm. Ich würde so gern einmal verschiedene Ären besuchen, die Menschen mir anschauen, erleben, wie sie zu diesen Zeiten sich verhalten, ihre Einstellungen erfahren, die Städte und Dörfer vor dem ersten und zweiten Weltkrieg sehen und auch riechen, das Essen probieren, ein paar Geheimnisse entlüften.
Erst vor ein paar Tagen wurde die Leiche eines napoleonischen Offiziers in Russland gefunden, der als verschollen galt. Seit dem Russlandfeldzug der Franzosen war dieser berühmte General spurlos verschwunden und jetzt erst fand man ihn und konnte ihn dank der DNA seiner Nachfahren identifizieren! Es gibt so viele Vermisste und egal ob im Krieg oder ohne Krieg, für die Angehörigen ist das immer schrecklich. Man könnte ihnen helfen, wenn man durch die Zeit springen könnte. Man könnte auch andere Dinge finden. Den Schatz der Templer zum Beispiel. Oder das Bernsteinzimmer. Oder die geheimen Briefe von Anna von Österreich an Kardinal Mazarin. Hach, die Phantasie geht da mit mir durch.

5. Hand aufs Herz, wer wäre eher Dein Typ: Lee oder Finn?
Ich hätte vermutlich viel Spaß mit Lee, weil er so humorvoll ist, andererseits ist Finn loyal und bodenständig. Ich mag bodenständig und loyal. Sehr sogar. Aber ich mag auch, wenn man mich zum Lachen bringt.

6. Du lebst in der Eifel, in der Nähe von Wäldern. Hat Dich die Natur bei der Beschreibung Deiner Welten inspiriert?
Ganz bestimmt sogar, denn Elfen sind ja Naturgeister. Ich mag diese zerklüfteten Schieferfelsen, die Bäche, die sich dadurch Richtung Mosel winden, Bäume mit überdimensionalen Wurzeln, die sich an den Felsen festhangeln und dann das Wissen, dass in diesen Bachtälern im dreißgjährigen Krieg oder zur Zeit Napoleons Räuberbanden sich in säumenden Höhlen und in abgelegenen Mühlen versteckten …
Ich würde auch gern mal einen historischen Krimi darüber schreiben. Mal sehen …

7. Hast Du schon konkrete neue Schreibpläne oder sammelst Du erst mal neue Kraft?
Ich bin schon wieder am Arbeiten. Die Anderwelt war ja im Juni abgeschlossen (die paar Korrekturlesungen danach zähle ich nicht mehr wirklich) und habe schon mit etwas neuem begonnen. Doch dann hatte ich im Urlaub eine andere Idee, die mich nicht loslässt und an der ich jetzt intensiv arbeite. Ich habe noch keinen Vertrag dazu und es wird noch etwas dauern, bis die Geschichte ganz ausgereift und fertig geschrieben ist, aber es macht mir wahnsinnig viel Spaß.

Vielen Dank für Deine Zeit
Danke für die netten Fragen!

Mittwoch, 20. November 2019

Das gestohlene Herz der Anderwelt, Sandra Regnier, Carlsen Verlag



Das gestohlene Herz der Anderwelt, Sandra Regnier, Carlsen Verlag

Dies ist der langersehnte zweite Teil der Anderwelt, eines Spinoff der Pan-Triologie

Schon der Start ist dramatisch, in einer längst vergangenen Zeit, mit einer dunklen Priesterin und einem Drachen, der nicht nur die Priesterin in Angst und Schrecken versetzt, sondern auch Elf Finn. Bei Alli kommen vage Erinnerungen hoch, da war was, aber was? Aber lange hat sie nicht Zeit darüber nachzudenken, denn sie wurden auch in dieser vergangenen Zeit aufgespürt und verfolgt. Finn packt sich Alli wieder über die Schulter und wirft sie durch die magische Pforte in die dahinterliegende Ruinenstadt. Doch Allison stirbt nicht, sie verfällt nicht zu Staub, allerdings sind die Elfenagenten noch immer hinter ihr her, so dass sie die Flucht nach vorn antritt. Dadurch findet sie den Bestimmungsort des Herzens der Anderwelt, in einer Stadt, die wohl einst von Drachen bewohnt war. Doch wie soll sie diesen Kelch in ihren Besitz bekommen, um ihn an seinen vorgesehenen Ort zu stellen? Wieder einmal ist es Nymphe Chloe, die ihr hilft, dieser unglaublich trockenen, heißen Welt zu entkommen. Aber die Zeit hat sich weiter gedreht, im Internat wurde sie mehrere Tage vermisst und auch von George fehlt jede Spur. Sie erhält Hausarrest, was nach Finns Meinung eh der sicherste Ort für sie ist.
 
Es war wunderbar alle Charaktere des ersten Bandes wieder zu treffen. Allerdings entwickeln sich diese in der Fortsetzung zum Teil anders als erwartet. Das fand ich super, da unvorhersehbar und doch in sich schlüssig. Langsam akzeptiert Allison ihre Schlüsselrolle für die ihr unerreichbare Anderwelt. Dennoch gibt es für sie viele Ungereimtheiten, zum Beispiel, wie Finn es wagen konnte, sie durch die lebensgefährliche Pforte zu werfen? Den langersehnten Reiterball muss sie leider verpassen, dafür geht ausgerechnet Valérie an ihrer Stelle hin, sie ist nun auch Internatsschülerin. Allison weiß gar nicht, was sie getan hat, um das zu verdienen... Allison erlebt eine Achterbahn der Gefühle. Sie taucht in eine völlig fremde, geheimnisvolle und eigentlich unglaubliche Welt ein und mit ihr die Leserin. Das ist spannend und faszinierend zugleich. Auch ihre Gefühle für Finn sind erschüttert und verwirrt, denn er scheint sie in den sicheren Tod geworfen zu haben. Wollte er sie umbringen? Auch die Erzählungen vom Reiterball irritieren sie noch weiter. Ganz klar ist aber, dass Valérie nervt! Doch ist gerade sie es, die die größte Wandlung durchmacht, sie und George. Das ist für mich unerwartet und hebt es aus der Masse romantischer Fantasy hervor. Die Charaktere dürfen zwiespältig sein, zweifeln und sind keine Abziehbildchen von Gut und Böse. Bei keiner Person ist stets sicher, wie man sie nun wirklich finden soll, es kommen immer wieder Zweifel auf, außer an Allison, die sich aber auch über sich bzw. ihren Körper wundert, der dieses Mal mit einigen Tücken zu kämpfen hat. Woran das wohl liegen mag?


Sandra Regniers Schreibstil ist flüssig, packend und emotional. Die Schreibpause hat ihrem Stil nicht geschadet, es ist packend und wirkt nicht wie ein Werk das man einfach mal so abliefert, um einen Vertrag zu erfüllen. Es ist mit Herzblut geschrieben und ins Detail durchdacht. Gerade wenn man fremde Welten erschafft, finde ich es wichtig, dass es schlüssig ist, damit die Welt vor dem eigenen inneren Auge erstehen kann, ohne Fragezeichen. Alle Handlungsstränge werden verwoben und zusammengeführt. Es gibt kleine Erinnerungen an die Pan-Triologie, die aber keine Vorkenntnisse erfordern. Diese Reihe ist sehr gut für sich alleine lesbar und die Pan-Triologie kann dann auch noch im Anschluss gelesen werden, ohne dass bereits zu viel verraten wurde.

Sehr gut fand ich, dass es kein reines Happy End gibt, ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Ich werde seine Charaktere vermissen, denn mit diesem Band ist die Reihe abgeschlossen.

Vielen lieben Dank an Buchcontact und den Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar zur Befriedung meiner Sehnsucht nach der Anderwelt.

Dienstag, 19. November 2019

Agatha Oddly (2) – Die London-Verschwörung, Lena Jones, gesprochen von Leonie Landa, Jumbo Verlag, 3 CDs 237 Minuten, gekürzt



Agatha Oddly (2) – Die London-Verschwörung, Lena Jones, gesprochen von Leonie Landa, Jumbo Verlag, 3 CDs 237 Minuten, gekürzt

Worum es geht: Agatha Oddlow ist 13 Jahre alt, 1,60 m groß, hat dunkelbraunes Haar, zum Bob geschnitten. Sie trägt am liebsten Vintage-Klamotten, bei denen sie Kleider ihrer verstorbenen Mutter mit Second-Hand Stücken kombiniert. Ihr Vater ist der Chefgärtner im Hyde Park, wo sie in einem Dienstcottage leben. Agatha wäre am liebsten Detektivin, wie ihr großes Vorbild Hercule Poirot, der  Meisterdetektiv aus der Feder von Agatha Christie. Bis sie dafür alt genug ist, besucht sie dank eines Stipendiums die elitäre Schule St. Regis. Dort wird sie von den Oberzicken der KS (Killerstyle, aber für Agatha nur Klonschwestern) spöttisch Oddly genannt. Gemeinsam mit ihren Freunden Liam Lau und der reichen Brianna, die technisch mit allen Finessen ausgestattet ist, ermittelt sie.
Diese Folge: Agatha möchte endlich genau wie ihre Mutter in die geheime Torwächter Gilde aufgenommen werden. Während sie ihre Aufnahmeprüfung absolvieren soll, stolpert sie bereits über einen ungewöhnlichen Fall, den die Polizei unterschätzt: Im British Museum ist ein Wächter ermordet worden. Bei ihren Nachforschungen im Museum entdeckt sie einen geheimen Zugang im Keller zu den unterirdischen Tunneln der Stadt. Außerdem wundert sie sich, warum das alljährliche Feuerwerk jetzt schon stattfindet und dann auch noch an einem Sonntag. Auch wenn außer ihr, das niemanden zu wundern scheint, ist sie von einem Zusammenhang der Ereignisse überzeugt!

Kurz vor ihrem 14. Geburtstag erreicht Agatha das Ziel ihrer vermeintlichen Wünsche, muss dann aber feststellen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Regeln der Torwächer-Gilde sind streng und sie ist ein freier Geist und lässt sich nichts vorschreiben. Wenn die Torwächter sie nicht unterstützen wollen, dann verlässt sie sich eben auf ihre Freunde! So viel Renitenz mag ich ja ;) Auch privat läuft für Agatha nicht alles so, wie sie es sich wünscht. Ihr Vater denkt über einen Wegzug aus London nach, weg von ihren Freunden und den Erinnerungen an ihre Mutter! So wird die Spannung mit persönlichen Problemen Jugendlicher geschickt gepaart und das absurd witzige Detektivabenteuer gewinnt an Tiefe. Man muss die eigenwillige Agatha und ihre Freunde einfach mögen. Klar, es ist nicht unbedingt realistisch, aber welcher Kinder-/Jugendkrimi ist das schon, immerhin erwartet man eine aufregende Geschichte und so aufregend ist das Leben von 13/14-Jährigen meistens nicht. Agatha ist nicht nur clever und kennt jede Menge Codes, die ihr auch bei dem Lösen etlicher Geheimbotschaften helfen, sie hört auch immer wieder die weisen Ratschläge ihres Vorbilds Hercule Poirot in ihrem Kopf, des Meisterdetektivs aus der Feder der Frau, nach der  sie benannt wurde. Sie ist halt etwas eigen, aber dafür um so einfallsreicher. Immerhin ermittelt sie gegen die Zeit, wieder ohne Hilfe von Erwachsenen, die sie als eine fantastische Spinnerin abtun. Denn schnell merkt Agatha, dass gerade die Zeit in diesem Fall wieder gegen sie spielt. So legt die Geschichte neben Witz ein hohes Tempo an den Tag, ausruhen, kann man nach der Auflösung des Rätsels!


Leonie Landa klingt genau so, wie man sich Agatha vorstellt, jung, neugierig und offen für Abenteuer. Sie liest klar und deutlich, dabei aber so lebendig, dass man die Spannung förmlich knistern hört. Es macht einfach Spaß mit ihr Agatha durch das unterirdische London zu irren und auch so manche Panne zu überstehen.

Wie auch der Vorgänger ist es ein London-Krimi. Man folgt Agatha durch die Stadt, zumeist unterirdisch und lernt dennoch einiges über die oberirdische Stadt. Dennoch ist es unterirdisch natürlich viel gruseliger und unheimlicher! Man weiß nie, wer hinter welcher Ecke lauert... Es ist also wirklich spannend und auch humorvoll, britisch eben. Auch wenn Lena Jones keine reale Person, sondern der Künstlername eines jungen talentierten englischen Autorenteams ist.

Das Booklet enthält diesmal nicht nur die Kapitelüberschriften mit Trackliste, sondern auch eine Übersicht diverser Geheimcodes mit einem Tipp von Agatha persönlich. Außerdem stellen sich Lena Jones (inkognito) und Leonie Landa vor. Die Codes sind hier natürlich der Hit! Es ist wieder sehr schön gestaltet und auch jeder einzelne Tonträger hat ein anderes Design auf der Oberseite.

Rasant, spritzig, frech und spannend, wurde ich bestens von Agathas Jagd durch London unterhalten.

Vielen lieben Dank an den Jumbo Verlag für dieses kurzweilige Rezensionsexemplar.

Hier findet Ihr eine Hörprobe: