Montag, 29. Mai 2017

P.F.O.T.E. – Ein (fast) perfekter Hund, Bettina Olbrecht, Barbara Scholze, cbj


PP.F.O.T.E. – Ein (fast) perfekter Hund, Bettina Olbrecht, Barbara Scholze, cbj
Janne und ihr jüngerer Bruder Flip wachsen in bescheidenen Verhältnissen auf. Daher können sie aus finanziellen Gründen auch in diesen Sommerferien nicht verreisen. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn sie wenigstens einen Hund haben dürften, das ist doch ihr sehnlichster Wunsch! Aber ihre Eltern sind strikt dagegen, die sind laut, machen Dreck und sind teuer!
Ganz in der Nähe wird in einem Forschungsinstitut von Pet-O-Lab an dem perfekten Hund gezüchtet. Er darf nur einmal am Tag bellen, es sei denn er erwischt einen Einbrecher, ist familienfreundlich, fröhlich,  und mittels eines Sprachhalsbandes kann er sich sogar mit Menschen unterhalten! Bei einem Exemplar genannt P.F.O.T.E. scheint dies geglückt zu sein, allerdings fühlt er sich im Versuchslabor in seinem Käfig nicht wohl. Als jemand aus Versehen seinen Käfig nicht richtig geschlossen hat, entkommt er und selbst der einzig nette Forscher Paul, der es sieht hält ihn nicht auf! Begeistert erkundet er die ihm völlig unbekannte Außenwelt! Was für ein Abenteuer, er weiß nicht ob er die Menschen oder die Tiere seltsamer finden soll. Klar ist nur, daß Zitroneneis, daß Janne heruntergefallen ist, schmeckt besser als alles was er bisher probiert hat und auch sonst sind die Kinder ausgesprochen sympathisch!
Welche Eltern kennen das nicht? Die Kinder wünschen sich sooooo sehr einen Hund oder wenigstens eine Katze! Aber nein, es gibt so viele gute Gründe dagegen! Nicht jedoch bei dem fast vollkommenen Hund. Es ist einerseits sehr witzig, wie P.F.O.T.E. die ihm völlig fremde Außenwelt erkundet, da er ja keinerlei Erfahrung hat und z.B. gar nicht weiß was eine Katze ist.  Er ist hin und hergerissen zwischen seiner Abenteuerlust und dem Pflichtgefühl ins Labor zu seiner Familie zurück zu kehren. Forscher Paul war ja auch immer sehr nett zu ihm, aber Zitroneneis schmeckt einfach besser, als das Laborfutter.
Sehr gut gefiel meinen Kindern mal einen Blick in den Hundekopf zu werden. Will P.F.O.T.E. eigentlich in einer Familie leben, wenn das Leinenzwang und geschlossene Wohnungstüren bedeutet? Der Gedanke, daß der Hund sich frei für seinen Lebensort entscheiden kann und dies vorrangig vor der Überzeugung der Eltern ist, ist wirklich mal ein schöner neuer Blickwinkel in dieser Geschichte.
Bettina Olbrecht erzählt die Geschichte schön kindgerecht, mal aus Sicht von P.F.O.T.E. mal aus der von Janne und Flip. Dabei geht es nicht nur um die Frage, was möchte der Hund, sondern auch, wie viel Perfektion ist wünschenswert? Wäre es nicht langweilig, wenn es nur noch perfekte Hunde gäbe? So können auch Kinder bereits für sie verständlich über Sinn und Grenzen von Forschung überlegen. Gut gefiel mir, daß die Sprache auf unnötige Anglizismen verzichtete und unbekannte Begriffe, erklärt wurden. Meistens erklärt Janne die Dinge für ihren jüngeren Bruder.
Selbstverständlich ist soll ein Forschungshund sehr wertvoll und kann nicht einfach abhauen, ohne daß nach ihm gesucht wird, daher wird dieses tierische Abenteuer auch noch ganz schön spannend, da es sich nicht nur um die Fragen dreht, ob P.F.O.T.E. sich für ein Leben bei den Kindern entscheidet, oder ob ihre Eltern zustimmen, nein, es stellt sich auch die Frage, ob P.F.O.T.E. dauerhaft vor dem Labor gerettet werden kann!
Aber natürlich trifft P.F.O.T.E. in Freiheit auch viele spannende tierische Helden, mit eigenwilligen Namen, die wunderbar von Barbara Scholz gezeichnet wurden, deren Illustrationsstil die Kinder sofort erkannten und andere von ihr illustrierte Bücher aus dem Regal zogen. Die Illustrationen sind wirklich schön gleichmäßig und farbig über das Buch verteilt. Auf Seiten ohne größere Illustration sind dann P.F.O.T.E.s Spuren am Rand zu entdecken und am Ende eines jeden Kapitels gibt es ein kleines Bild von Pfote.
Zuerst lauschten die Kinder ganz leise und ich befürchtete, es würde sie langweilen, aber dann zückte die Jüngste Papier und Buntstifte und malte drauflos! Sie gab sich so viel Mühe, daß es auch kein Geburtstagsgeschenk zum 92. Geburtstag von Oma werden durfte!
Ein wirklich vielschichtiges Abenteuer mit Spaß, Spannung, Herz und Grips für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren, das zu begeistern versteht und das wir gerne mit 5 von 5 Sternen weiterempfehlen.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Bloggerportal für dieses wunderbare Rezensionexemplar.



Freitag, 26. Mai 2017

Lilo auf Löwenstein – Ab ins Schloss, Mara Andeck, Eleni Livanios, Boje Verlag



Lilo auf Löwenstein – Ab ins Schloss, Mara Andeck, Eleni Livanios, Boje Verlag
Lilo heißt eigentlich Lisa Lorenz, ist 11 Jahre alt und träumt von großen Abenteuern. Leider wohnt sie mit ihren Eltern und ihrem 10 Monate alten Bruder Ben in einer winzigen Stadtwohnung im gleichen Haus wie der stets schimpfende und brüllende Vermieter Herr Frenk. Als sie auf der Suche nach neuen Abenteuern vom Baum fällt, muß sie wegen einer Gehirnerschütterung ihr Hirn ausruhen und hat anschließend die besten Ideen: Sie müssen dringend weg von Herrn Frenk und brauchen eine neue Wohnung. Der Rest der Familie ist begeistert und Papa Flo hat als Architekt direkt das perfekte Objekt an der Angel: eine der drei Wohnungen auf Schloss Löwenstein die der Graf vermietet um den Unterhalt des Schlosses bezahlen zu können! Das Schloss liegt in einem riesigen Park mit Fluss, See, Wald, Schuppen und Scheuen und allem was so ein Abenteurerherz begehrt. Schon beim Umzug schließen Ben und Lilo Freundschaft mit David dem Sohn von Papas Freund, der beim Umzug hilft. Sie haben einfach riesen Spaß, bis die Töchter der neuen Nachbarn untendrunter die neue Harmonie stören. Aber nicht alle Nachbarstöchter sind so zickig wie die schöne Helena Lavendel, die eingebildete Älteste. Ein Sommer voller Abenteuer und Geheimnisse beginnt.
Lilo liebt Abenteuer und möchte später über sie schreiben! Daher müssen in dieser Geschichte natürlich Abenteuer vorkommen, allerdings sind es solche, die Kindern durchaus passieren könnten, ohne daß sie in unsinnige Gefahr gerieten. So ist es spannend, aber entstammt dennoch der realen Kinderwelt (auch wenn Kinder meistens nicht auf Schlössern wohnen). Aber es geht eben auch um Neuanfänge und Freundschaft. Lilo Schulferien beginnen, sie hat jede Menge Zeit aber ihre zwei besten Freundinnen sind erst einmal wochenlang verreist und wohnen nun ja auch nicht mehr direkt um die Ecke. Sie darf nun in einem Schloss mit Abenteuergarantie leben, aber sie muß sich auch neu positionieren, denn die neuen Nachbarn haben drei Töchter und David der Sohn von Papas altem Schulfreund, der aus Amerika zurück gekehrt ist, kommt nun auch ständig zu Besuch.
Gut gefällt mir, wie Lilo mit der ältesten Nachbarstochter Helli umgeht. Das erste Zusammentreffen ist eine Katastrophe, aber sie meistert die Situation ganz alleine und mit Bravour! Gut, sie verkriecht sich erst mal, aber vor allem weil sie Zeit zum Nachdenken braucht und ihr ist bewußt, daß sie sich nicht ewig verstecken kann. Das gefällt mir sehr gut, es ist eine sehr kindgerecht Situation und dennoch kann das Kind aus seinem eigenen scheinbaren Teufelskreis ausbrechen. Das macht Mut und stark. Sie schafft es, sich von Helli nicht unterkriegen zu lassen, obwohl diese sich echt Mühe gibt, sich auf Lilos Kosten zu profilieren. So ist es kein Buch über Mobbing, sondern über Stärke, Mut und Freundschaft. Denn natürlich findet Lilo Freunde, aber daß dies von Lilo erst mal selbst geheim gehalten wird, will ich es auch nicht verraten. Denn in diesem Buch beschreibt Lilo ihre Abenteuer von dem Moment an, als sie vom Baum fiel. Beim Erzählen der Geschichte hat sie Unterstützung von einer vorerst unbekannten Person, die ihren Namen in den Teilen, die von dem Erzählprozess berichten, immer mit böpppp wegzensiert wird. Das ist lustig, ebenso wie die in grün gedruckten Gespräche der zwei Kinder und Lilos Feelies. Während die Abenteuer in normalen schwarzen Lettern gedruckt sind, sind ihre Gefühle in grün gedruckt. Denn neben dem Schreibprozess, diktiert Lilo auch ihre Gefühle und Eindrücke in ihr Handy, um nicht zu vergessen, wie sie sich in besonderen Lebenssituationen gefühlt hat. Diese Kombination aus kindlichen Abenteuern und ihrer Gefühlswelt ist wirklich sehr gelungen. Ebenso wie die in den Text eingewobenen Erklärungen von für Kinder unbekannten Begriffen.
Da dieses Buch ja schon ab 8 Jahren ist, zieren Illustrationen von Eleni Livanios die Buchinnendeckel. Im Inneneinband sieht man Familie Lorenz mit ihren Kisten in der Eingangshalle eintreffen und im hinteren Buchinnendeckel ziert ein Plan des Schlossgeländes die Seiten und lädt zum Träumen und Nachschlagen ein. Im Textteil selber zieren vor allem Vignetten die Kapitelanfänge, ansonsten beschränken sich die Illustrationen vor allem auf Listen, Pläne und kleine Tierzeichnungen. Dies ist sehr hübsch, aber natürlich können Kinder immer noch mehr Illustrationen vertragen, ein zu viel ist für sie fast nicht möglich…
Die Autorin Mara Andack lebt mit ihrer Familie in einem Dorf bei Stuttgart und rettet dort gerne Tierbabys. Diese Liebe zur Natur und zu Tieren atmet diese Geschichte auch aus. Denn trotz Lilos Handy, das sie für ihre Feelies braucht, ist Mara Andrack vor allem eine Liebeserklärung an die unbeschwerte Kindheit in der Natur und die Freundschaft gelungen. Abwechslungsreich, witzig und sehr kindgerecht.
Wir sind schon sehr gespannt, ob Lilo im Herbst das große Cliffhanger-Geheimnis von Ende des ersten Bandes lüftet und ob auch Grafen Löwenstein und sein blasser Enkel noch eine größere Rolle spielen werden.
Wir freuen uns auf Band 2, dieses schönen noch relativ großgedruckten Buches für Kinder zum Selberlesen ab 8 Jahren und zum Vorlesen sicher schon ab 7 Jahren und empfehlen es mit 5 von 5 Sternen gerne weiter.

Mittwoch, 24. Mai 2017

Balkon für Faule – ganzjährig grün mit winterharten Pflanzen, Ursula Kopp, Bassermann



Balkon für Faule – ganzjährig grün mit winterharten Pflanzen,  Ursula Kopp, Bassermann
Wie kann ich meinen Balkon ansprechend gestalten, ohne im Winter viel zu viele Kübel im Haus überwintern lassen zu müssen und ganzjährig ein ansprechendes Gartengefühl zu haben? Der Pflegeaufwand sollte sich in Grenzen halten, da sich das Buch an Berufstätige oder Menschen, die aus anderen Gründen wenig Zeit und Lust auf Pflanzenpflege haben und dennoch nicht auf gepflegtes Grün verzichten wollen.
Dabei beginnt das Buch direkt mit der Planung der Bepflanzung, bei den Grundlagen, d.h. unterschiedliche Pflanzgefäße, Pflanzsubstraten und der Ausrichtung des Balkons, da es für die Bepflanzung von entscheidender Bedeutung ist, wie sonnig oder eben nicht, der zu bepflanzende Balkon ist.
Diverse Bilder veranschaulichen hierbei die beschriebenen Produkte und worauf man beim Kauf achten sollte. Neben Fertigsubstraten werden auch Anleitungen zum Selbstmischen gegeben. Denn neben Austrocknung ist Staunässe die größte Gefahr bei Balkonpflanzen.
Nach einem umfassenden Pflanzlehrgang, erhält man Pflanzvorschläge mit Bildbeispielen, die einem Kombinationsmöglichkeiten von verschiedenen Pflanzen in einem Pflanzgefäß farblich und nach Anforderungsverträglichkeit präsentieren. So kann man oft noch neben einige immergrüne langsam wachsenden Zwergsträuchern noch Blumenzwiebeln, Stauden und ein paar Balkonblumen in ein Gefäß pflanzen, sofern diese ähnliche Ansprüche an Boden, Licht und Bewässerung haben. So wird darauf hingewiesen, daß echte winterharte Pflanzen sich im Winter zurückziehen wie z.B. das tränende Herz oder Pfingstrosen, so daß im Winter lediglich ein leerer Topf traurig auf dem Balkon steht, der wenig dekorativ ist. Daher sind die bildlichen Kombinationsvorschläge gerade für absolute Laien sehr hilfreich.
Dies wird noch weiter ergänzt um Tabellen, in welchen geeignete Gehölze und Sträucher mit ihren Anforderungen aufgelistet sind, gefolgt von einer Übersicht über wichtige und geeignete Stauden und Zwiebelgewächse, einer Tabelle für beliebte Balkonblumen und sogar Vorschläge für eine Kräuterbepflanzung. Diese Tabellen sind nur als Anregung zu verstehen und nicht vollständig. Wenn man das Prinzip verstanden hat, kann man natürlich auch die vorgeschlagenen Pflanzen durch solche mit vergleichbaren Ansprüchen austauschen, die Anforderungen sind ja meist auf den Töpfen durch Symbole markiert. Andernfalls sollte man in eine Gärtnerei oder Baumschule gehen und sich vor dem Kauf beraten lassen. Dies gilt auch für Giftpflanzen. Im Buch findet sich ein dicker Hinweis, daß einige der Nadelgehölze giftig seien und man sich vor dem Kauf besser in der Baumschule beraten ließe, welche Pflanzenteile davon betroffen sind. Ein kurzes Giftsymbol in der Tabelle hätte ich da schon hilfreich gefunden. Wahrscheinlich hatte die Autorin Angst vor Haftungsfragen….
Im Anschluß an die Tabellen werden noch einige beispielhafte Pflanzen aus jeder der vorgestellten Gruppen genauer beleuchtet, gerade hinsichtlich von Pflegebesonderheiten. Hierbei werden gerade bei den Balkonblumen viele Klassiker wie Geranien und Fuchsien ausgelassen und auch die Hortensie wird nicht erwähnt (die sieht im Winter aber auch zu traurig und undekorativ aus). Das finde ich sehr schön, ich kann Geranien nicht mehr sehen und sie müssten ohnehin im Haus überwintern, ebenso wie der anspruchsvolle Oleander, der wohl aus demselben Grund in diesem Buch verschwiegen wird. Es wird schon Wert auf eine zeitgemäße Balkonbepflanzung gelegt.
Sehr schön fand ich, wie viel ich über die von mir bereits verwendeten Pflanzen, sowohl Stauden als auch Kräuter gelernt habe. Nächstes Frühjahr werde ich sicher einiges anders machen. So habe ich jetzt mal schnell meine Christrosen unter der Erde abgeschnitten, bzw. umgesetzt.
Nachdem ich feststellte, daß mein eh schon zickiger Oleander unter tierischer Staunässe leidet, habe ich mich bei der nächsten Topfbepflanzung brav an die Empfehlungen aus diesem Buch gehalten und was soll ich sagen: meine Petunien sehen um mein Fuchsienstämmchen richtig gut aus! Keine Staunässe, aber auch kein Austrocknen, dank Bims und Rheinkies im Topf (sehr praktisch, spart Blumenerde und die Findlinge der Kinder sind endlich zu was nutze). Nein, diese Blumen sind nicht winterhart, aber es soll ja auch gerade etwas blühen, nächstes Jahr kommt dann was Neues in diesen Topf.
Durch das Buch habe ich auch festgestellt, daß ich meinen Vorgarten unbewußt ziemlich optimiert habe. Denn für Vorgärten und Gräber kann man die Kenntnisse natürlich auch anwenden. Schließlich möchte man ja auch Gräber möglichst arbeitsunintensiv und dennoch dekorativ bepflanzen. Grabpflege klingt auf Buchtiteln aber nicht so sexy….
Da es sich um ein Buch für „Faule“ d.h. Menschen mit wenig Zeit handelt, ist es oft recht kurz gehalten und präsentiert nur eine Auswahl geeigneter Pflanzen, dafür aber mit vielen ansprechenden und ausdrucksstarken Bildern. Das fand ich sehr angenehm. In der Kürze liegt bisweilen die Würze. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, weil ich in jedem noch so kurzen Abschnitt immer noch was Interessantes entdeckt habe und ich die Texte nie langatmig fand.
Ein Sachbuch, das mir richtig Spaß gemacht hat (klar, ich bin ja auch faul ;)) und mich sofort zum Buddeln und Graben inspiriert hat und ich habe es auch tatsächlich getan! Schnell mal eben hier geschnippelt und da geschnippelt, da ich ja nun genau weiß, wann ich was abschneiden muß bei Frühblühern…..
Für mich rundum gelungen und ich werde es sofort meiner Schwägerin in die Hand drücken, neu gekauft, meines gebe ich nicht mehr her! 5 von 5 Sterne im Dauereinsatz.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Bassermann Verlag für dieses tolle Rezensionsexemplar!

Luna und der Katzenbär, Ein magischer Ausflug (Band 3), Luna und der Katzenbär gehen in den Kindergarten (Band 4) Udo Weigelt, ungekürzte inszenierte Lesung mit Musik von Cathlen Gawlich, cbj audio



Luna und der Katzenbär, Ein magischer Ausflug (Band 3), Luna und der Katzenbär gehen in den Kindergarten (Band 4) Udo Weigelt, ungekürzte inszenierte Lesung mit Musik von Cathlen Gawlich, cbj audio
Es ist immer schwierig Bilderbücher zu vertonen, gerade wenn diese so liebevoll illustriert sind von Joelle Tourlonias, doch mit dieser szenischen Lesung mit Musik ist es wirklich wunderbar gelungen.
Luna, ein Einzelkind im Kindergartenalter, soll zum ersten Mal ganz kurz alleine zu Hause bleiben, während die Mutter mal gerade eben ein paar Besorgungen macht (und sich dabei natürlich verquatscht!). Sie hat ja auch wirklich vor ganz brav zu Hause auf Mama zu warten, aber während sie nach etwas zu Essen suchen, stellt sich heraus, daß Katzenbär Karlo Teppiche zum Fliegen bringen kann! Man muß es ihnen einfach nur befehlen! Zuerst probieren sie dieses Katzenbären Kunststück nur zu Hause, doch als doch zu viele Dinge im Weg rumstehen und Mama nicht wieder kommt, geht es ab, über die Stadt!
Luna ist ganz aufgeregt, weil ihr erster Tag im neuen Kindergarten ansteht. Karlo schmollt, denn es sollte Luna doch reichen, mit ihm zu Hause zu spielen, was braucht sie da noch andere Kinder? Aber Lunas Mutter will wieder arbeiten und da muß jemand (jemand anderes als Karlo!) auf Luna aufpassen. Schnell freundet sich Luna im Kindergarten mit Carola an und Karlo muß mit Vater-Mutter-Kind spielen. Er wird immer grummeliger!
Der Verlag hat es wunderbar verstanden auf der CD und der Hülle 7 der wunderbaren Illustrationen von Joelle Tourlonias farbig abzudrucken. Da können sich auch diejenigen, die die Bücher nicht kennen Luna und ihren Katzenbären Karlo bestens vorstellen!
Die wirklich warme und wandelbare Stimme von Cathlen Gawlich trägt ihr übrigens dazu bei, die Geschichte zu Leben zu erwecken. Egal ob Luna, Karlo, Carola oder Lunas Mutter, alle haben ihre eigene unverkennbare Stimme. Die Musik und die Geräusche unterstreichen die Geschehnisse dezent, ohne die Stimme zu überdecken.
Auch wenn ich es vom Autor nicht so passend finde, in einem Bilderbuch ein Kindergartenkind alleine zu Hause zu lassen, hat das Abenteuer von Luna, Karlo und dem fliegenden Teppich und alle vier hellauf begeistert (sogar mein Mann hat bereitwillig im Auto mitgehört und gelacht!). Die Geschichte ist lustig, gerade weil Karlo ziemlich von sich überzeugt ist und auch verrückte Einfälle hat, aber auch kindgerecht spannend. Mit Karlo wird es einfach niemals langweilig und Luna ist bei ihm stets gut aufgehoben.
Als Luna in den Kindergarten geht, ist die kindliche Eifersucht von Karlo für Kinder wunderbar nachvollziehbar, ebenso wie Karlos Empörung, als er Puppenkleider tragen soll! Hier entsteht die Spannung aus der Frage, ob die Freundschaft zwischen Luna und ihrem Katzenbären diese harte Probe übersteht. Aber echte Freunde wie Luna und Karlo bringt so schnell nichts auseinander. Als Karlo dann noch feststellt, daß Carolas Teddy ein guter alter Freund von ihm ist, ist die Sache geritzt. Nur Luna wundert sich, ob Karlo ihr einen Bären aufbindet, bei all den verschiedenen Geschichten, die er über seine Herkunft erzählt? Wunderbar fantasievoll und aufregend und dennoch direkt dem kindlichen Denkkosmos entsprungen!
Wunderschön und sehr empfehlenswert. Für alle ab 4 Jahren (sogar die fast 10 Jährige hatte ihren Spaß!).
Wir bedanken uns ganz herzlich für dieses wunderbare Rezensions-Hörbuch bei cbj audio.

Dienstag, 23. Mai 2017

Penelop und der funkenrote Zauber, Valija Zinck, ungekürzt gelesen von Sascha Maria Icks, Argon Verlag



Penelop und der funkenrote Zauber, Valija Zinck, ungekürzt gelesen von Sascha Maria Icks, Argon Verlag
Penelop geht in die 7. Klasse und lebt mit ihrer Mutter, ihrer Großmutter und der Katze ihres Vaters in einem etwas windschiefen Häuschen in der Nähe des Waldes. Doch sie ist nicht wie andere Mädchen, sie hat eine graue Wallemähne und riecht stets nach Feuer und weiß meist schon vorher, was ihre Mitmenschen sagen werden. Als ihre Mutter verunglückt und längere Zeit im Krankenhaus bleiben muß, wacht Penelop eines Tages mit einem Kopf voller feuerroter Locken auf, der Feuergeruch an ihr, ist nun jedoch verschwunden. Sie fühlt sich zudem energiegeladen wie noch nie und stellt noch andere magische Fähigkeiten an sich fest. Diese müßte sie nur noch zu beherrschen wissen! Als ihre Mutter aus dem Krankenhaus entlassen wird, erfährt sie, daß ihr Vater wohl ebensolche Haare hatte und sie wohl auch dessen magischen Fähigkeiten geerbt hat, etwas was ihre Mutter immer versucht hat, ihr zu verheimlichen. Denn Penelops Vater ist nicht tot, wie sie immer dachte, er ist vielmehr eines Tages einfach abgehauen. Penelop ist ratlos, was soll sie nun von ihrem Vater denken? Sie muß ihn suchen, aber vorher gibt es noch eine paar rätselhafte Dinge zu klären.
Die Geschichte für Mädchen ab 9 Jahren hat mich sofort angesprochen! Das Cover hat meiner noch 9-jährigen Tochter auch super gefallen, aber die Geschichte hat weder sie, noch mich richtig gepackt.
Ich konnte dies zuerst nicht in Worte fassen, daher habe ich das Buch inzwischen 7-mal gehört, vielleicht lag es ja nur an der Tagesform, oder? Als ich meine Tochter fragte, was sie störte, konnte ich sie verstehen. Sie fand es komisch, daß Penelop so graue Haare hat und nach Feuer stinkt und alle in der Klasse das gar nicht stört. Denn auch wenn Penelop etwas seltsam aussieht und riecht, ist sie durchaus beliebt. Mit der feuerroten Wallemähne noch viel mehr, dann ist sie plötzlich der absolute Mittelpunkt.  
Ich glaube, wir konnten einfach einige Wendungen einfach nicht emotional nachvollziehen. Kinder werden fies, wenn jemand komisch aussieht oder riecht. Kinder verzeihen Müttern auch nicht so einfach, wenn sie jahrelang über ihren Vater getäuscht wurden.
Penelop bekommt von ihrem Klassenkameraden Peach Hinweise, die zur Klärung beitragen würden, doch sie ignoriert sie. Peach kann zwar nicht wie Penelop voraushören, aber er hört Stimmen, die ihm Nachrichten für Penelop übermitteln. Wieso, weshalb, warum dies möglich ist, ohne daß man ihn für verrückt hält, wird nicht geklärt. Auch das Schicksal seines Vaters und dessen Firma bleibt offen, ohne daß ich herausfinden konnte, ob von der Geschichte eine Fortsetzung geplant ist, die unsere offenen Fragen klären könnte. Der Verbleib von Penelops Vater wird aber schon geklärt, es ist also kein völlig offenes Ende. Es ist für mich einfach eine emotional und auch inhaltlich etwas unrunde Geschichte. Sie ist nicht schlecht, aber auch nicht gut. Einfach o.k. denn Sascha Icks liest sie wirklich lebendig mit ihrer wirklich angenehmen Stimme, die mir sofort irgendwie bekannt vorkam… Ihre Stimme ist nicht nur angenehm warm, sie klingt auch jung und frisch genug, ohne in kindisches Quietschen zu verfallen.
Neben einer Trackliste mit Titeln, gibt es für unseren Geschmack ausreichend Tracks, da wir immer wieder kurz mal anhalten während des Hörens und dann ist es leichter wieder in die Geschichte einzusteigen.
Auch die Balance, also die Lautstärkeregelung ist wirklich ausgewogen, ich mußte mich nicht ärgern irgendetwas nicht verstehen zu können. Dennoch hat uns irgendetwas an der Geschichte gefehlt und das liegt einfach an der Geschichte. Die Lesung ist ungekürzt, das habe ich mehrfach überprüft, um sicherzustellen, daß der Argon Verlag nicht vielleicht wichtige Passage gekürzt hat, nein das ist nicht erfolgt.
Ich fürchte, wir sind einfach zu kritisch und trauen Kindern zu viel Ablehnung, Wut und Unverständnis zu, um diese Geschichte rational und emotional nachvollziehbar zu finden. Gelangweilt haben wir uns aber durchaus nicht, es fehlte aber der Wunsch einfach etwas länger wach zu bleiben, um noch etwas weiter zu hören, nur so ein kleines bißchen….
Ein wirklich sehr gut produziertes Hörbuch, dessen Geschichte uns aber leider nicht in seinen Bann zog, daher leider nur mittelmäßige 3 von 5 Sternen.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Argon Verlag der uns dieses Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

Jukka rennt – Chantal Schreiber, Obelisk Verlag



Jukka rennt – Chantal Schreiber, Obelisk Verlag
Der elf-jährige Jukka hat einen finnischen Vater, ein begnadeter Koch und eine deutsche Mutter. Leider genügt der tolle Vater seiner Mutter nicht mehr und sie bekommt nun mit einem Zahnarzt in Helsinki ein Kind. Vater Anton zieht hingegen mit Jukka in den deutschsprachigen Raum, weil er dort die Stelle als Küchenchef in dem Hotel, in dem er vor Jahren Jukkas Mutter kennen lernte, angeboten erhielt.
Als Jukka in seine neue Klasse kommt, wird er sofort wegen seines Namens, seiner schmächtigen Figur und den halblangen blonden Haaren, von dem größten und stärksten Jungen Nico als „Jutta“ verhöhnt. Die coole Leo ist anders und macht für ihn bereitwillig Platz an ihrem Tisch, was ihrer besten Freundin Lissa nicht in den Kram passt. Als Jukka im Sporttraining den erklärten Champion Nico schlägt, kennt dieser keine Gnade.
Wie gut, daß sein Zugang zu Leo immer besser wird. So wie Jukka leidenschaftlich rennt, geht Leo voll und ganz in ihrer Kunst auf. Nur, daß Jukka von seinem Vater stets verstanden und unterstützt wird, anders als Leo, die sich als Fremdkörper in ihrer scheinbar perfekten, erfolgsverwöhnten Familie fühlt. Durch die Teilnahme an einem Kunstwettbewerb will sie ihren Eltern zeigen was in ihr steckt, und Jukka Nico in die Schranken weisen. Ob das so klappt, wie die zwei sich das vorstellen?
Mobbing wird leider immer mehr verbreitet und dennoch ist Jukka nicht wirklich eine Geschichte über Mobbing, denn die Kraft der Freundschaft ist stärker als Mobbing. Solange man mindestens einen Freund/Freundin hat, kann man alles ertragen! Na ja, elterlicher Rückhalt sollte da auch nicht ganz vergessen werden.
Meine noch 9 jährige Tochter fand den Namen Jukka auch doof und wollte nur widerwillig das Buch mit mir lesen. Doch bereits nach wenigen Sätzen hatte es sie, ebenso wie mich, gepackt! Doch ist die Geschichte nicht nur einfühlsam, sondern auch wirklich witzig und spannend. Jukka rennt ohne Ende und man fragt sich stets bis zum Schluss, schafft er es noch rechtzeitig an sein Ziel? Und Jukka hat wirklich ein nachvollziehbares Ziel, daß leider immer wieder versucht sich ihm zu entwinden, aber so leicht gibt er nicht auf. Das ist so spannend, daß wir uns jeden Abend auf die Fortsetzung der Geschichte gefreut haben.
Jukka ist wirklich sensibel und einfallsreich und hat mit seinem Vater, trotz dessen wirklich lausger Arbeitszeiten echt Glück gehabt! Er unterstützt ihn und zeigt ihm jederzeit, daß er ihn liebt, so wie er ist. Er muß keine Wettkämpfe und keine Preise gewinnen, er soll nur er selbst sein.
Leos Familie scheint gar nicht zu sehen wer Leo ist, nur daß sie völlig anders ist. Sie sieht sogar anders aus! Ein Vertauschen im Krankenhaus ist jedoch ausgeschlossen. Aber Leo ist nicht nur kreativ, sie ist auch einfühlsam und sieht auch den Druck und die Nöte ihrer Mitschüler, nur nicht bei ihrer besten Freundin, die mit der „Konkurrenz“ durch Jukka arg zu kämpfen hat.
Die Sprache ist sehr einfühlsam und für Kinder wirklich toll nachzuvollziehen. Allerdings enthält das Buch einige österreichische Begriffe. Was denn nun genau die Eierspeisen sind, die Vater Anton so toll zubereitet, wissen wir immer noch nicht, wir ahnen es aber. Bei einigen Wörtern hatten wir jedoch den Eindruck, daß es sich nicht um sprachliche Eigenheiten Österreichs handelt, sondern um Druckfehler. Bei Wörtern wie „Bewerbe“ statt „Wettbewerbe“ kam ich noch auf die Bedeutung, aber bei einigen, kam mir nur „Druckfehler“ in den Sinn, da ohne sie der Satz vollständig war. Das war etwas schade, da auch der Druck gestochen scharf war. Diese Grübeleien, ob dies nun irgendeine österreichische Sprachbesonderheit oder ein weiterer Druckfehler sei, störten aber etwas den Lesefluß, dafür müssen wir leider einen Stern abziehen (ich habe auch mal einem Buch, daß ich grässlich fand, daß aber hervorragend lektoriert war und mit super klarem Druck, einen Stern für den fehlerfreien, gestochen scharfen Druck gegeben).
Die Geschichte als solche hat uns jedoch rundum überzeugt. Es geht um mehr als um Mobbing, es geht um Träume, Zivilcourage, Freundschaft und das Einstehen für seine Überzeugungen. Doch zeigt das Buch auch, wie aus „Feinden“ durch Verständnis für die Situation den anderen, echte Freunde werden können. Eine Geschichte, die so gut geschrieben ist, daß sie auf jeden Fall 5 Sterne verdient hat.

Sonntag, 21. Mai 2017

Ole von Pups, Hans-Dietrich Nehring, Francke Verlag



Ole von Pups, Hans-Dietrich Nehring, Francke Verlag
Ole Müllers Eltern ziehen berufsbedingt von Hamburg nach Bayreuth. Ole ist ganz unglücklich, daß er seine alte Klasse, seinen besten Freund Felix und seine Fußballmannschaft, in der er einer der besten ist, verlassen muß. Als er dann vor seiner neuen Klasse steht und alle ihn anstarren, fordert die neue Lehrerin ihn auf, sich selbst vorzustellen. Doch statt seines Nachnamens hört die Klasse nur einen lauten Pups. Von da an, nennen sie ihn nur noch Ole von Pups und keiner will neben ihm sitzen, weil er angeblich stinkt. Peter, der den Namen in die Klasse gerufen hat, wird nun dennoch sein Sitznachbar und schürt kräftig die Stimmung gegen Ole. Dieser wird immer unglücklicher, alles scheint nur noch schief zu gehen, sogar beim Fußball. Als der Pastor im Reliunterricht ein Gleichnis erzählt, denken viele Kinder um und wollen ihr Verhalten ändern. Nicht jedoch Peter, der wird immer starrsinniger, bis sich die Situation dreht und er im Abseits steht und die Klasse zu Ole hält. Kann Peter über seinen Schatten springen und sich bei Ole entschuldigen?
Meinen Töchtern (noch 2. Und 4. Klasse) hat das Buch richtig gut gefallen. Sie haben mit Ole richtig mitgefiebert und Peter verteufelt. So einfach ist das in der kindlichen Welt, nicht ganz so einfach in der Realität.
Nach dem Gleichnis des Pastors haben alle Kinder bis auf Peter ihr Fehlverhalten eingesehen und wollten mit Ole befreundet sein. So einfach ist es in der Wirklichkeit leider nicht, denn Mobbing kommt schon in den Grundschulen vor und wie hier, bedarf es lediglich eine Nichtigkeit, um ein Kind ins Abseits zu drängen.
Doch die Gleichnisse des Pastors regen zum Nachdenken an, sie sind schön kindgerecht erzählt. Besonders das für Kinder nicht einfach zu verstehende Gleichnis vom verlorenen Schaf, hier „das freche Schäfchen“. Der gute Hirte liebt sie alle, ob lieb oder frech, denn alle sind liebenswert und somit darf niemand ausgegrenzt werden!
Dieses Kinderbuch erzählt aber nicht einfach nur biblische Gleichnisse. Neben den echt schönen Illustrationen von Daniel Fernandez, wird es auch ganz schön spannend. Nicht nur die Frage, wie Ole jemals aus dem Schlamassel herausfinden soll, sondern auch, Peter, der sich immer mehr verrennt und seine Schuld nicht einsehen will, geschweige denn sich für sein Fehlverhalten entschuldigen! Daher ist neben Mobbing Entschuldigung, Vergebung und Verzeihung ein großes Thema, aber nicht mit moralisch erhobenem Zeigefinger, sondern in eine spannende Geschichte verpackt. Denn ausgerechnet Peter fühlt sich ungerecht behandelt und reißt aus. Das bietet Stoff für eine Menge aufregender Situationen. Aber die Leser merken auch, was das Ausreißen für die anderen, die Zurückgebliebenen bedeutet, die sich Sorgen machen. Das Leben als Ausreißer ist auch gar nicht so einfach und es verläuft so gar nicht, wie Kinder es sich vorstellen. Daher gefällt mir dieser Teil sehr gut, denn die Kinder haben durchaus gemerkt, daß dieses Weglaufen nicht einfach nur ein Abenteuer ist. Es ist eine völlig unbedachte Aktion, mit der Peter sich echt in Schwierigkeiten begibt und das nur, weil er sich einfach nicht entschuldigen will, sondern bockt und deswegen nun er ausgegrenzt wird. Eine sehr kindliche Reaktion, auf die zuerst ebenso kindlich rabiat reagiert wird, bis sie durch die Geschichte vom verlorenen Schaf zum Umdenken gebracht werden. Eine Umkehr ist jederzeit möglich!
Autor Hans-Dietrich Nehring ist Pfarrer in Bayreuth, verheiratet und Vater von drei Kindern. Als kleiner Junge schon hat er sich Geschichten ausgedacht, die sein Großvater für ihn aufschrieb. Heute schreibt er Geschichten für die Kinder seiner Gemeinde.
Eine schöne und spannende Geschichte über Mobbing, Entschuldigung, Umkehr und Vergebung, die wir gerne mit 4 von 5 Sternen weiterempfehlen.

Samstag, 20. Mai 2017

Das rosa Haus am Meer, Susanne Fülscher, Piper



Das rosa Haus am Meer, Susanne Fülscher, Piper
Rosa ist Anfang 70, eine Alt68er, die ihren Porzellanladen und Prosecco liebt. Ihre Tochter Charlotte 38, geht völlig in ihrem Beruf als Konditorin auf und neben der Pflicht und ihrer Teilhaberin, nach einer großen Enttäuschung auch keine Zeit mehr für andere Seiten des Lebens.
Die 21 jährige Paulina ist bildschön, hat die Schule geschmissen, um Schauspielerin zu werden, aber ohne Abi keine Chance an einer der großen Kunsthochschulen. Trotz privater Schauspielausbildung und Agentin, bekommt sie bei Castings eine Absage nach der anderen. Als dann auch noch ihre Mutter ihr zu verstehen gibt, daß sie eine Versagerin sei, möchte Paulina sich das Leben nehmen. Als es dann aber so weit ist, und ein rücksichtsloser Fahrer sie fast überfährt, merkt sie, daß sie doch leben will! Bei ihrem Ausweichmanöver rauscht sie in Rosas Porzellanladen. Rosas ganzes Leben scheint in Scherben zerbrochen zu sein, als der hypochondrische Rettungssanitäter Fabio am Unfallort eintrifft. Doch Rosa steht auf, richtet sich das Krönchen und macht sich mit Paulina auf zu neuen Abenteuern! Sie fliegen nach Italien auf die schnuckelige Insel Procida, wo Rosa von einem längst vergessenen Verehrer ein rosa Haus geerbt hat.
Das Buch ist eigentlich so sonnig wie sein Titel und die Insel auf der es spielt. Sommerlich frisch wird man sofort in den Bann gezogen, von dem jungen Mädchen, daß nicht mehr leben will, bis es scheinbar zu spät ist und der fidel alten Damen, die vor Lebenslust schier zu platzen scheint!
Anfangs war ich zugegebenermaßen sehr ungeduldig mit Paulina, denn das Glück wird einem nicht stets auf dem silbernen Tablett serviert, nur weil man schön ist. Und nur weil man wie Rosa mal schön war, kann man sich auch nicht alles erlauben. Man sollte Dingen und Problemen auch mal auf den Grund gehen, ohne sich einen oder drei Prosecci zu genehmigen. Doch Paulina ist jung und reift auf der Insel, sie wird erwachsen.
Da waren mir die etwas überpflichtbewußte Charlotte und der überängstliche Fabio eigentlich deutlich lieber. Da sie das Leben ernst nehmen, schließen sie es bisweilen aus Angst aus.
Ganz anders als Althippie Kalle, ein alter Freund des Erblassers des Hauses, der anfangs nicht nur mir mit seinen andauernden Prahlereien auf die Nerven ging. Aber wenn man so eng in einem kleinen rosa Haus am Meer aufeinander hockt, kommt bisweilen alles anders. Durch die Nähe lernt man sich besser kennen und schätzen, mit Stärken, Macken und Schwächen. Man kann sich dem Charme des Sommers, der Sonne, des Meers und der Insel nicht entziehen. Man muß einfach genießen lernen und das Leben mit beiden Händen greifen! Man lernt zu verzeihen, denn ändern kann man nur sich selbst und nicht die anderen.
Besonders gut hat mir das Ende gefallen, das einen wirklich tollen Abschluss bildet, ohne die Fantasie für die Zukunft zu sehr einzuengen.
Susanne Fülscher kann somit nicht nur Jugendbücher (#Fingerweg!) und Kinderbücher (Mia) sondern auch entspannt unterhaltsame Frauenlektüre.
Eine sommerlich leichte Liebeserklärung an die Liebe, die Freundschaft, den Genuß und den Sommer.
Ein Frauenroman, den ich gerne mit 4 von 5 Sternen weiterempfehle und der in jeder Badetasche noch Platz finden sollte.

Freitag, 19. Mai 2017

Crime Masters 2, 25 rätselhafte Kriminalfälle für Profi-Ermittler. Tatort: Urlaub, von Sonja Klein, Gmeiner Spannung



Crime Masters 2, 25 rätselhafte Kriminalfälle für Profi-Ermittler. Tatort: Urlaub, von Sonja Klein, Gmeiner Spannung
Krimi-Spiel für mind. 2 Personen ab 14 Jahren, Spieldauer 15-20 Minuten pro Fall.
Die Kriminalfälle spielen an beliebten Urlaubsorten von Aurich bis Garmisch-Partenkirchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit einigen Ausreißern wie Ludwigshafen (wer bitte schön macht freiwillig in Ludwigshafen Urlaub? Eine Base?). Egal ob ein Mord im Wattenmeer, Schiffsunglück vor Rügen oder Überall in Bad Münstereifel, man lernt einiges über die Urlaubsregion und selbst wenn man schon mal am Tatort war, erkennt man einiges wieder und entdeckt neues.
Aufgebaut ist das Spiel mit 25 Fall-Karten, 25 großen Aufklärungskarten, einem Block mit Ermittlungsakten (auf der Homepage des Verlages ist eine Druckvorlage, sollte man Nachschub benötigen) und einer Spielanleitung. Das Spiel ist sehr handlich und läßt sich daher auch gut unterwegs spielen.
Der Spielleiter liest sich die Aufklärungskarte genau durch und gibt dann den Mitspielern anhand der Fallkarten die bekannten Hinweise und Spuren, die die Ermittler vor Ort vorfanden. Auf der Rückseite der Fallkarten befindet sich eine Tatortskizze mit den eingezeichneten Hinweisen, damit man es sich besser vorstellen kann.
Ich habe das Spiel mit zwei Sherlock Holmes Fans gespielt, die offensichtlich schön öfters Urlaub in Deutschland gemacht haben als ich (was die alles von den Urlaubsorten wußten!) und im Gegensatz zu mir auch bereits an Krimi-Dinnern teilgenommen haben.
Dennoch waren wir bei Fall 1 Ein Hauch von Hollywood ziemlich ratlos. Meine Mitspieler kannten sich im Hollywood Klatschmilieu nicht aus und hatten keine Chance diesen skurrilen Fall zu lösen.
Fall 2 Maskenspiel der Kripo Euskirchen schien deutlich einfacher. Bad Münstereifel kannten meine Mitspieler noch besser und sogar das erwähnte Krimifestival. Dennoch sind wir kläglich gescheitert.
Bei unserem dritten Fall, Wattkieker (Fall 21) haben wir es nur noch als unlösbare Gaudi genommen und dann wurde das wilde Raten wirklich lustig. Als Gruppenspiel auf Urlaubshütten oder in großer Runde macht das Spiel viel Spaß, aber ernsthafte Ermittlungsarbeit ist auch mit den Ermittlungsakten nicht möglich.
Optisch ist das Spiel wirklich ansprechend. Die Urlaubsinfos sind durchaus interessant und als Gaudi betrachtet macht das Spiel wirklich was her.
Daher unter Anpassung unserer Erwartungen: 4 von 5 Sternen!
Wir bedanken uns herzlich beim Gmeiner Verlag für diese neue Spielerfahrung!

Was liegt am Strand und redet undeutlich? & Was sitzt im Wald und winkt? Moni Port, Robert Missler, Stefan Kaminski u.a., Jumbo Verlag



Was liegt am Strand und redet undeutlich? & Was sitzt im Wald und winkt? Moni Port, Robert Missler, Stefan Kaminski u.a., Jumbo Verlag
Meine Kinder lieben Scherzfragen und Witze! Dummerweise kannten ihre Eltern und Freunde inzwischen alle Antworten auf ihre Fragen. Ganz klar, es mußte dringend Nachschub her! Den haben wir nun mit dieser 35 minütigen CD gefunden und hatten wirklich Spaß dabei! Die Kinder durften zuerst alleine hören, um die Eltern noch überraschen zu können.
Dabei haben sie uns mit etlichen aberwitzigen Fragen ganz schön ins Schwitzen gebracht!
Und jetzt mal ehrlich! Was liegt denn nun am Strand und redet undeutlich? Natürlich die Miesnuschel! Und Was liegt am Strand, redet undeutlich und ist erkältet? Die Niesnuschel!
So absurd die Fragen und Antworten auch sind, Kinder lieben sie und ich auch!
Damit es keine schnöde Aneinanderreihung gleichartiger Scherze ist, werden die einzelnen Witze von sehr 40 verschiedenen namenhaften Sprechern vorgetragen unter anderem von Robert Missler, die für meine Große dann die besten Witze waren, Stefan Kaminski, Stefan Schad, Dietmar Wunder, Bibiana Beglau u.a. und einer Kinderschar. Die Witze, ihre Sprecher und die musikalische Untermalung sind in dem kleinen Inlet mit Trackliste aufgeführt.
Untermalt werden die Witze von Geräuschen und Musik (u.a. The Entertainer, The Pink Panther Theme, Mozart, die Rolling Stones oder Wer hat die schönsten Schäfchen?) Wie bei Kindern, lachen sie sich dabei z.T. kaputt oder erzählen den Witz mehrmals. Was ist bunt und läuft über den Tisch? Kommt 5-mal hintereinander. Ich dachte die CD hätte einen Sprung! Aber nein, i-Tunes korrigiert Fehler und auch diese spielten den Witz 5-mal hintereinander. Meine Kinder belehrten mich: Mama, das ist extra! Das ist sooo witzig!
Ja, diese CD dringt voll in den Kosmos des Kinderhumors ein. Alles was ich ein wenig sonderbar fand, fanden die Kinder total normal! Gut, ich gehe nicht mehr in die Grundschule und bin auch keine Grundschullehrerin, ich muß das nicht verstehen! Lustig ist es dennoch und auch für Eltern gut zu hören. Noch besser ist es aber den Kindern ihren Spaß zu lassen und die Scherzfragen selbst präsentieren zu dürfen. Neben dem Spaß nehmen die Kinder aber auch eine gute Portion Sprachgefühl durch die Wortspiele mit, da sie im Kopf unbewußt mitbuchstabieren.
Die Autorin Moni Port ist gelernte Buchhändlerin und studierte Kommunikationsdesign an der FH Mainz. Heute arbeitet sie in einer Atelier Gemeinschaft als Grafikerin und  Illustratorin in Frankfurt, wo sie mit ihrer Familie lebt (und wo sie sicher auf dem Schulhof die Witze aufgeschnappt hat!).
Beim ersten Hören, kam meine Jüngste alle paar Minuten ganz aufgeregt angelaufen, um mir bloß als Erste die neueste Frage zu stellen, mit glühenden Wangen und leuchtenden Augen!
Klarer Fall von Praxistest bestanden! 5 von 5 Sternen
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Verlag Jumbo neue Medien für dieses herzhafte Kinderlachen!

Mittwoch, 17. Mai 2017

Alea Aquarius, Das Geheimnis der Ozeane Teil 1, Tanya Stewner, ungekürzt gelesen von Laura Maire, Ötinger Audio



Alea Aquarius, Das Geheimnis der Ozeane Teil 1, Tanya Stewner, ungekürzt gelesen von Laura Maire, Ötinger Audio
In diesem dritten Band startet die Geschichte gleich rasant. Alea hat einen Albtraum von den vermüllten Meeren, deren Plastikmüll nach ihr greift und sie zu ersticken droht. Zum Glück erwacht sie und durch magische kleine Elmsfeuer wird ihr Schiff Crucis vor einem Gewitter gerettet. Während Alea noch in Gedanken den aufregenden Ereignissen und neuen Informationen, die sie in Schottland erfahren haben nach hängt, planen sie bereits die Fahrt nach Island wo Alea ihren Vater zu finden hofft. In Rach Turana hat Alea so viele Neuigkeiten erfahren, daß Alea nun von einem Wiederaufleben des Lebens im Meer träumt. Kann sie auf Island noch weitere Meerkinder finden, die wie Lennox und sie ungefährdet im verseuchten Meer schwimmen können? Die Anzeichen verdichten sich, daß Alea kein normales Meermädchen ist, sondern das Schicksal ihr eine Schlüsselrolle beim Überleben der Meerwelt zugedacht hat.
Während sie immer neue Teilchen einer alten Prophezeiung in verborgenen magischen verlassenen Meerstätten, in Buchmuscheln, auf Anzeigesäulen oder von magischen Wasserbewohnern, zu einem großen Ganzen zusammensetzen zu versuchen, schafft Alea es nicht Kontakt zu ihrer schwer kranken Pflegemutter Marianne in Deutschland aufzunehmen. Alea ist in großer Sorge, auch weil sie zum Ferienende wieder nach Hamburg zurückkehren soll. Doch die Ereignisse überschlagen sich plötzlich. Es wird immer geheimnisvoller und unbegreiflicher, daß an eine Rückkehr nicht zu denken ist.
Alea Aquaris spielt in einer eigenen sehr komplexen Welt. Die Sprache des Meeres Hayara, die nur die magischen Meerwesen verstehen, ist nur ein Beispiel davon. Es lohnt sich daher unbedingt mit Band 1 anzufangen. Wen der Umfang der Bände schreckt, kann sich Band 1 und 2 auch noch vorher als Hörbuch anhören. Das Buch in seiner wunderbaren Komplexität würde aber schon einiges verlieren, wenn man die Hintergründe nicht gut kennt. Aber es lohnt sich! Die Geschichte ist sowohl sehr gefühlvoll, als auch ausgesprochen spannend. Das empfohlene Lesealter wird mit 10-12 angegeben, meine Jüngste liebt die Hörbücher seit sie sie mit 7 Jahren auf Mamas iPod entdeckt hat. Meine Jüngste stöhnte auch immer, wenn es zwischen Lennox und Alea romantisch wurde. Die magische Meerwelt ist zwar ein Traum für Mädchen fast jeden Alters, da bis auf Sammy alle Protagonisten schon mind. 14 Jahre alt sind, kommen auch für jüngere fiese Kussszene vor. Da sich meine Jüngste aber bereits Band 1und 2 auf den Hörbüchern ihrer Schwester angehört hatte, wollte sie nun auf keinen Fall verpassen, wie das Abenteuer weitergeht und ließ sich auf von ein paar Küssen nicht abschrecken. Vor allem der 9 jährige Sammy, der kleine Bruder von Skipper Ben hat es ihr mit seiner quirligen und sehr überschäumenden Emotionalität angetan. An den Stellen fing sie immer an zu strahlen, wenn es um Sammy und seine Flusen oder seine Kuschelmomente ging.
Johanna wurde von all den magischen Wesen, die ihnen auf ihrer Reise begegneten, gefangen genommen. Die magische Welt, die sie meist verwaist vorfinden und die unter immer größeren Müllbergen zu versinken droht, hat ihre Fantasie beflügelt. Aber auch die zunehmende Verschmutzung der Meere war für die Kinder ein großes Thema. Plastikmüll zu vermeiden ist allerdings gar nicht immer so einfach.
Die kleine Gemeinschaft auf der Crucis wird in diesem Band auf mehrere harte Proben gestellt. Durch die Enge an Bord kann man sich auch nicht aus dem Weg gehen. Die Nahrungsknappheit vor Erreichen von Island zehrt gerade an Sammys Nerven, doch ungeahnte romantische Gefühle schaffen schier unüberwindliche Hindernisse. Doch als es auf Island richtig gefährlich wird, spielt als dies keine Rolle mehr. Sie sind eine Crew, eine Bande, Zusammenhalt steht daher völlig außer Frage.
Das Cover spiegelt den das Buchcover wieder und passt genau zu den Vorgängern.  Wem das Cover gefällt, der kann auch den Inhalt eigentlich nur lieben. Dieser ist aufregend, sehr spannend, romantisch und wahnsinnig fantasievoll magisch. Es entführt in eine ganz eigene Welt.
Zusätzliche Atmosphäre schafft die Autorin mit dem von ihr eingesungenen Alea-Song, der meinen Mädels sehr gut gefällt. Da die Alpha Cru sich ihren Lebensunterhalt als Straßenmusiker verdienen kann man sich die Szenen in denen Alea und Tess in Reykjavik
auftreten bildlich und akustisch vorstellen.
Laura Maire hat eine sehr angenehm warme und eine für die Helden dieser CD passend jugendliche Stimme. Lediglich Sammy gefällt mir nicht so gut, den finde ich etwas zu überdreht und babyhaft. Das dürfte daran liegen, daß ich im Gegensatz zu den meisten Leserinnen/Hörerinnen Sammy bisweilen etwas nervig finde (meine Töchter verstehen das ganz und gar nicht!).
Was mich aber tatsächlich stört, ist die nicht ausgewogene Balance. Wenn Alea flüstert, flüstert auch Laura Maire, aber ohne den Tonregler nach oben zu schieben, versteht man sie dann nicht mehr. Andere Produktionen schaffen es, das Gefühl von Lautstärke bzw. von Flüstern zu vermitteln, ohne daß die Lautstärke zu vermindern. Dieser Punkt ist mir ausgesprochen wichtig und mit ein Grund dafür, weshalb ich Hörbücher Hörspielen vorziehe.
Gut finde ich jedoch, daß alle 5 bis 10 min. ein neuer Track gesetzt wird, so daß ein Wiedereinstieg immer relativ einfach möglich ist. Das Inlet enthält auch eine ausführliche Tracklist mit Titel und Trackdauer, Informationen zur Autorin und Sprecherin, sowie den Text des Titelliedes, der aber durchaus in sehr verständlichem Sopran gesungen ist. Schade, daß die ungekürzte  Lesung kurz vor dem dramatischsten Teil des insgesamt sehr spannenden Buches abbricht. Die Fortsetzung erfährt man auf den 3 CDs der inzwischen erhältlichen Fortsetzung Alea Aquarius, Das Geheimnis der Ozeane, Teil 2. Insgesamt umfasst die ungekürzte Lesung des 3. Bandes in beiden Teilen 8 CDs 
Gerne empfehlen wir das Hörbuch mit 4 von 5 Sternen weiter, wobei der Sternenabzug auf den Lautstärkeschwankungen basiert.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Oetinger Audio für dieses wunderbare Hörbuch, das wir sicher noch häufig hören werden.

Montag, 15. Mai 2017

Flätscher – Krawall im Kanal, Antje Szillat, Jan Birck, DTV Junior



Flätscher – Krawall im Kanal, Antje Szillat, Jan Birck, DTV Junior
Flätscher der Meisterdetektiv, das Stinktier mit Ladehemmung und Stunkkanone ist wieder da, gemeinsam mit seinem Assistent und Kumpel Theo, der die Sprache der Tiere versteht.
Flätscher wartet gerade in seinem stilvollen Zuhause auf einen neuen Fall und wundert sich, wo seine bezaubernde Sekretärin Chloe bleibt, als er erfährt, daß diese mit Olaf und der O-Clique bei einem Talentwettbewerb mit machen will. Schnell sucht er ein Schlagzeug zusammen und will sich diese Chance nicht entgehen lassen. Schon auf dem Weg zu Olaf fällt ihm auf, daß nach verschiedenen verschwundenen Tieren gerufen wird. Als kurz nach Probenende auch Chloe und Olaf verschwunden sind, haben Flätscher und Theo zwar endlich einen neuen Fall, aber sie hätten lieber Chloe und Olaf wieder. Eine nervenaufreibende Suche in den Tiefen des unheimlich gruseligen Kanals beginnt!
Flätscher ist ein vierfarbig illustrierter Comic-Roman, der selbst, aber nicht nur, für totale Lesemuffel ein Riesenspaß ist und sich sogar zum Vorlesen eignet, weil es richtig Spaß macht, das obercoole, vorlaute Großmaul zu sprechen!
Hier bilden Text und Illustrationen wirklich eine Einheit und auch wenn die Illustrationen nicht aus der Feder der Autorin selbst stammen, merkt man, daß Jan Birck Flätscher kennt und liebt. Nicht einmal kam es vor, daß meine Töchter eine Unstimmigkeit zwischen Text und Illustration gefunden haben, was sonst sehr oft vorkommt (vor allem, wenn die Illustratoren die Textvorlage nicht gründlich gelesen haben….). Zudem sind die Illustrationen unglaublich witzig und gespickt mit Kleinigkeiten. Mal muß man um den Bildrand den Spuren und Worten von Flätscher folgen, mal seinen Dialogen quer durch die Illustration. Aber es ist kein Comic. Es gibt durchaus großgedruckte Doppelseiten mit nur Text, so wie es auch einige Doppelseiten mit fast nur Illustration gibt, die die Lesemuffel dazu anspornt, die Doppelseitentext dann doch selbst zu lesen. Da Flätschers Großmauligkeit und Sprachkreativität sehr witzig sind, ist das aber auch wirklich eine zu bewältigende Aufgabe. Meine Kinder mußten allerdings erstmal verstehen, daß Flätschers Sprachschatz wie logissiomo, oder grandissiomo seiner eigenen Fantasie entspringen und sie diese nicht kennen müssen.
Flätscher und seine Gang sind sehr liebenswert, auch wenn Flätscher mich bisweilen an den Alien Alf aus meiner Kindheit erinnerte. Die große Klappe wird nicht immer vom größten Mut begleitet, aber für seine Freunde überwindet er die Angst und entwickelt natürlich einen Plan, der einfach grandissimo ist – ist ja logissmo!
Auch wenn diese Detektivgeschichte mit nur rund 144 Seiten und eben zahlreichen Illustrationen recht kurz ist, schafft es diese Einheit aus Text und Bild wirklich gruselige Kanalatmosphäre zu kreieren und es echt unheimlich werden zu lassen. Es war sooo spannend, daß ich unbedingt weiter vorlesen mußte, was aber leider nicht immer ging, wenn die Schule rief.
Die Geschichte lässt sich übrigens ohne Vorkenntnisse von Band 1 lesen, auch wenn sich die Kinder anschließend wohl Band 1 wünschen werden, so wie Band 3 der bereits im Herbst erscheinen wird.
Auch wenn ich zwei Töchter habe, wird dieses Buch garantiert Jungen gefallen. Es ist absolut nicht rosa/einhornig, sondern cool und tough. Flätschers angeberische Selbstüberschätzung ist wirklich witzig und das funktioniert sowohl für Jungen als auch Mädchen.
Ein wirklich gelungenes Konzept, daß nicht nur Lesemuffeln begeistern wird und vielleicht ja bei dem einen oder anderen die Lust am Lesen weckt, der bis dahin kein Buch anpackte…. Es ist weder Comic, noch Leseanfängerbuch (keine Fibelschrift), aufgrund der Schriftgröße und Kapitellänge aber durchaus ab Ende 2. Klasse oder Anfang 3. Klasse geeignet.
Wir vergeben gerne 5 von 5 Sternen – ist doch logissimo!

Sonntag, 14. Mai 2017

14 – Kicker, Küsse, Katastrophen, Heike Abidi, Pink



14 – Kicker, Küsse, Katastrophen, Heike Abidi, Pink
Franziska ist fast 14 ist eine begeisterte offensive Mittelfeldspielerin. Beim glorreichen Abschluß der Saison wird sie daran erinnert, daß sie auf Grund ihres 14. Geburtstags nach den Sommerferien nicht mehr in ihrer geliebten Mannschaft mitspielen darf. Ab 14 gibt es keine mixed Mannschaften mehr, sie muß in ein Mädchenteam wechseln. Doch das ist nicht ihr einziges Problem. Ihre Lehrereltern haben kein Verständnis für ihre Leidenschaft. Bislang galt die Bedingung, sie darf nur Fußball spielen, solange sie keine Note schlechter als 3 auf dem Zeugnis hat, nun muß sie noch einen Tanzkurs belegen, um feminier zu werden! Wechsel in eine Mädchenmannschaft und Tanzkurs, ist das nicht ein bißchen viel auf einmal? Warum können ihre Eltern sie nicht so akzeptieren, wie sie ist?
Ihre beste Freundin Selma hat den Tanzkurs schon letztes Jahr gemacht. Mit ihrem unerschütterlichen Optimismus macht sie ihr Mut sich die neue Mannschaft wenigstens mal anzusehen und den Tanzkurs als Sport zu sehen.
Zum Glück kennt sie einige im Tanzkurs bereits von der Schule und auch wenn sie alle ein zwei Jahre älter sind als sie, wird sie herzlich aufgenommen. Gerade mit Jill und Henriette (aus der Serie“ Tatsächlich 13, Plötzlich 14, Endlich 15“) kann man auch bei Cha Cha Cha und Walzer richtig Spaß haben und die neuen Fußballmädels spielen richtig gut.
Franziska/Franzi ist eine Hauptperson, die man einfach gern haben muß. Offen und natürlich, steht sie zu sich, ihren Hobbys und ihren Ansichten. Sie macht sich und anderen nichts vor. Na ja, ihren Eltern schon, wenn es um ihre Schulnoten geht und sie heimlich Nachhilfe nimmt. Das Schöne an ihr ist jedoch, daß sie ihre Schwäche in einigen Fächern nicht einfach verschweigt, bis es zu spät ist und sie sitzen bleibt, sie arbeitet an sich. Zum Glück hat Henriette mit ihrem Ex-Freund Nick den perfekten Nachhilfelehrer für sie, der ihr Mathe und Französisch so logisch erklären kann, wie die Absatzregeln beim Fußball.
Auch wenn im Tanzkurs Zickenalarm wegen der süßesten Jungs ist, schafft Franzi sich da rauszuziehen. Sie ist zu geradlinig für solches Theater und will ja eigentlich auch gar nicht dort sein, sondern lieber auf dem Rasen kicken.
Der locker leichte Stil wird noch weiter aufgelockert durch einige What’s app Nachrichten, Blogeinträge und einen Psychotest zu seiner Rolle innerhalb der Familie. Dieser Test gefiel mir sehr gut, gerade weil Franzi, die zu Beginn des Buches furchtbar über ihre Lehrereltern und ihren Bildungsurlaub mit begrenzter Handyzeit in der Toskana schimpft, sehr fair und ehrlich mit sich, ihren Eltern und ihrem kleinen Nerdbruder umgeht.
Franzi ist jung und bisweilen unbedarft und ahnungslos. Das finde ich sehr sympathisch, ebenso wie ihre Freundin Selma, mit der sie seit der ersten Klasse befreundet ist. Sie ist völlig anders als sie, aber was solls? Dann nimmt man die Freundin halt so, wie sie ist. Ihre strahlend sonnige Art finde ich sehr frisch, auch daß sie nicht aus allem ein Drama macht. Die „Tatsächlich 13“ Reihe kenne ich zwar nicht, aber das ist auch nicht erforderlich, um Jill und Henriette sofort zu mögen. Für diejenigen, die die Reihe bereits kennen und lieben, ist es natürlich ein extra Bonbon, so zu einem unverhofften Wiederlesen mit ihnen zu kommen.
Die Geschichte spielt in Berlin, wo sonst gibt es so viele Vereine innerhalb einer Stadt. Man merkt jedoch nicht, daß die Autorin Heike Abidi, weit entfernt von der Metropole mit ihrer Familie in der Pfalz lebt. Seit 2012 veröffentlicht die studierte Sprachwissenschaftlerin Frauenromane, gibt Anthologien zu verschiedenen Themen heraus und schreibt Kinder und Jugendbücher. Mich hat noch keines ihrer Bücher enttäuscht, sie sind stets ausgesprochen positiv in ihrem Grundton, frisch aufbauend und selbst in mitten der größten Katastrophen witzig und nicht peinlich.
Ein wirklich schönes Buch, das richtig süß aber nicht klebrig ist. Es verführt einfach in einem Rutsch durchgelesen zu werden, weil es einfach richtig gute Laune macht - Herzklopfen inklusive.
Ein echtes gute-Laune-Wohlfühlbuch, ideal für junge Mädchen, die es lieben werden und sicher versstehen, warum ich 5 von 5 Sternen vergebe.

Gloria und die Londoner Liebschaften, Marlene Klaus, Dryas Verlag



Gloria und die Londoner Liebschaften, Marlene Klaus, Dryas Verlag
Im 3. Abenteuer von Lady Gloria Wingfield ist diese im Jahre 1889 zur Saison in London. Durch die bevorstehende königliche Hochzeit von Prinzessin Louise herrscht Trubel in der Stadt. Gloria steht die Eröffnung des Frauenbildungsvereins bevor, zu der zahlreiche illustre Gäste u.a. auch das Ehepaar Oscar und Constance Wilde erwartet werden und das Patenkind von Queen Victoria. Daher sind auch jede Menge Journalisten anwesend, als die Leiche eines jungen Adeligen gefunden wird, wird die Aufmerksamkeit für dieses Ereignis noch größer. Gloria fühlt sich durch das Verbrechen persönlich gegriffen. Sie ermittelt daher auf eigene Faust, sehr zum Missfallen von Lord Alexander Lyndon. Da Alexander sie bei ihren Ermittlungen nicht unterstützen will, wendet sie sich an den charismatischen Gesellschaftskolumnist Mr. Morris, der den Vorschlag gerne annimmt.
Mir persönlich gefällt die Reihe mit jedem Band besser. Gloria und Alexander werden offener und kommen mehr aus sich heraus, allen viktorianischen Konventionen zum Trotz. Zarte Gefühle keimen auf.
Außerdem werden wieder aktuelle gesellschaftliche Themen der damaligen Zeit in die Geschichte aufs Anschaulichste eingeflochten. Diesmal geht es um Gleichberechtigung, die damals nicht nur nicht selbstverständlich war, sondern gesetzlich nicht vorgesehen. Es gab kein Frauenwahlrecht und die Frau war dem Manne quasi untertan. Frauen durften noch keine Hosen tragen und nicht über ihr eigenes Geld verfügen. Ihr Vermögen wurde von dem Ehemann verwaltet oder verschwendet, je nach dessen Charakter. Das Velo als gefährliche Errungenschaft, die man besser mal misstrauisch beäugt und bei dem auch lediglich die Dreirad-Varianten für Frauen schicklich sind. Kein Wunder, daß es damals auch Journalistinnen gab, die sich für das Thema Frauen und Sport einsetzten und natürlich zur Eröffnung des Frauenbildungsvereins eingeladen wurden. Auch illustre Persönlichkeiten nehmen bei fiktiven Geschehnissen teil, was sowohl ein interessantes Gesellschaftsbild wirft, als auch den Glamourfaktor hebt. Die Sprache ist angenehm flüssig zu lesen, nicht gestelzt und dennoch passend, um nicht das Flair der viktorianischen Zeit zu zerstören.
Der Krimi ist ein echter Cosy. Es gibt verschiedene Verdächtige aus dem näheren Umfeld des Opfers, CSI und Co. waren damals aber noch gänzlich unbekannt. Daher verlaufen auch die Ermittlungen geruhsamer als bei aktuellen. Alleine Beobachtungen und Gespräche über Beobachtungen und Motive können die Ermittlungen voranbringen. Hierbei ist es natürlich von Vorteil, daß Gloria der gesellschaftlichen Schicht entstammt, der auch die Verdächtigen entstammen.
Auch dieser Band der Baker Street Bibliothek zeichnet sich wieder durch Wunderschöne große Vignetten im Stile der damaligen Stadtansichtsstiche aus. Das verbreitet direkt viktorianisches Flair!
Auch dieser Band hat im Anschluß an den Krimi ein ausführliches Personenverzeichnis, in welchem auch die fiktiven und die realen Persönlichkeiten der Geschichte gekennzeichnet sind, bzw. die semifiktive, also die Romanhelden, die ehemals lebenden Personen nachempfunden wurden, mit entsprechenden Hinweisen auf die realexistierenden Vorbilder. Außerdem geht der Anhang auf die gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Umbrüche dieser Zeit ein, so daß man mal wieder einmal zu schätzen weiß, im Hier und Jetzt zu leben!
Ein wirklich schöner Cosy mit Herz, Niveau und Flair, den ich gerne mit 5 von 5 Sternen weiterempfehle.