Freitag, 30. Dezember 2016

Sunny Valentine - Von Zirkuskanonen und elefantösen Notfällen


Sunny Valentine - Von Zirkuskanonen und elefantösen Notfällen, von Irmgard Kramer, Loewe Verlag
Dies ist Band 4 der Abenteuer von Sunny Valentine, ihrem über 1000 Jahre alten geheimnisvoll skurrilen Haus, ihrem Vater dem Kinderbuchillustrator, ihrem kleinen Bruder Flip, Pflegebruder Amir und Nennopa Konrad sowie diversen Tieren die sie von ihren Reisen mit dem Haus mitgebracht hat. Denn Sunnys Haus, das sie für 85 Cent gekauft hat, ist ganz speziell. Es kann Räume verschieben, sich stauchen, wachsen, ausdehnen, verändern und seine Türen können in andere Länder führen. Doch jetzt stimmt gerade etwas nicht mit ihm. Nach der Schule, läßt es niemanden herein! Die Türen und Fenster sind verrammelt und es sieht immer schäbiger aus. Da die Tag immer kürzer und kälter werden, können sie kaum im Garten schlafen und der einsetzende Schneefall zwingt die Familie dazu ihre Notunterkunft im Tipi zu verlassen und sich aufzuteilen, denn keiner ihrer Freunde hat für eine so große Familie Platz. Sunny macht sich daher auf die Suche nach einem geheimnisvollen Arzt, der ihr krankes Haus heilen kann. Doch den findet man nur, wenn man ihn nicht sucht. Auf ihrer Nichtsuche landet Sunny im warmen Italien beim Circus Fratelli Bombastico, einer riesigen bunt gewürfelten Großfamilie die gut zu ihren Tieren ist und deren Künste Sunny fast so sehr faszinieren, wie ihrer jüngster Spross Manolito.
Diese Geschichte ist sehr eigenen und sehr fantasievoll. Zur Einstimmungen hatte ich den Kindern, die ersten zwei Bücher als Hörbücher gekauft und sie waren begeistert. Ich hatte sie zum Einschlafen gehört und war verwirrt, weil die Geschichten recht verschachtelt und jenseits des Normalen waren. Ich ging also etwas vorbelastet an dieses Buch heran. Entgegen meiner Erwartungen, konnte man diesem 4. Band aber auch ohne Vorkenntnisse gut folgen. Mich wunderte zwar wo Sunny’s Mutter steckte und an wen die Geschichte adressiert ist, denn sie ist nicht einfach eine Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, sondern ein langer Brief an Sunnys Mutter. Die Kinder haben es mir sofort erklärt und wußten voll Bescheid, aber auch das Buch kommt an einer späteren Stelle darauf zu sprechen. Sunny’s Mutter ist losgezogen, um sich selbst zu finden und Sunny schreibt ihr regelmäßig ihre Abenteuer mit ihrem wunderlichen Haus, die der Vater dann illustriert und später veröffentlicht.
Denn erzählenswerte Abenteuer sind es allemal, die Familie Valentine mit dem Haus oder durch das Haus so passieren. Es werden keine Verbrecher gejagt und keine Drachen oder Feen gerettet, aber Sunny muß in Band 1 die Unterhose eines Prinzen für das Haus als Fahne besorgen, in Band 2 die verschollene Lehrerin in New York finden und in Band 4 einen Arzt, dessen Aufenthaltsort ebenso wechselhaft ist wie sein Name. Die ständig neuen Namen des Arztes sind ein wirklicher Knaller, auch wenn diese für die Eltern bisweilen vielsagender sind als für die Kinder (meine kennen z.B. Doktor Schiwago und Dr. Sommer nicht). Das Buch lebt von fantastischen Übertreibungen und wahnwitzigen Ideen, die den kindlichen Kosmos zum Schwingen bringen. Kinder können sie hervorragend in diese für Erwachsene bisweilen merkwürdig anmutenden Geschehnisse hereinversetzen und fiebern total mit. Das Buch wird ab 9 Jahren empfohlen. Meine 7,5 jährige Tochter fand es aber auch schon ganz toll, konnte aber mit den sich anbahnenden zarten Gefühlen für Manolito noch nicht so viel anfangen, wie ihre große Schwester mit 9,5 Jahren.
Die zweifarbigen Illustrationen von Nina Dullek sind dabei ausgesprochen liebevoll und witzig und passen ausgezeichnet zu dieser ungewöhnlichen Geschichte, der sogar mein Mann lachend zu hörte. Man muß jetzt nicht die ganze Zeit laut loslachen, aber bisweilen bei einigen der Namenskreationen für den verschollen Arzt oder beim Treffen der Etepetete-Familie von Sunny’s Freundin, kann man nicht anders als zu lachen. Ein wirklich außergewöhnliches Buch, jenseits von gerade angesagten Trends, sondern wirklich eine liebevolle Familiengeschichte, auch um Zusammengehörigkeit von Familien, die nicht alle genetisch verwandt sind, die abseits von derzeit häufig verlegten Massenwarenreihen liegt. Dennoch eine einzigartige Geschichte, die durchaus ein breites Publikum ab mind. 8 Jahren anspricht.
Absolut empfehlenswerte 5 von 5 Sternen.