Donnerstag, 31. Oktober 2019

Code Genesis (2) – Sie werden Dich jagen, Andreas Gruber, gelesen von Jodie Ahlborn und Achim Buch, MP3 6 h 50 min gekürzt, ab 12 Jahren



Code Genesis (2) – Sie werden Dich jagen, Andreas Gruber, gelesen von Jodie Ahlborn und Achim Buch, MP3 6 h 50 min gekürzt, ab 12 Jahren

Nach ihrer spektakulären Flucht von Wreck Island wo sie bei einem Tauchgang in einer alten Kiste ein geheimnisvolles Artefakt in Form eines Horns gefunden haben, geht es nun für die 14 – jährige Terry West und die übrigen Crewmitglieder des einzigartigen Forschungs-U-Bootes Kopernikus nach Venedig. Dort erhoffen sich ihr Onkel der Forscher Simon West und Zwillingsbruder von Terrys verstorbener Mutter Amanda, Hinweise von einem italienischen Gelehrten. Mit einem U-Boot in der Laguenstadt aufzutauchen ist nicht ganz unauffällig. Daher bleiben Simon und sein nerdiger Sohn Ethan (17) an Bord, um die Kopernikus jederzeit in Sicherheit bringen zu können. Ethan soll mit seiner Spezialdrohne die Umgebung nach Auffälligkeiten absuchen. Terry sucht hingegen mit Johann, dem Bodyguard und Mädchen für alles an Bord und Pierre, dem Taucher, dessen Inselparadies wegen ihrer Nachforschungen in Flammen aufging, das Forschungslabor auf, mit dem ihre Mutter zuletzt in Kontakt stand. Simon hat zu äußerster Vorsicht aufgerufen, da Biosyde, der mächtige Pharmakonzern, der hinter den Ergebnissen von Amanda West her ist, keine Kosten und Mühen scheut, sie zu finden. Solange sie nicht wissen, wie es Biosyde gelingt, sie immer wieder aufzuspüren, sind sie nicht sicher. Aus diesem Grunde werden sie auch Venedig in einer halsbrecherischen Flucht verlassen, um in Santorin dem nächsten Hinweis nachzugehen. Werden sie schneller sein, als ihre Gegner?


Zu Beginn des Hörbuchs rekapituliert Terry noch einmal kurz, wie es kommt, daß sie unterwegs nach Italien sind, was sie dort suchen und wer sie alles begleitet. Das ist sehr hilfreich, um sofort wieder mitten in der Geschichte anzukommen, oder sollte man irrtümlich mit Teil 2 beginnen. Dabei geht es sofort wieder rasant zur Sache. Wie auch im ersten Band wird die Crew des Hochleistungs-U-Boots durch die Weltmeere gejagt. Entsprechend ist das Abenteuer in die Stationen ihrer Suche nach dem rätselhaften Forschungsergebnis von Dr. Amanda West in Venedig, Santorin, Schottland und Cinque Terre gegliedert. Diesmal sind die Entfernungen nicht ganz so groß, ihren Verfolgern fällt es daher auch leichter ihnen an den Fersen zu bleiben, das Tempo lässt nicht nach. Trotz des hohen Tempos wächst einem aber die Crew mitsamt Frettchen Charly weiter ans Herz. Allerdings finde ich die Charaktere diesmal weniger ausgeprägt, als in Band 1. Wahrscheinlich ist dies Folge der Kürzungen des Hörbuchs. Terry steht ganz klar im Mittelpunkt, sowie ihre enge Bindung zu Charly, um dessen Wohl sie stets besorgt ist. Seinen möglichen Verlust bei Verfolgungen möchte sie um jeden Preis verhindern. In diesem Band kommen sie nicht nur der Gefahr sehr nahe, sie bekommen auch einige Antworten auf Fragen und Phänomene, die Terry schon länger stutzig machen. Hierdurch bekommt auch ihr Frettchen eine noch viel größere Bedeutung für sie und ein langjähriger Vertrauter enttäuscht sie schwer. Doch die Wut und die Enttäuschung weichen dem Wissen, dass einige ihrer Lieblingsmenschen alles für ihre Sicherheit geben. Eine Sicherheit, die endete, als sie das Geheimlabor ihrer Mutter zufällig in Miami öffnete. Ob sie jemals wieder außer Gefahr sein wird, wird in diesem Band nicht klar, denn er endet mit einem unglaublich fiesen Cliffhanger. Alles ist möglich und doch steht auch alles auf dem Spiel!

Wieder wird das Hörbuch von zwei Sprechern Jodie Ahlborn und Achim Buch gelesen. Dabei ist es nicht lediglich ein Kontrast zwischen weiblich und männlich, nein Achim Buch klingt auch deutlich älter, reifer, erfahrener und oftmals auch viel böser als Jodie Ahlborn. Denn ihm obliegt es meistens die Sicht der bösen Verfolger zu schildern. Übernimmt er jedoch Onkel Simon, Johann oder Pierre, wird schnell klar, daß er auch anders kann. So geht es den Zuhörern aber auch, wenn Jodie Ahlborn von Terry zur eiskalten Chefin von Biosyde Valerie de Boes wechselt. Als Terry klingt sie spontaner, emotionaler und abenteuerlicher, als ihre Gegnerin, berechnender und skrupelloser.


Einige der Antworten die Terry findet, hat man als erfahrener Hörer/Leser schon geahnt, andere nicht. Unglaublich actionreiche, spannende Unterhaltung mit vielen Wendungen, die sich bisweilen aber schon abzeichnen. Dennoch war ich jede Minute gefesselt und bin schon auf die Fortsetzung im Juli 2020 gespannt. Dem Thriller-Profi Andreas Gruber ist eine sehr spannende Jugendbuchreihe gelungen.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei dem Hörverlag und dem Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

Dienstag, 29. Oktober 2019

Chilli, ich und andere Katastrophen, Antje Sziallat, Illustration Zapf, Schneiderbuch Egmont



Chilli, ich und andere Katastrophen, Antje Sziallat, Illustration Zapf, Schneiderbuch Egmont

Der 11-jährige Jelko Pudelund ist gerade mit seiner besten Freundin und Nachbarin Lotte auf die Gesamtschule gewechselt, mit neuen Klassenkameraden. Eigentlich könnte alles ganz aufregend sein, wäre da nicht der hinterhältige Bert Branco in seiner Klasse. Der ist viel größer und stärker, macht bei seinen Lehrern einen auf Superschüler, wenn aber keiner hinsieht ärgert er die Kleineren und Schwächeren. Auf Jelko scheint er es besonders abgesehen zu haben und nennt ihn nur noch Pudel! Jelko köchelt vor sich hin, doch was soll er machen! Ein Lichtblick scheint sich zu zeigen, als seine Mutter ihn von der Schule abholt und mit ihm Pizza essen gehen will. Stattdessen sieht sie Schuhe im Schaufenster und der Tag wird noch schlimmer! Doch scheint es Jelko, als würden ihn Glubschaugen aus dem Schuhregal beobachten...  aber das kann ja doch nicht sein. Als seine Mutter ihm aber nachher zu Hause einen leeren Schuhkarton zum Basteln bringt, springt ein wuscheliges Wesen mit knallrotem Puschelschwanz und riesigen Kulleraugen aus dem Karton heraus. Er stellt sich als Feuerfrettchen Chilli vor! Von nun an ist er sein ständiger Begleiter, futtert ohne Ende scharfe Senfbrötchen, folgt ihm überall hin und schnarcht ganz furchtbar. Sobald jemand den Raum betritt verwandelt es sich in einen anderen Gegenstand. Ganz schön nervig, aber auch liebenswert!

Auch wenn es nicht offiziell als Comicroman geführt wird, ist dies aufgrund seines hohen Bildanteils und der immer wieder fett eingeschobenen Laut- oder Gefühlsausdrücke doch ein kurzweiliger Comicroman. Perfekt für Kinder, die nicht gerne lesen, denn es ist auch nicht so lang, da haben auch Lesemuffel recht schnell das Erfolgserlebnis, ein ganzes Buch gelesen zu haben und stellen fest, dass es gar nicht weh tat, sondern richtig lustig war! Jelko ist eigentlich ein ganz normaler Junge und somit sehr sympathisch und eine gute Identifikationsfigur. Chilli higegen ist der personifizierte Albtraum! Er lässt Wünsche wahr werden, ohne dass  man es vorher ahnt. Das kann ganz schön in die Hose gehen! Außerdem ist er ganz schön frech und vorwitzig. Er kommt ganz ohne Bedienungsanleitung. Jelko hat also keine Ahnung, was da auf ihn zukommt! Es geht nach dem Prinzip des Try and Error, wobei es dann erst mal mehr Pannen als Erfolge gibt! Ganz schön peinlich, aber lustig für den Leser(in). Es werden ganz typische Kinderprobleme angesprochen: peinliche Eltern am Spielfeldrand und auch Bullys in der Schule, die aber natürlich stets darauf bedacht sind, nicht erwischt zu werden. So ahnen die Lehrer wohl nichts Böses, die Mitschüler haben aber selbst genug Angst davor, in den Fokus zu geraten und trauen sich daher nicht zu helfen. Ein Feuerfrettchen, dass Wünsche erfüllt, ist in so einer Situation natürlich die reinste Verführung. Doch Jelko ist ein netter Kerl und widersteht der Versuchung selbst so fies zu werden. Allerdings fühlt er sich mit Chilli sicherer und er wehrt sich, mit ganz erstaunlichem Ergebnis! Das macht richtig Mut! Nicht nur dass, es zeigt auch, dass es immer einen Weg gibt, der sich lohnt zu gehen, ohne dass man selbst sich und seine Werte verraten muss. Das hat meine Mitleserinnen und mich sehr überzeugt.

Meine Töchter sind Lesemuffel, mir ging aber der Vorlesestoff aus, daher habe ich es dennoch vorgelesen. Beide (12 und 10) fanden die Geschichte sowohl sehr lustig, als auch sehr beruhigend. Es gibt jede Menge lustige Beobachtungen, sowohl was die Eltern, Nachbarn und Mitschüler betrifft. Das Freundschaftsthema hat sie ebenso angesprochen, wie der Klassenkamerad, der die Schwächeren ärgert, solange sie es sich gefallen lassen. Meine Jüngste meinte sogar, dass sie das Buch auch alleine gelesen hätte. Es ist nicht so dick und die Seiten sehen schon so fröhlich aus. Die Schrift ist schön groß, der Text nicht so viel und die Comicausdrücke machen gute Laune.


Die Illustrationen von Zapf sind quer über das ganze Buch verteilt und jede Doppelseite hat mindestens eine Illustration. Sprachlich und vom Schrifttyp ist es kein Leseanfängerbuch mehr, die Illustrationen sind auch nicht farbig, verbreiten aber dennoch Spaß und gute Laune. Den zweiten Teil, der schon in Vorbereitung ist, will sie dann selbst lesen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Buchcontact und dem Schneiderbuch Verlag für das Rezensionsexemplar.

Montag, 28. Oktober 2019

Heliosphere 2265 (11) Vergeltung, Andreas Suchanek, Hörspiel



Heliosphere 2265 (11) Vergeltung, Andreas Suchanek, Hörspiel

Nach der waghalsigen Flucht aus der Gefangenschaft auf der Erde, scheint es erst einmal eine Pause zum Durchatmen zu geben. Doch nein, das Atmen fällt schwer, ein Virus breitet sich schlagartig aus, das anfangs wie eine normale Grippe scheint, aber am 3. Tag der Infektion Anzeichen des tödlichen Erios-Virus der 3. Generation anzeigt. Die Todesfälle steigen rasant an und auch prominente Vertreter sind betroffen, nicht zuletzt auch Admiral Pendergast, der langsam dämmert, daß alles Teil des Plans des selbsternannten Imperator Sjöbergs ist. Dieser hat das Virus bewusst über einen nichtsahnenden, befreiten Gefangenen an Bord geschleust. Doch es kommt unerwartete Hilfe, sowohl für die Mannschaft von Admiral Pendergast, als auch für die Besatzung der Hyperion um Captain Jaden Cross. Dieser sucht in den Archiven von Core I nach Erklärungen, indem er den Spuren von Sjöbergs Frau folgt. Während Cross noch nach Antworten such, bekommt der Hörer durch Gespräche zwischen Cassandra und Sarah McCall schon deutlich mehr mit.

Der Prolog ist diesmal besonders tückisch, da ich schon an meinem Erinnerungsvermögen zweifelte. Wer um alles in der Welt ist Cassandra und von welchem Virus reden sie? Die Hörspiele sind deutlich gekürzt, gegenüber den ebooks, aber dafür bombastisch im Sound! Ich bin ja nicht so der Hörspiel-Fan, weil es immer viel schwieriger ist der Handlung zu folgen, als bei ebooks, aber wenn sich das Auto in ein Raumschiff verwandelt und man jederzeit erwartet abzuheben, dann ist mir das egal! Das Hörspiel ist mit knapp über 1 Stunde auch so kurz, daß man es immer wieder zwischen schieben kann und nach mehrmaligem Hören, ist man über sämtliche Intrigen und Feinheiten im Bilde. Wenn man auch nicht auf dem gleichen technischen Stand ist wie die Crew. Einige der Neuerungen, die Cross und Co. dort genießen sind schon sehr verführerisch, wenn ich mir auch wie Cmdr. Ishida und Dr. Petrova meinen Kaffee liebe und nicht wieder hergeben will.


Die Setlist der Sprecher ist unglaublich hochkarätig besetzt. Würde meine Tochter mithören, würde sie einige der Miraculous-Sprecher wieder erkennen, oder auch Fans von Bones würden staunen. Es sind wirklich sehr bekannte Synchron und Hörbuchstimmen im Cast, die der Geschichte Spannung, Emotion und Raumklang verpassen. Es macht einfach Spaß mit ihnen in die Zukunft in das Jahr 2265 zu starten und auf der Seite von Captain Jaden Cross den Kampf der Guten gegen den Bösen Sjöberg zu folgen. Wobei, halt! Wir lernen diesmal wieder einiges über die Familie Cross und seine Eltern sind gar nicht glücklich über den Weg ihres Sohnes Jaden und machen diesem bittere Vorwürfe!

Diese Folge ist etwas ruhiger als bisherige, dabei sausen wir aufs Staffelfinale zu. Doch statt Explosionen gibt es diesmal eine Epidemie, das knallt nicht ganz so laut. Auf den Cliffhanger zum Schluss ist aber wieder Verlass. Ganz klar, es geht spannend weiter im intergalaktischen Kampf rund um die Interstellare Union!

Vielen lieben Dank an  Andreas Suchanek für das Hörexemplar!

Sonntag, 27. Oktober 2019

Mein Feuerpferd (2) – Sturmfohlen, Chantal Schreiber, cbj



Mein Feuerpferd (2) – Sturmfohlen, Chantal Schreiber, cbj
Kurz vor Weihnachten kehrt Eva mit ihrer Mutter, der Schauspielerin Sarah, zu ihrem Vater Magnus, dessen zweiter Frau Hrönn und dem kleinen Babyhalbbruder Björn zurück. Zum Glück verstehen sich die zwei Frauen noch immer fantastisch und Sarah überlegt ernsthaft wieder an ihrer Karriere als Schauspielerin zu arbeiten und ihre Tochter für ein paar Monate auf Island zu lassen! Eva ist total glücklich wieder bei ihrem Isländerwallach Eldur zu sein, freut sich auf Ausritte mit der Nachbarin Salka und Gespräche mit deren Opa Oskar. Doch auf der Koppel trifft sie erst einmal einen ihr unbekannten Jungen, der ihr Pferd „verarztet“ und er ist nicht der einzige Neuzugang. Auch Hrönns Nichte Emma wird erwartet, die sich während der Schwangerschaft, um Hrönns preisgekrönten Wallach Vindur gekümmert hat. Eva freut sich schon sehr auf die etwas ältere Emma, besonders, weil diese erscheint, während Salka mit ihrer Familie Verwandtschaftsbesuche macht. Doch leider läuft es nicht, wie von Eva erträumt. Die Ältere scheint von Anfang an gegen sie zu intrigieren. Mit so viel Hinterhältigkeit hat sie wirklich nicht gerechnet. Doch dann kommt der Moment, als sie beide ganz alleine auf den Höfen sind und ein Schneesturm losbricht.
Die Schilderungen der isländischen Weihnachtstraditionen fand meine Tochter (10) total spannend, auch aber nicht nur, die unaussprechlichen Namen der 13 Trolle die, die isländischen Häuser vor Weihnachten heimsuchen. Als sie Salkas Cousin veräppelt, und sich als Troll ausgibt, findet sie es witzig, denn es ist alles geprägt von großer Harmonie und Weihnachtsstimmung. Leider sind die Sonnenstunden rar und die Zeit für Ausritte nur sehr begrenzt. Umso wichtiger ist es zusammenzurücken und sich zu verstehen. Es klappt ganz wunderbar, ein Traum scheint sich zu erfüllen, bis für sie ein Albtraum in Gestalt von Emma auszubrechen scheint. Dieser Zickenkrieg ist heftig, aber Eva bleibt erstaunlich lange geduldig, bis es ihr der Kragen platzt. Zwei zankende Mädels und ein krankes Baby ist auch für das bislang liebevolle Paar Magnus und Hrönn zu viel. Während das Wetter immer unwirtlicher wird, nähert sich die Stimmung dem Gefrierpunkt und es wird richtig spannend. Die Gemeinheiten, die Eva erleidet und ihr Unvermögen ihre Unschuld zu beweisen, sind richtig fesselnd. Doch das ist erst der Anfang von einer unglaublich packenden Episode. Witterungsbedingt, kann Eva natürlich über den Jahreswechsel nicht allzu viel Zeit mit Ausritten verbringen. Dennoch bleibt das Pferdethema immer präsent. Man spürt aus den Schilderungen sowohl den Sachverstand der Autorin im Umgang mit Pferden, als auch mit Kindern und Heranwachsenden. So wird hier die wunderbare, aber bisweilen abweisende Landschaft Islands, nicht nur mit der Pferdeliebe, sondern auch den Problemen von Trennungskindern und Patchworkfamilien verbunden. Selbst Leserinnen, die nicht selbst betroffen sind, können sich durch den einfühlsamen Erzählstil gut in die Nöte der jungen Heldinnen hineinfühlen und die Konflikte nachempfinden. Sogar der bisweilen zuhörende Sonderschullehrer war beeindruckt von den teilweise sehr heftigen Jugendkonflikten, die dann aber vorbildlich durch Einsicht gelöst wurden, ohne dass die Schilderung ins Pathetische abrutschte, sondern stets authentisch blieb.
Ein unglaublich emotionales und spannendes Pferdeabenteuer, das aber stets realistisch bleibt und auf die isländischen Elfen verzichtet. Mystik bleibt den Erzählungen vorbehalten, denen Eva über ihre isländische Zweitheimat lauscht und die nicht nur sie faszinieren.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei cbj und dem Bloggerportal für unser geliebtes Rezensionsexemplar.

Samstag, 26. Oktober 2019

Mörderische Buchmesse 2019 – Krimiblogger auf der FBM19



Mörderische Buchmesse 2019 – Krimiblogger auf der FBM19

Mein Tag auf der Messe startete damit, daß ich mir erst mal einen Überblick über die Messe verschafft habe, um zu meinen Terminen auch ja pünktlich zu kommen. Dabei habe ich dann gleich mal meine Blogger-Freundin Sonja Wagner aka Wildpony oder books & shoes getroffen. Gemeinsam haben wir schon am am Gmeiner-Stand gestöbert, ehe wir uns in Halle 4.1 zum Bloggertreffen des Conte Verlags mit dem Verlagsteam und Autorin und Schauspielerin Isabella Archan getroffen haben. Neben den Salzburger-Schoko-Leckerlis bekamen wir den neuen Fall von Inspektorin Willa Stark „Ein reines Wesen“ in gedruckter Form und mit Widmung. Aber natürlich konnten wir auch alle miteinander quatschen.... und haben dabei erfahren, daß Isabella auch mal das Gretchen in Goethes Faust spielte und dabei Tatort Kommissar Harald Krassnitzer küsste... Dank ihrer Theaterengagements hat es sie nicht nur nach Wien, sondern auch ins Saarland verschlagen, so wie auch ihre Inspektorin Willa Stark, und letztendlich ins schöne Rheinland nach Köln. Isabella verströmte eine überbordende Energie und Omnipräsenz, so ist sie mir auch nachdem wir die Kurzgeschichte zur Blogtour erhalten haben, immer wieder begegnet (ja freitags war das noch möglich!).

So schwirrte sie auch am Stand des Emons Verlags (bei dem ihre mörderischen Reihen um Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff in Köln und die MörderMitzi in den Alpen erscheinen) herum, der sich dieses Jahr gedacht hat, warum kleckern? Und gleich mehrere Bloggerhighlights servierte und nicht nur das: Es gab auch echt „kölsches Wasser“ aus Pfandflaschen zum Wecken unserer Lebensgeister, damit wir nach so viel Mord und Totschlag uns ganz lebendig fühlen konnten. Bei den vielen sympathischen Krimiautoren war das aber eigentlich kein Problem. Ehrlich, Krimiautoren sind wahrscheinlich deswegen so umgänglich, weil sie all ihre finsteren Gedanken zu Papier bringen, statt sie an ihren Mitmenschen auszulassen! Wobei ich da Thriller-Autorinnen gerne mit einschließen will.


Sowohl Myriane Angelowski (links), die ihren Thriller „Porzellankind“ präsentierte, als auch die Mutter der iCats Kerstin Fielstedde (rechts), die mit „Katerminator“ den zweiten Katzenfall nach „Kamikatze“ (als Hörspiel übrigens preisgekrönt) präsentierte, mal mit Katzenkopf, mal ohne. Nun habe ich einen wunderschönen iCats-Sticker und überlege verzweifelt, welcher Ort denn seiner würdig wäre. Ich bin ja mal sehr gespannt, ob Katerminator auch so schwarzhumorig und nervenaufreibend wie sein Vorgänger ist! Myriane Angelowski ist bislang vor allem für ihre Köln-Krimis bekannt. Da sie Sozialarbeit studierte und als Referentin für Gewaltfragen tätig war, kann man sich bei ihren Büchern auf nervenaufreibende Fälle gefasst machen.

Während ich auf das nächste Highlight wartete entdeckte ich am benachbarten Stand des 360 Grad Verlages das Dreamteam für den Kriminachwuchs Antje Szillat und Jan Birck (links), die junge Lesemuffel mit den witzigen Flätscher Krimis mit Spaß ans Lesen heranführen und nun auch mit „Henning – Ein Elch reist ins Glück“ ein altersloses Gute-Laune-Glücklich-mach-Buch  beim dtv Verlag erschaffen haben.

Etwas später folgte der Austrian Writers Club mit Bernhard Hofer, Michaela Kastel (rechts) und Andrea Nagele (rechts), die sich gegenseitig „interviewten“ und so ihre Arbeit, ihre Schreibweise und ihre Motivation präsentierten.

Bernhard Hofer (links) fühlte sich schon immer zum Autor berufen und sprach immer von seinem großen Roman, bis es seiner Frau zu bunt wurde und sie ihn zum Berufswechsel drängte. Seither lebt er was er ist, und seine Töchter kennen ganz genau sein „Schriftstellergesicht“ wenn ihn mal wieder eine Idee überkommt, die unbedingt zu Papier gebracht werden will. Auch wenn er inzwischen mit seiner Familie in Potsdam lebt, spielen seine Romane in seiner Heimat in den Bergen. Diesmal wurde „Tannenfall: der erste Schnee“ vorgestellt, Fortsetzung des Alpenkrimis „Tannenfall“. Die Reihe wird das Schicksal von vier Frauen in der beklemmenden Enge eines Alpenorts entwickeln.

Michaela Kastner ist seit ihrem Erstlingswerk „So dunkel der Wald“ für das sie den Viktor Crime Award erhielt, der neue österreichische Shootingstar. Ihre düsteren Fantasien entwickelt sie ganz alleine in ihrem stillen Kämmerlein, ohne eigene negative Erfahrungen. Sie spielt in ihrem Hirn die Szenarien durch, was wäre wenn... So sind auch die finsteren Szenarien und beklemmenden Gefühle in „Worüber wir schweigen“ reine Fiktion. Derweil erfüllt sie sich einen Traum und schreibt ein Jugendbuch in dem die Liebe keine Leichen braucht!

Durch Andrea Nageles „Tod in den Karawanken“ habe ich damals gelernt, wie lange und schwierig und mit wie vielen Nebenwirkungen und körperlichen Entzugserscheinungen ein Alkoholentzug begleitet wird. Bislang habe ich immer nur so tolle Erfahrungsberichte von Mandanten gehabt wie „Wissen sie Frau Bross, mit dem Heroin auf zuhören, ist schwieriger als das Rauchen bleiben zu lassen“ woran ich nie gezweifelt habe ;) Diese nahezu körperlich erlebbaren Entzugssymptome von Kommissar Rosner, sind bei mir nicht nur unvergessen, sondern in meinem Verständnis für meine nicht immer perfekten Mitmenschen sehr hilfreich. Als erfahrene Psychotherapeutin kann sie unglaublich eindrucksvolle berufliche Erfahrungen in ihre psychologischen Krimis einfließen lassen, ohne die Erfahrungen alle selbst zuvor gemacht zu haben. Sehr beeindruckend, daher freue ich mich schon sehr auf „Grado im Sturm“. Andrea Nagele legt in Klagenfurt am Wörthersee, wo sie auch praktiziert und hat auch eine Wohnung in Grado. Kein Wunder also, daß es an beiden Orten Krimireihen von ihr spielen, da sie sich dort Inspiration sucht. Upsi, sie hat auch angemerkt, daß gut und gerne die anwesenden Blogger einige ihrer Merkmale in einem der nächsten Bücher wiederfinden könnten. Aber bitte nicht an der Leiche ;)
Was alle drei verbindet, ist die Bedeutung, die das oft schneereiche österreichische Wetter für sie und ihr Werk hat, allen voran der Niederschlag, auch als Schnee! So trägt die Grado-Reihe von Andrea Nagele auch gleich die unterschiedlichsten Wetterphänomene im Titel. Außerdem räumen sie freimütig ein, daß sie in ihren Schreibphasen ganz schön ungesellig werden, wofür ihre Freunde nicht immer so viel Verständnis haben. Uff, das war auf der Messe völlig anders!

Auch beim Gemeiner Verlag ließ man die Frauen morden, ging es doch um Anne Nordbys  (rechts) Thriller „Kalter Strand“. Eigentlich heißt die Autorin Annette Strohmeyer, lebt aber bereits seit Jahren in  Kopenhagen. So skandinavische Szenarien sind ja nicht so mein Fall, aber die Autorin war so sympathisch, daß ich es nun doch lesen will. Ihre Kommissarin Jette Vestergard nimmt sich alle Rechte heraus, die für männliche Ermittler selbstverständlich sind: sie trinkt zu viel, sie geht fremd... und da fragt man sie: wie kann man als Frau so 
etwas eigentlich schreiben?! Das finde ich ja ziemlich logisch, denn da Frauen ja lieb, nett und angepasst seinen sollen, können wir oft schon als kleine Mädchen in Gedanken morden oder zumindest mit Matsch werfen! Ihre Ermittlerin findet daher nicht immer so viele Sympathien. Tja, männliche Ermittler mit diesen Eigenschaften, werden auch selten zu meinen Lieblingen, denn im Ansatz gebe ich ihr Recht, gleiche Ansprüche an männliche und weibliche Ermittler, ich mag sie daher beide lieber anständig ;) Doch sie mag ihre Figuren mit all ihren Macken und der Düsternis an diesem Ort, wo sie selbst viele Ferien in ihrer Kindheit verbracht hat. Ein unheimliches Szenario entbrennt, wenn ein redlicher Familienvater zu einem höllischen Mord getrieben werden soll! Außerdem habe ich Daggi von Daggis Welt (links) wieder getroffen!


Auch völlig anders, war das Bloggertreffen mit der gut gelaunten Elke Pistor! Diese ließ uns nicht nach ihrer Pfeife tanzen, sondern nach ihrer elektrischen Zahnbürste summen!  Klar, Weihnachten naht, da muss man die Stimmbänder ölen und schon mal ein wenig im Blogger-Chor „Lasst uns tot und munter sein“ einüben! Den Film zu diesem Event (natürlich mit Ton!) könnt Ihr auf Instagram unter ursuladanielamaria bewundern! Auf diesen vergnüglichen Weihnachtskrimi freue ich mich jetzt schon!

Ganz klar, es war kriminell gut auf der Messe! Demnächst werden also jede Menge Krimirezensionen folgen!

Freitag, 25. Oktober 2019

Interview mit Dagmar Geisler, Illustratiorin und Autorin



Interview mit Dagmar Geisler, Illustratiorin und Autorin

Liebe Dagmar, das Bilderbuch „Mein Körper gehört mir!“, das sich dem Schutz von Kindern vor Missbrauch widmet, feiert dieses Jahr 25 jähriges Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch! Inzwischen wurde der Band um die Themen des Rechts am eigenen Bild und Schutz der seelischen Unversehrtheit ergänzt. Bestanden diese Probleme vor 25 Jahren noch nicht, oder fehlte damals eher das Bewusstsein dafür?

Liebe Dani, ja, das stimmt. „Mein Körper gehört mir“ ist 25 Jahre alt geworden und dabei ist das Thema so aktuell wie eh und je.
Ich habe das Buch vollständig überarbeitet und eine für mich wichtige Ergänzung zugefügt. Und zwar geht es hier um die elektronischen Medien und um die Gefahren, die damit auf das Kind zukommen können. Die seelische Gesundheit war auch vor 25 Jahren schon wichtig. Aber damals war es weniger wahrscheinlich, dass ein Kind viel zu früh, mit Inhalten konfrontiert wird, die es so nachhaltig verstören können, wie das heute mit der ständigen Verfügbarkeit von Smartphones und  Tablets der Fall ist. 


Das Thema ist ernst, die Illustrationen sind freundlich. War das damals für pro familia und den Loewe Verlag selbstverständlich, oder musstest Du dafür Überzeugungsarbeit leisten?

Wir haben das damals ja gemeinsam erarbeitet und die Freundlichkeit, die du ansprichst war für mich ein wichtiger Aspekt, der von den anderen nicht in Frage gestellt wurde. Mir und auch der pro familia war und ist es wichtig, Kinder zu stärken und zu ermutigen, ohne ihnen Angst einzujagen.


Leider ist das Thema immer noch aktuell, hast Du bei Deiner Arbeit den Eindruck, dass die Eltern inzwischen ein Bewusstsein entwickelt haben, dass man dieses Thema nicht zu früh ansprechen kann?

Ich beobachte unterschiedliche Entwicklungen. Einserseits ist das Thema inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es ist nicht mehr so tabuisiert und es wird offen darüber gesprochen. Das fing vor 25 Jahren erst so langsam an.
Andererseits gibt es jetzt wieder vermehrt Eltern, die ihre Kinder am liebsten davon fernhalten wollen und deshalb das ganze Thema Sexualität ausklammern wollen, bis die Kinder älter sind. Da ist eine neue Unsicherheit entstanden. Das finde ich schade, denn ich finde es gut, wenn Kinder sehr früh und bevor sie irgendetwas Verstörendes über andere Kanäle zu sehen oder zu hören bekommen haben, ein Gefühl dafür entwickeln konnten, dass man darüber in liebe- und verständnisvoller Art und Weise sprechen kann.  


Ich finde es prima, dass in „Mein Körper gehört mir!“ auf keine Gruppe mit dem Finger gezeigt wird. Täter eines Missbrauchs, sind Kindern meistens zuvor schon bekannt, nicht jedoch die Gefahr, die von ihnen ausgeht. War der Gedanke für Euch in einem Bilderbuch zu grauenhaft, um darauf hinzuweisen?

Nein, das würde ich nicht sagen. In dem Buch geht es ja darum, Kinder zu stärken und dafür zu sensibilisieren, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen. Sie sollen wissen, dass sie das Recht haben zu unerwünschten Berührungen „Nein“ zu sagen und sich jederzeit Hilfe zu holen, wenn etwas geschieht, das ihnen Angst macht oder sie nicht einordnen können. Was wir nicht wollen, ist ein grundsätzliches Misstrauen zu schüren.


Inzwischen bist Du auch Autorin und mit Deiner Reihe „Emotionale Entwicklung ab 5 Jahren“ sehr erfolgreich. Suchst Du Dir die Themen für die Reihe inzwischen selbst aus?

Ja, darüber freue ich mich sehr. Diese Reihe ist inzwischen sehr etabliert und so kann ich dort auch Themen unterbringen, die mir am Herzen liegen. Gerade habe ich zum Beispiel ein Buch darüber gemacht, was passiert, wenn Eltern sich trennen. Es heißt: Was, wenn Eltern auseinandergehen.
Ich finde es gut, dass der Verlag mir hier Vertrauen schenkt, auch wenn so ein Buch vielleicht im ersten Moment keine riesigen Absatzzahlen verspricht.


Wie ist es dazu gekommen, daß Du inzwischen zu einigen Deiner Bücher auch die Texte verfasst?

Der Wunsch meine eigenen Geschichten zu schreiben entstand schon, als ich in der dritten Klasse war. Dass ich Illustration studiert habe, war eigentlich ein Umweg. Aber einer, den ich nicht bereue. Meine Geschichten kann ich jetzt in Text und Bild entwickeln. Das macht mir großen Spaß.



Gibt es noch ein Thema, das Dir ganz dringend unter den Nägeln brennt?

Das gibt es noch eine Menge. Die Möglichkeit, Erwachsenen und Kindern dabei zu helfen, miteinander ins Gespräch zu kommen und die Scheu vor „schwierigen“ Themen zu verlieren, treibt mich dabei immer weiter an.

Vielen lieben Dank für Deine Zeit!

Ich danke dir für deine einfühlsamen Fragen.

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Mein Körper gehört mir! ProFamilia, Illustrationen von Dagmar Geisler, Loewe Verlag



Mein Körper gehört mir! ProFamilia, Illustrationen von Dagmar Geisler, Loewe Verlag

Dies ist die Geschichte von Clara, einem fröhlichen, selbstbewussten Kindergartenkind. Sie erzählt von sich, ihrem Körper den sie ganz genau im Spiel betrachtet, ihren Freunden mit denen sie tobt und sich gegenseitig kitzelt. Sie stellt fest, dass sie wächst und ihr Körper sich dadurch verändert. Was bleibt ist, daß es ihr Körper ist, über den sie zu bestimmen hat, weil sie weiß, was er mag und was nicht. Angenehme Berührungen setzen Vertrautheit und Vertrauen voraus, in der Familie und von Freunden. Von Unbekannten oder ferneren Verwandten mag sie es gar nicht! Da sagt sie ganz klar und deutlich ihre Meinung und ermutigt die Zuhörer es ihr nachzumachen und es schon mal laut und deutlich zu üben! Sollte das nicht reichen, ermutigt Clara sich Hilfe bei einer Vertrauensperson zu suchen. Zum Schutz des Körpers und der Seele ermutigt sie zur Achtsamkeit, ohne es so zu nennen, da es für die Zielgruppe der Kinder ab 5 Jahren zu abstrakt wäre.

Dieses Buch hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder vor Missbrauch zu schützen, indem es ihr Körperbewusstsein stärkt und sie ermutigt ihre Bedürfnisse klar und deutlich auszudrücken und bei Bedarf „nein!“ zu sagen. Um sich mehr mit dem eigenen Körper zu beschäftigen ist dem Buch hinten eine Körperlandkarte beigefügt, die gleich zwei Seiten hat, so daß sie auch verschiedene 2 Kinder ermutigen kann, diese nach eigenem Vorbild zu gestalten, anzumalen und zu markieren. Wer schon schreiben kann, kann sie natürlich auch beschriften, oder z.B. die Eltern oder Erzieher bitten dies zu tun. Dies ist ein Angebot um das eigene Körperbewusstsein zu steigern, daß Kinder angenehmen können, aber natürlich auch das Recht haben sollten, zu sagen „mag ich nicht, habe ich keine Lust zu!“.

Die Illustrationen sind freundlich und farbenfroh, so daß Kinder sich angesprochen und gut aufgehoben fühlen. Dagmar Geisler ist eine seit über 25 Jahren erfolgreiche Kinderbuchillustratorin,  so daß ihr unverkennbarer Stil Kindern bekannt vorkommt und der Wiedererkennungseffekt ein Gefühl des Vertrautseins schafft.
Sprachlich ist es einfach und gut verständlich, schwierig ist lediglich die dahinter stehende Problematik, die Kindern hier aber einfach und kindgerechte Wege zum Selbstschutz zeigen soll.

Gut finde ich, daß keine Gruppe in den Fokus gestellt wird, keine Institutionen oder Vereine, denn es sind Menschen, reale Personen, die den Missbrauch begehen, der vertrauenswürdige Rahmen einer angesehenen Institution oder Vereins macht es den Tätern nur einfach leichter, da es sie vor dem Misstrauen Dritter schützt. Doch nicht die Täter sollen im Vordergrund stehen, sondern die Kinder. Wenn sie ihren Körper als ganz persönlichen Teil ihrer selbst betrachten und kennen lernen, dann wissen sie, was sie mögen und was nicht. Sie lernen auf ihre Bedürfnisse zu achten und sollten ihre persönlichen Grenzen überschritten werden: „Nein“ zu sagen. Sie werden aufgefordert, im Zweifel Hilfe zu suchen, bei einer Person ihres Vertrauens. Dabei ist dies absichtlich neutral gehalten, da der Missbrauch fast ausschließlich durch vertraute Personen erfolgt. Aus meiner Berufserfahrung weiß ich, daß die Täter am häufigsten in der Familie zu suchen sind, leider ist es am häufigsten der Vater und die Mutter schaut weg und schützt das Kind nicht. Das macht für mich das verwendete Beispiel mit dem gemütlichen Kuscheln mit dem Vater etwas problematisch. Sofern Kinder betroffen sind, trauen sie sich dann wirklich noch, sich einer Vertrauensperson außerhalb der Familie, z.B. einer Erzieherin oder der Sozialpädagogischen Familienhilfe anzuvertrauen? Es sind nicht immer die Väter, aber oft. Natürlich gibt es stärkendes und gesundes Papa-Kuscheln, sollte aber ein betroffenes Kind im Kindergarten dieses Buch vorgelesen bekommen, kommen ihm hoffentlich Zweifel.

Es ist wichtig „Nein“ sagen zu lernen. Doch gerade Kinder, die innerhalb ihrer eigenen Familie missbraucht werden, sind bis zum ersten Übergriff so eingeschüchtert und autoritär erzogen worden, dass sie aufgrund ihrer prägenden Erziehung sich nicht trauen gegen das Familienmitglied deutlich zu werden. Für Übergriffe gegenüber Aussenstehenden ist es jedoch sehr geeignet. Es ermutigt Kinder auch, bei Onkeln oder Tanten, die sie kaum kennen oder nicht so mögen, unangenehme Küsse oder Umarmungen abzuwehren.

Die Jubiliäumsaufgabe hat nun noch das Recht am eigenen Bild und seelische Unversehrtheit durch den Schutz vor unerwünschten Filmeindrücken aufgenommen, auf 3 Zusatzseiten. Das ist etwas kurz, aber dennoch ein wichtiges Thema. Schon von meinen Kindern weiß ich, daß die Kleine schon früh Bilder von sich und noch viel stärker Veröffentlichung dieser ablehnte, während die Große es liebte mit Bildern von Kindergartenaktivitäten in der Lokalpresse abgebildet zu werden. Kinder habe da ein ganz natürliches Gespür für ihre Bedürfnisse und diese sollten respektiert werden. Dies gilt auch bei dem, was Kinder im Fernsehen sehen. Einige Kinder können nicht schlafen, nachdem sie die Nachrichten gesehen haben, andere nicht. Kein Kind sollte Pornos sehen, auch das ist ein Verstoß gegen ihre Unversehrtheit (kommt aber leider vor). Unsere Nachbarskinder haben sich zerstritten, weil der Große dem Kleinen detailliert Horrorfilme beschrieb und nicht akzeptierte, daß der Kleine „Ich will das nicht hören“ schrie. Dieses Buch kann nicht nur Kinder stärken, es kann auch Erwachsene mehr für die Bedürfnisse von Kindern sensibilisieren.

Dieses Buch ist ein wichtiger Schritt zur Sensibilisierung von Erwachsenen und Stärkung der Selbstwahrnehmung von Kindern. Es war mag aber nicht problematische autoritäre Strukturen zu durchbrechen, die oft erst dem Missbrauch den Boden bereiten und diesen ermöglichen. Es bietet keine wirkliche Hilfe, sollte der Missbrauch durch Vertrauenspersonen erfolgen, da es nicht hierzu ermutigt, weil es natürlich auch nicht alle Eltern unter Generalverdacht stellen will und sollte.

Ein gutes Buch, daß aber leider nicht alle Probleme sexuellen Missbrauchs und sexueller Gewalt im Keim zu ersticken vermag.

Ich bedanken mich ganz herzlich bei der Agentur Literarturtest und dem Loewe Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

Das Interview mit Dagmar Geisler folgt morgen....

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Liliane Susewind (12) Giraffen übersieht man nicht, Tanya Stewner, gelesen von Catherine Stoyan, Argon Verlag 4 CDs 4 h 46 min.



Liliane Susewind (12) Giraffen übersieht man nicht, Tanya Stewner, gelesen von Catherine Stoyan, Argon Verlag 4 CDs 4 h 46 min.

Es sind Ferien und die Familien Susewind und Sturmwagner treten nun endlich die Reise zu Jesajahs Afrikanischen Großeltern auf der Dandelion Farm in Namibia an. Es ist Ende der Regenzeit und Lilli, Jesajah und die Tiere sind ziemlich aufgeregt, es könnte richtig toll werden, wären da nicht ständig die Erwartungen und Ermahnungen ihrer Eltern. Lilli soll nach Willen ihrer Mutter auf gar keinen Fall mit den wilden Tieren sprechen, wer weiß wie diese reagieren mögen und ob die wilden Raubtiere Lilli nicht noch angreifen würden und Jesajah soll Namibia unbedingt so wahrnehmen, wie sein Vater es ihm vorgibt. Zudem soll er schnell noch ein paar Worte auf Afrikaans lernen, und dass er Nasenbluten von der trockenen Luft bekommt, das geht ja schon mal überhaupt nicht! Doch so springt man nicht mit Lilli und Jesajah um, die stets nach ihren eigenen Überzeugungen zum Wohle der Tiere handeln. Als sie dann doch, trotz der Warnungen von Lillis Mutter an einer Safari teilnehmen, merken die zwei schnell, dass auf der Farm etwas nicht stimmt und die Tiere ihre Hilfe brauchen. 
Meine Töchter (12 und 10 Jahren) haben sich gleich auf den ersten Seiten wieder über Hund Bonsai und die werte Katzendame Frau von Schmidt kaputt gelacht. Aber natürlich ist auch dieses Abenteuer nicht nur witzig und spannend, sondern widmet sich wieder dem wichtigen Thema Tier- und Artenschutz. Hier geht es um die wirtschaftlichen Sorgen der Farmer in Namibia, sowie die wirtschaftlich bedeutsame Trophäenjagd. Gerade aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung der Jagd gefiel es mir sehr gut, daß beide Seiten ihre Argumente vorbringen dürfen. In Namibia gibt es strenge, reglementierende Gesetze, die die Trophäenjagd unter naturschutzrechtlichen Gesichtspunkten erlaubt, aber die Jagd innerhalb des erlaubten Bereichs ist vielen zu langweilig und wenn Geld keine Rolle spielt, meinen sie auch sich über Gesetze hinweg setzen zu dürfen. Das diese Regeln für alle gelten, und kein Geld der Welt es akzeptabel macht das Leittier einer Herde zu schießen, nur weil diese Trophäe besonders prachtvoll ist, wird Kindern wirklich sehr verständlich nahe gebracht. Dabei ist auch sehr schön, daß Lilli Vegetarierin ist, im Gegensatz zu Jesajah z.B. dadurch werden beide Ernährungsweisen vorgestellt, ohne eine von beiden zu verdammen. Aber keine Sorge, dieser Band ist kein Bekennerbuch zur Bekehrung zu einer vegetarischen Lebensweise. Es ist ein Kinderbuch, das auffordert seinem Gewissen zu folgen, um das Richtige zu tun. 

Neben der Trophäenjagd lernt Lilli auch den Stamm der Himba kennen, seltene besonders wirksame Heilpflanzen und die Gefahren einer Nacht in der Savanne. Denn ganz ehrlich, Lilli und Jesajah handeln bisweilen ganz schön blauäugig und kommen aber dank der tierischen Unterstützung stets heil aus brenzligen Situationen heraus. Auch Timo der Himbajunge, zeigt den Lesern auf, dass Kinder in fremden Ländern bisweilen völlig anders leben und lange Schulwege zu Fuß (ja, man muß nicht von Mama oder Papa bis in den Klassenraum gefahren werden!) zurücklegen um in den Genuss von Bildung zu kommen.  Neben dem Respekt vor dem Leben vermittelt dieser Band auch wieder den Respekt vor Kindern. Denn jedes Mal fällt uns auf, daß Lillis Mutter und Jesajahs Vater Vertrauen in ihre Kinder vermissen lassen und ihnen stets ihre Meinung und ihre Verhaltensweisen aufdrücken wollen, dabei haben sich Lilli und Jesajah in der Vergangenheit als durchaus vertrauenswürdig erwiesen.


Sehr schön ist hier die Interpretation der Wortschöpfungen der Autorin durch Catherine Stoyan, die sie so pointiert spricht, dass man den Sprachwitz auf Anhieb versteht. Auch die in diesem Band wieder verstärkt vorkommenden sprachlichen Reibereien zwischen der Katzendame Frau von Schmidt und dem knuffeligen Bonsai sind wirklich gut herausgearbeitet. Dennoch stehlen ihnen die Erdmännchen Schnick, Schnack und Schnuck mit ihrer lustigen, comichaften Ausdrucksweise die Show und so manchen Lacher! Catherine Stoyan bleibt der Reihe treu und auch ihrer besonderen Interpretation sämtlicher Charaktere denen sie allen eine unnachahmliche Stimme verleiht. Da gibt es einfach kein Vertun! Ihre Stimmlage ich nicht unbedingt jedermanns Geschmack, da empfehle ich, mit den Kindern gemeinsam hineinzuhören. Meine Kinder mögen sie mittlerweile richtig gerne.

Was die Mädels am Besten fanden? Alles! Aber irgendwie sind die Erdmännchen doch auch besonders witzig, da kann die arme Giraffe leider nicht mithalten.

Bei so viel Begeisterung wird Lilli wohl noch einige weitere Abenteuer erleben, denn wir geben wieder verdiente 5 von 5 Sternen.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Argon Verlag für diese fröhliche Unterhaltung auf der Autofahrt!

Hier findet Ihr die Hörprobe: