Freitag, 31. Juli 2020

Zurück in Sommerby, Kirsten Boie, Oetinger Verlag, gelesen von Julia Nachtmann, Jumbo Verlag, 4 CDs 333 Minuten, gekürzt, ab 10 Jahren



Zurück in Sommerby, Kirsten Boie, Oetinger Verlag, gelesen von Julia Nachtmann, Jumbo Verlag, 4 CDs 333 Minuten, gekürzt, ab 10 Jahren

Es gibt Geschichten, die sind so schön, da braucht man einfach Buch und Hörbuch!

Dies ist die langersehnte Fortsetzung von Kirsten Boies Wohlfühlroman „Ein Sommer in Sommerby“. Damals verbrachten die Geschwister Martha, Mikkel und Mats eher unfreiwillig ihre Sommerferien bei der ihnen fremden Oma Inge auf ihrem abgelegenen Fleckchen Erde an der See. Nun ist ihre Mutter Leonie endlich gesund und die Eltern würden in den Herbstferien gerne mit ihnen in den Süden reisen, doch alle Kinder wünschen sich zurück nach Sommerby. Zurückzukehren ist irgendwie vertraut und doch hat sich einiges verändert. Die Stockrosen haben den Äpfeln und Zwetschgen Platz gemacht, es ist nicht mehr so lange hell und auch das Leuchtturmcafé hat seine Türen geschlossen. Wo Enes und Dilara nun wohl wohnen mögen? Warum hat Enes irgendwann Marthas Whats app nicht mehr beantwortet? Ob es nur ein Missverständnis war? Doch das Glück in Oma Inges urigen Häuschen auf der Landzunge wird ernsthaft bedroht. Offenbar ist es ihnen nicht gelungen den gierigen Makler vom Sommer ein für alle mal zu vertreiben, der es auf Inges Heim abgesehen hat. Nun legt er Papiere vor, die Inges Alleineigentum in Frage stellen und drängt sie zum schnellen Vertragsabschluss. Oma Inge scheint all ihrer Energie beraubt, aber Martha will den Kampf so schnell nicht aufgeben!

Bei Oma Inge scheint die Zeit still gestanden zu sein. Kein Telefon, kein Fernsehen, kein Internet und vieles wird repariert oder geflickt, statt es wegzuwerfen und zu ersetzen. Es muss ja nicht alles perfekt sein! So freut sich Martha auch wieder auf das abendliche Lesen nachdem sie im Sommer „Désirée“ verschlungen hat und auch die Brüder wollen wieder Gute-Nacht-Geschichten hören. Diesmal wird es Astrid Lindgrens „Pelle zieht aus“ geben und für sie „Vom Winde verweht“, einen anderen ehemaligen Lieblingsroman ihrer Mutter! So ist auch dieser Sommerby-Band eine Hommage an die Liebe zum Lesen und die Ermunterung, doch mal zu einem Klassiker zu greifen oder einfach analog zu leben. Tatsächlich habe ich in dem Sommer als ich 15 oder 16 wurde, sowohl „Désirée“ als auch „Vom Winde verweht“ gelesen und habe es geliebt! Übrigens mag ich beides auch noch immer! Doch es ist in Sommerby nicht so gemütlich, wie die Kinder es in Erinnerung hatten, denn der Makler taucht wieder auf, fast noch gnadenloser und dreister als im Sommer! Dadurch wird dieser Band schon ziemlich schnell, ziemlich spannend! Juristisch ist das alles etwas fragwürdig und ich habe immer wieder gedacht, „Mensch Inge, spring über Deinen Schatten und frag mal jemanden, der sich auskennt!“. Für Kinder ist das egal, sie merken es nicht, aber ich denke, dass das was Mats im Sommer passiert ist und was der Makler sich diesmal erlaubt, ist nach kindlichem Rechtsverständnis ein absolutes No-Go und so sieht es zum Glück auch die Rechtsordnung. Ich hoffe, das kindliche Rechtsempfinden wird hier nicht nachhaltig gestört, Kinder haben da nämlich meistens ein sehr feines Gespür.

Sehr gut gefällt mir, dass Inge nicht immer alles so tragisch sieht und den Kindern oft genug zeigt, dass man auch entschleunigter sehr gut leben kann. Allerdings würde ich Mats nicht so viel durchgehen lassen. Auch wenn heute Erziehung oft weniger streng ist, gibt es Grenzen dessen, womit ein Kind durchkommen sollte. Wirklich stark finde ich, wie Martha an ihren Herausforderungen reift. Sie spürt, dass etwas nicht stimmt, sie übernimmt Verantwortung, nicht nur für ihre Brüder, sondern auch für ihre sture Oma. Ihr Bemühen zahlt sich aus und so endet auch dieser Band wieder mit einem absoluten Glücksgefühl! Nicht ganz unbeteiligt ist daran Nachbar Krischan, der mit seiner ruhigen Besonnenheit und geschickten Gesprächen mit den Kinder, diese oft in die richtige Richtung lenkt, sie darin bestärkt, so dass sie gar nicht anders können, als das Richtige zu tun!

Die kleinen Vignetten von Verena Körting zu jedem Kapitelbeginn fangen sehr schön die jeweilige Stimmung des kommenden Kapitels ein.

Julia Nachtmann gibt auch diesem Band eine sehr harmonische, aber auch lebendige Note. Sie variiert ihre Stimme, passt sie den Charakteren und den Stimmungen an. Man lebt richtig mit ihr auf der kleinen Landzunge, umtost von Wind und Wellen. So wohl die frischen jungen, die kindlich bockigen, aber auch die reifen und verstocken Dialoge packt sie gekonnt in ein vielschichtiges Hörerlebnis. Eine sehr gute Wahl für die Vielfalt an Charakteren, die die Spannung und das Wohlgefühl dieses Herbstabenteuers prägen. Dabei sind die Tonträger wieder jeder anders gestaltet, nicht nur andersfarbig, sondern auch mit anderen zur Geschichte passenden Motiven. Das Booklet greift weitere Motive des Buches und seiner Illustration von Verena Körting auf und enthält auch das Glossar mit den vielfältigen plattdeutschen Begriffe, die Oma Inge und ihre Nachbarn so gerne verwenden.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Jumbo Verlag für unser Hörexemplar und beim Oetinger Verlag für unser Leserundenexemplar.

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

#zuhauselesen #zuhausehören #hörbuchliebe #leseliebe #zurückinsommerby #sommerby #herbstinsommerby #kirstenboie #jumboverlag #oetingerverlag #kinderbuchtipp #kinderbuchblogger #lieblingsgeschichten #wohlfühlgeschichte #wohlfühlbuch

Donnerstag, 30. Juli 2020

Wie man 13 wird, ohne zum Tier zu werden, Pete Johnson, Illus. Thorsten Saleina, Ars Edition



Wie man 13 wird, ohne zum Tier zu werden, Pete Johnson, Illus. Thorsten Saleina, Ars Edition
Nach der erfolgreichen Vertreibung des hinterhältigen Vampirs, der sich einfach in Markus Familie eingeschlichen hat, meint Markus nun alles im Griff zu haben und mit der Verwandlung in einen Halbvampir durch zu sein. Doch da irrt er sich! Es ist nicht nur so, dass er sein Leben als Halbvampir noch nicht wirklich akzeptiert und seine Verwandlung in eine Fledermaus meistens nicht klappt, nein, er tritt nun in die Phase 2 ein! In dieser wird ihn ein unwiderstehlicher Blutdurst überkommen, in welcher er unglaublich nach Blut giert, sich aber auch eventuell geheime Superkräfte ausbilden könnten. Völlig besorgt gibt ihm seine Mutter eine als Hustensaft getarnte Flasche Blut mit in die Schule. Dort arrangiert sein bester Freund Joel für sie beide ein Kino-Doppeldate. Talluah hat eine neue Homepage für Vampirjäger eröffnet und ist wild entschlossen, hinter das Geheimnis der Überfälle im Brent Wood zu gelangen. Außerdem soll Markus einer jungen Artgenossin beistehen, die sich auch nicht recht mit den Symptomen der weiblichen Transformation anfreunden kann und ihre Halbvampiridentität hasst. Kurz: der ganz normale Halbvampir-Pubertäts-Wahnsinn steht Markus bevor und das hat er echt nicht kommen sehen!

Weiter geht es mit Markus streng geheimen Blog, denn seine wahre Identität darf ja niemand erfahren. Markus steht irgendwie immer noch auf Talluah, aber sie nicht auf ihn, denn sie hat nur Vampire im Kopf. Dabei muss er zugeben, dass auch er merkwürdige Erscheinungen im Wald beobachtet hat. Dennoch hat er mit dem bevorstehenden Doppeldate genug zu tun und die junge Halbvampirin Gracie entpuppt sich als erstaunlich sympathisch. Es ist also noch mehr los in Markus Leben! Wer meint, dass die Pubertät viel peinlicher sei, als eine Transformation in einen Halbvampir der irrt, oder er kennt Markus Schicksal noch nicht, denn das ist bisweilen oberpeinlich! So peinlich, dass es sogar mir als Mutter peinlich war und ich musste dann tatsächlich eine Peinlichkeitspause einlegen, was meine Töchter sehr komisch fanden. Irgendwie ist es dabei aber auch lustig, solange man nicht selbst betroffen ist. Es ist eine schöne Parallele zu den Veränderungen, die die Zielgruppe der 10 – 13 jährigen Leser selbst mitmacht. Natürlich in völlig überzogener Weise, so dass die Leser schon froh sein können, diese Probleme nicht zu haben. Es zeigt aber auch die steigende Bedeutung der Freunde, der Gruppenidentität und völlig unerklärlicher Anziehung. Denn ehrlich, dass Julie und Gracie Markus gefallen, kann man ja noch nachvollziehen, aber Talluah ist echt schräg, nicht nett zu Markus und ganz schön anstrengend. Dennoch ist Talluah eine echte Marke, die Probleme nur so anzieht und irgendwie mögen auch wir sie. In diesem Band wird der Kreis um Markus erweitert und es wird richtig gefährlich und spannend, aber natürlich auch lustig, wenn auch bisweilen auf peinliche Art und Weise. Das erhöht unheimlich das Identifikationspotenzial mit ihm. 

Durch das Verfassen der Geschichte im Stil eines geheimen Blogs fühlt man sich in Markus Geheimnisse eingeweiht, als unmittelbaren Teilnehmer am Geschehen, seinen heimlichen Verbündeten. Diese Schreibeweise macht es aber auch kurzweiliger und rasanter. Nur die wichtigsten Erlebnisse aus Markus Sicht werden erzählt, nur was ihn wirklich bewegt! Kleine Kritzeleien passend zum Halbvampir/Vampir/Gruselthema lassen es noch tagebuchartiger wirken. Der verzweifelt Pubertierende, der selbst seinem besten Freund nicht verraten darf, was mit ihm los ist! Das lässt ihn öfters besonders merkwürdig erscheinen, aber nun gibt es ja zum Glück Gracie, die sein Schicksal teilt! Dabei wird bereits am Ende des Buches klar, dass das Böse noch immer nicht besiegt ist und weitere Gefahren auf Markus und Talluah zukommen werden, von denen ihre Eltern nur ja nichts erfahren dürfen! Ob Markus bis dahin endlich über seine geheimen Superkräfte verfügt, die seine Eltern ihm quasi versprochen haben? Darauf sind wir ebenso neugierig, wie darauf, welche Fähigkeiten es wohl sein mögen.
Witzig freche Einblicke voller Gruselspannung für Jungpubertiere! Das kann auch wahre Lesemuffel locken und zum Lachen bringen. Aber Vorsicht, es wird blutig!
Wir freuen uns schon auf Band 3!
Vielen lieben Dank an den Verlag Ars Edition für unser Rezensionsexemplar!
#zuhauselesen #wieman13wird #weltretten #petejohnson #arsedition #transformation #halbvampir #blogroman #jugendbuchtipp #kinderbuchtipp #kinderbuchblogger #chaospur #lesemuffel

Dienstag, 28. Juli 2020

Lost in Fuseta – Schwarzer August, Gil Ribero, gelesen von Andreas Pietschmann, Argon Verlag, 2 MP3 9 h gekürzt



Lost in Fuseta – Schwarzer August, Gil Ribero, gelesen von Andreas Pietschmann, Argon Verlag, 2 MP3 9 h gekürzt

Leander Lost ist glücklich verliebt! Und verlässt mit seiner geliebten Soraia kaum noch das Haus. Doch muss sich das leider ändern, als ein Bombenanschlag diesen ruhigen Teil der Algarve erschüttert. Der Anschlag scheint allerdings genau geplant worden zu sein, so dass in der kleinen Bankfiliale im Nirgendwo kein Mensch zu Schaden kommt. Nicht das einzige merkwürdige Detail. Aber der nächste Anschlag lässt nicht lange auf sich warten und fällt bereits spektakulärer aus. Die Polizei tappt im Dunkeln und auch der vor Ort befindliche Journalist kann offenbar nicht weiterhelfen.

Dies ist der 4. Band der Reihe. Eigentlich kann man jeden Band auch für sich hören, das ist kein Problem, aber es wäre echt zu schade, weil jeder von ihnen ein Ohrenschmaus ist, den man sich nicht entgehen lassen sollte! Ich liebe einfach die Charaktere, die sich entwickeln und einige running gags versteht man einfach erst, wenn man die Teile zuvor kennt, die Besonderheiten, die sie auszeichnen. Anfangs konnte ich Carlos Esteves, den Frauenliebhaber und Genießer nicht so sonderlich leiden, aber langsam wächst er mir richtig ans Herz und ich muss einfach grinsen, wenn er mal wieder nach der nächsten Köstlichkeit greift, während sein Herz eigentlich stets weiß, was es will. Dabei ist er grundehrlich, unerschütterlich und wirklich durch fast nichts aus der Ruhe zu bringen. Ganz offensichtlich habe ich ihn doch 3 Bände lang unterschätzt, immer etwas weniger. Allerdings ist er der Fels in der Brandung von Subinspettore Graciana Rosado, Leanders Vorgesetzte und ältere Schwester von Soraia. Doch auch die übrigen Charaktere bekommen immer mehr Substanz, wie der eitle Miguel Duarte, der stets darum bemüht ist gut auszusehen und zu beeindrucken, dabei aber nie einen Fettnapf auslässt. Leander in Love ist mit seiner zwanghaften Ehrlichkeit einfach unschlagbar, urkomisch, wobei man eigentlich weniger Leander auslacht, als über die höflichen Lügen der Konventionen, die er zwanghaft auslässt. Sowohl Leander als auch Carlos haben mich mit ihren trockenen Kommentaren immer wieder zum Lachen gebracht, wobei ich diesen Fall den spannendsten bisher finde. Wie auch bei den vorherigen Bänden, geht es hier um eine politisch-wirtschaftlich-brisante Verflechtung mit Verbrechen im großen Stil. Dieser Bomber hier hat eine Mission, wenn auch keine religiöse. Leander Lost entgeht nichts, so fällt ihm auch auf, dass diese Anschläge recht ungewöhnlich sind. Sie verfolgen einen Plan, aber nicht gnadenlos. Der Täter ist intelligent, aber mit Gewissen. Da Leander aufgrund seines Asperger Syndroms Ironie nicht versteht, so hat er eine unschlagbare Beobachtungsgabe und ein fotografisches Gedächtnis. Um Emotionen deuten zu können hat er menschliche Mikromimiken studiert und ist mittlerweile ein menschlicher Lügendetektor. Zusammen mit Gracianas und Carlos Bauchgefühl ein unschlagbares Team. 

Wobei auch die Kriminaltechnikerin Isadora tiefenentspannt, aber auf zack ist, im Gegensatz zu dem heimgekehrten Adonis der Polizeistation von Fuseta. Die Charaktere durchdringen den Fall, ohne aber diesen zu ersticken, oder in den Hintergrund zu drängen. Sie geben ihm einfach eine liebevolle Note, die von Andreas Pietschmann hervorragend herausgearbeitet wird. Er versteht es einfach sowohl Leanders bisweilen jungenhaft naive Art, als auch seine trocken-ehrlichen Taktlosigkeiten überzeugend herüberzubringen. Von Familie Rosado würde man sich zu gerne mal einladen lassen und mit Carlos einen Trinken gehen. Seine unerschütterliche Ruhe und trockenen Sprüche versteht der Schauspieler genau auf den Punkt zu treffen. Dabei setzt er die Akzente pointiert, aber nie übertrieben. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich einige meiner Lacher im Buch überlesen hätte, in meinem Drang der Aufklärung näher zu kommen.

Auch wenn ich es diesmal sehr lustig finde, ist der Hintergrund ernst und kritisch, was mir persönlich sehr gut gefällt. Es werden auch Actionszenen aufgenommen, bei deren Hören ich mich fragte, was bei so viel Spannung denn da noch kommen soll, um kurz darauf mit einem diebischen Grinsen zu enden. Bis zum Ende habe ich mich nicht eine Minute gelangweilt! Für mich ein echter Krimigenuß den Andreas Pietschmann gekonnt variiert und akzentuiert!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Argon Verlag für mein Hörexemplar!
Hier findet Ihr eine Hörprobe:

#zuhausehören #hörbuchliebe #hörbuchliebling #lostinfuseta #schwarzeraugust #gilribbeiro #andreaspietschmann #argonverlag #algarve #sehnsuchtsorte #portugalkrimi #hörbuchblogger #hörbuchtipp #asperger #leanderlost  #crimetime #krimitipp #krimifan

Montag, 27. Juli 2020

Die Waldmeisterinnen (2) Einmal Glück für alle, Andrea Schütze, Illu. Petra Eimer, Boje Verlag



Die Waldmeisterinnen (2) Einmal Glück für alle, Andrea Schütze, Illu. Petra Eimer, Boje Verlag

Holly Holunder und Lia Lavendel leben im Wildwood Forest, genauer gesagt im Woodruff-Winkel, in einem kleinen verwinkelten Häuschen mit Erfinderwerkstatt. Dort haben sie für die Sorgen und Nöte der Waldbewohner ein offenes Ohr und versuchen ihre Probleme zu lösen. Denn Lia hat ein untrügliches Gespür für Stimmungen und kann prima Kochen und Backen und Holly ist eine begnadete Erfinderin und Tüftlerin. Ein unschlagbares Team, selbst wenn bisweilen mal etwas anders gelingt, als geplant, so wie der regenbogenfarbige Schwanz von Eichhörnchen Brownie, das in Hollys Hut lebt. Es scheint ein ganz normaler Tag zu werden, doch schon bald merken die zwei Schwestern, dass etwas nicht stimmt. Alles geht irgendwie schief: statt eines funktionierenden Schwarzmalers, eines Gerätes mit noch unbekannter Funktion, läuft plötzlich ein Zebra durch die  Werkstatt. Auch bei den übrigen Wald- und Seebewohnern läuft nichts wie es soll und keiner ist mehr richtig fröhlich. Holly und Lia sind fest entschlossen das Glück für alle in den Wald zurück- zubringen. Doch was ist Glück und wie verliert man es oder bringt es zurück?

Dieses Buch richtet sich an junge Leserinnen von 7 – 9 Jahren und eignet sich aber auch sehr gut zum Vorlesen. Die Illustrationen sind alle farbig und bedecken teilweisen die Doppelseiten, so dass weißer Druck auf bunter Farbe einen schönen Kontrast bildet. Das wirkt sehr liebevoll gestaltet und dieser Eindruck wird abgerundet, durch den freundlichen Ausdruck der Figuren und die kurzen und warmherzigen Ausblicke in das jeweils kommende Kapitel statt Kapitelüberschriften. So wird man neugierig und liest vielleicht noch ein Kapitel mehr als eigentlich geplant war. Die Kapitel sind dabei recht kurz, so das der Umfang zum Selberlesen ermutigt, allerdings wird keine Fibelschrift für Leseanfänger verwendet. Auch der Textumfang pro Seite und die Schriftgröße richtet sich durchaus an willige, geübtere Leser und nicht an Anfänger, wobei das Schriftbild durch den großzügigen Zeilenabstand sehr angenehm ist. Eingerahmt wird die Geschichte von Lia und Holly stets von einer Rahmenhandlung, in welcher Lord Huntercraft abends am Kamin, seinem treuen Hund Elliot Geschichten aus dem Wildwood Forest vorliest. Damit man sich das alles besser vorstellen kann, ist dieser Teil optisch abgesetzt und es sieht aus, als wäre auf altem vergilbten Papier gedruckt, so wie schon die Übersichtskarte über den Wildwood Forrest im Bucheinband. Am Ende geben Lord Huntercraft und Elliot immer noch einen Ausblick auf mögliche neue Abenteuer, so dass sich das Ende des Buches nicht nach Abschied anfühlt, sondern wie Vorfreude auf all das was noch kommen mag. Bis es so weit ist, findet man im Anhang noch 3 neue Ideen/Rezepte aus Lias und Hollys Rezept- und Bastelbuch: Löffelapfel im Glas, Herzliche Holunder-Muffins und Plätzchenwörter/Wörterplätzchen. Kinderleicht und herrlich lecker! Kann man ganz einfach mit seinen Eltern oder älteren Geschwistern zusammen nachmachen und gemeinsam Kochen/Backen/Basteln ist doch Glück pur!

Das ist überhaupt eine spannende Frage, der Holly und Lia nachgehen müssen. Was ist Glück? Wie setzt es sich zusammen? Kann man es herstellen? Oder vielleicht teilen? Kann man das Glück zurückholen? Die zwei müssen dazu das Leben ihrer Freunde im Wald genau beobachten und stellen dabei fest, das Glück ganz individuell verschieden ist, für jeden was anderes, irgendwie müssen sie es also schaffen, Glück für alle herzustellen und zu verbreiten, bis die Kicherlinge wieder eigenen Glücksglimmer herstellen können. Was für eine schöne Idee! Wir würden ja sehr gerne mal Kicherlinge, Feen, Elfen und einen Wassermann treffen, aber vor allem Glücksglimmer sehen! Sehr kindgerecht wird verständlich gemacht, dass es nicht das eine große Glück gibt, sondern sich jeder über sein persönliches Glück freut. Wie bereits im ersten Band festgestellt, kann das Pech des einen, das Glück des anderen sein. Dann muss man die jeweiligen Betroffenen nur zusammenbringen und schon sind alle zufrieden! Ein wunderschöner Gedanke, weil er auch Kommunikation und Zuhören erfordert!

Ein Buch das glücklich macht, auch wenn man älter als 9 Jahre alt ist! Übrigens kann man es geübten Zuhörern auch schon etwas früher vorlesen, allerdings sollten sie schon eine gewisse Zuhörkonzentrationsspanne aufweisen.

Einfach zauberhaft! Für gemeinsame Lesestunden oder auch zum Selbstlesen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Bloggerjury für unser Leseexemplar und freuen uns auf neue Abenteuer der Waldmeisterinnen!

#zuhauselesen #jungelese #diewaldmeisterinnen #einmalglückfüralle #Andreaschütze #PetraEimer #BojeVerlag #Kinderbuchtipp #kinderbuchblogger #glückgeschichte #wasistglück #bücherzumglücklichsein #glücksglimmer #wildwoodforest #buchstabenbande

Samstag, 25. Juli 2020

Lucas und der Zauberschatten, Stefan Gemmel, Ill. Timo Grubing, Baumhaus Verlag



Lesefiebergewinnspiel zu Stefan Gemmel

Damit das Lesen nicht zu kurz kommt, gerade wenn man in den Ferien viel Zeit hat, darf ich mit Unterstützung von Stefan Gemmel 3 Lesepakete zu Lucas und der Zauberschatten, bestehend aus 1 Buch (ab 10 Jahren), 1 Poster und einem Kuli verlosen und 1 Testleserschaft für die zweite Staffel der erfolgreichen Kinderbuchreihe von „Im Zeichen der Zauberkugel“ (ab 8 Jahren). Dann bekommt ihr vorab, vor allen anderen, das Manuskript, lest es und gebt Stefan Euer Feedback, was ihr besonders gut fandet oder eben nicht. Das fertige Buch, erhaltet Ihr nachher natürlich auch! 
Weitere Information zum Lesefiebergewinnspiel findet Ihr am Ende meiner Rezension.

Lucas und der Zauberschatten, Stefan Gemmel, Ill. Timo Grubing, Baumhaus Verlag

Lucas ist gut in Mathe und im Rätselknacken, aber bei praktischen Dingen ist er manchmal etwas schusselig und so fällt ihm auf dem Weg in die Schule auf, dass sein Outfit wohl etwas wild wurde. Er versucht daher unbemerkt in die Klasse zu schleichen, was ihm nicht gelingt. Er gerät mitten in eine abgesagte Mutprobe. Was in seiner Klasse als lustige Challenge begann, ist in immer gefährlichere und verbotenere Aktionen ausgeartet. Wer nicht mitmacht, wird bestraft, lächerlich gemacht, dabei gefilmt und der Clip verbreitet. Nun ist Lucas an der Reihe und seine Aufgabe ist die Schlimmste von allen! Das bringt er einfach nicht. Während er zögert und mit sich hadert, begegnet ihm ein alter Mann, dessen Outfit seines noch deutlich in den Schatten stellt. In ihm reift die Gewissheit, dass er nicht bereit ist, eine Aufgabe zu erfüllen, die gegen seine Wertvorstellungen ist, nur um keinen Ärger mit den Klassenmobbern zu bekommen. Auch der alte Mann namens Nathanael, lobt ihn für seinen Entschluss, als wisse er genau, welchen inneren Kampf er ausficht. Am nächsten Tag erhält Lucas eine geheime Botschaft, einen Code, dem er folgen soll. Dieser führt ihn in eine alte Fabrikhalle, in der Nathanael in Begleitung von Ole und Li-Feng aus seiner Schule auf ihn warten. Er ist ein Schüler des legendären Merlins und braucht Lucas Hilfe, damit die drei Schüler für ihn in die Zeit reisen und einen Fluch brechen können, der die Welt bedroht. Ein unglaubliches Abenteuer beginnt!

Anfangs war meine Tochter (11) etwas skeptisch, denn sie hat befürchtet, dass er die Mutprobe durchführen würde und das gefiel ihr gar nicht. Man konnte richtig sehen, wie sie mit sich rang, um mich zu bitten, mit der Geschichte aufzuhören. Doch ich hatte volles Vertrauen in den Autor, dass er es nicht zulassen würde, seinen Helden ein so schlechtes Beispiel abgeben zu lassen. Tatsächlich wurde mein Vertrauen nicht enttäuscht und meine Tochter strahlte! Diesen Weg fand sie super, so konnte es weitergehen und das sollte es auch bitte sofort! Sie wurde richtig in die Geschichte hineingezogen. Sowohl der Teil der sich um Mobbing und Mutproben drehte gefiel ihr sehr gut, als auch das fantastische Abenteuer, dass die Kinder in die Zeit von König Artus und seiner Tafelrunde führte. Der Begriff der Tafelrunde ist auch heute noch Kindern bekannt. Wohl weniger bewusst ist ihnen, was daran damals das Besondere war, weil es früher keine runden Tische gab. Ein Tischrund als Symbol der Gleichwertigkeit, statt der hervorgehobenen Position am Kopfende. Ich konnte richtig merken, wie dieser Gedanke meine Tochter wirklich länger beschäftigte und sie ihn auch im Alltag immer wieder aufgriff. Richtig cool fand sie übrigens Li-Feng, die nicht nur richtig gut in diversen Kampfsportarten ist, sondern einen dicken, langen, geflochtenen Zopf trägt, in den sie allerlei nützliche Dinge versteckt eingeflochten hat. Natürlich weiß sie auch, wie sie ihre Schätze im richtigen Moment hervorzieht und einsetzt.

Im Übrigen fanden wir die Geschichte sowohl sehr bezogen, auf die eigene Erlebniswelt von 10 – 12 Jährigen, gerade was den schulischen Bereich und die Möglichkeiten des Mobbings mittels fieser Handyvideos betrifft, als auch sehr spannend und magisch bei den fantastischen Abenteuern von Lucas mit seinen neuen Freunden. Durch die Möglichkeiten, die Nathanaels Zauberschatten ihnen bietet können sie Einblick in längst vergangene Zeiten nehmen und treffen auf unbekannte Wesen, die Knubbelgeister! Zwei von ihnen hat meine Tochter gleich in ihr Herz geschlossen! Genau wie Lucas knobelt sie gerne und löst gerne Rätsel, weshalb ihr auch gleich, die in den Vignetten versteckten Buchstaben auffielen und sie sofort das dazugehörige Wort entziffern wollte. Die schwarzweiß Illustrationen von Timo Grubing sind sehr ausdrucksstark gezeichnet und sehen stets freundlich aus. Wir finden es prima, dass ein Buch ab 10 Jahren noch illustriert ist. Das steigert ebenso die Leselust wie das augenfreundliche Druckbild, die überschaubaren Kapitellängen, doch die Krönung kommt zum Schluss mit zum Buch passenden Rätsel und Knobelseiten, für alle Leser, die wie Lucas das Rätselknacken lieben! Wir gehören auf jeden Fall dazu!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Stefan Gemmel für unser Rezensionsexemplar und freuen uns ganz besonders, dass wir unsere Begeisterung mit Euch teilen dürfen, denn wir verlosen:

      3 Pakete bestehend aus je einem Band von Lucas und die Zauberschatten mit Poster und Kuli!
      Und für Fans im Zeichen der Zauberkugel (Fantasyabenteuerreihe ab 8 Jahren eine Testleserschaft für die 2. Staffel der Reihe (es gibt vorab das Manuskript zum Testlesen und kommentieren und anschließend das fertige Buch).

Wir hoffen, so über die Ferien Eure Lesefreude steigern zu können. Wie Ihr mitmachen könnt:
  1. verratet mir, ob Ihr schon mal ein Buch von Stefan gelesen habt und wenn ja welches
  2. verratet mir, was Ihr gerne gewinnen möchtet
  3. Folgt mir und Stefan
  4. Einsendeschluß der 27.07.2020 um 23.59 h
  5. Am 28.7. lose ich aus und kontaktiere die Gewinner und verschicke die Bücher innerhalb von Deutschland. Dafür benötige ich Eure Adresse und somit eine Kontaktmöglichkeit. Wenn ich bis zum 30.7.2020 um 23.59 h keine Antwort erhalte, lose ich neu aus.
  6. Testleser bedeutet Verantwortung. Bewerbt Euch bitte nur, wenn Ihr dieser nachkommen möchtet. Euch muss klar sein, dass ich hierfür Eure Daten an Stefan Gemmel und den Carlsen Verlag weitergeben muss, mit Eurem Einverständnis. Anders als bei dem Gewinnpaket, bedarf es hierfür der Zustimmung eines Sorgeberechtigten, oder Ihr seid eben selbst lesewütige Eltern.
  7. Für den Verlust auf dem Postweg hafte ich nicht, eine Auszahlung des Gewinns gibt es auch nicht, es entscheidet das Los, so dass der Gewinn auch nicht einklagbar ist.
  8. Dieses Gewinnspiel ist unabhängig von Facebook, Instagram und Verschwörungstheorien.
  9. Viel Erfolg!

#gewinnspiel #lesefieber #lesen #lucasundderzauberschatten #stefangemmel #kinderbuchtipp  #imzeichenderzauberkugelstaffel2 #werdetestleser #kinderbuchabenteuer #baumhausverlag #carlsenverlag #lesenliebenlernen #ferien #kinderbuchblogger

Freitag, 24. Juli 2020

Miss Elli und die verschwundene Uhr, Susanne Fülscher, Kristina Nowtnig, Carlsen Verlag



Miss Elli und die verschwundene Uhr, Susanne Fülscher, Kristina Nowtnig, Carlsen Verlag
Dies ist der dritte Erstleseband rund um die Geschwister Mieke und Ben und ihr fabelhaftes Kindermädchen Miss Elli mit einem Hauch von Magie und dem Flugmobil Fliemo. Weil die Eltern von Mieke und Ben beide im Krankenhaus im Schichtdienstarbeiten, passt manchmal die ältere Nachbarin Miss Elli auf sie auf. Die Kinder lieben sie und ihre Eltern haben keine Ahnung von Miss Ellis besonderen Fähigkeiten! Doch als die schöne blaue Armbanduhr von Bens Freund verschwunden ist, hilft das auf Anhieb auch erst mal nichts. Bis Ben, als er nach Hause radelt, bei seiner Klassenkameradin die blaue Uhr hervorblitzen sieht! Er hat einen Verdacht, will ihn aber nicht laut vor der Klasse aussprechen, sondern erst einmal der Sache nachgehen und da kommen dann Mieke, Miss Elli  und das Fliemo ins Spiel. 

Übrigens ist Miss Elli Engländerin und lässt immer mal wieder englische Begriffe einfließen. Diese waren Debbie (7) 1. Klasse durchaus verständlich, gerade weil es auch im Text erklärt wird, allerdings brauchte sie bei der Aussprache Hilfe von Mama. Sie kannte auch sonst nicht alle Begriffe, wie sich auf Nachfrage herausstellte, es hat sie aber nicht gestört und lesbar fand sie diese auch. Durch den Lockdown wurde im 1. Schuljahr noch weniger Englisch unterrichtet, als es sonst schon in RlP im ersten Schuljahr stattfindet, daher fand Debbie es super, so noch etwas zu üben. Es ist dann zwar etwas anstrengend, aber Übung macht den Meister, deswegen hat sie es abends gleich mehrfach zum Einschlafen vorgelesen, denn auch der große Bruder Jonathan (9) findet die Geschichte toll! Die Mutter findet sie eine gute Gelegenheit den Wortschatz der Kinder zu erweitern. Für meine 10 jährige Tochter waren allerdings alle Begriffe bekannt.
Aber! Dieses Buch hat ein großes Manko: Es ist ein Kindermagnet! Debbies kleine Schwester Hannah (5) findet es so toll, dass sie es immer wieder vorgelesen bekommen will (Band 1 Miss Elli legt los, kennt sie ja auch schon!). Es ist gerade ihr Lieblingsbuch und es ist unfair, dass es ihre große Schwester zum Lesen üben geschenkt bekommen hat, deswegen stibitzt sie es immer wieder heimlich und versteckt es! Während ich es im Garten las, hatte ich ständig Hanna vor mir, die mich anbettelte, es ihr vorzulesen 😉

Ich habe mal Grundschullehrerinnen gefragt, was ihnen wichtig ist, was Kinder unbedingt in der 1. Klasse lernen sollten und eine antwortete: den Unterschied zwischen Mein und Dein. Hier wird also ein ganz wichtiges Thema behandelt. Dabei wird ganz klar aufgezeigt, in welcher inneren Not sich das Kind befindet, weil seine Eltern nicht auf seine Bedürfnisse eingehen, sondern statt es nach seinen Wünschen zu fragen, stereotyp beschenken. Das ist nicht böse gemeint, aber fantasielos. Die Kinder zeigen hier echtes Verständnis und Einfühlungsvermögen und suchen nach einer Lösung, die allen gerecht wird. So wie bei Miss Elli wird es sicherlich nicht immer gelingen, denn wer hat schon magische Hilfe? Aber es ist ein wertvolles Vorbild um Kinder dazu zu bringen, über die Sorgen und Nöte anderer nachzudenken und Auswege zu suchen, statt bloßzustellen. Um über diese Themen mit seinem Kind zu sprechen, empfiehlt es sich, dieses Buch gemeinsam mit seinem Kind zu lesen. Dabei kann man dann gleich noch bei der Aussprache der englischen Begriffe helfen, oder auch mal unbekannte Wörter erklären, vielleicht auch ohne Nachfrage des Kindes.
Die vielen farbenfrohen Bilder von Kristina Nowtnig sind bunt und fröhlich und gefallen Jungs und Mädchen, weil sie absolut unkitschig sind. So gefällt es auch den Kindern, dass die Reihe gerne mal festgefahrene Rollenklischees indirekt in Frage stellt.
Die (Fibel-)Schrift hat Debbie beim Lesen sehr geholfen, ebenso dass die Kapitel schön kurz und bunt sind. Außerdem ist die Geschichte lustig und fantasievoll. Die Kinder lieben Miss Elli und wollen unbedingt noch mehr Geschichten von ihr!
Vielen lieben Dank an Susanne Fülscher und den Carlsen Verlag für diese wunderbare Leserunde.

#zuhauselesen #misselli #misselliunddieverschwundeneuhr #susannefülscher #carlsenverlag #lesenlernen #lesenlernen #bücherliebe #leseanfänger #kinderhelden #kinderbuchtipp #kinderbuchblogger #magie #respekt #toleranz

Donnerstag, 23. Juli 2020

Chilli (2) – meine Oma und das totale Chaos, Antje Sziallt, Zapf, Schneiderbuch



Chilli (2) – meine Oma und das totale Chaos, Antje Sziallt, Zapf, Schneiderbuch

Chilli ist als Feuerfrettchen unvermittelt in Jelks Leben getreten. Eigentlich darf Jelko, kein Haustier haben, weil sein Vater hoch allergisch gegen Tierhaare ist. Doch Chilli war einfach da und er ist ja auch nicht irgendein Haustier, sondern ein Feuerfrettchen und die sind ja schon sehr besonders. Denn nur Jelko kann ihn sehen, sobald jemand Drittes hinzukommt wandelt Chilli seine Form und ist nur noch anhand von roten Haaranteilen als Feuerfrettchen erkennbar. Chilli ist absolut loyal, sehr frech, liebt Senf, unberechenbar und magisch! Wenn Jelko sich etwas wünscht, erfüllt Chilli den Wunsch, auch wenn das Ergebnis nicht immer Jelkos Vorstellungen entspricht. Doch nun ereignet sich der Super-GAU: Oma Irene, die herrische Mutter von Jelkos Vater, steht unangemeldet vor der Tür, als Jelko einmal früher Schule aus hat. Da ist die großmütterliche Empörung groß und es wird nicht besser! Oh ja, der Tag hatte so gut begonnen und nun folgt eine Katastrophe auf die nächste. Um das familiäre Gewitter zu beruhigen, nimmt er Oma mit in den Zoo, da kann ja nichts schief gehen, denkt und irrt er!

Ok, diese Reihe richtet sich an Kinder, die das Lesen noch nicht so ganz für sich entdeckt haben, ab 9 Jahren. Aber sie ist so lustig, dass sogar meine große Tochter mit 13 Jahren, echt sauer wird, wenn man ohne sie liest! Oma Irene ist bei beiden der absolute Hit und so haben beide heimlich schnell alleine weitergelesen, weil sie Omas neueste Knaller wissen wollten, auch wenn ich gerade keine Zeit hatte. Dabei lesen beide nicht besonders gerne. Chilli ist eine Fortführung von Antje Szillats erfolgreichen Comicromanen. So weist Chilli deutlich mehr Text auf, erfreut aber mit einem relativ hohen Bildanteil und verstreut in den Text sind immer wieder comic-mäßige Emotionsausdrucksverstärkerbegriffe wie: „RATTER-RATTER-WAS-GIBT-ES-DA-NUR-ZU-SEHEN????“ oder schlicht und ergreifend: „GRUMPF!“ und „GRRRRRR!“. Das sagt bisweilen mehr als 1.000 Worte und bei dem Tempo, den dieser Band an den Tag legt, ist Geschwindigkeit fundamental, wer hat da noch Zeit für lange Erklärungen! Die Geschichte selbst ist allerdings durchaus grammatikalisch korrekt und gut geschrieben, mit genügend Text um Lesefortschritte zu gewährleisten, aber Comicelemente sorgen einfach für Stimmung!

Jelko trifft es diesmal wieder echt hart! Gerade ist er glücklich, dass Chilli ihn vom Terror des Klassenmobbers befreit hat, da kommt die Oma der besonderen Art. Das für sich ist schon schwierig genug, doch wie soll er während der unbekannten Aufenthaltsdauer nur so lange Chilli vor ihr verheimlichen? Auch wenn niemand Chilli sieht und hört, die Gesprächsanteile seinerseits sind kaum zu überhören und muten für Unwissende mehr als seltsam an! So steckt er echt in der Klemme, zumal ja auch seine beste Freundin Lotte Chilli nur für ein Hirngespinst hält! Doch mit einem Freund wie Chilli steht man auch das durch!

Ich fürchte ja, dass meine Töchter sich auch einen Chilli wünschen, meine Hoffnungen sind da ja etwas zwiespältig, nicht nur, weil ich sicherlich ständig vergessen würde ausreichend scharfen Senf zu kaufen. Dafür geht es hier um zwei ganz wichtige Punkte. Zum einen um den unerfüllten sehnlichsten Kinderwunsch nach einem Haustier! Der sich übrigens oft durch eine Auslagerung der Tiere ins Freie erfüllen lässt, sofern man über einen Garten verfügt und um verbitterte Menschen. Hinter dieser Verbitterung steckt oft nur Einsamkeit und es liegt gar nicht an den verwirrten Kindern. Nein, Kinder machen nicht immer was falsch, aber Tierhaarallergie kann dafür echt für einige Betroffene echt mehr als nur unangenehm sein. Da sollten die Feuerfrettchen ruhig mal ihr Geheimnis der guten Verträglichkeit mit anderen Tieren teilen. Nein, ehrlich, wer sich ernsthaft für Haustiere interessiert, wird feststellen, dass es oft auch gut verträgliche, nicht haarende Züchtungen gibt und ansonsten sind Regenwürmer auch ganz niedlich.

Autorin Antje Szillat ist sehr tierlieb und tierreich und Kinder die keine Haustiere haben dürfen, treffen bei ihr einen sensiblen Punkt. Feuerfrettchen für alle!

Zapf schafft es mit wenigen gekonnten Strichen die Stimmung einzufangen und zonga Lesemuffel bei Laune zu halten.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Buchcontact und dem Schneiderbuch Verlag für unser Rezensionsexemplar das heftigste Lachattacken ausgelöst hat.

#zuhauselesen #chilli #meineOmaunddastotalechaos #antjeszillat #zapf #schneiderbuch #comicroman #lesemuffel #lesenliebenlernen #kinderbuchtipp #kinderbuchblogger #witzig

Dienstag, 21. Juli 2020

Der Junge aus der letzten Reihe, Onjali Q. Raúf, gelesen von Birte Schnöink, 4 CDs 5 h, Hörcompany



Der Junge aus der letzten Reihe, Onjali Q. Raúf, gelesen von Birte Schnöink, 4 CDs 5 h, Hörcompany

Alexa, die Ich-Erzählerin ist 9 ¾ und geht mit ihren drei besten Freunden in eine Klasse. Wenn man so viele beste Freunde hat, freut man sich immer in die Schule zu gehen. Ihre Schule liegt in London, in einem nicht-schicken Stadtteil und so sind nur Michaels Eltern wohlhabend. Alexas Vater starb als sie noch klein war und nun bringt ihre Mutter eine Bibliothekarin sie beide mit 2 Jobs durch. Sie ist die schlaueste Person, die sie kennt, weil sie so viel liest! Eines Tages sitzt ein neuer Junge in der letzten Reihe, auf dem seit den Ferien freien Stuhl. Er ist merkwürdig. Er spricht nicht, verschwindet in den Pausen immer und guckt ganz traurig. Aber die neugierige Alexa findet natürlich heraus, woran das liegt: Er ist ein Flüchtlingsjunge! Was das bedeutet, erklärt ihr ihre Mutter und das findet sie so erschütternd, dass sie beschließt, auch mit ihm befreundet zu sein. Zum Glück sind Michael, Josy und Tom einverstanden mit dem Plan. Diesen umzusetzen ist gar nicht so leicht, wenn Ahmet der Neue in den Pausen immer verschwindet. Nach und nach erfahren sie immer mehr von ihrem neuen, mutigen Freund und stellen sich gemeinsam mit ihm gegen Brandon den Quälgeist, was sich bislang noch keiner getraut hat. Doch dann hört Alexa im Bus etwas mit, dass sie bis ins Mark erschüttert und sie ersinnt mit ihren Freunden, den besten Plan der Welt, bei dem nur noch die Queen helfen kann!

Die Journalistin Onjali Q. Raúf nimmt einen in ihrem preisgekrönten Debütroman mit in ein typisches Londoner Migrantenviertel. Jeder hat hier andere Wurzeln, das ist normal. Nur Brandon der Quälgeist ist blond und blauäugig und bildet sich etwas darauf ein! Für die anderen ist die Herkunft völlig egal, bis Ahmet in die Klasse kommt und Alexa und ihre Freunde herausfinden wollen, wie denn die Heimat so war, aus der Ahmet vor den Bomben fliehen musste. Die Gedanken der Kinder zu Ahmet und seiner Situation sind Gold wert. So unverblümt und von Herzen kommend. Ernsthaft sind sie bemüht ihm ein Stück Heimat zu schenken, was Brandon natürlich zunichte macht. So geht es neben dem Schicksal des unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings auch um normalen englischen Schulalltag, in dem sich die Kinder begegnen, und der das Schicksal von Ahmet für Hörer ab 8 Jahren nachfühlbar macht. Denn das ist wichtig, dass man nicht nur rational, sondern auch emotional begreift, was es heißt als Kind alleine zu fliehen, bzw. mutterseelenalleine in einem fremden Land anzukommen, wo man niemanden kennt und noch nicht einmal die Sprache spricht. Das Wort: „unbegleiteter minderjähriger Flüchtling“ klingt so bürokratisch und langweilig, dass Kinder wahrscheinlich noch nicht einmal nachfragen, was das denn sein soll. Doch Ahmets Schicksal ist bewegend und geht unter die Haut. Darüber muss man beim Zuhören nachdenken, ebenso wie viele weitere Details, die Alexa in ihrer kindlichen Weltanschauung so erzählt. So geht es um Oma Jo, die damals im 2. Weltkrieg vor den Nazis floh. Alexa wusste gar nicht, dass es auch einen zweiten Weltkrieg gab. Da meinte meine gerade 11-jährige Tochter, dass sie über den auch noch nie in der Schule gesprochen hätten.... Oje, in meiner Kindheit war es noch ständiges Thema, aber damals lebten ja noch ganz viele Zeitzeugen. Die heutigen Zeitzeugen berichten von Krieg und Flucht und saßen genau bei diesem Kind in der Grundschulklasse, lebten aber im Kreise ihrer Familien. Die Vorstellung ohne Eltern und Geschwister und Katze leben zu müssen, war für sie unfassbar. So geht einem Ahmets Geschichte unter die Haut, aber auch Alexas. Birte Schnöink schafft es dabei ganz wunderbar Alexas 9 ¾ jährigen Ton zu treffen, ihre Sorge, Betroffenheit, Wut, Freude, Verunsicherung, die ganze Bandbreite der Gefühle. Dabei schafft sie es mit unnachahmlicher Leichtigkeit durch die von Alexa eingenommene Perspektive unsere ganze Familie auch immer wieder zum Lachen zu bringen. Dieses Hörbuch hat uns alle (inklusive der Kinder von 11 und 13 Jahren) bewegt, berührt, nachdenklich gemacht, aber auch wirklich fröhlich lachen lassen. Wir haben die Freunde nicht ausgelacht, sondern mitgelacht. Es geht also nicht um eine düstere Geschichte, die Kinder traurig macht. Nein, es gelingt der Autorin, ebenso wie der Sprecherin, die Zuhörer mit auf ein ausgesprochen spannendes Abenteuer mitzunehmen, dass natürlich am Ende gut ausgeht. Zum Glück ist den Kindern erst hinterher bewusst, wie gefährlich ihre Mission war und dass da durchaus einiges hätte schief gehen können, hätten sie nicht das Glück gehabt, auf so viele nette, verständnisvolle Menschen zu treffen, wie den nettesten Taxifahrer neben Onkel Lenny. Leider müssen sie später durch den Kontakt mit den Medien feststellen, dass es auch andere Menschen gibt und man sich daher besser nicht zu sehr auf sein Glück verlassen sollte....

Wir sprechen auch jetzt, Tage später immer mal wieder über einige Passagen aus dem Buch, und durchleuchten einzelne Aspekte.... Ein Hörbuch das nachhallt!

Die Autorin hat übrigens selbst auch eine Flüchtlingshilfsorganisation ins Leben gerufen, um Flüchtlingsfamilien zusammenzuführen. Mein Mann, dessen Stammschule den Förderschwerpunkt sprachliche und emotionale Entwicklung ausweist, ist ganz begeistert von Birte Schnöinks sensibler Interpretation, die einem unter die Haut geht und bisweilen Gänsehaut oder einen Kloß im Hals erzeugt, um kurz darauf wieder ein Lachen ins Gesicht zu zaubern!

Vielen lieben Dank an die Hörcompany für dieses sensible und außergewöhnliche Hörbuch, dass bei uns zu intensiven Familiengesprächen führte, an die Hörcompany

Hier findet Ihr eine Hörprobe

#zuhausehören #hörbuchliebe #ichhöremeinbuch #allrefugeesmatter #derjungeausderletztenreihe #birteschöink #hörcompany #hörbuchblogger #hörbuchtipp #kinderbuchtipp #unbegleiteteflüchtlinge #flüchtlingsdrama #buckinghampalace #meetingthequeen #

Montag, 20. Juli 2020

Wie man 13 wird und überlebt, Pete Johnson, Ars Edition



Wie man 13 wird und überlebt, Pete Johnson, Ars Edition

Zu seinem 13 Geburtstag bekommt Markus endlich das langersehnte Smartphone und kann nun den Blog starten, auf den er sich so lange gefreut hat und von dem er sich Ruhm und Beliebtheit versprach. Zu dumm, dass er nun geheim bleiben muss, denn genau an diesem Tag offenbaren ihm seine Eltern etwas, womit er nie gerechnet hat und woran er nie geglaubt hat. Als seine Eltern ihm große Veränderungen ankündigen, die in seinem Körper anstehen, denkt er, dass es peinlich und bekannt wird, aber nein, ihm steht die Verwandlung in einen Halbvampir bevor! Hey, er will doch nur ein ganz normaler Junge sein, der mit seinen lockeren Sprüchen andere zum Lachen bringt und Klassenkameraden beeindruckt. Diese Verwandlung kommt ihm völlig ungelegen und sicherlich lässt sie sich stoppen, das will er auf jeden Fall! In der Schule ist gerade ein neues Mädchen Tallulah in seine Klasse gekommen, die ziemlich übellaunig ist, mit ihrem Geheimbund M.I.D.S. Monster in der Schule, aber das Interesse vieler Klassenkameraden, insbesondere seines besten Kumpels Joel auf sich zieht. Das ist so streng geheim, dass dieser ihm noch nicht einmal erzählen darf, wo sie sich treffen, bis...

Als Teenager ist man ja peinliche Eltern gewöhnt, aber die von Markus schlagen dem Fass ja den Boden aus! Jahrelang wurde Markus über die Natur seiner Familie im Dunkeln gelassen und nun nach 13 Jahren lassen sie die Katze aus dem Sack! Ein harter Schlag, direkt auf der ersten Seite! Das fanden meine Töchter nicht gut, sie fanden, dass es zu viel von der Spannung wegnähme und es dadurch zu vorhersehbar würde.
Allerdings ist in dieser Geschichte der Weg das Ziel. Wie Markus versucht, die Verwandlung zu stoppen, um „normal“ zu bleiben. Die Erwartungen und Vorfreude seiner Eltern ist bisweilen so absurd und peinlich, dass es echt witzig ist. Mit einem Handbuch für Halbvampireltern wollen die Eltern alles richtig machen und greifen doch ziemlich oft daneben! Manchmal hilft das eigene Bauchgefühl besser weiter, als jeder Ratgeber! Ziemlich viele Szenen, in denen es um Markus Transformation und seine Bedürfnisse, seine Ängste, seine Mitschüler und sein Eltern geht, spiegeln wunderbar übliche Pubertätsprobleme und den Wunsch „normal“ zu sein und dazuzugehören wieder. Aber so einfach ist es nicht. Denn die Veränderungen in Markus sind so krass, dass er währenddessen aus Vorsicht zu Hause bleiben soll. Vorsicht wovor erfährt er allerdings nicht, dafür ist es nur zu seinem Besten! Die Eltern sind absolut übervorsichtig. Markus ist Einzelkind und alles konzentriert sich auf ihn. Allerdings hat er das dumme Gefühl, dass sie erstmals richtig stolz auf ihn sind, oder eben nicht. Mit seinen lockeren Sprüchen, versucht er die Situation für sich erträglich zu machen. Leider hören seine Eltern oft nicht auf seine Einwände, denn sie haben ja das allwissende Handbuch und holen sich auch noch Expertenverstärkung! Da kann Markus nur noch verzweifelt den Kopf schütteln und das Chaos und die Gefahr kommen gleichermaßen im Sturzflug auf ihn zu!

Mit Hilfe seines Blogs ist man minutengenau dabei, wenn sich bei Markus wieder etwas elementar ändert, peinlich wird oder er Erfolgserlebnisse hat. Dabei werden bekannte Pubertätserfahrungen mit allerlei bekannten und unbekannten „Fakten“ über Vampire, Halbvampire und die Gestalten der Finsternis kombiniert, allerdings jenseits der „Biss“- Romantik, sondern witzig im großmauligen Blogstil. Gregs Tagebuch trifft auf den kleinen Vampir.

Neben Tages- und Uhrzeitangaben (auf die Minute genau!) gibt es zwischendurch auch einige Kritzeleien, meistens in Feldermausgestalt, aber nicht nur!

Es liest sich wahnsinnig schnell, da die Veränderungen in Markus Leben rasant vor sich gehen und es schwer ist, da mitzuhalten. Wie schon der nächste Titel verrät (großer Kritikpunkt meiner Töchter), wird die Transformation natürlich erfolgen, aber kann Markus sich damit auch anfreunden?! Muss man wirklich normal sein? Das ist eigentlich die Hauptfrage dieser Reihe und eine ganz wichtige im Leben der Leserschaft: Bin ich normal? Will ich es sein? Warum ist das wichtig? Ist es das überhaupt? Pubertät mal anders, abgefahrener, gruseliger, spannender!
Es ist nie leicht 13 zu werden und zu sein, egal ob als Mensch, Halbvampir, Junge oder Mädchen, darüber zu lesen aber schon und vor allem sehr lustig! Ab 10 Jahren!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Ars Edition für unser Rezensionsexemplar!

#zuhauselesen #wieman13wird #weltretten #petejohnson #arsedition #transformation #halbvampir #blogroman #jugendbuchtipp #kinderbuchtipp #kinderbuchblogger #chaospur #lesemuffel