Wie ich plötzlich reich wurde und dachte, alles wird cool,
Stefanie Polak, südpol
Der vierzehnjährige Theo lebt mit seiner alleinerziehenden
Mutter Katja und deren arbeitslosen Schwester Britta in einer winzigen Wohnung
ein einer sozialen Wohnsiedlung. Als seine Mutter von ihrer Chefin im
Kosmetikstudio die Arbeitszeit verkürzt bekommt, beschließen Mutter und Tante,
sich mit einem eigenen Beautysalon selbstständig zu machen: in Theos Zimmer!
Als er das ganz gefrustet seinem besten Freund Luca erzählen will, muß er auch
noch mit ansehen, wie sein großer Schwarm Kim sich ausgerechnet dem schnöseligen
Danny an den Hals wirft. Steht sie nur auf ihn, weil seine Eltern Geld haben
und er deshalb cool ist?
Dann rückt Tante Britta unvermittelt in die Spielshow „Spiel
dich reich!“ mit Gunnar Hauch nach und hat die Chance 500.000,- € zu gewinnen.
Wie könnte sich ihr aller Leben ändern, wenn sie auf einmal Geld hätten? Ob
Theo dann auch cool wäre und Kim ihn so anschmachten würde? Aber erst einmal
muß Britta ja gewinnen und Theo muß im Fernsehpublikum lässig aussehen.
Dieses Buch spricht aus dem Herzen eines Pubertiers und ist
durchaus auch für Mädchen ab 12 Jahren interessant, damit sie mal sehen, daß es
Jungen nicht viel besser geht mit ihrem Gefühlschaos und ihrer Unsicherheit,
als ihnen.
Es dreht sich um die ewige Frage der Jugend: Wie werde ich
cool? Aber eigentlich ist es Theo ja gar nicht sooooo wichtig cool zu sein, er
steht halt nur auf Kim die später Model werden möchte und sicher nicht mit
einem Uncoolen abhängen möchte. Doch was macht ihn uncool? Dass er keine teuren
Klamotten trägt? Nicht in einem schicken Haus wohnt? Wird man dann automatisch
glücklich? Dabei hat sein Leben doch auch gute Seiten. In der italienischen
Familie seines Freundes Luca geht er seit Jahr und Tag ein und aus, auf ihn ist
immer Verlass. Seine Mutter ist stets für ihn da, doch die Verantwortung macht
ihr sehr zu schaffen. Tante Britta sorgt da für Auflockerung.
Sehr gut gefällt mir, daß das Buch zum Nachdenken anregt,
was wirklich wichtig ist. Statt auf die schiefe Bahn zu geraten ist Theo schon
sehr reif und verantwortungsbewußt für sein Alter. Auch wenn er sich ärgert,
daß er in bescheidenen Verhältnissen lebt, macht er dies nicht für jedes
Missgeschick in seinem Leben verantwortlich und läßt sich deshalb gehen. Nein,
Theo ist clever und gut in Mathe (wie schön, mal ein Buch mit einem Schüler der
gut in Mathe ist, darüber schimpft meine Tochter immer ;)).
Dabei verzichtet Stephanie Polak auf molarisierende Töne.
Stattdessen unterhält sie ganz ausgezeichnet mit den Aufnahmen von der
Spielshow. Gut, das konkurrierende Muttersöhnchen plus Muttern, werden nicht
ganz so nett dargestellt, dafür aber sehr lustig, aber die übrigen Personen
werden wirklich mit viel Respekt und Wärme gezeichnet. Nur weil man nicht auf
der Sonnenseite des Lebens geboren wurde ist man weder doof noch faul. Aber
selbst auf die schöne Kim kann ich nicht nur sauer sein.
Sprachlich gefällt mir das Buch sehr gut, es ist
locker-flockig, ohne sich sprachlich anzubiedern und ist auch für jüngere und
ältere Semester verständlich. Auf Fäkal-Floskel wird ebenso verzichtet, wie auf
Trendbegriffe, die bereits zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches schon
wieder out gewesen wären. Das hat Autorin Stephanie Polak sicherlich in ihrer
Zeit als Redakteurin bei MTV gelernt, wo sie vor ihrer Zeit in den Babelsberger
Studios und ihrer Tätigkeit als freie Autorin (seit 2010) tätig war.
Stattdessen kommt es jungen Lesern mit seiner erfrischenden
Kürze entgegen. Kein Geschwafel, keine unnötigen Beschreibungen, da sitzt
einfach jedes Wort! Vielleicht lässt sich damit ja doch so manch erklärter
Lesemuffel hinter dem Ofen hervorholen. Daher eignet es sich auch wirklich gut
als Schullektüre gerade auch für Haupt- und Gesamtschulen, für die es manchmal
schwieriger ist geeigneten Lesestoff zu finden. Dieses Buch spricht alle
Pubertiere an.
Wirklich tolle 5 von 5 Sternen.
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