Dienstag, 31. Juli 2018

Der kleine Warum Wolf macht Ferien, Sylvia Englert, Illustrationen Sabine Dully, Knesebeck Verlag



Der kleine Warum Wolf macht Ferien, Sylvia Englert, Illustrationen Sabine Dully, Knesebeck Verlag

Dies ist der zweite Band mit verrückten Vorlesegeschichten von Sylvia Englert, die als Katja Brandis regelmäßig mit ihren Jugendbüchern die Bestsellerlisten erobert. Auch bei diesen Geschichten für neugierige Kinder geht es tierisch zu.
Finn hätte ja gerne einen Hund, aber Mama und Daniel (er ist zwar nicht sein Papa, aber für ihn schon) sind dagegen. Wie gut, daß es da den kleinen Warumwolf gibt, der Finn stets zur Schule begleitet und ihn dort auch wieder abholt. Dann ist der Schulweg nicht so langweilig, denn der Warumwolf liebt es Finn mit den aberwitzigsten Fragen zu löchern und Finn liebt es, sich für ihn verrückte Antworten auszudenken. Wie schade, daß er nicht überall hin mit darf, wie z.B. in den Zoo. Aber das macht ja nichts, denn Finn erklärt ihm ja danach die tollsten Sachen z.B. warum Schnee weiß ist, so weiß wie Eisbären (ja ja, dazwischen besteht ein Zusammenhang!). Zum Glück merkt niemand außer Finn, daß der Warumwolf ein Wolf und kein Hund ist, denn sonst hätten ja alle Angst, auch Mama und Daniel, die ihn sonst auch nie ins Haus lassen würden. Wo kommen denn Warumwölfe eigentlich her? Natürlich aus Weilheim, weil es dort so viele Antworten gibt!

Meine Jüngste (gerade 9 Jahre) fand das Cover und den Titel so witzig, daß sie richtig Lust auf diese verrückten Vorlesegeschichten bekam und weil es ja Vorlesegeschichten sind, habe ich sie ihr vorgelesen. Sie kicherte und gluckste total süß und meinte: „ Das ist ja alles totaler Quatsch Mama!“. Ja und darin liegt der Spaß! Auch wenn Sylvia Englert schon einige Bände der Reihe „Frag doch mal die Maus!“ verfasst hat, allerdings mit ernsthaften Antworten auf Kinderfragen, so geht es hier einfach nur um das gemeinsame Lachen und der Fantasie freien Lauf lassen. Vor dem Einschlafen kann man so die Geschichten weiter spinnen und sich eigenen Quatsch einfallen lassen, um dann gut gelaunt und mit einem Lächeln im Gesicht einzuschlafen. Die Geschichten sind dabei sehr originell und direkt aus dem kindlichen Gedankenkosmos. Dabei erleben Finn und sein Warumwolf die unterschiedlichsten Abenteuer die Grund zum Nachfragen geben, sei es das Schlittenfahren, der Hausmeister der Schule, ein Wochenendausflug, ein Nachmittag bei Oma und Opa, ein Ausflug in den Zoo oder aber man erfährt, warum eine Mäuse gefressen werden, während andere den Katzen entkommen können. Finn hat einfach auf alles eine Antwort, auch wenn sie vollkommener Blödsinn ist, macht nichts, Lachen ist gesund. Sinnlos ist ein Leben ohne Sinn für Unsinn, das haben Finn und sein Warumwolf bestens verstanden!
Dies ist bereits der zweite Band. Wie Finn und der Warumwolf sich gefunden haben, wissen wir leider auch nicht, aber wir sind nun echt mächtig neugierig, wie das denn wohl gewesen sein könnte. Bis wir es wissen, können wir ja allerhand wilde Geschichten entwickeln. Unsinn macht nämlich kreativ!

Die Illustrationen von Sabine Dully sind echt richtig lustig und machen einfach gute Laune genau wie auch die abwechslungsreichen Geschichten, egal ob es um den Regenwurmkönig in seinem unterirdischen Schloss geht oder den ertrunkenen Regenwurm, der nun auf einer Wolke sitzt und Harfe spielt, die größtenteils farbigen Illustrationen regen zum Geschichten weiterspinnen und Lachen an. Da wird einfach Lust auf Bücher und Geschichten gewickt, die Fantasie gefördert und man kann herrlich vor dem Einschlafen gemeinsam Kuscheln.

Ein wirklich wunderbar fantasievolles Buch, auch ohne Gestaltwandler oder andere magische Wesen. Einfach zauberhaft durch die Kraft der Fantasie und des Unsinns, wir finden es sehr empfehlenswert!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für dieses fantasievolle Vergnügen!

Montag, 30. Juli 2018

Der kleine Drache Kokosnuss und der Zauberschüler, Ingo Siegner, gelesen und gesungen von Philipp Schepmann, cbj audio



Der kleine Drache Kokosnuss und der Zauberschüler, Ingo Siegner, gelesen und gesungen von Philipp Schepmann, cbj audio

Bei einem Flug über die Dracheninsel entdeckt der kleine Drache Kokosnuss ein kleines rosa Hausschwein in den Sümpfen. Aber das gibt es doch nicht, es gibt doch keine Hausschweine auf der Dracheninsel! Dem muss Kokosnuss gemeinsam mit seinen Freunden dem Stachelschweinmädchen Matilda und dem kleinen Fressdrachenjungen Oskar nachgehen. Sie suchen lange Zeit vergeblich, so lange, daß es dunkel wird und Nebelschwaden aufziehen. Ganz schön unheimlich so im Sumpf und auch ganz schön gefährlich, daß merken die Freunde leider erst, als sie schon ganz schön in der Patsche sitzen. Zum Glück treffen sie in diesem Moment nicht auf den gefährlichen Spitzmauldrachen, sondern auf einen freundlichen Zauberschüler, der sie aus dem Sumpfloch herauszaubert. Können sie ihm im Gegenzug auch bei seiner Mission helfen, die ihn in die sieben Sümpfe geführt hat?

Dies ist mal wieder ein richtig spannendes und witziges Abenteuer vom kleinen Drachen Kokosnuss und seinen Freunden und es ist sogar ein klitzekleines bißchen gruselig! Dennoch ist bei uns der kleine Drache Kokosnuss noch immer sehr beliebt, weil er einfach für groß und klein geeignet ist. Wenn also die jüngeren Nachbarskinder vorbei kommen, ist Kokosnuss immer ein prima gemeinsamer Nenner und ist somit bei Jungs und Mädels der Renner!

Auch in diesem Abenteuer treffen die Freunde auf unbekannte Gefahren, die sie gemeinsam mit viel Ideenreichtum und echtem Zusammenhalt meistern. Hierbei entdecken sie sogar ungeahnte Fähigkeiten beim kleinen Vegetarier-Fressdrachen Oskar. Denn diesmal geht es um Magie und das ist ja nicht gerade ein klassisches Kokosnuss-Thema. Die Magie ist wirklich witzig und kindgerecht aufbereitet, so daß es wirklich sowohl für Jungs als auch Mädchen passend ist und über Matilda mit Tomatenohren, kann sicher jeder lachen! Um sie sich besser vorstellen zu können, ist sie direkt vorne auf dem Cover mit Zauberschüler Friedrich und Kokosnuss abgebildet. Weitere Illustrationen zu diesem Abenteuer finden sich auf dem Tonträger und im Innenteil der Hülle wieder.

Natürlich endet die Geschichte dank des Einfallsreichtums der drei Freunde für alle Beteiligten ganz wunderbar, sogar für den Bösewicht, denn auch der ist diesmal nicht vergessen worden. Trotz Spannung und einiger Gruselmomente, ist dieses Hörbuch auch zum Einschlafen geeignet.

Sollte es einem Kind nun dennoch zu gruselig in den sieben Sümpfen zu gehen, ist die CD mit süßen Kokosnuss Leuchtstickern (einer von Kokosnuss und einer von Zauberschüler Friedrich, sollten sich zwei Geschwister zanken, es ist für beide einer dabei) versehen, die den Kindern die Angst beim Einschlafen nimmt. Die sehen echt süß aus und leuchten toll, wenn man sie vorher ausreichend auflädt.

Philipp Schepmann ist und bleibt für uns die Stimme des kleinen Drachen Kokosnuss und wir (in diesem Fall wir vier, plus unsere 3 Nachbarskinder mit Mutter) sind uns alle einig, daß er noch lange die inszenierten Lesungen des kleinen Drachen Kokosnuss weitermachen kann und will. Unglaublich lebendig und mit sehr angenehm warmer Stimme liest er dieses Abenteuer, das von Geräuschen unterlegt ist. Gerade die warme Klangfarbe der Stimme, die ihm auch erhalten bleibt, wenn er zwischen den einzelnen Charakteren hin und her switcht, macht diese Lesung ausgesprochen geeignet für Kinder ab 5 Jahren und sehr ohrenfreundlich auch für mithörende ältere Geschwister oder Eltern. Philipp Schepmann liest nicht nur Kokosnuss, er ist es einfach selbst!

Auch nach all den Folgen, lässt weder Ingo Siegners Einfallsreichtum, noch Philipp Schepmanns Spielfreude nach. Einfach toll!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei cbj-audio für diese brandaktuelle Kokosnuss-Folge!

Sonntag, 29. Juli 2018

Alea Aquarius (4) – Die Macht der Gezeiten, Tanya Stewner, Oetinger Verlag



Alea Aquarius (4) – Die Macht der Gezeiten, Tanya Stewner, Oetinger Verlag

Nach den dramatischen Ereignissen auf Island befindet sich Alea Aquarius, das Meermädchen deren Bestimmung es ist, die Meermenschen vor dem Aussterben zu retten, auf der Flucht vor Dr. Orion. Zusammen mit ihren Freunden von der Alpha Cruz machen sie sich mit ihrem Segelschiff, der Crucis, auf den Weg nach Norwegen. Dort hofft Alea eine Walwanderin zu treffen, die sie in Silberfadenvisionen immer wieder gesehen hat. Doch auf dem Weg erscheinen ihr neue furchtbarer Bilder von einem Flammeninferno auf dem Meer und sie wird von einem magischen Tasfaren vor einer bevorstehenden Ölkatastrophe durch eine leckgeschlagene Bohrinsel vor der Küste Norwegens gewarnt. Alea will dieses Unglück unbedingt verhindern, doch sie hat überhaupt keine Ahnung wie ihr dies gelingen soll und sucht daher erst einmal vor einem Weg die dortigen Meeresbewohner vor der Katastrophe zu warnen. Eigentlich hatte sie ja ganz andere Pläne, sie wollte weitere überlebende Meerkinder finden, mit denen sie sich gemeinsam gegen Doktor Orion, der die Wasserwelt völlig zu vernichten droht, verbünden wollte. Eine schier unlösbare Aufgabe scheint auf sie zu zukommen.

Auch dieses 4. Abenteuer ist wieder richtig spannend, magisch und voller großer Gefühle. Dank des neunjährigen Sammy, der Hüter der Silberfäden, der morgens in alle Ecken der Crucis lacht, um die Stimmung für den Tag zu heben und Bestmoments zu sammeln, ist es aber auch wieder lustig. Sammy ist der Liebling meiner Töchter.  Ich persönlich mag ja die schroffe Tess mit ihrem weichen Kern und ihrer Verletzlichkeit sehr gerne. Eine junge Französin auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt. Diesmal bekommt der Jüngste der Crew tierische Verstärkung, als er eine im Öl verendende Robbe rettet und sich mit ihr anfreundet. Doch auch in diesem Band kommen wieder allerhand magische Wesen vor, die staunen oder kichern lassen und von denen man das eine oder andere selbst gut gebrauchen könnte. So treffen sie bei ihrer Reise ins ungewissen, auf den erdbeerfarbenen Wasserkobold Franklin, der auch für die Leser mit seiner offenen und mutigen Art eine echte Bereicherung ist und der auch für einige sehr bewegende Momente sorgt.
Alle in der Alpha Cruz sind etwas anders. Aber besser, man bleibt sich selbst treu, als sich irgendwo einzufinden und zwar in einer Gruppe zu sein, aber unglücklich. So macht dieses Buch auch wieder unheimlich Mut zu sich selbst zu stehen und sich so zu akzeptieren, wie man ist. Früher oder später wird man auf Gleichgesinnte treffen und mit ihnen wird eine wirklich belastbare Freundschaft möglich sein. Hier verarbeitet die Autorin Tanya Stewner auch eigene Erfahrungen, wodurch ihre Aussagen nicht nur besonders persönlich, sondern auch authentisch wirken. Da sie ebenso wie die Mitglieder der Alpha Cruz Musikerin und Texterin ist, sind immer wieder im Rahmen der Handlung Liedtexte eingestreut, wenn Alea, Lennox, Sammy, Tess und Ben ihre Ängste, Sorgen und Erlebnisse mit Musik zu verarbeiten versuchen. Denn sie tragen mit Aleas Aufgabe eine große Verantwortung auf ihren jungen Schultern, die nur noch von der Gefahr in der sie sich befinden, eventuell übertroffen wird. Außerdem geht es auch diesmal wieder um den Schutz der Meere, wobei diesmal weniger der Plastikmüll in den Meeren thematisiert wird, als die winzigen Mikroplastikteilchen, die sich überall in unserem Alltag wiederfinden z.B. in Duschpeelings oder Zahnpaste und die für sie mit dem Wasser schluckenden Lebewesen eine echte Bedrohung darstellen.
Neben den sehr persönlichen und emotionalen Momenten, die wir nicht verraten möchten wird es auch wieder richtig spannend, und zwar nicht zur als Showdown zum Ende, dafür ist das Buch ja auch ein bißchen dick, um nur eine spannende Stelle zu haben, sondern auch immer wieder mitten drin.
Diese Meereswelt mit ihren magischen Bewohnern ist sehr komplex, daher sollte man unbedingt mit Band 1 beginnen. Es gibt zwar immer wieder kurze Erläuterungen im Text, diese dienen aber mehr der Gedächtnisstütze für diejenigen die die Vorgängerbände bereits kennen, weil zwischen dem Erscheinen der Bände immer rund 1 Jahr liegt. Diese Ausführungen sind überhaupt nicht störend und aufdringlich, sondern wirklich sehr hilfreich, wenn man nach einem Jahr Pause zum neuesten Band greift.

Die Alea Reihe ist sehr fesselnd geschrieben und wir drei haben uns wieder von Anfang an von der Geschichte gefesselt gefühlt.

Eine Ode an die Freundschaft und die Liebe zum Meer, die bei jungen Mädchen zu einem wachsenden Umweltschutzbewußtsein führen wird und mitten ins Herz trifft.

Wir haben uns diesmal sehr mit Alea, über eine überraschende Wendung gefreut und sind schon total gespannt, wie es nächstes Jahr weiter gehen wird! 5 von 5 Bestmomentssternen!

Donnerstag, 26. Juli 2018

Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft, Original Hörspiel zum Film, Jumbo Verlag



Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft, Original Hörspiel zum Film, Jumbo Verlag

Nach dem Abenteuer mit Schmitti, der geschrumpften Mathelehrerin, fühlt sich Felix Vorndran an seiner neuen Schule, dem Otto-Leonhardt Gymnasium richtig wohl. Was er nicht ahnt: sein Vater ist beruflich unzufrieden und möchte nun auch endlich karrieremäßig durchstarten, nachdem er seiner Frau den USA-Aufenthalt ermöglicht hat. Er träumt von einer Stelle als Statiker in Dubai, mit seiner Familie! Felix ist nicht bereit, seine Freunde nach nur einem Jahr schon wieder zu verlassen. Er fühlt sich hundeelend und bemerkt dabei gar nicht, daß auch Kumpel Mario echt unglücklich ist und daher viel Zeit mit Ella verbringt. Als seine Eltern zur neuen Direktorin gerufen werden, weil immer neue Risse im Gemäuer der Schule auftreten, bahnt sich neues Unheil an. Otto Leonhardt soll voll Hulda Stechbarth, seiner längst vergessenen Nachfolgerin, ins Vergessen geschickt werden, mit unheilvollen Kräften. Während die magische Kugel erneut in der Schale des Otto-Leonhardt-Museums rotiert, wünscht sich Felix im Beisein seiner Freunde, daß doch bitte seine Eltern so klein und hilflos ein sollen, wie er sich fühlt. Seine Freunde wollen ihm diesen Wunsch ausreden, nicht ahnend, daß er sich in der Schule schon längst bewahrheitet hat. Damit ist das Chaos nun perfekt und der Kampf gegen die bösen Kräfte der Hulda Stechapfel beginnen.

Anfang des Jahres haben wir den Film nach dem Roman von Sabine Ludwig im Kino gesehen und meine Töchter hatten einen riesigen Spaß und auch wir Eltern haben uns amüsiert (mein Mann leidet ja bisweilen bei Kinderfilmen, weshalb wir ihn auch manchmal gleich zu Hause lassen). Ohne die Buchvorlage zu kennen, kann man sagen, daß sie nicht total verhunzt wurde. Es ist zwar eine aufregende Komödie, aber kein furchtbarer Klamauk geworden.

Es geht diesmal um die Sorgen, die Eltern ihren Kindern bereiten. Trennungsschmerz, wenn Eltern sich trennen oder auch wenn Kinder für die Karrierepläne ihrer Eltern umziehen sollen. Das ist ein wirklich einschneidendes Erlebnis für sie und mit großen Ängsten verbunden. Im Vergleich zu diesen Sorgen ist das Abenteuer, das die Freunde gemeinsam meistern gar nicht furchteinflößend. Dabei muß Felix diesmal wieder an seine Grenzen gehen und über sich selbst hinaus wachsen, aber es steht so viel auf dem Spiel, daß er gemeinsam mit seinen Freunden den Mut dazu findet. Dabei ist es aber nicht nur spannend, wie die Kinder die Schule vor dem Verfall retten und versuchen Felix Eltern und Schmitti wieder in ihre normale Größe zurück zu bringen. Die Erlebnisse der Eltern in Miniformat sind schon sehr lustig. Denn wo sollen die Winzlinge schlafen? Was kann man ihnen zu Essen geben, es ist ja alles viel zu groß und wie soll er sie waschen und auf Toilette bringen? Hieraus ergeben sich zahlreiche lustige Situationen, über die Kinder herzlich lachen können.

Es spricht der Originalcast des Kinofilms mit so bekannten Schauspielern wie Andrea Sawatzki, Anja Kling, Otto Waalkes, Axel Stein... Ihre Stimmen sind so bekannt, daß es ein Leichtes ist, sie auseinander zu halten. Doch auch bei den Kindern, ist das überhaupt kein Problem.
Sprecherin Inga Reuters füllt sprachlich lebendig die Lücken, die durch die fehlenden Kinobilder entstehen. Bislang war uns ihre Stimme kein Begriff, aber meine Älteste, die ja kritisch Sprechern gegenüber ist, hat sie wirklich gut gefallen, das hat sie extra betont.

Ein wirklich tolles Thema für Kinder wie auch Eltern, sehr locker, lustig und spannend für die ganze Familie als Kinohörabenteuer.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Jumbo Verlag, für diese Wiederholung unseres Kino-Spasses.

Mittwoch, 25. Juli 2018

111 Orte in der Provence die man gesehen haben muss, Ralf Nestmeyer, Emons



111 Orte in der Provence die man gesehen haben muss, Ralf Nestmeyer, Emons

Südfrankreich ist wunderschön und daher bin ich fast jedes Jahr dort. Daher ist es an der Zeit, mal was neues zu entdecken, die Augen auf kleine, feine Details zu richten.

Die 111 Orte sind alphabetisch geordnet und sie beginnen daher mit den größten Städten des hier dargestellten Teils der Provence: Aix-en-Provence  (3 Orte) , Arles (6 Orte) und Avingnon (4 Orte). Arles bildet dabei den Schwerpunkt. Es ist auch wirklich wunderschön, allerdings sollte man vorher wissen, daß das Parken dort nicht sehr leicht ist, wir haben dort inzwischen unseren speziellen Parkplatz gefunden, da die Durchfahrt der Altstadt mit großen deutschen Limousinen an einigen Stellen fast unmöglich ist. So schön Arles auch ist, es ist im Sommer unglaublich heiß, man benötigt unglaublich viel Wasser, viele Ruhepausen oder einen der seltenen bewölkten Tage. Als Kind habe ich dort fast immer befürchtet verdursten zu müssen und meinen Kindern geht es heute auch bisweilen noch so. Sehr schön finde ich Ort Nr. 4 „Die Alycamps“ eine alte römische Begräbnisstätte von der Rilke und Hugo von Hoffmannsthal bereits schwärmten. Klingt jetzt erst mal nicht so spektakulär, allerdings sollte man wissen und das verschweigt der Autor, daß es sich um von der UNESCO anerkanntes Weltkulturerbe handelt. Dort wird übrigens die Modeschau des Hauses Gucci 2019 stattfinden, da es sich um die Geburtsstadt des legendären Designers Christian Lacroix handelt. Die Zahlungen von Gucci für dieses Privileg an die Stadt, soll für den Erhalt der Vielzahl römischer Stätten verwendet werden. (Diese Info stammt aus einer aktuellen frz. Frauenzeitschrift, nicht diesem Buch).
Da Frankreich außer Mode natürlich auch noch Kunst, Musik und Kultur zu bieten hat, gefiel mir der Blick in das Internierungslager in der Ziegelei von Les Milles bei Aix-en-Provence in welcher bedeutende Exilkünstler wie Lionel Feuchtwanger, Max Ernst und Golo Mann interniert waren. Dank der Vichy-Regierung sind auch im unbesetzten, freien Süden zeitweise bis zu 3.000 Menschen jüdischer Herkunft dort interniert und teilweise von dort mit Zügen nach Auschwitz deportiert worden. Die wenigsten haben dies überlebt. Gegenüber der Ziegelei kann man noch einen der historischen Eisenbahnwaggons sehen, die zur Deportation nach Auschwitz genutzt worden.
Dieser Leitfaden wendet sich aber nicht nur den Toten zu, sondern auch alljährlichen Highlights und somit Ort Nr. 79 der Mont Ventoux, der härtesten Bergetappe der Tour de France, an dem schon einige scheiterten oder zusammenbrachen und dessen Bezwingung so viele Gemüter beschäftigt hat, daß ich über diesen Ort letztes Jahr einen wirklich spannenden Krimi aus der Radrennwelt gelesen habe.
Mit 8 Orten liegt das Hauptaugenmerk wohl auf Marseille, das heutzutage auch wirklich für Besuche deutlich besser geeignet ist, als in meiner Kindheit. Die Stadt hat in den letzten Jahrzehnten einiges für einen Imagewandel, weg von der schmuddeligen Hochburg der Kriminalität vom Mittelmeer getan. An die lange Geschichte der Kriminalität erinnert Ort Nr. 66, mit dem legendärsten Gefangenen der Stadt, dem Graf von Monte Christo aus dem Meisterwerk von Alexandre Dumas dem Älteren, dem die Flucht von der Gefängnisinsel Ile d'If dem Ort des berrüchtigten Chateau d'If gelang. Da Marseille am Meer liegt, ist das Klima dort auch im Sommer deutlich erträglicher als im Hinterland und es gibt dort auch deutlich mehr zu entdecken, als man meint.

Die Auswahl ist sehr vielfältig und bunt gemischt, so das für jeden Geschmack eine Menge zu entdecken ist. Allerdings ist das abgedeckte Gebiet auch sehr groß und reicht für mehrere Urlaube, wobei man die zu besichtigen Orte auch im Hinblick auf Jahreszeit und Klima wählen sollte.

Was ich sehr schade finde und was bei mir zu einem Punkt Abzug führt, ist das einige Highlights, die im Vorwort erwähnt werden, wie z.B. der Pont du Gard, das gigantische Aquedukt, daß das römische Nimes mit frischem Gebirgswasser versorgte, oder die unendlich scheinenden Strände der Camargue überhaupt nicht aufgeführt sind. Da er sie offensichtlich zur Provence mitzählt, ist es ausgesprochen merkwürdig, sie außen vor zu lassen, sofern er nicht einen weiteren Führer für die Camargue, das Languedoc-Rousillon plant. Aber dann hätte er sie auch im Vorwort unerwähnt lassen sollen. Na gut, Ort Nr. 60 Les-Saintes-Maries-de-la-Mer gehört zur Camargue, da es sich aber so fernab der übrigen hier aufgezählten Orte befindet, ist es nicht im Kartenanhang zu finden. Wer diesen Ort besuchen möchte, sucht im Kartenmaterial vergeblich, er wird sich keinen Eindruck von seiner Lage machen können. Solche Pannen dürfen eigentlich nicht passieren.

Wirklich sehr interessant für alle, die die Provence schon kennen und neue Inspirationen suchen, für Neulinge eine facettenreiche Ergänzung zu klassischen Reiseführern.

Dienstag, 24. Juli 2018

Mord erster Klasse – Ein Fall für Wells & Wong (3) Robin Stevens, Knesebeck



Mord erster Klasse – Ein Fall für Wells & Wong (3) Robin Stevens, Knesebeck

1935 Schulferien. Nach den Ereignissen in Fallingford zu Daisy Wells Geburtstag an Ostern, hat Hazel Wongs Vater entschieden, dass es besser für die beiden knapp 14 jährigen Mädchen ist, die Ferien unter seiner Obhut zu verbringen. Also besteigt der Hong Konger Privatbanker mit den zwei Jungdetektivinnen und seinem Sekretär Maxwell und Dienstmädchen Hetty den Orientexpress. Auf der Strecke zwischen Paris nach Istanbul kann er den Mädchen viel von Europa zeigen und erklären und im ersten Klasse Abteil wird man sich schon in bester Gesellschaft reisen. Doch schon beim Einsteigen stellen sich die Mitreisenden als schillernd und bisweilen alles andere als angenehm dar. Ein Entfesselungkünstler, eine MI6 Agentin undercover (aber Daisy und Hazel noch aus Fallingford bekannt), ein Medium, ein erfolgloser Krimiautor, eine steinreiche Erbin mit ihrem unfreundlichen Gatten und ebenso unangenehmem Dienstmädchen, eine emigrierte russische Gräfin mit ihrem Enkelsohn Alexander (14), sowie der österreichische Schaffner des Calais – Simplon – Istanbul Waggons werden unfreiwillig durch einen Mord auf jugoslawischem Boden zu einer Schicksalsgemeinschaft. Jeder misstraut jedem, Polizisten besteigen in Jugoslawien nicht den Zug und der mit den Ermittlungen beauftragte Hobbydetektiv erweist sich als elender Stümper. Wie sollen Hazel und Daisy da nur ihr Versprechen einhalten und nicht ermitteln?
 
Dieser 3. Fall, der Jungdetektivinnen, die sich als würdige Ermittlerinnen im Geiste von Holmes & Watson fühlen, spielt ein Jahr nach dem Erscheinen von Agatha Christies fulminaten Klassiker. Er ist eine echte Hommage an dieses Krimivorbild. Ein Mord in geschlossener Gesellschaft auf engstem Raum und eigentlich völlig unmöglich und dennoch ist er geschehen. Da helfen keine Indizien, da hilft nur Logik. Auch wenn Daisy meint, das logische Denken für sich gepachtet zu haben, zeigt die naschfreudige Hazel, wie unersetzlich ihre Geistesblitze bisweilen sind. Von wegen Watson! Es macht richtig Spaß mit zu ermitteln, da der Fall absolut logisch ist und genügend Hinweise gestreut sind, um den Fall ebenfalls lösen zu können. Er liegt nicht völlig auf der Hand, aber wer das Vorbild mit Hercule Poirot kennt und Sherlocks Ermittlungsmethoden, wird sicher noch vor unseren reizenden Jungdetektivinnen den Fall lösen können. Den Fall, nein, vielmehr die Fälle, denn es gibt ja nicht nur einen Mord, sondern auch einen geheimnisvollen Spion. Denn 1935 spitzte sich die Lage in Europa infolge von Hitlers Machtübernahme deutlich zu. Sehr schön, wie diese historisch-politischen Entwicklungen für die jungen Leser mit eingearbeitet wurden. So wird auch den heutigen Jugendlichen durch Hazel als Hong-Kong-Chinesin bewußt gemacht, wie es sich anfühlt, allein auf Grund des Aussehens anders behandelt zu werden.
 Außerdem finden sich wirklich schöne Anspielungen an britische Agentengeschichten, die auch älteren Lesern richtig Spaß beim Lesen bereiten.

Um den jungen Lesern zeitgeschichtliches leichter verständlich zu machen befindet sich im Anhang  Daisys Orient-Express-Führer in welchem Daisy für heutige Leser ungewöhnliche Begriffe erklärt werden. Während der Hauptteil aus Hazels Sicht erzählt wird, schließlich ist sie die Schriftführerin der Detektei Wells & Wong, erklärt hier Daisy in Ich-Form Begriffe wie „Scharlatan: ein Lügner, der für Geld so tut, als wäre er etwas, was er nicht ist.“ Sehr schön und ausführlich, wäre es mir jedoch lieber gewesen, wenn dieser Teil vorangestellt worden wäre, wie bereits der Übersichtsplan über die Waggons und ihre Belegung und das Personenverzeichnis, da sich kein Hinweis auf diese Erläuterungen vorne gibt. Wer aber bereits die früheren Fälle der zwei kennt, der weiß, wo er danach suchen muß. Die Waggon-Pläne fand ich bei der Rekonstruktion des Falls sehr hilfreich und wirklich schön zeitgemäß.

Ein echtes Schmankerl für Freundinnen des logischen Kombinierens und echt britischer crime-time historischen Ambiente.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck-Verlag für diesen herrlichen Krimispaß!

Sonntag, 22. Juli 2018

Im Reich der Pubertiere, Jan Weiler, Live-Lesung, der Hörverlag



Im Reich der Pubertiere, Jan Weiler, Live-Lesung, der Hörverlag

Seit ich Nicks Sammelsurium bei LB „Der Sound der Bücher“ gewonnen habe, sind wir Pubertierfans und hören die Hörbücher auf Urlaubsfahrten. Diesmal haben wir kurz vor dem Urlaub „Im Reich der Pubertiere“ also Band 2, kurz vor der Abfahrt entdeckt. Die Kinder lieben es so sehr, daß sogar unsere Tauchtiere nun nach den Mitgliedern der Familie Weiler benannt wurden.

Jan Weiler ist Autor und Kolumnist, der zur Arbeit von seiner Familie in den Keller geschickt wird. Inzwischen steht dort auch ein Tisch.
Dort notiert er das Ergebnis seiner Forschungen über das Leben und Wirken des gemeinen Pubertiers. Mittlerweile leben mit ihm zwei Exemplare unter seinem Dach: die 16 jährige Karla und der 13 jährige Nick. Es gibt ganz deutliche Unterschiede im Sozialverhalten der männlichen und weiblichen Spezie. Dabei erzählt Jan Weiler frei von der Leber aus seinem Familienleben, ausgesprochen witzig ironisch und liebevoll zugleich. Auch wenn man sich teilweise kringelig lacht z.B. wenn Jan Weiler die Freundinnen seiner Tochter am Telefon in Liebesdingen berät, so werden doch die Betroffenen nicht der Lächerlichkeit preisgegeben. Nun ja, auch Schwägerin Lorella und Mann Jürgen mag dies nicht ganz zuzutreffen, andernfalls hätte Sarah Weiler wohl heute keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester. Diese grübelt wohl wie auch unsere Töchter (11 und 9 Jahre) noch heute über den von Sarah beim Essen erzählten Witz... während sie sich über Lorellas Witz bei Tisch kringelig lachen, besonders über die von ihr verhunzte Variante. Aber auch ihr Gatte hat bei uns schon Kult-Status. Mit Ausnahme dieses einen Witzes kann man dieses Hörbuch also wirklich gut gemeinsam mit Kindern im Auto hören. Das ist für alle Beteiligten ein kurzweiliges Fahrvergnügen (leider dauern die 2 CD's nur 1 h 43 min.) und man kann die Kinder leichter ins Auto locken....  Inzwischen sind die Weilers uns schon vertraut, da es unser 3. Hörbuch von ihnen ist und wir durchleben die Höhen und Tiefen dieser Familie gerne mit. Das hat allerdings zur Folge, daß ich nun nach dem Urlaub Germknödel kochen werde, da die österreichische Germknödel-Jagd so für die Kinder besser verständlich wird. Das Erstaunliche an diesen humoristischen Anekdoten liegt darin, daß gerade die Betroffenen besonders laut über die sie betreffenden Überlegungen lachen. So erleidet Pubertier Karla nahezu physische Schmerzen, wenn sie leere Flaschen in den Keller räumen soll. Das Kind, das bei uns das größte Problem mit der Müllbeseitigung hat, ist allerdings nun nicht sehr amüsiert, wenn ich sie nun Karla nenne, während ich auf ihren liegengebliebenen Unrat schaue. Man erkennt sich und seine Lieben unheimlich oft wieder, auch wenn es um Gedanken zur Lehrerbekleidung geht (so ein Exemplar nennen wir auch unser eigenen) oder um Hörprobleme geht. Neben der Selbsterkenntnis ist es aber auch sehr schön, auf alte Bekannte wie den Schulpflegschaftvorsitzenden Ulrich Dattelmann wieder zu treffen, der mit seiner Übervaterrolle des Kindergartens/Grundschule/Gymnasiums ein steter Begleiter im Familienleben ist.

Jan Weiler liest die Szenen aus seinem Leben pointiert und mit viel sympathischer Selbstironie. Er betont auf den Punkt, da blieb zumindest bei uns, kein Auge trocken. Für Familien mit älteren Kindern (ab 9 Jahren) eine echte Bereicherung. Wir können inzwischen fast schon mitsprechen, daher lohnt sich das Hörbuch gegenüber der Buchvorlage ganz eindeutig.

Vorsicht, verleitet selbst Blogger zu spontanen Lustkäufen.

Freitag, 20. Juli 2018

Tante Rotz legt los, Andrea Schütze, gelesen von Annette Frier, DAV



Tante Rotz legt los, Andrea Schütze, gelesen von Annette Frier, DAV

Die Sommerferien beginnen und zum dritten Mal in Folge verreist Familie Wohlleben nicht, weil die Eltern keine Zeit haben. Mama verhandelt gerade als Richterin den wichtigsten Fall ihrer Karriere und bei Papa steht die Eröffnung der Ausstellung des wichtigsten Künstlers seiner Karriere in seiner Galerie an. Das ginge ja noch, hätte nicht Mama jede Minute der Ferien  der Zwillinge Zacharias und Cassandra bereits mit sinnvollen Ferienkursen verplant. Eine Nanny soll sie von Kurs zu Kurs fahren, damit die Ferien optimal genutzt werden. Doch plötzlich sagen alle aus heiterem Himmel ab. Die Mutter gerät in Panik und ruft jeden an der ihr einfällt, allerdings sind selbst die Großeltern schon verplant. Bis auf Papas Tante Rotzinda, die er meidet wie die Pest, steht keiner zur Verfügung. Somit kommt die ältere Dame von Adel und Vermögen und den Kinder bleibt der Mund offen stehen. Nicht nur ihr Name ist außergewöhnlich! Sie hält auch nichts von den Wohllebenschen Erziehungsmethoden, sondern bringt den Kinder erst mal rotzfrech bei, alle Regeln über den Haufen zu werfen und Spaß zu haben! Denn wofür hat man einen Pool, um nicht darin zu toben? Erst einmal sind die Kinder deutlich irritiert, aber nach und nach gefällt ihnen diese merkwürdige Tante immer besser. Als sie dann auch noch, einem Verbrechen auf die Spur kommen, gibt es für ihre Kreativität kein Halten mehr!

Willkommen bei Tante Rotz, einer Mischung aus Mary Poppins und Pipi Langstrumpf. Denn Tante Rotz ist nicht wie andere Tanten, sie ist tatsächlich ein kleines bißchen magisch. Anders können sich die Zwillinge nicht all die erstaunlichen Fähigkeiten ihres stummen Chauffeurs und ihrer französisch sprechenden Fuchsstola M. Renard erklären. Allerdings zaubert Tante Rotz nicht richtig, es sind nur so kleine feine Wunderlichkeiten. Für die Zwillinge ist es eine Offenbarung, all die Freiheiten, die sie plötzlich genießen dürfen, als Tante Rotz die unsinnigen Regeln der Eltern über Bord wirft. Denn bei Tante Rotz herrscht nicht die komplette Anarchie oder Chaos und die Zwillinge haben ein fein entwickeltes Gespür für Recht und Unrecht. Es ist viel mehr ein Appel an viele Eltern, ihre Kinder auch einfach mal Kinder sein zu lassen und ihre Tage nicht völlig zu verplanen, wie sinnvoll ihnen dies auch scheinen mag. Trotz ihres rotzigen Lachens hat Tante Rotz ein Herz aus Gold und hilft in der Not, ohne daß die Eltern es auch nur ahnen, an welcher Katastrophe sie eigentlich haarscharf vorbei geschrammt sind. Denn die Tante geht mit den Kindern nicht auf Verbrecherjagd, dies ist kein Krimi, sie versuchen elegant den Schaden des Verbrechens abzuwenden, auf kreative Weise. Damit verlässt Anja Schütze mit ihrer Geschichte ausgetretene Pfade. Die Kinder kommen der Polizei nicht bevor und schlagen ihnen kein Schnippchen. Die Lösung ist vielmehr ausgesprochen originell. Die Magie nur ganz zart, so daß sich die Kinder stets wundern, ob es hier so mit rechten Dingen vor sich geht, oder ob es wirklich Tantenmagie ist. Dabei kommt der vorlaute M. Renard mit seinem französischen Akzent bei den zuhörenden Kindern besonders gut an, auch wenn er anfangs eine echte Überraschung ist, gewinnen ihn die jungen Zuhörer schnell lieb. Allerdings fürchte ich, daß die Zuhörer aufgrund dieser Geschichte nicht ihre späteren Berufe planen. Richter auf dem Land können gut von ihrem Einkommen leben, in München z.B. ist dies aber schon schwieriger, aber so wohlhabend wie in dieser Erzählung sind normale Richter, außerhalb der oberen Gerichte nicht und viele Galeristen kämpfen stetig ums Überleben.

Bei Zwillingen ist Annette Frier, die selbst Zwillingsmutter ist, völlig in ihrem Element. Die bekannte Schauspielerin und Komödiantin (u.a. Danni Lewinsky), kann hier nach Herzenslust rotzig lachen und frech sein. Die Kinder sind übrigens durchaus wohl erzogen und nicht frech. Das empfinde ich als Mutter sehr angenehm, weil ich es oft in Geschichten nicht mag, wenn Kinder völlig ungehemmt und rücksichtslos handeln, ohne über die Konsequenzen ihres Tuns nach zudenken. Meist bekommt die Geschichte dann das Etikett Pipi Langstrumpf und gut ist. Aber Pipi und Michel haben stets nur Unsinn getrieben und nichts wirklich schlimmes angestellt. Tante Rotz bringt Zach und Cassy, wie sie sie nun nennt, bei aus sich heraus zu kommen und das Leben zu genießen, Regeln zu hinterfragen, aber nicht prinzipiell abzulehnen. Dadurch können auch Eltern Annette Friers freche Kuchenorgien und Pralinenexzesse genießen.

Andrea Schütze, ist hier wieder eine sehr unterhaltsame und außergewöhnliche Geschichte mit einer Prise Magie gelungen, ganz ohne Einhörner oder Feen.

Eine sehr gelungene Mischung, die Annette Frier frech und kurzweilig aufs Ohr zaubert.

Donnerstag, 19. Juli 2018

Doktorspiele, Jaromir Konecny, digital publishers



Doktorspiele, Jaromir Konecny, digital publishers

Andi ist 16 Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und der jüngsten seiner 3 Schwestern in einem Einfamilienhaus, im besseren Teil von Neuperlach (München). Sein Vater ist eigentlich Studiomusiker, aber findet keine Aufträge mehr, daher bringt seine esoterische Mutter sie mehr schlecht als recht mit ihrer Naturheilpraxis durch. Seine Mutter findet er dabei oft ziemlich peinlich und verrückt und seinen Vater ein Weichei, der nichts auf die Reihe bekommt. Das macht seinen altersbedingten Hormonstau natürlich nicht besser. Seinen besten Freund aus Kindergartentagen hat vor zwei Jahren seine Mutter beleidigt, seitdem sind sie Ex-Freunde. Nun hängt er mit Harry ab, der versucht mit derben Witzen Mädchenherzen zu erobern, dabei hat er vor ihnen genauso Schiss wie Andi, bis auf seine Sandkastenfreundin, die schöne Bea. Auch wenn Andi auf dem Fußballplatz der große Stürmer ist, bringt er bei Mädchen keinen gescheiten Satz raus. Doch dann soll seine Großcousine zwei Wochen in den Ferien bei ihnen verbringen, ausgerechnet Lilli, mit der als er sie das letzte Mal sah, als 6 jährige Doktorspiele machte. Sie fand sein bestes Stück damals sehr klein, wenn sich das rumspricht!

Eigentlich habe ich mir nach „Der Fänger im Roggen“ und „Die neuen Leiden des jungen W.“ geschworen, keine Bücher mehr über Jungs mit Hormonstau zu lesen. Das Gejammere, ohne eigene Originalität langweilt mich. Der Titel hätte mich also abgeschreckt, wenn es nicht der erste große Erfolg von Jaromir Konecny gewesen wäre, der mich immer wieder laut zum Lachen bringt. Es ist nun kein schöngeistiger, feinsinniger Humor, sondern der der Pannen der Pubertät, des Alltags und des Fremdschämens. Dennoch ungemein lustig.

Die Geschichte beginnt, wie viele dieser Art. Andi ist frustriert, bekommt bei den Mädels nichts gebacken, legt selbst Hand an und bemitleidet sich schon etwas selbst. Er hat es aber auch nicht leicht, in diesem Haushalt, der alles andere als Durchschnitt ist. Andi erzählt in der Ich-Form, frei von der Seele, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, also sehr direkt. Allerdings erspart der Autor seinen Lesern eine überzogen aufgesetzte Jugendsprache, andernfalls hätte ich abgebrochen. Mit hormongesteuerten Jungs, die Hand anlegen, habe ich literarisch wenig Geduld. Doch diesmal hat es sich endlich mal gelohnt weiter zu lesen, ich wurde nicht enttäuscht. Die Ausgangslage ist die gleiche, wie bei allen männlichen Jungfrauen von 16 Jahren, also ziemlich vielen Jungs. Aber anders als in anderen Büchern ist Andi kein Jammerlappen. Er erwartet nicht, daß er über Nacht einfach so der Mädelsschwarm wird, nein, er ist bereit was zu tun und zu ändern. Er überlegt sich so allerhand, was aber nicht unbedingt so erfolgreich klappt, sondern ziemlich peinlich für ihn und lustig für den Leser wird. Auch hiervon lässt er sich nicht unterkriegen. Während seine 18 jährige Schwester Christine ihr Wissen aus der Zeitschrift „Mädchen“ bezieht, treibt er sich in Internetforen  herum, hoch motiviert. Was echt toll ist: Andi ist kein Depp. Auch wenn sein Vater ein Bücherwurm ist und damit die Mutter auf die Palme bringt, studiert Andi auch eifrig Physikbücher, wenn die Aushilfslehrerin attraktiv ist, aber nicht für die blöden 08/15-Lehrer. Er fragt viel und bekommt auch entsprechend viele Antworten. Er kämpft sich beharrlich durch den Dschungel der verschieden Antworten und sucht seinen eigenen Weg und seinen eigenen Stil. Ganz klar geht das nicht ohne Peinlichkeiten von statten. Aber Andi merkt, wie auch schon der Autor: nichts ist für Frauen so attraktiv, wie zum Lachen gebracht zu werden. Das ist ein wirklich weiser Rat an die jungen männlichen Leser und bringt auch meinen Mann immer wieder zum Lachen, da ich ihm meine Lieblingsszenen verraten habe. Sich selbst hat Jaromir Konecny auch in die Geschichte mit hineingeschrieben, gemeinsam mit seinen zwei Söhnen auf dem Bolzplatz. Da das Buch erstmals 2009 erschien, ist es noch Whatsapp frei, die Teens haben zwar Handies, aber sie sprechen noch wirklich in der Realität miteinander und chatten nicht nur. Sehr entspannend zu lesen. Für diese erste eBook-Ausgabe, wurde es jedoch nochmal neu überarbeitet.
Außerdem fand ich toll, daß diese Geschichte ein Ende hat und nicht einfach an einer beliebigen Stelle endet (wie der Fänger im Roggen meines Erachtens). Lose Fäden werden zu einem großen Ganzen verknüpft zu einem ermutigenden Happy End. Da hat es sich wie gesagt gelohnt, das Buch zu Ende zu lesen.
Für Mädels ist das Buch aber auch interessant, es ist eigentlich die nackte ungeschönte Wahrheit, denn Andi kommt dem 16-jährigen Normalo deutlich näher als Vampir-Schönling Edward. Auch wenn Andi im Hormonrausch ist, ich mag ihn. Er ist einfallsreich und witzig.

Jaromir Konecny ist nach seinem Chemie Studium aus der Tschechischen Republik in die Bundesrepublik geflohen. Dennoch hat er sich als Poetry Slammer und Autor in einer für ihn fremden Sprache einen Namen gemacht. Besonders beachtenswert, da Naturwissenschaftler meist nicht sprachbegabt sind und die wenigen, die es gibt, werden meist Patentanwälte, da dort das große Geld winkt. Er hat sich zum Glück dagegen entschieden. Ist einfach auch keine humorvolle Berufswahl. Der Poetty Slam Einfluß macht sich auch in diesem Buch in Andis Liedtexten bemerkbar.

Auch wenn ich zum Einstieg etwas länger brauchte, so hat es mich dann doch richtig gepackt und viel Spaß gemacht. 4,5 Sterne

Dienstag, 17. Juli 2018

Oskar ganz nach oben, Die Bremer Stadtmusikanten – was wirklich geschah, Gerlis Zillgens, Katja Jäger, Südpol Verlag



Oskar ganz nach oben, Die Bremer Stadtmusikanten – was wirklich geschah, Gerlis Zillgens, Katja Jäger, Südpol Verlag

Habt Ihr auch schon mal in Bremen vor der Statue der Bremer Stadtmusikanten gestanden und gestaunt, wie sie das hinbekommen haben? Wenn wir im Sportunterricht Menschenpyramiden erschaffen sollten, war es auf jeden Fall alles andere als einfach und die Tiere im Märchen waren doch alt! Das war wohl auch der Grund für Gerlis Zillgens mach genauer nachzuforschen, wie das eigentlich wirklich war....

Hundejunge Oskar sitzt nichts ahnend zu Hause und knabbert an einem Knochen, als ihm seine Eltern, zwei berühmte Forscher nach Neufundland reisen müssen, er solle solange zu Opa nach Bremen, dort werde er auch eine Zeitlang zur Schule gehen. In Bremen ist es alles andere als schön. Opa hängt mit seinen alten Kumpels, die wie er ihre Arbeit verloren haben, weil sie zu alt sind, träge und frustriert in seinem Haus herum. Die Eselin, die dicke Katze und der alte Hahn fühlen sich ebenso nutzlos wie Oskars Opa. Am nächsten Tag in der Schule kommt es noch schlimmer. Er ist der Neue, kennt niemanden und hat keine Freunde. Klar, daß die zwei Klassenrabauken Rambo und Honda ihn drangsalieren, sobald er es mit dem Bockspringen bei ihm nicht klappt. Nur das zarte Pudelmädchen Tiramisu lässt sich von den zwei Rüpeln nicht einschüchtern und ist sogar nett zu Oskar. Mit ihr gemeinsam entwickelt er einen Plan, wie man es den zwei Klassentyrannen mal so richtig zeigen kann und Opa und seine Freunde müssen dabei mit machen. Tiramisu erweist sich als ziemlich unerbittliche Trainerin, aber trotzdem werden die alten Lebensgeister wieder wach!

Diese Geschichte zum Vorlesen und Selberlesen spielt mit den Fantasien der Kinder. Denn Märchen, so wie sie Kindern erzählt werden, werfen ja doch einige Fragen auf und sind bisweilen ziemlich gruselig. Hier werden keine gefährlichen Räuber verjagt, denn welches Kind ist schon bösen Räubern begegnet? Keins, eben, aber fiese Mitschüler kennen Kinder schon, leider. Doch wie soll man diesen begegnen? Sich bloß nicht unterkriegen lassen, wie die gewitzte Tiramisu dem eingeschüchterten Oskar zeigt und gemeinsam ist es sowie so viel leichter, mit Freunden traut man sich viel mehr. Tiramisu gibt Oskar aber nicht nur Selbstvertrauen, sie bringt auch Schwung in die frustrierte Rentnergang. Denn nachdem sie das Problem der zwei Schulhofrabauken analysiert haben, entwickeln sie einen listigen Plan, zu dessen Umsetzung sie die Hilfe der „Großen“ brauchen, doch die sind leider völlig aus der Form. Da hilft nur Übung und die fällt gerade am Anfang richtig schwer! Aber mit der Zeit wird es immer leichter und die Senioren sind auch echt stolz auf ihre beachtlichen Erfolge. Aber auch Oscar wird von Tiramisu nicht geschont. Ihre Trainingsmethode ist dabei sehr speziell und witzig, denn es erklärt mit frechem Augenzwinkern ein Wort, über das sich nicht nur Kinder bislang gewundert haben. Dabei macht Tiramisu auch den jungen Lesern Mut und Sport zum Durchhalten an. Auch Lesen ist anfangs anstrengend, fällt aber dann immer leichter!
Selbst ihre Kölner Wurzeln lassen sich beim Schulsport deutlich erkennen, gerade jetzt in wilden Fußballzeiten wird einigen großen oder kleinen Fußballfans auffallen, daß das Maskottchen des 1. FC Köln sich in die Geschichte hineingeschmuggelt hat. Keine Sorge, es ist nur ein kleines Bonbon am Rande und wird auch sicher Fußball uninteressierten nicht auffallen und nicht stören, für die anderen ist es weiter nur ein lustiges Extra.
Das Ende ist richtig klasse und lebensfroh! Es wird für alle eine sehr gute Lösung gefunden, die alle glücklich macht. Es wird den jungen Lesern vermittelt: hab Mut, trau Dich, halte durch Du schaffst es. Es lohnt sich in jedem Alter zu „kämpfen“, man ist nie zu alt oder zu jung, um etwas zu verändern.
Das Buch richtet sich an geübte Erstleser, das heißt, daß die Seiten wunderbar farbig illustriert sind, allerdings auch schon ordentlich Text auf den Seiten steht. Verwendet wird auch keine Fibelschrift und die Schrifttypen sind auch deutlich kleiner als in der Fibel oder auch im Lesebuch für das 2. Schuljahr. Die Seiten sind an und für sich schön groß, da wäre wirklich noch genug Raum für etwas größere und dickere Drucktypen, gerade wenn man bedenkt, daß Kinder oft weitsichtig sind. Die lesenden Kinder sollten also wirklich schon Spaß am Lesen gewonnen haben. Die lustige Geschichte, die mitten ins kindliche Forscherherz trifft, wird ihren Lesewillen belohnen.
Ach ja, was ich immer wieder vergesse, das Buch ist auch bei Antolin gelistet, wer also von der Schule her dort angemeldet ist, kann hiermit weitere Punkte sammeln.

Sowohl die Geschichte, als auch die umwerfenden Illustrationen von Katja Jäger sind wirklich toll. Witzig, frech und kurzweilig. Da aber aller Anfang schwer ist, ziehe ich einen Stern für den Schrifttypus und die Schriftgröße ab, weil meine Töchter anfangs Serifenschrift komplett verweigert haben und beide nun einhellig der Meinung sind, die Schrift wäre zu klein für Anfänger. Das ist ein Punkt, der uns sehr wichtig ist, weil meine Kinder deswegen ganz oft auf ebooks umsteigen, um die Schrift zu vergrößern und es hier nur die wunderschöne Printausgabe gibt, bei der es diese Möglichkeit leider nicht gibt.

Daher leider nur gute 4 von 5 Sternen, die Geschichte und die Illustration verdienen 5.

Montag, 16. Juli 2018

Der zauberhafte Wunschbuchladen (1) Katja Frixe, Florentine Prechtel (IllUstration) Dressler



Der zauberhafte Wunschbuchladen (1) Katja Frixe, Florentine Prechtel (IllUstration) Dressler

Clara (10 ¾) und Lene sind seit dem Kindergarten allerbeste Freundinnen. In der Schule sitzen sie seit der ersten Klasse nebeneinander und haben natürlich auch die gleichen „Feinde“ in der Klasse. Ihr Freizeit verbringen sie am liebsten im zauberhaften Wunschbuchladen von Frau Eule, das ist der schönste Ort der Welt. Hier kann man nicht nur herrlich schmökern, sondern auch mit dem reimenden Kater Gustaf herum albern oder dem weisen Spiegel Herr König lauschen. Dummerweise verstehen nur Frau Eule und Clara den Spiegel und die Katze, warum ist Clara selbst noch nicht klar. Frau Eule hat immer ein aufmunterndes Wort und jede Menge Schokotörtchen parat, doch das hilft alles nichts, wenn man so verzweifelt ist wie Clara und Lene: Nach den Ferien wird Lena mit ihrer Mutter in eine entfernte Stadt ziehen, da sich ihre Eltern getrennt haben und ihre Mutter Angst hat, ihrem Exmann mit seiner „Neuen“ zu begegnen. Als die Trennung unmittelbar bevor steht greifen die Freundinnen zu verzweifelten Mitteln! Doch es hilft alles nichts. Beide werden künftig in ihren Klassen neben fremden Kindern sitzen, denn neben Clara sitzt ab dem neuen Schuljahr „der Neue“ und um die Katastrophe fast perfekt zu machen, ist die neue Klassenlehrerin ausgerechnet die neue Freundin von Lenes Vater. Es könnte fast nicht schlimmer werden, wenn nicht jetzt auch noch der „Wunschbuchladen“ von Unbekannten sabotiert würde!

Der Einstieg in diese Buchreihe für junge Büchernarren ist uns dreien ganz leicht gefallen. Ab der ersten Seite waren wir von der Geschichte gebannt. Schokoladen und fantastische Bücher und sprechende Kater sind ganz unser Ding! Die drei-farbigen Illustrationen von Florentine Prechtel sind wieder richtig süß, aber nicht zu kindlich, einfach genau richtig.

Claras Familie ist ein bißchen chaotisch, was wir sehr sympathisch finden. Ihr großer Bruder Finn ist voll in der Pubertät, aber wenn es drauf an kommt kann man sich auf ihn verlassen. Ihr kleiner Bruder Jacob ist noch richtig klein und niedlich, während Hund Klopsi seinen Namen nicht von irgendwo her hat. Er ist einfach ein Hund zum Liebhaben und Verwöhnen, das ist nicht immer gut für die Figur! Claras Oma ist die Beste, man darf sie nur nicht bei ihren Lieblingsserien stören und Papa ein leidenschaftlicher Fotograf und verkleidet sich unheimlich gerne. Wie gut, daß wenigstens Mama einen kühlen Kopf behält!

Die Geschichte spricht direkt Ängste und Nöte der Zielgruppe an. Die Angst vor Veränderung, Verlust der besten Freundin, die Klassenrabauken und Klassenzicken, aber natürlich auch wirkliche Not von Menschen, die einem wichtig sind. Zum Glück zeigt Clara aber auch, daß man es immer wieder schaffen kann, aus schwierigen Situationen das Beste zu machen, wenn man sich traut und offen für Neues ist. Denn auch wenn Lene fortzieht, bleibt der Platz neben ihr nicht frei. Ausgerechnet der neue Junge der Klasse setzt sich dorthin. Ein Junge! Aber wenigstens nicht Vivi die Zicke vom Dienst. Frisch und frech werden die Erlebnisse rund um Clara und ihre Lieben erzählt. Sehr liebevoll und sensibel wird das Thema, des Abbaus vor Vorurteilen und Neuen eine Chance zu geben, beschrieben. Natürlich geht alles gut aus und dennoch bleibt man gespannt auf Band 2, denn man will ja wissen, wer hinter den Attacken auf den Wunschbuchladen steckt!

Autorin Katja Frixe studierte Erziehungswissenschaften, arbeitete aber als Lektorin, ehe sie zu Schreiben begann. Ihre Studienerfahren schlagen sich sicherlich in der Beschreibung von Claras neuer Lehrerin Frau Rose oder auch verächtlich „die Stinkehose“ genannt, wieder. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und Zwillingstöchtern in Braunschweig.

Uns hat das Buch sehr gut gefallen und wir hören mittlerweile bereits Band 2. „Der zauberhafte Wunschbuchladen: Der hamsterstarke Harry“.

Samstag, 14. Juli 2018

Liebe zukünftige Lieblingsfrau, Michalis Pantelouris, gelesen vom Autor, Random House Audio



Liebe zukünftige Lieblingsfrau, Michalis Pantelouris, gelesen vom Autor, Random House Audio

Michalis Pantelouris Jahrgang 1974 mit griechischen Wurzeln lebt und schreibt in Hamburg. Seine Welt war in Ordnung, solange er in der Wohnung in seinem Arbeitszimmer saß und von nebenan die Geräusche seiner Frau und seiner mittlerweile pubertierenden Töchter zu ihm drangen. Doch dann hat ihn die große Liebe seines Lebens verlassen, ohne daß er, der empathische Kolumnist, es hat kommen sehen. Er versteht die Welt nicht mehr, denn sie bricht zusammen und er muß sie aus seinen Trümmern wieder zusammen setzen. Doch wie soll er das anstellen? Tochter Nummer 1 wird inzwischen 14, er ist das Daten gar nicht mehr gewöhnt, als er noch mitten dabei war, gab es noch kein Tinder und whats app. Da er oft erst weiß, was er denkt, wenn er schreibt, schreibt er seine Gedanken auf. Über sich, die Liebe, seine Sehnsucht nach der Liebe, seine Ängste, seine Schwächen. Dummerweise, hat er nicht nur das Daten verlernt, mit dem Verlust seiner Lieblingsfrau, kam eine Schreibblockade. Doch er lebt vom Schreiben und wovon soll er seine Ausflüge in die Welt des Datens, seinen Lebensunterhalt und den der Töchter und Katzen zahlen, wenn die Wörter nicht so fließen wollen? Aus lauter Verzweiflung reicht er seine Briefe an seine imaginäre, künftige Lieblingsfrau bei der SZ-Online Redaktion ein und mit den Folgen hätte er nie gerechnet.

Da Michalis Pantelouris eine angenehme Stimme hat und auch ganz gut aussieht, durfte er sowohl das Cover, als auch den Innenteil des Hörbuchs zieren, als auch sein ungekürztes Buch selbst einlesen. Sprachlich, stimmlich macht er es wirklich prima, seine Stimme eignet sich wirklich gut als Sprecher, sollte er also mal wieder eine Schreibblockade habe, könnte er bei den Hamburger Hörbuch Verlagen anheuern. In seinen Briefen an seine zukünftige Lieblingsfrau, schreibt er stets bescheiden, daß er ja nur durchschnittlich aussieht und das Haar sich lichtet, der Bauch dafür nicht... da kokettiert er aber schon etwas. Normalerweise schauen Männer eher in den Spiegel und finden gut was sie sehen, ein Talent, um welches sie die meisten Frauen beneiden. Aber Panteluris ist ein Frauenversteher, vielleicht dank seiner Schwestern, und würdigt sein Spiegelbild und seine Eigenarten kritisch. Er ist einfach ein wahrer Romantiker, er liebt die Frauen, wobei ihm allerdings eine Lieblingsfrau und seine Töchter völlig ausreichen, Schürzenjäger ist er nicht.
Die Leserinnen seiner Kolumne lieben das an ihm, Frauen mit gebrochenem Herzen, von Männern enttäuscht, schöpfen wieder Hoffnung. Es gibt sie also doch, Männer mit Zweifeln und Respekt vor Frauen. Ein Mann mit enger Bindung zu seinen Töchtern und einer wunderschönen besten Freundin seit Kindheitstagen namens Ali, der lebende Gegenbeweis zu Harry und Sally, einem der Kultfilme seiner Generation.
Man darf ihn über den Kiez gemeinsam mit einer bunten Truppe folgen, lernt die Frauen kennen, die seine Wege kreuzen, bekommt Lebenstipps von Jake Gyllenhall gratis und entdeckt das Geheimnis eines griechischen Espressos. Nein, im Ernst, ich mochte seine Kaffee-Einsichten und werde nun bei dem Anblick einer jeden Machinetta daran denken, daß in griechischen Küchen stets ein Campingkocher steht, um schneller die Maschine zum Kochen zu bringen. Aber auch das Interview mit Jake Gyllenhall als Lebensberater fand ich toll. Bisweilen hätte ich ihn aber auch schütteln können und ihn zu etwas weniger Selbstmitleid auffordern wollen. Aber keine Sorge, im Vergleich zum Werther, dem jungen W. oder Holden Caulfield schlägt er sich tapfer und kultiviert. Gerne hätte ich noch mehr über Tochter 1 und 2 gehört (meine Lieblingsmann habe ich ja schon, da ist der Glaube an die Männer durchaus vorhanden), es gefiel mir aber sehr, daß er es unterließ, seine Ex-Frau schlecht zu machen, er beklagt vor allem ihren Verlust und lernt mit der Zeit die Vorzüge seiner Situation zu schätzen. Am Ende findet er auf der Suche nach der zukünftigen Lieblingsfrau, vor allem sich selbst und das ist ja die beste Voraussetzung für eine neue Liebe. Doch wer diese Liebe nun ist oder sein wird, abgesehen von seinen Töchtern und seiner Katze Hummel, erfährt man nicht. Immerhin ist er offensichtlich nicht verhungert.

Ein schönes Hörvergnügen für Frauen mit Liebeskummer, solche, die den Glauben an die Männer wieder finden wollen, oder diejenigen, die selbst mal befürchteten an einem gebrochenen Herzen zu sterben, also für fast alle Frauen.