Freitag, 30. September 2022

Gut Aubenhausen (1) Emilia und das Glück der Pferde, Jessica von Bredow-Werndl, Antje Sziallat, dtv

 

Gut Aubenhausen (1) Emilia und das Glück der Pferde, Jessica von Bredow-Werndl, Antje Sziallat, dtv

 

Die zurückhaltende, sensible Emilia (13) reitet schon ein paar Jahre in einer Reitschule vor Ort, als ihre Eltern ihr ihren größten Wunsch erfüllen: ein eigenes Pony! Allerdings entflammt ihr Herz auf den ersten Blick für den erst fünfjährigen temperamentvollen Fuchs Valentin. Beide Eltern haben Zweifel, ob so eine unerfahrene Reiterin auf einem so unerfahrenen Pferd eine gute Kombination sei, doch als ihnen der besonders erfolgreiche und erfahrene Trainer Florian Hogrefe empfohlen wird, sind sie einverstanden. Zuerst scheint alles wunderbar zu sein und Emilia findet auch schnell in Leonie eine Pferdefreundin. Doch nach und nach kommen ihr immer mehr Zweifel an Florians Methoden, der ihre Bedenken nie ernstnimmt, sondern herrisch abtut. Als es zu einem Unfall kommt, will Emilia so nicht mehr weiter machen. Es scheint jedoch niemand sie und ihre Bedenken zu verstehen, weshalb sie beschließt lieber nie wieder zu reiten, als Valentin zu gefährden. Somit soll Valentin verkauft werden, vorher allerdings soll die erfahrene Bereiterin Lisa von Gut Aubenhausen Valentins Verhaltensauffälligkeiten beheben. Lisa ist von Valentin begeistert und schließt Emilia in ihr Herz. Sie bittet ihre Chefin Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl um Hilfe. Behutsam nimmt diese sich Emilias an, um ihr wieder Mut und Selbstvertrauen im Umgang mit Valentin zurückzugeben.

Mit der Unterstützung der erfahrenen Autorin und Reiterin Antje Szillat gibt hier die Doppelolympiasiegerin im Dressurreiten in Emilias Geschichte gebettet wertvolle Tipps und Ratschläge zu einem vertrauensvollen und behutsamen Umgang mit Ponys und Pferden. Die jungen Leserinnen sollen lernen Zweifel in sich zu erkennen, daraus zu lernen und Stärken zu entwickeln. Fehler sind normal, in allen Bereichen des Lebens, auch beim Reiten. Aber Fehler sind nicht unbedingt dramatisch, solange man mit Bedacht reagiert und das Beste daraus macht. Emilia ist ein sympathisches Mädchen, dass die Bedürfnisse ihres geliebten Ponys über ihre eigenen stellt. Doch wie sie das am Besten umsetzen soll, begreift sie noch nicht. Hier wird gerade der sportliche Ehrgeiz nicht über das Tierwohl gestellt. Das war den Autorinnen nach den Skandalen im Dressurreitsport bei den letzten olympischen Spielen offensichtlich ganz wichtig. Dabei räumt die Doppel-Olympiasiegerin durchaus freimütig als fiktives Buch-Ich ein, dass es Zeiten in ihrem Leben gab, in welchem aus Ehrgeiz bisweilen den optimalen Umgang mit den Pferden aus dem Augen verloren hat. Eine perfekte Einheit werden Tier und Reiterin allerdings nur, gemeinsam. Daher ist es der Buch-Jessica ganz wichtig, dass nicht nur Valentin sich wohl und entspannt fühlt, sondern auch Emilia wieder das Vertrauen in sich und in ihre Tierliebe zurückgewinnt. Die Geschichte ist nicht autobiografisch, allerdings hat die Gutsherrin durchaus auch Anleihen von ihrer Namensvetterin, wie die Hofhunde oder das Bedürfnis auch noch Zeit mit ihrem Kind (damals war es noch nur eins) zu verbringen. Sprachlich finde ich den Kunstgriff, dass die Geschichte wie aus einer Beobachter Perspektive wirkt, nicht immer optimal, da es etwas auf Distanz hält. Ich finde es aber ungewöhnlich, dass es hier wirklich um das Verhältnis von Emilia und ihrem Pony geht, die nach einem verstörenden Erlebnis, nicht mehr miteinander harmonieren. Es ist nicht wie andere Geschichte eine Freundschafts- oder Liebesgeschichte. Die Freundschaft zu Leonie von ihrem alten Hof kommt eher am Rande vor und bietet Emilia die Möglichkeit der Selbstreflexion. Ist sie ihr böse? Kann sie ihr Verzeihen? War es nicht eher ihre eigene Schuld? Warum hat sie sich dazu hinreißen lassen? Emilia ist nicht nur sehr fair zu ihrem Pony Valentin, sondern auch gegenüber Leonie und dabei ernsthaft selbstkritisch. Das finde ich sehr reif für eine Dreizehnjährige.

 

Ein Glossar mit Fotos des wahren Gutes Aubenhausen und der Olympiasiegerin mit ihren Pferden runden diese einfühlsame Geschichte ab 10 Jahren ab.

 

Ganz herzlichen Dank an den dtv Verlag für mein Rezensionsexemplar!

 

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Sonntag, 25. September 2022

Letzte Halbzeit, Harry Kämmerer, gelesen von Michael A. Grimm, USM Audio

Letzte Halbzeit, Harry Kämmerer, gelesen von Michael A. Grimm, USM Audio

 

Hummel versucht die Trennung von Beate zu verkraften und besucht mit dem 12 jährigen Paul, dem Sohn seiner neuen Flamme Karla, das DFB-Pokalspiel des 1. FC Eichach gegen 1860 München in der Allianz Arena. Doch die 2. Halbzeit wird vorzeitig abgebrochen: Lucky Duvic, der Star der Regionalmannschaft, bricht direkt beim Torschuß tot zusammen! War es wirklich nur die Folge von fatalem Doping oder steckt mehr dahinter? Als dann noch der Neuzugang des 1. FC Bayern München, der den gleichen Spielerberater wie Lucky Duvic hatte, von der Restaurantplattform des Olympiaturms auf den Beton darunter stürzt, scheint dies mehr als ein Zufall. Vor Ort stoßen die Ermittler der Mordkommission auf ein paar spaßige Bestatter, denen sie nicht so ganz über den Weg trauen. Genau wie Marlon Schilling, dem Sohn eines hohen politischen Tieres, der gerade von der Sitte zur Mordkommission wechselt, als sein Vater eine Sicherheitskonferenz für die Balkanstaaten in München leitet. Auf Vorschlag des Polizeichefs, dessen Doktorvater Marlons Vater war, werden nun bis auf Kommissar Mader, der nach Regensburg wechseln soll, alle Mordermittler für die Sicherheitskonferenz abgestellt.

 

Wie schon beim letzten Fall bin ich bei dem recht abrupten Einstieg anfangs immer etwas überfordert. Habe ich etwas verpasst? Hummel ist nicht mehr mit Beate zusammen? Wer ist Karla? Aber da alles erklärt wird, bin ich dann auch ganz gut reingekommen. Das ganze Team ist wieder beisammen, plus Verstärkung durch den Neuen Marlon. Trotz seiner erstaunlichen Kenntnisse und Einblicke in die Fußball-Szene kann sich nur Dosi für den kernigen Kerl erwärmen, allerdings könnte das auch daran liegen, dass ihr Frankies Heiratsantrag noch als Schreck in den Knochen sitzt. Das krasseste ist aber, dass Chef Dr. Günther Mader als Leiter der Mordkommission in dessen alte Heimat Regensburg wegloben will. Mader ist auch noch unschlüssig, was er davon halten soll. Immerhin erinnert es ihn daran, dass er zu Beginn seiner Kripolaufbahn fest entschlossen war, den Mord an seinem Vater im Dienst aufzuklären. Ist das nach all den Jahren eigentlich noch möglich? Was glaubt er eigentlich jetzt finden zu können, was vor ihm noch keinem aufgefallen ist, oder wollte die Tat eigentlich bislang keiner aufklären? Einiges was Dr. Günther gerade so ausheckt ist nicht weniger seltsam als die Fußballer-Event Bestattungen des Bestattungsunternehmens Miller. Wenn einer der Ihren stirbt, lassen es die Bayern so richtig krachen, selbst wenn er noch nie für sie aufgelaufen ist. Bisweilen ein absurd schräger Humor mit markig, trockenen Sprüchen. Komplex sind die einzelnen Handlungsstränge in einander verschlungen, sogar der Mord an Maders Vater steckt da irgendwie mit drin, neben Waffenhandel, illegalem Doping und der Wettmafia, ach von Bestechung und Korruption ganz zu schweigen. All das ist eingebettet in die schwierigen Beziehungsverhältnisse der Ermittler und Hummels Traum vom ersten veröffentlichen eigenen Krimi: Markant, männlich, bayrisch und selbstironisch. Ob das die breite Öffentlichkeit ebenso begeistert wie ihn, bleibt abzuwarten, aber zumindest kann man einige seiner Entwürfe mithören. - Eigentlich bin ich ja ganz froh, dass dieser Krimi nicht aus Hummels Feder stammt ;) Nix für ungut!

 

Als Kriminaler in München ist man natürlich selbst nicht Teil der Schickaria, ebenso wie die Regionalligisten. So führen einen diese Ermittlungen dieses Mal in die Welt der Normalos, der Träumer und der Gescheiterten. Ein krasser Kontrast zu der Welt der Waffenschieber, Funktionäre und der inneren Sicherheit, zu der Dr. Günther den Bogen spannt, als er sich von seinem Doktorvater für die Sicherheitskonferenz für die Balkanstaaten einspannen lässt. Ein wilder Potpurri, bei dem man sich gut konzentrieren sollte, um nicht den Faden zu verlieren. Da wäre vielleicht manchmal etwas weniger mehr gewesen.

 

Michel A. Grimm klingt wieder urbayrisch, mal gemütlich, mal grantelnd, mal arrogant oder beschränkt - halt der typische Schnitt durch die Bevölkerung, mit all ihrem Irrsinn. Nur der 12 jährige Paul scheint unerschütterlich zu sein und den Durchblick nicht zu verlieren. Ein schöner Kontrast für mich. Trotz des bayrischen Einschlags konnte ich der Geschichte bis zu ihrem absurd, ironischen Showdown gut folgen. In Bayern ist halt nicht alles Idylle pur, bisweilen verschlägt es auch die ganz harten Kerle dorthin. Kein Cosy-Crime, aber auf jeden Fall ein Krimi der sich selbst nicht so bierernst nimmt! Ich habe mich gut amüsiert.

 

Ganz herzlichen Dank an USM Audio für mein Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.usmaudio.de/genre/krimi-und-thriller/letzte-halbzeit/?post_type=product&p=3124

 

#letzteHalbzeit #KommissarMader #HarryKämmerer #MichaelAGrimm #USMAudio #München #Fußballkrimi #Waffenhandel #Doping #Sicherheitskonferenz #DieAbsurditätdesLebens #1860München #Balkanstaaten #Hörbuchliebe #Hörbuchblogger #Krimifan #Krimitipp

Samstag, 24. September 2022

Das grosse Brotbackbuch, Christina Bauer, Löwenzahn Verlag


Das grosse Brotbackbuch, Christina Bauer, Löwenzahn Verlag

 

120 Rezepte für Brot und Gebäck, mit vier einfachen Grundteigen und allem Wichtigen rund um und über Sauerteig, insbesondere wie man ihn ansetzt und pflegt. Dennoch kann man sofort losbacken, denn während der Sauerteigansatz mit der Reifung beginnt, so gibt es genügend Rezepte mit Hefe, bei denen der Teig z.B. mit Naturjoghurt gesäuert wird, so dass man gleich los legen kann. Wenn dann auch mal etwas übrig bleibt und älter wird, macht das auch nichts, denn zum Ende des Buches gibt es auch noch Rezepte von süß bis herzhaft zur Verarbeitung von Brotresten. Das finden wir total stark und gerade die gerösteten und gewürzten Brotscheiben lieben wir.

 

Die Rezepte sind wirklich appetitlich fotografiert, so dass man sofort losbacken will, denn die Auswahl ist riesig und so findet sich so einige, bei denen man auch gleich die Zutaten im Haus hat. Es kann also gleich los gehen und wie das immer ist bei Rezepten von Christina Bauer, so sind diese wirklich sehr einfach. Auch für absolute Anfänger geeignet und schnell, so dass man es auch als arbeitendes Elternteil hinbekommt, sich die Zeit dafür zu nehmen. So verlockend es auch ist gleich los zu legen: wer gerade kein erfahrener Brotbäcker ist, sollte sich schon noch die Zeit nehmen die Grundlagen des Brotbackens vorher durchzulesen. Diese sind sehr anschaulich und Wichtiges auch in mehren Schritten mit Fotos veranschaulicht, wie z.B. der Ansatz eines Sauerteigs. Das finde ich ungemein hilfreich. Neben den Grundlagen und Kniffen, den zu verwendenen Materialien und Zutaten, werden auch typische Probleme und Pannen geschildert, wie man sie erkennt und wie man sie behebt. Außerdem wird nicht nur erklärt, wie man Pannen vermeidet, oder die perfekte Kruste zaubert, es geht auch um die Auswahl der Zutaten und die richtige Lagerung des Brotes. Fotos zeigen zudem das ungemahlene Korn, für all jene, die es noch selbst mahlen und schroten wollen. Da es sich um eine östereichische Bäckerin und einen ebensolchen Verlag handelt, werden die Mehlmahlgrade für beide Länder angegeben, da die Bezeichnungen jeweils variieren, bei jedem Rezept. Das macht es einfacher, als bei den Vorgängerbänden, in denen es bei den ersten Auflagen im allgemeinen Erklärteil stand und bisweilen überlesen wurde (weil man vor Eifer nicht vorne angefangen hat, sondern direkt mit Backen begonnen).

 

Wir haben gleich mal drei Rezepte ausprobiert: das Wurzelbrot, das Sonnenblumenbrot und ein Körnerbrot. Alle drei wurden sehr knusprig und gerade das Wurzelbrot soll ich nun regelmäßig machen, weil es nicht nur sehr knusprig, sondern auch fluffig und gleichzeitig herzhaft wurde. Nur der Name löste Verwunderung aus, aber als ich auf die knotige Form hinwies, haben sie es gleich eingesehen! Nein, es werden keine Wurzeln mit eingebacken!

 

Was mir sehr gut gefällt ist, dass ich mit diesen Rezepten nicht nur sicher bin, dass es gelingt, ich habe auch Einfluss auf die Qualität des Brotes, anhand der von mir gewählten und gekauften Zutaten. Da kann man sicher sein, dass es frei von Zusatzstoffen oder Süßungsmitteln ist.

 

Die Auswahl ist so vielfältig, dass für jede Gelegenheit etwas dabei ist, egal ob es um Alltagsbrot, Snacks, Partybrote oder süße Brote oder Zöpfe für das Sonntagsfrühstück geht, dass die Kinder auch nicht die Lust auf Brot verlieren.

 

Wieder ein unverzichtbarer Dauerbrenner für den Alltag, für mehr Abwechslung auf dem Tisch!

 

Vielen lieben Dank an die Agentur Literaturtest und den Löwenzahn Verlag für mein Rezensionsexemplar, das von nun an stets im Einsatz sein wird, da meine Familie kein gekauftes Brot mehr mag.

 

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Dienstag, 20. September 2022

Karlchen hilft allen, ob sie wollen oder nicht (1), Lisa-Marie Dickreiter, Andreas Götz gelesen von Britta Steffenhagen, Der Audio Verlag, 4 CDs, 4h 41 min. ungekürzt

Karlchen hilft allen, ob sie wollen oder nicht (1), Lisa-Marie Dickreiter, Andreas Götz gelesen von Britta Steffenhagen, Der Audio Verlag, 4 CDs, 4h 41 min. ungekürzt

 

Karla (6), genannt Karlchen, ist die Hilfsbereitschaft in Person. Allerdings ist gut gemeint nicht immer gut und viele ihrer Hilfen kommen leider nicht so gut an. Statt sich über die etwas missglückte Hilfe zu freuen, ärgern sie sich über vermeintliche Streiche. Zur Strafe muss Karlchen dann immer in Mamas Wäschezimmer und Socken sortieren. Sie wohnt in einem kleinen Tal auf einem Hof mit ihrem kleinen Bruder Johann, Mama und Papa,Opa und vielen Tieren. Leider leben dort außer ihr und Johann keine anderen Kinder. Daher freut sich Karlchen umso mehr, dass bald eine Berliner Influencerin mit ihren Kindern Alban (8) und Pippa (7) die ersten Gästen in Mamas neuer Ferienwohnung sein werden. Mama träumt von einer guten Bewertung in den sozialen Medien und Karlchen von einer echten Kinderbande, mit Geheimsprache und Bandenlager. Wie enttäuscht ist sie da, als die Großstadtkids sie als Baby bezeichnen und nichts mit ihr zu tun haben wollen! Das kann Karlchen nicht auf sich sitzen lassen, immerhin kommt sie nach den Ferien in die Schule!

Tja, es gibt sie doch, die beste Freundschaft im 5. Anlauf oder so! Eigentlich wächst Karlchen ja in einem Kinderparadies auf, nur ohne Kinder! Und Kindheit ohne Freunde und Spielkameraden ist ja irgendwie doof, selbst im Paradies. Kein Wunder also, dass sie total enttäuscht ist, als die Ferienkinder erst mal alles langweilig und sie zu klein finden. Dabei liegt das weniger an Karlchens Alter, oder einer Großstadthybris. Nach und nach merkt man, wo denn ihr Problem liegt: ihre Mutter ist Influencerin und sie dürfen erst genießen und Spaß haben, wenn sie vorher schon genügend authentische sprich gestellte Bilder oder Filme für ihren Blog fertig hat. Auf Dauer ist das nicht nur mega-lästig, sondern auch echt anstrengend. Von wegen Traumjob Influencer! Ich finde es ja sehr gut, dass Kinder so schon recht früh lernen, dem schönen Schein in den sozialen Medien zu misstrauen und sich vielleicht einen anderen Traumberuf überlegen. Aber keine Sorge, es wird alles locker, witzig eingebaut. Im Zweifel gibt es auch immer noch den grantelig, verschmitzten Opa, der auch keine Lust hat Fotomodell zu spielen, aber dafür Süßigkeiten liebt.... Ja, nicht alle Erwachsenen sind immer Vorbilder, aber die Kinder haben ein gutes Gespür dafür, wer ihre Sympathie verdient hat und wer nicht.... Naja, zumindest müssen auch die Kinder erst Mal Vorurteile und Ängste abbauen.

 

Karlchen hat das schwere Schicksal, dass ihre guten Taten ständig missverstanden werden, aber sie ist nicht allein. Auch ihre Hoftiere werden von den jungen Neuankömmlingen nicht so richtig geschätzt. Dabei kann sie gar nicht verstehen, wie man denn vor ihrer Ziegenschwester, oder Opas Prachthühnern Angst haben kann. Diese Angst will Karlchen Pippa und Alban unbedingt nehmen und lässt sich daher von Opa und Mama Geheimrezepte gegen Angst verraten. Letztendlich ist Karlchen höchst erfolgreich und erlebt die schönsten Ferien, aller Zeiten, aber nicht wegen dieser Geheimrezepte. Ich glaube ja, dass es Alban und Pippa genauso ergeht, auch wenn sie es anfangs nie zugegeben hätten. Wie es bei ihnen zu diesem Sinneswandel kommt, ist ebenso abenteuerlich wie witzig, sogar tierisch witzig! Denn die Tiere sind nicht nur waaaaahnsinnig authentisch, sie tragen auch unbedingt mit zum Gelingen dieser piratenstarken Freundschaft bei. Ob sie wohl noch mal wieder kommen werden, diese Großstädter?

 

Man hört genau, wieviel Spaß Britta Steffenhagen mit all den Plänen und Pannen von Karlchen hat. Mit viele Schwung und Schalk in der Stimme erzählt sie von diesem Sommer der großen Pläne, ehe Karlchen in die Schule kommt. Aufregung und Vorfreude sprudeln ebenso aus ihr hervor, wie Ratlosigkeit und Enttäuschung, wenn Karlchens Pläne mal wieder ganz anders ausgehen, als geplant. Dabei variiert sie das scheinbare Erzähltempo und passt es den Spannungsbögen stets an. Nur für den Fall, dass die jungen Hörer nicht bemerkt haben, in welcher Gefahr Karlchen und ihre neuen Freunde stecken. Ach ja, wie auch Michel in seinem Tischlerschuppen, lernt Karlchen die Zeit im Wäschenzimmer richtig zu genießen! Es gibt Kinder, die schaffen es halt auch, selbst aus Strafen das Beste zu machen!

 

Fröhlich frecher Kinderbandenspaß für die ganze Familie ab 5 Jahren.

 

Ganz herzlichen Dank an Der Audio Verlag für mein Vorab-Exemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/karlchen-hilft-allen-ob-sie-wollen-oder-nicht-dickreiter-lisa-marie-978-3-7424-2395-5/

 

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Montag, 19. September 2022

Das Buch der Seelen, Mechthild Gläser, Loewe Verlag

 

Das Buch der Seelen, Mechthild Gläser, Loewe Verlag

 

Seit Generationen betreibt die Familie MacDonald ein Fotostudio in einem alten, mehrstöckigen Altstadthaus in Edingburgh. Auch Elsie scheint die Leidenschaft ihrer Familie für Blenden, Beleuchtung und Tiefenschärfe geerbt zu haben. Seit Kindertagen hütet sie ein antikes Fotoalbum ihres Ur-Ur-Großvaters John mit seinbar missglückten Aufnahmen. Sämtliche Motive weisen rotglühende Augen auf und sind auch sonst etwas gruselig, mit Ausnahme des Bildes des rotäugigen jungen Lord Aiden Storm, der im Jahr 1900 nur knapp älter war, als Elsie jetzt, ehe er spurlos verschwand. Mangels Geschwistern und Haustieren hat sie sich angewöhnt, mit seinem Foto zu sprechen und hat das Bild des gespenstischen Riesenhundes sogar früher „Gassi geführt“. Doch nach einem Schulreferat über das Familienunternehmen, bei welchem sie das Album durch die Klasse gehen lässt, fehlen diese zwei Aufnahmen und drei weitere. Elsie ist untröstlich, bis sie plötzlich Lord Aiden Storm erst auf Instagram und dann noch in ihrer Schule wieder sieht. Wie ist das möglich?

 

Bei diesem Cover und diesem Klappentext wusste ich sofort: Das ist ein Buch für mich! Als Jugendliche war ich leidenschaftliche Romantic Mystery-Leserin. Ganz offensichtlich liebe ich das Genre auch heute noch. Ich mag die Mischung aus junger Liebe, Romantik und schauriger Spannung, ohne Ekelfaktor. Hier hat sich die Gänsehaut wunderbar mit dem Herzklopfen und der Sehnsucht nach Grannys fantastischem Shortbread abgewechselt. Dabei hat mir besonders gut gefallen, dass ich im Gegensatz zu Elsie eben nicht davon überzeugt war, dass Aiden einer von den Guten ist. Warum sonst wäre er in dem Fotoalbum ihres Vorfahren gefangen gewesen, wenn er denn kein Monster gewesen ist? Diese Geschichte ist inspiriert von Oscar Wildes Meisterwerk „Das Bildnis des Dorian Grey“ und Dorian wurde unter seiner strahlenden Hülle immer verdorbener. Trifft dies auch auf Aiden zu? Kann ein junger, gutaussehender Adeliger mit unfassbarem Reichtum eigentlich anders als verdorben sein? Allerdings ist Aiden nicht der Einzige an dessen Charakter ich gezweifelt habe. Klar, Benisha ihre beste Freundin ist natürlich ein Fels in der Brandung, aber wie sieht es mit der schönen Stella, der Tochter der Freundin von Stellas Vater aus?

 

Ein altes Schloss in Schottland, ein verfallendes Herrenhaus neben der Schule und natürlich ein alter, still gelegter Friedhof sind ebenso die stimmungsvollen Kulissen, wie die Katakomben von Edinbourgh. Über diese habe ich mittlerweile so viel gelesen, dass ich mich echt ärgere, dass ich zwar in Edinbourgh war, aber immer nur oberirdisch. Welch perfekter Ort für üble Machenschaften!

Hier treffen zwei Jahrhunderte sehr charmant aufeinander. Natürlich misstraut Aiden Smartphones und Computern, aber es wird nie in Lächerliche gezogen, ebensowenig, wie seine formvollendeten Manieren, die aus der Zeit gefallen sind. Ein junger Held, der eine schwere Bürde zu tragen hat. Ob er dieser Aufgabe gerecht werden kann? Natürlich kann Elsie ihn nicht auf rauschende Adelsbälle begleiten, wie es Ende des 19. Jahrhunderts üblich war, aber so ein Halloween- oder Winterball ist für Mittelstufenschülerinnen auch viel cooler. Die Zwänge sind viel geringer und Details für ihre Fotolinse findet Elsie allemal. Ohnehin fand ich Elsie ja von Anfang an eine sehr sympathische Heldin, mit ihrer Liebe für Details und ihrem Hang zum Eigenwilligen. Sie ist eine kein 08/15-Mädchen, die einfach irgendwelchen Trends hinterher läuft, sondern sich aus ihrer Familientradition das für sie passende Hobby aussucht und ihm mit Hingabe frönt.

 

Sehr stimmungsvoll, gerade zur jetzigen Jahreszeit, wenn draußen der Regen prasselt und man ohnehin mit einer heißen Tasse in den Händen vor sich hinfröstelt. Wie gut, dass es einem zum Schluss dann wieder warm ums Herz wird, aber nicht ohne die Gänsehaut davor. Ab 12 Jahren.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Loewe Verlag für mein Rezensionsexemplar.

 

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Freitag, 16. September 2022

Die Wunderfrauen (3) – Freiheit im Angebot, Stephanie Schuster, gelesen von Elisabeth Günther, 2 MP3 10 Std. 32 Min.

 

Die Wunderfrauen (3) – Freiheit im Angebot, Stephanie Schuster, gelesen von Elisabeth Günther, 2 MP3 10 Std. 32 Min.

 

Die Siebziger Jahre mit ihrem Wirtschaftswunder verändern nicht nur die Welt, sondern auch Starnberg und Leutstetten. Die Supermarkt-Konkurrenz macht Luises kleinem Laden schwer zu schaffen. Sie muss sich fragen, ob sich all die Mühe überhaupt noch lohnt. Helga wird in der Seeklinik immer unentbehrlicher, aber ist deren Leitung wirklich ihr Traum? Nach Martins Unfall steht Marie vor einem Scherbenhaufen und muss Haushalt und Hof neu organisieren. Warum nicht also ganz von Vorne anfangen, mit dem Aufbau eines Gestüts, wie es ihr lang gehegter Traum war? Während Annabels Sohn beim Rudern bei der Olympiade in München startet, geschieht das furchtbare Attentat. Doch sind diese Sorgen vorübergehend, die dunklen Schatten der Nazi-Vergangenheit der Familie ihres Mannes und der von Helga holen sie ein. Als unermüdliche Ermittlerin beginnt sie zu graben. Es ist allerdings Louise, der die erstaunlichste Entdeckung gelingt!

 

Die Kinder werden immer größer. Einige verlassen schon das Haus, andere wie Josie und David sind kurz davor. Eine Belastungsprobe für die Ehe ihrer Eltern. Zwischen Louise und Hans war schon länger Sand im Getriebe, aber können sie es noch länger ignorieren? Vielleicht ist Helgas große Freiheit in der Liebe doch der glücklichere Weg? Doch selbst die stets optimistische Helga, die stets auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen schien, scheint von dunklen Schatten eingeholt zu werden. Marie scheint trotz ihres Tatendrangs von den Geistern der Vergangenheit verschluckt zu werden. Ob sie es wieder zurück ins Glück schafft? Annabel ist es leid, sich als Angestellte im eigenen Haus und immer mehr als Ehefrauen-Anhängsel zu fühlen, stets unterschätzt. Sie erhält Unterstützung, mit der sie nie gerechnet hätte. Da Annabel in den Familiengeschichten der von Thalers und der Knaubs stochert, kommt auch das Thema Euthanasie auf, dass einen ganz direkten Bezug zu Louises Bruder Manni und Annabels Tochter Marlene hat. Beide vermitteln ganz eindrücklich wie viel Freude sie an ihren Leben haben, auch wenn sie vom Durchschnitt abweichen und niemand möchte sie missen. Eine kritische, aber sehr positive Auseinandersetzung mit dem Perfektionsanspruch vieler Eltern an ihre Kinder. Denn wenn man diese Rasselbande aufwachsen erlebt, wird auch immer wieder klar, dass Eltern-Kind-Beziehungen nie konfliktfrei und unproblematisch verlaufen.

 

Auch in den Siebzigern geht es für die Wunderfrauen turbulent weiter. Die große Freiheit der Flower-Power-Zeit bietet ungeahnte Möglichkeiten, aber nur für die Teenager oder auch für deren Mütter? Jedes Jahrzehnt bringt ihnen Höhen und Tiefen, die die vier Freundinnen immer fester zusammenschweißt. Dabei wird immer wieder auf die größten Veränderungen der Zeit, wie auch geschichtliche Meilensteine Bezug genommen, hier die Teilung Berlins, die RAF oder die Olympiade 1972 in München mit dem grauenvollen Attentat.

 

Jeder Band beginnt mit einem Vorgriff und stürzt damit stets mittenhinein in die Geschichte, was mich stets irritiert. Ist das jetzt der richtige Track? Habe ich etwas verpasst, oder vergessen. Nein, dass ist die Erzählweise, die mit einem ganz prägenden Moment für diese Zeit beginnt und dann zurückblickt, wie sie bis dahin gekommen sind, um dann zu schildern, inwiefern es prägend für die weitere Entwicklung war. Hier beginnt es in Paris, obwohl Band 2 mit einem tragischen Unfall in Leutstetten endete. Bis man erfährt, wie dieser Unfall endete, muss man sich schon ungefähr das halbe Hörbuch anhören, aber bis dahin ahnt man es eh.

 

Elisabeth Günther verkörpert nicht nur die Höhen und Tiefen in diesen vier Frauenleben sehr lebendig und eindrücklich, sie trifft auch sehr gut Akzente und Sprachmelodien, seien es Amerikaner, Bayern oder Berliner. Sie klingen stets typisch, aber doch gut verständlich. Mal klingt sie bodenständig wie Ur-Bäuerin Tante Polly, mal elitär wie die von Thalers, Annabels Schwiegereltern. Auch Manni, der nur zwei Silben beherrscht, wird von ihr unnachahmlich intoniert. Dennoch, auch wenn er nicht reden kann, können zwei Silben schon eine Menge ausdrücken. Dies schafft sie ebenso natürlich, wie respektvoll.

 

Sehr gut gefällt mir, dass in jedem Band der Reihe auch die größten Hits des jeweiligen Jahrzehnts vorkommen, sei es in der Musik, in der Mode oder im Kino. Dieses Mal gibt es sogar eine Reiseplaylist in Louises Reisetagebuch. Louises Einträge sind sicherlich das große Plus des Buches. Ihr Rezept für Stockbrot klingt nämlich raffiniert und ungewöhnlich, allerdings ist es auf der Tracklist nicht aufgeführt und somit nicht gut zu finden. Im Buch hätte man es schnell beim Durchblättern aufgestöbert.

 

Man merkt, dass mit diesem Band die Reihe eigentlich abgeschlossen ist, denn es endet dieses Mal nicht mit einem Cliffhanger. Ein paar lose Enden gibt es natürlich, denn so ist das Leben, aber wenn man weiß, dass es noch einen Weihnachtsband geben wird, der in den 90er Jahren spielen wird, dann kann man gewiss sein, dass die Wunderfrauen auch diese Herausforderungen meistern werden.

 

Ganz herzlichen Dank an den Argon Verlag für mein Hörexemplar. Eigentlich ist die Triologie nun zu Ende, aber glücklicherweise erscheint bald der Bonusband, der uns die in 90er Jahre unter den Tannenbaum führen wird.

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/schuster-die-wunderfrauen-2005864/

 

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Dienstag, 13. September 2022

Die stumme Tänzerin, Helga Glaesener, gelesen von Christiane Marx, Lübbe Audio, 6 CDs 455 Min.

 

Die stumme Tänzerin, Helga Glaesener, gelesen von Christiane Marx, Lübbe Audio, 6 CDs 455 Min.

 

Hamburg 1928: Die Armut der Rezession prägt die Stadt mit Hunger, Arbeitslosigkeit und Inflation. Die junge Paula, Tochter eines reichen Fabrikanten, möchte aber nicht den ihr vorbezeichneten Weg einschlagen und reich heiraten. Nach ihrem Sekretärinnenkurs hat sie eine Anstellung gefunden und will auf eigenen Beinen stehen. Mit einem Kollegen besucht sie abends ein beliebtes Varieté in Erwartung der großen Freiheit, doch es ödet sie an. Als sie es verlässt, gelangt sie in eine Razzia und landet auf der Polizeiwache. Kurz entschlossen heuert sie dort bei der neugeschaffenen weiblichen Polizeieinheit als Sekretärin an. Als sie eines abends die Kommissarinnen zu einem grauenhaften Frauenmord auf einem Friedhof in St. Pauli begleitet, wird ihr Leben endlich aufregend! Aufmerksam beobachtet sie die Ermittlungen um sich herum und fragt unauffällig den Schutzpolizisten, der zuerst vor Ort war aus. Zuerst scheint alles auf eine Tat aus dem Rotlichtmilieu hinzudeuten, bis Paula feststellen muss, dass dieses gar nicht so weit entfernt ist, von ihrer eigenen Herkunft. Ein furchtbarer Verdacht keimt in ihr auf. Kann es wahr sein? Auf der Suche nach der Wahrheit riskiert sie alles.

 

Eine Frau bei der Mordkommission und sei es nur als Sekretärin, wie schockierend! Paulas Eltern sind in heller Aufregung und verbieten es ihr! Sie soll sofort kündigen! Aber sie ist volljährig und selbst in ihren Kreisen gibt es nicht viele unversehrte junge Männer. Paula bleibt und macht sich unentbehrlich, auch wenn sie mit ihrem Dickschädel nicht nur bei Kommissar Martin Broder aneckt, sondern auch Kommissarin Caro im Herrenanzug, die ihre Alleingänge nicht tolerieren kann und will. Es ist nicht nur unkollegial, sondern auch höchst gefährlich!

Hier werden ganz deutlich die Schattenseiten der schillernden Halbwelt aufgezeigt. Paula hatte schon zuvor keine romantischen Illusionen, als sie das Varieté besucht, aber nicht nur den grauenvollen Frauenmord findet sie abstoßend. Frauen als Waren, die von brutalen, gierigen Männer benutzt und ausgenutzt werden. Ausgeliefert den Gelüsten der Freier ebenso wie ihrer „Beschützer“. Doch Paula muss erkennen, dass ihre eigenen Kreise nicht wirklich besser sind, denn wer außer denen hat denn noch das Geld für solche Vergnügungen? Ihr Weltbild gerät ins Wanken, aber ihr Drang nach der Wahrheit ist stärker, auch stärker als ihre Angst, von ihrer Familie verstoßen zu werden. Was Paula bei ihren Ermittlungen alles mitansieht und anhört, lässt einen bisweilen verstehen, welche Bedenken die Eltern treiben. Es ist schon sehr unappetitlich, aber eben nicht nur für Frauen.

 

Christiane Marx spricht mit ihrer jungen lebendigen Stimme die unermüdlich nach der Wahrheit strebende Paula. Deren Unerschrockenheit ist dann doch nicht immer so unerschütterlich, wie sie meint. Man hört ihr das Zögern, ebenso an wie die Entschlossenheit, mit der sie ihrer jungen Heldin nicht nur Leben, sondern auch ihre Beharrlichkeit einhaucht. Kurzweilig begleitet ihre Stimme uns in diese Männerdomäne, die eigentlich für Frauen verschlossen bleiben will.

 

Neben den Mordfällen gibt es Einblicke in das Elend der Wirtschaftskrise, die Klassenunterschiede, die Vorbehalte gegenüber weiblicher Kompetenz, die Anfänge der Pathologie, aber auch die aufkeimenden nazionalistischen und nazionalsozialistischen Strömungen, denen mit menschenverachtenden Völkerschauen im Zoo der Weg geebnet wurde. In der guten alten Zeit, war bei weitem nicht alles gut...

 

Tatsächlich hat mich die Auflösung am Ende überrascht. Klar, ganz zum Schluß hat es sich abgezeichnet, aber bis dahin... Die Konsequenzen die Paula persönlich durch ihren Ermittlungserfolg zu spüren bekommt, sind zweischneidig. Einerseits hat sie einen Grund zu jubeln und stolz auf sich zu sein, andererseits, gibt es gute Gründe, warum sie den Erfolg nicht ganz genießen kann. Das macht das Ende etwas nachdenklich, aber dafür um so wahrhaftiger. 

 

Ganz herzlichen Dank an Bastei Lübbe für meine Bonusprämie von der Lesejury!

 

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Montag, 12. September 2022

Fingerfood Glutenfrei – 50 Party-Rezepte – ganz ohne Mehl, Anja Donnermeyer, Ulmer Verlag


Fingerfood Glutenfrei – 50 Party-Rezepte – ganz ohne Mehl, Anja Donnermeyer, Ulmer Verlag

 

Wir haben so viele Freunde mit Lebensmittelunverträglichkeiten, dass ich vor jeder Einladung vor dem Problem stehe: oh je, was kann ich nur machen, was sie alle essen können und dann am Besten noch Corona-konform... also bitte nicht alle in eine Schüssel greifen....? Dabei soll die Auswahl bitte möglichst groß sein, die Präsentation ansprechend, aber bitte nicht so aufwendig und das Einkaufen der Zutaten unkompliziert und bitte nicht nur für die Unverträglichkeiten, sondern auch noch für jeden Geschmack!

 

Hier gibt es nicht nur glutenfreie Rezepte, es gibt auch einige lactosefreie und vegetarische und einige, wie die Reispapierröllchen sind sogar vegan! Dabei sind die Fotos so ansprechend, dass schon das Durchblättern Spaß macht! Untergliedert ist dieses handliche Büchlein in folgende Kapitel:

 

1. Mini-Pizzen und herzhafte Häppchen

2. Mini-Burger und Burger-Patties

3. Aufgerollt

4. Aufgespießt

5. Gefüllte und Gedippte Köstlichkeiten

6. Im Glas

7. Süße Häppchen

8. Service

 

 

Hier geht es um Fingerfood, um 50 Party-Rezepte, also die Möglichkeit schnelle glutenfreie Häppchen für mehrere Personen in großer Auswahl zu schaffen. Dabei kommen dann auch Rezepte wie überbackene Nachos mit fertig gekauften Tortilla-Chips vor, die eben nicht selbst zubereitet werden, im Gegensatz zu der zu schichtenden Bolognese-Sauce. Ich finde es tatsächlich sehr gut, dass einige der Rezepte sehr schnell und einfach sind. Es geht nicht um Menü-Vorschläge, sondern um viele kleine Häppchen, die am Besten noch hübsch präsentiert werden und auch wenn es hier nicht erwähnt wird, so sind doch die meisten auch für ein hygienisches Corona-Buffet geeignet. 

 

Es gibt Rezepte für Vegetarier und Fleischesser. Lactosefrei sind die Rezepte eher nicht, da viel Frischkäse und Quark verwendet wird, das ist aber auch nicht der Anspruch des Buches. Versprochen wird, dass es gut erhältliche Zutaten sind und tatsächlich, kann man wirklich alle Zutaten ohne weiteres wenn vielleicht nicht in jedem Discounter, dann aber in jedem Drogeriemarkt bekommen. Das finde ich ungeheuer hilfreich, wenn die Zutaten dann auch nicht so teuer sind. Immerhin geht es ja um Party-Food, also um große Mengen. Auch finde ich es ganz geschickt, dass bei einigen Rezepten steht, dass man teilweise Fertigprodukte wie glutenfreie Burgerbrötchen verwenden kann. Nicht jeder hat Lust auch noch die Brötchen vor einer großen Party selbst zu bachen, da hat man meistens eh genug zu tun. Ansonsten werden hier auch noch coole Alternativen angeboten, wie aufgeschnittene Kartoffelmuffins statt Burgerbrötchen (die ich eh nicht mag, da sie mir zu pappig sind) oder kleine Burger in großen Champignon-Köpfen. Die Kartoffelmuffins habe ich mit frischen Kräutern aufgepeppt und ich soll sie nun regelmäßig als Beilage machen, weil die eine Tochter keinen Püree mag, diese herzhaften Muffins aber schon...

 

Einige der Rezepte eignen sich auch gut als Beilagen, oder zum Mitnehmen ins Büro und in die Schule. Dabei wird das Rad nicht neu erfunden, aber ich hatte seit Ewigkeiten kein Buch mehr, bei dem die Kinder bei so vielen Rezepten riefen: das musst Du unbedingt mal machen! Egal ob als Beilage, Snack, für die Schule oder zur Party, sie fanden die Ideen super und ich, die ich auch so einiges nicht mag, habe beim Schauen und Ausprobieren richtig Appetit bekommen.

 

Da die beste Freundin meiner Tochter Zöliakie hat und die Schulmensa ekelig ist und das glutenfreie Essen meistens vergisst, packe ich meiner Tochter beim Nachmittagsunterricht die doppelte Menge ein, damit sie gemeinsam essen, statt Junkfood vom Imbiss oder aus dem Supermarkt zu holen. Tatsächlich habe ich hier viele neue Anregungen gefunden, was ich auch noch morgens frisch zubereiten kann.

 

Ehrlich, ich hatte vor, mir meine Lieblingsrezepte zu fotografieren und es dann meiner Freundin, der Mutter von besagtem Kind zu schenken, aber tut mir leid, das Buch ist zu cool und viel zu beliebt hier, das gebe ich nicht her. Wenn sie mal einlädt, gibt es ein eigenes für Sie als Geschenk!

 

Ganz herzlichen Dank an die Autorin und den Ulmer Verlag für diese Leserunde auf Lovelybooks, die mir so manche Party-Sorge nehmen wird!

 

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