Sonntag, 29. März 2020

Einfach alles! Die Geschichte der Erde, Dinosaurier, Roboter und zu vieler anderer Dinge, um sie hier aufzuzählen, Christopher Lloyd, WBG Theiss



Einfach alles! Die Geschichte der Erde, Dinosaurier, Roboter und zu vieler anderer Dinge, um sie hier aufzuzählen, Christopher Lloyd, WBG Theiss

Eine bunte Universalgeschichte über die 13,8 Milliarden Jahre der Existenz unserer Erde. Nach Zeitaltern geordnet beginnt es mit dem Kapitel „Aus dem Nichts“ mit dem Urknall bis zu „Fortsetzung folgt: von 1945 bis heute“, dazwischen tummeln sich 13 Kapitel gespickt mit den historischen Highlights aus aller Welt von den Dinosauriern, übers Mittelalter und die Entdeckung Amerikas. Dabei ist dieses Inhaltsverzeichnis ebenso witzig, wie übersichtlich gestaltet, so dass man auch einfach die Epochen nachschlagen kann, für die man sich gerade interessiert. Zum Schluss gibt es noch das Schlusswort, Literaturhinweise, Glossar und das Register, wobei letztere für mich bei Sachbüchern unverzichtbar sind! Ein umfangreiches Stichwortregister hätte ich mir etwas umfangreicher vorgestellt, oder eben alles. Wir haben das Buch bei der Corona Schulschließung einsetzen wollen, als es um die Frage ging: Wann war die Bücherverbrennung und was war das? Leider mussten wir aber feststellen, dass dieses Thema im Rahmen der neueren Geschichte nicht angesprochen wird. So ganz alles findet dann doch nicht auf 349 Seiten Platz, auch hier müssen Schwerpunkte gesetzt werden.

Diese Schwerpunkte sind mit Bedacht gewählt, aber umfassen eben nicht alles. Mit farbigen Abbildungen machen sie neugierig und Lust auf mehr. Sie laden zum Stöbern und Vertiefen ein. Wenn man es in die Hand nimmt, bekommt man schon Lust, weiter zu blättern und zu schauen, was noch alles behandelt wird, auf einigen Seiten zu Verweilen und zu Lesen. Es gibt einen guten Überblick für Kinder ab 8 Jahren. Allerdings muss ich auch einräumen, dass wenn man ein spezielles Thema sucht und nicht einen generalisierenden Überblick bekommen möchte, man mit einer Internetsuche besser ans Ziel kommt, zumindest, wenn man es kann.

Sprachlich ist es schlüssig und verständlich geschrieben, für Erwachsene. Kinder ab 8 Jahren bringen nicht die gleichen Voraussetzungen mit. So hätte ich mir an zentraler gut auffindbarer Stelle eine Weltkarte gewünscht, bei der Kinder ohne große Mühen suchen können, wo sich die gerade beschriebenen Entwicklungen vollziehen. Im 4. Kapitel Hand und Fuss, in dem es um die Entwicklung des Klimas und der Eiszeiten, aber auch um die Entwicklung des Menschen geht, spielen zum Beispiel Panama und Indonesien eine Rolle. Die wenigsten Kinder ab 8 Jahren, wissen jedoch, wo diese Länder liegen, das übersteigt ihren Erfahrungs- und Wissenshorizont. Es ist sehr schön erklärt, wie einige Entwicklungen zusammenhängen und steigert das Verständnis für das große Ganze, dennoch hätte ich mir öfters einen kindlichen Blickwinkel gewünscht, um die Zielgruppe ab 8 Jahren noch besser erreichen zu können. Das Konzept verzichtet bewusst auf multimediale Einbindung, was ich auch ganz gut finde, denn Kinder müssen auch lernen ihr Wissen aus anderen Quellen zu beziehen, aber dann sollte es gerade in Werken mit diesem Titel auch angeboten werden, ohne dass Kinder umständlich nach Sekundärmaterialien suchen müssen. Dabei geht nämlich oft das Interesse verloren. Dieses zu fesseln ist aber offensichtlich das Ziel. Sehr schön ist hierbei, dass konkrete, aktuelle Bezüge hergestellt werden, so dass auch längst vergangene Zeiten greifbarer und weniger abstrakt wirken. So gibt es auch viele Anregungen, die dabei helfen, so ist z.B. in Kapitel „10. Erfindungen verbinden“ eine Anleitung zum Holzdruck erklärt und abgebildet.

Dieses Buch zum Stöbern, Entdecken und Nachschlagen ist gut strukturiert und die farbige Fassung der jeweiligen Kapitel erleichert das Auffinden des Gesuchten. Natürlich kann ein Buch dieses Umfangs nicht allumfassend sein, sondern muss Schwerpunkte setzten. Die Verknüpfung der Zusammenhänge empfinde ich allerdings als sehr gelungen. Leider wird bei der Zielgruppe aber bereits zu viel Vorwissen vorausgesetzt, dass heutzutage nicht mehr so selbstverständlich ist, wie früher, weil einfach auch die Wissensmenge zugenommen hat. Hier hätte ich mir ein verstärkes Eingehen auf die Bedürfnisse der Zielgruppe gewünscht.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Agentur Literaturtest und dem wbg Verlag für unser Rezensionsexemplar!

Samstag, 28. März 2020

Friedhof der Krustentiere, Ein Küsten Krimi, Krischan Koch, Der Audio Verlag, 5 CDs 6 h 20 min. ungekürzte Autorenlesung



Friedhof der Krustentiere, Ein Küsten Krimi, Krischan Koch, Der Audio Verlag, 5 CDs 6 h 20 min. ungekürzte Autorenlesung

Dieser Titel ist Programm, denn ich empfinde ihn als Hommage an Stephen King und es ist nicht nur der Titel, der dem Meister des Horrors huldigt. Aber keine Sorge, auch wenn dieser Band deutlich gruseliger als der vorherige war, ist es immer noch ein humorvoller Krimi gespickt mit skurillen Gestalten und friesischer Frische.

Halloween naht und Tadje, eine der Zwillingstöchter des inzwischen zum Polizeihauptmeister beförderten Thies Detlefsen macht ihr erforderliches Praktikum im frisch eröffneten Hotel auf der Hallig Westeroog. Der alte Kasten zieht, die Heizung streikt und wunderliche Dinge geschehen. Die ersten Gäste machen dort ein Seminar zum Thema „Hellsehen und Hellfühlen“ unter der Leitung der ehemaligen Schulelternvorsitzenden. Doch es sind die seltsamen Erscheinungen und die Geschichte dieses ehemaligen Kinderheimes, die Tadje einen Schauer über den Rücken jagen. Der Sohn des Eigentümers hat vor 42 Jahren dort seine Zwillingsschwestern ermordet. Aber auch an der Küste geht es nicht geruhsam zu. Eine Einbruchsserie verunsichert die Bewohner, der neue Starfriseur Eddi mit seinen scharfen Scheren bringt den Salon Alexandra zum Beben und Tante Telse ist mit dem gelobten Mustang des Schimmelreiters verschwunden. Bis beide gemeinsam im Watt wieder auftauchen, wobei der geflutete Oldtimer in besserem Zustand ist, als die ermordete Tante. So hatte sich Nicole Stappenbek ihre Rückkehr in die verschlafene Dorfwache nicht vorgestellt!

Es klingt absurd, übertrieben und nach jeder Menge uriger Gestalten, die man einfach ins Herz schließen muss, um mit ihnen über das Leben und seinen Lauf zu lachen. Ein aufziehender Herbststurm erhöht nicht nur die Schwierigkeiten der Ermittler immer und überall zugleich zu sein, er macht die Situation auch dramatischer und unheimlicher. Nachdem es im letzten Band der Reihe die Runde aus dem Imbiss nach Hamburg in die Großstadt verschlagen hat, sind nun fast alle wieder da wo sie hingehören und es gibt ein Wiederhören mit allen, die das fiktive Fredenbüll zu einem unvergesslich skurrilen Ort machen. Aber natürlich kommen auch ein paar neue, interessante Charaktere hinzu, sonst würde Fredenbüll bei der Anzahl der Leichen die Thies und Nicoles Weg pflastern, bald aussterben. Sehr charmant fand ich auch, dass ein Trauernder aus einem früheren Fall wieder die Bühne betritt und die Jugend zur Digitalisierung der Verwandschaft beitragen will. Denn neben den klassischen Gruselelementen aus Klassikern des Genres gibt es hier ein neues Grauen, das der Moderne, die omnipräsente Alexa, die ihren eigenen Kopf hat, sich bestens in der Fußballgeschichte auskennt, aber unbedingt den am Knie operrierten Piet Paulsen, zur Ernährungsumstellung bringen und vom Imbiss fernhalten will. Denn Alexa hört alles, aber eben nur, solange man in ihrer Nähe und nicht im Imbiss ist! Diese Idee finde ich eine lustige Ergänzung, Alexa als Onkelsitterin. Denn auch die Imbisstruppe wird nicht jünger, da wird man bisweilen zwangsdigitalisiert, oder doch nicht? Da Alexa in Fredenbüll steht, ist sie netterweise, genauso eigensinnig wie die übrigen Bewohner und nicht vorhersehbar. So kann man sich auch von diesem Küstenkrimi des Halloweengrauens, immer wieder erschaudernd überraschen lassen.

Nach zweifachem Sprecherwechsel und dem Ausscheiden von Hinnerk Schönemann und Bjarne Mädel liest nun der Autor seine ungekürzten Werke selbst. Klar, er weiß ja schließlich am Besten, wie er sich die Pointen gedacht hat, aber er versteht sie auch wirklich entsprechend zu lesen. Nicht immer sind die Autoren auch gute Sprecher, aber Krischan Koch, der eben neben Kurzfilmen, Filmkritiken und Krimischreiben auch Kabarett macht, kann es halt. Dabei finde ich es sehr positiv, dass ich anders als bei seinen Vorgängern, beim Klang seiner Stimme kein Gesicht vor meinem inneren Auge habe und so meiner Fantasie keine Grenzen bei der Visualisierung der bunt gewürften Truppe in Fredenbüll und auf Hallig Westeroog gesetzt sind. Pointiert, aburd und frischisch trocken, erweckt er diese Verbrechensserie des Grauens zum Leben.

Ich bin ja ein bekennender Fan von Tonträgern und die Hörbuchhülle ist wieder so toll gestaltet, dass sie einfach ein Gewinn ist, außerdem findet man auf ihr Rezepte aus der Geschichte. Wer diese liest wird feststellen, dass der Autor auch gerne kocht und zwar mit Gefühl. Die Rezepte sind also auch für Köche nach Gefühl, weil genaue Mengen- Zeit- und  Temperaturangaben fehlen. Dadurch ist aber auch klar: Variieren nach eigenem Geschmack erwünscht!

Eine frech-fröhliche Hommage an Stephen King und andere Klassiker des Genres, eingebettet in die beliebte Küstenkrimireihe rund um Thies Detlefsen und die skurrilen Gestalten aus dem Imbiss „De hidde Kist“. Deutlich spannender und gruseliger als der Vorgänger, blitzt die gute Laune immer wieder durch, wie die Sonne in dem aufziehenden Herbststurm über Fredenbüll.

Vielen lieben Dank an Der Audio Verlag für das lustige Hörbuch in schwierigen Zeiten.

Hier findet Ihr eine Hörprobe:  

#zuhausehören #zuhausebleiben #hörbuchliebe #youarenotalone #buchladenliebe

Freitag, 27. März 2020

Hilfe, ein Spiegelbill, Heike Abidi, Illustrationen Meinhard Berger, Hummelburg Verlag



Hilfe, ein Spiegelbill, Heike Abidi, Illustrationen Meinhard Berger, Hummelburg Verlag

Silas ist ein zehnjähriger zurückhaltender Junge. Seine Eltern sind beide Ärzte und haben sich entschlossen in diesen Sommerferien 6 Wochen für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. In dieser Zeit soll er zu seiner Oma Heidi ans andere Ende der Stadt ziehen. Diese betreibt dort das urgemütliche „Café Spiegel“ dessen Wände jede Menge Spiegel zieren und wo es die besten Kuchen, Pfannkuchen und Waffeln gibt. Doch zu seinem Entsetzen muss er feststellen, dass Oma ihn für 6 Wochen Kinderferienbetreuung angemeldet hat, ganz alleine! Das macht ihm etwas Angst und er vermisst auch sehr seinen besten Freund Rocco, der mit seinen Eltern verreist ist. Der erste Tag verläuft auch ziemlich mäßig und die Aussicht auf den Nächsten macht ihn schon ein bißchen nervös. Da fällt sein Blick in den Spiegel und er stutzt! Sein Spiegelbild macht sich selbstständig! So lernt Silas seinen Spiegelbill Salis, seinen Begleiter in allen Lebenslagen kennen. Der findet Silas Leben viel zu öde und so beschließen sie für einen Tag zu tauschen. Silas zieht in die Spiegel-Kommandozetrale und beobachtet Salis an seiner Stelle im Feriencamp. Was er dort sieht, lässt ihn staunen!

Schüchterne Kinder haben es oft schwer und wünschen sich oftmals mutiger zu sein, einen Beschützer zu haben oder ähnliches. Hier hat Silas einen Tag lang die Möglichkeit Zuschauer in seinem eigenen Leben zu sein. Spannend oder beängstigend, das kann man so oder so sehen. Silas beneidet sein anderes Ich um seine Kühnheit, gleichzeitig fürchtet er aber auch die Konsequenzen, denn das Bild, das die anderen nun von ihm bekommen, ist ja ein ganz anderes als bisher! Muss er den neuen Erwartungen nun gerecht werden? Eine wirklich aufregende Frage, die hier mit viel Einfühlungsvermögen und Humor weitererzählt wird. Für uns war es wirklich originell, eine noch nie dagewesene Geschichte und das kommt ja gar nicht mehr oft vor, dass man so etwas entdeckt. Dabei ermutigt Salis Kinder mehr zu wagen und mehr auszuprobieren, um sich selbst und ihre Grenzen besser kennenzulernen, ohne sich dabei zu verbiegen. Dies erfolgt stets sehr behutsam, ohne dass sich über den vorsichtigen, schüchternen Silas lustig gemacht wird. Man muss ihn einfach gerne haben! Außerdem überrascht diese Geschichte immer wieder, auch wenn man als Mutter letztendlich zugeben muss, dass es anders ja eigentlich gar nicht sein kann... für Kinder ist es aber einfach nur verblüffend. Sehr gut gefiel uns, dann man immer mitten in Silas Gedanken zu stecken scheint und alles mit ihm zu teilen scheint, die Freude, die Verunsicherung und die Spannung. Die Erzählweise ist leicht und mitnehmend, da fliegt man als geübter Leser geradezu durch die Geschichte, weniger geübte Leser finden es aber wenigstens nicht so anstrengend und freuen sich auf den Fortgang der Geschichte, die noch dazu von fröhlichen Illustrationen von Meinhard Berger aufgelockert wird. Die Schrift ist angenehm, ebenso wie die Zeilenabstände. Es ist schon ein „richtiges“ Buch für junge Leser und kein Leseanfängerbuch mehr, aber nimmt dennoch Rücksicht auf die Bedürnisse der Zielgruppe ab 8 Jahren. Die Kapitel werden jedesmal mit Überschriften eingeleitet, die neugierig machen, auf das, was da kommen mag und haben einen angemessenen Umfang.

Wie Salis mag Autorin Heike Abidi gerne Abwechslung und Herausforderungen, weshalb sie auch gerne zwischen den Genres wechselt und sowohl für Kinder und Jugendliche, als auch Sachbücher, oder Frauenromane (gerne auch unter dem Pseudoym Anna Paulson) schreibt.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Heike Abidi, dem Hummelburg Verlag und Lovelybooks für die wunderschöne Leserunde.

Mittwoch, 25. März 2020

Das Rätsel des Pferdeamuletts, Karin Müller, Schneiderbuch Egmont



Das Rätsel des Pferdeamuletts, Karin Müller, Schneiderbuch Egmont

Godje hat ganz früh ihre Eltern bei einem Unfall verloren. Seither lebt sie bei ihrer Oma Magarete, die sie liebevoll Nana nennt, ihrer einzigen ihr bekannten Verwandten. Auch wenn die Verhältnisse recht bescheiden sind, mangelt es ihr eigentlich an nichts und schon gar nicht an Liebe. Sie sind ein bestens eingespieltes Team und sich einig, dass Pferde furchteinflößend sind. Das ändert sich, als Godje an ihrem 14. Geburtstag ein anonymes Geschenk erhält, dessen Anblick ihre Nana erblassen lässt. Darin befindet sich ein Anhänger mit einem majestätischen Pferderelief, dass die Pferdegöttin Epona darstellt und sehr alt zu sein scheint. Godje trägt ihn fortan als Glücksbringer um den Hals. Auf ihrem Schulweg, der an einer Pferdekoppel vorbeiführt, merkt sie, dass die Pferde von ihr nunmehr angezogen zu werden scheinen. Das macht ihr Angst, doch ihr alter Schulfreund Fynn ermutigt sie, die Tiere zu streicheln. Bei der Berührung ihrer Stirn wird sie plötzlich von lebendigen Bildern und Empfindungen geflutet, die aus einer längst vergangenen Zeit zu kommen scheinen, aber auch von traumatischen Erlebnissen der betroffenen Tiere berichten. Was hat es damit auf sich?

Nein, Godje kann das Geheimnis ihrer Gabe und ihres Amuletts in diesem Band noch nicht entschlüsseln. Man lernt sie und ihre Welt behutsam kennen, damit man auch wirklich begreift, dass dieses Geburtstagsgeschenk, alles, was für sie bislang selbstverständlich war, völlig auf den Kopf stellt. Selbst ihr Freundeskreis verändert sich! Man spürt ihr Unbehagen, ihre Ohnmacht, ihre völlig Verwirrung. Ihre Empfindungen sind sehr lebendig und einfühlsam beschrieben, so dass man sich schnell in den Bann dieser mystischen Geschichte gezogen fühlt. Damit man bei all den längst halb vergessenen Gottheiten nicht durcheinander kommt, gibt es hinten ein Glossar, in dem sie alle aufgezählt werden. Da ja nicht jede Leserin unbedingt ein Pferdeprofi ist, ist es sehr praktisch, dass Godje anfangs überhaupt keine Ahnung im Umgang mit ihnen hat und alles erklärt bekommt. Denn an das Grundstück ihrer Nana, grenzt ein durch dichte Hecken getrenntes Pferdetherapiezentrum. Diese oft stark traumatisierten Pferde vertrauen ihr plötzlich und suchen ihre Nähe. Allen voran der bildschöne aber ungestüme und dadurch gefährliche Hengst Arion. Zu ihm ist die Verbundenheit besonders groß, bislang konnte noch niemand, auch nicht die bekannte Therapeutin Anyta Kuret, den Grund für ihre Verstörung herausfinden. Doch dank des Amuletts wird Godje zur Pferdeflüsterin, doch scheint sie auch durch die Zeit zu reisen, doch lediglich ihr Geist, ihr Körper bleibt. Ob mit ihr etwas nicht stimmt? Diese immer wieder in ihrem Gehirn aufblitzenden Erinnerungen an ferne Zeiten, werden immer deutlich gekennzeichnet durch eine Vignette und eine Änderung im Schriftbild. Dadurch kommt man nie durcheinander, sondern gerät in den Bann dieser Ahnungen oder Visionen, was immer sie auch sein mögen. Aber es gibt noch mehr Unerklärliches und Geheimnisvolles, das sich in diesem Band noch nicht aufklärt. Allerdings wird Godje klar, dass man ihr etwas verheimlicht und weder Nana, noch Anyta Kuret rücken mit der Sprache heraus. Da liegt echt ein spannendes Potenzial vergraben, das verblüffende Entwicklungen in den nächsten beiden Bänden erwarten lässt. Wahrscheinlich wird es auch in den nächsten Bänden noch so einiges geben, was Godjes Herz schneller schlagen lässt und es wird nicht nur die zarte Liebe sein.

Autorin Karin Müller ist nicht nur Journalistin und Autorin, sie ist auch passionierte Reiterin und Pferdeliebhaberin und inzwischen auch staatlich geprüfte Heilpraktikerin für Psychotherapie. Die vielfältigen Interessen und Erfahrungen lässt sie in ihre Bücher einfließen und sind die Grundlage für Godjes feines Gespür für die Stimmungen der Pferde.

Diese neue Triologie von Karin Müller richtet sich an Mädchen ab 12 Jahren. Bis auf einen kleinen Kuss, hat es nicht nur mir, sondern auch meiner 10,5 jährigen Tochter sehr gut gefallen.

Wir bedanken uns ganz herzlich für dieses wunderschöne Rezensionsexemplar bei Buchcontact und dem Schneiderbuch Egmont Verlag.

Dienstag, 24. März 2020

Gewinnspiel: Eisenblut – Axel Simon, gelesen von David Nathan, Argon Verlag, 2 MP3 10 h



Gewinnspiel: Eisenblut – Axel Simon, gelesen von David Nathan, Argon Verlag, 2 MP3 10 h

Deutsches Reich 1888, das Dreikaiserjahr: Nach dem Tod von Kaiser Wilhelm I am 9. März folgte ihm sein ältester Sohn als Friedrich I für 99 Tage auf den Thron, bis er an Kehlkopfkrebs starb und von seinem ältesten Sohn Wilhelm II beerbt wurde.

Kaiser Wilhelm I liegt im Sterben, Reichskanzler Bismarck ist schon über 70 Jahre alt und eine Umbruchsstimmung liegt in der Luft. Geheime Kurier des Reichs werden auf ihren streng vertraulichen Routen abgefangen, der Geheimdokumente entledigt und ermordet. Ein Vorgang der einer gründlichen Untersuchung bedarf, da es die Sicherheit des Reichs gefährdet. Daher ist es für Gabriel, kurz Gabi, Landow, den jüngeren Sohn eines ostpreußischen Landadeligen umso unerklärlicher, warum ausgerechnet er, der heruntergekommene, verstoßene Sohn und erfolglose Privatermittler mit dieser Aufgabe betraut wird. Noch erstaunlicher ist, dass seine Auftraggeber nicht nur fürstlich zahlen, sondern offensichtlich auch nicht wissen, dass das letzte Opfer ihm während der Observation vom Himmel vor die Füße fiel. Warum verschweigt man ihm den Inhalt der Taschen der Opfer und wer hat sein Büro in Brand gesteckt. Eigentlich ist diese Angelegenheit nicht seine Kragenweite, aber nun packt ausgerechnet ihn, den Trinker, der Ehrgeiz, vielleicht auch, weil er den Anschlag auf sein Leben persönlich nimmt. Wenn er bis auf einen alten Stammbaum nicht viel zu bieten kann, so ist er doch gut vernetzt, mit alten, loyalen Freunden, zu denen sich im Laufe der Ermittlungen nicht weniger verlässliche neue gesellen werden. Eine Gewissheit wird sich jedoch einstellen: alles ist ganz anders als man glaubt!

Mich hat die Zeit 1888 wirklich gereizt, eine Zeit, mit der ich mich bislang kaum beschäftigt habe, eine Zeit, nach dem deutsch-französischen von 1870/71 und der Gründung des deutschen Kaiserreichs. Auch der Antiheld als Ermittler konnte sich als reizvoll entpuppen. Ja, Gabriel Landow ist definitiv ein Loser, dessen Charme ich nicht so schnell erlag, da sein ständiger Zugriff auf den schier unerschöpflichen Cointreau-Vorrat seines Vermieters und Kriegskameraden Köster und seinen kontinuierlichen Nachgeben gegenüber stoffwechselbedingter Körperreaktionen bei mangelnder Pflege, ihn nicht so wirklich appetitlich mach. Doch passt es, weil dies kein gemütlicher Cosy Krimi ist, sondern schon eher was für robustere Nerven und Mägen. Außerdem verdeutlich dies ganz deutlich, wie tief unten in der Gesellschaft der nicht mehr ganz junge, enterbte Adelssproß angekommen ist und weshalb des so unerklärlich ist, dass das Reich ausgerechnet ihn als gut bezahlten Sonderermittler einstellt. Er umgibt sich mit nicht immer ganz gesetzestreuen Gestalten, die jedoch wohltuend ehrlich und loyal wirken, im Vergleich zu den halbseiden-mondänen Sphären in die er noch vordringen wird und in denen er, in ein nur allzu vertrautes Gesicht blicken wird. Er wird bewusst, was aus ihm hätte werden können, wenn alles anders gekommen wäre, aber man beginnt als Hörer daran zu zweifeln, das ihm dieses Schicksal mehr gelegen hätte. Es werden auf geheimnisvolle Art und Weise, mehrere Erzählstränge miteinander verwoben, stets eingeordnet durch die Zeitangabe des nahenden Todes des Kaisers. Stehen diese jeweiligen Verbrechen in einem Zusammenhang miteinander, oder sind es doch Zufälle? Gibt es einen Bezug zu ihm?
In Rückblicken erfährt man mehr über Landows aktuelle Situation, wie es zu dieser kam, welche Schicksalsschläge seine Familie und ihn trafen und wie es um das alte Adelsgeschlecht jetzt steht. Ebenso wird auch zwischen den einzelnen Verbrechenssträngen gesprungen, so daß man wirklich konzentriert zuhören muss, um nichts zu verpassen und nicht den roten Faden zu verlieren. Es ist keine leichte Kost für zwischendurch! Es geht um Intrigen, Verrat und Kriegsspekulationen die von langer Hand geplant werden. Nebenbei kommt man beim Zuhören gleich noch einen Spekulationstipp: man solle kaufen, wenn das Blut fließt! Also in Zeiten von Corona jetzt, hätte denn noch jemand die nötige fianzielle Sicherheit dazu.... Reizvoll zum Mitdenken, zum Überlegen, Knobeln und Raten...

Am Ende schließt sich der Kreis, wobei nicht alle losen Enden miteinander verknüpft werden. Wozu auch, die Geschichte des abgehalterten Ermittlers wird fortgesetzt. Dabei kommt es immer wieder zu überraschenden Erklärungen, Erkenntnissen und Entwirrungen.

David Nathan (diese Stimme kennt jeder! Er ist quasi eine Synchronlegende und als meine Tochter zufällig reinhörte, konnte sie mir gleich mindestens einen Schauspieler nennen, den er doubelt. Zu ihnen gehören: Johanny Depp und Christian Bale. Als Sprecher liest er nicht nur Stephen King, sondern auch die Gedeon Rath Krimis, die als Babylon Berlin erfolgreich verfilmt wurden und noch immer werden) liest diese autorisierte Lesefassung, kurz, knapp, bisweilen militärisch, mal melancholisch, nonchalant und dann wieder resigniert, doch stets bleibt der schwarze Humor unverkennbar.  Eine hervorragende Wahl.

Ein historischer Krimi, der nicht für schwache Nerven taugt, aber Fans von Babylon Berlin in seinen angeschmuddelten Bann ziehen wird.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Argon Verlag für mein vorab Hörexemplar!

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

Wer nun Lust auf dieses Abtauchen in die Abgründe der politischen Intrigen im 19. Jahrhundert hat, kann hier mein Rezensionsexemplar gewinnen.

Was Ihr dafür tun müsst?
  1. Verratet mir bis zum 28.3.2020 um 23.59 h Eure Lieblingshörbuchstimme!
  2. Folgt mir! Dies ist ein Gewinnspiel für Follower
  3. Verschicken kann ich leider nur an Adressen innerhalb von Deutschland
  4. Hinterlasst mir eine Kontaktmöglichkeit, damit ich im Falle des Gewinns Euch kontaktieren kann.
  5. Wenn ich bis zum 31.3.2020 keine Antwort auf die Gewinnmitteilung erhalte, wird neu ausgelost!
  6. Es gibt lediglich dieses eine Rezensionsexemplar zu gewinnen, darauf besteht kein Rechtsanspruch, der Gewinn wird auch nicht ausgezahlt und für Verlust auf dem Postwege hafte ich nicht.
  7. Das Gewinnspiel läuft auch auf Instagram (ursuladanielamaria) und Facebook (danielamariaursula), dort könnt Ihr zusätzliche Lose gewinnen.
  8. Ich verlange nicht, dass Ihr 18 seid, denn Ihr geht keine Verpflichtung ein. Das Hörbuch ist aber wirklich für Erwachsene bestimmt und nichts für zarte Nerven!
Viel Glück und bleibt gesund!

Sonntag, 22. März 2020

Die Eiskönigin II, Die ganze Geschichte, Der Comic zum Film, Disney, Schneiderbuch Egmont



Die Eiskönigin II, Die ganze Geschichte, Der Comic zum Film, Disney, Schneiderbuch Egmont

Ich habe Töchter und kenne daher natürlich auch die Eiskönigin! Im Kino war meine Jüngste allerdings alleine (mit all ihren Freundinnen) und fand es super, davon kann man nicht genug bekommen! Daher brauchten wir natürlich auch den Comic zum Film, weil ja Comics sowieso viel cooler sind... Fand ich ja auch mal, aber inzwischen hat meine Lesekompetenz deutliche Fortschritte gemacht ;)

Elsa ist nun zur Königin von Arendelle gekrönt. Kristoff liebt noch immer Anna, wagt aber nicht, ihr einen Heiratsantrag zu machen, obwohl es sein sehnlichster Wunsch ist. Nach der Enttäuschung mit Hans, braucht Anna noch Zeit. Elsa, die anders als ihre geliebte Schwester Anna, über magische Kräfte verfügt, hört in letzter Zeit immer häufiger eine geheimnisvolle Stimme nach ihr rufen. Sie spürt ganz deutlich, dass sie ihr folgen sollte, um eine große Gefahr von ihrem Königreich abzuwenden. Anna will sie aber auf keinen Fall alleine ziehen lassen und lässt Elsa schwören, dass sie auf jeden Fall zusammen bleiben werden. Auch Olaf, Kristoff und Rentier Sven begleiten sie zu ihrem Schutz auf diese Reise ins Ungewisse, die sie zurück zu ihren Wurzeln führen wird und das Geheimnis ihrer Eltern und Großeltern offenbaren wird. Nur gemeinsam und im Vertrauen auf ihre Stärken können sie die Hindernisse überwinden und Arendelle retten.

Sehr positiv finde ich, dass schon die Coverillustration nicht so verkitscht wirkt und somit auch Ältere anspricht. Daher haben auch beide Töchter (12 und 10) sofort zugegriffen und gelesen. Meine Jüngste hat es für ihre Verhältnisse mit einer bewunderswerten Ausdauer gelesen. Ich habe deutlich länger gebraucht, aber mich hat die Geschichte auch nicht wirklich mitgerissen. Auch in diesem Comic wird die Erzählung der Rahmenhandlung von den Illustrationen übernommen, so dass einige Seiten mit relativ wenig Text auskommen, andere dafür aber dialoglastig sind und die Kinder damit auch wirklich einiges zu Lesen haben.

Ich finde die Geschichte etwas an den Haaren herbei gezogen und konfus und ich konnte mich nur schwer auf sie konzentrieren. Das mag aber an der Corona-Krise liegen. Meine Freundin, die unbedingt den Film sehen wollte und ihre Tochter dafür ins Kino schleppte (deren Wunsch war nicht so dringend), versicherte mir, dass er wirklich toll wäre und auch meine Tochter strahlte, als sie aus dem Kino kam und auch beim Anblick dieses Comics. Für all diejenigen, die jetzt wie ich keine Profikenner dieses Kinofilms der Superlative sind, gibt es gleich zum Anfang einen Überblick über die wichtigsten Personen mit Bild. Das fand ich sehr hilfreich, da ich mir die Namen der königlichen Eltern nie hätte merken können und die Zusammenhänge schon gar nicht! Für echte Fans sind diese Portraits einfach wunderschön und werden gerne immer wieder angeschaut.

Es ist ein Märchen um Magie, Vertrauen, Verrat und schwesterliche Treue, um Schwestern, die die Verfehlungen ihrer Ahnen wieder ins Gute wenden. Ein Märchen voller Gefühl und Spannung, das Hindernisse überwindet und den Glauben an das Gute in der Welt bestärkt. Gerade in schwierigen Zeiten ist das doch ein Lichtblick!

Dieser Comic ist übrigens nichts unbedingt für ganz kleine Fans gedacht. Es ist kein Bilderbuch, mehr eine Graphic Novel, mit einer reiferen Bildsprache, nicht so süßlich. Die Schriftgröße entspricht auch dem Standard von Graphic Novels, so dass schon eine gewisse Leseerfahrung nötig ist und es sich nicht an Erstleser, sondern an junge Leser ab 8 Jahren richtet, denn die Eiskönigin ist zeitlos schön, wie mir immer wieder begeistert versichert wird (nicht nur von meinen Töchtern).

Meine Jüngste hat dieses Buch am ersten Tag der Corona-Schulschließung wegen eines Verdachtsfalls verschlungen, was mir das Leben für diesen ungeplanten Tag ohne Kinderbetreuung deutlich erleichtert hat. Meine Tochter fand ihn richtig gut, nur das leider eine wichtige Szene weggelassen worden sei. Beide Lesemuffel fanden es super, dass es Anna und Elsa nun auch als Comic gibt und ich bin mir ganz sicher, dass sie mit dieser Meinung nicht alleine da stehen!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag und der Agentur Buchcontact für unser Rezensionsexemplar.

Samstag, 21. März 2020

So klappt’s mit dem Welt-Retten – Kleine Veränderungen mit großer Wirkung, Anja Haider-Wallner, Mona Haider, Mankau Verlag



So klappt’s mit dem Welt-Retten – Kleine Veränderungen mit großer Wirkung, Anja Haider-Wallner, Mona Haider, Mankau Verlag
Das offizielle Ideenbuch zur Initiative „Enkeltauglich Leben“ beschäftigt sich mit einer ganz elementaren Frage: kann man als Einzelner „enkeltauglich“ leben? Ist es eigentlich ohne weiteres möglich seinen Alltag zu verändern, oder bedarf es dafür großer und aufwendiger Veränderungen? Was heißt das eigentlich, ist es nur öko oder noch mehr? Vor allem geht es nicht nur um ein ökologisch nachhaltiges Leben, sondern auch um Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit und Demokratie.  
Dieses Buch bietet Anregungen und Empfehlungen, niemand muss sich daranhalten, aber wenn man es schon mal gelesen hat, bleiben auch einige Gedanken haften und machen sich selbstständig! Klar sollte man sich darüber informieren woher seine Nahrung kommt und wie sie produziert wird. Dabei werden oft Superfoods gepriesen, aber ist es wirklich erforderlich kleine Körnchen vom andern Ende der Welt zu importieren, weil es ach so gesund ist? Ist es wirklich so gesund, wenn es so einen weiten Weg hinter sich hat? Ist es immer besser regional zu kaufen? Diese Frage wird hier tatsächlich mit nein beantwortet, was mich erstaunt hat. So kaufe ich brav unschöne Äpfel aus der Region, aber gerade hängen sie nicht auf den Bäumen und in meinem Keller wären sie längst schrumpelig… Tatsächlich kann es für die Ökobilanz wohl besser sein, saisonale Äpfel vom anderen Ende der Welt zu konsumieren, als in deutschen Kühlhäusern gelagerte…. Da kommen wir zum Thema saisonale Ernährung. Nicht so einfach, wenn man den Kindern Obst und Früchte im Winter für die Abwehrkräfte geben will, aber hier gerade nix reif ist (ja, es gibt Wintergemüse, aber eben kein Obst). Wie sieht es mit den Treibhäusern aus?
Am Besten versucht man möglichst auch sich selbst zu versorgen und dann die eigenen Lebensmittel haltbar zu machen, auch hierzu gibt es Tipps. Ja, und Kartoffeln sollte man nicht unterschätzen, sie lassen sich gut und einfach lagern, je nach Sorte, lassen sich sogar auf dem Balkon im Eimer ziehen (reicht dann aber tatsächlich nur für eine Mahlzeit). Es gibt so viel zu bedenken, fangen wir damit an! Ich habe mir nun erstmal ein Frühbeet zugelegt und werde dann dieses Jahr mal früher mit dem Gemüse und mit mehr Auswahl beginnen und mehr Kartoffeln anbauen! 
Aber natürlich geht es nicht nur um Ernährung, auch um Körperpflege (inklusive interessanter Rezepte), Fortbewegung, Finanzierung, Achtsamkeit und Menschenwürde.
Wir stecken inmitten der Corona-Krise, die Menschen hamstern Vorräte, aber das geht nur mit haltbaren Lebensmitteln. Es sieht so aus, als würde diese Lage noch länger anhalten, da kann man das Nützliche mit dem Sinnvollen verbinden und die Zeit, die man zu Hause verbringt zum Anbau von Lebensmitteln nutzen, z.B. mit kleinen Treibhäusern aus PET-Flaschen für Gemüse. Das ist klimaneutral und vitaminreich, wenn es reif ist. Da Reisen aktuell nicht angesagt ist, wird man zur Ernte garantiert zu Hause sein. Kartoffeln kann man selbst im Eimer auf dem Balkon anbauen, eine super Beschäftigung für Kinder und fast so gut wie im eigenen Garten ;) Gartenarbeit entschleunigt und lässt einen den Wert dessen was man ißt deutlich mehr schätzen, wenn man oft genug Unkraut gejätet hat. Dafür weiß man genau, was man ißt und wo es herkommt. Hilft nicht nur gegen Budenkoller, sondern auch der Umwelt und der Seele. Regionaler und saisonaler kann man nicht essen. Selbst angebaute Lebenmittel landen auch nicht so schnell im Müll, und wenn dann bitte im Kompost oder noch besser in der Gemüsesuppe aus Resten, für die es hier ein Rezept gibt.
Im Moment sind wir alle gezwungen zu entschleunigen und nicht zu reisen, die Welt kann durchatmen. Hoffentlich hält diese Erfahrung auch nach Abklingen der Krise noch an. Wenn es in Vergessenheit zu geraten droht: dieses Buch ist sehr handlich und passt in jede Tasche, man kann es immer dabei haben. Wichtig ist aber seine Verhaltensmuster dauerhaft zu durchbrechen und umzudenken. Dieses Buch zeigt viele Wege und Möglichkeiten auf und für die langen Tage zu Hause enthält es sogar ein Planspiel! Einige Anregungen sind aktuell leider nicht möglich, wie Klamottentauschparties, aber es ist einfach Zeit für Kreativität. Man kann nicht shoppen gehen, aber man kann seine eigene Garderrobe durchaus umändern und schon hat man was „Neues“!.
Sehr gut gefallen hat mir übrigens in der Klappbroschur die Angaben und Vergleichswerte zum CO2 Fußabdruck!
Die Autorinnen Anja Haider-Wallner und Mona Haider (14) sind Mutter und Tochter, wobei man Mona als Klimaaktivistin kennt. Immer wieder gibt sie in farbig gedruckten Passagen, gekennzeichnet mit ihrem Foto, ihre Ansicht zu einem Thema ab, quasi aus Enkelsicht. Ihre Mutter ist Genussmensch, Unternehmensberaterin und Verfechertin der Nachhaltigkeit. Sie schafft es alleine Interessen zu kombinieren und zu zeigen, dass sie einander nicht ausschließen.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim mankau Verlag für mein nachhaltiges Rezensionsexemplar, von dem ich mich gerne zum Umdenken und Nachdenken habe anregen lassen.

Dienstag, 17. März 2020

Ruby Fairygale – Der Ruf der Fabelwesen, Kira Gembri, gelesen von Julia Nachtmann, Jumbo Verlag, 3 CDs, rund 4 Stunden



Ruby Fairygale – Der Ruf der Fabelwesen, Kira Gembri, gelesen von Julia Nachtmann, Jumbo Verlag, 3 CDs, rund 4 Stunden

Als Baby wurde Ruby von ihrer „Großmutter“ aus einer einsamen, verwunschenen Bucht gerettet und als Kind angenommen. Seither wächst die inzwischen Dreizehnjährige auf einer kleinen Insel in der irischen See auf. Die Inselschule ist mittlerweile verwaist, sie wird zu Hause unterrichtet und zwar so, dass ihre Großmutter nicht nur mit ihr den Schulstoff durchnimmt, sondern sie bereits als Tierärztin ausbildet, auch für Fabelwesen. Doch das darf keiner wissen, damit die Fabelwesen unentdeckt bleiben und in Ruhe leben können. Manchmal ist es dennoch einsam und sie wünscht sich eine Freundin. Als sie hört, dass zwei Fremde auf der Insel angekommen sind, ist sie aufgeregt, denn ein Teenager soll darunter sein. Allerdings ist dieser Teenager ein Junge namens Noah und anscheinend so schwererziehbar, dass er mit seinem Pädagogen als Aufpasser anreist. Ob der aufmüpfige Junge eine Gefahr für ihr Geheimnis darstellt?

Für das richtige Irland-Feeling startet die CD gleich mit keltischen Klängen, die immer wieder in den Lauf der Geschichte eingestreut werden. Denn Irland ist kein Land wie jedes andere in Europa, es ist wie auch bei anderen einsamen Inseln, das Land der Mythen, Legenden und Fabelwesen. Doch die Insel auf der Ruby und Großmutter Cleo, genannt Nana, leben ist noch grüner und einsamer, als die Hauptinsel. Kein Wunder also, dass hier bedrohte Fabelwesen wie Kobolde, Meerjungfrauen, Banshees, Feenhunde, Selkies... Zuflucht suchen.
Natürlich verbreiten diese ein magisches, mystisches Gefühl des Besonderen. Aber Ruby Fairygale ist nicht einfach eine weitere kitschig-glitzerige Einhorngeschichte, nein, es erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft und auch, das Familie nicht immer Blutsbande erfordert. Ja, Ruby ist mit den Fabelwesen befreundet und diese vertrauen ihr, aber das macht diese Geschichte nicht zu so etwas Besonderem. Es sind die menschlichen Beziehungen, die es auszeichnen. Die einem sagen, dass man nicht auf den ersten Blick vertrauen sollte sondern auf sein Herz hören. Es werden wichtige Themen wie Verlust und Schuldgefühle thematisiert. Kindliche Ängste könnten völlig verkannt, Schuldgefühle nicht ernst genommen werden und den Betroffenen mit seiner Unfähigkeit mit diesen klarzukommen, ins Abseits katapultieren. Nein, es ist nun keine reine Problembuchgeschichte oder Betroffenheitsstory... In diese spannende Freundschaftsgeschichte wurde nur noch etwas mehr hineingepackt, was ihm Tiefe verleiht und es von Massenwahre abgrenzt. Dabei sind diese Themen wohldosiert, so dass man das Hörbuch auch als Kind ab 10 Jahren gut verkraften kann, sogar zum Einschlafen. Eine Geschichte, die zum Träumen, Mitfiebern und Nachdenken anregt.

Julia Nachtmann spricht mit ihrer angenehmen Stimme abwechslungsreich und sehr variabel. Sie passt sich mit ihrem Ausdruck und Stimmlage der jeweiligen Situation und Person gekonnt an, so dass sie stets authentisch wirkt und man ihr gerne zuhört. Sehr gut, gefällt mir besonders Ruby, die gerade nicht piepsig klingt, sondern ganz natürlich und die man daher auch als Hörer richtig ernst nimmt. Gerade aufgrund der großen Alterspannbreite von der 13 jährigen Ruby bis hin zu Nana oder dem alten Fergus mit seiner kauzig-krächzigen Stimme, ist das eine echte Leistung, jedem Charakter gerecht zu werden und dabei überzeugend zu klingen. Hut ab! Kann ich da nur sagen, eine wirklich überzeugende Leistung des Stimmschauspiels! Dabei ist sie stets gut verständlich und ausbalanciert, klanglich absolut überzeugend und die Tracks haben eine angenehme Länge für den Wiedereinstieg.

Das Hörbuch ist wieder sehr liebevoll gestaltet, indem die Tonträger dem Design des Covers angepasst sind, das Booklet die Kapitelüberschriften für die Trackliste übernimmt, ein wunderschönes Buchzitat abbildet und Autorin und Sprecherin mit Bild vorstellt. Kira Gembri wurde übrigens 1990 in Wien geboren und hat noch nicht so viele Kinder, wie Geschwister, dafür aber einen Kater, der ganz sicher mal in einem früheren Leben ein Kobold war!

Ein sehr schönes Hörbuch, das absolut altersgerecht ist, wunderbar umgesetzt, nur zu empfehlen.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Jumbo Verlag für unser geliebtes Rezensionsexemplar.

Hier findet Ihr eine Hörprobe: 

Samstag, 14. März 2020

Highrise Mystery: Ein tödlicher Sommer, Sharna Jackson, Knesebeck Verlag



Highrise Mystery: Ein tödlicher Sommer, Sharna Jackson, Knesebeck Verlag
Es ist drückend heiß im Juli in London, besonders in der Betonwüste des Wohnprojekts „The Tri“. Die Schwestern Norva (13) und Anika (11, kurz Nik) Alexander sind die Töchter des alleinerziehenden Hausmeisters. Von ihrer früheren Babysitterin und jetzigen Jungpolizistin Katie haben sie die Liebe zu Krimis und Ermittlungen gelernt. Sie haben sie auch für ihre Prüfungen zur Zulassung zum Polizeidienst abgefragt und kennen daher das Handbuch des Polizeiprocedere auswendig. Also verkürzen sie sich ihre Zeit mit „Ermittlungen“, auch wenn bislang noch kein großer Bedarf bestand, aber es schadet ja nie, Augen und Ohren offen zu halten. Die Nasenflügel sollte man besser verschließen, denn es stinkt ganz erbärmlich, aber außer ihnen scheint sich niemand daran zu stören. Doch als ihr überpünktlicher Kunstdozent nicht im Gemeinschaftsraum, wie vereinbart, auftaucht, folgen sie ihrer Nase und finden Hugos Leiche in einem Müllsack im Müllcontainer. So hatten sie sich ihren ersten Fall nicht vorgestellt, auch nicht, dass einer ihrer Nachbarn und Freunde ein Mörder sein muss. Als aber ihr Vater als Verdächtiger Nummer 1 geführt wird, wird es ernst und Niks analytischer Verstand und Norvas Intuition sind gefragt!
The Tri ist ein Albtraum aus Beton, wie ihn die meisten nur aus Fernsehkrimis kennen, weil dort Drogensüchtige, Dealer, Hehler, Mörder und sonstiger Abschaum leben. Die Gewalt eskaliert, aber dies ist ein Jugendbuch und natürlich leben auch in solchen Anlagen einige anständige Menschen und dies vor allem in Corner 3 in 22. und 21. Stock, direkt bei Nik und Norva in der Nähe. Die zwei sind grundverschieden und aufgrund ihres Altersunterschieds auch ganz unterschiedlich stark von der Pubertät betroffen. So ist Norva total verknallt in den 16 jährigen Mark, den Helfer ihres Vaters, worüber Nik und die Leser nur entgeistert den Kopf schütteln können. Abgesehen von der Fehleinschätzung hinsichtlich Marks Dreamboy-Potenzial, sind die beiden aber wirklich aufmerksame Beobachterinnen. Zu dumm nur, dass sie wegen Norvas Leidenschaft für die Krimiserie „Death in Paradise“ das entscheidende Hausmeeting verpasst haben, das ihren Vater überhaupt erst zu einem Verdächtigen werden ließ. Aber auch Nik kannte Hugo anscheinend nicht so gut, wie sie dachte, auch wenn es ihre Trauer nicht schmälert. Langsam fangen sie an sich zu fragen, was ihnen denn sonst noch so alles entgangen ist. Ihre Beobachtungen und Überlegungen sind ebenso treffend wie witzig. Merkwürdige Dinge passieren um sie herum, die sie erst einmal einordnen müssen.
Der Schreibstil gefällt mir unheimlich gut. Er ist spritzig und roh, authentisch und frech. Sowohl untereinander, aber auch gegenüber ihren Nachbarn nehmen die Mädels kein Blatt vor den Mund, ohne dabei vulgär oder verrohend zu wirken. Sie wachsen unterprivilegiert auf und machen das Beste daraus. Ihre bescheidene Herkunft ist ihnen bekannt, aber das ist doch kein Grund aufzugeben. Sie haben Herz und Verstand und nutzen diese. Dennoch ist es verletzend für sie, wenn sie bisweilen die abfälligen Bemerkungen, auch im Netz, über sich und ihre Nachbarn mitbekommen. Sie sind motiviert und träumen von einem Leben als Ermittlerinnen. Hier ist ihre Chance, es den erfahrenen Profis zu zeigen und ihre Familie damit zu schützen! Außerdem finde ich den Kontrast zwischen den ungleichen Schwestern sehr amüsant. Norva mit ihren langen Braids, die vor allem gefühl- und hormongesteuert ist bildet einen starken Kontrast zu der jüngeren, kahlrasierten Schwester, die auf Logik und Fakten fixiert ist.
Mit der Zeit verdichtet sich die Vorahnung des Lesers auf den Täter, aber das Motiv und die Tatwaffe sind ausgesprochen ungewöhnlich. Das hat mir wirklich gut gefallen, dadurch hat man zwar ein klares Bauchgefühl, aber es fehlt die Klarheit, das Wieso, weshalb, warum, für die die Leser letztendlich auf die Nhoch2 angewiesen sind. Aber das macht nichts, es ist einfach spannend, verwirrend, authentisch und macht Spaß!
Ein Krimi der mir sehr gut gefallen hat und den ich auch gerne weiterempfehle.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für dieses Vorableseexemplar.

Donnerstag, 12. März 2020

Luftpiraten, Markus Orths, gelesen von Axel Prahl, cbj audio, 5 CDs 5 h 47 min.



Luftpiraten, Markus Orths, gelesen von Axel Prahl, cbj audio, 5 CDs 5 h 47 min.

Luftpiraten haben eine graue Haut, Flügelfüße, sind schlecht gelaunt und ziemlich aggressiv, ohne Streit und Kämpfe fühlen sie sich nicht wohl. Entsprechend fällt bei ihnen der Schulunterricht aus, bei dem sie auch lernen, aus einem Auge mächtige Blitze zu schießen. Alle Luftpiratenkinder werden am gleichen Tag „geliefert“ und sind somit immer gleich alt und werden mit einem Jahr eingeschult. In ganz seltenen Fällen, wird versehentlich ein weißes Luftpiratenkind geliefert, dass unmittelbar nach seinem Erhalt zu ertränken ist! Ein solches Kind wird ausgerechnet dem größten Polterer und Donnerer Luftpiratenlehrer Adiaba geliefert, der sich fürchterlich erschreckt, den kleinen freundlichen und friedfertigen Kerl aber sofort ins Herz schließt. Also gibt er ihm den Namen Zwolle, besorgt ihm den blauen Luftikus Caspar als Gesellschaft und versteckt ihn, ohne ihm zu verraten warum. Doch Zwolle fragt sich, wohin sein Vater morgens immer geht. Als er einen Weg aus dem heimischen Luftloch entdeckt, überschminkt er seine weiße Haut und macht sich auf in die Schule, ausgerechnet zur Einschulungs- und Abschlussfeier, die er gehörig durcheinander wirbelt. Damit nicht genug, als er enttarnt wird, hat er die Gelegenheit allen zu zeigen, was in ihm steckt.

Ich bin durch die zauberhaften Illustrationen und die vielen begeisterten Rezensionen auf diese ab 8 Jahren empfohlene Geschichte aufmerksam geworden. Das Hörbuch ist auch wirklich ausgesprochen liebevoll gestaltet. Das Klappcover lässt sich wie ein Panorama aufklappen und die Illustration wird auf dem jeweiligen Tonträger fortgeführt, so dass diese den optischen Eindruck als Ganzes nicht unterbrechen. Das hat mir außerordentlich gut gefallen. Auch finde ich die philosophischen und gesellschaftskritischen Gedanken, sowie den bisweilen etwas sarkastisch-zynischen Humor für Erwachsene reizvoll und wirklich ungewöhnlich, aber für die Zielgruppe ab 8 Jahren unpassend.

Zwolle ist absolut liebenswert und in den meisten Gestalten, denen er begegnet, fördert er ihre besten Eigenschaften zu Tage und macht ihnen bewusst, dass anders zu sein, gar nicht schlimm ist, im Gegenteil ist es eine Bereicherung. Gerade auf seine doch sehr laute und megaagressive Mitschülerin Franka hat er einen sehr positiven Effekt, als er ihr das Konzept der Hilfe, Rettung und Freundschaft nahe bringt und dabei großen Mut und Einfallsreichtum beweißt. Gar nicht hat mir jedoch gefallen, daß die erwachsenen Luftpiraten so gewaltbereit sind, dass eine größere Ansammlung von ihnen an einem Ort und einer Stelle, nur unter Einsatz von Drogen vertretbar ist und sie lediglich berauscht/zugedröhnt (nein, es geht nicht um Beruhigungsmittel und ruhig) es miteinander ohne Katastrophe aushalten. Dies ist nicht nur kurz am Anfang so, dieses Mittel taucht mehrfach im Laufe der Geschichte auf und mag für Erwachsene lustig sein, für Kinder finde ich es so unkritisch, wie es hier präsentiert wird, unverantwortlich. Als Erwachsener mag man Schmunzeln, wenn man bedenkt, dass ja auch bei uns bei Feiern, die Großen meistens alkoholisiert sind, aber selbst das finde ich in einem Kinderbuch als Botschaft untragbar, daß Erwachsene sich untereinander nur im Rausch ertragen.

Als Adiaba der Prozeß gemacht wird, bekommt er einen Pflichtverteidiger beigeordnet, Charley Gottchen. Charley hält sich für den Allmächtigen und ist unsichtbar, er ist lediglich eine Stimme, die sich mal geruht sich zu äußern und bisweilen stumm bleibt. Charley kommt immer wieder vor und hat eine tragende Rolle, dabei ist er ziemlich abgedreht und bisweilen fragt man sich, ob er nicht übergeschnappt oder größenwahnsinnig ist. Es wird die Frage aufgeworfen, was ein Wesen ohne Körper ist. Existiert er überhaupt, wenn man ihn nicht sieht? Für Erwachsene finde ich diesen Pseudoverteidiger eine wirklich tolle Parodie auf einige Unrechtsstaaten, aber ich habe so meine Zweifel, daß Achtjährige über genügend Kenntnisse hinsichtlich des rechtsstaatlichen Prinzips verfügen. Für mein Empfinden wird hier Glaube lächerlich gemacht und durch den Kakao gezogen. Charley hat auch seine Heldenmomente, ist aber sicherlich nicht allmächtig und keine göttliche Macht. Bei den wirklich interessanten Überlegungen über sein Sein, Dasein und Wirken, wird für mich die Substanz des Glaubens als des Nichtbeweisbaren negiert und als absurd dargestellt. Mit so atheistischen Gedanken rechnen Eltern nicht in einem Kinderbuch und gläubigen Eltern wird das auch sicherlich nicht recht sein, während es für Atheisten vielleicht sehr willkommen ist. Ich würde hier eine Kennzeichnung erwarten. Bei Lovelybooks werden christliche Leserunden mit einem entsprechenden „Warnhinweis“ versehen, um Atheisten zu „schonen“ hier fände ich eine entsprechende Warnung ebenfalls notwendig, für alle Glaubensrichtungen.

Ein weiteres Problem sehe ich in der Gewaltbereitschaft, gegen die sich Zwolle sehr positiv abhebt und bei der der stahlend weiße Luftpirat ein wirklich strahlendes Vorbild abgibt. Dennoch empfinde ich die Grundstimmung bisweilen als zu gewaltgeladen. Dies ist gerade in der Hörbuchfassung deutlich. Axel Prahl donnert, faucht und poltert, dass es einem durch Mark und Bein geht! Das ist absolut passend für diese Passagen. Ich wollte das Hörbuch als Gute-Nacht-Geschichte hören und bin richtig zusammengezuckt. Daher habe ich das Hörbuch später in der Küche weitergehört und erntete erstaunte Blicke meines Mannes. Dieser erkannte natürlich sofort die Stimme von Axel Prahl, aber in dem Moment ging es echt zur Sache! Es gibt aber gerade bei den philosophischen Passagen auch ruhige Momente, in denen Axel Prahl gekonnt seine Stimme variiert. Zwolle spricht er viel sanfter, Caspar sehr fröhlich und Charley Gottchen einfach abgedreht. Es ist eine wahre Schauspielkunst der Stimmbänder, die mir allerdings zu starke Lautstärkeschwankungen aufweist. Die Klangqualität ist 1a und unter den einzelnen Tonträgern findet sich die Trackliste mit den Kapitelüberschriften, die den schnellen Wiedereinstieg erleichtern. Die Tracks sind angenehm kurz, was sehr hilfreich ist, wenn der CD-Player nicht über die sogenannte Hörbuchfunktion verfügt.

Nun ist dieses Hörbuch damit nicht schlecht, ich kann es nur nicht guten Gewissens für Kinder empfehlen und habe es daher auch nicht meinen Kindern gegeben.

Die Geschichte zeichnet sich durch wirklich originelle Einfälle, wunderschöne Zitate, einen ungewöhnlichen Plot und eine fabel-märchenartige Erzählweise aus. Es ist absolut kein 08/15 Buch, sondern absolut durchdacht und geistreicht. Die Botschaft ist aktuell und wichtig, dass man nicht so sein muss, wie alle anderen, um liebenswert zu sein und es wichtig ist, andere erst einmal richtig kennen zu leren. Auch zeigt sich, dass Brutalität keine Lösung ist und Althergebrachtes durchaus in Frage gestellt werden sollte. Ein spannendes und abwechselungsreiches Kinderbuch für Erwachsene mit Tiefgang und Niveau. Es stellt aber auch eine Achterbahn der Gefühle dar und ist wirklich gewalttätiger und brutaler als einige Märchen. Wer Hänsel und Gretel für Kinder ablehnt, wird hier entsetzt sein. Aber Erwachsene verkraften Hänsel und Gretel im Allgemeinen unbeschadet und nicht jedes Kind gruselt sich vor Hänsel und Gretel.

Sehr ungewöhnlich und in seiner Originalität, Gedankentiefe und Erzählweise sicherlich für viele Erwachsene empfehlenswert, aber leider meiner Meinung nach nicht für Kinder ab 8 Jahren. Ältere (ab 14 Jahren) werden sich aufgrund der Märchenartigkeit der Erzählweise wahrscheinlich als zu alt empfinden.

Ein Hörbuch, dass sich eigentlich nicht mit Sternen bewerten lässt.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei cbj audio für dieses ungewöhnliche Hörerlebnis.