Eifelrache, Andreas J. Schulte, Emons Krimi
Paul David, Nato-Sonderermittler a.D. nachdem er bei einem
Personenschutzeinsatz in Afghanistan seinen Unterarm verlor, lebt sich langsam
wieder in das geruhsame Leben auf dem Campingplatz im Pöntertal ein, den er mit
seiner coolen Tante Helga betreibt. Helga’s 57. Geburtstag steht an und neben
Helgas Freundinnen werden auch Pauls Freundin die Spiegeljournalistin Susanne,
POK Kalle Seelbach und der erfolgreiche Nerd Steffen erwartet. Als Paul
anlässlich der Anpassung seiner neuen bionischen Prothese nach Frankfurt a. M.
fährt, trifft er sich mit Susanne, die ihn aber schon kurz nach ihrem
Eintreffen wieder versetzt: es brennt in der Redaktion wegen eines
Sensationsartikels über Waffendiebstähle in der Bundeswehr. Paul wurmen die von
Susanne angesprochenen Taten als ehemaligen NATO-Sonderermittler, sie lassen
ihn nicht los. Da war doch auch erst vor kurzen der Überfall auf den bestens
gesicherten Waffentransport auf den Petersberg. Doch Zeit dort nachzuhaken hat
er kaum, da sich die Ereignisse überschlagen, als der Anwalt, den er noch vor
wenigen Wochen in Daun aufgesucht hatte, wegen eines windigen
Schneeballfinanzierungssystems, auf merkwürdigste Weise am Ufer des Laacher
Sees ermordet wurde. Ein ehemaliger Armeekamerad möchte ihn für seine private
Sicherheitsfirma als externen Berater und für einen BKA-Ermittler ist Paul
plötzlich der Hauptverdächtige. Und das alles im geruhsamen Pöntertal!
Eigentlich ist Paul David ja Mr. Superman, intelligent,
sympathisch, drahtig, auf Zack, zu gut um wahr zu sein. Seine Prothese lässt
ihn da irgendwie menschlicher erscheinen, wobei ich es gut finde, daß ihn
dieses Handicap nicht ausbremst und ihn nicht zum Opfer macht. Im letzten Fall
hatte er noch einen Haken wie Käptn Hook, aber dank Kalles Hartnäckigkeit hat
er nun so ein High-Tech-Wunder, das sich über eine Smartphone-App steuern
lässt. Wie das funktioniert, wenn das Handy mal leer, kaputt, verlegt oder
sonst wie außer Betrieb ist, hat sich mir nicht erschlossen, aber es
funktioniert wohl auch ein wenig anders, als ich es mir vorgestellt habe,
versicherte der Sonderpädagoge meines Vertrauens ;) Interessant fand ich diese Beschreibungen
schon und ausführlichere und detailreichere Ausführungen zu dem Thema hätten
nur das Tempo gedrosselt.
Auch wenn der Krimi sofort mit dem Überfall eines
hochgesicherten Waffentransports mit Toten startet, beginnt er doch wie das
Leben im Pöntertal eher geruhsam. Bis ca. S. 80 verdichtet sich der Fall, die
Atmosphäre baut sich auf, bis das Blatt sich wendet. Der Jäger wird zum
Gejagten. Paul steht offensichtlich auf der Abschussliste des BAK Ermittlers
Röschel, doch warum und wie kann er ihm aus den Weg gehen, damit er endlich mal
aufklären kann, was da eigentlich los ist? Das ist unglaublich spannend
beschrieben, denn Paul und seine Freunde Kalle und Steffen (die zu Schulzeiten
nicht die heißesten Typen der Schule waren) stehen echten Profis, die aus dem
Schatten heraus agieren, gegenüber. Zum Glück bekommen sie noch Unterstützung,
von einer alten Freundin und von dem ehemaligen Dorfsonderling und seinem sehr
auffälligen Wagen, der die ganzen Ermittlungen etwas auflockert.
Der Schreibstil ist von einem ironisch süffisanten Grundton
geprägt, der echt Spaß macht und auch vor dem Ende nicht halt macht. Wenn man
denkt, so, das war es jetzt, alles geklärt, kommt noch eine kleine feine
Spitze, ein Augenzwinkern zum Schluß, das diesem Krimi das gewisse Etwas
verleiht.
Ansonsten macht es mir natürlich großen Spaß, daß der Krimi
in meiner Heimat spielt, daher kenne ich natürlich neben dem Bahnhofskiosk, dem
Krankenhaus und dem Obi, selbst die abgelegenen Eifelstädtchen und das
ehemalige Botschaftsviertel von Bad Godesberg. Aber selbst wenn man diese Ecke
Deutschlands nicht kennt, macht es echt Spaß Paul David und seine sehr
speziellen Freunde auf der Jagd nach der Wahrheit und dem Abenteuer zu
begleiten.
Wirklich sehr kurzweilig und fesselnd. Wie viel Wahres
hinter den beschriebenen Verbrechen steckt, möchte ich lieber gar nicht
überlegen, denn einiges ist erschreckend real.
Top, definitiv 5 Sterne.
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