Die Muske(l)tiere: Picandou und der kleine Schreihals, Ute
Krause, cbj
Dies ist der erste Band der beliebten Muske(l)tier-Reihe zum
Selberlesen, der 4. Band der Reihe insgesamt.
Es ist Nacht und der mutige Mäuserich Picandou erwacht von
einem kratzenden Geräusch am Kellerfenster. Die Rattenbande kommt während eines
Zwischenstopps ihres Kreuzfahrtschiffes im Hamburger Hafen zu Besuch und
stellen ihren Jüngsten, den kleinen Rattibor vor. Er ist winzig, zahnlos und
kann nicht viel mehr als Mama, Papa und Tortääää sagen. Letzteres kann er sogar
brüllen, wenn er nicht seinen Willen bekommt und wenn das immer noch nicht
hilft, hält er die Luft an, bis er blau anläuft. Picandou ist ziemlich genervt
von dem Kleinen, auch wenn der ihn besonders ins Herz geschlossen zu haben
scheint. Die liebliche Rattendame seines Herzens, Gruyère Joséphine, findet ihn
dennoch total süß. Nach der wilden Party erwachen die vier getreuen Freunde
Picandou, Gruyère, Pomme de Terre und Hamster Bertram von Backenbart in ihrer
Höhle im Keller unter dem Feinkostladen und stellen fest, daß Rattibor bei
ihnen geblieben ist. Schnell machen sie sich auf den Weg, um den Kleinen in den
Hafen zu bringen, ehe das Schiff gegen Mittag in den See sticht. Doch Rattibor
will einfach nicht hören und so wird es eine Reise voller Abenteuer, die alles
bisher Erlebte in den Schatten stellt.
Da dieser Band für Kinder zum Selberlesen ist, ist die
Schrift nun größer (der Schrifttyp blieb, es ist keine Fibelschrift), das Buch
hat ein kleineres Format, die Geschichte kürzer (nur noch halb so lang) und die
Sprache einfacher. Die Worterklärungen im Anhang beschränken sich nun auf die
Aussprache der Namen, die ausländischen Käsesorten entnommen wurden. Auch
beschränkt sich dieser Band auf jeweils einen Vornamen der Nagerhelden und
nicht auf ihre edle Vielzahl wohlklingender Käsesorten-Vornamen). Das macht es
für Kinder sehr viel leichter zu lesen. Wobei ich es bei den Vorlesebänden auch
sehr schön fand, mit den Kindern gemeinsam neue Begriffe, auch aus der Seefahrt
zu lernen.
Geblieben sind die hinreißenden Illustrationen der Autorin,
die immer genau an der richtigen Stelle der Geschichte erscheinen. Da merkt man
einfach, daß sie ihre eigenen Geschichten kennt und ihr die Szenen schon beim
Schreiben bildlich vor dem inneren Auge schwebten. Ebenso hat sie es sich
nehmen lassen, ihre Protagonisten und deren zu Hause zu Beginn mit Bild und
kurzer Einführung vorzustellen. So können auch Neulinge dieser Serie gut in die
Geschichte hinein finden.
Auch wenn dieser Band deutlich Kürzer (und günstiger) ist
als die Vorgänger, so ist er wieder richtig spannend und witzig. Picandou als
Vater wider Willen, ist schon sehr witzig, ebenso die Sicht der Nager auf
unsere Zweibeinerwelt (immer diese weißen Schränke in den Küchen, in denen es
so dunkel und kalt ist!). Trotz der veränderten Zielgruppe, blitzt der Schalk
der Autorin durch, wenn sie die Tricks und Macken des kleinen ungezogenen
Rattibor beschreibt und die Reaktion der Erwachsenen. Gruyère schmilzt dahin,
während Picandou eigentlich nur genervt ist und alles tut, um den Kleinen
wieder loszuwerden. Aber nein, dieses Buch zeigt Kindern nicht, was sie für
eine Qual sind, aber es macht schon deutlich, welche Gefahren aus Ungehorsam
entstehen können. Aber vor allem ist es wieder ein echtes tierisches Abenteuer,
in dem nur bestehen kann, wer zusammen hält: Einer für alle, alle für einen!
Natürlich gibt es ein glückliches Ende für alle Beteiligten,
nur nicht für die Tortääää!
Meine Töchter lieben auch mit 8 und 10 Jahren die
Geschichten noch, waren aber etwas traurig, daß es diesmal so kurz war. Ein
längeres Abenteuer hätten Picandous und Bertrams Nerven wohl auch nicht
ausgehalten!
Ein Hoch auf die Muske(l)tiere! Wie stets zauberhafte 5 von
5 Sternen und ein herzliches Dankeschön an den cbj-Verlag für dieses umwerfende
Leseexemplar!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen