Thabo – Detektiv & Gentleman – Der Rinder-Dieb, Kirsten
Boie, Oetinger Verlag
Thabo und seine Freunde Emma Chapman, die Tochter der
Eigentümerin von Lion’s Lodge und Sifiso ein Waisenjunge, der mit seiner
Schwester Delighty auf seine jüngeren Geschwister aufpasst, haben inzwischen
erfolgreich ihren zweiten Fall gelöst. Naja, Emma’s Großtante Agatha hat auch
immer ihren Beitrag dazu geleistet. Agatha, die Thabo sein Handy finanziert,
damit er ihr bei technischen Problemen helfen kann und mit der er alte Miss
Marple Filme schaut, um sich als Ermittler zu schulen. Während Thabo auf einer
2 Stunden Safari mit seinem Onkel Vusi ist, ruft ihn Emma zurück zur Lodge.
Dort sitzen auch schon Inspector Quinton Gwebu, Reverend Hlophe und Miss
Agathas alter Freund Buyisiwe Fairplay Dlamini, ein reicher
Transportunternehmer und ehemaliger Verehrer. Sie erfahren von einer
Brandstiftung in den abgelegenen Bergen. Emma und Thabo sind sofort im
Ermittlermodus, doch schon bald gibt es ein neues Rätsel zu lösen. PC Sipho
Godbless wird vor ihren Augen als Rinderdieb verhaftet. Dabei mag PC Sipho
Godbless nicht schlau sein, aber ein Rinderdieb? Auch diesen Fall müssen sie
klären, bei ihrer Ermittlerehre, doch plötzlich verschwindet auch noch Tante Agatha
und die Ereignisse überstürzen sich.
Dies ist ganz klar, Thabos spannendster und kniffeligster
Fall! Thabo und seine Freunde sind einem in diesem Band schon richtig vertraut.
Wer sich auf Lion’s Lodge und dem Königreich nicht auskennt, für den gibt es
eine praktische Übersichtskarte im hinteren Einband, sowie ein
Personenverzeichnis und ein Glossar der wichtigsten afrikanischen Wörter. Da
ich bereits die zwei ersten Bände kenne, habe ich einiges schon wieder erkannt
und meine Tochter, die die Hörbücher dazu kennt, hat dann meine Aussprache
kritisiert. Zum laut Vorlesen sind die Thabo-Bände aufgrund der vielen
afrikanischen Begriffe eher weniger geeignet, aber dafür gibt es ja die
Hörbücher. Beim Lesen prägt man sich die Begriffe vor und ist erleichtert, daß
man diese nicht Vorlesen muß oder auch noch lernen muß.
Thabos Sprache ist noch immer etwas antiquiert, was für
einen afrikanischen Jungen, der ein Gentleman werden möchte sehr passend ist,
aber einige sprachliche Eigenheiten, die ich beim ersten Band noch sehr sperrig
fand und die mich immer wieder etwas aus der Geschichte rissen, sind nun
deutlich reduziert und nur noch an sehr passenden Stellen eingesetzt. So
spricht Thabo den Leser nicht mehr ständig mit „meine Damen und Herren“ an,
geblieben sind aber seine Beschreibungen von Afrika, mit dem Zusatz, „das wird
in ihren Ländern ja nicht anders sein“, was gerade in diesen Fällen dann gerade
nicht der Fall ist und für einige Lacher sorgt. Aber auch die traurigen Seiten
des südlichen Afrikas werden angesprochen, wie die hohe Sterblichkeit, die
vielen Waisenkinder, die auf sich selbst gestellt sind, der Nahrungsmangel, die
Probleme das Schulgeld zu zahlen. Selbstverständlichkeiten für Thabo, der dies
so natürlich und so kindlich erzählt, daß auch die Zielgruppe dies verstehen
und sich wundern kann (wie keine richtigen Matratzen? Nicht jeder hat eine
Decke zum Schlafen, obwohl es nachts kalt wird? Es sind oft die Kleinigkeiten
die so berühren, wie die Freude von Pilot über einen geschenkten alten Gummiball,
den die Kinder hüten wie einen Schatz. Durch diese Elemente wird diese
spannende Detektivgeschichte auch immer wieder lustig und die ernste Lage der
Kinder in Afrika für europäische Leser besser begreiflich und besser
verkraftbar. Denn bei aller Armut und Not, haben die Kinder Freude am Leben.
Auch die Einblicke in diese völlig andere Kultur und Denkweise, durch die Augen
des Jungen ohne Altersangabe (ein Gentleman spricht nicht über das Alter) finde
ich sehr wertvoll.
Während ich Band 1 sehr mäßig spannend fand (meine Tochter
schon, ich eher gar nicht), steigerte sich Band 2 deutlich, wobei ich das
dortige Problem Afrikas, das den Verbrechen zu Grunde lag, für Kinder schon
etwas schwierig finde. Band 3 finde ich den absoluten Glücksgriff. Durchgehend gehaltener
Spannungsbogen mit einem sehr kniffeligen Fall, sehr geschickte Wortwahl beim
Beschreiben erschütternder Probleme und gerade für Kenner der Geschichte
richtig witzig! Bei den Fahrten mit Reverend Hlophe in seinem Morris Minor und
Gottvertrauen statt Aufmerksamkeit mußte auch ich lachen. Hierbei muß ich
betonen, daß meine Tochter noch nicht so abgebrüht ist wie ich, und es noch
viel lustiger findet als ich. Naja, Thabos Überlegungen zu Schwarzbrennereien
habe ich dann doch besser verstanden.
Ein wirklich toller Afrika-Krimi für Jungen und Mädchen ab
10 Jahren, der auch sicher viel zu einem besseren Verständnis für Menschen
anderer Herkunft beiträgt, da es zeigt, wie anderes Menschen in anderen Ländern
leben und dennoch glücklich sein können.
Dieser Krimi hat uns richtig gepackt, wirklich toll! 5 von 5
Sternen.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Oetinger Verlag für
dieses wirklich wertvolle Rezensionsexemplar.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen