Playground – Leben oder Sterben, Lars Kepler, gelesen von
Vera Teltz, Osterworld Audio
Bei diesem Hörbuch handelt es sich um einen Gewinn aus der
Hörbuchchallenge, normalerweise kann ich meinen Geschmack wirklich gut
einschätzen.
Der Klappentext klingt für mich anders als die für mich
gehörte Version.
Klappentext: Jasmin Pascal-Andersson, Lieutenant in der
schwedischen Armee, wird bei einem Kriegseinsatz schwer verwundet. Über eine
Minute lang steht ihr Herz still. Nach der Reanimation leidet sie an Halluzinationen,
die Ärzte attestieren ihr ein posttraumatisches Stresssyndrom. Eine schwierige
Rekonvaleszenzzeit steht ihr bevor, und zurück in Stockholm entscheidet sie
sich, aus dem Militärdienst auszutreten, um ein ruhigeres Leben zu führen. Sie
findet einen Job als Sekretärin, bringt wenig später ein Kind zur Welt. Alles
scheint in bester Ordnung. Doch als Jasmin mit ihrem Sohn in einen schweren
Autounfall verwickelt wird, kehren die Halluzinationen zurück.
Mein Inhaltsverständnis: Die junge Schwedin Jasmin
Pascal-Andersson (sorry, warum dieser unnötige Doppelname, in einem Buch in dem
es vor exotischen Namen nur so wimmelt?) leitet eine multinationale kleine
Einheit im Kosovo-Krieg, als einzige Frau unter Männern. In einem Gefecht
trifft sie eine Entscheidung, die einige ihrer Männer das Leben kostet, das
Gros aber rettet. Dies verkraftet sie nicht. Dennoch lässt sie sich entgegen
ihrer Prinzipien zu Hause zu einem sexuellen Abenteuer mit einem ihrer
Untergebenen hinreißen. Sie wird schwanger und tritt aus der Armee aus, um
ihren Sohn als Sekretärin ein stabileres Umfeld zu geben. Sie heiratet, die Ehe
hält nicht, ein Sorgerechtsstreit mit Schlammschlacht entfacht. Als sie ihren
Sohn zu einem Besuchswochenende zum Vater bringt, verunglücken sie. Ihr Sohn Dante
schwebt zwischen Leben und Tod. Auch Jasmin tritt mit dem Koma in eine
Zwischenwelt zwischen Leben und Tod ein. Dort befindet sie sich in einer
chinesischen Hafenstadt, daß von einem Corpus Juris regiert wird, doch die
Triade bedroht das Gleichgewicht. Dante hat eigentlich ein Visum zurück ins
Leben, doch der 5 Jährige verliert es im Pokerspiel gegen den dubiosen Wu Wang.
Um ihrem Sohne die Rückkehr ins Leben zu ermöglichen, strengt Jasmin einen
Prozess an und muß erkennen, daß er getürkt ist Sie hat nur eine Chance: sie
verlangt einen Playground, einen Kampf um Leben und Tod ohne Regeln, der erst
endet, sobald alle Mitglieder eines Teams ausgelöscht sind. Ihr Team gegen das
von Wu Wang. Ein erbarmungsloser Kampf beginnt.
Die Sprecherin hat mir sehr gut gefallen, es liegt nicht an
ihr, daß das Buch nichts für mich war, aber sie beschert dem Hörbuch noch einen
zweiten Stern. Ihre Stimme ist ausgesprochen angenehm und man kann ihr leider
sehr gut folgen. Allerdings fand ich das Hörbuch teilweise so brutal und
heftig, daß ich es ausschalten mußte, auch wenn keine Kinder in der Nähe waren.
Das mußte ich erst mal verdauen. Dieser Kampf ohne Regeln ist auch für
Thriller-Kenner bisweilen wirklich harte Kost. Nicht logisch, aber bisweilen
sehr spannend, auch wenn einige Teile der Geschichte auch noch weiter hätten
weggekürzt werden können.
Auch wußte ich dank des MP3-Formats nie, wie viele Tracks
mich erwarteten, ich fragte mich ständig, ob nicht bald mal das Grauen ein Ende
hat, aber dieser Albtraum auf dem Playground ging weiter. Albtraum, weil es
irgendwie so surreal ist. Der Klappentext nennt es Halluzinationen, aber für
den Hörer ist es eine reale Zwischenwelt, eine asiatische Hafenstadt zwischen
Leben und Tod in dem mit Visa zur Rückkehr ins Leben gehandelt wird. Klingt
eigentlich ganz interessant, ist aber irgendwie unlogisch. Wo kommen diese Visa
her? Wieso gibt es Visa nach dem Tod? Warum kann man denn noch sterben, wenn
man ohne hin schon tot ist?
Auch mit der super toughen Jasmin habe ich bisweilen meine
Probleme. Ihre Beziehung zu dem Drogentoten Ting, mit ihrer animalischen
Anziehung, finde ich bisweilen, naja. Der Typ war Junkie und starb ein einer
Überdosis und offensichtlich kann man nach dem Tod noch immer sterben, da finde
ich wilden hemmungslosen UNGESCHÜTZTEN Sex auch nach dem Tod nicht wirklich
erstrebenswert und wenn der 5 jährige Sohn in der Nähe ist, um dessen nacktes
Überleben ich kämpfe, noch bizarrer. Jasmin ist ansonsten aber knallhart und
kalkulierend und tut alles für ihren Sohn, um ihm die Rückkehr in das Leben zu
ermöglichen. Da passt für mich die schnelle Nummer in Zeiten akuter Gefahr
irgendwie nicht so recht ins Bild.
Es kommen durch die zwei Teams und das Gericht, sowie die
Kriegshandlung, den Sorgerechtsstreit und auch die Krankenhausszenen wirklich
viele Personen aus aller Herren Länder vor. Da die 625 min einer wirklich nicht
für Kinderohren gemacht ist, wußte ich bei den meisten Mitgliedern in Jasmins
Team nicht wirklich, wie sie in diesen Schlamassel hineingestolpert waren und warum.
Wer war noch mal Grossmann? Ein Personenverzeichnis wäre auch gerade im
Hinblick auf die vielen fremden Namen wirklich hilfreich gewesen, ebenso wie
eine Trackliste. Optisch ansprechend finde ich die Klapphülle mit dem
atmosphärischen chinesischen Totenschiff schon, aber statt stimmungsvoller
Sprüche hätte ich mir halt eine Trackliste mit Titeln zum Sortieren des Inhalts
und ein Personenverzeichnis gewünscht.
Sehr gut gefiel mir jedoch, daß die Rahmenhandlung am Ende
aufgelöst wurde, ich hatte ja bis zum Schluss befürchtet, daß man im Ungewissen
bliebe, ob es sich bei den Szenen in der chinesischen Hafenstadt um
Halluzinationen oder Wirklichkeit handelt. Auch der Sorgerechtsstreit wird sich
wohl zum Kindeswohl hin auflösen. Interessant fand ich die Hinweise auf
Änderungen im schwedischen Familienrecht.
Sprecherin Vera Teltz spielte nach ihrer
Schauspielausbildung am Staatstheater Braunschweig und am Maxim Gorki Theater
in Berlin. Seit 2004 arbeitet sie auch als Synchronsprecherin und lieh
beispielsweise Naomie Harris, Noomi Rapace oder Robin Tunney ihre warme,
sinnliche und ausdrucksstarke Stimme. Ja, wie gesagt, die Stimme gefiel mir,
aber Jasmins sexuelle Eskapaden fand ich dann doch eher unverantwortlich als
sinnlich.
Lars Kepler ist das Pseudonym von Alexandra Coelho Ahndoril
und Alexander Ahndoril. Ihre höchst erfolgreiche Krimiserie um Joona Linna
wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und hat in vielen Ländern die
Bestsellerlisten gestürmt. Das Ehepaar lebt mit seinen drei Töchtern in
Stockholm. Da mir skandinavische Krimis und Thriller meist von der
Grundstimmung her zu düster und deprimierend sind, kenne ich mich in diesem
Bereich nicht aus, das ist aber meine persönliche Präferenz, daher kann ich
aber nicht beurteilen, ob Playground besser, schlechter oder gleich, der Joona
Linna Serie ist.
Sehr gut hat mir die Sprecherin gefallen, es war
stellenweise sehr spannend und von albtraumhaftem Druck, dennoch war es mir
bisweilen trotz Kürzungen etwas zäh, so genau brauchte ich einige Kampfdetails
nicht und zu brutal. Die Vielzahl der Personen mit exotischen Namen ohne
Verzeichnis haben mich stellenweise völlig überfordert, was auch daran liegen
könnte, daß ich keine 625 min am Stück hören konnte. Das hätte ich aber auch
nicht ausgehalten!
Daher trotz toller Sprecherin leider nur 2 von 5 Sternen,
was vor allem an der Geschichte lag, die einfach nicht meinen Geschmack traf
und an dem irreführenden Klappentext.
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