Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild, Pierre
Martin, Knaur
Madame le Commissaire, Isabelle Bonnet hat sich nach ihrem
aufreibenden Leben in einer Antiterroreinheit in ihren Geburtsort Fragolin in
der Provence versetzten lassen, wo sie das örtliche Kommissariat befehligt. Sie
hat dort einen Untergebenen, die kauzig-schrullig aber liebenswerten
Appollinaire. Ihren Sonderausweis des Elysée-Palastes durfte sie behalten und
steht noch im regen Kontakt zum Chef der Police Nationale, der sie „Chérie“
nennt, ihr väterlicher Freund und Vorgesetzter Balancourt.
Dem Lebensgefühl der Provence folgend schließt Isabelle das
Kommissariat und erklärt Betriebsferien für sich und Appollinaire. Faule Tage
am Strand, Schwimmen, Joggen, gutes Essen, das Leben könnte so schön sein. Wenn
nicht ihr Ex, der Bürgermeister (wohl eher Ortsvorsteher) Thierry Blès ein
Matisse Museum um das ehemals ortsansässige Matisse-Modell Rosalie eröffnet
hätte. Für dieses Museum erhofft er eine Dauerleihgabe des Kunstmäzens
Rouven Mandriniac. Ein unbekannter
Matisse ist in Nizza aufgetaucht und der würde thematisch hervorragend in das
Museum von Fragolin passen. Doch Rouven, der auch ein Auge auf Isabelle
geworfen hat, nimmt diese mit zum Begutachtungstermin und hegt arge Zweifel an
der Authentizität. Sein mobiler Kunstforensiker bestätigt die Fälschung und
legt den Hilferuf eines entführten Kunstfälschers frei.
Ihr Chef lässt Isabelle freie Hand bei der Aufklärung dieses
Falles, sofern sie sich auch um den seltsamen Tod eines Staatssekretärs beim
Joggen kümmert.
Das Cover gefiel mir ausgezeichnet, der Klappentext war
vielversprechend und der Kunstbezug versprach aufregend zu werden. So fing es
auch mit einem spannenden Prolog an.
Nach und nach entdeckte ich irgendwie Parallelen zu James
Bond, mit Isabelle als Doppelnull-Agenten mit besonderen Befugnissen,
Balancourt als M. und dessen Sekretärin Jacqueline als emanzipierte Miss
Moneypenny. Das fand ich irgendwie originell und besonders Assistenz
Appollinaire fand ich zum Niederknien. Stets wartete ich darauf, welche
Skurrilität er sich wohl als nächstes leisten würde. Isabelles Freundschaft zu
Clodine (müßte es nicht Claudine heißen?), läßt sich wohl nur aus gemeinsamen
Kindertagen herleiten. Viele Gemeinsamkeiten haben die zwei nicht und es wirkt
nicht unbedingt so, als würden sie sich ergänzen.
Wirklich interessant fand ich auch die Einblicke in die Welt
der Kunstsammler, wobei ich da an einigen Punkten durchaus so meine Zweifel
hatte, daß bei den Expertisen wirklich so schlampig gearbeitet wird, wie hier
dargestellt.
Doch ärgerte ich mich bis zum Schluß über Recherchemängel.
Mir ist an mir selbst mal aufgefallen, daß ich mich über solche Mängel am
meisten ärgere, je weniger mich die Geschichte packt. Hier schweiften einfach
oft meine Gedanken ab und das lag nicht an der Hitze. So fand ich die Frage
spannender, die sich mir stellte, als Jacqueline nebenbei zu Isabelle meinte,
daß es schwierig sei, die gesuchte Person zu finden, da es in Frankreich keine
Meldepflicht gäbe. Sorry, in Deutschland wird der Meldepflicht von sehr
Kriminellen auch nicht nachgekommen. Das Bußgeld ist ja auch nicht
durchsetzbar, wenn man nicht gefunden wird. Aber da fiel mir ein, Moment, wurde
nicht früher in Frankreich das Wählerverzeichnis nach den Verträgen des EDF
(Frz. Staatlicher Stromkonzern), was nach der Liberalisierung des Strommarktes
unmöglich geworden sein dürfte? Ich bin sicher, jedem, der diese Rezi liest,
brennt diese Frage nun unter den Nägeln ;) Sie hat mich echt stundenlang
grübeln lassen. Fazit: Die Geschichte konnte mich nicht wirklich packen. Wie
oft in Krimis wurden zwei Kriminalfälle parallel verfolgt, aber sie wurden
nicht verknüpft. Am Ende fragte ich mich dann: Hä, und was sollte das nun? Gut,
so wurde wenigstens nicht verknüpft, was nicht zusammen gehörte. Dennoch
erschließt sich mir Sinn und Zweck dieses Handlungsstrangs nicht.
Die Spannung war mäßig, aber bis auf die Schreibweise des
Namens der Freundin, über den ich mich immer wieder ärgerte, ließ er sich gut
lesen. Die eingestreuten Brocken Französisch waren nett, aber nicht zwingend
erforderlich. Für diejenigen die die Sprache nicht beherrschen, folgte die
Erklärung auf dem Fuße.
Es las sich ganz gut, es wäre ein netter Krimi geworden,
wenn nicht das für meinen Geschmack inakzeptable Ende gekommen wäre. Damit
meine ich rund 80 Seiten. Dort hat Isabelle dann so eine Ahnung und macht
Andeutungen. Allerdings streut sie so viele Hinweise, daß es wirklich jedem
klar wird, wer denn der geheimnisvolle Unbekannte nun ist. Das fand ich zu
plump, selbst bei der absolut drückenden Hitze der letzten Tage hätte ich
einige Hinweise nicht so oft wiederholt benötigt. Außerdem war mir dafür die
„Schlußszene“ einfach zu lang. Zum Schluß trifft Isabelle, die Umschwärmte,
noch eine Entscheidung in ihrem Liebesdilemma, die außer ihr bzw. dem Autor,
zumindest den meisten Lesern nicht gefallen dürfte.
Mehr will ich nicht verraten, nur so viel: dieser ansonsten
nette Krimi hat hierdurch echt Sympathien verspielt, so daß ich ihn leider
nicht empfehlen kann und es nur für 2 von 5 Sternen reichte.
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