Aargau-Fieber, Ina Haller, emons
Andrina Kaufmann ist Lektorin in meinem kleinen Schweizer
Verlag in Aarau im Kanton und hat mit 15 Jahren ihre Eltern bei einem
Autounfall verloren. Umso enger ist ihr Verhältnis zu ihrer Schwester Seraina,
die nun ihr zweites Kind erwartet. Auch wenn ihr Kinderwunsch mit Kommissar
Marco Feller sich nicht zu erfüllen scheint, freut sie sich mit ihr, bis
Seraina vor ihren Augen mit merkwürdigen Krankheitssymptomen zusammenbricht.
Während Seraina im Spital um ihr Leben kämpft, tauchen im Kanton immer mehr
dieser seltsamen Krankheitsfälle auf, deren Opfer keinerlei Verbindung zu
einander haben. Da steht unerwartet ein Mann vor Andrinas und Marcos Haustür
und behauptet der Halbbruder von Feller zu sein. Aufgrund einer gewissen
Ähnlichkeit zögert Andrina, während Feller ausrastet und den Unbekannten namens
Enrico Bianchi aus dem Haus wirft. Bianchi gibt so leicht nicht auf und sucht
immer wieder Kontakt zu Andrina. Als in seiner Firma zwei Leichen gefunden
werden, fällt der Verdacht sofort auf ihn. Da Marco ihm gegenüber so abweisend
ist, bittet er Andrina um Hilfe. Ihrem Bauchgefühl folgend willigt sie
zögerlich ein und schon bald befinden sich Andrina und Bianchi auf der Flucht
quer durch die Schweiz, gejagt von Marco Fellers Team und skrupellosen Killern.
Dies ist mein erstes Buch aus dieser Reihe und auch wenn ich
die vier Vorgängerbände nicht kenne, bin ich gut in das Buch hineingekommen.
Marcos Verhalten gegenüber seinem vermeintlichen Halbbruder, Andrina und seiner
Mutter hat mich so aufgeregt, daß ich sofort emotional gefangen war. Marco
Feller kann froh sein, daß ich nicht seine Verlobte bin, dem hätte ich die
Hammelbeine langezogen, was der sich alles herausnimmt! Mein lieber Scholli!
Auch wenn ich die menschlichen Reaktionen nicht immer
nachvollziehen kann und ich sicherlich nicht so lieb bin, wie Andrina, sondern
höhere Anforderungen an meinen Mann und das gegenseitige Vertrauen stelle, fand
ich die Emotionalität der Geschichte, die komplett aus Andrinas Sicht
geschrieben ist, eine echte Stärke des Buches. Hinzu kommt, daß es echt
spannend war, es hat mich ein Fieber erfasst das Buch weiterzulesen, weil es so
unglaublich spannend war. Der Fall als solcher ist in sich abgeschlossen, nicht
jedoch Andrinas innerer Konflikt, der als Cliffhanger zum Nachfolgeband fungiert.
Ich bin nun echt gespannt, wie sie aus dieser vertraxten Situation wieder
herausfinden will.
Sehr gerne mag ich in den Schweizer Emons-Krimis auch die
Schweizer Begriffe, die hier wieder hinten im Glossar erklärt werden. Auf
diesen Glossar wird auch schon auf dem Vorsatzblatt hingewiesen, was ich sehr
praktisch finde, es ist nämlich immer zu ärgerlich solche Lesehilfen erst nach
Beendigung des Buches zu entdecken. Auch wenn dies mein X-ter Schweizer Emons
Krimi ist, auf die Bedeutung Töff für Motorrad wäre ich im Leben nicht
gekommen. Solche Kleinigkeiten machen mir wirklich Spaß in Krimis, ebenso wie
Erläuterungen zu Pflanzen, Giften und ihren Wirkungen.
Einen Schwachpunkt fand ich allerdings die Vielzahl der
Ungereimtheiten. Der Fall spielt in der Schweiz und nicht in einer
Bananenrepublik! Da sollten Beweisverwertungsverbote und
Ermittlungsbeschränkungen und Sicherheitsvorschriften schon noch beachtet
werden. Der Staatsanwalt würde bei den Unregelmäßigkeiten im Kreis springen und
sich die Haare raufen!
Der Sprachstil ist angenehm leicht und packend mit den
genannten Schweizer Besonderheiten. Die Personen werden auch in Nebenrollen
noch ausgearbeitet, wohl auch, weil sie bereits in den Vorgängerbänden
vorkamen, haben sie ihr Eigenleben und verleihen der Geschichte eine besondere
Lebendigkeit.
Ein wirklich packender und emotionaler Krimi, der leider an
einigen Konstruktionsschwächen leidet. Dennoch sind die Stärken so
herausragend, daß ich ihn gerne mit 4 von 5 Sternen weiter.
Hallo,
AntwortenLöschendeine Rezi liest sich toll!
Ein Krimi mit Konstruktionsschwächen und Ungereimtheiten geht eigentlich gar nicht. Da hätte ich höchstens 3 Sterne vergeben.
Liebe Grüße und schon jetzt wünsche ich dir ein schönes Wochenende,
Barbara!