Otto und der kleine Herr Knorff, Andrea Schomburg, Stefanie
Reich, cbj
Weit weg, mitten im Meer, umhüllt von dichtem Nebel liegt
Knorffien, das Reich der Knorffe. Wegen des dichten Nebels bleibt es unentdeckt
und noch kein Mensch war dort. Das ist auch gut so, denn so angenehm ist es
dort nicht. Bei den Bewohnern, den Knorffen herrscht furchtbares Chaos. Man ist
rücksichtslos und setzt sich mit Ellenbogen durch. Die Lieblingsspeise ist
Knorffsoppe, sie besteht aus Schlamm, Schneckenschleim und Popel. Knorffe
lieben sie, alle bis auf einen. Der kleine Herr Knorbelius Knorff mag sie gar
nicht. Weil er nicht rempelt und schubst, sondern sich höflich wartend anstellt,
als einziger, bekommt er auch nie etwas von der Knorffsoppe ab. Er isst ohnehin
lieber Himbeeren. Das schlimmste Schimpfworte für Knorffe heißt „Du Mensch!“
und so wird Knorbelius Knorff auch öfters von seinen Nachbarn genannt. Die Welt
der Menschen stellt er sich herrlich vor. Sauber, ordentlich, und nach Seife
und Blumen duftend. Also macht er sich eines Tages durch einen geheimen Spalt
auf in die Menschenwelt. Nach den Knorffgesetzen muß er 13 Monate bei dem
Menschen bleiben, der ihn findet. Das ist der chaotische kleine Otto, der im
kreativen Chaos seiner Künstlerfamilie aufwächst. Wo ist Herr Knorff da nur
hineingeraten! Otto ist auch nicht allzu begeistert.
Diese liebevoll erzählte Geschichte für junge Leser
thematisiert nicht nur das Thema Ordnung und Sauberkeit. Am Rande schon, aber
ohne erhobenen Zeigefinger. Es geht nicht um richtig oder falsch, es geht um
Annäherung und Akzeptanz. Zu lernen den anderen so anzunehmen wie er ist und
ihn zu mögen. Jeder hat Stärken und Schwächen und wenn man sich gegenseitig
hilft und annimmt, kommt noch etwas viel besseres heraus. Außerdem helfen sich
Freunde in der Not.
Sehr gut gefällt mir, daß das kreative Chaos, daß in
Familien mit Kindern bisweilen herrscht nicht verteufelt wird, aber dezent
angeregt wird, dies ein wenig abzubauen, auch durch die Kinder. Ottos Familie
ist allerdings sehr liebenswert und offen. In ihrer Kreativität können sie
allerdings jede Menge Dinge gebrauchen und finden vor lauter Schaffensdrang
eher nicht die Ruhe aufzuräumen. Langweilig ist es daher bei ihnen nie, sie
sind auch eigentlich zufrieden, wenn da nur nicht die Anderen wären, die mit
dieser Art so ihre Probleme haben.
Zum Glück ist ja nun der weltbeste Aufräumer bei ihnen
eingezogen. Knorbelius räumt auf, was das Zeug hält, aber leider ohne Sinn und
Verstand, so daß es zwar schön aussieht, aber eigentlich auch wieder
unordentlich ist. Das Stapeln von Buchmanuskripten in gleich große Stapel mag
schön sein, aber nicht sinnvoll. Ich finde das Thema sehr sensibel
aufgegriffen, da auch weniger das kreative Chaos angeprangert wird, als der
rücksichtslose Umgang und die Ich-Bezogenheit der Übrigen Knorffe. Man spürt
schon das Verständnis der Autorin Andrea Schaumburg für das kreative Chaos bei
Ottos Familie, räumt sie gelernte Gymnasiallehrerin auch selbst ein, daß ihre
Arbeitszimmer in Hamburg und Berlin immer etwas knorffig aussehen. Nach ihrer
Zeit als Lehrerin, Lyrikerin und Kabarettistin, ist das Schreiben von
Kinderbüchern allmählich zu ihrem Beruf geworden.
Die Kapitel haben eine für Zweitklässler sehr angenehme
Länge, die durch fröhliche und farbenfrohe Illustrationen von Stefanie Reich
die Geschichte zusätzlich auf lockern. Die Sätze sind sehr schön kurz und für
Zweitklässler gut zu bewältigen. Dabei ist auch die Wortwahl geschickt auf das
Publikum abgestimmt. Es wird auf Fremdwörter verzichtet, mit den fantasievollen
Begriffen aus Knorffien, jedoch auch das Erlesen unbekannter Begriffe geübt.
Die Reime und Gedichte, in denen die Knorffe sich nur zu gerne ausdrücken sind
lustig und fördern das Gefühl für Sprachrhythmus und Reime.
Meine Tochter ist noch im zweiten Schuljahr und fand diese
aufeinander prallende Welten sehr lustig. Diese ungewöhnliche Beziehung
zwischen dem kleinen Chaoten und dem steifen kleinen Mann mit den höflichen
Umgangsformen, brachten sie immer wieder zum Kichern. Auch Herrn Knorffs Reime
mochte sie sehr gerne. Sie hatte großes Verständnis, daß Ottos Familie über
Herrn Knorffs eigenwilliges Aufräumen nicht ganz so begeistert war. So sind die
80 Seiten ziemlich schnell gelesen gewesen, da sie auch gerne mal mehr als ein
Kapitel am Tag las, wie sie doch neugierig war, wie es weitergeht.
Das ist ja auch das Stichwort, dies ist erst der 1. Band,
wir sind gespannt, wie sich Knorbelius nun bei Ottos Familie einfügt und was
sie noch für Abenteuer erleben werden, jetzt da sie Freunde sind.
Wir fanden diese ungleiche Freundschaft eine wirklich
ungewöhnliche Geschichte. Sie hat uns großen Spaß bereitet und wir empfehlen
sie sehr gerne mit 5 von 5 Sternen weiter.
Ein besonderer Dank geht an das Bloggerportal der
Randomhousegruppe, für dieses tolle Rezensionsexemplar.
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