Spiele-Comic-Krimi: Sherlock Holmes 01, Pegasus Spiele
Sind wir nicht alle ein bißchen Sherlock? Sherlocks
geistiger Vater Sir Arthur Conon Doyle ist schon einige Jahre tot, aber
vergessen wird sein legendärer Detektiv noch lange nicht. Im Gegenteil, dank
der aktuellen BBC-Verfilmung und diversen Spin-Offs scheint er angesagter denn
je.
Ich liebe Bücher, ich liebe Spiele, liebe ich auch Spiele-Comic-Krimis?
Ich dachte, ich flutsche da mal schnell durch, aufgrund
meiner langjährigen Krimi-Erfahrung…. Ha, diese Hybris hat Sherlock mir schnell
genommen.
Dieser Band enthält 4 Fälle, die mit jedem Mal umfangreicher
und komplexer werden. Man kombiniert sich quasi warm.
Sherlock erhält anonym eine Akte mit vier Fällen zugespielt,
die er aufgefordert wird zu lösen. Da Watson sich unterfordert fühlt, darf er
sich um den ersten Fall, den Überfall auf Sherlocks Vermieterin und deren
verschwundene Katze kümmern.
Zudem wurde eine bekannte Hellseherin getötet, ein Mann ohne
Gedächtnis im Wald Nähe des Friedhofs von Highgate gefunden und ein Skarabäus
aus dem Britisch Museum gestohlen.
Die Reihenfolge in der man die Fälle löst, ist nicht
festgelegt, ich fand es aber empfehlenswert die im Buch vorgeschlagene
Reihenfolge einzuhalten, dann werden sie Fälle immer kniffeliger.
Zu Beginn eines jeden Falls kann man sich entscheiden, ob
man als Sherlock oder Watson ermitteln möchte. Als Watson kann man die Opfer
körperlich untersuchen und hat einen Hinweis mehr zur Verfügung. Entsprechend
der getroffenen Entscheidungen blättert man sich weiter durch das Buch, hin zu
dem nächsten Feld mit Hinweisen, Befragungen und zwischendurch kann man noch
verlorene Schreibmaschinentasten suchen, die sich am Ende als wirklich wichtig
erweisen. Anfangs hat mich das viele Herumblättern etwas befremdet, aber welcher
leidenschaftliche Leser blättert nicht gerne in Büchern? Beim Blättern muß man
aber ganz genau hinschauen, sonst verpasst man eine in den Illustrationen
versteckte Zahl, die zu einem Pfad führt, der wichtige Hinweise gibt, oder man
übersieht eine Schreibmaschinentaste. Man muß die Bilder genau betrachten,
Fingerabdrücke vergleichen, Phantombilder erstellen. Die Ermittlungen sind sehr
abwechslungsreich gestaltet.
So wie ich, einfach mal drauflos Lesen, das geht nicht! Man
braucht schon Ruhe, Muße und definitiv Papier und Bleistift, um sich die
gefunden Hinweise und mögliche Schlußfolgerungen notieren zu können. Dies ist
auch im Buch selbst möglich, dort ist sogar sehr hübsch ein Ermittlungsbogen
und Raum für Notizen angelegt, aber ich mag einfach nicht in Bücher schreiben,
daher habe ich mich für Bleistift und Papier entschieden. Die Lösung folgt ganz
am Ende im „Lösungsheft“, wenn sich alle Fäden zusammen bei einem
Verbrechergenie treffen! Wer mag das wohl sein?! In diesem Lösungsteil kann man
anhand einer Erfolgsskala sein eigenes Abschneiden ermitteln – ich weiß schon,
warum ich mich bei jedem Fall dafür entschieden habe, als Watson zu ermitteln.
Einige Fälle mußte ich von vorne beginnen, weil mitten in
der dramatischsten Ermittlung gerade ein Kind ins Zimmer platzte mit einer
unglaublich wichtigen Frage. Wie gesagt, man sollte sich Ruhe gönnen für diese
Ermittlung. Es ist ein Spiel, es macht Spaß, aber es ist volles Mitdenken und
nicht nur die halbe Hirnhälfte gefragt.
Dieser Spiele-Comic wurde aus dem Französischen übersetzt
und das mit viel Liebe. Es gibt keine holprigen Übersetzungsmängel, bei denen
man denkt, hoppla, so würde Sherlock das doch nie sagen!
Ebenso liebevoll sind die Illustrationen, diese erinnern ein
wenig an Benedict Cumberbatch, und verbreiten direkt Sherlock-Feeling. Das
Cover wirkt im Original durch das glänzende Sherlock Profil auf mattem Grund
noch besser.
Eine tolle Spiel-Idee, die es nun auch für Kinder gibt. Das
finde ich richtig klasse, da es gerade für lesemuffelige Jungs ein toller
Leseanreiz ist, überhaupt etwas zu lesen, vielleicht schaffen sie es ja so, mit
dem Kampf gegen die Gauner auch die Angst vor dem geschriebenen Wort zu
verlieren?! Auf jeden Fall erfordert es Konzentration.
Absolut empfehlenswert, bedient gleichzeitig mehrere
Leidenschaften: Spielen, Comic, Sherlock, Ermitteln… Auch eine wirklich tolle
Geschenkidee, für Freunde, die schon alles haben. Ab 11/12 Jahren. 5 von 5
Sterne
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