Drachenalarm auf meinem Teller, Tom Nicoll, gelesen von Jona
Mues, audiolino
Eric Chip ist fast 9 Jahre alt und lebt im Großraum London.
Sein Vater trainiert in seiner Freizeit erfolglos eine Jungenfußball-Mannschaft
und seine Mutter ist eine stets ausgeglichene Yoga-Lehrerin. Als die Mannschaft
von Vater Chip erstmals bei einem Spiel ein Tor macht (naja, eigentlich ist es
ein Eigentor der Gegner, aber Tor ist Tor!) wird zur Feier des Tages im
China-Imbiss der Familie von Erics Klassenkameradin Ming Song Chinese Take-Away
für alle bestellt. Wegen eines Überangebotes gibt es noch gratis Soja Sprossen
dazu. Als Eric diese wegwerfen will, entdeckt er zwischen den Sprossen einen
winzigen kleinen Drachen namens Ping Ling! Er hält es für ein cooles Spielzeug
und setzt es in sein Regal. Plötzlich spricht der Drache. Denn Mini-Drachen
können alles, was alle anderen Drachen auch können, aber sie können eben auch
sprechen. Na ja, mit den Fliegen klappt es auch nicht so, das erinnert mehr so
an ein sehr langsames Fallen. Aber daß ein Drache das Chaos in seinem Zimmer
angerichtet hat glaubt ihm doch kein Mensch! Noch nicht einmal seinem besten
Freund Finn mag er die Wahrheit erzählen, doch Klassenkameradin Ling wird
misstrauisch und der fiese Nachbarsjunge Toby will natürlich alles haben, was
andere haben… da kommt Eric ganz schön ins Schwitzen!
Diese Geschichte ist herrlich witzig-ironisch, aber auf eine
Ironie, die auch schon 8 jährige verstehen. Sei es, das erste Tor der
Vereinsgeschichte, das die Gegner schossen, die Weisheit der Glückskekse oder
die entspannte Yoga-Mutter, die ihrem Sohn stets bereichernde
Haushaltstätigkeiten überträgt. „Pädagogisch wertvoll“ erhält Eric seinen
Herzenswunsch nur dann zum Geburtstag, wenn er bis dahin keine 3 Striche von
seinen Eltern aufgeschrieben hat. Das ist mit einem Mini-Drachen im Haus echt
schwer. Daher sind die verzweifelten die Versuche Pings Pannen zu vertuschen auch
herrlich schräg. Es bleibt bis zum Ende spannend, ob sich die Vorhersagen der
Glückskekse bewahrheiten oder nicht. Auch sind diese so nebulös, dass sich auch
die Zuhörer stets fragen, was da wohl noch kommen mag.
Wieder einmal mehr stellt Jona Mues unter Beweis, daß er ein
Vollblut-Schauspieler ist, und seinem bekannteren Bruder Wanja als
Hörbuchsprecher in nichts nachsteht. Seine Stimme ist sehr angenehm und dabei
jung. Er spricht mit verschiedenen Stimmen und zaubert so für seine Zuhörer ein
echtes Hörerlebnis. Toby von nebenan klingt ein wenig nach einer Türangel, aber
er soll ja auch so richtig fies sein. Neben seinen Tätigkeiten als
Hörbuchsprecher ist Jona Mues festes Ensemble-Mitglied des Stadttheaters
Koblenz.
Aber auch wenn Toby nur fies ist, sind die übrigen Personen
durchaus vielseitiger. So ist Finn zwar witzig und ideenreich, die
Geheimniskrämerei von Eric nimmt er ihm aber schon übel, vor allem, als die
Klassenkameradin mehr zu wissen scheint als er! Das ist eine weitere Stärke der
Geschichte. Durch Ming Song gibt es auch für Mädchen eine eigene sympathische
Identifikationsfigur, auch wenn natürlich keines der Kinder Ping den Rang
ablaufen kann. Der ist ja nun wirklich einmalig, aber wie es auch schon in Ming
Songs Enzyklopädia Draconia steht: Mini-Drachen sind als Haustiere nicht
geeignet!
Die Geschichte ist aber nicht nur witzig und unterhaltsam,
sondern auch eine sehr schöne Erzählung über Freundschaft und Zusammenhalt.
Dies ist Tom Nicoll in seinem ersten Kinderbuch sehr gut gelungen. Daher freuen
wir uns, daß bereits zwei weitere Geschichten mit Eric und Ping von audiolino
vertont wurden:
„Drachenalarm in meinem Rucksack“ und „Drachenalarm in
meinem Klo“ ebenfalls von Jona Mues eingelesen.
Die farbigen Illustrationen von Sarah Horne auf dem CD-Cover
und dem CD-Inlet sind ansprechend witzig und machen gleich noch Lust auf mehr.
Alle ca. 5 Minuten wurde ein neuer Track gesetzt, so daß man
auch wieder schnell in die Geschichte zurückfand, wenn man sie wider Willen
unterbrechen mußte. Mein einziger Kritikpunkt besteht darin, daß die Balance
bei leisem Hören nicht immer optimal ist.
Auch bei gleichbleibend leisem Hintergrund, muss man die Lautstärke
etwas lauter stellen (aber bei weitem nicht laut) um nichts zu verpassen. Dafür
gibt es einen halben Stern Abzug und somit 4,5 Sterne insgesamt.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei audiolino für dieses
Rezensionsexemplar, das wir immer wieder gerne hören.
http://www.audiolino.de/joomla/Joomla/index.php/component/jshopping/product/view/2/288
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