Montag, 18. November 2019

Wie ist das mit dem Krebs? Dr. Sarah Herlofsen, Dagmar Geisler, Gabriel Verlag



Wie ist das mit dem Krebs? Dr. Sarah Herlofsen, Dagmar Geisler, Gabriel Verlag

Krebs kann jeden treffen und sicherlich kennt jeder jemanden der Krebs hat, hatte oder daran starb. Auch Kinder. Doch für Kinder und deren Eltern ist es besonders schwierig, denn für sie ist es neu, unbekannt und unbegreiflich. Das macht ihnen besonders Angst. Diese Angst zu nehmen, durch Verständnis die Angst zu lindern und Kinderfragen beantworten und Eltern und anderen Bezugspersonen im Umgang mit der kindlichen Unsicherheit und Neugierde rund um das Thema Krebs zu helfen, hat sich Dr. Sarah Herlofsen mit diesem Buch vorgenommen. Die Idee kam ihr, als ihr eigener geliebter Großvater an Krebs erkrankte. Sie erinnerte sich an die Zeichenserie, die sie in ihrer Kindheit so faszinierte und prägte: Es war einmal das Leben. Im Zeichentrickformat wird Kindern verständlich und bildlich der Körper und seine Funktionsweise erklärt. Das war für sie der Anstoß Medizin zu studieren und später in die Forschung zu gehen.

Hier lernen Kinder die Ursachen von Krebs kennen, was es ist, wie es sich auswirkt und was man dagegen tun kann.
Dabei werden für Kinder die Vorgänge in den Zellen und was Zellen überhaupt sind anschaulich erklärt, auch anhand von Beispielen. Es geht um die Themen: Zellen, Kranke Zellen, Der Körper verteidigt sich, Der Körper braucht Hilfe, Gesund werden, Kann man an Krebs sterben? Die beliebte Illustratorin und Autorin Dagmar Geisler stellt die Zellen, DNA-Stränge und Kindersorgen farbig und freundlich dar. Es geht darum mit Verständnis Sorgen zu bekämpfen. So hatte ich den Eindruck, dass es für Kinder so klingen könnte, als könne man Krebs heutzutage sicher heilen. Diese Befürchtung erwies sich als unbegründet, der immer noch mögliche tödliche Ausgang der Krankheit wird nur weiter hinten im Buch sensibel angesprochen, nachdem zuvor Mut gemacht wurde, indem die Therapiemöglichkeiten besprochen wurden. Während der Erklärungen sind immer wieder typische Kinderfragen eingebaut, deren Beantwortung kursiv gedruckt werden, z.B. tut es weh die Haare zu verlieren? Kann ich wieder so werden, wie alle anderen? Kann ich mit meiner kranken Oma kuscheln? Einige dieser Fragen scheinen Erwachsenen banal, aber für Kinder sind sie es nicht, sie brennen ihnen auf der Seele. Die Autorin nimmt sie ernst, geht auf diese ein und beantwortet sie ernsthaft und sensibel. Das kann Eltern eine große Hilfe sein. Meine Tochter (10) fand es sehr interessant und verständlich. Schade fand sie es schade nur, dass das Buch schon so schnell zu Ende war, denn den Hilfeteil für Erwachsene habe ich ihr nicht vorgelesen. Die Illustrationen hat sie sich gründlich angeschaut und fand gerade die Zellzeichnungen besonders faszinierend. Auch wenn Dagmar Geisler am liebsten Menschen zeichnet, fanden wir auch die von ihr dargestellten menschlichen Einzelteile wie die roten Blutkörperchen mit ihren Sauerstoffblasen in den Blutbahnen klasse. Vorsicht, wer seinen Kindern nicht erklären will, woher die Babys kommen, der sollte nicht dieses Buch nehmen. Es wird ganz klar erklärt, das Kinder selbstgemacht von Mama und Papa sind und anschließend die Zellteilung uns zu dem macht, was wir sind. Da könnten weitere Fragen auf die Eltern zukommen. 

Natürlich ist jedes Kind anders und hat andere Sorgen und Nöte. Daher sind hier nur die häufigsten Fragen aufgeführt. Dafür ist am Ende des Buches ein Hilfestellungsteil für Erwachsene, z.B. mit Ratschlägen wie man auf Fragen von Kindern eingeht, auf die man selbst keine Antwort weiß: Was sage ich, wenn ich die Antwort selbst nicht weiß? Es geht auch auf andere ganz wichtige Punkte ein: Wie ehrlich soll ich sein? Wann sollte ich mein Kind informieren? Wie soll ich mit meinem Kind sprechen? Was sind normale Reaktionen? Sehr einfühlsam und vorausschauend deckt die Autorin viele potenzielle Problemfälle ab

Dieser Teil hilft sicherlich nicht nur betroffenen Eltern, sondern ist auch eine Stütze für Lehrer oder Erzieher, sollte ein Mitschüler oder ein Lehrer betroffen sein (das war bei uns der Fall, als die Lehrerin nach nur 2 Wochen die Klasse nach einer Krebsdiagnose verließ).


Sollte dies alles noch nicht ausreichen und man mehr Fragen oder andere Probleme haben, so nennt sie zum Schluss noch hilfreiche Adressen in Deutschland mit Internetseite und Email-Adressen. Dieses Buch ist unter der Schirmherrschaft der Deutschen Krebshilfe erschienen und mit einem sehr persönlichen Vorwort von Cornelia Scheel versehen. Da aber auch Kinder in Österreich und in der Schweiz diese Fragen und Probleme haben, finde ich es schade, dass noch nicht einmal eine Adresse pro Nachbarland aufgeführt wurde. Hilfreich ist das Buch im übrigen für alle deutschsprachigen Kinder und deren Bezugspersonen.

Vielen lieben Dank an die Deutsche Krebshilfe für dieses wunderbare Rezensionsexemplar.

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