Freitag, 1. November 2019

Just share it! Veronica Frenzel, Fotos Agata Szymanska-Medina, Knesebeck Verlag



Just share it! Veronica Frenzel, Fotos Agata Szymanska-Medina, Knesebeck Verlag

Umweltschutz ist gerade das große Thema, aber die Wenigsten denken dabei an Konsumeinschränkung und Rettung vor der Vernichtung. Damit meine ich die Rettung von Lebensmitteln oder Reparieren statt Neukauf, Tauschen, Schenken, Leihen..... Alles Vorgänge die für die Kriegs- und Nachkriegsgeneration noch selbstverständlich waren, die aber leider inzwischen bei Vielen in Vergessenheit geraten sind.
Dieses Buch erinnert daran, gibt Inspiration, zeigt Möglichkeiten auf und bietet Internet-Adressen. Um die Übersicht nicht zu verlieren ist das Buch wie folgt gegliedert:

# 1 Food
# 2 Fashion
# 3 Daily Life
# 4 Mobility
# 5 Living
# 6 Kids
# 7 Books & Art

Vieles von dem hier gezeigten, ist bei uns auch heute selbstverständlich, wenn auch sicherlich nicht so kosequent, wie hier aufgezeigt. So haben wir z.B. keinen Wäschetrockner, Wäsche trocknet nämlich auch ganz von alleine, ohne zusätzlichen Energieaufwand. In Notfällen habe ich aber eine Mutter, die einen Trockner nach einem Parasitenbefall im Urlaub anschaffen musste (Krätze erfordert tägliches Betten abziehen) und eine nette Nachbarin, aber wirklich nur in Notfällen (Magendarminfekt bei mehreren Familienmitgliedern).
Unsere glutenfreie Fritteuse macht bei Kindergeburtstagen die Runde, da sie speziell für solche Anlässe angeschafft wurde, da zwei Kinder in der Klasse unter Zöliakie leiden.... Wir verleihen sie, dafür wird sie wo anders untergestellt, denn wir haben nicht so viel Platz.... Auch bei Gartengeräten funktioniert das Gerätesharing wunderbar und ist sehr platzsparend. Wenn man mal genauer darüber nachdenkt, fällt einem einiges ein und dieses Buch hat noch mehr Ideen.

# 1 Food: So ist es für uns und meine Eltern und Nachbarn selbstverständlich, zu große Ernteerträge mit Nachbarn, Freunden und Verwandten zu teilen. Fehlen mir Eier oder andere Zutaten, gehe ich gerade zu meiner Nachbarin. Wir können immer wieder darüber lachen, wie lange diese bisweilen abgelaufen sind, und verwenden sie unter vorheriger Kontrolle dennoch (mein über 15 Jahre altes Vanillepuddingpulver hat den Test nicht bestanden... ich mag keinen Kochpudding ;)). Foodretter-Läden gibt es auf dem Land nicht, nur Tafeln, für die wir uns nicht qualifizieren. Man kann Essen aber auch anders vor der Verschwendung retten und damit ist nicht nur der Kompost gemeint. Hier gibt es z.B. Rezepte um Lebensmittel zu retten z.B. das Rezept „Scheiterhaufen“ eine Art „Arme Ritter“ mit Äpfeln (man kann hierfür sowohl altbackene Brötchen, als auch angegammelte Äpfel bzw. Fallobst verwenden – lecker). Gerade bei Brötchen/Brot ist es sehr einfach zu erkennen, ob es noch genießbar ist. Das Rezept hat sehr gut geklappt und war auch wirklich lecker. Der Esel meines Kollegen war etwas traurig, denn wenn ich gerade keine Zeit habe, bekommt er unser altes Brot sonst immer.
Für diejenigen die keinen Foodretter-Supermarkt vor Ort haben, gibt es aber Foodsharing Internet-Adressen. Jedes bisschen hilft, auch wenn man nicht immer konsequent sein kann, aber alleine, dass man ein Vorbild ist und anderen von den Möglichkeiten erzählt kann ansteckend wirken und den Effekt vergrößern.

Zu jedem Thema werden Beispiele gebracht, Verwendungsmöglichkeiten und auch Menschen zu Wort kommen gelassen, die aus ihrer praktischen Erfahrung berichten, so dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, sich mit „das klappt doch eh nicht“ herauszureden.
#Kleidung: Einige der hier vorgeschlagen und vorgestellten Ideen sind für viele Familien ziemlich selbstverständlich, wie der Einkauf auf Secondhand-Kinder-Flohmärkten und über Kleinanzeigen Portale. Doch warum nur für Kinder? Da wir mangels Trockner sehr viele Kleidungsstücke haben, auch weil ich die Maschine erst anstelle, wenn sie auch voll ist, sind nicht alle neu gekauft. Wozu auch! Ich liebe Vielfalt, aber bitte nicht auf Kosten der Umwelt.
Allerdings muß ich einräumen, daß es ist der Anonymität der Großstadt bisweilen einfacher ist den Kauf eines gebrauchten Fahrrads oder Kleiderschranks durchzuziehen, als in der Kleinstadt. Denn warum um alles in der Welt kauft die Anwältin einen gebrauchten Schrank oder ein Fahrrad? In der Großstadt hätte ich diese Erklärungsnot nicht, aber auch nicht den Effekt, daß ich sage „ach ich brauche gerade dies und das“ und z.B. im Schwimmbadcafé der wartenden Eltern, jemand meint, XY hat das gerade abzugeben.

Es gibt Anregungen zum Kleidungsupcycling, Kleidertauschparties und ähnliches. Mein Tipp: Nähkurse sind prima Ferienbetreuungen für Kinder ab 8-9 Jahren, meine Töchter lieben es und ich habe nicht die Zeit und Geduld nähen zu lernen ;)

Außerdem ist die Aufmachung richtig ansprechend. Das Buch kam an, wurde ausgepackt, auf den Tisch gelegt und jeder der reinkam, griff sofort danach.... Es gibt wirklich viele Ideen, Bilder von Beispielen, die wirklich ansprechend aussehen und Fotos von Menschen, die die Vorschläge praktizieren. Und ganz ehrlich. Wer genau hinsieht, wird auch in seiner Nähe viele Möglichkeiten entdecken, wie z.B. Reparaturcafés, da man ja nicht jedes Gerät gleich wegschmeißen muss. Was sich nicht reparieren lässt, bietet aber vielleicht Ersatzteilnachbestellmöglichkeiten an. So habe ich gerade im Internet den Quirl für den Induktionsaufschäumer nachbestellt. Die Teile entmagnetisieren sich bei uns immer, wohl wegen Stress oder schlechter Behandlung. Inzwischen haben wir endlich ein Gerät, bei dem man die Einzelteile nachkaufen kann! Das finde ich sehr lobenswert!

Ein sehr kurzweiliges und gut geschriebenes Buch, daß sich auch als Coffee-Table Book eignet. Es ist ansprechend und man kann es auf jeder Seite aufschlagen und sich spontan in diese vertiefen. Man kann es kreuz und quer, von vorne nach hinten oder umgekehrt lesen, oder einfach nur gezielt nach aktuellen Bedürfnissen.

Ein wirklich tolles Buch, auch für diejenigen, die nicht ganz konsequent sind. Die Zukunft freut sich über jeden Beitrag, doch je mehr, desto besser!

Vielen lieben Dank an den Knesebeck Verlag, der mit diesem Rezensionsexemplar die Aktion #bloggerforfuture unterstützt!

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