Just share it! Veronica Frenzel, Fotos Agata Szymanska-Medina, Knesebeck
Verlag
Umweltschutz ist gerade das große Thema, aber die Wenigsten denken
dabei an Konsumeinschränkung und Rettung vor der Vernichtung. Damit meine ich
die Rettung von Lebensmitteln oder Reparieren statt Neukauf, Tauschen,
Schenken, Leihen..... Alles Vorgänge die für die Kriegs- und
Nachkriegsgeneration noch selbstverständlich waren, die aber leider inzwischen
bei Vielen in Vergessenheit geraten sind.
Dieses Buch erinnert daran, gibt Inspiration, zeigt Möglichkeiten auf und
bietet Internet-Adressen. Um die Übersicht nicht zu verlieren ist das Buch wie
folgt gegliedert:
# 1 Food
# 2 Fashion
# 3 Daily Life
# 4 Mobility
# 5 Living
# 6 Kids
# 7 Books & Art
Vieles von dem hier gezeigten, ist bei uns auch heute selbstverständlich,
wenn auch sicherlich nicht so kosequent, wie hier aufgezeigt. So haben wir z.B.
keinen Wäschetrockner, Wäsche trocknet nämlich auch ganz von alleine, ohne zusätzlichen
Energieaufwand. In Notfällen habe ich aber eine Mutter, die einen Trockner nach
einem Parasitenbefall im Urlaub anschaffen musste (Krätze erfordert tägliches
Betten abziehen) und eine nette Nachbarin, aber wirklich nur in Notfällen
(Magendarminfekt bei mehreren Familienmitgliedern).
Unsere glutenfreie Fritteuse macht bei Kindergeburtstagen die Runde, da sie
speziell für solche Anlässe angeschafft wurde, da zwei Kinder in der Klasse
unter Zöliakie leiden.... Wir verleihen sie, dafür wird sie wo anders
untergestellt, denn wir haben nicht so viel Platz.... Auch bei Gartengeräten
funktioniert das Gerätesharing wunderbar und ist sehr platzsparend. Wenn man
mal genauer darüber nachdenkt, fällt einem einiges ein und dieses Buch hat noch
mehr Ideen.
# 1 Food: So ist es für uns und meine Eltern und Nachbarn
selbstverständlich, zu große Ernteerträge mit Nachbarn, Freunden und Verwandten
zu teilen. Fehlen mir Eier oder andere Zutaten, gehe ich gerade zu meiner
Nachbarin. Wir können immer wieder darüber lachen, wie lange diese bisweilen
abgelaufen sind, und verwenden sie unter vorheriger Kontrolle dennoch (mein
über 15 Jahre altes Vanillepuddingpulver hat den Test nicht bestanden... ich
mag keinen Kochpudding ;)). Foodretter-Läden gibt es auf dem Land nicht, nur
Tafeln, für die wir uns nicht qualifizieren. Man kann Essen aber auch anders
vor der Verschwendung retten und damit ist nicht nur der Kompost gemeint. Hier
gibt es z.B. Rezepte um Lebensmittel zu retten z.B. das Rezept „Scheiterhaufen“
eine Art „Arme Ritter“ mit Äpfeln (man kann hierfür sowohl altbackene Brötchen,
als auch angegammelte Äpfel bzw. Fallobst verwenden – lecker). Gerade bei
Brötchen/Brot ist es sehr einfach zu erkennen, ob es noch genießbar ist. Das
Rezept hat sehr gut geklappt und war auch wirklich lecker. Der Esel meines
Kollegen war etwas traurig, denn wenn ich gerade keine Zeit habe, bekommt er
unser altes Brot sonst immer.
Für diejenigen die keinen Foodretter-Supermarkt vor Ort haben, gibt es aber
Foodsharing Internet-Adressen. Jedes bisschen hilft, auch wenn man nicht immer
konsequent sein kann, aber alleine, dass man ein Vorbild ist und anderen von
den Möglichkeiten erzählt kann ansteckend wirken und den Effekt vergrößern.
Zu jedem Thema werden Beispiele gebracht, Verwendungsmöglichkeiten und auch
Menschen zu Wort kommen gelassen, die aus ihrer praktischen Erfahrung
berichten, so dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, sich mit „das klappt
doch eh nicht“ herauszureden.
#Kleidung: Einige der hier vorgeschlagen und vorgestellten Ideen sind für
viele Familien ziemlich selbstverständlich, wie der Einkauf auf
Secondhand-Kinder-Flohmärkten und über Kleinanzeigen Portale. Doch warum nur
für Kinder? Da wir mangels Trockner sehr viele Kleidungsstücke haben, auch weil
ich die Maschine erst anstelle, wenn sie auch voll ist, sind nicht alle neu
gekauft. Wozu auch! Ich liebe Vielfalt, aber bitte nicht auf Kosten der Umwelt.
Allerdings muß ich einräumen, daß es ist der Anonymität der Großstadt
bisweilen einfacher ist den Kauf eines gebrauchten Fahrrads oder
Kleiderschranks durchzuziehen, als in der Kleinstadt. Denn warum um alles in
der Welt kauft die Anwältin einen gebrauchten Schrank oder ein Fahrrad? In der
Großstadt hätte ich diese Erklärungsnot nicht, aber auch nicht den Effekt, daß
ich sage „ach ich brauche gerade dies und das“ und z.B. im Schwimmbadcafé der
wartenden Eltern, jemand meint, XY hat das gerade abzugeben.
Es gibt Anregungen zum Kleidungsupcycling, Kleidertauschparties und
ähnliches. Mein Tipp: Nähkurse sind prima Ferienbetreuungen für Kinder ab 8-9
Jahren, meine Töchter lieben es und ich habe nicht die Zeit und Geduld nähen zu
lernen ;)
Außerdem ist die Aufmachung richtig ansprechend. Das Buch kam an, wurde
ausgepackt, auf den Tisch gelegt und jeder der reinkam, griff sofort danach....
Es gibt wirklich viele Ideen, Bilder von Beispielen, die wirklich ansprechend
aussehen und Fotos von Menschen, die die Vorschläge praktizieren. Und ganz
ehrlich. Wer genau hinsieht, wird auch in seiner Nähe viele Möglichkeiten
entdecken, wie z.B. Reparaturcafés, da man ja nicht jedes Gerät gleich
wegschmeißen muss. Was sich nicht reparieren lässt, bietet aber vielleicht
Ersatzteilnachbestellmöglichkeiten an. So habe ich gerade im Internet den Quirl
für den Induktionsaufschäumer nachbestellt. Die Teile entmagnetisieren sich bei
uns immer, wohl wegen Stress oder schlechter Behandlung. Inzwischen haben wir
endlich ein Gerät, bei dem man die Einzelteile nachkaufen kann! Das finde ich
sehr lobenswert!
Ein sehr kurzweiliges und gut geschriebenes Buch, daß sich auch als
Coffee-Table Book eignet. Es ist ansprechend und man kann es auf jeder Seite
aufschlagen und sich spontan in diese vertiefen. Man kann es kreuz und quer,
von vorne nach hinten oder umgekehrt lesen, oder einfach nur gezielt nach
aktuellen Bedürfnissen.
Ein wirklich tolles Buch, auch für diejenigen, die nicht ganz konsequent
sind. Die Zukunft freut sich über jeden Beitrag, doch je mehr, desto besser!
Vielen lieben Dank an den Knesebeck Verlag, der mit diesem
Rezensionsexemplar die Aktion #bloggerforfuture unterstützt!
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