Freitag, 30. März 2018

Das Interview mit Akram El-Bahay



    Das Interview mit Akram El-Bahay

Lieber Akram, vielen liebe Dank, daß Du bereit bist meine neugierigen Fragen zu Deinem neuesten Buch „Die Wortwächter“ zu beantworten.
In den Wortwächtern bewachen die Abbilder der größten bereits verstorbenen Autoren, die Bücher in den das Leben der Menschen niedergeschrieben wird. Da die Geschichte in England beginnt, begegnet man den Abbildern vieler großer englischer Dichter und Schriftsteller oder auch nur erfolgreicher. Welchem Abbild eines deutschen verstorbenen Autors wärst Du gerne begegnet?
Definitiv dem Abbild von Michael Ende. Für die Phantastik, „meinem“ Genre, ist er aus meiner Sicht der Urvater. Und bei jedem Kinder und Jugendbuch, mit dem ich beginne, nehme ich mir seine „Unendliche Geschichte“ zum (unerreichbaren) Vorbild. Wenn ich halb so gut wäre, könnte ich mir auf die Schulter klopfen.
Die Gehilfen des Ordens der sich dem Schutz und der Wahrung der Lebensbücher verschrieben hat, haben bisweilen erstaunliche Fähigkeiten. Steinerne Wasserspeier die fliegen können, Statuen, die durch die Themse schreiten, welche Fähigkeit hättest Du gerne?
Wahrscheinlich würde ich, meine Höhenangst zum Trotz, am liebsten fliegen können. Der Gedanke wäre wirklich reizvoll. Und wenn ich so drüber nachdenke stelle ich fest, dass in all meinen Romanen der jeweilige Hauptcharakter fliegt (auf Drachenrücken, aus eigener Kraft, mit Wasserspeiern oder im Griff geflügelter Menschen). Das scheint ein tief sitzender Wunsch zu sein, stelle ich gerade fest …
Die steinernen Bibliothekare, die Abbilder der verstorbenen Meister haben oft Spitznamen, so ist J.R.R. Tolkien „Johnny“. Da hatte ich lange gerätselt und mit Keats total daneben gelegen. Hast Du sie Dir frei erfunden, oder hast Du dir Rufnamen der Autoren recherchiert?
Nein, bis auf C.S. „Jack“ Lewis sind die Namen alle ausgedacht. Ich wollte mit ihnen eine Atomsphäre wie in einer Gruppe von guten Freunden schaffen. Es ein wenig, wie wenn man seine Freunde auf einer Party trifft. Die steinernen Bibliothekare kennen sich einfach untereinander – zum Teil seit Jahrhunderten. Auch wenn sie sich nicht alle gleich gut leiden können.
Sehr witzig finde ich ja, dass Dein männlicher Protagonist als Nachfahre des großen Shakespeare mit Büchern nichts am Hut hat, ganz anders als seine weibliche Begleiterin Joséphine Verne, die Nachfahrin des großen Jules. Wie erlebst Du es auf Deinen Lesungen, können die Kinder heute noch was mit den meisten Namen anfangen, oder brauchen sie auch Joséphines Erläuterungen?
Tatsächlich bin ich jedes Mal überrascht, dass unter meinen Zuhörerinnen und Zuhörer mindestens einer ein Zitat aus dem kleinen Hobbit, das in einer Passage meiner Wortwächter-Lesungen vorkommt, korrekt zuordnen kann. Ansonsten haben auch alle schon von Shakespeare und Verne gehört (aber natürlich nichts gelesen). Andere Autoren aber sind den meisten unbekannt. Mary Shelley zum Beispiel kennt bei Lesungen niemand. Das ist aber auch nicht schlimm. Das Ziel ist es, dass sie neugierig auf die Bücher werden, die zu den (unbekannten) Namen gehören.
Welchen Bibliothekar hättest Du denn noch gerne in Deiner Geschichte untergebracht, hast aber keine Möglichkeit für ihn gefunden?
Ich hatte tatsächlich überlegt, Jules Vernes Abbild einzubauen. Aber Jules wäre ein ziemlich dominanter Charakter geworden und hätte der Geschichte eine neue Richtung gegeben. Es wäre ziemlich technisch geworden. Daher kommt er nur ganz am Rande vor, weil er auf einer Reise nach Südamerika ist. 
Was wärst Du lieber, ein „Lesender“ der die Lebensseiten seiner Mitmenschen lesen kann, oder einer von den „Bösen“ ein Schreibender, der mit ein paar kleinen Worten aus seiner Feder, das Schicksal ein wenig umformen kann?
Natürlich ein Schreiber! Ich könnte doch der Möglichkeit nicht widerstehen, die Wirklichkeit ein wenig umzuschreiben. Fehler auszumerzen. Und Ungerechtigkeiten zu korrigieren. Nur die Sache mit den Narben fände ich nicht so schön. Also wären alle neuen Worte von mir ganz vorsichtig gesetzt.  
Tom, Joséphine und der steinerne Will müssen abenteuerlich reisen, um die gut versteckten 4 Einzelteile der Goldenen Feder eines Greifs zu finden. Wohin hättest Du sie gerne begleitet?
Nun, in Kairo, London und Paris war ich schon. Der USA-Trip wäre also schon nett. Und ich hatte am meisten Spaß dabei, die vier Präsidenten zu schreiben. Es wäre toll, sie wirklich zanken zu sehen!
Zum Abschluss möchte ich noch gerne „Toni“ aus „Wortwächter“ zitieren S. 192 „…Er war ein Schwindler. Wie alle Autoren. Lügen sind doch nur besonders glaubwürdige Geschichten“.  Vielen lieben Dank für Deine Geschichte und Deine Antworten!
Außerdem sind Autoren alle ein wenig wahnsinnig. Vielen Dank für die Fragen!

2 Kommentare:

  1. Ohhhh ja! Das mit der Höhenangst kenne ich auch zu genüge! Ich weiß nicht recht, ob ich alle Autoren als ein wenig wahnsinnig definieren würde, aber auch ich habe schon ungewöhnliche "Typen" kennen gelernt. :-) Aber ich mag das sehr gerne, außergewöhnliche Menschen zu treffen. Schönes Interview und just in der letzten Woche habe ich ein großes Sammelwerk von Jules Verne erstanden.

    lg Nadine von Nannis Welt

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  2. Was für ein interessantes Interview! Ich habe "Henriette und..." noch auf meinem SuB liegen, aber ein Auge auf "Die Wortwächter" geworfen, da das echt spannend und toll klingt und das Interview hat mich nur noch neugieriger gemacht :)

    Liebe Grüße
    Laura

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