Planetenpolka, Lotte Minck, Droste-Verlag
Stella Albrecht ist Anfang 30, hat Psychologie studiert,
arbeitet aber sehr zum Leidwesen ihrer Mutter Felicitas, einer respektablen
Schulkonrektorin, genau wie ihre Oma Maria Schmidt, als Astrologin. Hierzu hat sie sich einen Bereich in der
Orangerie im Park von Marias Bochumer Villa eingerichtet. Diese herrschaftliche
Villa teilen sich die drei Damen einer Familie, jeder bewohnt eine Etage,
erarbeitet in Marias Zeit auf dem Rummel. Zu dumm nur, daß ihr Beruf auch beim
anderen Geschlecht nicht gut ankommt, lediglich ihr bester Freund Ben,
Journalist beim Ruhrgebietsanzeiger, kann darin einen gewissen Reiz sehen. Als
sich dann eine reiche Erbin in spe unter falschen Namen von ihr ein Horoskop
für ihre Erbtante erstellen lässt, um zu erfahren wann sie diese vor der
Mord-und-Totschlags-Konstellation, der Mars-Pluto-Konjunktion, zu beschützen
hat, ist sie verwirrt. Als Oma Maria ihr offenbart, daß jene Erbtante ihr alte
Freundin Cäcilie von Breidenbach trotz attestierter bester Gesundheit,
plötzlich verstarb, wird sie stutzig. Doch der von ihr aufgesuchte Kommissar
Arno Tillikowski hält sie für wahnsinnig und schickt sie weg. Dennoch hat sich
ein böser Verdacht in seinem Unterbewusstsein festgesetzt. Davon nichts ahnend,
nehmen Stella, Maria und Ben Nachforschungen auf. Diese führen sie sowohl in
die gehobene Bochumer Gesellschaft, als auch in die Abgründe des Kiez.
Dieses ungewöhnliche Ermittlerteam muß man einfach mögen,
dafür muß man überhaupt keinen Zugang zu Esoterik oder Astrologie zu haben,
denn Stella setzt ihre Kenntnisse aus ihrem Studium über Mikromimik und
Antizipation ein – ganz seriös und erfolgreich. So wird sie auch nicht als
Scharlatanin dargestellt, die nur den Leuten das Geld aus der Tasche zieht,
sondern mehr als Lebensberaterin für diejenigen, die sonst wohl nie den Weg zu
einem Therapeuten finden würden. Keine Sorge, die Gauner der Zunft bekommen
schon noch ihr Fett weg, auf sehr unterhaltsame Art und Weise, wenn man mit
Maria und Stella, einem Vortrag eines Selbstdarstellers der Astrologie folgen
darf.
Sehr interessant finde ich die Ausgangssituation der
Figuren, die zwei schillernden Schausteller Maria und ihre langjährige Flamme
Otto, im krassen Kontrast zu Felicitas und Arno, die von so einem Spökes nichts
wissen wollen. Stella und Ben hingegen nehmen das Beste aus beiden Welten und
sind eigentlich sehr zufrieden damit. Doch wird Ben immer „nur“ Stellas bester
Freund bleiben, oder wird Arno irgend mal wann seine Scheu vor Stellas Berufung
verlieren? Aus das sind spannende Fragen, die einen weiteren Folgen dieser
Krimödie entgegenfiebern lassen.
Eingefleischte Thrillerfans, werden bei diesem Fall nicht
auf ihre Kosten kommen, aber sie sind nicht die Zielgruppe. Diese Krimödie soll
Spaß machen und gut unterhalten. Die Spannung ist vor allem dem Showdown
vorbehalten. Bei diesem geht es dann aber auch wirklich zur Sache und die
Ereignisse überstürzen sich. Bis es jedoch soweit ist, kann die geneigte
Leserin sich an verbalem Schlagabtausch und Ruhrpottslang auf dem Kiez und mit
Otto erfreuen. Aber keine Sorge, auch Nordlichter und Bayern sollten das gut
verstehen können.
Da Bochum ja schon etwas feiner ist als Duisburg, gibt es
hier keine Laubenkolonien, sondern bislang Gründerzeitvillen, auch der Hochzeit
der Kohle- und Stahlindustrie. Das macht aber nichts, denn Stella möchte ja
kein Abklatsch von Lotte Mincks erfolgreicher Loretta Luchs (einer Ermittlerin,
die ihr Geld an einer Erotik-Hotline verdient), sondern eigenständig sein.
Gewisse Parallelen werden einem beim Lesen schon auffallen, wenn man Loretta
kennt, aber das ist eigentlich der Garant dafür, daß man dann auch diese Serie
mag.
Für Fans locker, leichter Krimiunterhaltung mit Herz und
Humor ein vielversprechender Serienstart.
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