Das Interview mit Akram
El-Bahay
Lieber Akram, vielen liebe Dank, daß Du bereit bist meine
neugierigen Fragen zu Deinem neuesten Buch „Die Wortwächter“ zu beantworten.
In den Wortwächtern bewachen die Abbilder der größten
bereits verstorbenen Autoren, die Bücher in den das Leben der Menschen
niedergeschrieben wird. Da die Geschichte in England beginnt, begegnet man den
Abbildern vieler großer englischer Dichter und Schriftsteller oder auch nur
erfolgreicher. Welchem Abbild eines deutschen verstorbenen Autors wärst Du
gerne begegnet?
Definitiv dem Abbild
von Michael Ende. Für die Phantastik, „meinem“ Genre, ist er aus meiner Sicht
der Urvater. Und bei jedem Kinder und Jugendbuch, mit dem ich beginne, nehme
ich mir seine „Unendliche Geschichte“ zum (unerreichbaren) Vorbild. Wenn ich
halb so gut wäre, könnte ich mir auf die Schulter klopfen.
Die Gehilfen des Ordens der sich dem Schutz und der Wahrung
der Lebensbücher verschrieben hat, haben bisweilen erstaunliche Fähigkeiten.
Steinerne Wasserspeier die fliegen können, Statuen, die durch die Themse
schreiten, welche Fähigkeit hättest Du gerne?
Wahrscheinlich würde
ich, meine Höhenangst zum Trotz, am liebsten fliegen können. Der Gedanke wäre
wirklich reizvoll. Und wenn ich so drüber nachdenke stelle ich fest, dass in
all meinen Romanen der jeweilige Hauptcharakter fliegt (auf Drachenrücken, aus
eigener Kraft, mit Wasserspeiern oder im Griff geflügelter Menschen). Das
scheint ein tief sitzender Wunsch zu sein, stelle ich gerade fest …
Die steinernen Bibliothekare, die Abbilder der verstorbenen
Meister haben oft Spitznamen, so ist J.R.R. Tolkien „Johnny“. Da hatte ich
lange gerätselt und mit Keats total daneben gelegen. Hast Du sie Dir frei
erfunden, oder hast Du dir Rufnamen der Autoren recherchiert?
Nein, bis auf C.S.
„Jack“ Lewis sind die Namen alle ausgedacht. Ich wollte mit ihnen eine
Atomsphäre wie in einer Gruppe von guten Freunden schaffen. Es ein wenig, wie
wenn man seine Freunde auf einer Party trifft. Die steinernen Bibliothekare
kennen sich einfach untereinander – zum Teil seit Jahrhunderten. Auch wenn sie
sich nicht alle gleich gut leiden können.
Sehr witzig finde ich ja, dass Dein männlicher Protagonist
als Nachfahre des großen Shakespeare mit Büchern nichts am Hut hat, ganz anders
als seine weibliche Begleiterin Joséphine Verne, die Nachfahrin des großen
Jules. Wie erlebst Du es auf Deinen Lesungen, können die Kinder heute noch was
mit den meisten Namen anfangen, oder brauchen sie auch Joséphines
Erläuterungen?
Tatsächlich bin ich
jedes Mal überrascht, dass unter meinen Zuhörerinnen und Zuhörer mindestens
einer ein Zitat aus dem kleinen Hobbit, das in einer Passage meiner
Wortwächter-Lesungen vorkommt, korrekt zuordnen kann. Ansonsten haben auch alle
schon von Shakespeare und Verne gehört (aber natürlich nichts gelesen). Andere
Autoren aber sind den meisten unbekannt. Mary Shelley zum Beispiel kennt bei
Lesungen niemand. Das ist aber auch nicht schlimm. Das Ziel ist es, dass sie
neugierig auf die Bücher werden, die zu den (unbekannten) Namen gehören.
Welchen Bibliothekar hättest Du denn noch gerne in Deiner
Geschichte untergebracht, hast aber keine Möglichkeit für ihn gefunden?
Ich hatte tatsächlich
überlegt, Jules Vernes Abbild einzubauen. Aber Jules wäre ein ziemlich
dominanter Charakter geworden und hätte der Geschichte eine neue Richtung
gegeben. Es wäre ziemlich technisch geworden. Daher kommt er nur ganz am Rande
vor, weil er auf einer Reise nach Südamerika ist.
Was wärst Du lieber, ein „Lesender“ der die Lebensseiten
seiner Mitmenschen lesen kann, oder einer von den „Bösen“ ein Schreibender, der
mit ein paar kleinen Worten aus seiner Feder, das Schicksal ein wenig umformen
kann?
Natürlich ein
Schreiber! Ich könnte doch der Möglichkeit nicht widerstehen, die Wirklichkeit
ein wenig umzuschreiben. Fehler auszumerzen. Und Ungerechtigkeiten zu
korrigieren. Nur die Sache mit den Narben fände ich nicht so schön. Also wären
alle neuen Worte von mir ganz vorsichtig gesetzt.
Tom, Joséphine und der steinerne Will müssen abenteuerlich
reisen, um die gut versteckten 4 Einzelteile der Goldenen Feder eines Greifs zu
finden. Wohin hättest Du sie gerne begleitet?
Nun, in Kairo, London
und Paris war ich schon. Der USA-Trip wäre also schon nett. Und ich hatte am
meisten Spaß dabei, die vier Präsidenten zu schreiben. Es wäre toll, sie
wirklich zanken zu sehen!
Zum Abschluss möchte ich noch gerne „Toni“ aus „Wortwächter“
zitieren S. 192 „…Er war ein Schwindler. Wie alle Autoren. Lügen sind doch nur
besonders glaubwürdige Geschichten“. Vielen
lieben Dank für Deine Geschichte und Deine Antworten!
Außerdem sind Autoren
alle ein wenig wahnsinnig. Vielen Dank für die Fragen!
Ohhhh ja! Das mit der Höhenangst kenne ich auch zu genüge! Ich weiß nicht recht, ob ich alle Autoren als ein wenig wahnsinnig definieren würde, aber auch ich habe schon ungewöhnliche "Typen" kennen gelernt. :-) Aber ich mag das sehr gerne, außergewöhnliche Menschen zu treffen. Schönes Interview und just in der letzten Woche habe ich ein großes Sammelwerk von Jules Verne erstanden.
AntwortenLöschenlg Nadine von Nannis Welt
Was für ein interessantes Interview! Ich habe "Henriette und..." noch auf meinem SuB liegen, aber ein Auge auf "Die Wortwächter" geworfen, da das echt spannend und toll klingt und das Interview hat mich nur noch neugieriger gemacht :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Laura