Wie die Sonne in der Nacht, Antje Babendererde, gelesen von
Jodie Ahlborn & Aleksandar Radenkovic, Goya libre
Die junge Marie-Johanna ist ein vorbildliches Mädchen, daß
interessiert ist und sich engagieren möchte. Doch dann kommt Nils in ihre
Klasse, er brennt für seine Ideale, will die Welt verbessern und sieht in ihr,
was noch nie jemand in ihr sah. So kommt es, daß sie ihr wahres Ich sucht, sich
fortan Mara nennt, ihn bei seinen Umweltaktionen begleitet, auch wenn diese
nicht ganz so legal sind, läßt sich einen kleinen indianischen Fuchs auf die
Brust tätowieren und geht für ein Jahr nach New Mexiko, USA. Gegen Ende ihres
Aufenthaltes in der Familie eines Professors für indigene Völker, wird sie von
Nils versetzt und macht sich alleine auf, die Gegend zu erkunden. Dabei fällt
ihr ein geheimnisvoller, gutaussehender Junge quasi vor die Füße. Er wurde
angeschossen und hat seinen Namen und seine Sprache vergessen. Da ihre Reise
mit Nils nun ausfällt, beschließt sie ihm zu helfen und fährt mit ihm in die
Indianerreservate, dorthin, wo „Weiße“ keinen Zutritt haben. Ihr eröffnet sich
eine völlig neue Welt der Mythen und Riten. Während sie versucht
herauszufinden, wer der Junge ist und wer ihn angeschossen hat, lernt sie auch
eine Menge über sich selbst.
Ganz zu Beginn war mir die Heldin noch sehr sympathisch.
Vernünftig, engagiert, kritisch, doch dann kam der strahlende Nils, der Rebell
und sie legt sogar ihren eigenen Namen ab. Für mich eine Verabschiedung von der
eigenen Identität. So etwas finde ich eigentlich immer sehr traurig und
bedenklich. Es wunderte mich daher nicht wirklich, als sich Nils letztendlich
als gar nicht so toll entpuppte, selbst für Mara nicht, ich fand ihn ja nie
toll. Diese Erkenntnis und diese Ratlosigkeit von ihr, was nun? Das war doch
alles gar nicht so geplant! Ihr Treibenlassen, das zu weiteren für sie
unliebsamen Folgen führte, fand ich sehr interessant und sehr bezeichnend für
dieses Alter. Eine prima Warnung für die jungen Hörerinnen. Mara war mir also
nur sehr mäßig sympathisch, aber gerade interessant, weil sie so ganz anders
handelt, als ich es getan hätte. Der Junge, ohne Namen, der ihr quasi vors Auto
fällt, hatte aber sofort die Faszination des Fremden, der völlig anderen
Kultur. Er ist in den Bergen fernab der Weißen aufgewachsen, alleine mit seiner
Gehörlosen Mutter und seinem sehr traditionsverhafteten Großvater, einem
ehemaligem Anführer seines Volkes. Von ihm wird er ganz traditionell zum
Regenpriester erzogen, ohne Entertainment, eins mit der Natur. Dadurch wirkt er
bisweilen recht unbedarft und gleichzeitig sehr weise und reif. Maras typisches
Verhalten für die westliche Zivilisation, das Fragen, statt Beobachten
irritiert ihn. Es sind diese feinen Unterschiede, im Aufeinandertreffen der
Kulturen, die sehr besonders sind. Diese werden noch ergänzt durch eine
Liebesgeschichte, die die Altersempfehlung frühestens ab 14 Jahren
rechtfertigt, d.h. es bleibt nicht beim Anhimmeln und Händchenhalten.
Doch ist die Frage noch ungeklärt, wieso er überhaupt
angeschossen war? Das bleibt lange Zeit ein Rätsel, daß sich erst nach und nach
den Hörern erschließt, wie auch Kayemos Familiengeschichte. Hier kann man sich
noch auf einige spannende Momente mit Gänsehaut gefasst machen.
Jodie Ahlborn gefällt mir wieder sehr gut. Ich mag ihre
Stimmlage, ihr Sprechtempo und ihre deutliche und bewegte Sprechweise. Auch vom
Alter her erscheint ihre Stimme für die junge Mara passend.
Aleksandar Radenkovic war mir bislang kein Begriff. Seine
Stimme ist ebenfalls sehr angenehm, wohl moduliert und bringt die Emotionen gut
rüber. Allerdings klingt für mich seine Stimme zu alt, also so ca. 27 Jahre,
nicht alt, aber zu alt für Kayemo. Sobald er aber die Älteren Pueblo-Indianer
spricht, wird es für mich richtig passend, auch Passagen, die er für Mara
übernimmt gefallen mir. Es sind nämlich zwei verschiedene Sprecher, die jedoch
nicht ausschließlich die männlichen oder weiblichen Parts sprechen. Dennoch
kommt man nicht durcheinander, es ist immer offensichtlich wer handelt oder
spricht. Das ist insofern sehr gut umgesetzt worden.
Die Hauptfiguren sind noch sehr jung und müssen sich selbst
finden, sie durchlaufen noch einen Reifungsprozess. So hatte ich schon meine
Befürchtungen, dass es letztendlich ein Happy End im Sinne, und wenn sie nicht
gestorben sind, geben würde. Aber Antje Babendererde hat es geschafft ein
wirklich passendes Ende ohne Kitsch und Pathos, sondern sehr viel Freiraum für
ihre jungen Helden zu schaffen. Es ist irgendwie abgerundet und dennoch offen,
das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es passt auch zu Mara, der ich auch
durchaus wünsche, ihre eigene Identität noch weiter zu verfestigen.
Sehr gut gefällt mir die Gestaltung der Tonträger, passend
zu den leuchtenden Farben der immer wieder erwähnten Slotcanyons mit ihren
indianischen Wandzeichnungen. Jeder einzelne Tonträger ist anders gestaltet.
Alles in allem sehr abwechslungsreich und voller
interessanter Einblicke in eine fremde Welt, die ernsthaft bedroht ist. Mir war
die Geschichte zu schade, um sie als Gute-Nacht-Geschichte zu hören, da man
sonst zu leicht wichtige Informationen verpasst.
Für mich mal eine sehr ungewöhnlich Geschichte, der ich sehr
gerne gefolgt bin.
4,5 von 5 Sternen
Huhu! :)
AntwortenLöschenDas Büchlein habe ich auch auf meiner Wunschliste, denn erst vor Kurzem hat mir die liebe Antje in einem Interview Fragen zu ihrem Buch beantwortet. Ich kanns also kaum erwarten, dass Buch endlich zu lesen. Derzeit stresst mich allerdings die Uni ein wenig, weshalb ich das Lesevorhaben erst mal nach hinten verschoben habe. Schön, dass dich das Hörbuch so begeistern konnte!! Das bestärkt auch meine Vorfreude. :)
Liebste Grüße
Nina von BookBlossom