Miss Elli legt los, Susanne Fülscher, Kristina Nowothnig, Carlsen Verlag
Mieke und ihr jüngerer Bruder Ben sind aufgeweckte neugierige Kinder, die
gerne Weltraumforscherin und Astronaut spielen. Darin sind die beiden echt
spitze, nur mit dem Schwimmen klappt es bei Ben noch nicht so, er wurde erst
heute in der Schule deswegen ausgelacht.
Das fühlte sich richtig doof an. Was die Geschwister auch nicht mögen sind
„Babysitter“. Mama und Papa arbeiten im Krankenhaus und wenn beide Spät- oder
Nachtschicht haben, sollen sie nicht alleine sein. Bislang haben sie noch jede
Babysitterin vergrault. Heute soll erstmals die neue Nachbarin Miss Elli kommen
und die Kinder sind fest entschlossen, dass auch sie nicht lange bleiben wird.
Doch dann müssen die Geschwister feststellen, daß Miss Elli, alles andere als
eine langeweilige „Baby“sitterin ist.
Sehr gut gefällt mir, daß diese Geschichte nicht nur fantasievoll ist,
sondern auch mit gängigen Klischees und auch mit den Vorurteilen der Kinder
spielt. So ist hier das Mädchen mutiger, als der Junge. Die Mutter ist Ärztin,
während der Vater Pfleger ist. Beides ehrenwerte Berufe, die klassische
Rollenverteilung sieht jedoch die Frau meist als Arzthelferin oder
Krankenschwester, während der Mann der erfolgreiche, geachtete Arzt ist. Beide
Berufe verdienen Respekt, aber Frauen sollten auch nicht unterschätzt werden.
Ben ist auch kein Angsthase als solcher, sondern ein forscher kleiner Kerl,
dennoch wird ihm beim Gedanken ans Schwimmen mulmig. Man kann halt nicht alles
gleich gut und nicht immer auf Anhieb. Oft hilft eine kleine Unterstützung oder
Ermutigung, wie Ben sie hier auf irgendwie magische Weise von Miss Elli erhält.
Susanne Fülscher trifft dabei genau den richtigen Ton und erzählt unterhaltsam
und mit einem kleinen Augenzwinkern.
Auch Miss Elli sieht nicht aus, wie die Geschwister sich eine ältere Dame
vorstellen und sie verhält sich auch nicht so. Sie lässt die Kinder durchaus
naschen, allerdings selbst gemachte Gemüsechips und frische Kirschen – denn
lecker und gesund geht auch beides.
Sehr schön sind die vielen farbigen fröhlichen Illustrationen, die teilweise
großformatig sind, teilweise als mehrere kleinere Illustrationen über die
Seiten verstreut sind. Sie lockern das Textbild auf und Bens Kuscheltier ist
echt niedlich, aber keineswegs peinlich. Die Schrift entspricht der deutschen
Fibelschrift und ist noch recht groß. Allerdings finden meine Töchter die
Anglizismen zu viel. Keine meiner Töchter und auch unsere Nachbarin (6) konnten
als Anfänger „cool“ lesen. Das Wort ist den Kindern bekannt, aber die
Schreibweise überhaupt nicht. Später verwendet auch Miss Elli noch einfache
englische Wörter. Bei uns ist der Englischunterricht im 1. Schuljahr fast gar
nicht vorhanden und wenn beschränkt er sich auf Sprechen und Singen. Wir
finden, daß auch Begriffe wie „wonderful“ „good evening“ und „good night“ in Kinderlautschrift
in Klammern erklärt sein sollten, da sie zu Beginn in der Grundschule nicht
lesen und schreiben und die englische Schreibweise für Deutsche Lernanfänger
nicht offensichtlich ist. Die Begriffe als solche sind nicht so schwer zu
verstehen, aber sie alleine ohne Hilfe zu lesen, ist für Grundschüler nicht
möglich und nicht alle Kinder fragen nach. Das kann die Lesbarkeit des Textes
deutlich erschweren und das Erfolgserlebnis des Kindes unnötig schmälern.
Daher finden wir, daß dieses Buch am Besten gemeinsam von Anfängern und
Profis gelesen werden sollte.
Die Geschichte ist fröhlich und magisch und erinnert etwas an eine moderne
Mary Poppins und die nicht zu mögen, ist ja eigentlich ausgeschlossen!
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