Sau am Brett – Fellingers zweiter Fall, Oliver Kern, gelesen von Michael
Schwarzmeier, Random House Audio, gekürzt 6 CDs 6 h 45 min
Hygieneinspektor Fellinger, dem eine kriminalistische Laufbahn aufgrund
eines schwächelnden Knies versagt wurde, schwelgt noch in den Erinnerungen an
seinen ersten erfolgreich gelösten Fall und genehmigt sich ein Bier nach der
Kontrolle der Küche seines Schafskopfkumpans dem Löffelmacher Ferdl. Während er
noch vor sich hin sinniert und sich mit Batman vergleicht, der ja ebenfalls zum
Wohle der Menschheit ermittelt, eben auch ohne Auftrag, fällt ein Hamburger
Tourist mit dem Gesicht zwischen Schweinebraten und Knödel. Wie sich bei
Überprüfung des Toten herausstellt, war er kein x-beliebiger Gast, sondern eine
Kiezgröße aus Hamburg, dessen Nasenscheidewand vom Kokain zerfressen war.
Strecken Hamburger Drogenbarone nun schon ihre Finger nach der niederbayrischen
Idylle aus, oder steckt da was ganz anderes dahinter? So heißt es ja, daß die Kräuter-Resl
ihren Neffen, den Löffelmacher Ferdl verflucht hat, nachdem dessen ältester
Bruder beim Sautrogrennen ertrunken ist und der jüngere Bruder Rudi angeblich
vom Ferdl verjagt wurde. Aber das ist doch schon ewig her. Neben diesen
Ermittlungen halten ihn noch immer seine Eltern mit ihren Wünschen und
Hoffnungen und diesmal auch mit einem neuen irrsinnigen Projekt in Atem. Ach
ja, und die Kriminalpolizei ist auch noch angerückt, da der Fall durch die
Kiezgröße dann wohl doch zu groß für die dörflichen Ordnungshüter ist. Zu dumm
daß der Kriminalkommissar ausgerechnet den Fellinger auf dem Kieker hat.
Auf diesen Fall freue ich mich, seitdem ich gelesen habe, daß Fellinger
nicht nur einmal seine Nase in Dinge steckt, die ihn offiziell nichts angehen,
denn sein erster Fall hat mir richtig Spaß gemacht. Ja, es ist ein
Niederbayernkrimi mit Spaßfaktor und Rästelgarantie, mehr als mit andauernder
Hochspannung, wobei man auch diesmal nicht auf wilde Verfolgungsjagden
verzichten muß. Während ich bei Band 1 noch laut lachen musste, habe ich mich
hier eher still über den Sprachwitz gefreut. Die Wortkombis wie
Kettensägenkiffer, gepaart mit den absurden Situationen, in denen sie dem
Fellinger durch sein Inspektorenhirn schießen, sind mir immer wieder im Laufe
des Tages in den Sinn gekommen und haben mich auf offener Straße grinsen
lassen. Ja, so schräg wie dieses Wort, so schräg sind auch die Situationen, in
die Fellinger als aufrechter und unerbittlicher Beamter und Junggeselle immer
wieder stolpert, oder seine Nase steckt. Dabei nimmt er so viele Spuren auf,
daß der Hörer vor lauter Hinweisen gar nicht mehr weiß, wer denn nun als Täter
in Frage kommt oder welches Motiv denn nun greift. Um den Rätselspaß zu
erhalten, weiß man nicht immer so viel wie der Berti Fellinger. Manchmal
entdeckt er etwas, was ihn ins Grübeln bringt, aber wen er da z.B. auf dem Foto
zu erkennen meint, das denkt er nicht laut, denn sicher ist er sich ja nicht
und so kann man fröhlich weiterraten und sich ebenso in Theorien verstricken,
wie der Fellinger oder die Herren von der Polizei. Wobei bei denen natürlich
klar ist, daß sie auf dem Holzweg sind!
Auch die privaten Irrungen und Wirrungen mit der Liebe und den Eltern kommt
diesmal wieder vor. Sie lässt den etwas eigenwilligen Inspektor menscheln und
auch wenn der Hörer ihn sich nicht in einem hautengen Superheldenkostüm
vorstellen mag, so sind doch dessen gedanklichen Vergleiche mit dem
niederbayrischen Gotham-City herrlich zu hören. Michael Schwarzmaier gelingt
dabei das Meisterstück urbayerisch zu klingen, obwohl er eigentlich Hochdeutsch
spricht und auch für jeden nördlich des Weißwurschtäquators gut verständlich
ist. Dabei ist aber auch seine stimmliche Bandbreite beachtlich und schafft
eine locker skurrile Stimmung, wenn es denn nicht gerade brenzlig wird. Dann
hält man bisweilen in der Bewegung inne, um andächtig zu lauschen, was denn nun
schon wieder passiert. Übrigens ist er seit Jahren als Sprecher der
erfolgreichen Krimihörbücher von Andreas Föhr bekannt. Bei der Gestaltung des Hörbuchs und der
Tonträger im Bierdeckel-Look, hat sich der Verlag echt was einfallen lassen,
sehr gelungen.
Autor Oliver Kern ist 1968 in Esslingen am Neckar geboren, wuchs aber im
bayrischen Wald auf. Inzwischen lebt er mit seiner Familie in der Gegend um
Stuttgart.
Also, es ist wohl nicht der spannendste Krimi diesseits und jenseits der
Alpen. Dennoch hat er mich gefesselt und ich habe zahlreiche Tätigkeiten
gesucht und gefunden, die sich prima mit dem Hören von Fellingers zweiten Fall
kombinieren lassen. Das ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, daß mich der
Fellinger in seinen Bann gezogen hat!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Random House Audio für diesen
Hausarbeitsversüßer.
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