Wildhexe (3) – Chimäras Rache, Lene Kaaberbol, Reihe Hanser
Der zweite Band endete mit einem dramatischen Kampf zwischen der jungen
(12), ungeschulten Wildhexe Clara und der verstoßenen mächtigen Chimära. Als
sie unterliegt, stößt Chimära nicht nur Verwünschungen aus, sondern schwört
Rache. Kaum danach gehen unerklärliche und beängstigende Dinge mit Clara von
sich. Nachts hat sie einen fürchterlichen Albtraum und sie wird am helllichten
Tag aus dem Hier und Jetzt in die wilde Welt gerissen, während ihr Körper wie
parallelisiert in ihrem Alltag zurück bleibt. Sie hat Visionen von einem toten
Fleck Erde, das begierig alles Leben in sich aufsaugt, und alle Tiere um diesen
Fleck herum sind in Gefahr. Von dieser Stelle geht ein wahnsinniger Hunger aus
und Clara schlüpft sowohl in den Geist der Gejagten, als auch des hungrigen
Jägers. Diese „Wildreisen“ kann sie nicht kontrollieren und als es ihr
unvermittelt in der Schule passiert ist dies nur weiterer Anlaß für Spott und
Hohn. Doch dann eskaliert die Situation, und ihr gemeinster Mitschüler kommt
durch eine dieser Wildreisen zu ernstem Schaden. Clara beschließt, daß sie sich
der Situation stellen muss, und sucht
Hilfe und Erklärungen bei ihrer Wildhexentante Isa. Sie muss herausfinden,
welche Kräfte von ihr Besitz nehmen möchten, wer dahinter steckt. Doch Kater
kann ihr diesmal nicht helfen, also begleitet sie die Wildhexenschülerin Kahla,
auf diese gefährliche Mission.
Schon gleich zu Beginn wird klar, dieser Band wird düsterer als die Bände
zuvor und auch noch spannender. Denn die unerklärlichen Kräfte ziehen an Clara
und drohen sie innerlich zu zerfressen, wenn sie nicht herausfinden, wer so
gierig von ihr Besitz ergreifen will und warum. Clara traut sich selbst nicht
mehr und bekommt vor sich selbst und ihrer innerlichen Gier echte Angst. Das
ist schon düster und gruselig, doch wer
Harry Potter verkraftet, kommt mit dieser sehr ähnlichen Düsternis gut klar.
Die Gefahren kommen näher und auch in ihre behagliche Welt zu Hause. Nicht
nur das Oskar wieder mal sehen muß, was er mit seiner Prahlerei über Claras
Künste angerichtet hat, und sich das Mobbing verstärkt, es kommt zu echten
Handgreiflichkeiten, die allerdings nicht für Clara mit Lebensgefahr enden,
sondern für den Angreifer. Das ist sehr
bedrohlich, aber sehr schön für Kinder, daß sich Clara dennoch um ihren
Peiniger sorgt und sich verantwortlich fühlt. Während sie versucht etwas über
seinen Zustand herauszufinden versucht, erfährt sie viel mehr über seine
Lebensumstände, als wohl irgendein anderes Kind aus der Schule über ihn weiß.
Dadurch wird er für sie menschlicher und realer und sie hat mehr Verständnis.
Ein Thema, daß zwar nicht neu ist, aber einfach nicht oft genug erwähnt werden
kann. Oft hilft es einfach mehr über sein Gegenüber zu wissen, um es zu
verstehen und um Spannungen abzubauen. So greifen die normale Welt und die
wilde Welt ineinander. Auch dort geht es darum, daß Clara mehr über die
Hintergründe ihres Angreifers, dieser unheimlichen unsichtbaren Macht erfährt,
um sie zu verstehen und sich gegen diese zu wehren und womöglich Erlösung zu
finden. Denn anders als Chimära ist Clara nicht von Hass oder Rachegefühlen
geprägt, selbst ihren Feinden bringt sie noch Verständnis entgegen und es
hilft. Sehr tröstliche Gedanken, in einer sehr spannenden und geheimnisvollen
Geschichte, in welcher man immer tiefer in die Zusammenhänge der wilden Welt
eindringt. Hierdurch wird der Düsternis die Spitze genommen, da das Vertrauen
darin immer stärker wächst, daß Clara schon das richtige tun wird, das Gute.
Sehr packend und mitreißend erzählt, haben wir gerne mit Clara um Kater
gebangt und sind ihr auf dem Suche nach den Hintergründen gefolgt. Dabei sind
die Beschreibungen wunderbar plastisch, so daß wir uns auch die
Fantasy-Elemente, die uns noch nicht aus anderen Geschichten bekannt sind, sehr
gut vorstellen können. Zudem hat das Buch eine angenehme Länge mit knapp 200
Seiten, ist das Taschenbuch leicht genug für jeden Rucksack und entmutigt auch
nicht Kinder die sich mit dem Lesen nicht so leicht tun. Dabei hilft auch die
angenehme Schriftgröße und der größere Zeilenabstand, die auch Kindern ab 10
das Lesen erleichtert. Eine Reihe, bei der man unbedingt dran bleiben will, um
zu erfahren, welche Aufgabe Clara denn nun als nächstes zu bewältigen hat und
wie sie sich weiter entwickelt. Wir können auch diesen Band bedingungslos
empfehlen, weisen jedoch daraufhin, daß wie bei Harry Potter jeder Band
düsterer und unheimlicher wird. Für besonders sensible Kinder ist es wohl
besser, mit ihren Eltern zu lesen und die Altersempfehlung zu beachten.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Reihe Hanser für dieses
Leseexemplar.
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