Leipziger Buchmesse 2019
Die Leipziger Buchmesse ist für uns ja immer ein besonderes Abenteuer, denn
es ist nicht gerade um die Ecke und so haben wir auf der Hinfahrt sogar schon
überlegt, ob die Pariser Buchmesse für uns nicht sogar näher wäre ;)
Aber die LBM ist ja so schön kuschelig und nicht so voll. Naja, kaum kamen
wir an, wurde Halle 1 (Mangas und Cosplayer) wegen Überfüllung gesperrt und als
wir merkten, daß die Lesung zu die !!! nicht in Halle 3 sondern in Halle 2
stattfand, war an Umkehren nicht mehr zu denken. Für den Kosmos Verlag ein
Glück, denn wir sind nun um ein paar Spiele und Bücher reicher.
Dafür war es im Congresszentrum, wo das Lovely Books Lesertreffen unter dem
Motto Fantasy stattfand, deutlich entspannter. Mit der Einladung für Mitglieder
des Leserportals LovelyBooks kamen die Besucher nicht nur nah an das
LovelyBooks Team heran, sondern auch an die eingeladenen Fantasy Größen: Laura
Kneidl (aktuell: „Die Krone der Dunkelheit“), Liza Grimm („Die Helden von
Midgas“), Lukas Hainer („Das weisse Herz“), Kai Meyer (aktuell „Die Krone der
Sterne: Maschinengötter“), Thema war natürlich Fantasy, wobei die Autoren die
Einteilung der Sub-Genres selbst nicht so ernst nehmen, denn wer würde sein
Buchkind schon selbst als Low-Fantasy bezeichnen. Besonders gut hat mir Kai
Meyer mit seiner distanziert ironischen Einstellung gefallen, man hat einfach
gemerkt, daß er schon lange dabei ist und seinen eigenen Weg für sich gefunden
hat. Und Laura Kneidl lässt sich ohnehin nicht gerne einem Genre zuordnen, ist
sie doch auch in mehren mega-erfolgreich. Von den Fotos her, hätte ich übrigens
keinen der Vier erkannt.
Von dort ging es gemeinsam mit Solveig aka Siraelia zu dem kleinen aber
feinen Stand des Südpol Verlages, wo wir nicht nur die Verlegerin, sondern auch
die Autorin Gerlis Zilgens trafen, die gerade in Signierlaune war. Gerade ist
ihr 3 und letzter Band der Reihe über die Wahrheit hinter legendären Märchen
erschienen. Nach dem Froschkönig und den Bremer Stadtmusikanten widmet sie sich
nun wieder mit Humor in „Romeo der Zaubertrommler“ dem Rattenfänger von Hameln.
Ein wirklich engagierter Verlag mit besonderen Kinderbüchern, der auch großen
Wert auf visuelle Lesbarkeit legt, frei nach dem Motto: lieber drucken wir
etwas größer, damit auch Kinder, die noch nicht die großen Leseratten sind, es
leichter haben, solche zu werden! Das finden wir toll!
Von dort kämpften wir uns zum Stand von Knaur-Droemer durch, wo die
Signierstunden von Sebastian Fitzek und ein Interview mit Markus Hertz die
Halle zu sprengen schienen, um die Autorinnen Antje Szillat und Frauke
Scheunemann inklusive Sohn Henry (Vorbild für die Henry Smart-Reihe,
Götter-Agenten-Abenteuer nicht nur für Jungs) zu treffen. Bei dem Gewusel
konnten wir das Foto leider nicht vor Antjes neuem romantischen Jugendbuch „Das
Herz am langen Zügel“ machen, aber es war sehr schön, daß sie sich die Zeit für
ein Treffen genommen haben. Beide haben aktuell wieder einige Projekte am
Laufen, sowohl gemeinsam „Bulli & Lina“
und „Paule & Sneakers“ als auch getrennt „Louisa: und täglich grüßt
das Chaos“ das erste Jugendbuch von Frauke Scheunemann.
Am Argon Stand trafen wir dann auf die Jungs von der Kinderpunkrock-Band
„Randale“, die garantiert nicht-weich-gespülte Musik mit Text mit Herz und ohne
Schmalz, dafür Themen die Kinder bewegen machen. Dass auch die Eltern gut
mithören und -singen können, ohne einen Zuckerschock zu bekommen, finde ich
prima. Ganz entspannt und locker, erholten sich die Jungs zwischen all den
Hörbuchverlagen von ihrem Messe-Konzert. Ihr Aufkleber „Never mind the
Blockflöte..“ kommt auf mein Auto.
Beim Treffen mit den Argon Lektorinnen Marie und Lena durften wir mit
einigen anderen Bloggern alle Fragen stellen die uns in den Sinn kamen. Ist
Euch mal aufgefallen, daß die Sprecher meistens aus der Stadt kommen, in der
der Verlag seinen Sitz hat? Es spart Produktionskosten, wenn man für die
Sprecher keine Übernachtungskosten übernehmen muss. Allerdings haben die
Verlage Studios in mehreren Städten in Deutschland. Da der Argon Verlag seinen
Sitz in Berlin hat, lassen es sich Lena und Marie auch nicht nehmen, dort die
örtlichen Theater zu besuchen, um sich unter den Schauspielern nach geeigneten
neuen Stimmen umzuhören. Dabei müssen sie immer potentielle Genres im
Hinterkopf haben, zu denen diese Stimme passen könnte. Nun gibt es einige
Stimmen, die so beliebt sind, daß sich ihre Fans gerne das Telefonbuch von
ihnen vorlesen lassen würden, oder andere hören prinzipiell noch Hörbücher von
ihren Lieblingssprechern, aber ehrlich, auch wenn ich Christian Brückner und
Mechthild Grossmann mag, aber zu Kinder- und Jugendhörbüchern würden ihre
Stimmen für meinen Geschmack nicht passen. Doch viel ist auch einfach ein
Klischee, das in unseren Köpfen steckt. So hörten wir auf der Rückfahrt „Wings
of Olympus: Die Pferde des Himmels“: man könnte es als Pferdehörbuch mit einer
jungen weiblichen Stimme vertonen, da die Hauptperson, das junge Findelkind
Pippa, für die Götter des Olymp bei dem alle 100 Jahre stattfindenden Wettflug
der geflügelten Pferde antreten soll, oder als Götter-Abenteuer mit DER
deutschen Stimme für Sagen- und Heldenepen Peter Kaempfe. Der Verlag hat sich
für letzteres entschieden. Sehr zur Begeisterung des mithörenden Mannes, der
nur so über die Wandlungsfähigkeit und Stimmgewalt des Sprechers staunte. Auch
die 3 Zuhörerinnen mußten zugeben, daß dies die richtige Wahl war, da so auch
männliche Hörer mitangesprochen werden und das Poltern der Götter bei einer
jungen weiblichen Stimme irgendwie nicht ganz so furchteinflößend geklungen hätte....
Wir bedanken und ganz herzlich bei Lena und Marie für all die tollen Einblicke
und für unser Fahrt-Hörbuch.
Die Klischee-Besetzung der Hörbuchverlage führte auch zur Gründung des
Rubikon-Verlages. Die Sprecher Mark Bremer und Uta Dänekamp wollten sie die von
ihnen einzulesenden Hörbücher nämlich selbst aussuchen. Uta Dänekamp wurde
immer und immer wieder für Pferde-Hörbücher gebucht. Sie hat zwar nicht
angefangen zu wiehern deswegen, aber tatsächlich ist im Programm des Verlags
kein einziges Pferdehörbuch zu finden. Ich habe mir daraufhin nochmal die von
ihr eingelesene „Duftapotheke“ von Anna Ruhe angehört und tatsächlich, ich
könnte mir ihre Stimme auch wirklich gut in einem Pferdehörbuch vorstellen.
Bislang hat der Verlag in seiner 5 jährigen Geschichte auf seine zwei
Stammsprecher vertraut und jetzt erstmals einen weiteren Sprecher
hinzugenommen. Da sie die Buchvorlagen ungekürzt einlesen, sind ihre Werke
ausschließlich MP3 Tonträger oder Downloads. Im Repertoire sind übrigens neben
Thrillern wie „White Maze“ von June Perry/Marion Meister auch Kinder- und
Jugendhörbücher.
Der Hörbuch- und Hörspielbereich auf der LBM ist übrigens so weitläufig,
daß wir unsere Kinder gar nicht mehr zurück zu den Büchern bekamen und die
Mutter immer wieder Fotoaufträge für den nächsten Hörbuchwunsch bekam.... Ach
ja, da waren ja auch noch die tollen neonfarbigen Speed Stacking Becher bei
Steinbach Sprechende Bücher, die unsere Jüngste gar nicht mehr aufhören wollte
zu stapeln.
Während ich Karneval immer die Devise ausgebe, wir sollen genug
Taschentücher für ein Jahr fangen (schaffen wir immer), scheinen meine Kinder
die Buchmesse als Jagdgebiet für Kugelschreiber erkannt zu haben, nach dem
Motto: Kugelschreiber für ein Jahr. Ich schätze, dieses Ziel könnten sie erfüllt
haben, im Gegensatz zu mir, ich habe nun nur einen neuen ;)
Sonntag waren wir nur noch relativ kurz auf der Messe, da die Fahrt doch
sehr lang ist. Aber wir haben am Familiensonntag die Schnitzeljagd der Verlage
Carlsen, Thienemann-Esslinger und Ars Edition mitgemacht, haben die kleine
Hummel Bommel dabei persönlich getroffen, ehe wir es dann doch tatsächlich noch
zu einer Lesung geschafft haben: Frauke Scheunemann und Antje Szillat lasen aus
ihrem neuesten „Bulli & Lina“ Band „Ein Pony springt ein“ und so konnten
wir der dramatischen Geburt von 12 (! Schock-Schwere-Not !) Hundewelpen beiwohnen, mit tierischen
Geburtshelfern. Es war übrigens eine szenische Lesung mit Pony namens Henry
(Scheunemann) statt Musik. Im Publikum lauschte denn auch Rüdiger Bertram,
frisch zurück von der Lesereise nach Dubai, der erst nachmittags im Anschluß an
Anja Janottas „Checkliste zum Verlieben“ aus „Finns fantastische Freunde“ las.
Aber zu dem Zeitpunkt machten wir schon wieder die Straßen unsicher.... Toll
war's in Leipzig, aber nun haben wir den Messe-Blues!
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