Freitag, 22. März 2019

Blackwood – Briefe an mich – Britta Sabbag, ungekürzt gelesen mit Musik von Milena Karas, Tom Linden und Julian Horeyseck, DAV Der Audio Verlag



Blackwood – Briefe an mich – Britta Sabbag, ungekürzt gelesen mit Musik von Milena Karas, Tom Linden und Julian Horeyseck, DAV Der Audio Verlag

Die 15 jährige Gesine ist alleine mit ihrer irischen Mutter in Wien aufgewachsen, bis diese eines Tages tödlich verunglückt. Gesine zieht völlig unvorbereitet in den kleinen irischen Ort Blackwood, zu ihrer bis dato unbekannten Tante Wanda. Hier ist sie für alle nur das Schnitzelmädchen, wie sie sogar im lokalen Klatsch und Tratsch-Radiosender genannt wird. Alle beäugen sie misstrauisch und sie tritt von einem Fettnapf in den nächsten. Sie fühlt sich so einsam und allein, in diesem Ort voller Mythen, Feen und wer-schon-was-für-Unerklärlichkeiten, daß sie beschließt zu türmen. Doch ihre Flucht wird von einem schönen Prinzen in einem schwarzen Geländewagen gestoppt, wie es ihr scheint. Arian Mary (16),  Sohn der irischen Butterdynastie, der sie sofort freundlich zurück zu ihrer Tante bringen lässt. Der Besuch der örtlichen Schule wird so zu ihrem Lichtblick, doch auch dort wartet nicht nur der strahlende Arian auf sie, sondern auch dessen wunderschöne Freundin Lilian, Erbin der Kristalldynastie sowie Klatschmaul und möchtegern Radiojournalist Sam und jede Menge weitere Fettnäpfe. Als ihr alles unerträglich erscheint, entdeckt sie das magische Geheimnis der Libellenschublade in dem antiken Schreibtisch in ihrem Zimmer. In ihm findet sie Briefe von ihrem eigenen zukünftigen Ich, das sie tröstet und Ratschläge erteilt. Wird sie nun auch verrückt, oder könnte das die Lösung all ihrer Probleme sein?

Eigentlich war Gesine in ihrer Wiener Welt zu beneiden, auch wenn sie sich dessen nicht so bewußt war. Sie hatte ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Mutter, war eine sehr gute Schülerin und fast noch bessere Ballerina! Sie sollte sogar die Hauptrolle in dem nächsten Stück ihrer Lehrerin tanzen, doch an Ballett ist auf den irischen Weiden am Meer nicht zu denken. Das Leben dort ist so anders, als sie es gewohnt ist, daß sie sich nicht nur mutterseelenallein fühlt, die neue Situation und die anderen Bräuche überfordern sie schlichtweg! Zum Glück gibt es Mimi, die stets gut gelaunte Küchenfee des Orts und Tante Wandas beste Freundin. Wenn Gesine völlig am Boden ist, baut Mimi sie mit Köstlichkeiten getränkt in guter Mary-Gold-Butter wieder auf. Sie hat stets ein offenes Ohr und weiß guten Rat: Wenn Du unglücklich bist, findest Du das Glück nicht an dem Ort, an dem es Dich verlassen hat. Sie soll Blackwood eine Chance geben und sie weiß wovon sie spricht. Denn auch Mimis Liebesleben ist nicht ganz einfach. Doch ihre herzliche Art, ist so anders als die ihrer scheinbar so unnahbaren Tante. Arian ist fest in den Händen der schönen Lillian und Gesine muss sich mit dem geschwätzigen Sam als bestem Freund begnügen. Ein wenig wie Mauerblümchen gepaart mit der armen Bauerstochter kommt es einem jedes Mal vor, wenn sie sich Mary-Manour nähert. Denn natürlich hält das Schicksal eine Aufgabe für sie bereit, eine die für Gesine gar nicht so einfach ist zu erfüllen, denn Arians Anwesenheit bringt sie ganz schön aus dem Konzept.

Man muss Gesine in ihrer gefühlten Einsamkeit und ihrem Talent für Pleiten, Pech und Pannen einfach mögen, ebenso geht es einem mit Sam, als Ältestem von einem ganzen Stall voller Kinder. Da er Gesines einziger Freund ist, bleibt ihr auch kein anderer Vertrauter und Verbündeter übrig, wobei.... Arian ist eigentlich zu perfekt um wahr zu sein, würde seine Familie nicht ein dunkles Geheimnis umgeben. Lillian ist nicht nur schön, sie ist auch die perfekte Schulbitch, sobald Arian nicht in der Nähe ist. Als hätte Gesine nicht schon genug zu ertragen! Über alldem schwebt die Magie Irlands mit ihren Bräuchen, Aberglauben und Regengüssen. Gesine ist nicht nur mit Antworten aus der Zukunft konfrontiert, sondern auch mit jeder Menge Regen, der es auf sie abgesehen zu haben scheint. So fühlt man mit ihr, wie mit Aschenputtel, auch wenn ihre Tante Wanda keine böse Stiefmutter ist und sie nicht als Dienstmädchen missbraucht. Dennoch hat dieser neue Jugendroman von Britta Sabbag etwas märchenhaftes, dass die irischen Nebel durchdringt. So schafft sie gekonnt die Gradwanderung zwischen High-School-Kitsch und zarter Romanze. Ja, einige Elemente kennt man aus zahlreichen Hollywood-Teenie-Filmen, aber eben nur Elemente. Hier wird nicht einfach nur gezickt und geprobt, bis der Prinz und sein Mauerblümchen zusammen finden. Es gilt die Geheimnisse Blackwoods zu verstehen, ohne den Verstand zu verlieren und sich von den Gerüchten nicht an der Nase herumführen zu lassen.

Milena Kasas ist eine mir bisher unbekannte Stimme gewesen. Umso schöner finde ich ihre Entdeckung als Ge. Sie klingt jung, bisweilen verzagt und unerfahren, doch sie gibt nicht auf. Auch als Mimi mag ich sie, wie sie entspannt immer wieder zitierenswerten Trost von sich gibt, oder als Lillian Giftpfeile verspritzt. Selbst in den Männerparts kommt sie unaufdringlich und überzeugend rüber. Moment? Männerparts? Ja, obwohl 3 Sprecher genannt sind, spricht hauptsächlich Milena Karas. Tom Linden übernimmt die Radio Einspielungen von Radio Blackwood, mit seinen Gerüchten und gar nicht immer netten Neuigkeiten, die Gesine das Leben mit seinen Boshaftigkeiten noch mal extra schwer machen. Lange ist er die wohltönend böse Stimme aus dem Off, der die Handlung mit Hintergrundinfos versieht und so der Geschichte eine neu Dimension gibt, bis der Sprecher selbst in Erscheinung tritt. Er ist wirklich toll besetzt, ebenso wie Julian Horeyseck, dessen Rolle aber eine Überraschung bleibt, auf die ich sehr lange gewartet habe, denn das Ende ist das Sahnebonbon.

Mit dem Libellendesign, den keltischen Ranken und den Fotos von mystischem Dickicht ist das Klappcover mit einigen Zitaten aus dem Buch wunderbar gestaltet.

Eine jugendliche, märchenhafte Liebesgeschichte aus dem Land der Feen, Elfe und grünen Schafweiden, die mich gefesselt und um meinen Schlaf gebracht hat.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Audio-Verlag für 12 h 20 min ungekürztes Hörvergnügen.

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