Blackwood – Briefe an mich – Britta Sabbag, ungekürzt gelesen mit Musik von
Milena Karas, Tom Linden und Julian Horeyseck, DAV Der Audio Verlag
Die 15 jährige Gesine ist alleine mit ihrer irischen Mutter in Wien
aufgewachsen, bis diese eines Tages tödlich verunglückt. Gesine zieht völlig
unvorbereitet in den kleinen irischen Ort Blackwood, zu ihrer bis dato
unbekannten Tante Wanda. Hier ist sie für alle nur das Schnitzelmädchen, wie
sie sogar im lokalen Klatsch und Tratsch-Radiosender genannt wird. Alle beäugen
sie misstrauisch und sie tritt von einem Fettnapf in den nächsten. Sie fühlt
sich so einsam und allein, in diesem Ort voller Mythen, Feen und
wer-schon-was-für-Unerklärlichkeiten, daß sie beschließt zu türmen. Doch ihre
Flucht wird von einem schönen Prinzen in einem schwarzen Geländewagen gestoppt,
wie es ihr scheint. Arian Mary (16),
Sohn der irischen Butterdynastie, der sie sofort freundlich zurück zu
ihrer Tante bringen lässt. Der Besuch der örtlichen Schule wird so zu ihrem
Lichtblick, doch auch dort wartet nicht nur der strahlende Arian auf sie,
sondern auch dessen wunderschöne Freundin Lilian, Erbin der Kristalldynastie
sowie Klatschmaul und möchtegern Radiojournalist Sam und jede Menge weitere
Fettnäpfe. Als ihr alles unerträglich erscheint, entdeckt sie das magische
Geheimnis der Libellenschublade in dem antiken Schreibtisch in ihrem Zimmer. In
ihm findet sie Briefe von ihrem eigenen zukünftigen Ich, das sie tröstet und
Ratschläge erteilt. Wird sie nun auch verrückt, oder könnte das die Lösung all
ihrer Probleme sein?
Eigentlich war Gesine in ihrer Wiener Welt zu beneiden, auch wenn sie sich
dessen nicht so bewußt war. Sie hatte ein sehr enges Verhältnis zu ihrer
Mutter, war eine sehr gute Schülerin und fast noch bessere Ballerina! Sie
sollte sogar die Hauptrolle in dem nächsten Stück ihrer Lehrerin tanzen, doch
an Ballett ist auf den irischen Weiden am Meer nicht zu denken. Das Leben dort
ist so anders, als sie es gewohnt ist, daß sie sich nicht nur
mutterseelenallein fühlt, die neue Situation und die anderen Bräuche
überfordern sie schlichtweg! Zum Glück gibt es Mimi, die stets gut gelaunte
Küchenfee des Orts und Tante Wandas beste Freundin. Wenn Gesine völlig am Boden
ist, baut Mimi sie mit Köstlichkeiten getränkt in guter Mary-Gold-Butter wieder
auf. Sie hat stets ein offenes Ohr und weiß guten Rat: Wenn Du unglücklich
bist, findest Du das Glück nicht an dem Ort, an dem es Dich verlassen hat. Sie
soll Blackwood eine Chance geben und sie weiß wovon sie spricht. Denn auch
Mimis Liebesleben ist nicht ganz einfach. Doch ihre herzliche Art, ist so
anders als die ihrer scheinbar so unnahbaren Tante. Arian ist fest in den
Händen der schönen Lillian und Gesine muss sich mit dem geschwätzigen Sam als
bestem Freund begnügen. Ein wenig wie Mauerblümchen gepaart mit der armen
Bauerstochter kommt es einem jedes Mal vor, wenn sie sich Mary-Manour nähert.
Denn natürlich hält das Schicksal eine Aufgabe für sie bereit, eine die für
Gesine gar nicht so einfach ist zu erfüllen, denn Arians Anwesenheit bringt sie
ganz schön aus dem Konzept.
Man muss Gesine in ihrer gefühlten Einsamkeit und ihrem Talent für Pleiten,
Pech und Pannen einfach mögen, ebenso geht es einem mit Sam, als Ältestem von
einem ganzen Stall voller Kinder. Da er Gesines einziger Freund ist, bleibt ihr
auch kein anderer Vertrauter und Verbündeter übrig, wobei.... Arian ist
eigentlich zu perfekt um wahr zu sein, würde seine Familie nicht ein dunkles
Geheimnis umgeben. Lillian ist nicht nur schön, sie ist auch die perfekte
Schulbitch, sobald Arian nicht in der Nähe ist. Als hätte Gesine nicht schon
genug zu ertragen! Über alldem schwebt die Magie Irlands mit ihren Bräuchen,
Aberglauben und Regengüssen. Gesine ist nicht nur mit Antworten aus der Zukunft
konfrontiert, sondern auch mit jeder Menge Regen, der es auf sie abgesehen zu
haben scheint. So fühlt man mit ihr, wie mit Aschenputtel, auch wenn ihre Tante
Wanda keine böse Stiefmutter ist und sie nicht als Dienstmädchen missbraucht.
Dennoch hat dieser neue Jugendroman von Britta Sabbag etwas märchenhaftes, dass
die irischen Nebel durchdringt. So schafft sie gekonnt die Gradwanderung
zwischen High-School-Kitsch und zarter Romanze. Ja, einige Elemente kennt man
aus zahlreichen Hollywood-Teenie-Filmen, aber eben nur Elemente. Hier wird
nicht einfach nur gezickt und geprobt, bis der Prinz und sein Mauerblümchen
zusammen finden. Es gilt die Geheimnisse Blackwoods zu verstehen, ohne den
Verstand zu verlieren und sich von den Gerüchten nicht an der Nase herumführen
zu lassen.
Milena Kasas ist eine mir bisher unbekannte Stimme gewesen. Umso schöner
finde ich ihre Entdeckung als Ge. Sie klingt jung, bisweilen verzagt und
unerfahren, doch sie gibt nicht auf. Auch als Mimi mag ich sie, wie sie
entspannt immer wieder zitierenswerten Trost von sich gibt, oder als Lillian
Giftpfeile verspritzt. Selbst in den Männerparts kommt sie unaufdringlich und
überzeugend rüber. Moment? Männerparts? Ja, obwohl 3 Sprecher genannt sind,
spricht hauptsächlich Milena Karas. Tom Linden übernimmt die Radio
Einspielungen von Radio Blackwood, mit seinen Gerüchten und gar nicht immer
netten Neuigkeiten, die Gesine das Leben mit seinen Boshaftigkeiten noch mal
extra schwer machen. Lange ist er die wohltönend böse Stimme aus dem Off, der
die Handlung mit Hintergrundinfos versieht und so der Geschichte eine neu
Dimension gibt, bis der Sprecher selbst in Erscheinung tritt. Er ist wirklich
toll besetzt, ebenso wie Julian Horeyseck, dessen Rolle aber eine Überraschung
bleibt, auf die ich sehr lange gewartet habe, denn das Ende ist das Sahnebonbon.
Mit dem Libellendesign, den keltischen Ranken und den Fotos von mystischem
Dickicht ist das Klappcover mit einigen Zitaten aus dem Buch wunderbar
gestaltet.
Eine jugendliche, märchenhafte Liebesgeschichte aus dem Land der Feen, Elfe
und grünen Schafweiden, die mich gefesselt und um meinen Schlaf gebracht hat.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Audio-Verlag für 12 h 20 min
ungekürztes Hörvergnügen.
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