Wings of Olympus (1) – Die Pferde des Himmels, Kallie George, Peter Kaempfe
liest ungekürzt mit Musik, Argon Verlag
Hippolyta, genannt Pippa, ist ein Findelkind, dessen Körbchen einst neben
einer Quelle gefunden wurde. Sie besaß nichts, bis auf eine goldene Münze mit
einem geflügelten Pferd darauf. Als sie aufwächst, stellt sich ihre besondere
Gabe im Umgang mit Tieren im Allgemeinen und Pferden im Besonderen heraus. Sie verdient
sich ihren Lebensunterhalt in einem prächtigen Stall in Athen. Als der
jähzornige Stallmeister sie vom Hof jagt, schläft sie erschöpft unter einem
Rosenbusch ein und erwacht in den Stallungen der Götter!
Um sich die Zeit zu vertreiben veranstalten die Götter alle 100 Jahre ein
Rennen mit ihren geflügelten Rossen. Es wird gewettet und Ränke geschmiedet.
Jeder Gott sucht sich einen Reiter und ein Tier aus und natürlich versuchen sie
alles, um ihren Schützling zum Sieg zu verhelfen. Wer gewinnt, wird als
Halbgott unsterblich und darf für immer im Olymp bleiben. Pippa erhält ein
geflügeltes Pony namens Zephyr, das ihr schon so bald so sehr ans Herz wächst,
dass sie alles unternimmt, um das Rennen zu gewinnen.
Anfangs war ich etwas besorgt, daß eine Geschichte, die sich ja eigentlich
nur um ein Pferderennen dreht, bei zwei Familienmitgliedern nicht gut ankäme,
aber die Sorge war unberechtigt, denn es ist nicht einfach ein geflügeltes
Pferderennen. Im Rahmen der Geschichte lernt man nicht nur alle Götter des
Olymps und ihre Reiter und ihre geflügelten Pferde kennen, man erhält auch
wunderbar Einblick in das antike Familienleben, die Unterschiede zwischen Arm
und Reich, die Schicksalsgöttinnen, Halbgötter, wie man zu solchen wird, wie
die Sternbilder an den Himmel gelangten (nach griechischer Mythologie) und
einfach in das antike griechische Weltbild. Kallie George versteht es geschickt
diese Elemente miteinander zu verbinden.
Meine Älteste liebt Sagen und Götter, aber sie mag nicht unbedingt Peter
Kaempfe und schon gar keine Geschichten mit Pferden. Wir 4 haben dieses Hörbuch
gemeinsam im Auto auf der Rückfahrt von der Leipziger Buchmesse gehört, leider
war die Strecke dann doch nicht lang genug und es war klar, Eltern und Kinder
wollten nun unbedingt wissen wie es weiter geht. Anfangs murrte meine Älteste
noch, daß sie sich eine junge weibliche Sprecherin für Pippa vorgestellt hätte
und ich gab ihr insgeheim recht. Aber wieso erwarten wir bei Geschichten mit
Pferden und Mädchen immer junge weibliche Stimmen? Peter Kaempfe ist in
Deutschland DIE Stimme für Helden- und Göttersagen. Für die donnernden Götter
und mächtigen Stallmeister hat er definitiv die nötige polternde Power. Mein
Mann meinte: der Sprecher ist aber toll, der ist ja richtig wandlungsfähig und unglaublich
ausdrucksstark. Da musste ich ihm recht geben, denn auch die Moiren und die
weiblichen Rollen spricht er wirklich überzeugend. Wir waren alle vier absolut
überzeugt von der Wahl des Sprechers. Der Sprecher hat aber noch einen weiteren
Vorteil: Jungs mögen Göttersagen, aber Pferde und eine weibliche Hauptperson?
Durch die tiefe männliche Stimme, schafft Peter Kaempfe es auch Jungen zu
fesseln und zu vergessen, daß es eigentlich eine Geschichte aus Mädchensicht
ist. Aber so ganz stimmt es ja nicht. Die zwei Mädchen unter den Rennreitern
sind die absolute Minderheit und so spielen eigentlich mehr Jungs als Mädchen
mit. Beide Lager haben so ihre Vorurteile einander gegenüber, wie eben auch
heute noch bei der Zielgruppe ab 10 Jahren.
Die Namen der Götter, ihrer Reiter und ihrer geflügelten Pferde sind nicht
ganz so einfach, aber das macht nichts, die stehen im Booklet und können daher
beim Hören immer wieder nachgeschlagen werden. Das war extrem hilfreich, denn
Gott und Reiter passen irgendwie zusammen, aber wer gehörte noch mal zu wem? So
gibt es dank des Booklets kein Vertun. Dort steht übrigens auch die Geschichte
des ersten geflügelten Pferdes Pegasus zusammen gefasst.
Den Eindruck einer griechischen Sage verstärkt Kallie George, die auch in
ihrer Heimat Vancouver Kanada kreatives Schrieben lehrt, indem sie wie in
griechischen Tragödien die Geschichte mit einem Prolog in Form einer Wette
unter Göttern beginnt. Der Kreis schließt sich dann, wie eine Rahmenhandlung im
Epilog. Auch wenn ich es derzeit ziemlich nervig finde, daß fast jeder Krimi
mit einem Prolog beginnt, finde ich es hier absolut passend und angebracht. Ich
empfinde es wirklich als tollen dramaturgischen Kunstgriff der Autorin, der mit
dafür sorgt, daß diese Geschichte viel mehr ist, als „nur ein Pferderennen“ und
Jungen und Mädchen gleichermaßen fesseln kann, Mütter und Väter inklusive.
Anders als in der griechischen Tragödie fällt dieser Epilog für die Zielgruppe
ab 10 Jahren absolut zufriedenstellend aus! Sowohl unsere Sagenfan-Tochter als
auch die Pferdefan-Tochter waren gebannt.
Da die Götter nicht immer nett sind, ist die Altersempfehlung ab 10 Jahren
absolut angemessen, es ist ja auch eine wirklich komplexe Handlung. Absolut
überzeugend und empfehlenswert.
Wir bedanken uns alle vier für diese packende Unterhaltung auf der langen
Autofahrt beim Argon Verlag!
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