Fjelle und Emil – Monstermäßig
beste Freunde (1), Anne Scheller, Ill. Nina Dulleck, Baumhaus Verlag
Der 10 jährige Emil ist ein
glückliches Kind. Er lebt im beschaulichen Flusenbek, wo seine Eltern eine
Bäckerei haben und trifft jeden Morgen auf dem Weg zur Schule seinen moosgrünen
Freund Fjelle. Doch der ist kein gewöhnlicher Freund, nein Fjelle ist ein
freundliches, hilfsbereites Monster. Es hilft den Kindern die Schulranzen zu tragen,
lässt sie an seinen Armen schaukeln, spielt mit ihnen Verstecken, hat eine
wunderschöne Schrift und kann prima Rechnen. Wenn Fjelle sich freut, ist er
SUPERfroh, wenn er sich ärgert, wird er SUPERwütend. Alles ist bei im etwas
größer und stärker, aber so ist er halt und so kennen ihn alle. Gar kein
Problem denken sie, bis ein neuer Direktor an die Grundschule kommt und der
scheint Monster zu hassen, ganz ohne ersichtlichen Grund. Direktor Unterberg
schikaniert Fjelle und setzt alles daran, die Bevölkerung des Ortes gegen ihn
aufzubringen, um Monster in dem kleinen Örtchen zu verbieten.
Schon das Cover sieht freundlich
und fröhlich aus, mit bunten Farben und lachenden Gesichtern. So beginnt die
Geschichte ja auch, denn Emil und seine Klassenkameraden haben eine wunderbare
Kindheit. Fjelle ist zwar etwas anders, da bei ihm die Gefühle immer stärker
sind, aber was solls, so ist er halt. Bis der Direktor kommt und auf die
Andersartigkeit aufmerksam macht. Wunderbar wird Kindern am Beispiel von Fjelle
klar gemacht, wie schnell jemand, völlig zu Unrecht ins Abseits gedrängt wird.
Dafür bedarf es gar nicht viel, es muß nur einer stark genug polarisieren. Für
den Betreffenden ist das ganz furchtbar, er leidet sehr unter dieser
Ungerechtigkeit. Meine Tochter war so empört, daß sie sich immer wieder Tränen
wegwischen musste, weil sie es so gemein und ungerecht fand, was Fjelle und
Emil dort wiederfahren ist. Egal was Fjelle und seine Freunde sagten oder
taten, der Direktor wischte es als nebensächlich beiseite oder schnitt ihnen
das Wort ab… So funktioniert Mobbing und soziale Ächtung – früher und heute,
solange bis keiner mehr mitmacht. Doch solche Strömungen sind ganz schön
verführerisch, bis einer sich gegen den Strom stellt und diesen umlenkt. Dafür
muss man ganz schön mutig sein, aber es gibt Dinge für die es sich zu kämpfen
lohnt. So kommt es, dass diese Freundschaftsgeschichte sehr SUPERemotional ist.
Anfangs sehr lustig, dann sehr traurig und am Ende richtig spannend.
Unterstrichen wird es von den
freundlich fröhlichen Bildern der beliebten Illustratorin Nina Dulleck. Diese
vermitteln leicht den Eindruck, daß es sich um eine Geschichte für jüngere
Kinder handelt, aber dafür ist die Thematik zu ernst und zu komplex. Die
liebevollen Bilder lassen die Leser aber ahnen, daß es ja als freundliches
Buch, am Ende doch noch gut ausgehen wird und mildern so etwas die Traurigkeit
ab.
Da Anne Scheller das Thema aber
sehr kindgerecht entwickelt kann man es durchaus auch schon ab der Vorschule
vorlesen. Sprachlich ist es zum Vorlesen auch wirklich gut geeignet, allerdings
sind die Illustrationen in schwarz-weiß und nicht auf jeder Seite. Daran
erkennt man dann doch, daß es Buch für Kinder ab 8 Jahren, also für junge Leser
ist. Die Kapitel habe eine überschaubare Länge, die durch die Illustrationen
aufgelockert wird. Die Schrift ist schon nicht mehr in Fibelschrift, aber noch
relativ groß und mit lockerem Zeilenabstand, so daß man im Lesefluss nicht so
leicht in der Zeile verrutscht.
Ein Kinderbuch, daß uns mit
seinem Tiefgang positiv überrascht hat. Wir haben eine „einfache“ fröhliche
Freundschaftsgeschichte erwartet, aber es steckte deutlich mehr dahinter. Es
ist ein Weckruf: „Steht auf, wenn ihr Freunde seid und steht für einander
ein!“. Wunderbar, solche monsterstarken Vorbilder kann man in der heutigen Zeit
sehr gut gebrauchen!
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