Der magische achte Tag (1) verborgene Kräfte, Marliese Arold, Edel Kids
Books
Die 13 jährige Laura lebt einige Jahre in der Zukunft, von uns aus gesehen.
Ihre Eltern sind geschieden und die Wochenenden in der alten Villa ihres
kreativen Vaters, eines Möbelrestaurateuers, umgeben von Büchern und alten
Möbeln, genießt sie sehr. Es ist so anders, als bei ihrer erfolgreichen,
technikliebenden Mutter und ihrem hyperaktiven kleinen Bruder Elias, in deren
moderner Wohnung mit Haushaltsroboter Amy. An einem Wochenende findet sie im
Geheimfach des Sekretärs in der alten Villa eine alte Taschenuhr mit
Kalendarium. In dieser Uhr befindet sich eine geheimnisvolle Gravur und ein
gereimter Brief, der davor warnt, das Geheimnis des 8. Tages zu verraten. Laura
ist verwirrt und versteckt die Uhr. In dieser Nacht um Mitternacht wird sie mit
ihrem Kater Samson und der Taschenuhr in die magische Welt des 8. Tages
transferiert. Sie gelangt über einen verwunschen See in ein Internat, in dem
stets 4 Mädchen bzw. Jungs pro Zimmer untergebracht sind, in den 8. des Schlosses der Ewigkeit und je 8 Schüler
gemeinsam unterrichtet werden. Der Unterricht soll helfen ihre besonderen Gaben
zu erkennen und zu fördern. Ihre Zimmergenossinnen können z.B. schweben oder
das Wetter beeinflussen. Nur Merle und Laura scheinen keinerlei offensichtliche
Begabung zu haben, aber das kann ja eigentlich nicht sein. Oder wollen sie sie
nicht wahrhaben?
Der Einstieg in diese etwas andere Welt, in dieser gar nicht allzu fernen
Zukunft gelingt sehr gut. Man kann Laura gut verstehen, daß sie sich in der
altmodischen, warmen Villa ihres Vaters wohler fühlt, als in der sterilen,
hypermodernen Wohnung ihrer Mutter. Dank des technischen Schnickschnacks ihrer
Mutter, die Lauras Handy- und Internetempfang stört, ist Laura ziemlich
isoliert und hat selbst in der Schule nur noch eine Freundin. Zu Hause leidet
sie dann unter den Launen und Ausbrüchen ihres Bruders, bei dem die Mutter
alles mit seiner „Krankheit“ entschuldigt und für den die Mutter alles macht.
Sofort steht man ob dieser Ungerechtigkeit auf Lauras Seite und nimmt Position
gegen ihren Bruder Elias ein. Doch Marliese Arold lässt ihren Figuren Raum für
Entwicklung, sowohl in dieser Welt, als auch in der des 8. Tages. So ist nichts
wie es scheint und so gibt es eine Menge zu staunen, aber auch Wendungen, mit
denen man nicht rechnet. Die Welt ist magisch und dennoch neu. Ich hatte beim
Lesen nie das Gefühl, die Elemente schon einmal irgendwo gelesen zu haben. So
kann man ganz in Lauras Geschichte versinken und mit ihr, ihre neue Schule mit
ihren merkwürdigen Regeln und Eigenheiten erkunden. Die Mädchen in ihrem neuen
Zimmer sind erst einmal skeptisch abwartend und nicht sofort, die besten
Freundinnen. Es wird sich beäugt und beschnuppert und viel bleibt einfach zu
beobachten, wie es sich weiter entwickeln wird. Denn dass es sich entwickeln
wird, das zeichnet sich bereits ab. Laura belauscht Gesprächsfragmente, die sie
verwirren und mehr Fragen aufwerfen, als sie zu beantworten.
Interessanterweise, werden einige Entwicklungen, die in der Welt des 8. Tages
ablaufen, in die „normale“ Welt mit hinüber genommen. Gegen Ende dieses ersten
Bandes hat sich der Plot so weit verdichtet, daß klar ist, dass große
Veränderungen und Bedrohungen anstehen. Ich bin total gespannt, wie es
weitergeht, mit Band 2 „Dunkles Geheimnis“ und etwas traurig, daß der 3. Band
erst im Mai 2019 erscheint. Marliese Arold gelingt es geschickt mit ihrem
unaufdringlichen, aber lebendigen Schreibstil den Leser in der Welt des
Achttags einzufangen.
Das Cover finde ich wunderschön. Ein sattes Rot mit einem leichte Stich ins
Pinkige und einem changierenden Metallic-Druck des Schmetterlings und des
Haupttitels. Aber auch die Blumenranken und der Farbdruck sind nicht einfach
nur matt, sondern schimmern ein wenig. Die Aufmachung ist eindeutig auf eine
weibliche Leserschaft ausgerichtet. Mir gefällt es ausgesprochen gut,
allerdings ist die Geschichte durchaus auch jungstauglich (das haben zumindest
die jungen männlichen Mitleser versichert), diese schreckt das Cover allerdings
eindeutig ab.
Die Schrift hat eine sehr angenehme Größe und auch der Zeilenabstand
vereinfacht es einem, durch die Seiten zu fliegen. Das betone ich extra, da
meine Töchter Bücher mit kleiner Schrift erst gar nicht anfangen, es ist ihnen
einfach zu mühsam. Dieses Druckbild ist sehr entspannend auch für Fehlsichtige
und Lesemuffel.
Ein sehr verheißungsvoller Reihenauftakt mit sehr unterschiedlichen
Persönlichkeiten, die in einer fremden Welt als Schicksalsgemeinschaft
aufeinander treffen. Es bleibt spannend, ob sie zu einer eingeschworenen
Gemeinschaft zusammenwachsen können, die den bevorstehenden Gefahren und
Herausforderungen gewachsen sind.
Für mich war es definitiv ein echter Lesegenuss und das Lesehighlight des
Monats Februar.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Edel Kids Books für die Leserunde.
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