Jungs sind Idioten. Mädchen auch. Yvonne Struck, Illus.
Carolin Dendorfer, Boje Verlag
Finn (16) Sohn einer alleinerziehenden Biolehrerin, ist mal
wieder wegen Ruhestörung aus der Klasse geflogen und langweilt sich auf dem
Schulflur. Während er so über die dummen Sprüche seines Freundes Niklas
gegenüber den Mädels aus der 9. nachdenkt, blickt er auf und in die blauen
Augen von Lara (15) aus eben dieser 9. Klasse. Um beide ist es geschehen und so
hilft Finn ihr, die Karte von 1998 aus dem Kartenraum in Keller zu holen. Beide
sind total unsicher und wissen nicht genau, wie sie sich verhalten und was sie
sagen sollen. Doch jeder von beiden findet den anderen umwerfend, sie sind hin
und weg. Das merken auch ihre Freunde. Während seine Jungs dumme Sprüche machen,
kichern sich ihre Freundinnen weg, oder geben Flirttipps von der
Lieblingsbloggerin. Dabei wollen sie das beide nicht hören, denn sie wollen nur
eins. Doch wie soll das klappen, wenn man so schüchtern, unsicher und
unerfahren ist?
Ein total klasse Buch über die erste Liebe! Dieser Roman ist
in Gedankenfetzenform geschrieben. Mit Tag und Zeitangabe blickt man Lara und
Finn in die Köpfe und liest ihre Gedanken. Und die sind manchmal ganz schön
kurz oder ganz schön leer, je nachdem wie es um sie gerade steht. In ihnen tobt
ein Gefühls- und Hormonchaos, doch sie wollen so gerne zueinander finden, aber
wie? Carolin Dendorfer hat dieses Gedankenpotpourri mit kleinen Zeichnungen,
wie aus Schulheften garniert, die wirklich toll zu dem jeweiligen Gedankenthema
passen. Manchmal denken die Zwei natürlich auch mal länger am Stück und es ist
nicht immer sehr charmant den Eltern oder Lehrern gegenüber, die natürlich
überhaupt keine Ahnung haben, wie peinlich oder störend sie gerade sind!
Die Gedankenfetzen wirken auf mich unglaublich authentisch
und dieses hin- und herswitchen zwischen ihren Köpfen und Perspektiven ist
toll. Man leidet umso mehr mit ihnen und durchlebt ihre Höhen und Tiefen, weil
man als Leser ja immer weiß, was gerade im Kopf des anderen vorgeht. Diese
erste Liebe ist so jung, so aufregend, so neu, so alles in den Hintergrund
stellend – und dann kommen diese blöden Eltern (die in dieser Situation ebenso
unsicher und überfordert sind, wie ihre Kinder) und fangen mit Verhütung an und
anderen peinlichen Dingen, dabei wollen sie nur den Augenblick und ihr Glück
genießen. Durch die Eltern und ihre Ängste und Unsicherheiten, aber auch die
Fragen der Freunde, wird ganz toll das Thema erste Liebe erster Sex
angesprochen, ohne Wertung, aber viel irritiertes Nachdenken und Anregung für
die Leser, was ich toll finde. Hier wird kein Druck aufgebaut, im Gegenteil,
denn es stellt sich heraus, daß alle Freunde, männlich und weiblich, eigentlich
auch keine Ahnung haben und unerfahren sind. Das macht sie ja so furchtbar neugierig!
Lara und Finn finden sich unheimlich toll, dabei kennen sie
sich gar nicht und wissen nichts voneinander, aber sie werden magisch angezogen
und es sich ein Abenteuer, sich zwischen all den Küssen auch kennen zu lernen.
Da sind Missverständnisse vorprogrammiert.
Die Geschichte von Lara und Finn umspannt nur einen sehr
kurzen Zeitraum und endet wunderschön, aber offen. Klar, sie sind 16 und 15,
wer weiß was das Leben für sie bringt. Da zählt der Augenblick und der ist
wunderbar.
Yvonne Struck trifft den Ton der atemlosen Gedanken
wunderbar. Sie öffnet die Tür in die unmittelbare Gedankenwelt verliebter
Teenager und auf Wolke 7 und den Absturz in die Hölle, wenn… ja wann
eigentlich? Eigentlich kann es jederzeit passieren und das macht es so unglaublich
spannend, auch wenn gar nicht so viel passieren kann in den wenigen Tagen. Na
ja, bis auf…. Unglaublich fesselnd und unmittelbar geschrieben. Ich habe es
geliebt und weiß nun: Tja, mit dem 1. Freund wird dann auch mal wieder das
Zimmer aufgeräumt, es hat auch gute Seiten 😉
Ein Buch voller emotionaler Momente, in denen man mit den
jugendlichen Helden fliegt und auch aus höchster Höhe abstürzt, man sich mit
ihnen schämt, das Blut in den Kopf steigt. Es lässt einen nicht kalt und man
fliegt durch die Zeilen. Ein Buch so rasant wie die Gedanken durch den Kopf
schwirren. Wunderbar!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Yvonne Struck, daß ich
ihr Buch im Rahmen einer Leserunde lesen durfte.
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