Dienstag, 12. Februar 2019

KamiKATZE – ein tierisches Krimi-Hörspiel, Kerstin Fielstedde, emons Verlag



KamiKATZE – ein tierisches Krimi-Hörspiel, Kerstin Fielstedde, emons Verlag

Katzenagentin Indy wird mitten in Berlin entführt. Das motiviert dann auch ihren Bruder Ian seine gemütlichen Stubentigerwände zu verlassen. Leider hat er sich in der letzten Zeit etwas gehen lassen, er ist bei weitem nicht so durchtrainiert wie Indy, doch dafür hat er nun ein Spezialistenteam auf die Pfoten gestellt. Zu seinem iCats-Team gehören: der norwegische Waldkater Maxim, ein heimlicher Bewunderer von Indy), Schoßhund Honeyball, Spatz Kilo Foxtrott, der halbe Regenwurm Dreipunkteins und die Sprengstoffexpertenratte Xplode. Die Witterung, die sie aufnehmen führt sie in die Abgründe der Stadt, denn Maulwurf Professor Sumo hat hier seine zwielichtigen Gefolgsleute um sich herum versammelt. Die Befreiung von Indy gestaltet sich viel schwieriger, als gedacht.

Klingt ja ganz süß und anfangs dachte ich noch, daß ich es ja mal mit der ganzen Familie im Auto hören könnte, aber von dieser Idee bin ich dann relativ schnell wieder abgekommen. Lizenz zum Schnurren hin oder her, hier geht es ganz schön zur Sache. Auch wenn es eine tierische Agentenparodie ist, geht es um organisierte Kriminalität, Bestechung und Drogenküchen. Keine Kinderthemen finde ich. Daher fängt es witzig und schnurrend an, doch schon bald spitzt sich der Plot zu recht aktuellen und drängenden Themen zu. Diese sind so ungemütlich und teilweise abstoßend, dass ich entschied, daß dieser Krimi wohl eher ein Thriller ist und doch mehr für Autofahrten, als als Gute-Nacht-Geschichte geeignet ist. Dabei verliert sich die Geschichte für meinen Geschmack ein wenig in der Vielzahl der Verbrechen. Durch die Masse an Verbrechen fehlt das spezielle Augenmerk. Es beginnt mit  Korruption innerhalb der Behörden, der Vergabe von Ämtern und Grundstücken, was im Laufe der Zeit ziemlich aus dem Focus gerät und erst am Ende wieder recht am Rande erwähnt wird. Im spannendsten Mittelteil stehen dann illegale Tierversuche auch und mit der Drogenküche, aber nicht nur. Auch hier finde ich, daß die Vielzahl der ekelhaften Tierversuche ein wenig den Fokus nimmt und sich verfranst.

Die Namen der Super-Agenten sind sehr gewöhnungsbedürftig und die ihrer Widersacher nicht weniger. Da hilft es sehr, daß dem Hörspiel ein Booklet beiliegt, daß alle Tiere mit Bild und Namen zeigt. Einige Tiere werden von demselben Sprecher gesprochen, dabei weiß man jedoch immer genau, wer gerade spricht, da das Hörspiel den ungekürzten Buchtext verwendet. So bestehen durch die Namensnennungen keine Unsicherheiten, wer gerade handelt oder spricht. Ein weiteres übliches Problem, das ich mit Hörspielen oft habe, daß ich vor lauter Kürzung den Faden der Geschichte verliere (nein, ich bin oft ein großer Fan von Kürzungen bei Hörbüchern, da einige Bücher durchaus eine gewisse Straffung vertragen können, bei Hörspielen wird für meinen Geschmack aber oft bis zur Verwirrungsgrenze übertrieben), ist hier kein Problem, trotz der zwei Handlungsebenen. Die Geschichte wird aus der Sicht der verschwundenen Indy und ihrem Neuzuwachs Schneuzi geschildert, sowie aus der ihres Suchtrupps, die immer wieder auf Hindernisse und Bösewichte stoßen. Die Sprecher sind wirklich gut gewählt und echte Profis, was man deutlich hört. Auch die Kindersprecherin Mina Lou Fincke ist richtig überzeugend und ist gemeinsam mit dem ultralangsamen halben Regenwurm mein Liebling. Die übrigen Ensemblemitglieder fauchen, schnurren und knurren allerdings auch, was die Stimmbänder hergeben. Kein Teammitglied enttäuscht oder schwächelt.

Die Aufnahmequalität ist sehr hochwertig und die Aufnahme schön laut. D.h. Wenn man den Tonträger im Auto einlegt und auf das Radio umschaltet, bedarf es keiner Lautstärkeanpassung, wie es bei den Hörbüchern zuvor der Fall war. Als echtes Hörspiel fehlen natürlich auch nicht und untermalen die Handlung, ohne sie zu erschlagen. Die Gestaltung der Tonträger und ihrer platzsparenden Hülle finde ich ausgesprochen ansprechend und sehr ästhetisch.

Die Charaktere sind sehr überspitzt gezeichnet. Mit Bruder Ian habe ich so meine Schwierigkeiten. Ein Schmusekater, der leistungssteigernde Amphetamine aus Weltkriegszeiten nimmt, um sein mangelndes Training auszugleichen, ist nicht nach meinem Geschmack, in einem Krimi, der gerade die illegalen Machenschaften der Drogenmafia anprangert.

Zum Schluss gibt es für den Zuhörer Jazz zur Abrundung. Das hat mich irritiert, da ich immer noch etwas an Handlung erhoffte, da die Bösen von den Agenten enttarnt, dies aber noch nicht öffentlich gemacht wurde. Daher habe ich die letzten Tracks 4 mal gehört, in der Annahme, daß mein Autosoundsystem mir wieder eigenwillige Sprünge beschert hätte, aber das Ende war tatsächlich der letzte Satze vor dem ersten Jazz-Ton.

Eine tolle Produktion, die leider ein paar Schwächen in der Story aufweist. Diese ist durchaus spannend und dramatisch und mit einem herrlich überzogenen Humor, für mich aber nicht völlig überzeugend, da etwas überfrachtet. Die Idee ist klasse, aber für das nächste iCats Abenteuer noch steigerungsfähig, wobei ich da keine Zweifel hege, daß dies der Autorin Kerstin Fielstedde gelingen wird.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei dem emons Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

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