KamiKATZE – ein tierisches Krimi-Hörspiel, Kerstin Fielstedde, emons Verlag
Katzenagentin Indy wird mitten in Berlin entführt. Das motiviert dann auch
ihren Bruder Ian seine gemütlichen Stubentigerwände zu verlassen. Leider hat er
sich in der letzten Zeit etwas gehen lassen, er ist bei weitem nicht so
durchtrainiert wie Indy, doch dafür hat er nun ein Spezialistenteam auf die
Pfoten gestellt. Zu seinem iCats-Team gehören: der norwegische Waldkater Maxim,
ein heimlicher Bewunderer von Indy), Schoßhund Honeyball, Spatz Kilo Foxtrott,
der halbe Regenwurm Dreipunkteins und die Sprengstoffexpertenratte Xplode. Die
Witterung, die sie aufnehmen führt sie in die Abgründe der Stadt, denn Maulwurf
Professor Sumo hat hier seine zwielichtigen Gefolgsleute um sich herum
versammelt. Die Befreiung von Indy gestaltet sich viel schwieriger, als
gedacht.
Klingt ja ganz süß und anfangs dachte ich noch, daß ich es ja mal mit der
ganzen Familie im Auto hören könnte, aber von dieser Idee bin ich dann relativ
schnell wieder abgekommen. Lizenz zum Schnurren hin oder her, hier geht es ganz
schön zur Sache. Auch wenn es eine tierische Agentenparodie ist, geht es um
organisierte Kriminalität, Bestechung und Drogenküchen. Keine Kinderthemen
finde ich. Daher fängt es witzig und schnurrend an, doch schon bald spitzt sich
der Plot zu recht aktuellen und drängenden Themen zu. Diese sind so ungemütlich
und teilweise abstoßend, dass ich entschied, daß dieser Krimi wohl eher ein
Thriller ist und doch mehr für Autofahrten, als als Gute-Nacht-Geschichte
geeignet ist. Dabei verliert sich die Geschichte für meinen Geschmack ein wenig
in der Vielzahl der Verbrechen. Durch die Masse an Verbrechen fehlt das
spezielle Augenmerk. Es beginnt mit
Korruption innerhalb der Behörden, der Vergabe von Ämtern und
Grundstücken, was im Laufe der Zeit ziemlich aus dem Focus gerät und erst am
Ende wieder recht am Rande erwähnt wird. Im spannendsten Mittelteil stehen dann
illegale Tierversuche auch und mit der Drogenküche, aber nicht nur. Auch hier
finde ich, daß die Vielzahl der ekelhaften Tierversuche ein wenig den Fokus
nimmt und sich verfranst.
Die Namen der Super-Agenten sind sehr gewöhnungsbedürftig und die ihrer
Widersacher nicht weniger. Da hilft es sehr, daß dem Hörspiel ein Booklet
beiliegt, daß alle Tiere mit Bild und Namen zeigt. Einige Tiere werden von
demselben Sprecher gesprochen, dabei weiß man jedoch immer genau, wer gerade
spricht, da das Hörspiel den ungekürzten Buchtext verwendet. So bestehen durch
die Namensnennungen keine Unsicherheiten, wer gerade handelt oder spricht. Ein
weiteres übliches Problem, das ich mit Hörspielen oft habe, daß ich vor lauter
Kürzung den Faden der Geschichte verliere (nein, ich bin oft ein großer Fan von
Kürzungen bei Hörbüchern, da einige Bücher durchaus eine gewisse Straffung
vertragen können, bei Hörspielen wird für meinen Geschmack aber oft bis zur
Verwirrungsgrenze übertrieben), ist hier kein Problem, trotz der zwei
Handlungsebenen. Die Geschichte wird aus der Sicht der verschwundenen Indy und
ihrem Neuzuwachs Schneuzi geschildert, sowie aus der ihres Suchtrupps, die
immer wieder auf Hindernisse und Bösewichte stoßen. Die Sprecher sind wirklich
gut gewählt und echte Profis, was man deutlich hört. Auch die Kindersprecherin
Mina Lou Fincke ist richtig überzeugend und ist gemeinsam mit dem
ultralangsamen halben Regenwurm mein Liebling. Die übrigen Ensemblemitglieder
fauchen, schnurren und knurren allerdings auch, was die Stimmbänder hergeben.
Kein Teammitglied enttäuscht oder schwächelt.
Die Aufnahmequalität ist sehr hochwertig und die Aufnahme schön laut. D.h.
Wenn man den Tonträger im Auto einlegt und auf das Radio umschaltet, bedarf es
keiner Lautstärkeanpassung, wie es bei den Hörbüchern zuvor der Fall war. Als
echtes Hörspiel fehlen natürlich auch nicht und untermalen die Handlung, ohne
sie zu erschlagen. Die Gestaltung der Tonträger und ihrer platzsparenden Hülle
finde ich ausgesprochen ansprechend und sehr ästhetisch.
Die Charaktere sind sehr überspitzt gezeichnet. Mit Bruder Ian habe ich so
meine Schwierigkeiten. Ein Schmusekater, der leistungssteigernde Amphetamine
aus Weltkriegszeiten nimmt, um sein mangelndes Training auszugleichen, ist
nicht nach meinem Geschmack, in einem Krimi, der gerade die illegalen
Machenschaften der Drogenmafia anprangert.
Zum Schluss gibt es für den Zuhörer Jazz zur Abrundung. Das hat mich
irritiert, da ich immer noch etwas an Handlung erhoffte, da die Bösen von den
Agenten enttarnt, dies aber noch nicht öffentlich gemacht wurde. Daher habe ich
die letzten Tracks 4 mal gehört, in der Annahme, daß mein Autosoundsystem mir
wieder eigenwillige Sprünge beschert hätte, aber das Ende war tatsächlich der
letzte Satze vor dem ersten Jazz-Ton.
Eine tolle Produktion, die leider ein paar Schwächen in der Story aufweist.
Diese ist durchaus spannend und dramatisch und mit einem herrlich überzogenen
Humor, für mich aber nicht völlig überzeugend, da etwas überfrachtet. Die Idee
ist klasse, aber für das nächste iCats Abenteuer noch steigerungsfähig, wobei
ich da keine Zweifel hege, daß dies der Autorin Kerstin Fielstedde gelingen
wird.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei dem emons Verlag für dieses
Rezensionsexemplar.
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