Gespensterponychaos (2) – Wäschegeister und Gekleister, Karin Müller,
Stéffie Becker, Schneiderbuch Egmont
Vorgestern ist Mira Morgenschön, mit ihrem Vater Bjarne und der Katze Frau
Morgenschön in eine alte Villa mit Schuppen gezogen. Da ihre Mutter auf einer
Grabung in Kuala Lumpur für Monate beschäftigt ist, hat sie Frau Fiedler als
Haushälterin engagiert. Diese ist eine ausgezeichnete Köchin und liebt
belgische Pralinen, aber Tiere mag sie nicht und die stehen auch nicht in ihrem
Vertrag. Katze Frau Morgenschön findet zum Glück Gnade in ihren Augen, doch das
413,5 Jahre alte Gespensterpony Belle, das Mira schon kurz nach dem Einzug
entdeckte, darf sie auf keinen Fall kennenlernen. Doch Belle hat schon seit
über 100 Jahren niemanden mehr zum Spielen gehabt und sich so lange
gelangweilt, daß sie nun zu Übermut neigt. Mira und Frau Morgenschön haben alle
Hände und Pfoten voll zu tun, ihre Schäden zu beseitigen und Spuren zu
verwischen. Denn sollte Frau Fiedler kündigen, muss Mira ins Internat. Mit ihrem
vergeistigten, lebensuntüchtigen Vater kann sie unmöglich alleine in dem großen
Haus leben. Belle muss dringend Regeln lernen, damit Mira nicht weg muss. Doch
zuerst muss Mira mehr über Belle erfahren. Zum Glück macht sie in ihrem Zimmer
eine aufregende Entdeckung.
Ein unsichtbares Pony, das man Füttern, Streicheln und Striegeln kann, nur
für sich allein, das klingt doch super! Zu dumm, daß es ein Geheimnis bleiben
muss, weshalb Mira wirklich alle Hände voll zu tun hat. So bleibt kaum Zeit zu
verschnaufen, oder ihr Gespensterpony zu genießen. Zu schnell folgt eine
Katastrophe auf die nächste. Glücklicherweise können die Tiere untereinander
sich verstehen, wenn auch Mira lediglich mit Belle sprechen kann. Aber auch
wenn Frau Morgenschön ein wenig verstimmt ist, weil Mira dem Pony so viel
Aufmerksamkeit schenkt, ist sie Miras engste Verbündete und sorgt immer mal
wieder für Rettung in letzter Sekunde! Kaum zu glauben, daß auch diese
Geschichte lediglich den Zeitraum von 2 Tagen umspannt, so viel wie in der Villa
gerade los ist! Mira kommt kaum zum Atmen, die jungen Leserinnen haben dafür
aber umso mehr Grund zu kichern. Für Langeweile bleibt da keine Zeit. Es ist
aber super, wie Kinder beim Lesen merken, daß ohne Regeln das reinste Chaos
ausbricht und zwar in einem Maße, daß es einfach keinen Spaß mehr macht. Nicht
nur Kinder brauchen Regeln, auch Tiere ;) Eine Erkenntnis, die Mira ganz von
alleine kommt und über die ihre Katze, als Stimme der Vernunft sehr erfreut
ist. Auch wenn Frau Morgenschön so vernünftig und auch etwas überheblich ist,
immerhin ist sie eine Schnurrkatze von Welt, muss man sie einfach gerne haben.
Egal wie angefressen gerade ihr Ego sein mag, sie steht ihrer Mira treu zur
Seite und rettet sie aus den schlimmsten Miseren. Doch zwischen all den
Katastrophen hat Mira auch einen geheimen Lichtblick auf den es sich freuen
kann. Im Möbelhaus hat sie ein Mädchen in ihrem Alter kennen gelernt, das sie
zu einem Mondscheinturnier eingeladen hat. Oh je, bis dahin muss sie noch viel
darüber lernen, wie man Belle sichtbar und wieder unsichtbar macht und noch
manch anderes Geheimnis lüften. Bislang ist sie auf Belle ja noch nicht einmal
geritten. Aber das ist das Abenteuer für mindestens Band 3.
Das Cover von Stéffie Becker ist wunderschön mit UV-Lackierung für den
Titel und die Buchhelden auf matten Grund. Gespensterpony Belle glitzert sogar,
um zu verdeutlichen, daß sie durchscheinend ist, wenn sie zu zwei Vierteln
sichtbar ist. (uiuiui, wann und wie sie sichtbar bzw. unsichtbar ist, ist
wirklich eine Wissenschaft für sich!). Auch innen ist das Buch durchgehend 3
farbig illustriert. Mit süßen kleinen Blümchenvignetten, pinken
Geräuschchaoswörtern und auch mit Bilder von der empörten Frau Fiedler, der
verzweifelten Mira oder der trotz allem hinreißenden Belle. Zusammen mit den
größeren Drucktypen, dem großen Zeilenabstand und den kurzen Kapiteln ist es
ideal für junge Leserinnen ab 8 Jahren. Sprachlich ist die Ausdrucksweise dem
Lesealter angepasst, ohne Anglizismen oder recht ungebräuchliche Begriffe. So können
sie sich schnell über Leseerfolge mit einer witzigen Pferdeabenteuergeschichte
freuen. Für die Eltern hat es den Vorteil, daß es kein klassisches Pferdebuch
ist. Ein Gespensterpony kann man nicht kaufen, da kann man die Geschichte mehr
genießen, ohne gleich selbst die Eltern zu bestürmen, daß man doch dringend
selbst ein Pony braucht (Mira darf ja auch keines haben). Da hat Autorin Karin
Müller, die auch Autorin der wunderbar magischen Nordlicht-Reihe ab 12 Jahren,
ein Herz für Eltern und Kinder bewiesen. Eine vergnügliche Mädchenreihe ab 8
Jahren, für alle jungen Leserinnen, die vergeblich von einem Pony träumen und
Chaos und Spuk lieben!
Wir sind schon auf das nächste Abenteuer gespannt und bedanken uns ganz
herzlich beim Schneiderbuch Egmont Verlag für dieses aufregend-chaotische
Rezensionsexemplar.
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