Venuswalzer – Eine Ruhrpott-Krimödie mit Stella Albrecht, Lotte Minck,
Droste Verlag
Die junge Astrologin Stella Albrecht lebt in Bochum mit ihrer Großmutter
Maria Schmidt auch bekannt als Wahrsagerin Madame Pythia und ihrer Mutter der
ehrenwerten Lehrerin Felicitas Albrecht in einer herrschaftlichen Villa im
Grünen. Nach ihrem Ausflug in das Ermittlerleben ist nun wieder Alltag
einkehrt, bis ihr bester Freund Ben, der Lokalreporter sie aufgeregt um Hilfe
bittet. Seine IT-Expertin Andrea „Ruby“ Rubikon steckt in echten
Schwierigkeiten. Nachdem die Maler, die auf dem Fassadengerüst vor ihrem
Arbeitszimmerfenster rumturnten, sie Wochenlang schickaniert und massivst
belästigt haben, ist nun der Schlimmste von ihnen vor ihrem Fenster abgestürzt.
Kurz nachdem sie zuvor drohte, dass sie ihn umbringen werde. Stella eilt herbei
um sie zu beruhigen und entdeckt dabei, daß der Absturzschutz angesägt war. Das
macht die Situation für Ruby nicht besser. Dennoch sind Ben und Stella fest von
ihrer Unschuld überzeugt und beginnen mit den Ermittlungen dort, wo Kommissar
Arno Tillikowski niemals legal ermitteln darf... Natürlich ist Oma Maria und
deren alter Freund Otto bald mit von der Partie, sehr zum Leidwesen des
Kommissars, der Stella ja sehr anziehend fände, wenn da nur ihr komischer Beruf
nicht wäre....
Jaaa, Stellas Beruf mag befremdlich wirken, insbesondere wenn sie ihren
Glauben an Rubys Unschuld mit irgendwelchen interstellaren Konstellationen
erklärt. Für mich fast wie Chinesisch, aber unterhaltsam. Das ist der ganz
große Trumpf dieser Reihe: sehr unterhaltsam und sympathisch. Die Helden dieser
Reihe sind etwas exzentrisch und das sind sie gerne und von ganzem Herzen. Nur
der eigentlich ganz normale Kommissar, kann nicht so recht fassen, daß sein
Herz immer für ein paar Schläge aus dem Takt gerät, wenn er die junge
Astrologin trifft, die natürlich überall ihre neugierige Nase hineinstecken
muss! Das Katz und Maus Spiel zwischen Stella und Arno zieht sich wie ein roter
Faden durch die Reihe, ebenso wie die Extravaganzen von Oma Maria, die früher
ihr Geld auf dem Rummel verdiente und das nicht zu knapp. Auch wenn es der
zweite Band der Reihe ist, kann man ihn ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes
lesen, schöner ist es dennoch mit Band 1 Planetenpolka zu beginnen. In dieser
Krimödie stehen die Menschen und ihre Schicksale im Vordergrund, noch vor dem
Fall. Da Kevin, der gestürzte Maler abgrundtief unsympathisch war, gibt es auch
mehr als einen Verdächtigen, der ihm den Tod wünschen könnte, doch wer hatte
außer einem Motiv auch die Gelegenheit? Gar nicht so einfach, wenn sich der
Malertrupp vorher verschworen hat, damit niemand ihre üblen Machenschaften
aufdecken kann. Aber so leicht lassen sich Ben und Stella nicht abwimmeln und
so ist es diesmal Oma Maria die einen Plan hat, wie sie verdeckt ermitteln
können und dabei nach Herzenslaune schauspielern können. Das ist schon sehr
amüsant, wie Maria und Stella in ihren Tarnidentitäten alle Register der
Arroganz ziehen. Der leichte, lockere Erzählstil von Lotte Minck macht einfach
Spaß. Schon bald hat man das Gefühl sich unter Freunden zu befinden und man
hegt mit Stella einen Verdacht. Ob der wohl stimmt? Die Spannung ist neben dem
Wohlfühlcharakter der Geschichte eher Nebensache, auch wenn man sich schon
fragt, ob und wie Stella und Co. Ruby vor einer Inhaftierung schützen können.
Da Stella und Oma ausgesprochen unkonventionell sind, stecken sie auch ihre
Mitmenschen nicht sofort in Schubladen, sondern schauen lieber mal hinter die
Fassade, oder über Rubys schroffe Art und ihren stacheligen Iro hinweg.
Wahrscheinlich ist es die emotionale Offenheit der zwei Frauen das, was ich an
diesen Krimödien so gerne mag. Ruhrpott-Feeling kommt in der Loretta Luchs
Serie mehr auf, aber Stella und Maria verbreiten einfach mehr Wohlgefühl, das
einen diese Reihe auf seine eigene Art genießen lässt. Eine Reihe, so
unterhaltsam und entspannend, wie ein Abend beim Lieblingsitaliener, denn den
Suchen die Romanhelden hier nur allzu gerne auf! Lustige Unterhaltung, die ich
gerne weiterempfehle!
Vielen lieben Dank an den Droste Verlag und Lotte Minck für die engagierte
Teilnahme in der Leserunde!
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