Zauberhafte Winter-Wunsch-Zeit -Wärmende Geschichten für die Seele, Hrsg.
Christine Jakob, Gütersloher Verlagshaus
Diese Anthologie mit Kurzgeschichten und Gedichten richtet sich speziell an
alte Leserinnen und Leser. Mit extra großer Schrift und Geschichten die oft
nach oder vor dem Krieg spielten, wecken sie Gefühle und Erinnerungen, die oft
vergessen glaubten. Diese Geschichten eignen sich zum Lesen und Vorlesen,
gerade auch für Menschen, die sich nicht mehr lange Konzentrieren können oder
schnell ermüden. Sie sind daher ein tolles Mitbringsel ins Krankenhaus (meine
Mutter schildert mir oft das Problem, daß Freunde krank sind und keine Romane
mehr lesen können, weil sie zu schnell ermüden), oder eben auch in der
Demenzbetreuung oder für grüne Damen im Krankenhaus oder in der Pflege zu
Hause.
Da ich immer wieder höre, „Ich lese ja gerne, aber die Augen ermüden so
schnell“ oder „Was soll ich mitbringen? Lange lesen kann sie nicht mehr“ fand
ich es optimal und bat meine Mutter (76) um ihre Meinung. Meine Mutter fand die
Schriftgröße sehr angenehm, sich selbst jedoch zu jung für die Geschichten
(daher die Angabe alte Leser und nicht Senioren). Die Geschichten sind sehr
durchmischt. Einige fand sie schön und mit einem Nachhall, über den man noch
länger nachdenkt oder sich erinnert. Andere fand sie etwas seicht, aber nett.
Die intellektuellen Fähigkeiten, dieser breitgefächerten Zielgruppe sind ja
auch sehr unterschiedlich, so daß diese Mischung durchaus Sinn macht, aber auch
dazu führt, daß nicht jede Geschichte gleich gut gefällt.
Meiner kürzlich mit 93 verstorbenen Schwiegermutter hätten diese
Geschichten sicherlich besser gefallen, weil sie zum einen sehr viel schlechter
sah, als auch, weil ihr die Art einiger Erzählungen, als Erinnerungen an eine
lange zurückliegende Zeit, sie direkt angesprochen hätte. Wer nicht mehr mobil
ist und auch vom Sehvermögen eingeschränkt, lebt vermehrt in der Erinnerung.
Doch dreht sich nicht alles nur um Erinnerungen. Einige Geschichte hinterlassen
vor allem ein Gefühl, mal der Verwunderung, mal ein weihnachtliches oder ein
märchenhaftes. Gerade diese Gefühle werden auch nachdem die Geschichten
verklungen sind, immer wieder im Gedächtnis aufblitzen. Die Geschichten haben
stets gemein, daß sie auf einer positiven Note enden und somit Zuversicht und
Hoffnung ausstrahlen.
Nach dem Vorwort, ist diese Anthologie in 4 Kapitel ein geteilt, die
jeweils mit einem wunderschönen Zitat eingeleitet werden. Kapitel 1, das Leben
ist bunt, Kapitel 2 Gedanken an vergangene Zeiten, Kapitel 3, wenn die
Einsamkeit mich berührt und Kapitel 4 Zauberhafte Weihnachtszeit. Zum Schluss
gibt es ein Verzeichnis der Autoren und Quellen. Die Autoren reichen von
Dietrich Bonhoeffer, über Hans-Christian Andersen, Rainer Maria Rilke, Marie
von Ebner-Eschenbach zu Prem Rawat, dessen Geschichte vom Papagei, der alles
wusste und nichts konnte, mir besonders gut gefiel. Um diese und andere
Geschichten zu mögen, muß man nicht unbedingt alt sein, denn wie schon Franz
Kafka vor Kapitel 1 zitiert wird: „Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen, wird nie alt werden“. So geht es hier vor allem um schöne
Geschichten, die die Seele wärmen, frei von Jugendslang und umgangssprachlichen
Abnutzungserscheinungen. Formulierungen, an denen meine Mutter oder
Schwiegermutter Anstoß nehmen würden, oder genommen hätten, findet man nicht.
Thematisch sind die Geschichten breit gefächert, von Haustieren, über
Jugenderinnerungen und Reisegeschichten der besonderen Art. Da findet sich
sicher für jeden Geschmack etwas. Besonders die Zitate zu Kapitelbeginn haben
es mir angetan.
Das Buch ist liebevoll gestaltet mit einem passenden Lesezeichen und immer
wieder auf die Seiten gestreuten, gedruckten Eiskristallen. Diese vermitteln
zugleich eine winterliche als auch anheimelnde Atmosphäre. Für mich vermittelt
diese Liebe, mit der das Buch gestaltet wurde, aber auch den Eindruck von
selbstverständlichem Respekt vor der Zielgruppe. Herausgeberin Christine Jakob,
wurde 1958 in Dortmund geboren. Sie ist Journalistin und Redakteurin und seit
vielen Jahren in der Verlagsbranche tätig und zudem ehrenamtliche
Seniorenbegleiterin. „Geschichten sind Schokolade für die Seele....“ meint sie,
da im Alter Diabetes nicht selten ist, sind Geschichten auch sicher als Mitbringsel
die bessere Wahl.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei dem Gütersloher Verlagshaus für dieses
wunderschön gemachte Rezensionsexemplar.
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