Iron Flowers (2) – Die Kriegerinnen, Tracy Banghart, gesprochen von Coco
Plümer und Theresa Horeis, Goya libre
Nachdem Asa bei dem Putschversuch Nomi hintergangen hat, lässt er sie,
Maris und den schwerst verletzten Malachi auf den Berg des Verderbens die
Gefängnisinsel bringen. Doch die Wachen werden Malachi kurz vor Erreichen des
rettenden Ufers ins Meer. Zumindest für Nomi und Serina gibt es ein glückliches
Wiedersehen in brenzliger Lage. Nomi hatte sich unter Asas Versprechen andere,
glücklichere Umstände vorgestellt. Die Enttäuschung über Asas Verrat tut weh.
Er stimmt sie aber auch nachdenklich, ob nicht Malachi vielleicht doch die
Wahrheit gesagt hat und er der bessere Verbündete gewesen wäre. Serina ist sich hingegen Val Unterstützung
immer sicherer und ihr Misstrauen ihm gegenüber schwindet. Mit ihrer
Organisation des Aufstandes auf der Gefangeneninsel und ihrer Reihe als
Anführerin der Rebellen, erstaunt sie ihre Schwester sehr. Das hätte ihr ihre
Schwester, nie zugetraut. Immerhin hat diese ihr Leben lang davon geträumt als
Grace dem Thronfolger zu gefallen. Doch beide Schwestern wachsen an ihren
Herausforderungen und passen sich ausgezeichnet der neuen Situation an. Ihnen
ist klar, daß ihre Tage auf der Insel gezählt sind. Sobald Asa erfährt, daß die
Gefangenen sich befreit haben, würde er ganze Armeen schicken. Die ehemaligen
Kampfrivalinnen bereiten, geeint unter Serinas Kommando, ihre Flucht von der
Insel vor. Ihnen ist bewußt wie riskant ihr Vorhaben ist, aber nur wer wagt,
kann Freiheit finden.
Das Cover ist wieder wunderschön und passt fast spiegelgleich zu dem von
Teil 1 „Iron Flowers – Die Rebellinnen“. Doch damit die Rebellinnen den Berg
des Verderbens überhaupt verlassen können, müssen sie erst einmal kämpfen.
Kampflos lässt man sie nicht ziehen und die letzten verbliebenen Wachen können
überall lauern und nach ihrem Blut dürsten. Nicht umsonst sind auch sie auf die
Gefängnisinsel verbannt worden. Es ist unglaublich spannend geschrieben, wie
die Frauen einerseits zwischen ihrem Gewissen und ihrem Überlebenswillen hin
und hergerissen werden. Die Nahrung wird knapp. Wollen sie sie wirklich mit
ihren Gefangenen teilen? Aus vier verfeindeten Clans wächst langsam ein Team
zusammen, wobei ihnen allen klar ist, dass die bevorstehenden Kämpfe nicht alle
überleben werden. Ist Ihnen die Freiheit das wert? Diese Ausweglosigkeit und
der Preis der Freiheit wird den Hörerinnen deutlich vor Augen geführt. Auch
wenn wir noch keine völlige Gleichbehandlung erreicht haben, ist Freiheit für
uns inzwischen selbstverständlich, ebenso wie eine unabhängige Justiz mit
öffentlichen Verfahren. Nicht wie die meisten Gefangenen, die einfach ohne
Prozess auf die Insel verfrachtet wurden. Anders als im ersten Teil bekommen
inzwischen so viele der Clanmitglieder Namen und Eigenschaften, daß man etwas
überfordert ist, zu allen eine emotionale Verbindung aufzubauen. Während ich in
Band 1 noch um die im Kampf sterbenden Frauen trauern konnte, ist hier das
Tempo und die Todesrate so hoch, dass die Spannung die Emotionen ein wenig
ausblendet. Man bangt vor allen mit den vier Hauptfiguren, dass sie ihr Ziel,
die Errichtung einer neuen Gesellschaftsordnung und Rettung ihrer Familie,
erreichen mögen. Man fragt sich zudem, wie dieses neue System eigentlich
aussehen soll und wer es regieren wird?
Diese Fragen blitzen immer wieder zwischen den Kampfszenen auf, die
eindringlich von den zwei jungen Sprecherinnen aus wechselnden Sichten gesprochen
werden. Coco Plümer schildert hierbei Nomis Sicht, während Serinas Part von
Theresa Horeis übernommen wird. Beide haben klare, junge Stimmen, die sich auch
in ihrer Weiblichkeit ähneln. Wenn man gut hinhört, kann man beide
auseinanderhalten, aber auch inhaltlich werden die Perspektiven deutlich. Es
ist nur ein größeres Hörvergnügen, wenn man die Sprecherwechsel mitbekommt. Es
lohnt sich daher mal wieder genau hinzuhören und die Geschichte nicht an sich
vorbei plätschern zu lassen. Durch die unterschiedlichen Stimmen kann man
emotionaler in jeweils Nomis und Serinas Welt eintauchen, an ihre Ängsten und
Hoffnungen teil haben.
Den Sternabzug kann ich leider nicht begründen, ohne zu spoilern. Natürlich
ist in Romanen nicht immer der wahrscheinlichste Weg, der den die Helden
wählen. Aber das Überleben einer Person finde ich so realitätsfern, daß ich mir
darüber beim Hören echt geärgert habe und mir dadurch einige wichtige
Informationen entgangen sind, die erst in der Wiederholung haften blieben.
Was mir ausgesprochen gut gefällt ist, das Ende. Es endet nicht einfach in
einer letzten Schlacht und dann ist Friede, Freude, Eierkuchen. Nomi und Serina
haben für eine gerechtere Welt gekämpft, eine Welt die den Wert der Frauen
anerkennt. So etwas geht nicht über Nacht, alles andere wäre plump und unglaubwürdig.
Stattdessen haben sie einfach einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.
Es geht voran, aber es liegt noch ein langer Weg vor ihnen. Aber sie sind nicht
allein, sie haben starke Verbündete an ihrer Seite, die ihnen und der Leserin
hoffnungsvolles Vertrauen in die Zukunft ermöglichen.
Eine spannende und emotionale Hörfassung von Freiheit, Gleichheit,
Schwesterlichkeit und ein würdiges Finale dieser Diologie.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Jumbo Verlag/Goya libre für dieses heiß
ersehnte Rezensionsexemplar.
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