Wildhexe (2) Die Botschaft des Falken, Lene Kaaberbol, Reihe Hanser dtv
Clara ist zu Besuch bei ihrem Vater. Der hat sein altes Haus in der Pampa
verkauft und lebt nun in einer schicken neuen Wohnung in ihrer Stadt. So
richtig kann sie sich nicht darüber freuen und grübelt in ihrem neuen Zimmer
vor sich hin, als sie ein Falke ihr eine Nachricht überbringt. Sie soll die
junge Wildhexe Shanaia eine Stunde vor Sonnenuntergang im Park treffen. Trotz
ihrer Schüchternheit beschließt Clara dieser Aufforderung zu folgen und bricht
gemeinsam mit ihrem besten Freund Oscar und dem schwarzen Kater Kat auf. Doch
Shanaia scheint gar nicht zu dem Treffen zu erscheinen, ob es eine Falle war?
Da werden sie von einer Horde wild gewordener Vögel angegriffen, doch sie verletzen
nur Oscar und Kater, aber nicht Clara. Da entdecken sie auch stark verletzt und
versteckt Shanaia und ihren Wildfreund das Frettchen. Sie fleht Clara an, ihr
bei der Rückeroberung von ihrem Heim Vestmark, aus dem ihre Familie vertrieben
wurde, bei zu stehen. Doch Clara zögert, sie traut sich das nicht zu, sie ist
noch viel zu unerfahren. Doch dann verschwindet Oscar und Clara folgt ohne zu
Zögern seiner Spur.
Meine Große war anfangs sehr empört: Das Cover sieht anders aus, als das
Mädchen auf dem Filmbuch und wo kommt denn nun Claras Vater her? Dass der nun
auftaucht fand sie völlig unpassend im Hinblick auf Band 1. Die Kleine und mich
störte es nicht. Uns gefiel das Clara mutiger wird, aber in der Schule immer
noch ihre beste Waffe in ihrer Unscheinbarkeit zu finden glaubt. Dummerweise
ist Oscar so stolz auf ihre Wildhexeneigenschaft, daß er sich verplappert und
damit gerät Clara in den Fokus, was ihr sehr unangenehm mit. Doch mit ihren
Wildhexenfähigkeiten wächst Clara auch charakterlich und diesmal ist sie
richtig stark gefordert. Sehr interessant fanden wir, was Clara so mit der Zeit
alles über ihre besonderen Wildhexen-Fähigkeiten erfährt. Chimära scheint sie
zu fürchten, aber Clara, die kaum eine Ausbildung genossen hat, weiß überhaupt
nicht warum. Langsam beginnt Clara eine Ahnung zu bekommen, auch davon, warum
Shanaia ausgerechnet ihre Hilfe angefordert hat. Doch Clara ist erst ganz am
Anfang der Entdeckung all ihrer Talente. Es ist aufregend mit ihr gemeinsam den
erwachenden Wildsinn zu erleben und der Herausforderung durch die erfahrene und
hinterhältige Wildhexe Chimära zu folgen. Diese fühlt sich an keine Regel und
keine Gesetze gebunden, nur ihrem eigenen vermeintlichen Wohl verpflichtet.
Doch etwas an Clara bereitet ihr Kopfzerbrechen, auch wenn sie darauf genauso
wenig Rücksicht nimmt, wie auf das Wohl der Tiere, die zu verstehen sie das
Glück hat.
Auch dieser Band ist trotz seiner Kürze von knapp 200 Seiten packend
geschrieben. Er vereint bekannte Gefühle und Erfahrungen von 12 Jährigen, sowohl
mit Eltern, Freunden und Schule, mit dem unbekannten der wilden Welt. Einer
Welt voller Magie, unbekannter Gefahren und doch auch verlässlichen Freunden.
Dieser Kontrast ist sehr reizvoll und drängt dazu der Geschichte weiter zu
folgen, denn wir sind gewiss, daß Chimära sich neue Herausforderungen für Clara
ausdenken wird, wie man auch den kommenden Titeln ablesen kann.
Für eine Fantasy-Reihe sind die Einzelbände ziemlich kurz, ähnlich wie bei
Narnia und der Erdseereihe. Das empfinden meine Töchter und ich als großen
Pluspunkt. Das Abenteuer verzettelt sich nicht in epischen Beschreibungen,
sondern kommt auf den Punkt: Spannung und Magie! Für Kinder die nur mäßig gerne
Lesen erfordert der Beginn eines Buches mit überschaubarem Umfang keine große
Überwindung. Dabei ist der Zeilenabstand sehr augenfreundlich und auch die
Schriftgröße ist größer als bei Harry Potter (die finden meine Töchter
unangenehm klein). Das Setting in Dänemark ist auch mal erfrischend anders,
auch wenn gar nicht so viele landestypischen Eigenheiten erwähnt werden, klar,
wer kennt schon die wilden Wege? Sprachlich ist es gefällig und unaufdringlich.
Die Sprache folgt vor allem der Funktion des Spannungsaufbaus, ohne besondere
lyrische Brillianz. Das finden wir aber völlig in Ordnung, da der Stil durch
aus ansprechend ist und ein gutes Vorbild für den eigenen schriftlichen
Ausdruck liefern kann, aber nicht vom Inhalt ablenkt.
Eine spannende Reihe um Freundschaft, Verbundenheit und die Kraft der
Natur, die auch zu leseunwilligere Kindern zu einem Blick ins Buch verlocken
kann. Wir sind schon ganz gespannt, wie es weitergeht!
Wir bedanken und ganz herzlich bei Reihe Hanser im dtv für dieses fesselnde
Rezensionsexemplar.
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