Dönerröschen, Jaromir Konecny, digital publishers
Der 16 jährige Jonas zieht wegen des neuen Nachtwächterjobs seines Vaters
Dok, mit ihm, Mutter Anne und dem schokosüchtigen Schoßhund Napoleon von
Haching ins „Ghetto“ nach Neuperlach. Doch sind die Wohnungen günstig. Jonas
hat Schulferien und als er am Bolzplatz ein Fußballspiel beobachtet, hat er den
Eindruck, in einer anderen Welt gelandet zu sein, die allerdings auch tief in
den Abgründen seines Gedächtnisses etwas zu erwecken scheint, irgendeine
unbestimmte Erinnerung, die dort seit Jahren vergraben ist. Bis ihm einfällt
was es ist, freundet er sich mit Schnauze, dem einzigen anderen Blonden dort
an. Ein blonder Türke? Kann das sein? Nein, Schnauze hat sich nur so
assimiliert, daß er schon selbst in den Neuperlacher Türkenslang verfallen ist.
Vor lauter Staunen über die neue Welt in welcher er gelandet ist, tritt Jonas
von einem Fettnapf in den nächsten und wird dabei ausgerechnet von einer
hübschen Türkin ausgelacht. Diese tut fast so, als müsse er sie kennen, aber er
hat keinen blassen Schimmer – findet sich aber gegen seinen Willen immer
anziehender! Als ihn ein anderer Fußballkumpel nach Hause, auf die besten
Burger der Stadt einlädt, brechen seine Vorurteile zusammen und der Clash der
Kulturen spielt zum Liebesreigen!
Nein, nicht alle Männer sind Schweine! Ich kann ja diese Bad Boy turns Mr.
Right-Bücher nicht leiden, aber zum Glück kann ich mich da bei Jaromir Konecny
verlassen, daß er mir so einen Quatsch nicht präsentiert. Seine Helden sind
ganz normale Jungs. Mit Hirn, Hang zum Fettnapf und ganz viel Herz. Liebe
Mädchen lest mehr solche Bücher und merkt, nette, witzige Jungs sind der Hit
und nicht irgendwelche verwegenen, ach so geheimnisvollen Brutalos, die sich
nur für Dich in Schmusebären verwandeln. Quatsch, man ist, wer man ist, und das
bei anderen zu entdecken ist spannend! Jonas taucht in einen für ihn völlig
fremden Kosmos ein, obwohl, da war doch mal was, warum kann er sich nicht
erinnern? Die gesammelten Peinlichkeiten seines Vaters würde aber sehr gerne
vergessen, doch auch hier gilt. Ein anderer Blickwinkel kann manchmal Wunder
wirken.
Übrigens, auch wenn Jonas mal nackt durchs Bild rennt, ob er ein Six-pack
hat, wird nicht verraten, ist ja auch völlig unerheblich. Jeder Leser darf sich
Jonas so vorstellen wie er mag, allerdings steht fest: er ist blond und
blauäugig. Jaromir Konecny ist für mich der König der gefühlvollen
Screwballkomödien. Seine männlichen Helden sind eigentlich die totalen
Romantiker, aber ohne Kitsch, aber einer Menge Unsicherheiten. Auch wenn sie
blank ziehen, oder anfangs im Neuperlacher-Jugendslang daherreden, kennt der
Autor immer gut die Grenze der Leserbelastbarkeit. So empfinde ich die
Nacktheitspannen in der Geschichte durchaus als sehr lustig und nie vulgär.
Sprachlich ist der Einstieg von Jonas der auf die geballte
Neuperlacher-Sprachschule trifft etwas prollig, aber auch hier gilt, ehe es
anfing mich zu nerven, musste Schnauze Jonas versprechen normales Deutsch mit
ihm zu sprechen und die Türken in ihrem Freundeskreis, sprechen ohnehin ganz
normal. So liebt er es mit Vorurteilen zu spielen. Er übertreibt die Klischees,
bauscht sie auf, um sie dann zu zerstören und neu wieder zusammen zusetzen. Das
ist sowohl witzig, als auch entlarvend, denn bei der einen oder anderen
Platitüde mag man sich fragen: „Na, wäre ich da wirklich besser?“. Der Autor
als ehemaliger Flüchtling kennt sich sicher bestens mit Vorurteilen aus. Wer
weiß, wie viele Bananen man ihm anfangs in Bayern wohl angeboten haben mag? Gabs
doch im Osten nicht, oder? Dabei treffen die Klischees alle, auch den
semmelblonden Schnauze, den deutschen Mittelschüler, der stets Geld in der
Tasche hat. Ein 16 jähriger der nie pleite ist? Das kann doch nicht mit rechten
Dingen zugehen.... Immer wieder wird mit Erwartungen gespielt... Und nein, für
dieses Buch mußten keine Tiere leiden, dem Autor ist bewußt, daß Hunde keinen
Schokokuchen essen sollten und in diesen Mengen, wie sie im Buch vorkommen auch
sicherlich nicht überleben würden. In dieser Geschichte entwickeln sich alle
fort, von Jonas, über seinen Vater über den Hund bis zur gefürchteten
anatolischen Oma. Es ist nie zu spät um sich zu verändern und
weiterzuentwickeln!
Drum Mädels, gebt den Jungs, der Liebe, Euren peinlichen Eltern und dem Leben
ein Chance und lacht, was das Zeug hält!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Jaromir Konecny und den
DigitalPublishers für die lebhafte Leserunde und diese herrliche Liebeskomödie!
Der Autor bedankt sich für einer der schönsten und weisesten Rezensionen, die über "Dönerröschen" geschrieben wurde und ist "reziverzückt". :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Jaromir