Wildhexe (1) – Die Feuerprobe, Lene Kaaberbol, Reihe Hanser, dtv
Clara ist eine ziemlich normale 11- jährige Dänin, sie lebt alleine mit
ihrer Mutter in einer Wohnung und ist ziemlich schüchtern und zurückhaltend,
außer bei ihrem besten Freund Oscar. Ihre übrige Familie kennt sie gar nicht,
aber das hat sie bislang auch nicht weiter gestört. Bis sie eines morgens von
einem riesigen schwarzen Kater angegriffen wird. Er versperrt ihr den Weg und
fährt mit ihren Krallen durch ihr Gesicht. Es brennt höllisch und ihr wird ganz
mulmig. Ihre Mutter ist ganz besorgt und als Clara immer höheres Fieber
entwickelt, packt sie sie kurzerhand ins Auto und fährt mit ihr scheinbar ans
Ende der Welt. Dort wohnt die Tante Isa, die Schwester ihrer Mutter, ganz
abgeschieden in einem kleinen Häuschen mit vielen wilden Tieren. Sie ist eine
Wildhexe, vertraut mit der Natur und den Tieren. Sie hat einen weiteren Sinn,
den Wildsinn, mit welchem sie in ihrem Kopf die Sprache der Tiere hört und mit
ihnen sprechen kann. Clara ist angeblich auch eine Wildhexe und nicht nur das,
sie ist sogar in höchster Gefahr, weil eine abtrünnige Wildhexe es auf sie
abgesehen hat. Ihre schlummernden Sinne zu wecken, ist jedoch schwieriger, als
sie gedacht hat.
Meine Kinder mögen gerne magische Geschichten mit Tieren, Hexen und
Abenteuern, aber sie sind nicht die eifrigsten Leser und die Schrift möchte
bitte nicht so klein sein. Die FBM 2018 war daher eine gute Möglichkeit bei
sämtlichen Verlagen die Aufmachung, Schriftgröße, Buchumfang und Geschichten zu
vergleichen. Die Wildhexe von Lene Kaaberbol mit knapp unter 200 Seiten und
noch recht großer Schrift und gefälligem Zeilenabstand fand vor den Augen
beider Töchter Gnade. Dennoch wurde es nach dem ersten Kapitel abgebrochen,
weil die ersten 6 Seiten so komisch waren. Als ich dann das Lesen übernahm, war
es dann aber doch wirklich spannend (fand sogar der Vater) und wir sind durch
die kurzen Kapitel gesaust, weil es sich dann ja auch als echt fesselnd
herausstellte. Dieser Kinderroman aus Dänemark ist zu recht ein internationaler
Erfolg, wobei Kinder eventuell erst Hemmungen vor den dänischen Namen
überwinden müssen, was aber absolut harmlos ist. Es ist eher eine Frage der
inneren Haltung. Der zuhörende Vater sagte: das ist aber echt sehr spannend geschrieben
und die Vorlesende kann nur ihre große Bewunderung für die Übersetzung von
Friederike Buchinger ausdrücken. Die Sprache ist unglaublich flüssig und selbst
beim lauten Vorlesen der Wildstimmen, hakt es nie, es fließt wie
selbstverständlich, als könne kein anderes Wort auf das nächste folgen, als das
was dort gedruckt steht.
Clara ist eigentlich ziemlich unauffällig, eher klein, eher ängstlich,
eher, naja, irgendwie nichts besonderes und so traut sie sich auch nicht viel
zu, außer wenn ihr Sandkastenfreund Oscar bei ihr ist. Bei ihrer Tante Isa
trifft sie allerdings auf eine andere Wildhexenschülerin, Kahla, die zwar in
ihrem Alter, ihr offensichtlich jedoch absolut feindselig gegenübersteht. Clara
hat keine Ahnung, warum Kahla so fies zu ihr ist, aber langsam geht sie ihr
wirklich auf die Nerven, dieses ständig frierende exotische Mädchen, das stets
in 10 Schichten wollener Kleidung eingemummelt ist. Sehr schön wird stets das
Mienenspiel der beiden beschrieben, deren gegenseitige Abneigung sich immer
wieder an Kleinigkeiten zeigt. So wird man richtig in den Bann dieser
Konkurrenz und dieser wilden fremden Welt in den dänischen Wäldern (deren
Existenz ich mir bislang nicht wirklich bewusst war) und fiebert mit. Denn
Clara ist das Ganze eigentlich gar nicht so recht, sie ist nicht stolz eine
Wildhexe zu sein, was immer das eigentlich auch sein mag. Sie möchte eigentlich
nur wieder zurück in die Stadt und zu ihrer Mutter und Oscar, auch wenn Tante
Isa, ihr Hund Tumpe und Pony Sterjne wirklich klasse sind. Doch in dieser
vermaledeiten Pampa gibt es ja noch nicht mal ein Handynetz!
Dieses Buch wird vom dtv in einer sehr leserfreundlichen Art verlegt. Die
kurzen Kapitel stammen von der Autorin, klar, kommen aber gerade Lesemuffeln
sehr entgegen. Wenn es spannend ist, kann man ja bei so kurzen Kapitel gerade
noch mal ein Kapitel mehr lesen, ist ja nicht so lang, und dann noch eins und
noch eins..... Der entspannte Zeilenabstand lässt auch ungeübtere Leser
leichter die aktuelle Zeile im Blick behalten, ohne daß man verrutscht und auch
die Schriftgröße ist zwar kein Großdruck mehr, aber größer als z.B. Harry
Potter.
Nun sind wir total gespannt auf Band 2: Wildhexe – die Botschaft des
Falken, das müssen wir unbedingt weiterlesen!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Reihe Hanser/dtv für dieses
Rezensionsexemplar und ganz besonders für den kinder- und augenfreundlichen
Druck!
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