Der Schatzsucher – Auf der Jagd nach Kunst und Kuriositäten, Fabian Kahl,
BUCHFUNK 6 CDs
Fabian Kahl ist seit 2013 regelmäßig in der ZDF Sendung „Bares für Rares“
zu sehen und fällt dort augenscheinlich aus dem Rahmen. Er ist dort der mit
Abstand jüngste Antiquitätenhändler und mit seinen Piercings und seinem
einseitig rasiert, einseitig langhaarigen Schädel entspricht er auch optisch
nicht dem Klischee eines Antiquitätenhändler. Auf diesem Hörbuch erzählt er auf
6 CDs und fast 6 ¼ Stunden lang über seinen Werdegang, von besonderen
Erlebnissen und gibt Tipps für die Bewertung bei An- und Verkauf von Raritäten
und Einzelstücken.
Der Autor liest hier selbst, das mag ich bisweilen sehr gerne, denn wer
versteht seine eigenen Sätze besser als der Autor und kann sie besser betonen?
Nun, in diesem Falle sicher nicht der Autor. Seine Stimme ist nicht unangenehm,
er klingt absolut authentisch, aber eben auch wie ein Mensch mitten aus dem
Leben und absolut nicht, wie ein professioneller Sprecher. Er liest sein eigenes
Buch, statt den Eindruck zu vermitteln locker aus dem Nähkästchen zu plaudern.
Dabei klingt er erstaunlich blechern. Das stört mich regelmäßig auch bei
Wissens-CDs für Kinder, wenn die Experten ihr Wissen vermitteln. Man hört
einfach, daß sie keine geschulten Sprecher sind, das ist jetzt keine
Besonderheit von Fabian Kahl. Leider ist das nicht mein einziger Kritikpunkt.
So hätte ich mir ein konsequenteres Lektorat gewünscht. Ein Lektorat, daß bei
der sprachlichen Abrundung deutlicher durchgreift und dem Gesamtwerk einen
runden Schliff gibt. So klingt es leider teilweise gestelzt. Während der
Schilderung seines Werdeganges erzählt Fabian Kahl, wie er nach dem
Realschulabschluß sein Fachabi machen wollte um danach ein Designstudium oder
ähnliches anzustreben, es im Internat aber nicht aushielt und abbrach. So kamen
mir einige sprachlichen Wendungen vor, als wolle er unter Beweis stellen, daß
er zwar nicht studiert habe, aber dennoch nicht ungebildet sei. Auch bei der
Schilderung einiger Begebenheiten habe ich den Eindruck, als versuche er sich
für die von ihm eingeschlagene Laufbahn zu rechtfertigen und klar zumachen, daß
er dennoch Ahnung von der Materie habe. Dies würde ich normalerweise als
selbstverständlich voraussetzen, wenn er dann nicht immer wieder betonen würde,
wie ausführlich er schon in jungen Jahren Auktionskataloge studiert habe
(niemals Lehrbücher, immer Kataloge) und mit seinem Vater durch Museen
streifte. Seine Familie wird sehr liebevoll und unterstützend dargestellt, die
ihm nicht nur die Liebe für Antiquitäten mit auf den Weg gab. Dennoch konnte
auch sie ihn nicht vor diversen Misserfolgen bewahren, die für mich durchaus
mit dem mangelnden Alter und Lebenserfahrung zu erklären sind. So wollte ich
bei zwei Episoden, die er erzählt ihm schon zurufen: Mensch, ruf doch die
Feuerwehr bzw. ruf die Polizei!, was er leider unterließ. Wahrscheinlich rechne
ich als Krimileserin und Juristin halt einfach mit dem Schlimmsten, im
Gegensatz zu ihm.
Einige seiner Tipps bedürfen keines Experten, die sind für mich einfach
ganz klar eine Frage des gesunden Menschenverstandes, gerade bei den
Ratschlägen zum Uhrenkauf. Auch, daß man Wertgegenstände immer bei Tageslicht
und nie im Dunkeln betrachten sollte. Vielleicht bin ich an einigen Stellen
auch schon zu abgebrüht oder durch meine Familie, die selbst einen großen
Faible für Antiquitäten und Uhren hat, zu stark vorgeprägt. Sehr schön fand ich
aber als Fan alter Möbel seine Begründung, warum er Antikes so sehr schätzt:
z.B. sind bereits alle belastenden Giftstoffe bereits ausgedünstet und
ökologisches und individuell ist es auch.
Einige Episoden sind sehr unterhaltsam. An einigen Stellen hätte ich mir
dann schon Fotos zu den gefundenen „Schätzchen“ gewünscht, z.B. dem
außergewöhnlichen Deckenleuchter, den er in Südafrika entdeckte und den er dann
schnell im Internet recherchierte. So etwas hätte ich nie so direkt zugegeben.
Es klingt so, als könne jeder mal schnell mit seinem Smartphone zum Experten
werden, wobei es hier wohl eher um das Gespür für das Besondere ging. Bekannt
war ihm der Schöpfer der hochpreisigen Leuchter aber auch nicht. Sehr ehrlich,
sehr schonungslos, erzählt er, wie er wurde was er derzeit ist und wie das
Angebot des ZDF eigentlich zu keinem besseren Zeitpunkt hätte kommen können. Absolut
offen, ehrlich und sympathisch, kein PR-Fuchs, für den Image alles ist. So ist
die große Schwäche des Buches auch gleichzeitig eine Stärke. Viele Mitglieder
der Hörrunde, fanden gerade das besonders gut. Insofern ist dieses Hörbuch
erfrischend anders und auf jeden Fall wunderbar als Gesprächsauftakt für eine
neue Runde im Restaurant/Kneipe/Party/Arbeit geeignet. Jeder kann gleich
mitreden und hört zu ;)
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