Donnerstag, 10. Januar 2019

Ostwind – Der große Orkan, Lea Schmidbauer, gelesen von Anja Stadlober, Der Hörverlag



Ostwind – Der große Orkan, Lea Schmidbauer, gelesen von Anja Stadlober, Der Hörverlag 

Mikas Rückkehr aus den Vereinigten Staaten ist angekündigt und alle machen sich Gedanken, wie Ari in diese besondere Beziehung zwischen ihr und Ostwind hinein passt. Doch eigentlich bleibt gerade keine Zeit, weil ein Sommersturm angekündigt ist und alle damit beschäftigt sind die Pferde hereinzuholen und den Hof sturmfest zu machen. Alle, außer Ari und das stinkt dieser gewaltig! Wegen der Auflagen des Jugendamtes hat sie den Auftrag das Telefon zu hüten, während selbst Marianne die Köchin mit den Pferden hilft. Als der Notruf eines Trupps einer Reitershow eingeht, deren Wagen einen Unfall hatte und die Pferde nun panisch durchs Gelände jagen, denkt Ari nicht lange nach. Sie sattelt Ostwind und reitet in den Sturm. Sie, die keine Angst zu kennen scheint, fängt auch tatsächlich einige der Pferde ein und kann sie davor bewahren auf die Straße zu laufen und bringt sie eigenmächtig nach Kaltenbach. Dort staunt sie beim Anblick der Proben der Kunstreiter, aber auch daß deren Showstar „der große Orkan“ ihrem Ostwind verblüffend ähnlich sieht. Allerdings prallen hier zwei Welten aufeinander, die wenig Verständnis für einander haben und die jede die andere für Tierquäler hält. Zum Abschied bedanken sich die Artisten mit Freikarten, die aber niemand außer Ari und Fanny nutzen will. Natürlich kommt es zu komplizierten Verwicklungen, wenn ausgerechnet die zwei auftauchen!

Der Einstieg in die Geschichte war rasant und gerade mit Fanny und ihren Versuchen in der Bibliothek den einen genialen Artikel für ihre Bewerbung für die Journalistenschule zu schreiben auch witzig. Fanny gefällt mir mit jedem Band besser, Wildfang Ari aber auch. Wer die zwei kennt, dem ist auch klar, dass es wieder einiges an Chaos und Turbolenzen geben wird. Und tatsächlich spielt dieser Band diesmal weniger auf Kaltenbach, in Andalusien oder auf einer Ranch in den Staaten, sondern im und um eine fahrende Pferdeshow. Natürlich zieht Ari heimlich mit Ostwind bei der Truppe von Equleuus ein, doch soviel Talent und Energie lassen sich natürlich nicht verbergen. Der Blick hinter die glitzernde Zirkuswelt ist faszinierend und ernüchternd zugleich. Die Hoffnung auf Ruhm und Ehre ist allgegegenwärtig, auch wenn sie eher unbegründet ist. Alltagssorgen drücken aufs Gemüt und der leere Geldbeutel bestimmt über die tierärztliche Versorgung. Da stellt sich mir immer wieder die Frage: Was ist besser, sich eine solche Show anzusehen, um mit der finanziellen Versorgung die Pflege von Tieren und Mitarbeitern zu sichern, oder sie zu boykottieren? Eine eindeutig richtige Antwort habe ich für mich noch nicht gefunden. Allerdings stellen auch die Artisten die Welt des Pferdeleistungssport und seine Methoden in Frage und sprechen Mika damit aus der Seele, ohne daß sie einander begegnet sind.

Der Schreibstil von Lea Schmidbauer ist wirklich packend. Sowohl was die Schilderungen des Showlebens angeht, als auch die kleinen Tricks, mit denen Maria Kaltenbach mal wieder hinters Licht geführt werden soll. Doch die ist zwar fast 75, aber nicht so arglos wie manche meinen. Dieses Abenteuer ist sehr viel spannender als viele Krimis, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Es ist mir zwar klar, daß es gut ausgehen wird, wie das aber gehen soll ist mir jedoch absolut schleierhaft gewesen und trieb mich unaufhaltsam voran. Meine Tochter war nicht ganz so begeistert, daß ihre Mutter vor lauter Spannung beim Lesen immer wieder verstummte und heimlich weiter las... Das Problem hat Anja Stadlober für sie gelöst. Sie liest absolut brillant, viel besser als ich. Sie schaffte es wunderbar alle Charaktere stimmlich von einander abzugrenzen. Besonders gelungen finde ich diesmal die Neuzugänge Nicolai Colombo und Yiri, den charismatischen aber durchtriebenen Herr der Pferdeshow. Sie schafft es ihren Akzent und ihre Sprechweise völlig individuell einzufangen, ohne dabei verstellt oder überzogen zu wirken. Sie klingt einfach, wie die zwei klingen müssen, scheinbar ganz mühelos schafft sie den sprachlichen Spagat zwischen den Geschlechtern. Hierdurch hört man diese Hörbücher gerne immer und immer wieder, auch wenn man das aufregende Ende schon zig mal gehört hat. Sie gibt dem Hörbuch eine ganz eigene Qualität, auch wenn man das Buch schon kennt. Uns hat es auch emotional gepackt. Herrn Kaans Geschichten von den Seelen der Pferdemenschen, die ihre Kräfte mit den Pferden teilen und diesen helfen, sind zwar fantastisch, aber auch sogleich faszinierend und sind wunderbar mit dieser Serie verwoben.

Bei der Einführung Aris in die Reihe, dachte ich ja, daß Mika aussteigen würde, da die Schauspielerin Hanna Binke nicht weitermachen wolle, aber Mika bleibt beständig und Ari verjüngt die Serie einfach nur wieder, um der Zielgruppe nicht zu entwachsen. Außerdem ist Mika inzwischen schon deutlich „gezähmter“, wenn auch noch nicht ganz, wenn es um ihre geliebten Pferde und allen voran Ostwind geht, kennt sie kein Pardon. Auch der sechste Band zeigt keinerlei Ermüdungserscheinungen oder deutet ein Ende der Serie an. Noch ist Ostwinds Geschichte nicht auserzählt. Wir freuen uns schon auf die nächsten Geschichten und werden uns bis dahin dann Ende Februar den 4. Film im Kino ansehen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Hörverlag für dieses außergewöhnliche Hörerlebnis.

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