Ostwind – Der große Orkan, Lea
Schmidbauer, gelesen von Anja Stadlober, Der Hörverlag
Mikas Rückkehr aus den Vereinigten Staaten ist
angekündigt und alle machen sich Gedanken, wie Ari in diese besondere Beziehung
zwischen ihr und Ostwind hinein passt. Doch eigentlich bleibt gerade keine
Zeit, weil ein Sommersturm angekündigt ist und alle damit beschäftigt sind die
Pferde hereinzuholen und den Hof sturmfest zu machen. Alle, außer Ari und das
stinkt dieser gewaltig! Wegen der Auflagen des Jugendamtes hat sie den Auftrag
das Telefon zu hüten, während selbst Marianne die Köchin mit den Pferden hilft.
Als der Notruf eines Trupps einer Reitershow eingeht, deren Wagen einen Unfall
hatte und die Pferde nun panisch durchs Gelände jagen, denkt Ari nicht lange
nach. Sie sattelt Ostwind und reitet in den Sturm. Sie, die keine Angst zu
kennen scheint, fängt auch tatsächlich einige der Pferde ein und kann sie davor
bewahren auf die Straße zu laufen und bringt sie eigenmächtig nach Kaltenbach.
Dort staunt sie beim Anblick der Proben der Kunstreiter, aber auch daß deren
Showstar „der große Orkan“ ihrem Ostwind verblüffend ähnlich sieht. Allerdings
prallen hier zwei Welten aufeinander, die wenig Verständnis für einander haben
und die jede die andere für Tierquäler hält. Zum Abschied bedanken sich die
Artisten mit Freikarten, die aber niemand außer Ari und Fanny nutzen will.
Natürlich kommt es zu komplizierten Verwicklungen, wenn ausgerechnet die zwei
auftauchen!
Der Einstieg in die Geschichte war rasant und
gerade mit Fanny und ihren Versuchen in der Bibliothek den einen genialen
Artikel für ihre Bewerbung für die Journalistenschule zu schreiben auch witzig.
Fanny gefällt mir mit jedem Band besser, Wildfang Ari aber auch. Wer die zwei kennt,
dem ist auch klar, dass es wieder einiges an Chaos und Turbolenzen geben wird.
Und tatsächlich spielt dieser Band diesmal weniger auf Kaltenbach, in
Andalusien oder auf einer Ranch in den Staaten, sondern im und um eine fahrende
Pferdeshow. Natürlich zieht Ari heimlich mit Ostwind bei der Truppe von
Equleuus ein, doch soviel Talent und Energie lassen sich natürlich nicht
verbergen. Der Blick hinter die glitzernde Zirkuswelt ist faszinierend und
ernüchternd zugleich. Die Hoffnung auf Ruhm und Ehre ist allgegegenwärtig, auch
wenn sie eher unbegründet ist. Alltagssorgen drücken aufs Gemüt und der leere
Geldbeutel bestimmt über die tierärztliche Versorgung. Da stellt sich mir immer
wieder die Frage: Was ist besser, sich eine solche Show anzusehen, um mit der
finanziellen Versorgung die Pflege von Tieren und Mitarbeitern zu sichern, oder
sie zu boykottieren? Eine eindeutig richtige Antwort habe ich für mich noch
nicht gefunden. Allerdings stellen auch die Artisten die Welt des
Pferdeleistungssport und seine Methoden in Frage und sprechen Mika damit aus
der Seele, ohne daß sie einander begegnet sind.
Der Schreibstil von Lea Schmidbauer ist
wirklich packend. Sowohl was die Schilderungen des Showlebens angeht, als auch
die kleinen Tricks, mit denen Maria Kaltenbach mal wieder hinters Licht geführt
werden soll. Doch die ist zwar fast 75, aber nicht so arglos wie manche meinen.
Dieses Abenteuer ist sehr viel spannender als viele Krimis, die ich in letzter
Zeit gelesen habe. Es ist mir zwar klar, daß es gut ausgehen wird, wie das aber
gehen soll ist mir jedoch absolut schleierhaft gewesen und trieb mich unaufhaltsam
voran. Meine Tochter war nicht ganz so begeistert, daß ihre Mutter vor lauter
Spannung beim Lesen immer wieder verstummte und heimlich weiter las... Das
Problem hat Anja Stadlober für sie gelöst. Sie liest absolut brillant, viel
besser als ich. Sie schaffte es wunderbar alle Charaktere stimmlich von
einander abzugrenzen. Besonders gelungen finde ich diesmal die Neuzugänge
Nicolai Colombo und Yiri, den charismatischen aber durchtriebenen Herr der
Pferdeshow. Sie schafft es ihren Akzent und ihre Sprechweise völlig individuell
einzufangen, ohne dabei verstellt oder überzogen zu wirken. Sie klingt einfach,
wie die zwei klingen müssen, scheinbar ganz mühelos schafft sie den
sprachlichen Spagat zwischen den Geschlechtern. Hierdurch hört man diese Hörbücher
gerne immer und immer wieder, auch wenn man das aufregende Ende schon zig mal
gehört hat. Sie gibt dem Hörbuch eine ganz eigene Qualität, auch wenn man das
Buch schon kennt. Uns hat es auch emotional gepackt. Herrn Kaans Geschichten
von den Seelen der Pferdemenschen, die ihre Kräfte mit den Pferden teilen und
diesen helfen, sind zwar fantastisch, aber auch sogleich faszinierend und sind
wunderbar mit dieser Serie verwoben.
Bei der Einführung Aris in die Reihe, dachte
ich ja, daß Mika aussteigen würde, da die Schauspielerin Hanna Binke nicht
weitermachen wolle, aber Mika bleibt beständig und Ari verjüngt die Serie
einfach nur wieder, um der Zielgruppe nicht zu entwachsen. Außerdem ist Mika
inzwischen schon deutlich „gezähmter“, wenn auch noch nicht ganz, wenn es um
ihre geliebten Pferde und allen voran Ostwind geht, kennt sie kein Pardon. Auch
der sechste Band zeigt keinerlei Ermüdungserscheinungen oder deutet ein Ende
der Serie an. Noch ist Ostwinds Geschichte nicht auserzählt. Wir freuen uns
schon auf die nächsten Geschichten und werden uns bis dahin dann Ende Februar
den 4. Film im Kino ansehen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei der
Hörverlag für dieses außergewöhnliche Hörerlebnis.
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